Beiträge von Leyia

    Fantasievolle und spannende Geschichte mit Bezug zum Klimawandel


    Inhalt:


    In dem Buch „Helles Land“ von Mary E. Garner (das Fantasy-Pseudonym von Mirjam Müntefering) geht es um die Welt „Helles Land“, in der zwei Sonnen alles Leben verbrennen, außer es wird durch die außergewöhnlichen Eigenschaften der Lichteiche geschützt. Diese Welt ist in drei Gebiete gespalten, das Refugium, Savannah und die Türme. Zwischen den Gebieten gibt es Gemeinsamkeiten, aber auch große Differenzen. In diesen Konflikt geraten Clay, die „Erwählte des Heiligen Baumes“, und ihre ehemalige Schülerin Camille – gemeinsam mit einigen Gefährten, die sie auf ihrer Reise kennenlernen.


    Meine Meinung:


    Das Cover gefällt mir gut, es spiegelt die Naturverbundenheit des Buches wider und hat schöne glänzende Details.


    Der Schreibstil ist gut und flüssig zu lesen. Es gibt einige Besonderheiten wie eine Triggerwarnung zu Beginn des Buches oder das Gendern innerhalb des Buches, die zeigen, dass die Autorin hier besondere Sensibilität walten lässt.


    Herausragend ist das Worldbuilding. Das Buch ist in drei Abschnitte geteilt, jeder spielt in einem der drei Gebiete. Sie sind sehr unterschiedlich und man fühlt sich jedes Mal wie in eine ganz neue Welt geworfen. Man kann sich alles sehr gut vorstellen. Die jeweilige Ausgestaltung geht bis hin zu gebietstypischen Namensgebungen, Sprichwörtern oder Zeitangaben.


    Der Anfang war mir etwas zu langsam, es dauert kurz bis die Handlung Fahrt aufnimmt. Dann wird es aber sehr spannend und es gibt einige Intrigen und unerwartete Wendungen während wir uns mit den Hauptprotagonisten durch diese Welt bewegen. Einiges kann man sich irgendwann denken, es blieb aber weiterhin spannend. Die Figuren sind sympathisch und gut geschrieben, besonders Clay macht während ihrer Reise eine Charakterentwicklung durch. Einige menschliche und nicht-menschliche Nebencharaktere sind sogar besondere Highlights durch ihren süßen oder schrulligen Charakter.


    Besonders hervorheben möchte ich die Parallelen zur echten Welt und dass dieses Buch somit nicht einfach „nur“ eine fantastische Geschichte erzählt, sondern auch zum Nachdenken anregt und sehr berechtigt einen mahnenden Finger erhebt. Hauptthema ist hierbei sicherlich der Klimawandel.


    Fazit:


    Mit diesem Buch bekommt man eine atmosphärische und detailreiche Welt, sympathische Hauptcharaktere, eine spannende und von Intrigen gespickte Handlung sowie einen mahnenden Fingerzeig auf den Klimawandel unserer Welt, der einen zum Nachdenken anregt. Von mir bekommt es daher eine absolute Empfehlung.

    Intelligente und fantastische Geschichte aus dem viktorianischen London


    Inhalt:


    In dem Buch „Der Uhrmacher in der Filigree Street“ von Natasha Pulley geht es um den Ministeriumsangestellten Thaniel, der im viktorianischen London helfen soll einen Bombenanschlag aufzuklären. Dabei freundet er sich mit dem japanischen und sonderbaren Uhrmacher Mori an. Auch die Wissenschaftlerin Grace, die mit den damaligen Problemen einer Frau zu kämpfen hat, spielt eine Rolle. Es gibt eine Fortsetzung, die bisher noch nicht auf Deutsch erschienen ist: „The Lost Future of Pepperharrow“.


    Meine Meinung:


    Das Cover gefällt mir gut, es ist eher schlicht, wirkt dabei aber klassisch und schick und hat einige schöne Details.


    Der Schreibstil ist schön, es gibt einige tolle Dialoge und Metaphern und die Geschichte lässt sich insgesamt flüssig lesen. Besonders gefallen haben mir auch das Setting im viktorianischen London sowie in Japan (das gerne einen noch größeren Teil hätte einnehmen dürfen, das scheint dann aber in der Fortsetzung zu passieren) und die ganze Atmosphäre, welche die Autorin erschaffen hat.


    Es gibt viele interessante Ideen und Wendungen im Verlauf der Geschichte, aus denen teilweise noch etwas mehr hätte gemacht werden können. Magie spielt keine direkte Rolle, die Geschichte fußt aber auf fantastischen Elementen, dennoch sollte man kein typisches Fantasy-Buch erwarten. Es gibt sowohl sympathische als auch unsympathische Charaktere, die durchaus interessant geschrieben sind – der Uhrmacher selbst sticht hierbei für mich heraus. An einigen Stellen hätte ich mir aber noch etwas mehr Tiefe gewünscht.


    Die meisten losen Fäden werden am Ende gut zusammen geführt, so dass dieses Buch auch für sich stehen kann. Es ist insgesamt eine intelligente Geschichte, bei der man etwas mitdenken darf. Jedoch gibt es einige wenige Wendungen und Auflösungen, die mir dann doch zu lieblos oder zu konstruiert erschienen.


    Fazit:


    Es handelt sich hierbei um eine intelligente und fantastische Geschichte, die hauptsächlich im viktorianischen London spielt und mit einem tollen Schreibstil, viel Atmosphäre und interessanten Ideen überzeugen kann. Dennoch gibt es ein paar Schwächen, an einigen Stellen hätten die Charaktere etwas mehr Tiefe haben können, auch wirkten einige Wendungen konstruiert oder lieblos.


    4/5 Sterne oder 8/10 Punkte

    Die Lebensgeschichte von drei magisch begabten Geschwistern


    Inhalt:


    Das Buch "The Rules of Magic" von Alice Hoffman ist die Vorgeschichte zu ihrem Buch „Practical Magic“, das ich vorher aber nicht gelesen hatte. Es geht um die drei Geschwister Franny, Jet und Vincent Owens, die alle magisch begabt sind. Das Buch beginnt dabei in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts und erzählt deren Lebenswege bis zu der Zeit, wo es an „Practical Magic“ anknöpft. Auch auf die Geschichte dieser besonderes Familie wird eingegangen und auf die Personen, deren Leben von dieser Familie beeinflusst wurden.


    Meine Meinung:


    Das Cover gefällt mir gut. New York ist sofort zu erkennen, dass es in dem Buch um etwas Magisches geht dann erst auf den zweiten Blick. Damit passt es gut zur Geschichte.


    Der Schreibstil ist gewöhnungsbedürftig und wohl auch etwas dem geschuldet, dass es sich um eine Vorgeschichte handelt, in der eine lange Zeitspanne umfasst wird. Das Ganze liest sich teilweise wie ein Märchen, aus der Entfernung und nicht in der Ich-Perspektive. Das verleiht dem Ganzen zwar etwas Magisches, führt aber auch dazu, dass man sich den Protagonisten nicht sehr nahe fühlt. Ich habe eine ganze Weile gebraucht, bis ich in die Geschichte rein gekommen bin und musste mich öfter zum Weiterlesen ermuntern. Dazu werden die Ereignisse teilweise aneinander gereiht und besonders in den späteren Abschnitten sind größere Zeitsprünge dazwischen. Irgendwann habe ich auch den Überblick verloren in welchem Jahr wir uns gerade befinden.


    Die Magie spielt in der Geschichte gar keine so große Rolle. Das Leben der Geschwister ist durchaus interessant und oft auch traurig, es ist insgesamt eine eher melancholische Geschichte. Das hat mir persönlich aber sogar gefallen. Die Geschwister sind nicht durchweg sympathisch, sie haben jeweils ihre guten und schlechten Seiten und treffen auch einige fragwürdige Entscheidungen. Die Geschichte der Familie und ihre Vergangenheit hätte für meinen Geschmack noch eine größere Rolle spielen können. Außerdem gab es meiner Meinung nach einige Logikfehler oder zumindest Zusammenhänge, die mir ohne weitere Erklärung so nicht klar wurden. Dies betraf besonders den Fluch, der auf dieser Familie liegt.


    Fazit:


    Es handelt sich hierbei um die Lebensgeschichte der drei magisch begabten Geschwister, die sich teilweise wie ein melancholisches Märchen liest. Das hat durchaus seinen Charme. Jedoch führten der Schreibstil und die distanzierte Erzählweise auch dazu, dass ich mich zeitweilig ermuntern musste weiterzulesen.

    Inhalt:


    In dem Buch "Kate in Waiting" von Becky Albertalli geht es um Kate und ihre "Crew": das sind ihr schwuler bester Freund Anderson sowie Brandy und Raina. Kate und Anderson sind ein eingeschworenes Duo und machen alles zusammen, sie verlieben sich sogar immer gemeinsam. Als der letzte Sommerlagerschwarm nun an ihrer Schule auftaucht, bringt das einige Probleme mit sich.

    Meine Meinung:


    Das Cover ist passend, würde mich im Laden aber nicht so ansprechen. Der Schreibstil ist flüssig zu lesen, bei den abgedruckten Nachrichten muss man aber mit Jugendsprache und Großschrift klar kommen, jedoch nimmt das nicht Überhand.


    Die Geschichte ist insgesamt eher kurzweilig. Sie hat mich jedoch genug gefesselt, so dass ich das Buch an einem Tag durchgelesen habe. Es geht viel um typische Teenager-Probleme, die mich durchaus auch an meine eigene Jugend erinnert haben. Dabei wird das LGBTQ-Spektrum mit abgedeckt. Das Buch richtet sich dabei genretypisch an ein jüngeres Publikum, das muss man lesen wollen. Der Plot ist ziemlich vorhersehbar. Ich hatte nach der Leseprobe geschrieben, dass ich denke ich weiß wie die Geschichte weiter geht - und das ist auch so eingetroffen.


    Die Charaktere selbst sind zum Großteil sympathisch und zumindest die Hauptpersonen auch durchaus vielschichtig. So richtig ins Schwärmen geraten konnte ich aber nicht. Ich kann aber gut nachvollziehen, wieso sich die Beziehung zwischen Kate und Anderson so entwickelt hat (was für beide sowohl positive als auch negative Konsequenzen hatte) und es ist schön zu sehen, wie die Personen im Laufe des Buches reifen und ihre Meinungen ändern. Eine richtige Coming-of-Age-Geschichte halt.

    Fazit:


    Wer Lust hat einen kurzweiligen, sympathischen Coming-of-Age-Roman zu lesen, der sich genretypisch eher an ein jüngeres Publikum richtet und sich auch mit dem LGBTQ-Spektrum beschäftigt, der wird hiermit zufrieden sein. Für mehr als 4 Sterne war mir der Plot zu vorhersehbar und ich konnte bei den Liebesgeschichten nicht so richtig ins Schwärmen geraten.


    ASIN/ISBN: 3426527960

    (Edit: ISBN zur Verlinkung und Coverabbildung nachgetragen. Gruß Herr Palomar)

    Inhalt:


    In dem Buch „Goddess of Poison – Tödliche Berührung“ von Melinda Salisbury geht es um Twylla, die als Gottgleiche Daunen die Fähigkeit besitzt ein tödliches Gift unbeschadet trinken zu können und in der Folge mit nur einer Berührung töten kann. Sie wird in die Königsfamilie integriert und soll später einmal den Kronprinzen Merek heiraten. Das Volk verehrt sie, fürchtet sie aber auch. Sie ist dafür zuständig die Gefangenen der Königsfamilie hinzurichten. Dabei ist sie sehr einsam, bis sie Trost bei ihrem neuen Wächter Lief findet.


    Meine Meinung:


    Das Cover ist sehr schick. Der Schreibstil ist gut zu lesen. Insgesamt ist die Schrift recht groß und es gibt viele Absätze, wodurch das Buch nicht allzu lang ist. Die Charaktere haben mir ganz gut gefallen. Twyllas Gedanken kann man gut nachvollziehen, dabei ist sie aber auch noch sehr kindisch und naiv. Ich denke aber, dass sie im Laufe der Reihe dazu lernen wird. Merek kann man schwer einordnen. Manchmal ist er nett, dann aber auch wieder desinteressiert oder grob. Er ist für mich ein interessanter Charakter. Lief ist dagegen die meiste Zeit sehr nett, aber auch seine Hintergrundgeschichte wird in den nächsten Teilen hoffentlich noch genauer ausgeleuchtet. Die Königin ist dagegen der absolut boshafte Gegenpart. Das ist hier relativ einfach gehalten. Sie ist durchweg böse, vom Anfang bis zum Ende. Da hätte ich mir gewünscht, dass ihr Charakter vielleicht etwas mehrdimensionaler gewesen wäre. Wieso ist sie so geworden wie sie ist? Zweifelt sie manchmal an dem was sie tut? Das wird manchmal angedeutet, aber dann doch nicht wirklich behandelt.


    Positiv fand ich, dass viele für mich neue Ideen dabei waren. Ich kannte noch keine Geschichte, bei der jemand mit einer Berührung töten konnte. Es wird auch recht schön aufgearbeitet wieso das Land die Gottgleiche Daunen braucht, was die Königin sich dabei denkt und was sie mir ihr vorhat. Es bleibt nicht bei einem einfachen „sie ist halt auserwählt und hat magische Gaben“, das Ganze ist komplexer. Auch gibt es viele Wendungen, die ich so nicht erwartet hätte, besonders zum Ende hin. Dazu werden einige Handlungen recht brutal geschildert. Das alles hebt das Buch für mich von den gängigen Fantasybüchern ab. Weil ich ein Fantasyliebhaber bin, bekommt das Buch so insgesamt 5 Sterne von mir. Ansonsten wären es wohl eher 4 Sterne geworden.


    Fazit:


    Eine spannende und kurzweilige Geschichte mit einigen neuen Elementen und unvorhersehbaren Wendungen. Damit sticht das Buch aus anderen Fantasybüchern hervor. Ich freue mich auf den nächsten Teil und bin gespannt, ob einige Hintergrundgeschichten dann noch weiter ausgeführt werden.


    10/10 Punkte

    Inhalt:


    In der Biographie „Urs Meier – Mein Leben auf Ballhöhe“ von Urs Meier und Jürgen Pander geht es um das gesamte Leben von Urs Meier, von seiner Jugend an bis in die Gegenwart. In seinen frühen Jahren spielte er Fußball in der dritten Liga der Schweiz. Als ihm klar wurde, dass er als Fußballer keine große Karriere zu erwarten hätte, wurde es stattdessen Schiedrichter. Seine lange Laufbahn als Schiedsrichter ist dann auch der Hauptaspekt des Buches. Später ist er auch Fußballexperte bei der WM 2006 und Chef der Schweizer Spitzenschiedsrichter.


    Meine Meinung:


    Das Cover ist thematisch passend und wird jedem Fußballfan im Buchladen auffallen. Auch sein Name, der groß zu lesen ist, wird Fußballfans etwas sagen. Der Schreibstil war eher umgangssprachlich, aber dadurch flüssig zu lesen. Ab und an hat man gemerkt, dass es ein Schweizer geschrieben hat. Für eine Biographie aber sehr passend, es fühlte sich beim Lesen an, als würde Urs Meier das Buch selber vorlesen.
    Für einen Fußballfan ist das Buch auf jeden Fall zu empfehlen. Man erfährt einiges über die Abläufe hinter den Kulissen und über die Gedankengänge von Schiedsrichtern. Auch wird die Interaktion zwischen Schiedsrichtern und Spielern während eines Fußballspiels beschrieben, was man von außen so nicht mitbekommt. Ebenso das Ränkespiel innerhalb der Schiedsrichter. Das war sehr interessant zu lesen. Auch wusste ich nicht, dass die Schiedsrichter die Spieler teilweise vor dem Fußballspiel in der Kabine besuchen. Die Highlights der Karriere von Urs Meier und seine Sicht auf bekannte Situationen, die man damals selbst von außen miterlebt hat, waren ebenfalls sehr interessant. Seine Ausführungen zur Zukunft der Schiedsrichter und die Veränderungen, die er vorschlägt, haben mir gefallen. Ich fand es wichtig, dass dies erwähnt wurde. Besonders toll sind auch die Bilder im Buch, nur leider sind sie oft mitten im Text eingefügt und thematisch nicht immer an der richtigen Stelle.
    Gestört hat mich dagegen seine Doppelmoral. Er hat sich einige Male über andere Schiedsrichter ausgelassen, die bei Spielen nicht fit waren aber trotzdem gepfiffen haben. Er selbst hat sich dagegen für einige Spiele „fit spritzen“ lassen, z.B. bei der WM 2002. Manche Abschnitte waren auch sehr speziell, zum Beispiel der über die Pfeifen. Das war für mich nicht so spannend. Auch hatte ich das Gefühl es gab ab und an Wiederholungen.
    Als Fußballfan gebe ich dem Buch 4 Sterne, ohne mein persönliches Interesse am Fußball wären es vielleicht eher 3 Sterne geworden. Das Buch ist mit ca. 250 Seiten auch relativ kurz. Aber es spricht ja nun eine spezielle Zielgruppe an und für diese ist es klar zu empfehlen.


    Fazit:


    Eine interessante Biographie, die Einblicke hinter die Kulissen des Fußballs und in das Denken von Schiedsrichtern gibt. Für Fußballfans auf jeden Fall zu empfehlen. Manchmal hat mich seine Doppelmoral etwas gestört.


    8/10 Punkte

    Inhalt:


    In Celeste Ngs „Was ich euch nicht erzählte“ geht es um Familie Lee und die Probleme, die sie mit ihrer Umgebung aber auch miteinander haben. Der Vater, James, ist das Kind chinesischer Einwanderer, Wissenschaftler und fühlt sich nie wirklich zugehörig. Die Mutter, Marilyn, wollte einmal Ärztin werden, musste diesen Traum aber opfern. Ihr Sohn, Nath, erinnert den Vater zu sehr an sich selbst und bekommt wenig Aufmerksamkeit von der Mutter. Beide Eltern legen ihre ganzen Hoffnungen in die älteste Tochter, Lydia, die stets bemüht ist die Träume ihrer Eltern zu erfüllen. Die jüngste Tochter, Hannah, wird dagegen meistens ignoriert. Als Lydia eines Tages verschwindet fangen die Familienmitglieder an darüber nachzudenken was schief gelaufen sein könnte. Und auch Jack, der in letzter Zeit viel mit Lydia zusammen war, hatte seine eigenen Gründe dafür.


    Meine Meinung:


    Das Cover ist leider nichts Besonderes. Der Inhalt dafür umso mehr. Die kurze Einführung ist recht anstrengend zu lesen, doch zum Glück entpuppt sich der Roman selbst dann als sehr flüssig, der Schreibstil ist gut zu lesen. Die Geschichte beschreibt mit viel Tiefe den emotionalen Hintergrund, die Wünsche und verlorenen Hoffnungen der einzelnen Familienmitglieder. Jeder hat seine ganz eigenen Gründe wieso er so handelt, wie er es tut. Und dies hat dann natürlich Auswirkungen auf die anderen Familienmitglieder. Das alles ist sehr schlüssig und das gesamte Konstrukt funktioniert sehr gut. Da man die Hintergründe aus verschiedenen Perspektiven erfährt, weiß man immer etwas mehr als die Personen selbst und erkennt wo Missverständnisse entstehen.


    Dieses Buch sollten sich besonders Eltern durchlesen, denn es ist wirklich erschreckend was man seinen Kindern in bester Absicht doch antun kann. Ich finde beide Eltern teilweise wirklich schrecklich, schlimmer noch als ihre eigenen Eltern. Die Kinder haben keine Möglichkeit sich frei zu entfalten und werden von den Vorurteilen der Eltern noch mehr eingeschränkt als von denen der Gesellschaft. Die Eltern hatten so eine klare Vorstellung von ihrem Leben und genaue Wünsche an ihre Zukunft. Und weil dies nicht so geklappt hat wie es sollte, wofür sie aber im Grunde selbst verantwortlich waren, zwingen sie nun ihre Kinder in diese Vorstellungen hinein und nehmen ihnen die Freiheit eigene Wünsche zu entwickeln. Am Ende hat nur der Leser einen kompletten Überblick über die Hintergründe und Ereignisse, die Familie selbst kann sich nur zusammenreimen was mit Lydia wirklich passiert ist.


    Fazit:


    Ein gut durchdachter Roman über die Beziehungen von Familienmitgliedern untereinander und was Eltern ihren Kindern in bester Absicht dennoch antun können. Die einzelnen Personen sind mit viel Tiefe charakterisiert und am Ende kennt nur der Leser alle Hintergründe und Ereignisse.


    10/10 Sterne

    Inhalt:


    In Karen Winters "Wenn du mich tötest" geht es um die Ehe von Julian und Laura Tahn. Während ihres Urlaubes in Schottland geschieht etwas und plötzlich verschwindet Laura in der Sandwood Bay. Julian meldet sie als vermisst, gerät aber bald selbst ins Visier von Ermittler John Gills. Dann wird eine kaum noch zu identifizierende Frauenleiche angespült.


    Meine Meinung:


    Das Cover sieht sehr düster aus und gefällt mir ganz gut. Der Schreibstil ist flüssig und leicht zu lesen, insgesamt kann man das Buch ganz angenehm und ohne größere Längen durchlesen. Es hält eine gewisse Grundspannung, man will wissen was passiert ist und erkundet immer weiter die Vergangenheit vor allem von Julian Tahn. Doch die großen Spannungsmomente bleiben aus, das Ganze wird eigentlich nach und nach in Ruhe aufgelöst. Zum Teil gibt es Beschreibungen von wichtigen Ereignissen, die dem Ermittler so nicht bekannt werden. Vieles erzählen Julian und Laura dann einfach irgendwann selbst. Das ist durchaus interessant und besonders Julians Vergangenheit ist spannend, doch es kommt eben auch nicht zu großen unvermuteten Wendungen. Dass es am Ende nicht so einfach ist, dass Julian seine Frau umgebracht hat, war mir von vornherein klar. Die tatsächliche Auflösung deutet sich dann aber auch schon lange an und ist keine große Überraschung mehr. Tatsächlich ist sie dann nur viel harmloser als man es eigentlich erwartet hätte.


    Positiv erwähnt werden muss die Beschreibung von Schottland. Die Gegend eignet sich natürlich hervorragend für solch einen Krimi und man bekommt direkt Lust auf einen Urlaub an der Nordwestküste. Die Einsamkeit und Weite der Gegend, das stürmische Meer und die Eigenarten der Bewohner sind sehr authentisch beschrieben.


    Negativ ist für mich dagegen, dass viele Handlungsstränge nicht komplett ausgeschöpft werden. Einigen Personen hätte man viel mehr Tiefe verleihen können. Peter Dunn ist für mich zum Beispiel ein sehr interessanter Charakter, dessen Leben und Person im Nachhinein aber nicht sonderlich wichtig für die Geschichte sind. Seine Vergangenheit mit dem Tod seiner Schwester, dem Stiefvater und seiner "Begabung" hätte mehr Potential gehabt und es wäre schön gewesen, wenn es für die Auflösung der Geschichte irgendwie wichtig gewesen wäre. Auch seine Eingebungen beim Fundort der Leiche sind ja nicht ausschlaggebend, am Ende entscheidet die DNA-Analyse wie es weiter geht. Auch die Geschichte um John Gills ist im Grunde genommen unwichtig, er hat ein Kind und kümmert sich nicht drum, am Ende überlegt er es sich anders. Ansonsten ist er trotz seines großen Anteils an der Geschichte irgendwie blass geblieben. Auch über die Vergangenheit mit Julians erster Ehefrau Monique und seinem Vater hätte ich gerne mehr erfahren. Wieso ist Julian zu einem aggressiven Menschen geworden, wie war seine Kindheit? Warum ist Monique bei ihm geblieben und wieso haben sie sich so oft gestritten, was hat sie verbunden? Genauso wenig habe ich verstanden was Laura Tahn dazu bewogen hat bei Julian zu bleiben, auch wenn das Ehepaar Tahn mit viel mehr Tiefe beschrieben ist als der Rest der Personen. Aber ein paar mehr Gedankengänge von Laura und etwas mehr Entsetzen darüber was Julian ihr schlussendlich antut (auch wenn das nur angedeutet ist) wären schön gewesen. Insgesamt sind viele Dinge einfach nur angedeutet und nicht genau ausgearbeitet. Dafür führen die Handlungsstränge aber am Ende zusammen und es ist durchaus logisch, es gibt keine Fehler oder offene Fragen.


    Fazit:


    Ein gut zu lesender und durchaus spannender Krimi, dem aber die großen Spannungsmomente fehlen. Die Personen und ihre Geschichten sind interessant, sie hätten aber teilweise mit mehr Tiefe ausgearbeitet werden können und sind nicht immer bedeutend für die Geschichte. Ein solider aber nicht herausragender Krimi.


    6/10 Punkte

    Inhalt:


    In dem auf wahren Begebenheiten beruhenden Buch „Dem Horizont so nah“ von Jessica Koch lernt Jessica mit 17 Jahren den attraktiven Danny kennen. Doch es ist zuerst gar nicht so einfach mit Danny, denn er verhält sich oft anders als andere Menschen und scheint in seinem Leben schon viel durchgemacht zu haben. Er lebt mit seiner besten Freundin und Leidensgenossin Christina in einer Wohnung. Jessica fühlt sich sehr zu ihm hingezogen, obwohl er sie immer wieder vor sich selbst warnt. Wieso erfährt sie erst als sie langsam beginnt sein Vertrauen zu gewinnen.


    Meine Meinung:


    Titel und Cover haben mir vorher schon gut gefallen und im Nachhinein kann ich sagen, dass beides perfekt zum Buch passt. Der Schreibstil ist flüssig zu lesen und die Geschichte ist immer spannend, es gibt keine Längen in dem Buch. Die Geschichte ist etwas ganz Besonderes. Besonders schön, aber auch besonders traurig und schrecklich. Und besonders wichtig! Es ist nicht immer einfach zu verdauen was man da liest, aber es öffnet einem auch die Augen und zeigt die schlimmen Seiten des Lebens von ganz nah. Aber es sind auch schöne Seiten da, die Dialoge sind oft amüsant und die Geschichte schildert eine ganz besondere und tiefe Freundschaft und Liebe. Das Buch macht Hoffnung, es nimmt Hoffnung und es ist ein Appell daran mit offenen Augen und ohne Vorurteile durchs Leben zu gehen und sich für seine Mitmenschen zu interessieren. Und ebenso daran das Leben zu genießen! Es ist sehr emotional, die Gefühlswelt der Personen ist mit großer Tiefe beschrieben und man ist immer direkt in der Geschichte und kann sich alles genau vorstellen. Das Buch hinterlässt viele Gedanken aber auch neue Blickwinkel. Für all das gebe ich dem Buch 5 Sterne und auch dafür, dass es eine wahre Geschichte ist und die Autorin so mutig war ihre eigene Geschichte aufzuschreiben! Das macht das Buch für mich umso bedeutsamer. Dies ist eine Geschichte so schön und schrecklich zugleich, dass nur das Leben selbst sie geschrieben haben kann.


    Fazit:


    Eine wahre Geschichte, die schöner und schrecklicher nicht sein könnte. Das Buch ist flüssig zu lesen und absolut fesselnd, es beschäftigt sich mit großer Tiefe und Nähe mit einem sehr traurigen aber auch wichtigen Thema und hinterlässt viele Gedanken aber auch neue Blickwinkel. Aber es beschreibt auch eine liebevolle und besondere Freundschaft und Liebe.


    10/10 Punkte

    Inhalt:


    In Liv Winterbergs historischem Roman „Sehet die Sünder“ geht es um eine Serie von Morden in der Bretagne im Jahre 1440. Es gibt mehrere Erzählstränge. Einmal sind da Catheline, die Haushälterin des Pfarrers, und Mathis, ein Bauer, der bei einem Unfall am Bein verletzt wurde. Zusammen mit dem Pfarrer und den anderen Bewohnern des Dorfes Saint Mourelles erleben sie die Morde hautnah und versuchen herauszufinden, was es damit auf sich hat. Die Spuren führen zum nahegelegenen Schloss Troyenne, wo ihr Lehnsherr Baron Amede de Troyenne mit seiner Gattin Berenice, deren Schwester Francine und den Angestellten des Schlosses lebt. Der Baron hat Geldprobleme und auch mit seiner Frau läuft es derzeit nicht gut. Zuletzt gibt es noch den Bischof von Nantes und seinen Notar Julien Lacante, Schloss und Dorf gehören zu seiner Diözese.


    Meine Meinung:


    Das Cover gefällt mir gut. Man sieht sofort, dass es sich um einen historischen Roman handelt. Leider hat sich der Buchrücken beim Lesen etwas durchgebogen und es sind Leserillen entstanden. Das Buch soll in gewisser Weise einen mittelalterlichen Kriminalfall beschreiben. Die Autorin hat gut recherchiert und man gewinnt den Eindruck, sie wollte ihr ganzes Wissen dann auch mitteilen. Es gibt viele Handlungen, die für die Geschichte selbst nicht alle essentiell sind. Einerseits sind da die Morde, dann gibt es eine Liebesgeschichte zwischen Catheline und Mathis und auch die politischen Verflechtungen der Zeit rund um den Herzog und den Bischof der Betagne, den König von Frankreich und die Praguerie wurden in die Geschichte mit aufgenommen. An sich finde ich das sogar ganz gut, aber die einzelnen Handlungen haben mir dann nicht immer genug Tiefe, manche Dinge bleiben oberflächlich. Und das obwohl das Buch mit über 400 Seiten relativ lang ist. Damit komme ich dann auch zu meinem Hauptproblem, trotz der ganzen Handlungen braucht es recht lange bis die Geschichte wirklich anläuft und Spannung entsteht. Das erste Drittel des Buches zeigt viele Längen. Es gibt sehr viele Morde, die die Handlung aber nicht wirklich weiterbringen. Es wird jemand tot aufgefunden, alle sind schockiert und dann wird bald auch schon die nächste Leiche gefunden. Zum Glück nimmt die Geschichte dann aber an Fahrt auf und das letzte Drittel ist wirklich spannend.


    Die Personen sind mir nur mittelmäßig sympathisch. Am besten gefällt mir Catheline, auch wenn sie manchmal doch auch anstrengend und etwas zickig ist. Mathis ist mir nicht sehr sympathisch, er vergeht in Selbstmitleid (obwohl um ihn herum anderen Menschen die furchtbarsten Dinge passieren) und stößt Catheline von sich. Auch begeht er einige Dummheiten und ist dann nicht bereit darüber zu reden und die Begebenheiten mit Catheline zu klären. Ihre Probleme miteinander werden eigentlich im ganzen Buch nie wirklich ausdiskutiert oder gelöst. Den restlichen Bewohnern des Dorfes fehlt es etwas an Tiefe um eine wirkliche Beziehung zu ihnen aufzubauen. Amede de Troyenne wirkt anfangs ganz freundlich, das ändert sich aber im Laufe der Zeit. Berenice kann ich eigentlich ganz gut verstehen, aber auch bei ihr werden ihre Gefühle nicht komplett aufgearbeitet. Ihre Schwester ist mir total suspekt und ich finde sie ungeheuer nervig. Wieso läuft sie Amede so hinterher, will sie sich nicht vielleicht mal um ihr eigenes Leben kümmern? Julien zeigt einerseits Gefühle, ist andererseits aber auch sehr berechnend, so wie es der Bischof von ihm erwartet. Dieser ist dagegen eigentlich durchweg unsympathisch, aber das liegt natürlich auch an der ihm angedachten Rolle.


    Der letzte Teil des Buches hat mir dann, wie schon erwähnt, besser gefallen. Die Schilderungen sind durchaus interessant und ich wollte die Geschichte dann auch unbedingt zuende lesen. Leider ist die Auflösung am Ende aber auch nicht die große Überraschung. Auch das Motiv für die Morde hat mir nicht wirklich gefallen, es gibt keine klugen Verflechtungen und Überraschungsmomente. Keine detektivische Arbeit, die einen ausgeklügelten Plan hinter dem Ganzen aufdeckt. Am Ende schreibt die Autorin, dass sie ihre Geschichte an eine wahre Person angelehnt hat, deren Motiv für die Morde aber nicht übernommen hat. Vielleicht merkt man das einfach bei der Geschichte. Gut gefallen haben mir auch die Personenübersicht am Anfang und die Hintergründe und das Glossar am Ende (wobei ich das Glossar lieber nicht erst am Ende gefunden hätte).


    Fazit:


    Die Thematik ist umfangreich, gut recherchiert und eigentlich auch interessant. Leider hat der erste Teil des Buches ziemliche Längen. Die Personen konnten mich nur teilweise überzeugen, einigen Charakteren und Handlungen fehlt es an Tiefe. Auch die Auflösung und das Motiv dahinter waren mir nicht überraschend und intelligent genug. Dennoch ist die zweite Hälfte des Buches dann doch noch spannend und interessant.


    6/10 Punkte

    Inhalt:


    In dem Buch „Götter“ von Will Hofmann werden mehrere Erzählstränge nebeneinander erzählt. Der wichtigste ist dabei die Geschichte von Agnes und Günter. Beide sind aus unterschiedlichen Reservaten geflohen und treffen sich in der Wildnis. Agnes lebte in einem Reservat, in dem es nur Frauen gibt und wusste nichts von der Existenz menschlicher Männer. Günter lebte dagegen in einem männlichen Reservat, dort gibt es keine Frauen. Beide Reservate werden von den „Göttern“ gelenkt, die den Menschen dort Sicherheit versprechen und dafür verehrt werden. Es gibt auch einen Austausch von Waren und Strafen bis hin zur Todesstrafe.


    Außerdem gibt es noch Clemens Röder, der zwei seltsam aussehende Menschen in einem Supermarkt beobachtet und vor seiner Vergangenheit in einer Sekte flieht und Rudolph von Wallmoden, einen rebellierenden reichen Sprössling, der in einem Internat lebt und später das Erbe seines Vaters antritt.


    Meine Meinung:


    Das Cover spricht mich nicht so stark an, dafür gefiel mir der Klappentext aber sehr gut. Das Buch ist etwas ganz anderes als das was man sonst so liest. Vielleicht auch etwas gewöhnungsbedürftig aber am Ende sitzt man doch erstaunt da und denkt über das Gelesene nach. Die nebeneinander geschilderten Erzählstränge gefallen mir gut und machen das Ganze noch spannender und komplexer, wobei Agnes und Günter bei Weitem den größten Teil einnehmen. Ein großer Teil der Geschichte erzählt wie sich Agnes und Günter in der Wildnis durchschlagen, das kann sich ein kleines bisschen in die Länge ziehen, ist aber andererseits doch ziemlich interessant. Agnes hat gar nichts, als sie aus dem Reservat flieht, und schlägt sich viele Jahre in der Wildnis durch. Dabei muss sie sich Alles aus dem Nichts aufbauen und wurde im Reservat extra ungebildet gehalten. Sie kennt keine Tiere außer Hündinnen und Hühnern und den Tieren, die sie heimlich beobachtet hat. Sie hat nie beigebracht bekommen, dass es unterschiedliche Geschlechter gibt, was Sex ist oder wo Kinder herkommen. Sie weiß nicht woher Wolle oder Leder kommen oder was Fleisch und Pilze sind und wie man Nahrung haltbar macht. Das Alles muss sie ganz alleine entdecken und sich selbst beibringen. Günter geht es ebenso, auch wenn er viel von Agnes beigebracht bekommt. Diese Sicht der Dinge war für mich sehr spannend, als würde man noch einmal im Schnelldurchlauf sehen wie die Menschen vor vielen Jahrtausenden all diese Dinge für sich entdeckt haben. Dazu kommt das fehlende Wissen über das andere Geschlecht und die Fortpflanzung. Wie erklärt man jemandem, dass man eine Frau ist, wenn dieser jemand nicht einmal weiß was Frauen sind oder dass es zwei unterschiedliche Geschlechter gibt. Meistens waren die Reaktionen und Schlüsse auch einleuchtend, auch wenn Agnes sich dabei schon sehr intelligent und weitsichtig gezeigt hat, das ging an einigen Stellen dann doch etwas sehr schnell. Nur an wenigen Stellen kamen mir die Schlüsse nicht ganz logisch vor. Auch wie die Götter so viele Menschen unter Kontrolle und mit Absicht ungebildet halten und der Gedanke, dass so etwas mitten in Deutschland möglich sein könnte, bringt einen zum Nachdenken.


    Die Charaktere gefallen mir sehr gut. Besonders Agnes ist wirklich beeindruckend, sehr intelligent und als einzige fähig hinter diese Täuschung zu blicken, die ihr ihr ganzes Leben lang eingetrichtert wurde. Günter ist sehr liebevoll, wenn auch nicht ganz so begabt wie Agnes. Die Örtlichkeiten habe ich mir bei Google Maps angesehen, die gibt es so ähnlich auch in Wirklichkeit. Der Kampf gegen die Götter war mir am Ende etwas zu schnell und zu einfach, wenn man bedenkt wie viele Menschen eigentlich noch dahinter stehen. Trotzdem gibt es noch einige unerwartete Wendungen.


    Fazit:


    Eine sehr interessante Geschichte, die die Welt aus einem für mich völlig neuen Blickwinkel betrachtet. Die Entwicklung und das Zurechtfinden in der Wildnis, dazu die Entdeckung der unterschiedlichen Geschlechter und die Umstände, wie die „Götter“ die Menschen in den Reservaten klein halten und ausnutzen, das ist alles sehr spannend und regt einen zum Nachdenken an. Der Teil, der in der Wildnis spielt, ist sehr ausführlich abgehandelt und zeigt eventuell kleinere Längen und der „Kampf“ am Ende war etwas zu einfach.


    8/10 Punkte

    Inhalt:


    Jacob Nomus‘ Thriller „Aroma des Todes“ spielt in Schweden. Sylvia Bönnemark, Tochter eines Großindustriellen, lebt mit ihrer Freundin Anna in einer WG. Sie hat psychische Probleme, ihr Freund Mats ist seit einiger Zeit verschwunden und nun findet sie vor ihrer Tür ein Buch, in dem ihre gemeinsame Zeit mit Mats genau geschildert ist, Autorin des Buches soll sie selbst sein. Im letzten Kapitel des Buches wird genau beschrieben wie sie Mats umbringt. Zusammen mit Anna will sie herausfinden was an der Sache dran ist: hat sie selbst das Buch geschrieben und weiß nichts mehr davon oder ist jemand anders dafür verantwortlich? Und was würde dieser Jemand damit bezwecken wollen?


    Meine Meinung:


    Das Cover gefällt mir gut, die Schnecke ist ein richtiger Blickfang. Das Buch lässt sich sehr flüssig lesen. Es gibt viele Passagen mit direkter Rede, die sehr spannend und gut zu lesen sind. Was mich verwundert und was man beim Lesen auch merkt ist, dass das Buch mit 150 Seiten recht kurz ist. Die Geschichte hat für mich großes Potential und manchmal kamen die Auflösungen so dicht beieinander, dass ich mich gewundert habe, wieso der Autor die Geschichte drum herum nicht noch etwas umfangreicher ausspinnt. Einige Schlüsse werden schon recht frühzeitig gezogen, auf die man als Leser vielleicht gerade erst gekommen ist, die für den Charakter im Buch mit seinem geringeren Wissen aber eigentlich ziemlich weit hergeholt sind. Und oft liegt besagter Charakter damit schon ziemlich nahe am Kern der Wahrheit. Oder es wird irgendeine Person auf der Straße gefragt und diese Person kann dann gleich die ganzen Details aus der Vergangenheit verraten. Es gab keinen richtigen Überraschungsmoment, in dem man erkennt, dass man die ganze Zeit total falsch lag. Die genauen Zusammenhänge waren mir zwar nicht klar, aber so im Groben kann man doch schon frühzeitig erahnen wo die Geschichte hin will. Es hätte nach meinem Geschmack zwischendurch ruhig noch ein paar falsche Fährten oder Schwierigkeiten bei der Lösung geben dürfen. Andererseits gibt es so wirklich keinerlei Längen und ich habe das Buch mit Begeisterung an einem Abend durchgelesen. Die psychologischen Aspekte der Geschichte sind sehr spannend und auch wenn ich nicht genau weiß, ob das fachlich alles korrekt ist, so wirkt es doch recht gut recherchiert. Und die Auflösung ist schlussendlich wirklich interessant und gut durchdacht.


    Einige Charaktere gefallen mir sehr gut, andere bleiben dafür viel zu oberflächlich. Um nicht zu viel zu verraten, werde ich hier keine Namen nennen. Aber bei einem Teil der Personen wird die emotionale Lage und Vergangenheit gut aufgearbeitet und nachvollziehbar beschrieben. Andere Charaktere bleiben völlig flach und sind nur Mittel zum Zweck. Oder sie haben einen großen Anteil an der Geschichte und man lernt ihren Charakter kennen, dafür haben sie aber keinerlei eigene Hintergründe oder auch nur Gedanken abseits der Hauptgeschichte.


    Fazit:


    Das Buch ist spannend und ohne irgendwelche Längen geschrieben. Die Geschichte ist interessant und gut durchdacht und die Charaktere zum Teil sehr gut beschrieben. Besonders Leute mit größerem Interesse an der Psychologie des Menschen könnten hier ihre Freude haben. Das Buch hätte mit seinen 150 Seiten aber ruhig noch etwas umfangreicher sein können. Einige Charaktere sind mir zu flach geblieben, außerdem kamen die einzelnen Schritte der Auflösung für meinen Geschmack zu schnell und zu einfach.


    8/10 Punkte

    Inhalt:


    In Mia Morgowskis "Die Nächste, bitte - Ein Arzt-Roman" geht es einerseits um Dr. Paul Rosen. Er ist Arzt und hat sich auf Anti-Aging-Medizin spezialisiert, arbeitet im Moment aber notgedrungen in der kleinen Hausarztpraxis seines Vaters mit. Seine Vorstellungen für die Zukunft beinhalten allerdings einen hochangesehenen Job in einer Anti-Aging-Klinik, viel Geld und viele Affären. Er fängt sowieso nur etwas mit verheirateten Frauen an, da diese ihn weniger Nerven kosten. Am Wochenende will er nach Genf fliegen und sich für einen aussichtsreichen Job in einer Klinik vorstellen. Doch leider stellt der Klinikchef die Bedingung, dass sein neuer Partner verheiratet sein muss.


    Andererseits geht es um Nella Johanssen, sie führt ein Second-Fashion-Cafe mit ihren beiden Freundinnen Elisa und Mashavna und ist Patientin in der Praxis der Dres. Rosen. Am Wochenende will sie ihren Freund Leo besuchen, der einen neuen Job in Genf angenommen hat. Allerdings leidet sie unter Flugangst und geht deshalb vorher zu ihrem Hausarzt. Es ist allerdings nur sein Sohn da, der zwar attraktiv aber doch eher unsympathisch ist. Auf dem Flug bekommt sie dann trotz der Medizin eine Panikattacke, doch zum Glück ist Dr. Paul Rosen auch an Bord.


    Meine Meinung:


    Das Buchcover ist ganz lustig, sehr knallig pink und die Wärmflasche ist in anderer Haptik gedruckt. Das Buch ist eher kurzweilig und der Plot natürlich vorhersehbar. Man kann es aber flüssig durchlesen. Die Idee, dass die Kapitel zum Teil von Paul in der Ich-Perspektive und zum Teil von Nella in Form von Tagebucheinträgen verfasst sind, ist eigentlich ganz spannend. Teilweise waren die Abschnitte von Nella aber etwas nervig zu lesen, da sie manchmal im Minutentakt einzelne Gedanken aufschreibt.


    Die Hauptcharaktere waren mir beide nur mittelmäßig sympathisch. Paul bleibt eigentlich das ganze Buch über sehr auf sich selbst bezogen und egoistisch. Seine Meinung von Frauen ist eher machohaft und veraltet. Es geht ihm nur um die körperliche Befriedigung und alles Weitere nervt ihn. Selbst als er sich in Nella verliebt stellt er sich vor wie sie sich wohl als Arztgattin macht und wie sie am Wochenende für seine Kollegen kocht, ansonsten erwähnt er besonders oft wie gut sie aussieht. Seine, oft auch sarkastischen, Gedankengänge sind aber teilweise durchaus witzig. Auch die restlichen Frauen im Buch (vielleicht mit Ausnahme von Nellas Freundinnen) sind vor allem als Beiwerk ihrer Männer beschrieben. Auch wenn die Frauen denken sie ziehen die Fäden, so muss es nach außen hin auf jeden Fall so aussehen, als würden die Männer alles bestimmen. Ich hätte mir wenigstens eine selbstbewusste und starke Frau in dem Buch gewünscht, vielleicht als Konkurrentin um den Job in Genf.


    Nella soll wohl eigentlich intelligent und eigenständig sein, ist sie auch zum Teil. In ihren Tagebucheinträgen klingt sie aber oft auch wie ein Teenager oder schreibt ziemlich dümmliche Sachen. Manchmal ist es durchaus witzig, manchmal aber auch einfach nur doof. Zum Beispiel schreibt sie mehrfach sie denkt sie hat vielleicht eine Angelina pectoris oder dass sie gerne mit dem Flugzeug abstürzen würde, nur weil sie grade Liebeskummer hat. Auch die restlichen Charaktere sind mir nicht sehr sympathisch geworden und verfolgen vor allem ihre eigenen Interessen. Am witzigsten fand ich Nellas Freundinnen, die etwas aggressive, sarkastische und dazu noch schwangere Elisa und Mashavna, die ihre Weisheiten von Teebeutelanhängern abliest und im Einklang mit dem Universum lebt. Die Mutter von Paul kam sehr liebenswürdig rüber.


    Fazit:


    Für ein kurzweiliges Lesevergnügen mit einigen Lachern durchaus tauglich. Tiefere Gedankengänge ruft das Buch aber nicht hervor. Die Tagebucheinträge von Nella sind originell, an einigen Stellen allerdings auch nervig. Die Charaktere werden einem nicht so richtig sympathisch.


    6/10 Punkte

    Inhalt:


    In Matthias Sachaus "Linksaufsteher - Ein Montagsroman" geht es um den etwas neurotischen Oliver Krachowitzer. Er hat wegen des guten Gehalts einen Job angenommen, den er überhaupt nicht mag. Da er nun mehr Geld hat, ist er aus seiner Männer-WG in eine eigene Wohnung gezogen. Das Alleinsein gefällt ihm aber überhaupt nicht, weswegen er sich seine alte WG zurück wünscht und viel Zeit in öffentlichen Bars verbringt. Jede Woche hat er Alpträume in der Nacht von Sonntag auf Montag, weswegen er am Montag dann konsequent seine schlechte Laune an anderen Menschen auslässt. Genau an so einem Tag begegnet er Lena, dass er sich in sie verliebt hat bemerkt er erst im Nachhinein. Um sie wiederzusehen und sein Verhalten wieder gut zu machen, ist er auf die Hilfe seines siebenjährigen Freundes Anton und seiner alten WG-Freunde angewiesen.


    Autor:


    Matthias Sachau lebt in Berlin und arbeitet als Autor und Texter und steht montags aus Prinzip gar nicht erst auf. Nach den Bestsellern Schief gewickelt, Kaltduscher und Wir tun es für Geld ist Linksaufsteher sein neuer Comedy-Roman.


    Meine Meinung:


    Das Cover gefällt mir gut und passt mit seinem knalligen Motiv perfekt zum Buch. Dieses liest sich zum größten Teil sehr flüssig, man darf sich aber nicht von moderner Sprache und "internettypischen" Ausdrücken nerven lassen. Auch wenn Oliver aufgrund seiner schlechten Laune und seiner Neurosen großes Potential hat unsympathisch zu wirken, mag man ihn doch von Anfang an. Er wirkt bei allem so liebenswürdig und tollpatschig, dass man wirklich nur das Beste für ihn hofft. Die Dialoge und Olivers teilweise sarkastische Art sind sehr witzig. Wenn man sich ein wenig im Internet und mit Facebook auskennt, dann erkennt man doch einiges wieder und kann herzhaft über die ganzen Kommentare lachen. Das mit der Facebook-Community und OKrachs Aufstieg zum Helden dieser ist zwar etwas überzogen, aber in den Grundzügen durchaus realistisch. Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass jemandem, der Facebook und das Internet allgemein nicht gut kennt, die Witze zum großen Teil verborgen bleiben.


    Die Figuren waren zum großen Teil sehr sympathisch. Besonders Anton und Olivers Freund Tobi haben mir gefallen. Allerdings ging mir die Sprache von Rüdiger Rodeo, der fast ausschließlich in Fremdwörtern spricht, ziemlich schnell auf die Nerven. Zuerst war es ja noch witzig und ich habe auch wirklich versucht zu verstehen wovon er spricht. Allerdings zogen sich solche Dialoge dann durch das ganze Buch und als Oliver auch noch in der gleichen Art geantwortet hat, habe ich die Stellen doch nur noch überflogen.


    Die Auflösungen am Ende kamen nicht sehr überraschend für mich. Nach spätestens der Hälfte des Buches war mir das alles klar gewesen. Das hat meine Freude an dem Buch allerdings nicht allzu stark gemindert. Es handelt sich hierbei ja nicht um einen Kriminalroman, bei dem alles auf die Auflösung hinausläuft.


    Fazit:


    Ein lustiges Buch, das genau das gehalten hat, was die Leseprobe versprochen hatte. Eher leichte Kost, die einem aber Spaß macht. Jemandem, der sich mit dem Internet und dessen "Community" nur schlecht auskennt, würde ich das Buch aber nur eingeschränkt empfehlen.


    8/10 Punkte