Ich fand die Leseprobe zu "Wir sind die Könige von Colorado" eigentlich eher schlecht, habe mich dann aber jetzt doch an das Buch gewagt und es gerade zu Ende gelesen - und puh, leichte Kost geht anders.
Der Klappentext lässt zwar schon auf einige deftige Passagen schließen, aber dass dann doch so viel Brutalität und Gleichgültigkeit treffend im Buch beschrieben wird, das war schon sehr heftig.
Mir kam jedoch die im Klappentext angesprochene "Natur des Bösen" etwas zu kurz, bzw. fehlten mir hier eindeutig Erklärungen und Erläuterungen zu einigen Personen bzw. Handlungen, wie z.B. Silas Green, der zwar als straffälliger Jugendlicher mit Will und seinen Freunden (wenn er sie denn so nennen darf) auf der Ranch ist, der aber besser in einem Jugendgefängnis als in der Erziehungsanstalt aufgehoben gewesen wäre (denn teilweise beschreibt Hilton ja auch, dass Jugendliche dorthin gebracht werden nach entsprechenden Verfehlungen). Green war für mich definitiv eine der unsauberer gezeichneten Personen.
Will und sein "Kleeblatt" aus Freunden, die er trotz aller Widrigkeiten findet, müssen sich nicht nur gegen die anderen Jugendlichen und die Aufseher und Heimleitung durchsetzen, sie machen sich in meinen Augen auch selbst das Leben sehr schwer - was aber durchaus als "jugendliche Leichtsinnigkeit" tituliert werden kann, denn sie sind ja alle um die 13-15 Jahre alt. Manches Verhalten fand ich jedoch einfach seltsam...
David E. Hilton verzichtet darauf, viel vom aktuellen Leben seines Protagonisten zu erzählen sondern beschränkt sich hier auf einige wenige Details, was ich sehr gut fand, denn noch mehr Informationen hätten die gesamte Geschichte nur unnütz aufgebläht.
Das Buch hat mich überrascht, aber nicht überzeugt. Die Schilderung aus der Sicht der "älteren" Will ist spannend, aber auch ich fand das "erste" Ende doch etwas sehr dramatisch und war dann froh, dass diese Geschichte durch das "zweite" Ende abgefangen wird. Auch wenn man bei dem Inhalt nicht von einem Happy End sprechen möchte, scheint doch irgendwie jeder der Jugendlichen früher oder später seinen Frieden gefunden zu haben.
"Wir sind die Könige von Colorado" ist kein Buch für zwischendurch, es treibt einem schon das ein oder andere Mal die Tränen in die Augen vor Brutalität und Angst oder Mitgefühl. Aber genau die Beklemmung, die das Buch hinterlässt, sorgt bei mir dafür, dass ich es nicht zu meinen Lieblingsbüchern zählen kann.