Gert Loschütz: Ein schönes Paar

  • Gert Loschütz: Ein schönes Paar

    Schöffling. 240 Seiten

    ISBN-10: 3895611565

    ISBN-13: 978-3895611568. 22€


    Verlagstext

    Beim Ausräumen seines Elternhauses stößt der Fotograf Philipp auf einen Gegenstand, der in der Geschichte seiner Eltern eine entscheidende Rolle gespielt hat. Die beiden, Herta und Georg, waren ein schönes Paar. Philipp erinnert sich an ihr junges Liebesglück, ihre Hoffnungen und Gefährdungen, an die überstürzte Flucht seines Vaters aus der DDR in den Westen. Das hätte, da ihm die Mutter und der Junge ein paar Tage später folgten, der Beginn eines erfüllten Lebens sein können, tatsächlich aber trug die Flucht den Keim des Unglücks in sich. Nach und nach geht Philipp das Paradoxe der elterlichen Beziehung auf: Dass es die Liebe war, die ihre Liebe zerstörte. Damit aber ist die Geschichte, die auch sein Leben überschattet hat, nicht vorbei. Am Ende stellt er fest, dass Herta und Georg all die Jahre über miteinander verbunden waren, auf eine Weise, die sie niemandem, nicht einmal sich selbst, eingestehen konnten. Ein ergreifender Roman über Liebe und Vergänglichkeit vor dem Hintergrund der deutschen Teilung.


    Der Autor

    Gert Loschütz, 1946 in Genthin (Sachsen-Anhalt) geboren, hat Erzählungen, Romane, Gedichte, Hörspiele, Theaterstücke und Filmdrehbücher geschrieben. Bei Schöffling & Co. lieferbar ist sein von Philip Waechter illustriertes Kinderbuch Auf der Birnbaumwiese (2011). Gert Loschütz erhielt zahlreiche Preise und Stipendien, u. a. den Ernst Reuter Preis und den Rheingau Literaturpreis. Mit seinem Roman Dunkle Gesellschaft stand er 2005 auf der Shortlist zum Deutschen Buchpreis. Mit dem Roman Ein schönes Paar (2018) wurde er ebenfalls für den Deutschen Buchpreis nominiert. Außerdem steht der Roman auf der Shortlist für den Wilhelm Raabe-Literaturpreis. Der Autor lebt mit seiner Familie in Berlin.


    Inhalt

    Philipp (Fips) Karst erzählt die Geschichte von Herta und Georg, von denen zunächst unklar bleibt, in welchem Verhältnis sie zu ihm stehen. Seine Erzählung ist in einer fernen Zeit angesiedelt, in der Menschen sich offenbar auf zum Leben Wichtiges beschränkten. Sie gingen zu Fuß, schrieben mit Tinte und Füllhalter Briefe, viele Briefe, telefonierten aus der Telefonzelle. Selbstverständlich wurden die Briefschreiber von anderen nach der Sorgfalt ihrer Handschrift beurteilt. Autos gab es weniger als Parkplätze.


    Herta hat eine Stelle im Bekleidungsgeschäft Herzog angenommen, dessen Mode sie jedoch selbst nicht tragen möchte. Sie wirkt, als hielte sie sich für etwas Besseres. Je nachdem, ob von Herta und Georg oder von Philips Eltern erzählt wird, kann es sich um unterschiedliche Geschichten oder Träume Philipps handeln, zwischen denen noch Löcher klaffen. Vielleicht gab es damals ja offizielle Lesarten, auf die man sich einigte und von denen jeder wusste, was sie zu bedeuten hatten. Denkbar ist es, dass Philipps Erinnerungslücken damals allgemein Konsens waren. Eines Tages verschwindet Herta; Vater und Sohn bleiben zurück. Georg sorgt sich nun darum, es könnte in der Wohnung unordentlich werden. Wo Philipp mittags isst, muss erst geklärt werden. Klar ist jedenfalls, dass es sich beim Mittagessen eines Schülers um ein privates Problem handelt, für das es anfangs noch keine bewährten Lösungswege gibt.


    Der erwachsene Philipp arbeitet inzwischen als Fotograf und sichtet mit dem Nachlass seines Vaters auch das sonderbar wirkende Leben seiner Eltern. Was damals Realität und was Farce war, scheint unklarer denn je. Was zeitweise wie eine Spionagegeschichte wirken könnte, entpuppt sich als Flucht eines Elternteils aus der DDR, die mit Geschichten in unterschiedlichen Varianten beschönigt wurde. Der Sohn wurde später zum Parlamentär, der zwischen den Hälften einer Stadt und zwischen den getrennten Eltern pendelte und über den abwesenden Partner Bericht erstattete.


    Fazit

    Solange es Staaten gibt, die ihre Bürger bespitzeln und verschleppen, werden solche sonderbaren Geschichten wohl weiter erzählt werden. Sehr nüchtern und sachlich erzählt Gerd Loschütz ein Stück deutsch-deutsche Geschichte.


    8 von 10 Punkten


  • Den Ton dieses Romans mochte ich auch, und ich kann deine Irritation gegenüber der Trennung nachvollziehen. Ich glaube tatsächlich, dass ich als Leser gar nicht alles verstehen soll und muss, war doch so Manches für die Handelnden selbst nicht begreifbar. Gestört hat mich das nicht.

    Mich hat die Verletzlichkeit, mit der der Sohn ungewollt mitten in der Vergangenheit seiner Eltern steht, berührt.