Beiträge von Tina

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    Original von xexos
    Noch mal ganz direkt zum Buch. Die Sprache hat mir sehr gut gefallen und sie klang - soweit ich das einschätzen kann - sehr authentisch. Einmal stutzte ich aber etwas. Willem verlieh mal sein Werkzeug als er in der Kunsthandwerkstatt neu war. Dies kommentierte er dann mit den Worten “Wiedersehen macht Freude“. Ist dieser Ausspruch für dieses Buch nicht etwas zu modern?


    Oh, sorry, xexos, ich hatte deine Frage überlesen.
    Nun, der Ausspruch besteht ja nur aus Worten, die es auch damals schon gab. Ich habe mir hier frechweg künstlerische Freiheit genommen :grin Ich kann mir durchaus vorstellen, dass das schon einmal jemand vor 300 Jahren so gesagt hat, bevor es in unserer Zeit populär wurde.

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    Original von Booklooker


    Aber jetzt bin ich wieder da und habe das Buch erst mal SchwieMu empfohlen. Sie liebt historische Romane, die in Russland spielen.


    Dann einen lieben Gruß an die SchwieMu und gute Unterhaltung! Danke für die Empfehlung, Booklooker.

    Das Denkmal von Peter dem Großen hat Katharina die Große für ihn errichtet. Sie sah sich als seine wahre Nachfolgerin - zwei große Geister im 18. Jahrhundert :-)



    Übrigens, wie ich auch im Nachwort schreibe: Wie schwierig der Boden zu handhaben ist, auch für moderne Baumeister, sieht man heute noch an den überaus tief gelegenen U-Bahn-Stationen. Auf der Rolltreppe abwärts fühlt man sich wie auf direktem Weg zum Erdkern :-)

    Das St. Petersburg, das man heute besucht und liebt, ist vor allem die Stadt der Zarinnen Elisabeth (Tochter von Peter dem Großen) und Katharina der Großen (deutsche Prinzessin, verheiratet mit einem Enkel Peter des Großen).


    Die Gründungsgeschichte erfährt man heute am ehesten noch auf der Peter-Paul-Festung und im bescheidenen ersten Haus des Zaren, das zu einem Museum gestaltet wurde.


    Danke für die Links, Xexos! Im Oktober bin ich wieder da. Recherchereise gebucht :-)

    So einfach kann manchmal Recherche sein :-) Ein guter Artikel, aber er lässt er auch Raum für die Spekulation dafür, dass es vor 1715 bereits Überschwemmungen gab, die nicht aufgezeichnet wurden. Dass die finnischen Fischer ihre Hütten angebunden haben und dass es etwa alle fünf Jahre dazu kam, dass die Newa über die Ufer trat, haben mir auch meine Quellen vermittelt.

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    Original von xexos
    1715 musste die neue Stadt St. Petersburg unter der ersten Überschwemmung leiden, also genau 10 Jahre später als im Buch.


    Vielleicht die erste, die jemand für wert hielt, explizit in die Historie der Stadt zu schreiben? Wo hast du dieses Datum gefunden, xexos? In meinen Quellen ist in den ersten Jahren der Stadtwerdung stets allgemein von Überschwemmungen (und zahlreichen Bränden) die Rede.

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    Original von bibliocat
    Ob der Zar wirklich daran interessiert ist, den Tod eines schwedischen Kriegsgefangenen aufzuklären? Und dafür die europäischen Frauen der Gegend aufsucht? Ich hoffe, dass er das bald aufgibt, damit Helena wieder in Frieden leben kann...
    :wave


    Ich mag solche Statements, die zeigen, wie sehr du emotional mitgeht :knuddel1


    Ich fand die Nachforschungen des Zaren nachvollziehbar. Zum einen war er sowieso so ein Typ, der sich auf niemanden mehr verlassen hat als auf sich selbst; zum anderen war ihm daran gelegen, das Übel bei der Wurzel zu packen. Er befürchtete wohl, dass sich das Morden fortsetzen könnte, und Arbeiter waren sein wertvollstes Gut beim Aufbau der Stadt.

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    Original von xexos
    Mir gefällt besonders, dass der Kreis der handelnden Personen sehr breit angelegt ist und man somit ein recht umfassendes Bild der damaligen Situation in St. Petersburg erhält.[quote]


    Genau das wollte ich: ein umfassendes Bild der damaligen Situation. Ich freue mich, wenn das gut bei dir ankommt.


    [quote]Schade finde ich, dass die Gruppe der Leibeigenen nicht zusammenhält und sie gemeinsam Zoja vor Michails Übergriffen schützt.


    Stimmt, das wäre auch eine Option gewesen. Vielleicht lasse ich sie sich im nächsten Band unter anderen Bedingungen zusammenrotten.

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    Original von SiCollier
    Was mich gleich zu Beginn irritiert hat, ist die Bemerkung, daß der Gräfin Viktoria ihr Kleid so eng geschnitten ist. Mich hat nun Mode noch nie sonderlich interessiert noch hätte ich Wert darauf gelegt, aber durch meine Jane Austen Lektüre weiß ich (zumindest für England), daß zu ihrer Zeit (also um 1800) die Kleider der Frauen noch relativ weit geschnitten waren, Korsetts wurden erst später Mode.


    Wir befinden uns Anfang des 18. Jahrhunderts, da ließen sich die Frauen mit Korsetts schmale Taillen schnüren und trugen über Gestellen weite Röcke.


    https://www.was-war-wann.de/mode/mode_1700_1799.html


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    Alina schafft es also in der Tat zu fliehen - das hätte ich ihr gar nicht zugetraut. Und Matteo ergreift die Gelegenheit beim Schopf, sich gesellschaftlich - ohne Arbeit versteht sich - zu etablieren und ein paar Stufen empor zu steigen. Er will sogar den Segen ihrer Eltern haben und setzt ganz auf seinen Charme. Bei der Gräfin hätte er wohl auf Granit gebissen, aber muß dem eigentlich alles gelingen?


    Gute Frage, SiCollier. Ich habe mir hier die Freiheit genommen, diesen Windhund nicht auf die Nase fallen zu lassen, wobei mir durchaus bewusst war, dass ich dadurch mit den Erwartungen der Leser spiele. Kennt nicht jeder von uns solche Typen, denen durch ihre Ausstrahlung alles zufliegt, obwohl sie charakterlich wenig zu bieten haben?


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    Francesco heiratet schließlich doch noch Chiara, auch wenn diese immer noch Matteo nachtrauert. Mit seinem Tod habe ich, ehrlich gesagt, überhaupt nicht gerechnet. Und - das sei offen vermerkt - der brachte für mich auch einen düsteren Schatten über das Buch. Marion Zimmer Bradley hat einmal zum Tod einer Hauptfigur in ihrem Darkoverbuch „Hasturs Erbe“ geschrieben, das sei ihr größter Fehler in den Darkover-Büchern gewesen. An diese Äußerung mußte ich denken, als Francesco starb, denn es erschien mir falsch.


    Dass du um Francesco trauerst, ehrt mich als Autorin. Ich will ja Gefühle wecken. Und ich hoffe, du nimmst es mir persönlich nicht übel ;-) Nein, ich denke nicht, dass ich es im Nachhinein bereue, dass ich ihn habe sterben lassen. Für mich war die Szene rund mit dem Moment, in dem er erfährt, dass Chiara ihn endlich liebt.


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    Willem erkennt, was er für einen Fehler gemacht hat. Am Ende des letzten Kapitels heißt es, er will es bei Paula versuchen. Im Epilog steht als Aussage des Zaren auf Seite 501, daß Dr. Albrecht seine Töchter hervorragend verheiratet habe. Auf Seite 507 ist jedoch von Willem bzw. einem Ehemann von Paula keine Rede. Ich will mal hoffen, daß Willem sich beim Rundblick des Zaren nur gerade gebückt hatte, so daß der ihn nicht sehen konnte. ;-)


    Okay, ich hätte Willem und Paula noch einmal in der jubelnden Menge extra hervorheben können, aber ich bin davon ausgegangen, dass es nach der Aussage des Zaren auf S. 501, dass Dr. Albrecht seine Töchter erstklassig verheiratet hat, keinen Zweifel mehr am Glück der beiden gibt.


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    Der Zar ist eine widersprüchliche Persönlichkeit. Einerseits ganz Kind seiner Zeit und Tradition (Peitsche und Knute), andererseits (für seine Zeit) hochmodern. Der Umgang mit ihm muß schwierig gewesen sein. Jedenfalls eine schillernde Person, mit der ich mich sicher noch einmal näher befassen werde.


    Kennst du den DVD-Vierteiler "Peter der Große"? Großartige Unterhaltung und historisch sehr genau! Leider lässt der Film die Gründung St. Petersburgs aus. Aber für mehr Informationen über den Zaren ist der Film ideal. Er basiert übrigens auf dem Buch von Robert K. Massie, das als erzählendes Sachbuch auch überaus unterhaltsam zu lesen ist.


    http://amzn.to/2ewfgCj



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    ich habe einige von Tinas Romanen gelesen, dieser hier - wie formuliere ich das jetzt diplomatisch, wenn mir Diplomatie nicht liegt? - erscheint mir aber von allen, ohne daß ich das rational begründen könnte, als der stilistisch am meisten entwickelte. Relativ bald beim Lesen hatte ich das Gefühl, daß sich der Verlagswechsel (und damit vermutlich auch Lektoratswechsel) gelohnt und dem Buch gut getan hat. Ich empfinde den Schreibstil wesentlich „runder“ und (für mich) besser und flüssiger lesbar als etwa in der Wolga-Trilogie. Ich habe es gerne „ausufernd“ in Büchern, diesem meinem Lesebedürfnis hat das Buch weitgehend entsprochen. Wie gesagt, ich kann es weder rational begründen noch an irgend etwas genau festmachen. Aber ich analysiere einen Stil beim Lesen ohnehin nicht, sondern warte ab, wie das Gelesene auf mich wirkt. Und das tat es hier sehr gut.


    Obwohl ich alle meine historischen Romane mit großer Sorgfalt geschrieben und auch stets gut mit dem Lektorat zusammengearbeitet habe, übertrifft die Arbeit, die ich in "Die Stadt des Zaren" gesteckt habe, alles bisherige für mich. Hinzu kommt, dass sich wohl jeder Autor, jede Autorin weiter entwickelt.
    Ich habe die Überarbeitungsgänge nicht gezählt (und es dauert, bis man 530 Seiten überarbeitet hat!), und die Lektoratsdurchgänge kamen dann noch dazu. Nie zuvor war ich von solchem Ehrgeiz gepackt, und die Lektorin wurde nicht müde, mich bis an meine Grenzen zu treiben.
    Ich lese das jetzt mit großer Freude, dass man dieses Herzblut spürt, das ich in den Roman gesteckt habe, SiCollier.


    Auch dir, Lumos, ein herzliches Dankeschön :knuddel1

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    Original von xexos


    Wenn man in Russland nach dem Essen Wodka bestellt, wird man von der Bedienung sogar zur Entscheidung beglückwünscht. :grin so mindestens ein Wodka gehört schon dazu.


    :grin Das ist ja fast so skurril wie die Sitte, sich als Leibeigener für die Bestrafung zu bedanken ;-)


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    Helena ist einfach langweilig und braucht Bestätigung. So kommt sie halt auf dumme Gedanken und Abenteuerlust.


    Das bringt es - salopp, aber passend - auf den Punkt :chen

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    Original von SiCollier


    Dann kommt die große Flut. Ist die eigentlich historisch oder kam die aus „dramaturgischen Gründen“ nur im Buch?


    Es gab über die Jahrzehnte mehrere Überschwemmungen, aber ich habe mich nicht an einer bestimmten orientiert.

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    Original von PMelittaM
    Die angekündigten weiteren Romane über Russland sind Fortsetzungen, in denen man die Protagonisten oder zumindest ihre Nachkommen wieder trifft?


    Dazu darf ich leider noch nichts verraten :-) Danke, PMelittaM, dass du dir die Mühe gemacht hast, deine Sichtweise so ausführlich darzulegen. Ich weiß das zu schätzen.

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    Original von PMelittaM


    Warum Francesco sich in dieses Naivchen Chiara verliebt hat, kann ich nicht nachvollziehen. Mir wäre es lieber, sie wäre in Florenz geblieben.


    Chiara ist so ein typisches Rehaugen-Frauchen, dass die Beschützerinstinkte bestimmter Männer weckt. Dass ich mit solchen Frauen im realen Leben wenig anfangen kann, heißt nicht, das ich nicht gern über sie schreibe! Es gibt solche Beziehungen, in denen die schwach auftretende Frau diejenige ist, die eigentlich die Macht über den emotional völlig vernebelten Mann hat. Dies darzustellen war eine Herausforderung, die ich mir selbst gestellt habe.

    Ich mag deine detaillierte Art, auf einzelne Szenen einzugehen, SiCollier. Sehr spannend für mich.


    Seine Linke :lache: Ja, ja, du ahnst ja nicht, wie verzweifelt ich manchmal Synonyme für "Hand" suche ("Hände" steht wenige Zeilen darüber, ich wollte die Doppelung vermeiden). "Seine Linke" (und "seine Rechte") finde ich eigentlich akzeptabel - und nehme in Kauf, wenn es einer für die linke Backe hält :chen


    Ja, die Leibeigenschaft ist noch mehrere Generationen nach meinem Roman ein wichtiges und schwieriges Thema in der russischen Geschichte.

    Schön, dass du gut ins Buch reingefunden hast, Xexos!


    Die Bauweise der Kirche ist nicht vergleichbar mit dem, was man heute in St. Petersburg sieht. Das waren am Anfang - bevor sie durch solidere Bauten aus Stein ersetzt wurden - ganz simple Holzkonstruktionen, die ruckzuck hochgezogen wurden. Insofern ist das durchaus innerhalb eines Monats möglich.