Beiträge von MelanieM

    Es war ein wirklich spannendes Finale, ich hatte eigentlich nicht erwartet, das Buch gestern noch zu beenden, aber ich konnte es dann nicht mehr aus der Hand legen.

    Das freut mich sehr.

    Mich hat Juliane besonders beeindruckt - sie ist sehr selbstbewusst aufgetreten und hat sich ihrem Bruder und ihrer Vergangenheit gestellt. Dass sie sich auf Gut Mohlenberg so gut eingefunden hat, dass sie dort mitarbeiten kann, finde ich toll. Das ist eine wirklich gute Lösung, denn zu ihrer Familie kann sie wohl nicht mehr zurück.

    Juliane wird in den kommenden Bänden weiterhin dabei sein, gemeinsam mit Wolfgang.

    Walter / Wolfgang - dem habe ich doch tatsächlich zwischenzeitlich misstraut und habe mir Sorgen gemacht, dass er das Tagebuch nicht zur Polizei bringt, sondern verschwinden lässt. Ich fürchte, ich lese zu viele Krimis.

    Das freut mich zu hören, wenn er doch noch zum Nachdenken und Zweifeln anregt ;-)

    Bernhards Tod hat mich allerdings sehr traurig gestimmt - ich hatte gehofft, im nächsten Band noch mehr von ihm zu lesen. Ob er sich noch weiter entwickelt, und wie er als Vater ist. Ich hoffe, Friederike findet einen Weg, mit dem Verlust zu leben.

    Friederike bleibt ja mehr als die Erinnerung von ihm. Im nächsten Band ist ihre Tochter Charlotte dann schon zwei Jahre alt ;-)

    Da ist Herr Freud sicherlich nicht ganz unschuldig..

    In der Tat - der Ödipus-Komplex wurde erfunden, weil man ja irgendwie die schrecklichen Missbrauchserzählungen, denen er ausgesetzt war, bürgerlich-konform umdeuten musste. Von wegen, dass es sich alles nur im Kopf der Damen abgespielt hätte. Das ist im Grunde unter den umgekehrten Vorzeichen wie heute - damals wurden echte Missbrauchserfahrungen nicht ernst genommen, während schlechte Therapeuten heutzutage dazu neigen, in alles einen Missbrauch reinzuinterpretieren und es deshalb umgekehrt heute leider auch immer wieder vorkommt, dass falsche Erinnerungen an einen Missbrauch gesetzt werden, den es nie gegeben hat. Beides ist für die Betroffenen hochproblematisch und passiert immer, wenn die Therapeuten nur ihr Weltbild bestätigt haben wollen, anstatt ergebnisoffen auf ihre Patienten zuzugehen.

    Nicht zuletzt haben Vater und Bruder ja einen Ruf zu wahren und werden sich daher auf nichts einlassen. Die Lösung, Juliane als Hysterikerin darzustellen, der man sowieso nichts glauben darf, ist für die beiden schon sehr bequem.

    Ich bin davon überzeugt, dass in der Zeit rund 80% der sogenannten "Hysterikerinnen" Opfer von sexuellem Missbrauch in der Familie waren.

    Wolfgang / Walter mag ich auch sehr gern, er ist Bernhard gegenüber so loyal gewesen und ich denke, dass er auch Friederike so loyal gegenüber sein wird. Er ist ein echter Freund.

    Ja, der ist sehr loyal - und jetzt spoilere ich mal für Band 2 - wobei das kein echter Spoiler ist, weil das schon gleich am Anfang erzählt wird - Wolfgang bleibt auf Gut Mohlenberg und in der Zeit zwischen den beiden Büchern heiratet er Juliane, sodass er mit ihr in Band 2 verheiratet ist ;-)

    Hier in Hamburg gibt (oder gab es, ich war schon lange nicht mehr dort) es ein Café in einer Kultureinrichtung, in der fast ausschließlich Menschen mit Down Syndrom arbeiteten, für Bestellung / Bezahlung brauchte es manchmal wirklich lange, aber haben wir gern gemacht, ich fand die Freude immer so ansteckend...

    In Hamburg gibt es auch auf dem Alsterdorfer Markt ganz viele inklusive Läden und Werkstätten, wo menschen mit Handicap aller Art tätig sind - von der Schusterei über ein Buchantiquariat bis hin zum Kaufhaus oder Bäcker - und auch Kunsthandwerk. Das ist richtig toll gemacht.

    Es gibt doch so einen ganz berühmten Spruch, ich bekomme ihn immer nicht richtig zusammen (und habe auch keine Ahnung, von wem er ist): Die Freiheit des Einen hört immer dort auf, wo die Freiheit des Anderen anfängt - oder so ähnlich... Ich finde, dies gilt für Menschen mit Behinderungen genau wie für andere Menschen auch!

    Genau - und das ist etwas, das man von jedem Menschen verlangen muss, weil das die Menschlichkeit ausmacht. Natürlich gibt es auch Leute, die das nicht können, aber die sind dann leider auch nicht in der Lage, unbeaufsichtigt unter Menschen zu gehen. Ein Beispiel im Buch war dafür Breuer mit seinem schwerwiegenden Frontalhirnsyndrom, bei dem er ständig zu Belästigungen neigte, aber verbal nicht erreichbar war, weil das Gehirn geschädigt war.

    Ich möchte mich einmal ganz herzlich bei MelanieM bedanken. Ich lerne durch die vielen Erklärungen und Beispiele so viel. So eine angeregte und erhellende Leserunde gibt es selten.

    Vielen Dank, mir hat die Leserunde mit euch auch sehr viel Spaß gemacht. Sind eigentlich schon alle durch?

    Sie waren ein wenig aufgeregt, weil sie jeder eine Kugel Eis nach eigener Wahl bestellen durften - und das war nicht ganz leise und unauffällig. Aber die meisten anderen Gäste haben eher gelächelt, weil die Szene eigentlich sehr viel Lebensfreude ausstrahlte. Nur der eine Tisch hat sich beschwert (und das in meinen Augen widerlichste Zitat über ein Mädchen mit Down Syndrom fiel auch: "So ein Kind muss man doch heute nicht mehr bekommen")

    Ja, das habe ich mir auch schon gedacht, dass das so war. Und das ist unverschämt. Weil diese Menschen in dem Moment ja wirklich niemandem etwas tun, sondern sich einfach nur freuen. Und da kann man sich dann auch ruhig mal mitfreuen oder sich - wenn man anders gestrickt ist - freuen, dass man selbst nicht diese Einschränkungen hat, aber den Mund halten.

    Wundert mich nicht wirklich - ich habe mal live erleben dürfen, wie eine Gruppe älterer "Damen" die Kellnerin in einem Eiscafe fragte, ob sie nicht etwas gegen eine Gruppe aus der lokalen Werkstatt für Menschen mit Behinderung tun könnte. Bei dem Anblick könnten sie ja ihr Eis gar nicht genießen. Es passiert mir eigentlich selten, aber da bin ich ausfallend geworden.

    Alles, was von der Norm abweicht, wird von vielen Menschen immer noch kritisch beäugt oder z.T. als Belästigung erlebt. Man muss aber auch deutlich unterscheiden zwischen dem, was den äußeren Anblick angeht und dem, was tatsächlich eine Belästigung wäre.


    Wenn jemand einfach nur anders aussieht, meinetwegen vielleicht auch lauter redet, weil er nicht gut hören kann, dann ist das okay und muss überall akzeptiert werden.


    Wenn eine Gruppe von Menschen sich allerdings nicht an die Spielregeln hält und Leute belästigt, also direkt auf Leute hinzukommt und sie umarmen will etc. - dann müssen Grenzen gesetzt werden, denn dieses Verhalten würde man auch von sogenannten "Normalen" nicht akzeptieren. Als ich Kind war, hatten wir im Schwimmbad immer zeitgleich Schwimmunterricht mit einer Gruppe von Down-Syndrom-Kindern. Anfangs gab das große Probleme, weil die übergriffig wurden. Die haben uns angetatscht und belästigt. Sie meinten das natürlich nicht böse, aber es hat uns gestört. Die Lehrerin wollte, dass wir die Behinderten akzeptieren, aber für uns war wichtig, dass sie auch unser Bedürfnis akzeptieren, dass wir nicht ständig angetatscht werden wollen. Erst als die ersten von uns sich weigerten, ins Wasser zu gehen, wenn die Down-Kinder mit ihrem Gegrabsche da waren, wurde den Lehrern bewusst, dass Toleranz und Akzeptanz zweischneidig sind. Und es war durchaus möglich, den Kindern mit Down-Syndrom zu sagen, dass sie bitte nicht ungefragt alle Leute anfassen mögen. Aber es hatte ihnen vorher nie jemand gesagt, vermutlich, weil man dachte, alle anderen müssten lernen, das hinzunehmen.


    Das war in den 1970er Jahren - also zu einer Zeit, als erste ungeschickte Versuche der Inklusion unternommen wurden. Nur war das auch keine Begegnung auf Augenhöhe, sondern eher geeignet, Vorurteile zu verstärken, weil man die Kinder mit Down-Syndrom zunächst nicht mit normalen Grenzen konfrontierte, die sie aber durchaus einhalten konnten, wenn man es ihnen erklärte. Dauerte etwas, später ging das aber und das belästigend erlebte Verhalten kam kaum noch vor.


    Inklusion bedeutet letztlich, dass sich jeder in dem Maß, wie er dazu in der Lage ist, in eine Gruppe eingliedern muss - und das Maß, was er trotz Bemühen nicht aufbringen kann, von den anderen toleriert wird, weil sie seine Bemühungen für den Rest anerkennen.


    Durch das Fördern und gleichzeitige Fordern wachsen Menschen auch. Das habe ich im Buch ja auch am Beispiel von Bernhard zeigen wollen. In dem Moment, wo Friederike ihn wieder als richtigen Mann wahrnimmt, wächst er auch über sich hinaus, wird auch wieder zu einem Erwachsenen. Menschen werden oft das, was andere in ihnen sehen. Und deshalb ist es wichtig, auch zu formulieren, was man sich wünscht.

    Zudem hat er ja auch nichts unternommen, den Ruf seiner "Anstalt" zu schützen bzw. negatives Gerede zu unterbinden....

    Er hat mit den einflussreichsten Personen des Dorfes (Dorfvorsteher und Pastor) gesprochen, um den Ruf seiner Anstalt zu schützen. Ein weiteres Gespräch mit dem Ermittler hätte nichts mehr gebracht, nachdem die Überstellung in eine andere Klinik angeordnet war, da Kuno ja aggressives Verhalten gezeigt hatte. Auch heute haben gesetzliche Betreuer nur sehr begrenzte Einflussmöglichkeiten, sobald eine Unterbringung durch die Justiz angeordnet wird.

    Übrigens - das gehört jetzt zwar eigentlich nicht in diesen Thread - aber gerade ist Hafenschwester 3 als Ebook-Angebot der Woche auf allen Plattformen für 5,99 Euro im Angebot. Ich erwähne das hier, weil es in Mohlenberg 4 auch ein kleines Crossover mit einer Figur aus Hafenschwester 3 geben wird. Okay, jetzt sind wir ja erst mal bei Mohlenberg 2 mit Mehr als die Finsternis, aber wer gern mehr lesen möchte, kann mit den Angebot der Woche als Ebook 6 Euro zum Normalpreis sparen ;-)

    Ich bin mit dem Schluss sehr zufrieden, obwohl ich das Gefühl hatte, es käme "so plötzlich", aber das lag vermutlich daran, dass ich mich gerade auf Gut Mohlenberg so häuslich niedergelassen hatte...

    Ich freue mich sehr, dass es dir gefallen hat - ja, man kann sich auf Gut Mohlenberg schnell nieder lassen ;-)


    Friederike wird ihr Studium als Wochendendfahrerin in Hamburg beenden, da Hamburg 1919 eine eigene Universität eröffnet hat. 1918 bekamen Frauen auch das Wahlrecht und Studieren war schon Normalität.


    Juliane hat ihren Kernkonflikt überwunden - und deshalb schnelle Fortschritte gemacht. Es ist ja nicht so, dass aus jedem "Opfer" jemand wird, der lebenslang mit den Folgen kämpft. Viele Menschen können das auch überwinden und haben viel mehr Stärke, als man glaubt. Die Victimisierung von Missbrauchsopfern, von wegen, "das geht nie wieder weg, die sind für immer geschädigt" ist aus falschem Mitleid auch ein großes Problem. Man hält die Betroffenen dadurch in der Opferrolle, die dann immer jedes Problem, das sie in ihrem Leben haben, auf den stattgefundenen Missbrauch schieben, anstatt die Ärmel hochzukrempeln, mit der Vergangenheit abzuschließen und das Leben in die Hand zu nehmen. Juliane hat die Erfahrung gemacht, dass sie stark sein konnte - und das hat ihr letztlich die "Heilung" gebracht. Natürlich wird es im Leben von Menschen mit Missbrauchserfahrungen immer wieder auch Rückschläge und Einbrüche geben - aber die große Gefahr ist die, wenn man JEDE Schwierigkeit im Leben damit begründet. Das ist nämlich falsch und lähmt die Weiterentwicklung. Manchmal ist es auch ganz gut, abzuschließen und Eigenverantwortung für alles weitere selbst zu übernehmen. Das wird Juliane in den Folgebänden auch tun.

    Manchmal traut sich mal jemand "gegen das System" zu sein, aber oft jammern und klagen alle und am Ende ändert sich nichts.

    Noch schlimmer ist es, wenn jemand etwas sagt und alle, die vorher mitgejammert haben, dann vor dem Chef sagen, so schlimm sei es doch gar nicht und der Kollege würde übertreiben. Kommt leider auch regelmäßig vor.

    Die Frage aber wirft sich auf, gibt es wirklich von Grund auf schon grausame, gefühllose Menschen, oder hatten z.B. alle NS-Täter eine traumatische Kindheit?

    Nein, natürlich hatten die nicht alle eine traumatische Kindheit. Aber sie haben die Menschlichkeit gezielt abgespalten. Wenn man sich z.B. die Wannseekonferenz anschaut - da wird über Zahlen geredet. Die Schicksale der Menschen dahinter werden nicht wahrgenommen. Das ist so ähnlich, wie wir heute in den Nachrichten von irgendwelche Todeszahlen bei Flugzeugabstürzen am anderen Ende der Welt hören - man findet das im ersten Moment schrecklich, aber dann wird es ausgeblendet. Dieser ansich gesunde Mechanismus wurde von machen Menschen dann in solchen Fällen rationalisiert und überstrapaziert. Die Empathie und das Mitgefühl wurden ausgeschaltet. Was als Selbstschutz erfunden wurde, wurde ausgedehnt - man schützte sich nun davor, aus der Gruppe ausgestoßen zu werden, indem man mitmachte.

    Da ging es u.a. um die Polizisten aus Hamburg, die für Spezialaufträge in den Osten geschickt wurden, wo sie zu Tausenden Gefangene erschießen sollten.

    Mit der Thematik habe ich mich auch sehr intensiv befasst, deshalb kommt das ja u.a. auch in Hafenschwester 3 als Thema vor. Die Sorge davor, aus der eigenen Gruppe ausgestoßen zu werden, war so groß, dass es alles andere in den Schatten stellte. Dahinter steckte natürlich auch die Urangst, ganz allein darzustehen und selbst zum Opfer zu werden. Deshalb traute sich kaum jemand, NEIN zu sagen, obwohl denen nichts passiert ist - außer dass man sie für labil und schwach hielt.

    Aber man könnte die Reihe ja fortsetzen und fragen, was hat seinen Vater dazu gebracht, ihn zu missbrauchen. Wird da nicht wieder beim Täter entschuldigt, er konnte ja nicht anders, da er ja diese Erfahrung des Missbrauchs schon gemacht hat? Ist denn nicht jeder irgendwann für seine Handlungen verantwortlich, kann man immer alles mit der Vergangenheit entschuldigen? Dann wäre ja oft auch die Täter der Naziherrschaft mit irgendwelchen psychischen Schäden und Kindheitstraumen zu entschuldigen?

    Es geht dabei nicht um das Entschuldigen einer Tat, sondern um das Verstehen. Die meisten Menschen, die Schreckliches in der Kindheit erlebt haben, werden keine Täter.


    Ich habe ja lange auch in der Forensischen Psychiatrie als Ärztin gearbeitet. Für seine Taten ist jeder selbst verantwortlich. Krankheit entschuldigt auch kein schlechtes Benehmen oder Straftaten.


    Aber es ist wichtig, Ursachen zu erforschen. Für die direkt betroffenen Menschen bringt es nichts mehr. Aber für spätere Generationen in der Prävention. Falls Viktors Vater schon missbraucht worden ist, hätte man die Spirale vielleicht damals schon durchbrechen können, wenn er Hilfe bekommen hätte. Dann wären seine Kinder verschont geblieben. Darum geht es letztlich bei der Aufdröselung solcher Muster. Täter-Opfer-Ketten zu durchbrechen.


    Zum Thema Manipulation - wenn jemand anfällig für so etwas ist, weil man ihm genau das einredet, was er selbst ohnehin gern täte, kann das schnell gehen. Viktor war wahnsinnig gekränkt und hatte auch Angst, weil Juliane sich erinnern konnte. Das hat Weiß ausgenutzt - narzisstische Kränkung in Verbindung mit Angst kann zu gruseligen Taten führen.

    Liegt auch an den Covern. Mir gefallen die von der Hafenschwester durchaus. Vor allem farblich. Aber sind auch so in dieser "Frauendings"-Ecke.

    In den meisten Fällen haben Autoren auf Cover kein Einfluss, das entscheidet der Vertrieb und die wollen, dass die dann möglichst alle Zielgruppen ansprechen. Meistens funktioniert das auch. Bei meinen Büchern, die bei Tinte&Feder erschienen sind (Mohlenberg und die leisen Helden) hatte ich sehr viel Mitsprache-Recht. Die Cover von Im Lautlosen, Die Stimmlosen und Die verstummte Liebe sind echte Familienfotos, die ich bereitgestellt haben und die meinen Vater mit seiner Mutter (Band 1+2 ) 1938 zeigen und auf Band 3 1941 zu Weihnachten.

    Das Ende kam mir ein bisschen zu plötzlich. Ich hätte mich darüber gefreut, mehr über die Manipulation von Viktor durch Herrn Dr. Weiß zu lesen. Für die Konsequenzen die sie hatte, war es mir etwas zu wenig um das schlüssig nachvollziehen zu können. Mir ist natürlich bewusst, dass das Auslösen von Schlüsselreizen sehr schnell sehr gravierende Handlungen nach sich ziehen kann, trotzdem wären mir ein paar Worte mehr dazu lieber gewesen. Auch ging es mir der Entwicklung von Juliane etwas zu rasch. Sie wandelt sich doch recht zügig von einer gebrochenen Persönlichkeit in eine selbstbewusste Frau. Ich bin gespannt ob wir sie in die Teil zwei wiedersehen und was dann aus ihr wird.

    Das ist immer eine Gratwanderung - wenn der Höhepunkt erreicht ist, wie lässt man ausklingen? Ich habe mich entschieden, ganz bei Friederike und ihrer Trauer zu bleiben, die alles andere überdeckt. Ich hatte die Befürchtung, wenn ich nun, nach diesem Schock, noch zu viel erkläre, nimmt es den Gefühlen die Kraft. Zudem ist es ja auch für Friederike und ihre Freunde so, dass offene Fragen bleiben und sie vieles nicht erfahren, was es noch mal wieder deutlicher macht, wie viel sie verloren haben und wie schwer der Umgang damit wird.

    Von Walter (dann als Wolfgang) und Juliane wird man auch in den nächsten Bänden hören. Ich spoiler schon mal - weil das gleich auf den ersten Seiten in Band 2 geklärt wird - zwischen Band 1 und Band 2 haben Wolfgang und Juliane geheiratet ;-)


    Juliane war ja eigentlich schon immer auch eine selbstbewusste Frau und nicht nur das Opfer. Das wurde ja bei der Tanzveranstaltung in Hannover deutlich, als sie mit dem jungen Mann über Automobile etc. sprach. Aber sie litt ja unter diesem unerklärlichen Trauma der Verdrängung. Als die Verdrängung aufgelöst war, konnte sie das irgendwann in Worte fassen und sie hatte Friederike als Vorbild. Deshalb konnte sie Viktor an der Tür abweisen. Sie dissoziierte dann nicht mehr. Als Viktor sie umbringen wollte, geriet sie noch mal in so eine Schockstarre, allerdings diesmal bei vollem Bewusstsein, nicht wieder in der Dissoziation wie beim Missbrauch. Da hatte sie schon viel erreicht. Und natürlich war es ein Schock, als ihr Bruder dann tot war, aber gleichzeitig hatte sie ja gesehen, dass es Notwehr war und war auch erleichtert, dass Bernhard sie gerettet hat. Das hat sozusagen dem Heilungsprozess noch mal einen Schub gegeben. Sie konnte die hilflose Opferrolle abstreifen, weil sie noch relativ viele starke, gesunde Anteile hatte.

    Alles in allem eine wunderbare Geschichte, die mich hat in eine andere Welt abtauchen lassen. Das war definitiv nicht mein letztes Buch von dir liebe MelanieM

    Das freut mich sehr.

    Deshalb hab ich ehrlicherweise die Hafenschwester so lange gemieden. Weil ich gerne mal all diese Reihen in einen Topf schmeiße.

    Mich hat es ehrlich gesagt auch sehr gestört, dass die Hafenschwester-Reihe so auf "Frauenliteratur" getrimmt wurde. Eigentlich ist das nämlich eine sehr politische Reihe - was dann wiederum Leserinnen enttäuschte, die einen Heile-Welt-Arztroman suchten.