D. B. John: Stern des Nordens

  • D. B. John: Stern des Nordens

    Verlag: Wunderlich 2018. 544 Seiten

    Hardcover ISBN-10: 3805203322

    Hardcover ISBN-13: 978-3805203326. 24€

    Paperback ISBN-10: 3805200323

    Paperback ISBN-13: 978-3805200325 16,99€

    Hardcover und Paperback erscheinen gleichzeitig

    Originaltitel: Star of the North

    Übersetzer: Sabine Längsfeld , Karen Witthuhn


    Verlagstext

    Undercover im Land der Lügen. Eine tödliche Mission in Nordkorea, eine junge CIA-Agentin auf der Suche nach ihrer verschwundenen Schwester.

    Washington DC, 2010: Zwölf Jahre ist es her, dass Jenna Williams' Zwillingsschwester an einem Strand in Südkorea spurlos verschwand. Als die CIA die frischgebackene Agentin auf eine geheime Mission nach Nordkorea schickt, ist sie fest entschlossen, die Wahrheit über ihre Schwester herauszufinden. Ein Dorf in der nordkoreanischen Provinz: Bäuerin Moon kämpft ums Überleben. Als sie ein Hilfs-Paket mit Lebensmitteln aus dem Ausland findet, macht sie den Inhalt auf dem Markt zu Geld. Für ihre Furchtlosigkeit wird sie von den anderen Frauen bewundert, von der Polizei argwöhnisch beobachtet. Als eine der Marktfrauen verhaftet wird, entwickelt sich Moon zur Stimme des Widerstands. Pjöngjang: Anlässlich einer Beförderung wird die Familiengeschichte des Parteifunktionärs Cho durchleuchtet. Denn Karriere machen darf nur, wer über drei Generationen einen tadellosen Hintergrund nachweisen kann. Was dabei ans Licht kommt, lässt den linientreuen Anhänger Kim Jong-Ils alles in Frage stellen, woran er jemals geglaubt hat. Als Cho die Amerikanerin Jenna Williams kennenlernt, ahnt er nicht, dass sie undercover für die CIA in Einsatz ist. Und welche Ereignisse ihre Begegnung in Gang setzen wird ...


    Der Autor

    D.B. John wurde in Wales geboren, hat lange in Süd-Korea gelebt und als einer der wenigen Touristen aus dem Westen Nord-Korea bereist. Gemeinsam mit Hyeonseo Lee veröffentlichte er den New-York-Times-Bestseller "Schwarze Magnolie: Wie ich aus Nordkorea entkam". D.B. John lebt in London.


    Inhalt

    Die Amerikanerin Jenna (Jee-min) Williams hat ihr Leben aus sehr persönlichen Gründen dem Thema Nord-Korea gewidmet. Sie ist sogar eigens nach Nord-China gereist, um dort in der koreanischen Minderheit den nordkoreanischen Dialekt zu lernen. Als sie und ihre Zwillingsschwester 18 waren, ging Soo-min für ein Auslands-Jahr nach Süd-Korea. Beim Zelten auf einer Insel in unmittelbarer Nähe der Grenze zu Nord-Korea verschwanden Soo-min und ihr einheimischer Freund. Obwohl den Eltern erklärt wurde, dass die jungen Leute vermutlich beim Schwimmen ertrunken wären, tauchten ihre Leichen nie wieder auf. Hunderte von ausländischen Familien, deren Kinder im Grenzgebiet zu Nord-Korea verschwanden, gehen inzwischen davon aus, dass die Verschwundenen vom Kim-Regime entführt wurden. Jenna fühlt noch immer eine enge Verbundenheit zu Soo-min und will sich nicht mit ihrem angeblichen Tod abfinden. Als die CIA sie 2010 mitten im Semester als Nord-Korea-Analytikerin aus ihrem Job abwirbt, scheint das der einzig denkbare Weg zu sein, um jemals Soo-mins Spur aufzunehmen. 2010 war das entscheidende Jahr, in dem die Atomverhandlungen mit Korea wieder aufgenommen wurden. Dass Jenna undercover in der am strengsten abgeschotteten Diktatur der Welt aktiv werden kann, scheint anfangs wenig wahrscheinlich; denn ihr Vater ist Afroamerikaner – sie würde auffallen wie ein bunter Hund. Während ihrer Ausbildung im Trainingslager Camp Peary auf der „Farm“ zeigt Jenna Fähigkeiten, die man der bescheidenen Frau nicht unbedingt zugetraut hätte. Sie interessiert sich z. B. für Bilder der Satellitenüberwachung und entwickelt einige bemerkenswerte Ideen für Verhandlungen mit Nord-Korea. Die Rolle der USA als Weltpolizei, deren Zweck stets die Mittel heiligt, stellt Jenna allerdings nicht infrage.


    In Pjöngjang gelingt den Brüdern Cho Sang-ko und Cho Yong-ho zur gleichen Zeit jeweils ein entscheidender Karriereschritt. Doch über ihnen schwebt wie ein Fallbeil die Tatsache, dass sie als Kinder adoptiert wurden und ihre Laufbahn beendet wäre, sollte ihre wahre Herkunft aufgedeckt werden.


    Hyesan liegt am Yalu-Fluss, der dort die Grenze zwischen Nord-Korea und China bildet. Hier hat die ältere Frau Moon mit erstaunlichem Talent eine florierende Garküche auf dem Bahnhofsvorplatz gegründet und sich damit erstaunlicherweise keine Feinde gemacht. So wie sie schwänzen viele Menschen In Nord-Korea die Arbeit, um sich in anderen Jobs etwas zu essen zu beschaffen. An Frau Moons Beispiel und der speziellen Lage der Stadt zeichnet D.B. John auf, wie ein selbst kriminelles Regime seine Bürger in Kriminalität, Drogenhandel und schließlich zur Flucht ins Ausland treiben kann.


    Wie sich die Wege der drei Familien kreuzen, verwebt John zu einem überzeugenden Agententhriller, mit dem er vorrangig Hunger als politisches Kontrollinstrument einer Diktatur zeigt und deren Konzentrationslager als Symbol eines Systems, in dem Reis auf dem schwarzen Markt für harte Auslandswährung gehandelt wird. Das Setting und die Lebensbedingungen im unwirtlichen Norden wirken auf mich ausgezeichnet recherchiert. Das sehr informative Nachwort informiert, an welche realen Ereignisse sich Johns Handlung anlehnt. Gerade für jene europäischen Leser finde ich den Schauplatz faszinierend, die – auf der anderen Seite des Flusses - schon in der Mandschurei gearbeitet und Flüchtlinge aus Nord-Korea getroffen haben. Die Kapitel in Hyesan und im Arbeitslager werden einige Leser vermutlich als Längen empfinden, ich fand sie besonders eindringlich. Seine in den USA sozialisierte Figur Jenna scheint John als Nicht-Asiate näher zu sein als Frau Moon und die Brüder Cho, deren Motive ich weniger überzeugend dargestellt fand. Beim Besuch der nordkoreanischen Delegation in den USA fand ich z. B. die Perspektive Chos, der sein Land noch nie verlassen noch nie einen Ausländer gesehen hat, zu stark westlich gefärbt.


    John füllt mit seinem psychologisch interessanten Agententhriller einen weißen Fleck auf der Thriller-Landkarte. Geduld, um einige Längen zu überstehen, lohnt sich hier.


    8 von 10 Punkten

  • Washington DC im Jahr 2010: Seit zwölf Jahren ist die Zwillingsschwester von Jenna Williams, einer Assistenzprofessorin, verschwunden. Angeblich ist sie bei einem Badeunfall im Meer bei Südkorea ums Leben gekommen. So jedenfalls steht es in dem Bericht der Polizei. Als Expertin für Land und Sprache überredet das CIA Jenna zu einer geheimen Mission, die sie nach Nordkorea schickt. Die 30-Jährige, eine Halbkoreanerin mit afroamerikanischen Wurzeln, ist fest entschlossen, die vermisste Schwester zu finden…


    „Stern des Nordens“ von D.B. John ist ein spannender und erschütternder Thriller.


    Meine Meinung:

    Das Buch besteht aus 57 kurzen Kapiteln. Sie werden von einem Pro- und einem Epilog eingerahmt. Erzählt wird aus der Sicht unterschiedlicher Personen, was zu mehreren Erzählsträngen führt. Die Handlung umfasst einen Zeitraum von 1998 bis 2012 und springt zwischen mehreren Orten hin und her. Dieser Aufbau funktioniert gut.


    Der Schreibstil ist flüssig, angenehm, detailliert und anschaulich. Der Einstieg in die Geschichte fiel mir leicht. Ich habe das Buch nur ungern zur Seite gelegt.


    Im Mittelpunkt des Thrillers steht Jenna Williams, die während der Geschichte eine ziemliche Entwicklung durchmacht. Auch Frau Moon, eine Bäuerin in der Provinz, und Cho, ein treuer Parteifunktionär des nordkoreanischen Regimes, sind reizvolle Charaktere.


    Die Geschichte nimmt nach dem spannenden Prolog zu Beginn nur langsam Fahrt auf, wird aber stetig spannender. Beim Lesen habe ich mich zu keiner Zeit gelangweilt. Die Auflösung ist überzeugend und schlüssig. Allerdings wird die Handlung zum Ende hin unnötigerweise etwas übertrieben und überzogen, was den insgesamt sehr positiven Gesamteindruck ein wenig schmälert.


    Das Setting Nordkorea hat mich sehr angesprochen und ich habe gerne mehr über das Land und die dortigen Verhältnisse erfahren. Mir gefällt sehr gut, dass sich der Thriller sehr nah an wahren Begebenheiten orientiert und eine Thematik aufgreift, die in der westlichen Unterhaltungsliteratur wenig behandelt wird. Gekonnt werden Fakten und Fiktion verwoben. An vielen Stellen wird die fundierte Recherche des Autors deutlich.


    Ein Pluspunkt ist auch das Zusatzmaterial. Ein Glossar erklärt nordkoreanische Wörter im Buch. Sehr interessant und lesenswert sind darüber hinaus die zusätzlichen Anmerkungen am Ende des Thrillers, die das Geschehen im Buch einordnen und die tatsächlichen Gegebenheiten schildern.


    Die dargestellten Lebensumstände in Nordkorea sind aufwühlend und bewegend. Aspekte wie der Alltag in einem Arbeitslager, Exekutionen und andere Grausamkeiten werden aufgegriffen. Somit regt der Thriller auch zum Nachdenken an.


    Das stimmungsvolle Cover gefällt mir. Der deutsche Titel lehnt sich am englischsprachigen Original an und passt ebenfalls gut.


    Mein Fazit:

    Mit „Stern des Nordens“ ist D.B. John ein Thriller gelungen, der nicht nur unterhalten, sondern auch berühren kann. Er hat für spannende und informative Lesestunden gesorgt.


    Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

  • Ich fand das Buch wirklich ausgesprochen gut. Äußerlich hat es mich gar nicht angesprochen und ich bin froh, dass ich es trotzdem angefangen hab. Schon nach ein paar Kapiteln hatte es mich total in den Bann gezogen und ich bin ehrlich schockiert, weil ich viele Dinge über Nordkorea noch gar nicht wusste.


    Die zusätzlichen Materialien am Ende des Buches fand ich auch sehr interessant und nützlich. Das hat die Geschichte rund gemacht und mir geholfen, die Ereignisse einzuordnen und zu verstehen, woher der Autor diese Informationen hatte.


    Ich könnte mich gar nicht entscheiden, welche Person mir am besten gefallen hat. Ich fand natürlich die Story um Jenna und ihre Zwillingsschwester sehr spannend, aber auch die Geschichten von Frau Moon oder Cho, die viele Einblicke in das Leben in Nordkorea und die Denkweise der Bewohner gegeben haben, haben mich sehr berührt.


    Trotz gut 500 Seiten hat sich das Buch sehr schnell lesen lassen, ich konnte es teilweise nicht aus der Hand legen und dadurch, dass die Handlung von einer Person zur nächsten springt, ist man versucht immer weiter zu lesen (was ich auch oft getan habe :lache). Als es langsam zum Ende hin ging, hatte ich ein bisschen Sorge, wie der Autor die Geschichte zum Abschluss bringt. Ich finde, das Ende ist ihm sehr gut gelungen - es war rund, hat viele Fragen beantwortet, aber auch einige offen gelassen, um ein bisschen Raum für Fantasie zu lassen.


    Fazit: ich würde glatt sagen, das war eines meiner Jahreshighlights, ein totaler Glücksgriff. Sehr, sehr gut geschrieben und sehr empfehlenswert! 10 von 10 Punkten :freude