Wir sehen uns beim Happy End - Charlotte Lucas:

  • Ellas Welt


    Inhalt:


    Emilias Lebensmotto: „Eine Geschichte ist immer so gut wie ihr Ende.“


    Emilia Faust, genannt „Ella“ ist seit 6 Jahren mit Philipp liiert, nächstes Jahr wollen sie heiraten. Das Datum steht schon fest. Der große Tag soll am 21. August als rauschendes Fest über die Bühne gehen. Emilia ist gelernte Hauswirtschafterin, doch seit sie mit Philipp zusammen ist, ist sie nur noch exklusiv für ihn da. Zuvor hatte sie zusammen mit ihrer Freundin Cora eine Agentur „Die gute Fee“ ins Leben gerufen, in der die beiden das Managen des gesamten Haushalts für ihre Kunden anboten. Philipps wegen ist Ella ausgestiegen und die Freundschaft zu Cora erlitt einen schmerzhaften Bruch. Klar, Cora fühlte sich in Stich gelassen.



    Nebenbei betreibt Ella den Weblog „Better Ending“, in dem sie für Romane und Filme, die ohne Happy End ausgehen, das Ende neu formuliert und ihnen ein besseres Ende verpasst. Sie findet, es gibt überhaupt keinen Grund, dass fiktionale Stories schlecht enden müssten, und damit Menschen aufwühlen und in Verzweiflung stürzen. Ellas Welt ist schön und heiter. Ella findet, ein schlechter Ausgang ruinierte alles. Ellas Heldinnen reiten mit ihrem Helden gemeinsam in den Sonnenuntergang, Hand in Hand und bis in alle Ewigkeit. Ellas Anliegen ist es, den Menschen ein gutes Gefühl zu vermitteln.



    Und dann verändert ein zufällig entdeckter Brief, den Philipp in seinem Trenchcoat vergessen hat und den Ella zur Reinigung bringen soll, Ellas Welt mit einem Paukenschlag.



    Philipp hatte sie betrogen. Und zwar in der Nacht bevor er ihr am Morgen einen Heiratsantrag machte. Ein starkes Stück! Wütend nennt Ella den Heiratsantrag „das Ergebnis eines moralischen Katers“. Völlig unter Dampf rennt sie aus dem Haus, schnappt sich Philipps teures Rennrad und verursacht damit einen Unfall auf einer Treppe. Sie bringt einen Mann, der barfuß läuft, zu Fall.



    Mehr möchte ich nicht verraten.



    Meine Meinung:


    Das Cover finde ich sehr gelungen. Ich liebe Handlettering, deshalb gefallen mir die bunten Buchstaben und das Drumherum. Absolut ansprechend.



    Der Schreibstil ist locker und flüssig. Man kann sich regelrecht festlesen. Das ist schon mal ein großes Plus. Die Blogeinträge locker das Ganze noch mal auf.



    Ella war mir in ihrer leicht chaotischen Art sympathisch. Trotzdem konnte ich kaum glauben, dass es in der heutigen Zeit junge, gebildete Frauen gibt wie Ella, die wegen eines Kerls, ihre Eigenständigkeit aufgeben, um für ihren Liebsten ‚nur Hausfrau‘ zu spielen. Ihre Flunkerei, fand ich manchmal schon sehr heftig. Sie flüchtete sich in Traumwelten und klammert sich daran fest. Ich gehöre zur Fraktion, die Lügen so gar nicht mag. Und manche ihrer Reaktionen fand ich übertrieben. Auch war sie sehr sprunghaft. Zum Bespiel fand ich Oscars Satz sehr treffend: "Wo sind Sie schon wieder? Es kommt mir vor, als würde bei Ihnen jemand hin und wieder das Licht ausknipsen." Genauso empfand auch ich Ella.



    Stark fand ich die Erklärung zu Ellas Tätowierung. Ein Semikolon, weil der Satz nach einem Semikolon noch nicht zu Ende ist, sondern weil er weitergeht.



    Philipp war für mich ein Macho, der es genoss, umsorgt zu werden, und der sich wenig Gedanken um Ellas Wohlbefinden machte. Für ihm zählte nur seine Bequemlichkeit.



    Und Oskar, tja, ich mochte ihn, er hat durchlief eine ziemlich heftige Entwicklung.



    Den Spruch von Erhard F. Freitag in Ellas Zimmer mochte ich sehr: Sorge dafür, dass das kommt, was du liebst. Andernfalls musst du lieben was kommt.



    Einer der besten Sätze kommt von Dr. Specht: „Es gibt nur einen Weg, seine Schatten loszuwerden – indem man sich ihnen stellt und lernt, mit der Wahrheit zu leben.“



    Eine sehr emotionale Geschichte. Wer Happy Ends liebt, wird auf seine Kosten kommen.


    4 Sterne

  • Eigentlich gehöre ich ja nicht zur Zielgruppe dieses Buches als Mann, der das mittlere Lebensalter mehr als erreicht hat. Aber: wie ich vor Jahren zur Müttermafia Reihe von Kerstin Gier schon schrieb, so ein Buch ist nach einer anstrengenden Arbeitswoche wie ein Stückchen Urlaub fürs Gehirn. Da werden Regionen angesprochen, die in der Woche Kalk angesetzt haben und andere einfach abgeschaltet. Nach dem Lesen ist das Restwochenende einfach mit einem breiten Grinsen im Gesicht eine entspannte Angelegenheit. Aber Vorsicht. Beim Lesen in der Öffentlichkeit, z.B. Bus oder Bahn sollte man(n) einen Schutzumschlag um das Buch tun, es ist nicht auszuschließen, dass es zu kritischen Blicken auf diesen dümmlich vor sich hingrinsenden Herrn kommt.


    Dabei ist die Geschichte dieses Buches eher tragisch. Da kommt ein Selbstmordversuch des Weges, ein schwer traumatisierter Mann erleidet eine Amnesie und auf diesen Mann trifft eine Frau mit einem ganz eigenen Drama. Sie lebt in ihrem Kopf in einer Parallelwelt, eine Träumerin sagt der Mann ihrer Träume, sie steht nur auf Happy End. So schreibt sie Filme, Bücher und Gedichte um, bei ihr würde John Maynard überleben oder der Erlkönig versagen. Bis zu dem höchstdramatischen Zusammentreffen der beiden träumt sie von einer Ehe mit P. , ihrem Traumprinzen, dem sie seit sechs Jahren als gelernte Hauswirtschaftlerin den Haushalt führt und den

    Rücken freihält. Der Traum platzt, als sie erfährt, dass der Heiratsantrag eine Verlegenheitslösung nach einem Seitensprung war, Reue ja, Ehrlichkeit mit nichten. So mit der Realität konfrontiert flieht die Protagonistin sich in es wird schon wieder Szenarien und in Wetten mit sich selbst, wenn das gut geht, dann wird das Universum das andere auch richten. Dabei kommt Emilia in ganz normale Alltagssituationen und -probleme, die sie auch durchaus patent und realistisch zu lösen versteht, aber durch ihre Motivation für

    Better Endings zu sorgen und weil wir ihre diesbezüglichen Gedanken mitverfolgen können, entsteht erst im Kopf dieser Kopfkinofilm mit dem Gefühl in der ersten Reihe zu sitzen und dann dieses leichte Dauergrinsen über Situationen in die die arme Emilia gerät und ihre kreativen Lösungen. Nur als Nebenbemerkung, wer die Autorin kennt wird alte Bekannte treffen. Ich konnte einen Verleger identifizieren und eine Kindertagesstättenleiterin. Dass das Buch am Ende noch eine Erklärung liefert für die Verhaltensweise der Protagonistin und ein weiteres schweres Trauma offenbar wird hat für mich die Geschichte rund gemacht, am Kernthema, dass es sich um echte, humorvolle, jugendfreie ChickLit, also reinste Entspannungsliteratur handelt aber nichts geändert. Ich habe es genossen wie einen Hugo oder Aperol Sprizz an einem warmen Sommerabend.

  • Emilia Faust, genannt Ella, liebt Happy Ends. So sehr, dass es nicht aushält, wenn Bücher oder Filme mal kein Happy End haben. Daher hat sie auch einen Blog, in dem sie alternative Enden für ebenjene Bücher und Filme veröffentlicht.

    Als herauskommt, dass ihr Verlobter Philip sie betrogen hat, bricht für Ella erst einmal die Welt zusammen. Bei dem Versuch Klarheit zu bekommen hat sie einen Zusammenstoß mit einem Fremden.

    Schnell stellt sich heraus, dass dieser Fremde, Oscar, nicht nur sein Gedächtnis verloren hat, sondern auch noch ganz andere Probleme in seinem Leben hat. Für Ella die perfekte Gelegenheit nicht nur eine Unterkunft zu bekommen, sondern auch für Oscar ein Happy End herbei zu führen.


    Das Buch war flott zu lesen, die Seiten flogen nur so dahin. Ella ging mir mit ihrer Art manchmal auf den Keks, einerseits ist sie eine patente Frau, die das Leben fest durchorganisiert, andererseits lügt sie sich ganz offensichtlich andauernd selbst in die Tasche. Ausserdem hat sie keinerlei Skrupel Oscar über weite Strecken anzulügen, natürlich nur zu seinem besten und nicht um sich selbst Job und Unterkunft zu sichern.

    Das klingt jetzt schlimmer als es ist, Ella ist ein liebenswürdiger Mensch und ist sich sehr wohl bewusst, dass die Lügerei nicht richtig ist und ihr die ganze Geschichte jederzeit um die Ohren fliegen kann. Und sie hat ja noch Cora, ihre Freundin, die ihr bei Bedarf den Kopf zurechtrückt, sie aber auch unterstützt.


    Was mich ein wenig irritiert hat war, dass Oscar nach seinem Handgelenksbruch nur eine Woche Gips tragen musste. Auch Oscars Gesamtzustand nach dem Bruch war deutlich besser, als ich es nach so einem Eingriff erwarten würde. Mich hat das ziemlich gestört, da ich selbst nach genau dem gleichen Eingriff letztes Jahr komplett andere Erfahrungen gemacht habe. An der Stelle wurde es für mich dann einfach teilweise zu unglaubwürdig.


    Trotz der aufgeführten Dinge hat mir das Buch Spaß gemacht und das Ende fand ich dann wiederum ganz bezaubernd. Alles in allem war es ein nettes Buch für zwischendurch.


    Von mir 6 von 10 Punkte

  • Wer wünscht sich nicht ein Happy End für alle Lebenslagen? In dieser Sache sind wir bestimmt alle ein bisschen wie Ella, die Protagonistin von Charlotte Lucas' Buch "Wir sehen uns beim Happ End wieder". Ich bin jedenfalls ein grosser Fan von Geschichten mit einem guten Ende und kam daher natürlich nicht an diesem Buch vorbei. ;-)


    Ella hatte mit ihrer liebenswürdigen Art eigentlich das Zeug dazu, sich sehr schnell in mein Herz einzuschleichen. Und in der Tat konnte ich mich in ein paar kleinen Details in ihr wieder erkennen. Doch ihre Art, schon fast krampfhaft alles zum Guten wenden zu wollen, für das sie auch nicht vor Lügen zurück schreckt, war mir ab und an dann doch etwas zu anstrengend.


    Nichtsdestotrotz habe ich das Buch gerne gelesen. Charlotte Lucas' charmanter Erzählstil lassen die Augen nur so über die Buchseiten fliegen und der originelle Plot lädt zum Nachdenken und immer wieder Schmunzeln ein. Auch wenn die Geschichte locker erzählt wird, schwebt doch ein Hauch Melancholie zwischen den Zeilen - jedoch nur so viel, dass es für mich ein Wohlfühlbuch bleibt.


    Übrigens konnte ich mich mit Ella nicht nur durch ihre Liebe zum Weihnachtsfilm "Tatsächlich Liebe" fast gänzlich versöhnen. ;-) Mehr wird hier natürlich nicht verraten...


    Fazit: Eine liebenswerte Geschichte mit einem Schuss Dramatik, aber mit viel Hoffnung und ein bisschen Zauber für gemütliche Lesestunden - nicht nur zu Weihnachten.