Beiträge von Nicole

    Zitat

    Original von Schubi
    Jahre später … lebt diese Leserunde wieder auf ;-) .


    Jou, ist wirklich schon irre lang her, die Leserunde. Fast fünf Jahre bin ich jetzt bei den Eulen ... :wow
    Find's aber sehr schön, hier im Forum auch noch ab und zu über die Bücher von "damals" zu schnacken. :-]


    Zitat

    Original von Schubi
    Das Erste was mir aufgefallen ist: Deine Widmung ist wunderschön und berührt sehr, gerade, wenn man selber viele Schlachten geschlagen hat. Ist sie von dir?


    Schön, dass es Dir damit so geht. :-)
    Ja, die ist von mir.


    Zitat

    Original von Schubi
    Auch das Zitat von Kipling passt perfekt.


    Das einleitende Motto eines Buchs soll für mich immer wie eine Essenz der Vorstellung sein, die ich vorab davon habe; ich selbst muss das Gefühl haben, der ganze Roman mit allem, was mich daran so packt, zieht durch mich hindurch, wenn ich mir dieses Zitat anschaue.


    Gerade bei diesem Zitat von Kipling, obwohl es doch so knapp ist, liefen bei mir so unglaublich viele Assoziationen ab, dass es für mich einfach DAS Zitat für den Roman war.


    Zitat

    Original von Schubi
    Und dann geht es los. Dein Schreibstil hat mich sofort gefangen genommen . Gerade am Anfang die sehr bildhaften Beschreibungen Griechenlands und auch später Englands, erinnerten mich an deinen Anfangsspruch von Kipling: Schließe die Augen und sage das Wort – in diesen Fällen – Griechenland oder England.


    *freu*


    Zitat

    Original von Schubi
    Du beschreibst z. B. Griechenland nicht in kraftvollen Farben, sondern benutzt die sanften, zaubernden, die einen gleich in ihren Bann ziehen. Es gab oft Stellen, die ich mir zweimal und auch dreimal durchgelesen habe, weil sie einfach wunderschön beschrieben waren. Desgleichen mit England, nur dort kamen die schroffen Darstellungen, kräftige Farben, so das hier der Unterschied zu beiden Orten anhand deines Schreibstils herrlich zur Geltung kam.


    Helena war im England jener Tage kein allzu häufiger Name, aber sie hieß in meinem Kopf nun einmal so. Griechenland war wiederum neben Italien ein sehr beliebtes Reiseland für Engländer im Allgemeinen und Künstler im Besonderen, und deshalb lag es für mich nahe, nicht nur quasi eine Erklärung für ihren Namen (wie auch für den ihres kleinen Bruders) zu liefern, sondern sie dort auch ihre sehr sorglose Kindheit verbringen zu lassen.
    Und Kephallinia wurde es deshalb, weil ich so wunderbare Zeichnungen und Gemälde aus jener Zeit gesehen hatte, von Künstlern, die dort waren, und auch ganz zauberhafte Reiseberichte.


    Cornwall wurde es deshalb, weil ich einen stürmisch-schaurig-grauen Schauplatz wollte, und neben dem sanft-heiteren Rosamunde-Pilcher-Cornwall gibt es eben auch dieses Gesicht der Grafschaft. Für mich ist Helena ein Sonnenmensch, sie braucht Licht und Sonne und Wärme, sonst geht es ihr nicht gut, und in dieser Umgebung kann sie eigentlich nur unglücklich sein, zusätzlich zu all dem, was ihr ohnehin schon an Traurigem widerfährt.


    Zitat

    Original von Schubi
    Ian … genau die Art Mann, die ich liebe. Eigensinnig, gut aussehend, dickköpfig und ich hoffe, irgendwann auch ein Mann, der Gefühle zeigen kann.


    Ich sehe, wir verstehen uns ... :zwinker


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    Original von Schubi
    Am Anfang könnte ich Helena des öfteren durchschütteln, möchte sie führen, ihr helfen und andererseits finde ich ihre Zickigkeit wieder gut, dass sie sich nichts bieten lässt. Gerade dieser Charakter fasziniert mich. Und es ist nun mal eine andere Zeit, eine andere Gesellschaft und man darf es nicht mit der heutigen Zeit vergleichen. Genau das ist ja das Schöne. Und das bekommst du hier super hin.


    Oh, sie ging mir durchaus auch das eine oder andere Mal auf die Nerven! :lache Aber ich fand das eben auch reizvoll, dass sie so bockig und zornig ist - und Ian geht das ja ganz ähnlich ... :grin Wäre sie in normalen Verhältnissen aufgewachsen oder wenigstens in glücklicheren, wäre sie sicher auch ein ganz anderer Mensch geworden.


    Das Verhältnis der beiden ist ja durchaus von Anfang an ein Machtspiel auf mehreren Ebenen; das hat mich bei der Entwicklung der Geschichte sehr gereizt. Und dann eben auch zu sehen, was passiert, wenn Gefühle mit in dieses Spiel kommen.




    Zitat

    Original von Schubi
    Ein ruhender Pol und Ausgleich zum Ganzen ist Mohan, den ich von Anfang an ins Herz geschlossen habe.


    Schön. :-)
    Es gibt immer wieder Romancharaktere, die sind von Anfang an ganz präsent und von selbst "rund"; um die muss ich mich nicht groß kümmern, die machen alles von alleine, und Mohan ist einer davon; ein ganz großes Geschenk für mich als Autor.


    Es gibt ja diese nette Anekdote von ihm ... Er hatte lange keinen Namen, weil ich irgendwie nichts Passendes fand. Und dann, eines Nachts, erschien er mir im Traum und sagte zu mir: "Ich bin Mohan Tajid" und ging wieder weg.
    Und der Name ist natürlich absolut passend für ihn.



    Zitat

    Original von Schubi
    Absolut interessant sind die Erläuterungen zur Boston Tea-Party … in der Schule habe ich da nie aufgepasst, ich habe Geschichte gehasst und du schaffst es, das ganze so spannend rüberzubringen, dass ich nun endlich weiß, was wirklich passiert ist. Auch die Beschreibungen der Kasten z. B. bringt mir Indien näher. Danke dafür.


    Während meiner Schulzeit habe ich mich bezüglich Geschichte ziemlich widersprüchlich verhalten. In der Schule selbst habe ich Geschichte auch gehasst und grundsätzlich im Unterricht entweder unter der Bank gelesen oder vor mich hingeträumt; mich hat das null interessiert, was wir dort beigebracht bekamen. (Ich muss auch dazu sagen, dass wir einen nicht besonders guten Lehrer hatten, den ich leider bis zum Abi auch nicht loswurde; er war nicht einmal halbwegs nett ... )
    Und zuhause, nach Schulschluß, habe ich mich dann durch historische Biografien, Romane und Sachbücher gefressen, die bei uns immer stapelweise herumlagen, weil meine Eltern sehr geschichtsinteressiert waren. Das war eine Art von Geschichte, die mich faszinierte - und so geht's mir bis heute.


    Ich hatte da neulich erst wieder drüber nachgedacht und hatte auch ein interessantes Gespräch darüber: ich habe ein immerwährendes "Warum?" im Kopf, wenn ich schreibe. "Warum war das so?"
    Ergänzt durch das "Wie?": "Wie war das damals?". Wie sah's dort aus, wie hat es sich angefühlt, wie roch es, was gab's zu essen (ESSEN!! Immer gaaaanz wichtig für mich! :lache ).
    Ich versuche immer, die eigentliche Romanhandlung soweit mit den Antworten auf diese Fragen zu ergänzen, dass ich selber das Gefühl habe, ich kann mit dem Roman sagen: "Darum war's so". Und : "So war's vermutlich."


    Und ich hoffe schon immer, dass der eine oder andere Leser ein bisschen was an geschichtlichem Wissen mitnehmen kann, so ganz spielerisch und quasi "nebenbei" - und eben nicht so trocken wie ich es in der Schulzeit erlebt habe.

    Zitat

    Original von Schubi
    Wenn deine anderen Romane auch die Zutaten „Imagination, historischen Quellen und Psychologie“ enthalten, kann ich mich ja noch auf tollen Lesegenuss freuen. Vielleicht ist es ja genau diese Mischung, die mich an deinem Buch so fasziniert hat.


    *freu*


    Zitat

    Original von Schubi
    Bevor ich dein nächstes Buch anfange, werde ich fragen, welchen Tee du dazu getrunken hast :-) . Wird vermutlich die Caravaggio -Verschwörung sein.


    Houha, welchen hab ich denn damals auf dem Schreibtisch stehen gehabt? :schaem
    Da ein Großteil des Buches über den Winter entstanden ist, war's mit ziemlicher Sicherheit der Rooibos Amarettini von TeeGschwendner ( <- Nics bevorzuger Tee-Dealer. Das läuft jetzt aber nicht unter Schleichwerbung, oder? :gruebel ); das ist mein Lieblingstee im Winter und steht auch gerade wieder mit auf dem Tisch. Könnte sein, dass ich da auch noch einen Restbestand Rooibos Bafana im Haus hatte; den gibt's ja leider nicht mehr... :cry
    Und als es damit auf den Frühling zuging, hatte ich eine Sonderedition, das war glaube ich ein Grüntee mit Zitrus und mit Blüten; ich meine, der hieß sogar "Messina" oder so ähnlich und ich hatte ihn auch wegen dieses Bezugs zu Sizilien gekauft.


    Bei "Sterne über Sansibar" weiß ich's noch genau: da gab's konsequent eigentlich nur "Arabische Nacht", mit Rosen-, Jasmin- und Sonnenblumenblüten. Dieses Blumige, unter dem so etwas leicht Holziges, fast schon Bitteres liegt - das passte perfekt zum Buch. (Abgesehen davon pusht mich dieser Mix aus grünen und schwarzen Tees enorm, mehr als Kaffee - ich bin ja überzeugt, der Tee heisst so, weil man damit prima die Nacht durchmachen kann! :grin )


    Zitat

    Original von Schubi
    Es hat mir sehr viel Spaß gemacht :knuddel1


    Mir auch! :knuddel1


    Zitat

    Original von Schubi
    Ich glaube, dieses Buch ist eines von wenigen, welches ich bestimmt ein zweites Mal lesen werde und dann noch etwas intensiver unter den hier näher dargestellten Sachverhalten und auch persönlichen Empfindungen :-] .


    Dankeschön (auch nachträglich!), ihr zwei!! :knuddel1


    Ja, der Tag war wirklich schön - und ich hab offenbar wirklich gut Kraft getankt, zumindest habe ich diese Woche schon ziemlich was zustande gebracht .... :-]


    @ Schubi


    Ich hoffe, die Migräne lässt Dich in nächster Zeit in Ruhe! :knuddel1

    @ nofret78


    Zitat

    Original von nofret78
    Logisch, hatte doch drauf gehofft mit dir hochzufahren... :grin


    und siehe da ... :grin


    Dann lass uns doch demnächst mal die Buchung der Zugfahrt mit Käffsche verbinden! :knuddel1


    @ Sina


    Zitat

    Original von Sina
    Dann sehen wir, @ Nic, uns endlich mal wieder


    Ich hab neulich schon Deine Anmeldung gesehen und gedacht: "Menno, ausgerechnt, wenn die Sina kommt, kann ich nicht!!" :bonk
    Aber nu klappt's ja doch! :freude


    @ Schubi


    Zitat

    Original von Schubi
    Freu mich echt riesig dich wiederzusehen :knuddel1


    Freu mich auch auf Dich! :knuddel1

    *freut sich ein Loch in den Bauch*


    Dankeschön, ihr Lieben - tausend Dank für eure guten Wünsche! :knuddel1


    So wirklich gefeiert hab ich nicht - da's ab morgen in die heiße Phase des Manuskripts geht, zwischen Wüstensand und Nilufer, war's mir mehr nach Extrem-Couching ... Wird dann aber hinterher doppelt und dreifach nachgeholt! :-]


    Ist natürlich kein Grund, dass ihr deshalb auf dem Trockenen sitzt ... *ploppt die Prosecco-Flasche auf*



    :sekt :sekt :sekt :sekt :sekt :sekt :sekt :sekt :sekt :sekt :sekt

    Zitat

    Original von Schubi
    Wow … da macht es ja richtig Spaß Fragen zu stellen :grin .


    So soll's ja auch sein, oder? :knuddel1
    (Mir macht das übrigens auch große Freude ... )


    Zitat

    Original von Schubi
    Und wie du siehst, könnte man denken, du wärst schon dort gewesen, so lebendig kommt es bei mir an.


    *froi*


    Zitat

    Original von Schubi
    Und daher habe ich auch keine Probleme, wenn du so ausschweifend diese philosophischen Fragen rings um das Schreiben beantwortest. Wie du weißt, interessiert mich das brennend :knuddel1 .


    *aufatem*


    Ich finde das selbst höchst faszinierend, umso mehr, je länger ich schreibe, gerade dieses Spannungsfeld zwischen Imagination, historischen Quellen und Psychologie - und das sind für mich eben die "Grundzutaten" meiner Romane.


    Zitat

    Original von Schubi
    Als absoluter Teetrinker hat mich natürlich genau dieses Buch gereizt, als ich es mir kaufte, lange bevor ich eine Eule war. Und ich muss sagen, ich bin voll auf meine Kosten gekommen und sehe den Tee doch jetzt mit anderen Augen und werde mir garantiert irgendwann mal einen First Flush gönnen und dabei an Ian und Helena denken.


    Ich hab beim Schreiben immer Tee auf dem Schreibtisch, immer andere Sorten, je nach Buch. Für HüD habe ich auch first flush gehabt, mit einer Orangenscheibe in der Tasse (wie Mohan Tajid es empfiehlt :-) ) - und ein Schüsselchen losen Tees, um immer mal wieder reinzugrabbeln und daran zu schnuppern.


    Zitat

    Original von Schubi
    Danke für die Aufklärung mit den Zeichnungen. Das ist mir sofort aufgefallen, wie liebevoll die Kapitelanfänge dargestellt wurden. Ich bin bei den Zeichnungen, die mir fehlten, auch eher von Karten ausgegangen, wie die von Indien.


    Das ist etwas, was mir bei anderen Büchern echt gefallen hat, z. B. bei Susanne Eders Büchern, wo der Stadtplan vorn drin war. Aber ich denke, dass ist vielleicht auch normal, dass bei TB-Ausgaben Abstriche gemacht werden.


    Beim HüD-TB hatte es etwas mit der Seitenzahl zu tun, das hat ganz knapp nicht mehr gepasst - die Alternative wäre gewesen, dass das Buch 12 leere Seite enthielte, und das war von Verlagsseite aus auch keine Lösung.


    Der Safranmond hat jedoch Karten drin, und auch Sansibar wird als TB ab Sommer die Sansibar-Karte haben (und zusätzlich wird eine der Klappen eine Postkarte mit dem Covermotiv enthalten, zum Raustrennen und Verschicken, was ich irgendwie eine ganz süße Idee finde, gerade weil ich das Cover so liebe :-]).


    Ich danke Dir, Schubi, für's Lesen und Feedback und Deine schöne Fragen hier! :knuddel1

    Danke für diese wunderbare Rezi, Darcy! :wave
    Das muss ich glaub unbedingt lesen; sollt's mich Ende des Jahres wieder dorthin verschlagen, werd ich's auf jeden Fall in mein Köfferchen packen.


    Zitat

    Original von Darcy
    Inwieweit diese Geschichte um Sally und Omar der Wahrheit entspricht, kann ich nicht sagen.


    Ich hab das im Hinterkopf, dass dem tatsächlich so war - und eben auch Lady Duff Gordons Reaktion darauf.


    Könnte sogar sein, dass ich das aus diesem netten Büchlein hab:

    Dankeschön, rienchen!


    Zitat

    Original von rienchen
    Er lohnt sich auch, wenn man nicht gläubig ist, oder?


    Finde ich schon. Ich bin auch nicht so sehr gläubig, noch nicht einmal katholisch; die Szenen aus den Gottesdiensten der Mönche waren mir recht fremd, fast noch mehr als die, die das Leben der muslimischen Dorfbevölkerung zeigten, und gerade deshalb fand ich sie so faszinierend. :-)

    ui, danke Voland und Darcy! :wave
    Eigentlich dachte ich, das sei kein Film für mich - aber ich glaub, nun muss ich doch unbedingt rein! :-]

    OT: Des hommes et des dieux
    Frankreich, 2010


    R: Xavier Beauvois
    B: Xavier Beauvois, Etienne Comar
    D: Lambert Wilson, Michael Lonsdale


    Website zum Film




    Inhalt:


    Atlasgebirge / Algerien, Mitte der 1990er Jahre. Im Land herrscht Bürgerkrieg, der aber vom Dorf Tibhirine noch weit entfernt ist – und noch weiter vom Kloster Notre-Dame de l’Atlas, in dem neun Trappistenmönche nach den Regeln ihres Klosters leben. Sie bauen Gemüse an, verkaufen Honig auf dem Markt, und Bruder Luc ist der Arzt für das gesamte Dorf. Prior Christian beschäftigt sich mit dem Koran, und überhaupt pflegt die kleine Mönchsgemeinschaft ein harmonisches Miteinander mit den muslimischen Dorfbewohnern.
    Als jedoch Rebellen nicht weit vom Kloster entfernt kroatischen Arbeitern die Kehle durchschneiden, holt der Terror im Land die Mönche ein. In der Weihnachtsnacht dringen Rebellen in das Kloster ein und fordern medizinische Hilfe. Prior Christian entscheidet sich für einen Mittelweg zwischen Hilfe und verbalem Widerstand.
    Für die Ordensbrüder beginnt eine Zeit der Angst, des Zweifelns und der Diskussion, ob sie bleiben wollen oder doch lieber das Kloster verlassen und sich in Sicherheit bringen. Denn der Bürgerkrieg wird auch nicht vor dem Dorf und dem Kloster Halt machen …


    Hintergründe:


    Der Film beruht auf den wahren Ereignissen um das Kloster Notre-Dame de l’Atlas. 1996 wurden sieben der Brüder von Bewaffneten entführt; zwei konnten sich verstecken.
    Eine terroristische Splittergruppe bekannte sich zu dieser Entführung und forderte die Freilassung eines ihrer Anführer; die sieben Mönche wurden später ermordet aufgefunden.
    Unklar ist bis heute, ob es tatsächlich Terroristen waren – oder die staatliche Armee, um die Öffentlichkeit gegen die Rebellen aufzubringen.


    Wikipedia über das Kloster und die Entführung der Mönche


    Wikipedia zum Orden der Trappisten



    Meine Meinung:


    Dieser Film wurde mir dringlichst empfohlen, und trotz erheblicher Vorbehalte habe ich mir ihn dann auch angesehen. Selten habe ich mich über die Inhaltsangaben zu einem Film derart geärgert wie bei diesem – denn diese ließen einen Film über islamistischen Terror vermuten.
    Weit gefehlt, das ist er nämlich nicht.
    Es ist nicht mal ein Film über den Islam, zumindest nicht hauptsächlich. Es ist ein bisschen ein Film über den christlichen Glauben und seine Werte wie Nächstenliebe, wie Demut, Glaubenszweifel und Gottvertrauen.
    Vor allem aber ist es ein Film über Menschen und Menschlichkeit. Und über den Glauben, unabhängig von einer Religion.


    Der Film kommt extrem schlicht daher, beinahe dokumentarisch, in blassen Farben und fast schon bescheidenen Bildern. Die Bilder überwiegen, Dialoge sind spärlich und erstaunlich leise, während Geräusche wie die Bagger auf der Baustelle vor dem Mord an den Arbeitern und das Geknatter des Hubschraubers in einer späteren Szene überlaut wirken. Doch diese Dialoge sind derart auf den Punkt und schön und klug und poetisch, dass ich Einiges davon am liebsten mitgeschrieben hätte.


    Viel Raum nimmt das Leben der Mönche ein, ihr Tagesrhythmus, ihre Beschäftigungen; ungewohnt, dass ein Film ein solch langsames Erzähltempo aufweist und mit so viel Stille arbeitet. Sehr viele Szenen zeigen die Mönche beim Gottesdienst in der Kapelle des Klosters, immer begleitet von liturgischen Gesängen – und die sind unglaublich schön und bewegend. Für mich war es ein sehr eine fremde Welt, in die ich da Einblicke erhielt, und deshalb umso interessanter.


    Ich war sehr angetan davon, dass der Film auf irgendwelche Schwarz-Weiß-Malereien verzichtet, auf klare Zuordnungen von Gut und Böse. Die Grenze dazwischen verschwimmt und auch, woher letztlich die Bedrohung für das Leben der Mönche stammt: von den Rebellen oder doch von der Armee? Eines jedoch macht der Film unmissverständlich, wenn auch angenehm unaufdringlich klar: nicht vom Islam als solchem, nicht von den Muslimen an sich.
    Ebenso gefiel mir, dass er das Rätsel um die Entführung und die Ermordung der Mönche als solches belässt; der Film deutet an, erklärt aber nicht – und vor allem fehlt ihm jeglicher erhobener Zeigefinger, obwohl die Botschaft deutlich rüberkommt.


    Völlig hingerissen bin ich jedoch von den Darstellern; ich mag kaum glauben, dass das alles wirklich Schauspieler gewesen sein sollen – und keine „echten“ Mönche. Zweifel, Ängste, Konflikte mit sich und anderen, Hoffnung, Glauben, Freude, Glück, Wärme, Liebe zur Natur, zur Welt, zu den Menschen werden erlebbar dargestellt; da wirkt nichts aufgesetzt, nichts gekünstelt oder gar gespielt. In der letzten Szene vor der Entführung hält die Kamera extrem dicht auf die Gesichter der Mönche, Gesichter, in denen ein ganzes Leben zu lesen ist und so viel an menschlicher Gefühlswelt, ungeschönt – und genau deshalb schön und anrührend.


    Mich hat dieser Film tief berührt, gerade deshalb, weil er eine ganz eigene Sperrigkeit und Nüchternheit besitzt und trotzdem voller Emotionen ist und eine ungewöhnliche Natürlichkeit aufweist.
    In einer für mich gerade nicht ganz leichten Phase hat er mich durchatmen lassen und ich bin still und ruhig und nachdenklich und gestärkt aus dem Kino wieder heraus.
    (und zwar so sehr, dass ich völlig vergessen habe, mich an der Kasse darüber zu beschweren, dass der Kinosaal ungeheizt und daher schweinekalt war – es war bis zum Ende des Films einfach nicht mehr wichtig).


    Und so gebe ich die Empfehlung für diesen Film einfach weiter: angucken, unbedingt!

    Ich hätte da mal eine Frage... :wave


    Ich schreibe immer mal wieder etwas länger an meinen Posts, und seit meiner Neuregistrierung loggt mich das Forum zwischenzeitlich immer mal selbständig aus und ich muss mich neu anmelden. Das hatte ich mit meinem früheren account so nicht.


    Lässt sich das irgendwo einstellen und ich hab das bislang nur nicht gefunden?


    Ist zwar nur ein winziges Problemchen und nicht weiter tragisch, aber schöner wär's ohne... :gruebel

    Liebe Schubi,


    Zitat

    Original von Schubi
    wow ... da habe ich mich aber eben echt über die Antwort gefreut. Vor allem, weil du es so ausführlich getan hast.


    Na, immer gerne doch! :knuddel1


    Zitat

    Original von Schubi
    Ich kann also davon ausgehen, dass du auch nicht in Cornwall und Griechenland warst, jedenfalls nicht in den Ecken, die du schilderst, oder :gruebel ?


    Ja, so ist es.


    Zitat

    Original von Schubi
    Das wäre ja nicht soooo weit weg.


    Darum geht's mir nicht mal, ob ein Schauplatz weit weg ist oder nicht (aber ich hatte durchaus schon mit Schauplätzen zu tun, da war es schlicht einfach nicht möglich, hinzufahren, entweder, weil diese Orte heute in massiven Krisengebieten liegen oder Reisende dort nicht gern gesehen sind).


    Mir geht's um die Perspektive, um das Rekonstruieren von Ansichten, Atmosphären, subjektiven Empfindungen - wie ich auch immer versuche, mich über alle möglichen Wege einer Zeit anzunähern, dem Leben, Denken und Fühlen der Menschen damals. Ein Ort ist ja immer wesentlich mehr als seine geographischen Gegebenheiten, seine Bauwerke, und ich frage mich immer: wie hat es damals dort ausgesehen, wie wurde der Ort empfunden, was haben Menschen dort erlebt? Ich möchte immer gerne Orte mit DEREN Augen sehen, mit DEREN Sinnen erleben.


    Für mich kann ein historischer Roman in jeder Hinsicht immer nur eine Annäherung sein, an die Zeit, den Ort zu jener Zeit, auch an die Charaktere.
    Als Autor-Mensch hat man ja nur sein eigenes Leben aus erster Hand (und auch da verändert sich vieles in der Wahrnehmung, rückblickend über die Zeit, wie man aus der autobiographischen Forschung weiß), lebt aber als Autor-Autor viele Leben, Buch um Buch, und auch das kann immer nur eine Annäherung bleiben. Die hoffentlich möglichst gut, möglichst authentisch gelingt.


    (Sorry für diese ausschweifende Antwort - aber ich finde diese philosophischen Fragen rings um das Schreiben immer wieder so ungeheuer spannend! :-] )



    Zitat

    Original von Schubi
    Reizt es dich eigentlich einmal zu den Schauplätzen deiner Geschichten zu reisen? Auch wenn es in der Jetzt-Zeit ist?


    Klar. Und teilweise habe ich das auch schon gemacht.
    (und von Reisen Geschichten mitgebracht - die warten aber derzeit noch darauf, geschrieben zu werden)


    Zitat

    Original von Schubi
    Auch die Beschreibung der Teeherstellung, die du wahrscheinlich auch aus alten Berichten gezogen hast. Das hat mir sehr gut gefallen.


    Für die Schilderungen von Teeanbau und -herstellung musste ich für das Buch zum Glück nur noch Feinheiten nachrecherchieren; über Tee zu schreiben war mir schon ein Wunsch, lange ehe ich Helena und Ian schon begegnet bin. Und als sich die Geschichte dann in mir entwickelte, passte der Tee einfach so wunderbar dazu. :-]


    Zitat

    Original von Schubi
    Leider habe ich nur eine Taschenbuchausgabe ... wie ich aus der Leserunde entnommen habe, sind im gebundenen Buch Zeichnungen enthalten. Vielleicht kannst du ja beim nächsten Eulentreffen mal ein gebundenes Exemplarf mitbringen, damit ich mal etwas spicken kann :grin.


    Ich hab grad mal sicherheitshalber nachgeguckt - doch, die angesprochenen Zeichnungen hast Du auch drin; gemeint sind die auf den Seiten zu Beginn der einzelnen Teile des Buches und die Vignetten an den Kapitelanfängen.
    Das TB enthält leider nur nicht die Karte Indiens, die im Vorsatz des HC drin ist, das war aus Herstellungsgründen leider nicht möglich. :wave

    Hallo Schubi,


    zuerst einmal: ich freu mich wahnsinnig, dass Du so in Ians und Helenas Welt versinken konntest! :-)


    Zu Deiner Frage: ich war leider noch nicht selbst in Indien.


    Grundlage für Beschreibungen der Schauplätze meiner Romane sind fast ausnahmslos Reiseberichte aus der entsprechenden Zeit, in der die Geschichte spielt; ich versuche immer, Orte so zu schildern, wie sie von den Menschen damals gesehen und empfunden wurden - die individuelle Sichtweise und den persönlichen / kulturellen Hintergrund dieser Menschen eingeschlossen.


    Sofern vorhanden und auffindbar, kommen alte Zeichnungen und Gemälde, Photographien und Karten aus der entsprechenden Zeit ergänzend hinzu.


    Damit versuche ich, Aussehen und Atmosphäre eines Ortes zum Zeitpunkt X so detailliert und vor allem so erlebbar wie möglich zu rekonstruieren.


    Manchmal klappt das leider nicht so gut, wie ich das gerne hätte: Bombay z.B. hätte ich in HüD gerne ausführlicher geschildert. Doch alles, was es an Beschreibungen und Bildmaterial über Bombay Ende des 19. Jahrhunderts gibt, zeigt ein Gesicht der Stadt, das erst nach 1876 so entstanden ist; aus den Jahren davor gibt es kaum vernünftige Quellen, und so musste ich mit dem Bisschen auskommen, was ich ausgraben konnte.