Strafe - Ferdinand von Schirach

  • Gebundene Ausgabe: 192 Seiten

    Verlag: Luchterhand Literaturverlag (5. März 2018)

    Sprache: Deutsch

    ISBN-10: 3630875386

    ISBN-13: 978-3630875385


    Inhaltsangabe:


    Was ist Wahrheit? Was ist Wirklichkeit? Wie wurden wir, wer wir sind? Ferdinand von Schirach beschreibt in seinem neuen Buch "Strafe" zwölf Schicksale. Wie schon in den beiden Bänden "Verbrechen" und "Schuld" zeigt er, wie schwer es ist, einem Menschen gerecht zu werden und wie voreilig unsere Begriffe von "gut" und "böse" oft sind.


    Autoreninfo:


    Ferdinand von Schirach, geboren 1964, lebt in Berlin. Seine Bücher sind internationale Bestseller, die in mehr als vierzig Ländern erscheinen und zur Vorlage von mehr als 20 Filmen wurden. Sein Theaterstück "Terror" ist eines der meistgespielten Theaterstück der Gegenwart. In seinen Essays und Reden äußert er sich regelmäßig zu gesellschaftspolitischen Themen. Schirach wurde mit nationalen und internationalen Literaturpreisen ausgezeichnet.


    Meine Meinung:


    Titel: Oft ist nichts wie es scheint...


    Da ich bereits die Bände "Verbrechen" und "Schuld" mit großem Interesse gelesen habe, war meine Neugierde zu diesem Band ebenfalls groß.


    Auch in diesem Buch präsentiert der Autor dem Leser ganz besondere Geschichten, von kurios bis emotional. Jede ist für sich speziell und wartet immer mit einem Ende auf, dass man als Leser so nicht erwartet.


    Schirach schafft es durch seine klare, schnörkellose Sprache die Handlung dem Leser nahe zu bringen. Dem Einen mag diese Sprache zu einfach erscheinen, ich hingegen finde sie äußerst passend, da dadurch nichts von der eigentlichen Handlung ablenkt.


    Durch die Geschichten bekommt man Einblicke in die Gerichtssäle von heute und nicht immer sind Recht und Gerechtigkeit dasselbe, so wie im wahren Leben.


    Bei einigen der Erzählungen bleibt einem einfach die Spucke weg, denn es fällt einem echt schwer zu glauben, dass Täter unentdeckt davonkommen oder durch einen Verfahrensfehler weniger oder gar keine Strafe erhalten.


    Meine Lieblingsgeschichten aus diesem Band sind "Der Taucher" und "Tennis", wahrscheinlich weil ich gern Abhandlungen über interessante Ehen lese und deren eventuelles Ende.


    Fazit: Erzählungen, die nichts beschönigen und einfach nur real erscheinen. Man wird doch sehr nachdenklich nach dieser Lektüre, was mir sehr gefällt. Klasse!


    Bewertung: 10/ 10 Eulenpunkten


    ASIN/ISBN: 3630875386

  • Meine Rezension

    Wieder einmal läßt uns hier der Autor Ferdinand von Schirach anhand von kurzen Geschichten einen Einblick in die Abgründe der menschlichen Seele gewähren.


    Nüchtern und sachlich erzählt uns der Autor hier wieder Schicksale, die einem teils die Haare zu Berge stehen lassen. Verbrechen, die sich als etwas anderes herausstellen und Vorfälle, bei denen der Täter durch die Maschen des Gesetzes gleitet oder erst gar nicht erst in Verdacht gerät. Ich finde es sehr spannend, wie der Autor mit minimalen Mitteln schafft, das Grauen bildlich vor den Augen des Lesers entstehen zu lassen. Dabei schreibt er gar nicht effektehascherisch - die Geschichten sprechen einfach für sich selbst. Bei manchen Fällen würde ich gerne mehr über die Hintergründe etc. erfahren, andere wiederum "reichen" mir dann auch schon.


    Gerade aber auch Geschichten wie z.B. "Der Taucher" sind es, die mir den Menschen sehr suspekt werden lassen. Wo ich mir denke, "wie zur Hölle kann es passieren, daß ein Mensch sowas tut?" Überhaupt ist das ein Fazit, das auf sehr viele von Schirachs Geschichten passt: "Warum tut Mensch sowas?"


    Mir hat das Buch gut gefallen, trotz des für mich eher unüblichen Genres.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Als ich 2009 das erste Mal die Frankfurter Buchmesse besuchte, war Ferdinand von Schirach der erste Autor, dem ich in einem Interview auf dem blauen Sofa lauschen durfte. Damals war „Verbrechen“ frisch erschienen und ich war fasziniert von seinen Geschichten und seiner unaufgeregten Distanziertheit, mit der er erzählte.


    Es ist genau diese Distanziertheit, die seine Bücher wohl besonders machen: Er beschreibt nüchtern Tatsachen, er urteilt nicht, sondern lässt dem Leser Raum, sich seine eigene Meinung zu bilden. Durch diese Zurückgenommenheit entfalten die einzelnen Stories eine intensive Wirkung. Es wird nichts vorweggenommen, der Leser muss selbst erkennen. Und obwohl das Grundthema der einzelnen Geschichten durchweg bedrückend ist, schließlich geht es in jeder dieser Geschichten um eine bestimmte Form von Schuld und Schuldig-Werden, ist das Leseerlebnis ein eben solches. Schirach weiß zu fesseln und den Leser in seinen Bann zu ziehen.


    Die Stories sind durchaus abstrus und so manches Mal fernab jeglicher Normalität. Dies macht den besonderen Reiz aus; Schirach beleuchtet menschliche Abgründe und juristische Kniffe, die die individuelle Schuld der handelnden Figuren in einem ganz eigenen Licht erscheinen lassen. Und über allem steht die Frage: Was ist Gerechtigkeit bzw. eine gerechte Strafe?


    Schirach hat auch in diesem Band wieder ein breites Potpourri interessanter Fälle aufgetan, deren Ausgang häufig genug nicht den allgemeinen Erwartungen entspricht. Scheint ein Fall klar, so weiß man doch, dass das offensichtliche, eigene Urteil wohl nicht das richtige sein kann oder noch ein unerwarteter Haken geschlagen wird, der das Ganze in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt. Recht ist spannend, das beweist Ferdinand von Schirach mit diesem Buch einmal mehr. 8 Eulenpunkte.