Stimme der Toten - Elisabeth Herrmann

  • Goldmann Verlag 2017, 539 Seiten


    Band 2 der Trilogie mit Tatortreinigerin Judith Kepler


    Über den Inhalt:

    Judith Kepler ist Tatortreinigerin. Sie wird gerufen, wenn der Tod Spuren hinterlässt, die niemand sonst beseitigen kann. In einem großen Berliner Bankhaus ist ein Mann in die Tiefe gestürzt. Unfall oder Selbstmord? Judith entdeckt Hinweise, die Zweifel wecken. Als sie die Polizei informiert, ahnt sie nicht, welche Lawine sie damit lostritt: Sie gerät ins Visier einer Gruppe von Verschwörern, die planen, die Bank zu hacken. Ihr Anführer ist Bastide Larcan, ein ebenso mächtiger wie geheimnisvoller Mann, der Judith zur Zusammenarbeit zwingt. Denn er kennt Details aus ihrer Vergangenheit, die für sie selbst bis heute im Dunklen liegen. Und in Judith keimt ein furchtbarer Verdacht – kann es sein, dass Larcan in die Ermordung ihres Vaters verstrickt war? Sie weiß, sie wird nicht ruhen, bis sie endlich die Wahrheit erfährt, was als Kind mit ihr wirklich geschah …


    Über die Autorin:

    Elisabeth Herrmann wurde 1959 in Marburg/Lahn geboren. Sie machte Abitur auf dem Frankfurter Abendgymnasium und arbeitete nach ihrem Studium als Fernsehjournalistin beim RBB, bevor sie mit ihrem Roman "Das Kindermädchen" ihren Durchbruch erlebte. Fast alle ihre Bücher wurden oder werden derzeit verfilmt: Die Reihe um den Berliner Anwalt Vernau sehr erfolgreich mit Jan Josef Liefers vom ZDF. Elisabeth Herrmann erhielt den Radio-Bremen-Krimipreis und den Deutschen Krimipreis 2012. Sie lebt mit ihrer Tochter in Berlin.


    Meine Meinung:

    Für alle Leser, die den Vorgänger „Zeugin der Toten“ nicht kennen, hat Elisabeth Herrmann die Vorgeschichte in den Band einfließen lassen, so dass man der Handlung problemlos ohne Vorkenntnisse folgen kann.


    Sechs Jahre sind seit den nervenzerreißenden Geschehnissen in „Zeugin der Toten“ vergangen und Judiths Leben verläuft in ruhigen Bahnen. Das ändert sich, als sie in ihrem Nebenjob als Tatortreinigerin die Spuren eines Selbstmords in einer Bank beseitigen soll und dabei entdeckt, dass hier vermutlich ein Mord geschehen ist. In der Folge wird sie gezwungen, beim Hacken dieser Bank mitzumachen, diverse Geheimdienste mischen mit, darüber hinaus tauchen Figuren aus Judiths noch immer nicht gänzlich geklärter Vergangenheit auf und sie gerät einer Gruppe Rechtsradikaler in die Quere.


    Nur anfänglich trifft die auf dem Cover aufgedruckte Bezeichnung Kriminalroman zu, schnell entwickelt sich die intelligente, hochspannende, dem Leser keine Atempause gönnende Geschichte zu einem Agententhriller, in dem nach allerbester Manier lange gerätselt werden darf, wer zu den Guten und wer zu den Bösen gehört, wer sich als Freund oder Feind offenbart. Als sehr wohltuend habe ich es empfunden, dass Elisabeth Herrmann dabei ohne Effekthascherei und künstlich erzeugte Dramatik auskommt, die Spannung bleibt bis zum Ende durchgängig auf hohem Niveau.

    Mehrere Handlungsstränge und diverse Schauplätze gilt es aufmerksam zu verfolgen, mit vielen Wendungen sorgt die Autorin immer wieder für Überraschungen. Die undurchsichtigen Charaktere tun ihr übriges dazu, den Leser auf eine falsche Fährte zu locken. In der stimmigen Atmosphäre, mal düster, mal trostlos, mal aufgeladen, mal aggressiv, agieren die Charaktere authentisch. Neben den bildhaften Beschreibungen machen die lebendigen Dialoge das Buch zu einem Lesevergnügen.


    Mit Judith Kepler hat Elisabeth Herrmann eine Figur geschaffen, die mir auch nach sechs Jahren noch gut in Erinnerung ist. So verwundbar, aber auch so tough. Ich wünsche ihr, auch in ihrer komplizierten Beziehung zu dem Ex-BND-Agenten Quirin Kaiserley, dass sie im drittten Teil der Trilogie endlich Antworten auf all die Fragen findet, die nach dem Ende dieses Buches noch offen geblieben sind.


    ASIN/ISBN: 3442488397

  • Ich war mit Wuermchen auf der Lesung und der Name Judith Kepler hat mir gleich etwas gesagt. Aber, ob ich das Buch gelesen habe oder ob ich eine Verfilmung gesehen habe, ich weiß es bis jetzt nicht.


    Der Inhaltsangabe von JaneDoe kann ich nichts mehr hinzufügen. Für mich war es ein intelligenter und komplexer Thriller, der mir keine Minute Zeit ließ, um durchzuschnaufen - prall gefüllt und spannend sind diese 539 Seiten. Die Personen wurden gut beschrieben und die Geschehnisse so bildhaft, daß ich als Leser auch klare Bilder vor mir hatte. Am Ende bleibt nur die Hoffnung, daß die Autorin den Abschlußband der Trilogie schnell schreibt, damit alle offenen Fragen geklärt werden können.


    Von mir eine echte Leseempfehlung!

  • Entsetzen macht sich bei mir breit, wenn ich annehmen muss, dieses Buch hätten nur zwei Eulen vor mir gelesen, gehört es doch zu den absoluten Highligts des letzten Jahres. Deutsch - deutsche Zeitgeschichte in einen Agententhriller verpackt der spannend und informativ zugleich ist. Judith Kepler hat sich nach den Ereignissen des ersten Bandes der Trilogie entschlossen diesen, ihren falschen Namen zu behalten und nicht zu ihrem Geburtsnamen zurückzukehren. Sie arbeitet weiter in ihrem Beruf als Reinigerin mit Spezialausbildung zum Tatortreiniger. Als sie an einem Tatort Spuren entdeckt, die bei einem Selbstmord nicht entstanden wären gerät sie hinein in einen Strudel von Intrigen, Gewalt und Mord. Die Autorin beschreibt die realen Gefahren von Angriffen auf empfindliche Stellen unserer westlichen Demokratie mittels Cyberkriminalität. Hier geht es um eine Bank, die ist so gut nach außen gesichert, da kommt man nicht dran. Man braucht einen Insider, der kann aber natürlich auch die Putzfrau sein. Da würde Judith Kepler freiwillig nie mitmachen, aber da gibt es ja Tabea, das traumatisierte Kind aus der Nachbarschaft, das dringend Hilfe braucht weil es in einem Dorf landet, das als nationalbefreite Zone von Rechtsradikalen der übelsten Sorte bewohnt wird. Sehr neuere Zeitgeschichte. Judith Kepler überlebt auch das- logisch beim zweiten Band einer Trilogie. Aber wie ist so hochspannend zu lesen, dass man das Buch nur empfehlen kann.