Cambridge 5 - Hannah Coler

  • Ein sehr polarisierendes Buch, was vor allem an einem Klappentext liegt, der grundsätzlich mehr Empathie vermuten lässt. Aber gerade bei der Zeichnung der Figuren hat der Roman leichte Schwächen. Wesentliche Inhalte über das Leben und Wirken von Kim Philby, den das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ Ende der 60er Jahre auf dem Titelblatt „Moskaus größter Spion“ nannte, werden im Rahmen einer Dissertation erzählt. Dadurch wirken lange Sequenzen leider etwas statisch und sachlich. Die inhaltliche Brisanz wird dadurch jedoch kaum gemildert.


    Kim Philby lebte von 1912 bis 1988 und arbeitete zeitgleich für mehrere Geheimdienste. Wenn man ein wenig an politischer Geschichte interessiert ist, waren diese ganzen Seiten der Dissertation hochspannend und auf eine sehr einfach verdauliche Weise dargestellt und rübergebracht. Die kleine Story in der Gegenwart ist jedoch wohl nur dazu gedacht, die eigentliche Philby-Story zu erzählen.


    Es soll vor allem zeigen, dass zwar der Kalte Krieg vorbei ist, die Geheimdienste aber immer noch ähnlich zur Vergangenheit agieren. Um eine stärkere Handlungsdichte zu bekommen, hätte man näher an Philbys Aktionen herangeführt werden und ihn wirklich bei seinen ganzen Tätigkeiten begleiten müssen.Es wird aber lediglich in der Rückschau über ihn berichtet.


    Ich fand das Buch insgesamt interessant, wenn auch vielleicht kein absolutes Highlight.

    8 Punkte gibt es von mir.

  • Dieses Buch war eine Beute vom Büchertisch beim Büchereulentreffen.


    Trotz seiner Schwächen habe ich das Buch gerne gelesen. Es geht das Thema Spionage aus einem anderen Blickwinkel an. Für mich sind die Ereignisse der aktuellen Zeit durchaus interessant und glaubwürdig geschildert. Schwierig war für mich die Einbindung der realen Spionagegeschichte, die für mich einen zu großen Raum einnahm und teilweise etwas langatmig erzählt wurde.


  • Ich habe dem Buch eine zweite Chance gegeben, denn es hat mir keine Ruhe gelassen. Als wir es in der gemeinsamen Leserunde im September 2017 gelesen haben, gefiel es mir überhaupt nicht. Bei Random House wird es unter dem Genre Spionage- und Agententhriller geführt. Zusammen mit dem Klappentext führte das bei mir zu einer Erwartungshaltung, die nicht erfüllt werden konnte. Ich fand das Buch langweilig und habe schließlich nur noch quer gelesen und auch keine Rezension verfasst. Ich dachte mir, schade um das Buch, war ich doch am Anfang so begeistert davon, naja, vom ersten Kapitel.


    Nun also ein zweiter Anlauf mit dem Wissen, dass es sich nicht um einen Thriller handelt, sondern um einen dokumentarischen Roman, über weite Strecken sachlich geschrieben, dialogarm, mit einer gewissen Spannung auf der einen Handlungsebene und einer Fülle an Informationen auf der anderen.

    Doch das Buch gefällt mir auch dieses Mal nicht, ich kann meinen Eindruck vom ersten Lesen nicht revidieren. Wieder fand ich keinen Zugang zu den Figuren, wieder ertappte ich mich beim Querlesen.


    Das durchaus spannende Leben des (realen) Spions Kim Philby in Form einer Dissertation in die Geschichte einzubinden, ist eine interessante Idee, las sich für mich jedoch zäh, da es aus meiner Sicht der Autorin nicht gelungen ist, die Zeitebenen so miteinander zu verknüpfen, dass sie gleichwertig mein Interesse erwecken konnten.


    Irgendwie schade, aber über 5 Punkte kommt das Buch für mich nicht hinaus.