Beiträge von dschaenna

    Ich habe zwar schon vor einiger Zeit im Buchladen meines Vertrauens das Buch von Viveca Sten liegen sehen, aber irgendwie hatte ich den Eindruck "wieder ein Schwedenkrimi" und habe mich nicht weiter darum gekümmert.
    Jetzt habe ich aber einen Blick in das Buch geworfen - und es danach sofort gekauft:
    Viveca Sten schreibt einfach toll, man hat nie das Gefühl, dass man die Personen, von denen sie erzählt, nicht kennt; nein, es ist eher das Gegenteil der Fall: Ihr Kommissar Thomas wächst einem sofort ans Herz, und auch seine beste Freundin Nora und seine Kollegen.
    An vielen Stellen hatte ich auch ein kleines Tränchen im Auge - das Fernweh wird durch die zahlreichen Beschreibungen von Sandham und der Stockholmer Umgebung absolut geweckt! (und ich denke, das liegt nicht daran, dass ich dort auch schon einige Zeit verbracht habe, aber natürlich ist es toll, wenn man die Wege, die im Buch beschrieben sind, auch schon im Original gegangen ist)
    Die Auflösung und somit die Überführung des Täters erfolgt wahnsinnig spät im Buch - was ich wunderbar finde, da man immer weiter mit rätseln kann, die Verdächtigen mit beschuldigt und dann doch wieder entlasten muss, bis es dann zum Showdown kommt. Dieser ist ein bisschen zu "arg" dargestellt (die Hindernisse, die sich Thomas auf dem Weg zum Finale in den Wasser-Weg stellen, sind doch etwas unnötig - ich bleibe besser so kryptisch da ich nicht zu viel vom Inhalt verraten möchte), was aber dem Lesespaß keinen Abbruch getan hat.
    Man hat die gesamte Zeit das Gefühl, die Möwen um einen herum schreien zu hören, die Sonne scheint einem auf die Mütze und gleich kommt das nächste Schiff - man hört aus der Ferne schon sein Horn.... Und am besten bringt es gleich Viveca Stens neues Buch mit!!!

    ...will man dem Komissar Jennerwein in manch einer Situation im Buch zurufen, weil er so nah und doch so fern am Ermittlungserfolg dran ist. Hubertus Jennerwein fand ich schon in Jörg Maurers "Föhnlage" toll, so dass ich mich voller Erwartung in seinen zweiten Alpenkrimi "Hochsaison" gestürzt habe.


    In diesem stürzt jedoch erst einmal ein dänischer Skispringer während bzw. nach seinem Sprung in Garmisch beim Neujahrsspringen. Er wird jedoch nicht der einzige bleiben, dem auf den immer unterhaltsamen, knapp 400 Seiten nach dem Leben getrachtet wird. Mehr Inhalt preiszugeben, ist zwar verführerisch, würde aber bestimmt einigen Lesespaß nehmen...


    Auf Jennerwein und sein Team freut man sich wie auf lange nicht gesehene Freunde, eine Verfilmung (mit Hugh Grant - dem Jennerwein doch ähnlich zu sehen scheint) wäre eigentlich noch die Krönung Aber auch in Buchform überzeugt Maurer: Seine Beschreibungen - sei es von Landschaften, Personen oder Situationen - sind immer detailgetreu, aber nicht zu umfangreich, liebenswert, aber nicht zu schrullig, kabarettistisch eben. Die unterschiedlichen Handlungsstränge bzw. Erzählschienen verweben sich erst sehr zum Ende des Buches miteinander, so dass man zwar schon vorher einige Mutmaßungen anstellen kann, aber wirklich erst zum Ende entweder die Aufklärung an sich oder die Bestätigung seines Verdachts mit allen Hintergründen erhält.


    Auch wenn Teile der Geschichte an sich in irgendeiner Art und Weise eher an den Haaren herbeigezogen scheint, erinnert sie doch daran, dass manche Menschen für ihre Ziele viel in Kauf nehmen und vor wenig zurückschrecken. Eine klare Leseempfehlung für alle, die schon "Föhnlage" gemocht haben und ein noch besseres, in einem Rutsch zu verschlingendes Buch lesen möchten, und natürlich für alle anderen, denen bislang die tollen Figuren von Jörg Maurer unbekannt sind! Ich freue mich schon auf das Lesen von Maurers drittem Fall um Jennerwein & Co.!

    Ich bin ja beim Buchhändler meines Vertrauens ziemlich lange um den als Provinzkrimi betitelten Winterkartoffelknödel herumgeschlichen, bis ich mich dann zum Kauf entschlossen habe - und es hat sich definitiv gelohnt!


    Franz Eberhofer als zwangsversetzter (Dorf)polizist erzählt aus seinem Leben, und haut dabei einen Schwank nach dem anderen raus. Rita Falk hat das gesamte Buch so geschrieben, als ob man mit Franz beim Wolfi in der Gaststubn sitzt oder ihn beim Metzger Simmerl am Tresen trifft.


    Normalerweise ist sein Leben im fiktiven Niederkaltenkirchen in der Nähe von München relativ eintönig und so bleibt genug Zeit, mit der Susi vom Rathaus anzubandeln. Bis aber sein Ermittler-Gespür doch noch gefragt ist und er in der Häufung der Todesfälle in der Familie Neuhofer zu stochern beginnt. Und was dabei herauskommt, hätte er sich selbst wahrscheinlich nicht mal in seinen kühnsten Träumen ausgemalt.


    Franz wirkt auf der einen Seite immer etwas hinterwäldlerisch und primitiv, aber in jeder Zeile absolut liebenswert. Wie wohl jeder Single-Mann um die 40 in so einem Dorf wird er beäugt und hat dennoch seine Frauenprobleme, sei es nun mit Ferraris, Mercedes oder Golfs. Für den Notfall gibts aber immer noch die Oma, die nicht nur 1a kochen kann, sondern auch die graue Eminenz im Dorf ist und schon mal dafür sorgen kann, dass zu zahlende Rechnungen geringer ausfallen. Es waren vor allem die Geschichten mit und um die Oma, die mich das gesamte Buch hindurch haben schmunzeln lassen.


    Selbstverständlich löst Franz den Fall mit Hilfe seines ehemaligen Partners, und auch wenn er selbst etwas angeschlagen aus der Sache herauskommt, will man sich gern mit ihm an einen Ofen hocken und ihm seine neuen Geschichten entlocken, während sein Hund und treuer Begleiter Ludwig am Boden liegt und zufrieden schnarcht.


    Das gesamte Buch ist wie eine Hommage an die Dorfwelt, die Omas in diesen Dörfern und die sakrische Familie, die man zwar immer irgendwie nicht mag, aber doch nicht ohne sie auskommt. Ich habe selten ein Buch so schnell und so gern mit einem Dauergrinsen im Gesicht gelesen!


    Und für die Zugreisten gibts obendrein zu den leckeren Rezepten von Franz' Oma noch ein Glossar, in dem die wohl für einen Nicht-Bayern unverständlichsten Worte erläutert sind...

    Stefan Kiesbyes Roman startet gleich mit einem Paukenschlag - Hemmersmoor in der Nähe von Bremen, ein heutzutage "typisches Dorf", in das die Städter ziehen um auf dem Land zu sein, ist der Schauplatz, an dem die Freunde Christian, Alex, Martin und Linde wieder zusammenkommen. Der Anlass ist jedoch eher traurig, handelt es sich doch um den Tod der gemeinsamen Freundin Anke. Die Situation eskaliert jedoch, und von üblen Beleidigungen bis zur Ignoranz und Grabschändung ist alles mit dabei.


    Im weiteren Verlauf beschreibt Kiesbye dann, welche Drehungen und Wendungen die Leben der Freunde beeinflusst haben und welche Hintergründe zu der eingangs beschriebenen Situation geführt haben. Dies erfolgt aus unterschiedlichen Sicht- und Erzählweisen; mal stellt also Christian dar, wie seine Schwester und sein Vater zu Tode gekommen sind, dann erzählt wieder Linde, wie sie von Anke um ihren Ausweg aus dem Dorf gebracht wird.


    Die einzelnen Textpassagen decken das Alter der Hauptpersonen von kurz vor der Einschulung in der unmittelbaren Nachkriegszeit bis ca. 20 Jahre ab - oft ist dieser Sprung aber erst nach ein bis zwei Seiten wirklich klar. Dennoch wird meist der vom vorangegangenen "Erzähler" aufgeführte Hauptpunkt (z.B. der Tod einer Nachbarin) aufgenommen und die Geschehnisse weitergeführt. Dies macht also die Gesamtgeschichte gut nachvollziehbar und leicht lesbar.


    Die gesamte Geschichte ist sehr sarkastisch geschrieben - man sollte also nicht besonders zartbesaitet sein sondern seine Freude an etwas derberen Kommentaren haben (wenn also eine Beerdigungsrede mit den Zitaten, die auf dem kostenlos erhältlichen Tankstellenkalender abgedruckt sind, verglichen wird, sollte man nicht pikiert die Nase rümpfen sondern besser das Buch nicht lesen, in diesem Stil geht es nämlich konsequent weiter).


    Die Dorfgemeinschaft wird durch die Bank weg als spleenig, abergläubisch und "hinter dem Mond" beschrieben, sie glauben an Geister und Hexen und Verfluchungen. Hinter den immer schön aufrecht erhaltenen Fassaden ist jedoch nichts wunderbar sondern alles im Argen, die schonungslosen Schilderungen des Autors zeugen von einem absolut nicht sittsamen Leben. Alle Skandale - sei es Vergewaltigung, Kindsmord, Brandschatzung oder sonstige Rachegelüste aufgrund von Inzest - werden schön unter den gut geklopften Teppich gekehrt.


    Jeder ist sich in Hemmersmoor jedoch schlussendlich selbst der nächste - die Schilderungen, die zu dieser Erkenntnis führen, sind aber für mich nicht immer glaubwürdig und scheinen sehr überspitzt (dass eigentlich jede Frau in den 60ern ein Vergewaltigungsopfer sein soll, ist mir nicht ganz nachvollziehbar, ebenso wenig, dass sämtliche Ehen im Dorf eigentlich zum Scheitern verurteilt sind). Der Roman lässt sich jedoch gut lesen und ist eine nette Lektüre für zwischendurch, der einen doch zum Nachdenken kommen lässt...




    Edit hat den Titel "forenkonformer" gemacht ;-)

    ...und Oliver Pötzsch! Nach den drei Henkerstöchter-Krimis liefert dieser nun einen historischen Thriller ab - und auch dieser ist packend und überzeugend geschrieben, das Lesen ein wahrer Genuss! Und ein Beweis dafür, dass doch das Leben die besten Geschichten schreibt...


    Was in dem Buch, in dem das Mysterium des Todes von Ludwig II. (und dem Irrenarzt von Gudden) neu oder besser gesagt anders aufbereitet betrachtet wird, gleich positiv auffällt, sind die Übersichtskarten und Personenaufstellungen wie auch schon in Pötzschs Henkerstochter-Büchern. So kann man in einem etwas komplizierteren Fall noch einmal nach vorne blättern und nachsehen, wer nun genau wer ist.


    Der Antiquar Steven liebt und lebt für seine Bücher, so dass auch ihn die Faszination des rätselhaften Tagebuchs des (fiktiven) Marots packt. Gemeinsam mit Sara macht er sich auf, die Rätsel um den Tod des Kini zu lösen. Selbstverständlich sind die beiden aber nicht die einzigen, die ein (wie auch immer geartetes) Interesse an der Aufdeckung (oder Verheimlichung?) der näheren Todesumstände haben, so dass packende Situationen mit beängstigenden Schilderungen entstehen.


    Die Geschichte an sich hört sich in vielen Teilen des Buchs unrealisistisch an - Oliver Pötzsch weist aber auch im Anschluss an das Buch darauf hin, was nun genau erfunden und was historisch überliefert ist. Auch das fand ich sehr gut und hat mich neugierig auf mehr über Ludwig II. gemacht (aber dafür ist die umfangreiche Literaturliste am Ende des Buchs ja auch gedacht).


    Pötzsch ist seinem leicht flapsigen Schreibstil treu geblieben, die Figuren sind aber nicht ganz so liebevoll gezeichnet wie bei der Henkerstochter. Dennoch leidet und liebt man mit ihnen mit. In Gedanken bin ich (zumindest bei den Orten, an denen ich schon einmal war) mit Steven und Sara aber auch Marot mitgereist, und die Beschreibung der Örtlichkeiten ist Pötzsch wiedereinmal fantastisch gelungen. Das Buch ist also nicht nur locker und leicht in einem Rutsch durchzulesen, es macht auch Hunger auf mehr und auf den Besuch der vier Schlösser - so dass jeder das Geheimnis um den Märchenkönig selbst ergründen kann.


    Ein tolles Buch über einen Mythos, den wohl weiterhin die Gerüchte wie Nebelschwaden die Türme von Neuschwanstein umgeben werden!

    Alice hat eigentlich alles, was einen guten Stoff für die Sonntag-Abend Rosamunde Pilcher Verfilmung bietet: Wahnsinnig erfolgreicher, gutaussehender Freund, eine beste Freundin, mit der sie durch dick und dünn geht, ein tolles Zuhause und selbstverständlich auch das obligatorische schwule Beste-Freunde-Pärchen. Sarah Harvey tischt in ihrem Roman viele Klischees auf, aber diese sind gar nicht bieder und es macht verdammt viel Spaß, das Buch zu lesen (und natürlich, es wird wohl eher die weibliche Leserschaft ansprechen).


    Alice glaubt immer an das Gute im Menschen, bis sie nach dem sehr verunglückten Weihnachtsgeschenk ihres Freunds Nathan - ein Kalender und ein Wörterbuch mit wenig schmeichelhafter Widmung - doch etwas ins Grübeln kommt und an seiner Integrität zweifelt. Die darauffolgenden Wendungen und Wirrungen in Alices Leben sind zwar irgendwie vorhersehbar und das Ende des Buchs natürlich auch irgendwie ersichtlich, sobald man über die Hälfte der gut zu lesenden 360 Seiten hinaus ist (deswegen auch nur 4 von 5 Sternen, ich hätte mir irgendwie noch etwas spektakuläreres am Ende gewünscht).


    Der Schreibstil von Harvey ist spritzig und erfrischend witzig - und bietet doch einige Zitate, die man sich merken kann, um auf der nächsten Party (man muss ja nicht wie Alice und Flo andauernd Champagner trinken) das ein oder andere fallen zu lassen ("Trinken ist wie Sex, zu zweit macht es mehr Spaß"). Die Figuren sind alle toll beschrieben, sogar absolute Randcharaktere wie zum Beispiel der Imker Evan sind so dargestellt, dass man sich unschwer vorstellen kann, dass dieser gleich draußen auf der eigenen Wiese steht.


    Das ganze Buch macht von vorne bis hinten Lust auf mehr, auf Frühling und Sommer (auch wenn im Buch gerade Schnee liegt), auf gute Freundschaften, auf Lachen und selbstverständlich die Liebe. Sarah Harvey hat sicherlich keinen Beitrag zur upper class der Weltliteratur geliefert, aber einen Roman, der einen wunderbar daran erinnert, dass man nicht aufgeben und vor allem immer auf sich selbst hören sollte.



    Edit hat den Titel "forenkonformer" gemacht ;-)

    Die Bücher von Jussi Adler-Olsen sind mir in den vergangenen Monaten immer mal wieder über den Weg gelaufen, sei es im Internet oder aber auch im Buchladen - aber irgendwie hatte ich doch das (Bauch-)Gefühl, dass mir der erste Band "Erbarmen"nicht gefallen könnte.


    Zum Glück habe ich mich jedoch dann ans Lesen gemacht und bin mehr als positiv überrascht von dem Thriller aus Kopenhagen!


    Vizekriminalkommissar Carl ist nach einem schweren Schlag - er hat während eines Einsatzes einen seiner Partner verloren und der zweite liegt immer noch im Krankenhaus und seine Regeneration erscheint mehr als fragwürdig - von Gewissensbissen geplagt und nicht nur sich selbst sondern seiner gesamten Umwelt gegenüber ungerecht. Strafversetzt soll er nun alte, nicht aufgeklärte Fälle lösen. Dies birgt natürlich ein gewisses Konfliktpotenzial gegenüber den Kollegen, die früher einmal an dem einen oder anderen Fall tätig waren.


    Wie auf dem Klappentext aufgeführt, verschwindet eine Frau, Merete - eine aufstrebende Politikerin -, spurlos, und Seite für Seite wird nicht nur ihre Vergangenheit aufgearbeitet, sondern auch das Netz um denjenigen, dem sie ihr Martyrium in ihrem Gefängnis aus Beton verdankt, immer enger gezogen.


    Der Schreibstil von Adler-Olsen ist flüssig und leicht zu lesen, es ist fesselnd und beängstigend, wie realistisch die Beschreibungen von Merete in ihrem Raum sind. Die Lösung an sich würde ich nicht als absolutes Krimi-Highlight herausstellen, natürlich ist alles irgendwie vorhersehbar aber der Weg, den Carl und sein eigentlich nur putzender Assistent Assad zur Klärung des Falls gehen, ist dennoch mehr als interessant und fesselnd.


    Auch die menschliche Annäherung zu Assad bzw. wie sich Carl im Laufe des Buchs verändert, auch wenn er sich doch etwas dagegen zu stellen scheint, ist feinfühlig beschrieben und auch wenn Carl wohl in vielen Situationen mehr als ein A*** zu sein scheint, schließt man ihn doch irgendwie ins Herz.


    Das Buch wird definitiv nicht das letzte aus der Reihe sein, das einen Platz in meinem Regal bekommt!

    ...wird die La Repubblica auf der Rückseite des Buchs zitiert. Ich würde jedoch das Buch von Paolo Roversi nicht in derart höchsten Tönen loben - aber von vorne:


    In Capo di Ponte liegt im Endeffekt der Hund begraben, bzw. nach dem Beginn der Erzählung Giasér, ein alter Mann. Gleich während der Schilderung der Beerdigung bzw. des Trauerzugs werden zahlreiche Klischees (oder Dinge, die dafür gehalten werden) bedient: Die Carabinieri sind faul, nicht gerade die hellsten (auch wenn sich dieser Eindruck dann am Ende des Buchs etwas gebessert hat) und trinken ihren Kaffee Schuss. Alle Italiener fahren Punto oder Vespa und stehen gerne und lange auf der Straße und diskutieren, wie auch an dem Tag, als der Briefträger eine Hand im Briefkasten findet.


    Hilfe erhalten die etwas trottelig wirkenden Ordnungshüter durch den Journalisten Enrico, der jedoch nicht nur den beiden in seiner Heimatstadt helfen muss, sondern auch dem Vicequestore in seiner Wahlheimat Mailand, wo er zudem noch einige Beziehungsprobleme zu lösen hat. Enrico wird sehr als Genie beschrieben, er kann nicht nur die Fälle, die ihm zur Berichterstattung übertragen werden, scheinbar problemlos aufklären, er kann sich auch unorthodoxen Methoden bedienen wie sich in Programme der NASA einzuhacken.


    Sehr positiv ist mir aufgefallen, dass ich wirklich bis zur letzten Seite - die die Aufklärung der Jagd nach dem Mörder beinhaltet - trotz wirklicher Konzentration auf die Handlung nicht wusste, wer der Mörder ist, und das finde ich für einen Krimi wirklich bemerkenswert, denn was gibt es langweiligeres als dann nach 100 Seiten zu sagen: "Ja, ist klar, das hab ich schon seit langem gewusst, dass das der Mörder ist."


    Etwas schwer war jedoch das ständige Auftauchen von neuen und ähnlichen Namen, zwar sind die Hauptpersonen sehr liebevoll geschildert und wunderbar beschrieben, aber Roversi öffnet viele Nebenschauplätze, die so nicht notwendig gewesen wären und ein paar Umdrehungen weniger im Buch zur Folge gehabt hätten - die aber der besseren Lesbarkeit oder der besseren Verständlichkeit gedient hätten (die Geschichte um Jessica zum Beispiel entzieht sich vollständig jeglicher Berechtigung, außer eben dem Spaß, den Enrico mit ihr im Bett zu haben scheint).


    Es ist dem Autor aber sehr gut gelungen, einen Bogen über Jahre zu spannen und das Motiv sowie die Hintergründe des Mordmotivs klar darzustellen - man ist somit dem Mörder weder "böse" noch muss man ihm Unverständnis gegenüberbringen. Ob sich der titelgebende Teufel nun als tatsächlich dieser herausstellt und wie wichtig es ist, auch auf kleine Details wie "Rechte oder Linke Hand?" zu achten, sollte dann doch jeder selbst beim Lesen herausfinden.


    Ein Buch, das ich sehr gern gelesen habe, das aber auch doch noch seine Längen (oder eher Kurven) hat... Es wird bestimmt nicht auf der Top 10 meiner "meist empfohlenen Bücher" landen, aber für ein verregnetes Wochenende und für jemanden, der nur ein bisschen italophil ist, ist das Buch auf jeden Fall - um den Worten der La Repubblica zu ähneln - eine echte Abwechslung!

    Eine Inhaltszusammenfassung lasse ichmit dem Hinweis, dass es eigentlich schade ist, vor dem Lesen des Buchs mehr zu wissen als das, was über den Inhalt auf dem Klappentext steht, weg, denn:


    Sven Böttcher hat wirklich einen absoluten Knaller abgeliefert, bei dem es mir schwer gefallen ist, das Buch aus der Hand zu legen. Seine Beschreibungen lassen einen komplett mit den jeweiligen Personen nachfühlen (im meisten Fall natürlich mit Mavie als Hauptperson im Buch - zum Beispiel ihren Wehmut zu Beginn des Buchs, als sie Hamburg verlassen muss/will oder ihren Kampf mit sich selbst, als sie im furiosen Finale von den Naturgewalten eingeholt wird).


    Der Thriller spielt in den kommenden Jahren, man kann sich am Ende relativ gut ausrechnen (außer es war nun bei mir schon zu spät) dass es wohl 2014/2015 sein muss. Es gibt einige technische Errungenschaften, die uns jetzt noch etwas fremd vorkommen mögen, aber eigentlich wahrscheinlich wirklich nicht mehr völlig absurd und weit weg sind - die iAms sind wohl wirklich in ein paar Jahren unsere täglichen Begleiter und Alleskönner.


    Auch Sven Böttcher würde ich als solch einen Alleskönner einstufen: Die Kritik in seinem Buch beschränkt sich nicht allein auf die auch wieder nur von Interessen der Großkonzerne gesteuerte Klimaforschung und die Klimaveränderungen, sondern er führt eine gut recherchierte Wohlstandskritik an. Oder ist die uns tagtäglich präsentierte Klimaentwicklung auch nur einseitig betrachtet? Denn auch dies ist Thema in seiner "Prophezeiung": Es kommt immer sehr deutlich auf die Sichtweise an, und welche Gedanken und Motive hinter demjenigen stehen, der ein Ziel verfolgt (und ob dies für seinen Gegenüber auch erkennbar ist oder er sich von den gut klingenden Zielen blenden lässt).


    Das Buch wirkt absolut realistisch - durch die immer wieder eingestreuten aktuellen Politikernamen wie z.B. Sarkozy oder den Bezug auf die Naturgewalten wie das Beben in Haiti oder den Ausbruch des Eyjafjallajökull. Dennoch habe ich dem Buch nicht die volle Sternzahl gegeben, da manches doch irgendwie zu aufgesetzt und zu pathetisch gewirkt hat - wie zum Beispiel die finalen Szenen um Philipps Familie.


    Nach der dennoch begeisterten Lektüre des Buchs (und das, wo ich doch eigentlich derartige Ökothriller nicht zwingend als mein liebstes Genre betiteln würde) werde ich nun Dosenravioli bunkern, den Nachbarn nichts davon erzählen, ein Schlauchboot kaufen und hoffen, dass die hochpolitische und grandios gestrickte Geschichte von Sven Böttcher nicht einfach Wahrheit wird. Denn, um es mit Milett in "Prophezeiung" zu sagen: "Hüten wir uns vor einfachen Wahrheiten, denn die Wahrheit ist nie einfach."

    Die in den bisherigen Büchern aufgebauten "Hass-Liebe" zwischen Kluftinger und Langhammer ist hier auf ihrem Höhepunkt, auch wenn die beiden das wahrscheinlich nicht zugeben möchten - sie sind (wieder einmal) aufeinander angewiesen und können sich im dichten Schneetreiben und abgetrennt von der Außenwelt doch wieder aufeinander verlassen.


    Die Krimihandlung spielt diesmal auf sehr beengtem Raum, was mir am Anfang einige Sorgenfalten auf die Stirn gezaubert hat - aber Klüpfel und Kobr schaffen es ohne Probleme, auch auf der engen Bühne die Charaktere zu entwickeln und der Geschichte immer neue Wendungen zu geben. Nach meinem Empfinden ist dies auch fast das düsterste Buch der Serie, der Vergleich zu Agatha Christie ist (zumindest von der Art der Handlung her) auf jeden Fall bestanden!


    Der nächste Band muss sich also an diesem messen lassen, aber die beiden werden bestimmt ein weiteres Meisterstück abliefern (mit Rauhnacht ist nämlich genau ein solches vorgelegt worden)!

    Nachdem ich die ersten beiden Henkerstochter-Bücher von Oliver Pötzsch zufällig entdeckt und trotz eigentlicher Aversion gegen historische Romane verschlungen habe, habe ich mit scharrenden Hufen auf den Verkaufsstart des dritten Bandes gewartet und diesen in Rekordzeit verschlungen - Pötzsch ist mit dem Buch ein wahrer Geniestreich gelungen.


    Die nun hauptsächlich nach Regensburg verlagerte Geschichte hat dennoch genug Raum für die "altbekannten" Figuren wie die Familie Kuisl und auch Simons Vater, neue und bislang unbekannte Charaktere werden von Pötzsch jedoch wunderbar vorgestellt und eingeführt, so dass man nach wenigen Seiten sich eigentlich nicht mehr daran erinnern kann, wie es ohne diese Figuren war.


    Der Krimi ist meinem Empfinden nach um einiges vielschichtiger als die beiden ersten Bücher, die Erzählebenen aus der Sicht von Magdalena und auf der anderen Seite von ihrem Vater verweben sich immer mehr, bis es zum grandiosen Finale kommt.


    Natürlich hat Oliver Pötzsch das Rad nicht neu erfunden, aber so toll beschrieben, dass man das Buch ungern aus der Hand legen will. Hoffentlich erscheint bald Titel Nummer Vier in dieser Reihe!

    Inge Löhnig hat auch mit ihrem zweiten Buch um Kommissar Dühnfort einen Hit gelandet!
    Die Geschichte ist spannend geschrieben, mit zahlreichen Irrungen, Wirrungen und Wendungen - man ermittelt mit Dühnfort mit und wird immer wieder eines besseren belehrt, wenn man sich zu sehr auf den einen oder anderen potenziellen Mörder festgelegt hat.


    Zusätzlich zu den Morden kommt noch eine weitere Ebene an Verbrechen hinzu, die subtil und ganz langsam beginnt, sich aber im Laufe der Erzählung steigert und schließlich die Morde überlagert.


    Ein Krimi, den man ungern aus der Hand legt und der fesselnd und packend geschrieben ist, und bei dem man definitiv lernt, dass sich ein Blick hinter jede Fassade lohnt!

    Nach dem Lesen der Leseprobe - warum auch immer mein erster Kontakt mit Inge Löhnig - habe ich mir voller Erwartung auf den dritten Dühnfort-Krimi die ersten beiden Bücher gelesen und war begeistert, so dass ich mich nur noch mehr auf den dritten Band gefreut habe.


    Im Vergleich zu den ersten beiden Fällen, die in und um München zu lösen sind, handelt es sich jetzt um einen richtigen Serienmörder, und die damit zusammenhängenden "Einschübe" über das Seelenleben des Täters lassen einen miträtseln, wer der im Buch vorkommenden Figuren denn nun derjenige welche ist... Das Buch wirkt "erwachsener" als die ersten beiden, spielen doch jetzt viel mehr Faktoren wie die seelische Verfassung des Täters, die man durch seine Einschübe immer wieder miterlebt, und auch Dühnforts Beziehungen jeglicher Art und die Auswirkungen auf seine Ermittlungsarbeit eine größere Rolle als bisher. Dies macht ihn meiner Ansicht nach aber nur sympathischer und menschlicher.


    Auch Vicki - als neue Person im Vergleich z.B. zu Kollegin Gina oder On-Off-Agnes - schließt man schnell ins Herz, leidet mit ihr während ihrer täglichen Morgen-Hektik zur Arbeit oder sieht die Welt auf einmal in Fotomotiven.


    Die Vielschichtigkeit des Buchs und wie sich immer wieder alles im Kreis dreht, um dann eben doch wieder zusammen zu finden, fand ich besonders toll (das mag nun für jemanden, der das Buch noch nicht gelesen hat, sehr kryptisch klingen - aus der Handlung möchte ich aber nicht wirklich etwas verraten, sonst macht das Lesen doch keinen Spaß!).


    Inge Löhnig schreibt (wie aus ihren beiden ersten Dühnfort-Büchern gewohnt) spannend und fesselnd, es ist mir mehr als schwer gefallen, das Buch abends im Bett aus der Hand zu legen. Ich freue mich auf den vierten Band und kann jedem Deutsch-Krimi-Fan dieses Buch nur empfehlen!


    "Nur" 4 Sterne (von 5) gibt es für das doch etwas konstruiert wirkende Ende und die Wirkung, die das Ende auf Vicki hat - ansonsten ein rundum gelungenes Werk!

    ...muss ich nach dem Lesen des Buchs sagen.


    Aber von vorne:


    Ich habe die Leseprobe bei vorablesen verschlungen, war begeistert, habe das Buch hochgelobt - und leider muss ich sagen, dass es nun (fast) genauso tief gefallen ist, wie ich es "gehoben" habe.


    Der Schreibstil von Joachim Rangnick ist sehr schön zu lesen und passend für den "Allgäukrimi" gemäß Untertitel des Buchs. Auch die Figuren sind mehr oder minder liebevoll und ihrem Charakter entsprechend dargestellt, auch wenn mir die Existenz einiger nicht ganz sinnhaftig erscheint (aber da dies mein erstes Buch in der schon bestehenden Reihe ist, führe ich dies mal darauf zurück).


    Walcher und Mathilde, ebenso wie die anderen "guten" Figuren erscheinen nett und man möchte sich vielleicht ebenso mit den beiden an einen Tisch setzen und einen Schnaps trinken. An der Ausführung der Geschichte kann das leider auch nicht alles retten: Die Idee, die mich anfangs total begeistert hat, erschien mir irgendwann nur noch Nebenschauplatz zu sein. Der Buchtitel sowie der Klappentext versprechen mehr, als das Buch dann bieten kann.


    Trotz allem habe ich das Buch gern gelesen - es macht Spaß und geht gut von der Hand. Man sollte aber eben nicht erwarten, einen Schmöker, den man nicht mehr aus der Hand legen möchte, in den Fingern zu haben (und sorry - aber aufgrund der Genres muss das Buch das auch aushalten - ein Buch in der Liga Kluftinger ist dies garantiert nicht, dann vielleicht doch "nur" Regionalliga...).