'Der Nachsommer' - Band 3, Kapitel 1 - 2

  • Es tut sich was! Und darum habe ich mich auch etwas gewundert, daß gleich zu Beginn des Abschnitts von Mathilde nicht mal eine Bemerkung über das Gespräch mit ihrer Tochter kam. Wenn man allerdings so gut im Schweigen ist, wie diese ganze Gesellschaft, kommt es auf ein Mal mehr Schweigen auch nicht mehr an. :grin ;-)


    So gaaanz langsam entwickelt sich etwas zwischen den beiden jungen Menschen, aber die Entscheidung überlassen sie denn doch den Alten, also Eltern & Co. Aus heutiger Sicht etwas unverständlich, aber damals war das wohl so üblich. Wir sind im Buch immerhin derzeit ungefähr im Jahre 1830 (ich habe von Beginn an nicht so genau die verflossenen Jahre mitgezählt). Aber wie zu erwarten, haben die Familien auch nichts dagegen.


    Eine Formulierung, die mir ausnehmend gefällt, findet sich (in meinem Buch) auf Seite 528:
    Ich antwortete, daß ich über jenen Zeitpunkt jetzt durchaus nicht zu verfügen imstande sei.


    Ansonsten reist man hin und her, unterhält sich - oder auch nicht und läßt das Leben seinen Gang gehen.


    Interessant die Ausführungen über Kunst und daß es für ein Kunstwerk (oder auch ein Gebäude) des jeweils richtigen und passenden Materials bedarf.


    Schließlich auch eine Andeutung Risachs, daß er dem „Wanderer“ noch seine Lebensgeschichte und wie er zu Mathilde steht erzählen wird. Diese kommende Erzählung ist übrigens die „Keimzelle“ des Buches. Bei der Ausarbeitung der Geschichte wurde es nicht nur eine kleine Novelle, sondern gleich ein ganzer Roman (zumindest wenn ich meinen diversen Vor- und Nachworten glauben darf).

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Diese Kapitel habe ich manchmal quergelesen. Und hatte nicht das Gefühl, etwas nicht mitbekommen zu haben. Gespräche über Kunst und Schönheit, Liebe und Gott. Viel Gerede, wenig Aussage, viele Selbstverständlichkeiten, die nun wirklich keine weltbewegenden Erkenntnisse sind.


    Beispiel:

    Zitat

    Das Metall aber hat wesentlich andere Merkmale als der Stein.

    Hätte ich nun wirklich auch gewusst :help


    Reisen hierhin, Reisen dorthin, Güte und Harmonie bis zum Erbrechen, bedeutungsvolle Augen, unendliches Schweigen.


    Und die für mich schon sehr seltsame Aussage der Mutter von X:

    Zitat

    Klotilde wird die Art der Neigung zu dir umwandeln müssen, und möge das alles mit gelindem Kelche vorübergehen.

    Mhm, da würde ich mir schon auch Sorgen machen. Klotilde benimmt sich, als würde sie einen Liebhaber verlieren, und nicht, als wolle bloß der Bruder heiraten. So viel Heulen und Wehklagen, erbarmenswert.

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde