Löwen wecken - Ayelet Gundar-Goshen

  • Löwen wecken - Ayelet Gundar-Goshen


    Gelesen habe ich das (deutschsprachige) Taschenbuch, 2. Auflage 2016 von Kein & Aber, Zürich/Berlin.
    Die Originalausgabe erschien 2014 unter dem Titel Leha’ir Arajot, aus dem Hebräischen übersetzt hat Ruth Achlama.


    Buchbeschreibung (Rückseite)


    Ein Neurochirurg überfährt einen illegalen Einwanderer. Es gibt keine Zeugen, und der Mann wird ohnehin sterben - warum also die Karriere gefährden und den Unfall melden? Doch tags darauf steht die Frau des Opfers vor der Haustür des Arztes und macht ihm einen Vorschlag, der ihn komplett aus der Bahn wirft.


    Die Autorin (Buch)


    Ayelet Gundar-Goshen, geboren 1982, lebt und arbeitet als Autorin und Psychologin in Tel Aviv. Für ihre Kurzgeschichten, Drehbücher und Kurzfilme wurde sie bereits vielfach ausgezeichnet. Ihr erster Roman, Eine Nacht, Markowitz (2013), dem der renommierte Sapir-Preis für das beste Debüt Israels zugesprochen wurde, wird derzeit von der BBC verfilmt.


    Meine Meinung


    „Löwen wecken“ ist eins der Bücher, mit dem ich mich stellenweise furchtbar schwer getan habe und dann am Ende sehr froh war, es trotzdem weiter- und ausgelesen zu haben. Es regt zum Nachdenken an und hat mich so bereichert.


    Nach einem sehr unvermittelten Einstieg nimmt sich das Buch Zeit, viel Zeit, um die Hauptpersonen – den Arzt Etan, seine Frau Liat und die Eritreerin Sirkit einzuführen. Vor allem Etans Gedanken, aber auch die der beiden anderen, werden sehr ausführlich geschildert. Der Schreibstil ist etwas Besonderes, man erfährt sehr viel vom Innenleben der Protagonisten, oft sehr ausschweifend, immer wieder mit vielen Rückblicken auf die Vergangenheit und mit ganz, ganz vielen Details. Wie schon gesagt – in der ersten Hälfte fand ich das teilweise sehr langatmig, vor allem, da dort nicht wirklich etwas passiert. Das Buch lebt hauptsächlich vom Innenleben seiner Charaktere (und die sind ausgezeichnet dargestellt), nicht von den äußeren Geschehnissen.


    Gegen Mitte des Buches hat es dann „Klick“ bei mir gemacht und plötzlich war ich mitten drin im Buch. Die Handlung kommt voran, die Personen sind einem vertraut und ab da hat es mir richtig gut gefallen. Vor allem, da das Buch sehr vielschichtig ist. Es zeigt sehr deutlich auf, dass es im Leben nicht nur richtig oder falsch, gut oder böse, Wahrheit oder Lüge gibt. Sondern sehr viel mehr dazwischen – dort, wo wir uns tagtäglich bewegen. Immer wieder wird man auch gezwungen, das eigene Schubladendenken (in die man auch die Protagonisten gesteckt hat), zu überdenken. Das Leben wird einmal mit einem Weg mit vielen Kreuzungen verglichen, an der man sich bei jeder wieder neu entscheiden muss, wo man abbiegt. Wo man am Ende landet, weiß dabei keiner. Dieses Bild hat mir sehr gut gefallen (leider finde ich die Stelle nicht mehr).


    Fazit: Nicht einfach zu lesen, aber es lohnt sich auf alle Fälle! Deswegen: anfangen und durchhalten! Acht überdurchschnittliche Punkte und eine klare Leseempfehlung von mir.


    ASIN/ISBN: 3036959408

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Ewig her, dass ich das Buch gelesen habe, aber ich weiss noch, dass ich es am Anfang toll fand und dann irgendwann scheisslangweilig. Hab mich dann nur noch durchgequält und gehofft, dass es irgendwann vorbei ist. Ich hab die englische Ausgabe gelesen, das gab es mal für den Kindle für fast nix.


    Ich hab laut Excel-Liste 2 Eulenpunkte gegeben.
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  • Dieses Buch habe ich mir gekauft, weil eine Buchhändlerin gesagt hatte, es sei mit das Nachhaltigste, was sie je gelesen hätte. Die Story, die in Israel abgehandelt wird, sprach mich auch total an. Dass ein Chirurg einen Menschen totfährt, einfach nach Hause fährt und am nächsten Tag dessen Frau vor seiner Haustür vorfindet, ist ja kein Geheimnis, steht ja so im Klappentext. Allerdings hatte ich mir eingebildet, dass diese (Flüchtlings-)Frau dem Arzt „vorschlägt“, sie zu heiraten, damit sie im Land bleiben kann. Oh Mann, wäre es doch so gewesen. Stimmt aber leider nicht.

    Lange wusste ich nicht so recht, wo das Buch eigentlich mit mir hinwill. Ich will es nicht als langweilig bezeichnen, aber es hat wirklich seine Längen. Das kommt davon, wenn man versucht, ein spannendes Thema literarisch umzusetzen, statt einfach einen Thriller mit Tiefe draus zu machen.
    Je weiter ich in dem Buch kam, desto weniger Punkte blieben am Ende übrig und auch wenn ich mir einen guten Satz notiert habe, was ich sehr selten tue, gibt es nun nicht mehr als eine 6,5, und ich bin leider nicht von dem Buch überzeugt.


    Und was einen Bücherwurm noch ärgert, außer nicht erfüllte Erwartungen: wenn ein Buch den Anspruch auf Literatur erhebt und dann gleich auf Seite 8 das Brauchen ohne zu gebraucht wird. Ich hasse das und ich würde jeden Lektor dafür feuern.

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“