Beiträge von mina

    Zitat

    Original von Babyjane
    Ich mag Kafka nicht und dieses Buch mag ich besonders nicht Ich habe es kurz vor Schluß in die Ecke gepfeffert und da bleibt es auch liegen. Wenn ein Autor nicht in der Lage ist, in mir wenigstens den Ansatz einer sinnvollen Interpretationsmöglichkeit hervorzurufen, dann hat er irgendwas falsch gemacht.....*duckt sich und rennt* :lache


    vielleicht ist genau das die Intention und könnte eine Interpretation sein: nämlich dass es keine gibt.


    Ist aber nur eine von so vielen Möglichkeiten, das Buch zu interpretieren. Deshalb machts ja so Spaß. :-) Selbst die Literaturwissenschaftler schlagen sich die Köpfe ein und streiten sich immer wieder und gerne darüber. Das Buch bietet halt genügend Raum für die unterschiedlichsten Ansichten.


    Ist ja auch letztendlich Geschmackssache und ich glaub, es gibt ne ganze Menge, die Deine Meinung teilen, Babyjane, nämlich dass das Buch völlig überbewertet wird.


    Mich hats neugierig gemacht und ich werd die anderen Bücher von ihm auch bald mal lesen.

    bin jetzt auch auf S. 44, Heidi *g*


    hab gedacht, das ließe sich so leicht runterlesen, aber ich brauch auch unendlich lang dafür, weil soviel Input und Umschreibungen in die Sätze gepackt werden.


    Aber es wird besser, ich komm so langsam in Lesefluss :grin


    Melanie, gut, dass Du Lucy erwähnst. Der Name war mir schon wieder entgangen. Habe sowieso etwas Schwierigkeiten, die vielen Namen zuzuordnen. Geht Euch das auch so?

    (Sorry, vielleicht etwas lang :-( Aber es lässt sich schwer in Kürze zusammenfassen, weil mich viele Dinge so nachhaltig beeindruckt haben, dass ich einige Passagen hier rauspicken möchte)


    Josef K. wird am Morgen seines 30. Geburtstages von einem Aufseher und zwei Wächtern, die von drei Bankbeamten begleitet werden, verhaftet. Ohne Begründung, K. ist sich keiner Schuld bewusst. Ihm wird auch im Laufe der Handlung niemals mitgeteilt werden, was genau der Grund für seine Verurteilung ist.


    Das Buch beginnt skurril, beklemmend und genauso wird es weiter geführt. K. darf weiterhin auf freiem Fuß bleiben, begegnet den seltsamsten Persönlichkeiten, die über eine höhere Macht und tuschelnd über K.s Verbrechen genauestens Bescheid zu wissen scheinen.


    Manche Umschreibungen erinnern an Traumsequenzen, so unlogisch sind sie: Gerichtsgebäude, die sich auf schäbigen, engen, stickigen Dachböden befinden (auf denen die Vermieter teilweise ganz normal ihre Wäsche aufhängen :grin ), Räumlichkeiten, in denen man sich nur gebückt fortbewegen kann. Endlos lange Treppen, Verzweigungen Zimmer, deren Einrichtung sich beim zweiten Betreten ändert, Betten, über die man steigen muss, um durch eine Tür zu gelangen und nicht zuletzt die zwielichten Verhaltensweisen mancher Personen.


    Besonders nachhaltig blieb mir diese Szene im Kopf: K. schaut in eine Besenkammer. Dort befinden sich die zwei Wächter, die von einem Dritten ausgepeitscht werden. Sie flehen K. an, ihm zu helfen. K. schließt später schockiert die Tür. Am nächsten Tag schaut er aus Neugierde wieder in die Besenkammer. Die Szene mit den Wächtern, die Dialoge, alles spielt sich haargenau und wortgetreu wie am vorherigen Tag ab. Wie ein Film, der zurückgespult wurde :wow


    Als roter Faden zieht sich der bevorstehende Prozess, der über allen Handlungen K.s schwebt, aber nie wirklich greifbar wird, durch die Handlung.


    Über den Autor:


    Kafka wurde am 3. Juli 1883 als Sohn jüdischer Eltern in Prag geboren. Zwei seiner Brüder starben im Säuglingsalter, seine drei Schwestern wurden Anfang der 40er Jahre im Konzentrationslager getötet.


    Jurastudium (daneben Interesse für Germanistik/Kunstgeschichte/Chemie) in Prag, währenddessen lernt er Max Brod kennen, mit dem er viele Reisen unternimmt und der sein engster Vertrauter wird. Brod nimmt an Kafkas Werken teil, ihm werden Passagen vorgetragen, Brods Überredungskünsten verdankt Kafka, dass er überhaupt Werke zu Lebzeiten veröffentlicht hat. Nach Kafkas Tod (3. Juni 1924) publiziert Brod den „Prozeß“ – entgegen der testamentarischen Verfügung Kafkas – der das Skript verbrannt wissen wollte.


    Weitere Werke sind z. B. Das Urteil, Der Verschollene (1927 von Brod unter dem Titel Amerika herausgegeben), Die Verwandlung, Das Schloß


    Meine Meinung:


    Ich fing an zu lesen und dachte mir: erst mal das Ganze zulassen, so wie es geschrieben ist, hinnehmen, wirken lassen. Nicht unbedingt versuchen, logisch nachzuvollziehen. Und das Buch hat mich gerade deshalb so in den Bann gezogen. Es entbehrt jeglicher Kontrolle, Logik wird hier häufig ausgeblendet. Teilweise hab ich mich gefragt, ob Kafka unter Drogeneinfluss stand :grin Die ganze Situation ist so grotesk, unglaublich fast, wie rational K. teilweise noch handeln kann. Habe ich erst befürchtet, dass für mich der Schreibstil das größte Hindernis darstellt, muss ich jetzt sagen, dass es sich ganz wunderbar lesen ließ. Flüssig und klar. Seine Art zu schreiben also keineswegs unlogisch oder undurchsichtig.


    Es gibt tausend-und-eine Interpretationsmöglichkeiten. Einige habe ich mir angeschaut und durch den Kopf gehen lassen. Manches war mir zu weit hergeholt. Fakt ist, dass „Der Prozeß“ nicht fertiggestellt wurde und die Fragmente teilweise im Nachhinein von Brod zusammengefügt wurden.


    Wer bereit ist, sich auf ein mal ganz anderes, befremdliches, verstörendes Leseerlebnis einzulassen, dem möchte ich das Buch wärmstens ans Herz legen. Es gehört ab sofort zu meinen absoluten Lieblingsbüchern, wenn nicht sogar das Liebste.


    „Richtiges Auffassen einer Sache und Missverstehen der gleichen Sache schließen einander nicht vollständig aus.“ Kafka, Der Prozeß

    habe jetzt auch angefangen und finde es auch gewöhnungsbedürftig.


    Wie Du schon schreibst, Heidi: alles ziemlich verschachtelt, so empfinde ich es auch.


    Irgendwie erinnert es mich an ein impressionistisches Gemälde: sehr atmosphärisch, wenig linear. Es wird meist umschrieben und das bis ins kleinste Detail, viele Parallelereignisse, die Handlung eher untergeordnet. Aber das war ja zu erwarten :grin


    Interessant finde ich es allemal.


    Habt Ihr auch den Eindruck, dass hier Metaphern für den Tod verwendet werden? Mir ist das besonders bei der Umschreibung der Blumen aufgefallen, die Clarissa im Laden kaufen will. "....und dunkel und steif die roten Nelken", "Nelken, Berge von Nelken". Irgendwie schwingt da viel Symbolik mit, oder? Vor allem, weil sie ja vorher recht traurige Gedanken führt - Clarissa scheint eine verzweifelte Frau zu sein. Danach der "Pistolenschuss" wie sie es nennt - dieses Auto, das mit einer lauten Explosion des Auspuffs vorm Blumenladen zum Halten kommt.


    Ich find das alles sehr eindeutig :gruebel

    guten Morgen, zusammen.


    Wollte hier schonmal kurz schreiben, dass sich die Seitenzahlen auf das o. g. Buch beziehen.


    Vom Sinn her endet dieser zweite Teil mit dem Besuch Dr. Holmes und den Worten


    "Lassen Sie sie schlafen", sagte Dr. Holmes, während er ihren Puls fühlte. Sie sah den mächtigen Umriß seines Körpers dunkel gegen das Fenster. Das also war Dr. Holmes.

    guten Morgen, zusammen.


    Wollte hier schonmal kurz schreiben, dass sich die Seitenzahlen auf das o. g. Buch beziehen.


    Vom Sinn her endet dieser erste Teil damit, dass Clarissa Peter verlässt. Bei mir endet der Teil mit "Clarissa!", rief er. "Clarissa!" Aber sie kam nicht zurück. Es war vorbei. Er fuhr am Abend weg. Er sah sie nie wieder.

    gestern abend damit angefangen.


    Heute bereits auf S. 100 (Kranksein und im Bett liegen hat also auch seine Vorteile :grin )


    Also, ich bin bisher total fasziniert von dem Buch. Hatte Bedenken, dass Kafkas Stil irgendwie kompliziert ist. Aber find ich garnicht. Es lässt sich flüssig lesen und diese skurril, sureale Geschichte fesselt mich total. Ich steh auf sowas :grin


    Josef K. wird eines morgens nach dem Aufwachen in seinem Zimmer überrascht und von Wächtern informiert, dass er sich eines Verbrechens schuldig gemacht hat. Alle Außenstehenden scheinen zu wissen, worum es geht: Schaulustige, seine Vermieterin, die Wächter, seine Arbeitskollegen, die plötzlich mit auftauchen in seinem Schlafzimmer. Nur K. weiß nicht, worum es geht. Die Antwort bleibt man ihm schuldig. Sogar während einer skurrilen Anhörung - alle tuscheln über K. - wird ihm vom Richtenden nicht gesagt, was er eigentlich verbrochen hat.


    Irgendwie wie ein Alptraum das Ganze, beklemmend, der Leser wird in einer Verwirrung gehalten, die ganze Geschichte entbehrt jeder Kontrolle und K. bleibt erstaunlich gelassen :lache


    Also, bisher: der Hit!

    ich glaube, die Sache, ob Traum oder Realität hat sich geklärt. Im siebten Teil findet sich ein Satz, der meiner Meinung nach die Begebenheiten auf dem Laurenziberg als Traum klarstellt:


    ".., und die Geschichte mit dem Ingenieur verschmolz in ihrer Erinnerung mit der Episode auf dem Laurenziberg, so dass sie Traum und Wirklichkeit nicht mehr auseinanderhalten konnte."


    Genauso empfand ich auch damals die Umschreibungen Laurenziberg/Ingenieur: Verwischung von Realität (Ingenieur) mit dem Traum (Laurenziberg). Also, das hat Kundera schon ziemlich genial zu Papier gebracht :anbet


    Ich fand das Buch toll zu lesen, weil es sehr mitreißend ist. Im mittleren Teil hatte ich manchmal Schwierigkeiten mit den vielen politischen Vorgängen..hm...naja, das liegt sonst nicht so in meinem Interessenbereich. :grin


    Dieses Buch werde ich ganz sicher nach einer Weile nochmal zur Hand nehmen und lesen. Ich ahne, dass da noch viele Schichten ganz unangekratzt geblieben sind.


    Ich find das Buch meisterklasse. Kriegt von mir 10 Punkte

    ich fand es auch sehr traurig mit Karenin. :-(


    Ich glaube auch, dass über Karenin viel an Symbolik der Liebe zwischen den beiden transportiert wird.


    Ein Absatz ist mir besonders aufgefallen, ich denke, dass Teresa da zwar primär über Karenin spricht, sie aber subtil auch sich selbst mit meint. Sie sagt nach einem Streit mit Türenknallen zu Tomas:


    "Wenn du auch sonst nur an dich denkst, so könntest du wenigstens jetzt an ihn denken. Er hat geschlafen und du hast ihn aufgeweckt. Nun wird er von neuem zu winseln anfangen."


    Teresa hatte vorher Thomas beobachtet, wie er heimlich einen Brief liest. Ihre Unsicherheit wird dadurch wieder geweckt. Sie vermutet, dass dies ein Brief irgendeiner Geliebten sei und fürchtet nun, aus ihrem "Schlaf"- die Idylle mit Tomas auf dem Land ohne andere Frauen - wieder geweckt zu werden und nun wieder neue Verletzungen in Kauf nehmen zu müssen durch neu geknüpfte Affairen.


    Mir hat auch besonders an diesem letzten Teil die ethische Auseinandersetzung mit dem Thema Umgang des Menschen mit den Tieren sehr sehr gut gefallen.

    der zweite Teil ist ziemlich heftig, find ich.


    Die vielen Beschneidungen der Bürger durch Spitzeleien, Druck, teilweise subtil, teilweise ganz offensichtlich...das ist schon sehr beklemmend und erschreckend.


    Außerdem interessant fand ich, wie unterschiedlich die Wahrnehmungen sein können: Franz liegt im Sterben und möchte Marie-Claude am liebsten von sich wegstoßen - geht ja leider nicht, da er sich nicht mehr bewegen kann- Marie-Claude hingegen ist der Meinung, Franz hätte sie über Augensprache am Ende um Verzeihung bitten wollen :wow


    genau wie der erwähnte Grabsteinspruch auf Tomas' Grab, da wurde ihm wohl auch eher die Sichtweise seines Sohnes aufgedrückt.


    Fand ich ganz interessant.

    Zitat

    Original von Ravannah
    Mh... schwere Frage... die Kritikpunkte sind jetzt nicht soooo gewichtig, deswegen schwanke ich eigentlich... 9 Punkte würde ich sagen.


    LG,
    Rava


    ja, manchmal fällt es schwer, ein Buch einzuordnen, geht mir auch so. Aber danke, das hilft mir sehr viel weiter :wave

    jetz muss ich hier doch nochmal eine Frage an diejenigen stellen, die das Buch gelesen haben (im Leserundenarchiv gehts etwas unter) :


    Also, die Szene auf dem Laurenziberg: Teresa wird von Tomas dorthin geschickt



    Wie habt Ihr das aufgefasst? Traum oder Realität?


    Also, erst war ich überzeugt, dass es eine Traumsequenz ist. Dann wunderte ich mich, dass in realen Szenen immer wieder gedanklich Bezug darauf genommen wird. Also war ich dann der Meinung, war wohl doch Realität - obwohl ich Tomas diese Kaltblütigkeit nicht zutraue und mich das doch arg verwundern würde. Einige Kapitel später beginnt eine neue Passage damit, dass Teresa aufwacht. ?(


    Wie habt Ihr das aufgefasst?


    Habe etwas recherchiert, in einigen Interpretationen wurde es als Traum gedeutet. Dennoch bin ich mir nicht mehr sicher - aber irgendwie hängt mein Eindruck des Buches sehr von der Klärung dieser Frage ab :grin


    Wohler fühlen würde ich mich damit, dass es ein Traum war :grin

    hallo Ravannah,


    danke für die ausführliche Rezi! Hab mich schon drauf gefreut :wave


    Zitat

    Fazit: Sehr lesenswerte Schnulze...


    Oh nein, ich hoffe, es ist nicht zu arg :wow


    Aber egal, ich werds demnächst auch mal lesen.


    Wieviele Punkte würdest Du dem Buch geben?

    Ich habe jetzt bist Mitte 2. Kapitel gelesen.


    Also, das Buch hat mich bisher total verzaubert. Ich mag den Schreibstil, jeden Satz lese ich hoch konzentriert, um ja nichts zu verpassen *g* ich mag die Beleuchtung der Charakteren. Die Beziehung der beiden: tragisch und gleichzeitig sehr emotional. *wow* eine sehr lebendige und auch ehrliche Liebesgeschichte bisher...tragisch romantisch irgendwie. Außerdem die Abhandlungen Kunderas über Begrifflichkeiten, philosophische Ansätze.. wirklich toll. Ich freu mich sehr aufs Weiterlesen. :-)