Die gute Seele - John Marrs

  • Erscheinungsdatum: 11. Dezember 2018

    ISBN: 2919803921

    Verlag: Edition M.

    Originaltitel: The Good Samaritan


    Klappentext:

    Wer die Telefonseelsorge anruft, braucht Hoffnung. Und die Bestätigung, dass das Leben lebenswert ist. Doch wer Pech hat, wird mit Laura verbunden. Sie redet nicht nur gern mit Menschen, denen es schlechter geht als ihr. Sie verzehrt sich regelrecht danach. Denn Laura will niemandem Mut zusprechen. Sie will hören, wie die verzweifelten Anrufer sich das Leben nehmen.

    Als sich seine schwangere Frau Hand in Hand mit einem Fremden das Leben nimmt, bricht Ryans Welt zusammen. Was trieb sie in den Tod? Seine Nachforschungen führen ihn auf Lauras Spur und er beginnt das perfide Spiel zu durchschauen. Ryan ahnt nicht, zu welch drastischen Mitteln sie greifen wird, um ihr Geheimnis zu bewahren ...


    Autor:

    John Marrs arbeitet freiberuflich als Journalist und lebt in London und Northampton. Seit 25 Jahren interviewt er für verschiedene Magazine und Zeitschriften Prominente aus den Bereichen TV, Film und Musik. »Die gute Seele« ist sein vierter Roman.


    Meine Meinung / Fazit:

    Im ersten Teil lernt man Laura kennen, die ehrenamtlich in der Telefonseelsorge arbeitet. Wie die anderen hört sie verzweifelten Menschen zu, nicht alle haben Selbstmordabsichten. Aufgabe der Seelsorge ist es nicht, direkt zu helfen, sondern nur zuzuhören (was für mich etwas wenig ist).

    Laura ist aber nicht wie die anderen, sie ist seit ihrer Kindheit davon besessen, den letzten Atemzug Sterbender/Selbstmörders zu hören.

    Sie ist darauf aus, „Kandidaten“ zu finden, die es wirklich Ernst meinen, und manipuliert sie sehr geschickt in mehreren Gesprächen, um ihnen nach und nach den Schubs zu geben, ihre Absicht in die Tat umzusetzen.

    Sehr intensiv wird man in Lauras Welt eingeführt, auch in ihre Vergangenheit, lernt sie kennen, begreift ihre Motivation, und es entsteht ein Sog, der einen als Leser mitreißt.

    Der zweite Teil des Buches handelt von Ryan. Seine Frau hat Selbstmord begangen, und für ihn bricht alles zusammen. Bei seiner Suche nach dem Grund für Charlottes Selbstmord kommt er Laura nach und nach auf die Spur. Auch das ist sehr intensiv erzählt.

    Der dritte Teil handelt kapitelweise immer abwechselnd von Laura und Ryan. Die Geschichte lässt einen nicht mehr los.

    Es entwickelt sich eine Spirale aus Rache von Ryans Seite und Lauras "Gegenwehr" und das alles mit einem hohen Tempo.



    Ich wurde von Anfang an in die Geschichte reingezogen. Der 2. Teil mit Ryan hat für mich etwas gebraucht, bis auch er seinen Sog entwickelte.


    Das Manipulieren liegt Laura im Blut. Einmal angefangen ist es eine Spirale, die sich immer weiter aufwärts dreht, wie ein Sog, in den man als Leser hineingezogen wird.

    Eine Tat zieht die nächste nach sich. Und Laura will auch gar nicht aufhören und das, was sie erreichen will, unbedingt zu Ende bringen. Ihr ist jedes Mittel recht, sie will immer gewinnen, selbst wenn ihre "Gegner" nicht weitermachen wollen, selbst wenn sie ihre Familie dafür mit reinzieht. In ihrem Kopf dreht sie sich alles so hin, redet es sich so lange ein, dass es für sie passt.

    Ihre Lügen werden für sie zur Wahrheit (ich hatte tatsächlich so jemanden in der Familie).


    Es ist faszinierend, wie gut und professionell sie darin ist, sehr traurig, dass sie für alles, was sie erreichen will, psychische Gewalt anwenden muss. Nach außen hin verhält sie sich so, dass niemand auf die Idee kommt, was sie wirklich ist und tut - obwohl, es gibt schon einige, die das genau wissen.


    Ich fand ich die Geschichte komplex und überraschend, ganz besonders das Ende, und hatte Schwierigkeiten, auch mal zu pausieren. Die Protas kommen unglaublich gut rüber.

    Man sollte das Buch konzentriert lesen und sich Zeit dafür nehmen.


    Wer einen richtig guten Thriller ohne typisches Ermittlerteam sucht, ist hier genau richtig.


    Die gute Seele

    Irrlicht und Hexe (7. Hexenregel: Unterschätze nie die Kraft des Wortes - es hat eine besondere Kraft, es kann befreien, anstoßen und verändern, aber auch verletzen und zerstören)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Irri ()

  • Von diesem Buch war ich zuerst nicht so wahnsinnig begeistert. Der Anfang liest sich zäh, ich habe mich ständig gefragt, ob ich wirklich einen soziopathischen Charakter durch seine Geschichte begleiten möchte. Auch als die zweite Figur dazukam, musste ich mich noch zum Weiterlesen zwingen.

    Nachher wurde die Geschichte dann aber doch spannend und ich habe es auch zu Ende gelesen, um zu schauen, was sich der Autor noch traut, und es gibt tatsächlich ein paar Überraschungen.

    Insgesamt war es nachher keine Bestseller-Leistung, aber durchaus solide und schlüssig erzählt.


    7 Punkte.

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“