Ich fand es gerade beim "Paradies der Damen" hochinteressant, wie in dieser Frühzeit des Kaufhausprinzips einige "Errungenschaften", die wir heute als selbstverständlich ansehen, gerade erst aus der Taufe gehoben werden.
Es muss damals wohl etwas ganz Neues gewesen sein, dass überhaupt jemand allen "Damenbedarf" unter einem Dach anbietet: Kleidung, Accessoires, Wäsche. In einer Szene regt sich der Schirmhändler, bei dem Denise wohnt, darüber auf, dass ein Händler, der als Verkäufer von Stoffen angefangen hat, nun auch Schirme anbieten will - heute ganz selbstverständlich.
Die Dekoration der Fenster - wie Mouret seine Angestellten ermuntert, von dezenten Farbzusammenstellungen abzugehen und statt dessen die Stoffe mehr oder weniger einfach auf den Boden des Schaufensters zu kippen, je greller, je besser.
Und vor allem - die Szene liebe ich - wie er kurz vor der Neueröffnung alles noch einmal umräumen lässt. Man hat die am meisten gekauften Waren gleich an der Tür postiert und die seltener verlangten weiter hinten, und er will es umgekehrt haben, damit die Kundschaft auf der Suche nach einem Knopf den ganzen Laden durchqueren muss. So sieht's aus. ![]()
Die Liebesgeschichte war mir stellenweise auch etwas zu schwülstig, überhaupt manches zu dick aufgetragen, aber das ist ja bei Zola oft so, ist wohl auch Zeitgeschmack.
Grüße von Zefira
ps. übrigens empfehle ich allen, die das Buch gern gelesen haben, auch "Pot-Bouille". In der deutschen Übersetzung "Ein feines Haus" oder auch "Hahn im Korb".
Das Buch ist stellenweise wirklich gallebitter, aber treffend und mit spitzer Feder geschrieben. Auch hier steht Mouret im Mittelpunkt. Zeitlich liegt das Buch vor dem "Paradies der Damen", hier lernt er seine erste Frau kennen.