Der Schatten des Windes – Carlos Ruiz Zafon

  • Hörspiel, 2009
    Der hörverlag


    Kurzbeschreibung:
    Unaussprechliche Geheimnisse, unglückliche Lieben und dramatische Schicksale vor dem Hintergrund des Barcelona der 50er Jahre: Zu spanischen Klängen und dem Gemurmel der nächtlichen Großstadt entführt das Hörspiel in die geheimnisvolle Welt der Bibliotheken und vergessenen Bücher. Auf der Suche nach Julián Carax, dem geheimnisumwitterten Autor, verlieren sich die Schritte Daniels im undurchschaubaren Labyrinth der verwinkelten Gassen und verlassenen Paläste. Und nur eines ist sicher: Diese Geschichte wird nicht nur Daniel ein Leben lang begleiten . Das Stimmengewirr von Barcelona, das gedämpfte Raunen der Bibliotheken und die Stimmen schöner Frauen werden zum Hörerlebnis. Mit Matthias Schweighöfer als Daniel und Erzähler, Michael Habeck als Fermin Romero de Torres, Sylvester Groth als Julián Carax und Laín Coubert und vielen anderen.


    Über den Autor:
    Carlos Ruiz Zafón wurde 1964 in Barcelona geboren und lebt heute in Los Angeles. Schon als 10-jähriger verfasste er unheimliche Geschichten, und mit phantastischen Schauerromanen für Jugendliche feierte er später seine ersten großen Erfolge als Autor. Weltbekannt wurde Ruiz Zafón mit seinem ersten Roman für Erwachsene, »Der Schatten des Windes«.


    Sprecher: Matthias Schweighöfer, Michael Habeck, Sylvester Groth


    Sylvester Groth, geboren 1958, absolvierte seine Schauspielausbildung an der Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch" in Berlin und ist ausgebildeter Tenor. In den vergangenen Jahren stand Groth auf den Brettern zahlreicher deutschsprachiger Bühnen unter anderem am Residenztheater München und den Münchner Kammerspielen, an der Schaubühne Berlin, am Wiener Burgtheater und bei den Salzburger Festspielen. Auch im Kino und im Fernsehen ist Sylvester Groth sehr präsent. So spielte er z. B. in Joseph Vilsmaiers "Stalingrad" (1992) und Max Färberböcks "Jenseits" (2000).


    Meine Meinung:
    Nachdem „Das Spiel des Engels“ von Carlos Ruiz Zafon sehr unterhaltend war, traute ich mich an sein mächtiges und berühmtes Werk „Der Schatten des Windes“ nicht so recht heran. Als Alternative bot sich jetzt ein Hörspiel an, das den umfangreichen Stoff in nur 2 CDs presst. Das macht schon misstrauisch und es ist zu befürchten, dass viel wesentliche Handlung entfallen ist. Das was übrig bleibt, wirkt nicht nur vom Umfang her ein wenig dünn.
    Die Sprecher nehmen ihre Rollen zwar gut ein, doch teilweise sprechen sie so, dass der Eindruck einer Kinder- und Jugendbuchfassung des Romans entsteht. Nun ist der Protagonist Daniel anfangs zwar tatsächlich jung, aber es wirkt sich beim Hören permanent bei den Dialogen aus. Die Dialoge sind insgesamt nicht unproblematisch gesprochen. Dass zum Beispiel einer der Protagonisten, nachdem er brutal zusammengeschlagen wurde, sich hinterher noch so munter und optimistisch mit seinem Freund unterhält, ist unglaubwürdig.


    Ein vermutlich wichtiges Element des Romans funktioniert im Hörspiel nicht. Die Bedeutung des Buches im Buch, Der Schatten des Windes" von Julian Carax.


    Atmosphäre ist ein wesentlicher Teil in Zafons Büchern. Atmosphäre wird auch in diesem Hörspiel viel aufgebaut, doch leider viel zu gewollt und aufdringlich. Da trägt auch die eigentlich gute Spannungsmusik zu bei, die großzügig zwischen oder unter viele Passagen gelegt wird.
    Hörspieleffekte wie lautes Knallen bei den Schießereien müssen auch nicht unbedingt sein.
    Unangenehm fallen dann noch einige kitschige Szenen auf.


    Der große Ruhm des Buches wird auch diese Hörspielfassung erfolgreich werden lassen. Es zeigt aber auch auf, dass nicht jeder Roman unbedingt für eine Hörspielfassung geeignet ist. Der versprochene Zauber des Textes hat sich nicht entfaltet.

  • Ich habe es in dieser Woche nun auch gehört und kann mich deiner Meinung nur anschließen Herr Palomar. :wave



    Meine Meinung: Das Barcelona das 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts bildet die Kulisse für das Meisterwerk von Zafón. Es geht um düstere Geschehnisse in der Vergangenheit, um eine geheimnisvolle Bibliothek in der vergessene Bücher darauf warten, einen neuen Leser zu finden und um die Suche von Daniel, nach dem Autor eines von dort adoptierten Buches.
    Tiefer als Daniel denkt, wird er in die Geschichte hineingezogen und schwerer als er ahnen kann, sind die Konsequenzen seines unbedachten Eingreifens in das Leben anderer Menschen…


    Viel ist schon über die Handlung dieses wunderbaren Buches geschrieben worden, so dass ich nach dem Lesen nun auch die Hörspielfassung kaufte.
    Eine Sprecherhauptrolle hat Matthias Schweighöfer, von dessen Stimme ich jetzt noch begeistert bin. Er spricht seine Rolle sehr natürlich und seine junge und klare Stimme passt sich hervorragend in die Geschichte ein. Man sieht förmlich seine gesprochene Figur vor sich.
    Gegen ihn verblassten die anderen Sprecher ein wenig für mich, obwohl auch sie gute Arbeit ablieferten.


    Ich bin hin- und her-gerissen von dieser Produktion: Einerseits gefiel es mir gut, verschiedene Stimmen zu hören und das Ganze wirkte dadurch abwechslungsreicher als bei einem von nur einem Sprecher gelesenen Hörbuch, doch die Hörspielbearbeitung mit vielen unnötigen Effekten, Geräuschen und Musik ist nicht besonders gelungen.
    Mir hätte es besser gefallen, wenn die einzelnen Sprecher ihre Rollen gelesen hätten, und man auf die Hörspieleffekte verzichtet hätte, die dazu auch noch unterschiedlich laut abgemischt waren. Das laute Knallen einer Tür, oder der Schuss einer Pistole ließen mich mehr als einmal zusammen zucken und die Lautstärke nach unten regeln, nur um nach wenigen Sekunden, wenn die Sprache wieder einsetzte, den Regler wieder nach oben zu ziehen.
    Insgesamt waren die eingespielten und künstlich erzeugt klingenden Geräusche kein Hörerlebnis und wirkten auf mich einfach nur störend.


    Mein Fazit: Von einem unvergesslichen Hörerlebnis, wie auf der Rückseite des Covers angepriesen, würde ich nicht sprechen und ich denke, ich werde in Zukunft doch wieder auf die zwar etwas eintönigeren (weil nur von einem Sprecher gelesen) Hörbücher zurückgreifen und Hörspielbearbeitungen meiden.

  • Ich hatte das Glück die ungekürzte (16 Std) Argon-Version über Audible
    zu hören. Gesprochen von Uve Teschner.


    Ich hatte mich nicht richtig an das Buch rangetraut,
    es spielt nicht in meiner Zeit.
    Aber es lies mir keine Ruhe, sodaß ich es wenigstens hören wollte.
    Mit Herrn Teschner als Sprecher hat man ja wenigstens schon einen
    großen Pluspunkt.


    Und ich muss sagen, es war ein absoluter Hörgenuss.
    Hier kam Atmosphäre gebündelt auf mich zu.
    Ein Sprecher, der (wie gewohnt) seinen Hörer direkt in
    seinen Bannn zieht... und eine Geschichte, die sehr fesselnd, wenn auch etwas düster, war.
    Daniel bei seinen Erkundungen zu begleiten, Verwicklungen zu entwirren,
    mit ihm schwere Schläge einzustecken und in Fermin (meine Lieblingsfigur in diesem Buch) einen
    tollen Freund zu finden, war ein absolutes Vergnügen.


    Diese Version bekommt von mir 9 von 10 Punkten!

  • Meine Meinung:


    Es gibt Bestseller, da fragt man sich, wie das geschehen konnte und es gibt Bestseller, die dich mit einer dichten Atmosphäre, lebendigen Figuren und einem spannenden Plot sofort in ihren Bann ziehen. "Der Schatten des Windes" gehört zweifelsohne zur letzteren Gruppe und auch die Hörbuchversion mit Andreas Pietschmann sorgt für ein mehrstündiges Hörvergnügen, das im Gedächtnis bleiben wird. Die Kunst Zafons besteht darin, den Zauber der Geschichte um Liebe und Freundschaft, Neugier und Sehnsucht und nicht zuletzt die Leidenschaft für Bücher in verschiedenen Zeit- und Erzählebenen und bis zuletzt aufrecht zu erhalten. Insbesondere die Figuren haben eine besondere Wirkung auf den Leser, auch wenn sie etwas eindimensional gut oder böse geraten sind. Dafür ist die Parallelität der Ereignisse innerhalb der Geschichte und die Verquickung der Schicksale der Protagonisten umso bemerkenswerter. Ein kleines Highlight für alle mit einer Vorliebe für zauberhafte Geschichten, denen eine melancholische Grundstimmung nichts ausmacht.


    Andreas Pietschmann ist ein toller Sprecher, der durch feine Nuancen in der Stimmgebung jeder Figur ihren eigenen Charakter verleiht und dabei nie übertrieben wirkt, sondern die Geschichte in all ihrer Tragik und Schönheit wunderbar trägt.


    Von mir 10 Punkte!


    Ich habe übrigens diese gekürzte Version (7 CDs) gehört: