'Vergeben und Vergessen auf Pemberley' - Seiten 350 - 430

  • Ich glaube, Georgianans Weigerung zu heiraten, ist tatsächlich auf ihre negativen Erfahrungen mit Männern zurückzuführen. Gute Erfahrungen hat sie ja leider weniger - abgesehen von ihrem Bruder und ihrer Freundschaft zu William.


    Ich würde ihr trotzdem von Herzen wünschen das sie sich richtig verliebt und dies um ihrer Person Willen erwidert wird. Einen Mann der SIE ( und nicht ihr Vermögen ) liebt.

  • Georgiana war für mich immer der Gegenentwurf zu Elizabeth und ihren Schwestern.


    Jane Austen beschreibt die ungünstigen Aussichten der Bennetmädchen auf dem Heiratsmarkt. Zuerst ist es "nur" die geringe Mitgift. Ein Detail, auf das Mr. Collins bei seinem Heiratsantrag so "mitfühlend" hinweist. Dann aber müssen sie sogar befürchten, durch das skandalöse Verhalten Lydias vollends "unattraktiv" für jungen Gentlemen geworden zu sein.


    Bei Georgiana ist es genau anders. Mit Darcys Brief an Lizzy erfahren wir, wie ein vermögendes junges Mädchen Begehrlichkeiten bei einem jungen Gentleman weckte. Denn Wickham war nicht an Georgiana interessiert, sondern allein an ihrem gewaltigen Vermögen von 30.000 Pfund!!! Das klingt für uns heute so wenig. Interessant ist in dem Zusammenhang, was Elsemarie Maletzke zu den Verdiensten zurzeit Jane Austens schreibt:


    "In einer Zeit, in der ein Hausmädchen vier Pfund, ein Landarbeiter sechs Pfund und ein Hilfspfarrer um die fünfzig Pfund im Jahr verdienten, ..." (Maletzke, Elsemarie: Mit Jane Austen durch England, Frankfurt a. M. 2009, S.28.)


    Anders ausgedrückt, ein Hausmädchen müsste 7.500 Jahre arbeiten, ein Landarbeiter 5.000 Jahre und ein Hilfspfarrer immer noch 600 Jahre, um diese Summe zu erreichen.


    Bei Tom Jones erhalte ich gerade die Bestätigung, was die Aussicht auf ein Vermögen bei den unterschiedlichsten Gentlemen für Begehrlichkeiten hervorruft. Denn das Vermögen der Gattin geht ja auf den Ehemann über! Er kann über dieses frei verfügen.


    Georgiana ist schüchtern, aber nicht dumm. Wickham kannte sie seit ihrer Kindheit. Sie vertraute ihm. Denn so richtig kennengelernt hat ihn ja aus ihrer Familie nur Darcy. Und dies auch erst durch Wickhams Lebenswandel während seines Studiums. Georgianas Zuneigung zu Saunders war echt. Doch jener Gentleman gehört zu der Sorte, die ihren Spaß haben wollen. An eine Bindung dachte Saunders nicht ernsthaft. Da fällt mir sogleich Willoughby aus Sinn und Sinnlichkeit ein. Und von ihm musste der Leser wirklich ausgehen, er sei ernsthaft in Marianne verliebt gewesen. Doch auch seine Liebe war (anfangs) nur vorgetäuscht. Der rasche Wechsel der Zuneigung von einem zum anderen wird in jedem Austen Buch thematisiert. So auch in Emma durch Harriet. Emma ist überhaupt die einzige Austen Heldin, die vermögend ist. Bei ihr begegnet der Leser auch solch einem unabhängigen Denken, in dem Georgiana sich gerade versucht. Emma verfügt allerdings über eine gehörige Portion Selbstbewusstsein, was Georgiana (noch) fehlt.


    Und mehr möchte ich zu diesem ungelegten "Ei" nicht sagen ... :-]

  • Anders ausgedrückt, ein Hausmädchen müsste 7.500 Jahre arbeiten, ein Landarbeiter 5.000 Jahre und ein Hilfspfarrer immer noch 600 Jahre, um diese Summe zu erreichen.

    Wow, ist das viel!!! Das Geld würde ja mehrere Generationen ausreichen.



    Ich würde ihr trotzdem von Herzen wünschen das sie sich richtig verliebt und dies um ihrer Person Willen erwidert wird. Einen Mann der SIE ( und nicht ihr Vermögen ) liebt.

    :writeIch auch.

    Sasaornifee :eiskristall



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    "Wer seid ihr und was wollt ihr?" - Die unendliche Geschichte - Michael Ende