Marie Benedict - Frau Einstein

  • Gebundene Ausgabe: 368 Seiten

    Verlag: Kiepenheuer&Witsch (15. Februar 2018)

    Sprache: Deutsch

    ISBN-10: 346204981X

    ISBN-13: 978-3462049817

    Originaltitel: The Other Einstein


    Inhaltsangabe:


    War Albert Einsteins erste Frau Mileva Marić das eigentliche Genie in der Familie?

    Dieser Roman rückt zum ersten Mal Mileva Marić in den Mittelpunkt der Geschichte um die Entdeckung der Relativitätstheorie. Die erste Frau des Nobelpreisträgers war maßgeblich beteiligt an seinen wissenschaftlichen Errungenschaften. Marie Benedict zeichnet eine atemberaubende Liebes- und Emanzipationsgeschichte nach, die Albert Einstein in ein völlig anderes Licht stellt.


    Autoreninfo:


    Marie Benedict, geboren 1973, studierte am Boston College Geschichte und Kunstgeschichte und an der Boston University School of Law. Sie ist Anwältin und lebt mit ihrer Familie in Pittsburgh.


    Meine Meinung:


    Titel: Das Schicksal einer starken Frau...


    Dieses Buch kam aufgrund einer Empfehlung zu mir und da ich nicht einmal wusste, dass Einstein je verheiratet war, begann ich voller Neugier mit der Lektüre.


    In der Geschichte geht es um die junge Mileva Marić, die es durch ihren Vater ermöglicht bekommt Physik und Mathematik studieren zu dürfen, was zur damaligen Zeit äußerst ungewöhnlich war für eine Frau. Während ihres Studiums lernt sie Albert Einstein kennen, vor dessen Schmeicheleien sie sich vehement wehrt. Irgendwann erliegt sie dann doch seinem Charme und wird zu seiner ersten Frau. Was wird ihr diese Verbindung für ihr Leben bringen?


    Die Handlung wird uns über Mileva als Ich- Erzählerin nahe gebracht, so dass wir als Leser nicht nur ganz nah an der Hauptfigur dran sind, sondern auch ihre Gefühls- und Gedankenwelt live miterleben.


    Mir ist bewusst, dass der Roman zum Großteil fiktiv ist, da es nur wenig Informationen über Einsteins erste Ehefrau gibt, aber Frau Benedict schreibt so realitätsnah, dass man sich durchaus vorstellen kann, dass es genau so gewesen sein könnte.


    Am Anfang war ich doch sehr beeindruckt von Mileva, einfach weil sie so clever ist und trotz ihrer beschädigten Hüfte das Beste aus ihrem Leben macht und sich von den männlichen Kollegen nicht unterkriegen lässt. Sie weiß was sie kann und setzt dies auch ein, auch wenn die Professoren nicht wirklich darüber erfreut sind und es ihr als Frau schwerer machen als allen männlichen Mitstudenten. Da gehört eine ordentliche Portion Mut und Selbstvertrauen dazu.


    Die Beziehung zu Albert Einstein empfand ich anfänglich als sehr gleichberechtigt und auf Augenhöhe, erst mit der Heirat und der Geburt der Kinder ändert sich dies massiv. Gerade dieser Wandel hat mich tief bewegt, fühlte ich mich doch stark an meine eigene Ehe erinnert, in der er alles durfte und sich alles herausgenommen hat, wie es auch Albert Einstein tut und der Frau ist nichts erlaubt.


    Besonders gelungen empfand ich, wie beschrieben wird, wie sich das Leben mit der Geburt eines Kindes ändert und was man als Mutter für Empfindungen und Emotionen zu den eigenen Kindern hat. Gerade das Schicksal von Lieserl hat mich doch tief bewegt und zu Tränen gerührt. Ich kann absolut nicht verstehen wie ein Vater so kaltherzig werden kann.


    Zudem gibt der Roman einen guten Einblick in die damalige Zeit und was Frauen alles für Steine in den Weg gelegt wurde, einfach nur weil sie Frauen waren. Da bin ich froh, dass dies heute nicht mehr so ist.


    Fazit: Ein Buch voller Gefühl, das mich tief berührt hat und mich noch lange nachdenklich stimmen wird. Ich kann nur eine klare Leseempfehlung aussprechen, klasse!


    Bewertung: 10/10 Eulenpunkten

  • Einsteins bessere Hälfte?


    1896 Zürich. Die Serbierin Mileva Maric, deren wohlhabende Familie und besonders ihr Vater sie immer gefördert haben, tritt am Züricher Polytechnikum als erste Frau ihr Studium in Mathematik und Physik an. Schnell wird ihr klar, dass sie in eine Männerdomäne eingedrungen ist, denn sie muss sich der Vorurteile ihrer Kommilitonen erwehren und gleichzeitig mit ihrer Intelligenz punkten, was natürlich Neid und Missgunst hervorruft. Allerdings ist unter ihnen einer, der nicht nur ihr Wissen bewundert, sondern ihr auch sonst zugetan ist. So trifft Mileva auf Albert Einstein und bald kommen sich die beiden näher und verlieben sich. Milevas Eltern stehen der Beziehung zu Einstein eher skeptisch gegenüber, aber auch das wirkt sich nicht auf ihre Liebe aus. Jedoch bekommt die Beziehung bald einige Risse, obwohl die beiden intellektuell auf einer Ebene liegen, als nur Albert für gemeinsame wissenschaftliche Erkenntnisse die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit weckt und Mileva auch sonst außen vor lässt, nachdem sich der Erfolg eingestellt hat.


    Marie Benedict hat mit ihrem Buch „Frau Einstein“ einen unterhaltsamen historischen Roman mit biographischem Hintergrund vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig, gefühlvoll und gleichzeitig fesselnd und erzählt aus der Sicht von Mileva in der Ich-Form. Schnell taucht der Leser in Milevas Welt ein und darf an ihrem Leben teilhaben, ihre Gedanken und Gefühle kennenlernen. Durch die gute Recherche der Autorin erhält der Leser Einblick in die damalige Welt, in der eine Frau keinen leichten Start an einer Universität hatte, da dies als reine Männerdomäne galt. Frauen wurden keine besonderen Fähigkeiten in Bezug auf Mathematik, Physik und Wissenschaft im Allgemeinen zugetraut. Es bedurfte also eines sehr gefestigten und starken Charakters, um sich dieser Männerdominanz auszusetzen und zu bestehen. Gleichzeitig gewährt die Autorin einen Blick in das Zusammenleben von jungen Frauen, die alle ein Ziel vor Augen haben: das Studium.


    Die Charaktere sind sehr lebendig ausgestaltet und in Szene gesetzt worden. Sie wirken authentisch und realitätsnah. Mileva ist eine intelligente junge Frau, die sich, obwohl körperlich gezeichnet, mit einem Studium einen Traum erfüllt. Sie ist emanzipiert und weiß sich durchzusetzen, auch wenn es sie innerlich verletzt, von ihren Kollegen so minderwertig behandelt zu werden. Wahrscheinlich hat sich Albert Einstein deshalb auch idealer Mann an ihrer Seite herauskristallisiert, weil er ihren Geist und ihr Wissen anziehend fand. Mileva ist mit Albert Einstein zu Beginn der Beziehung zwar auf Augenhöhe, allerdings lässt sie sich von ihm immer mehr in den Hintergrund drängen, je mehr Erfolg die gemeinsam erarbeiteten Ergebnisse haben. Einstein entpuppt sich daher als nicht besser als seine alten Kommilitonen, die sich am Wissen anderer bereichern und den Erfolg für sich verbuchen wollen. Sie können nicht teilen oder zugeben, dass sie es nicht allein geschafft haben. Albert wird als egoistischer Mann dargestellt, der nicht mal seine eigene Tochter anerkennen will und Mileva am Ende auch noch betrügt. Und Mileva hatte zu Beginn das Image einer starken Frau, die am Ende doch zu schwach war, sich durchzusetzen. Die Frage im Hinterkopf bleibt allerdings immer: ist es wirklich so gewesen oder ist es Teil der fiktiven Interpretation der Autorin.


    „Frau Einstein“ ist sehr interessanter und unterhaltsamer historischer Roman über eine Frau, die sich in einer Männerwelt einen Platz erkämpft, am Ende doch zurückstecken muss und deren eigenes Können nur so wenig gewürdigt wurde. Eine Leseempfehlung für diese Geschichte!

    "Bleibe Du selbst, die anderen sind schon vergeben"(Oscar Wilde) :)

    "Bücher sind wie Drogen, nur ohne die Gefahr einer Überdosierung" (Karl Lagerfeld)

  • Meine Meinung:


    Das Buch ist nichts für mich.


    Ich finde es immer wieder interessant, mehr über die Frau hinter berühmten historischen Persönlichkeiten zu erfahren. Leider war das hier nicht der Fall - ein viel zu großer Teil des Buches wurde von der Romanze zwischen Albert und Mileva und den Eifersüchteleien in der Frauengruppe eingenommen. Die Figuren blieben mir zu blass und eindimensional und werden fast ausschließlich über die Beziehungsprobleme definiert. Die Schuldfrage ist von Anfang an geklärt, dieser fiktionale Albert nutzt seine Frau in jeder Hinsicht aus und betrügt sie, während er die emotionale Reife eines Kleinkinds zu haben scheint. Einige der im Buch beschriebenen Ereignisse sind belegt, aber die Gesamtdarstellung scheint mir hier doch ein wenig zu einseitig.


    Die Schwierigkeiten, die Mileva als Frau in der akademischen Welt hat, werden mehrfach erwähnt, aber nicht vertieft. Auch sonstige Probleme wie der Antisemitismus, der auch vor der wissenschaftlichen Welt nicht halt macht, und die Vorurteile, mit denen Mileva als Serbin konfrontiert ist, werden nur oberflächlich erwähnt. Dafür wird ihre körperliche Behinderung gefühlt alle 10 Seiten wieder zum Thema.


    Ich hätte mir mehr erhofft und bin noch nicht sicher, ob ich ein weiteres Buch der Autorin lesen werde, auch wenn (oder gerade weil) mich einige der Persönlichkeiten, denen sie sich widmet, sehr interessieren.


    ASIN/ISBN: 3462053434