Beiträge von Tialda

    x Autor: Michael E. Vieten
    x Originaltitel: Christine Bernard – Der Fall Siebenschön
    x Genre: Krimi
    x Erscheinungsdatum: 30. Januar 2014
    x selbst verlegt (CreateSpace)
    x 258 Seiten
    x ISBN: 1495353524
    x Erste Sätze: Regennächte. Eine Katzenwäsche für eine schmutzige Welt. Eine Welt, die nicht mehr zu retten ist. Da war sie sich sicher. Doch sie stand wenigstens auf der richtigen Seite. Von dort konnte sie sich all den Schmutz dieser Welt genau ansehen.


    Klappentext:


    Eine Frau, ihre sechs Töchter und ein verzweifelter Mann. Sieben Tage Verhör und ein schrecklicher Verdacht. Wo sind Andrea Schröder und ihre Kinder? Leben sie noch? Unter Einsatz ihres eigenen Lebens treibt eine junge Kommissarin der Trierer Polizei die Ermittlungen voran und versucht einem psychisch auffälligen und gewalttätigen Sonderling die dringend benötigten Informationen abzuringen.


    Rezension:


    Obwohl Krimis eigentlich absolut nicht mein Fall sind, wollte ich Michael E. Vietens “Christine Bernard: Der Fall Siebenschön” trotzdem ausprobieren, da mir ein anderes Buch des Autors bereits sehr gut gefallen hat – und zum ersten Mal in meiner ‘Lesegeschichte’ konnte mich ein Krimi richtig begeistern.


    Während in der dritten Person erzählt wird, begleitet der Leser eine Woche lang Christine Bernard – eine ehrgeizige, engagierte, junge Kommissarin, die noch nicht allzu lange bei der Trierer Polizei arbeitet und neben den Ermittlungen um Anerkennung im Team kämpfen muss.


    Die Geschichte nimmt zunächst ganz harmlos Fahrt auf: Mit ihrem Teamkollegen macht sich Christine Bernard auf den Weg zu einem Bauernhof, um einer Vermisstenanzeige nachzugehen. Die Frau eines Landwirts wurde länger nicht mehr gesehen und auch die vielen Kinder scheinen einfach weg zu sein. Auf dem Hof angekommen treffen die beiden auf den Hausherrn Hartmut Schröder - ein ungepflegter Kerl, der in einem ebenso verwahrlosten Haus lebt. Er verhält sich seltsam und sehr aggressiv – seine Eintrittskarte in die U-Haft.


    So beginnt eine atemberaubende Ermittlung, die mich völlig in seinen Bann zog. Schröder gibt völlig widersprüchliche Aussagen von sich und hält die Polizei ordentlich auf Trab. Immer wieder durchsucht die Kommissarin das unheimliche, alte Bauernhaus, macht grenzwertige Entdeckungen und nimmt dabei nicht gerade selten selbst Schaden.


    Bis zum Schluss bleibt alles schwammig und schwer zu greifen. Die Frage “Weiß er wo seine Familie steckt oder nicht und leben sie überhaupt noch?” wird immer wieder offenbar aufgelöst und endet dann doch wieder in einer Sackgasse. Der Schluss gestaltet sich dementsprechend spannend und mit einem Knall.


    Fazit:


    Ein Krimi, der sich auch für Thrillerfans eignet – superspannend und mit authentischen Charakteren.


    Bewertung:
    10 von 10 Sternen

    x Autorin: Isa Grimm
    x Originaltitel: Klammroth
    x Genre: Mystery-Thriller
    x Erscheinungsdatum: 13. März 2014
    x im Bastei Lübbe
    x 336 Seiten
    x ISBN: 3785761074
    x Erste Sätze: Der Tunnel existierte seit einer Ewigkeit, hoch und schwarz und hungrig. Er hatte schon Opfer gefordert, als noch keine Menschen in den Wäldern am Fluss gelebt und Roms Legionäre auf dem Durchmarsch den ersten Stollen in den Fels getrieben hatten. Männer waren bei den Versuchen ums Leben gekommen, diesem Berg zu Leibe zu rücken und eine Straße entlang des Nordufers zu bauen.


    Klappentext:


    Die Kinder von Klammroth sind nicht tot


    Seit Jahren ist der uralte Tunnel stillgelegt. Doch etwas geht um in den Tiefen des Berges. Kinderstimmen wispern im Dunkel, und etwas regt sich in den Schatten.
    Einst war Klammroth ein stiller Weinort am Fluss – bis eine Katastrophe die Idylle zerstörte. Dutzende Kinder starben bei einem verheerenden Unfall im Tunnel, viele weitere wurden entstellt. Nun, sechzehn Jahre später, kehrt eine der Überlebenden nach Klammroth zurück:
    Anais hat die Qualen des Feuers noch nicht überwunden, als ihr Vater sie zu sich ruft. Etwas Unerklärliches erscheint des Nachts vor den Fenstern. Gespenstisches geschieht – und jemand fordert neue Opfer. Der Tunnel hat Anais nicht vergessen …


    Rezension:


    Der angebliche handschriftliche Brief der Protagonistin, den ich im Rahmen einer Werbeaktion bekam, machte mich mehr als neugierig auf Klammroth von Isa Grimm – und das Lesen hat sich auf jeden Fall gelohnt.


    In unkomplizierten Sätzen schildert die Autorin das Erleben der Protagonistin Anais, sodass man schnell durch den Text kommt und sich gleichzeitig wohlig in die unheimliche Atmosphäre sinken lassen kann. Aufgeteilt ist die Story in zwei Teile plus Prolog und Epilog, wobei der Hauptplott in der Gegenwart spielt.


    Nach 16 Jahren kommt die mittlerweile erfolgreiche Schriftstellerin Anais zurück nach Klammroth. Die Atmosphäre ist gedrückt und der Leser lernt nach und nach die Stadt kennen – ein eigentlich idyllisches Städtchen zwischen Weinbergen. Doch über dem ganzen Ort schwebt ein Ereignis aus der Vergangenheit – mehrere Schulbusse brannten in einem Tunnel aus und viele Kinder starben. Anais ist eine der Überlebenden, ihre Haut an vielen Stellen verbrannt.


    Eigentlich möchte sie in Klammroth nur etwas regeln. Ihr Vater sitzt augenscheinlich katatonisch in einem Pflegeheim, bricht aber nachts regelmäßig aus, ihre Stiefmutter starb kürzlich unter mysteriösen Umständen – doch das ist nur die Spitze des Eisbergs. Denn nach dem schlimmen Brand eröffnete Anais’ Stiefmutter in Klammroth eine Klinik für Brandopfer, hinter deren Türen sich unglaubliches abspielte, wie Anais bald herausfindet.


    Und dann ist da noch der Tunnel, der auf die Protagonistin eine geradezu wahnhafte Anziehungskraft ausübt, und der nach wie vor ein Eigenleben zu führen scheint.


    Langweilig wird es mit Isa Grimms “Klammroth” also keineswegs – ich konnte das Buch kaum zur Seite legen. Lediglich das Ende ließ mich etwas unbefriedigt zurück, da ich mit einem solchen Ausgang bereits gerechnet hatte. Routinierte Thrillerleser werden wahrscheinlich ungefähr in der Mitte des Buches ahnen, worauf das Ganze abzielt. Doch bis auf das ausbleibende ‘Überraschungsende’ ist die Story richtig gut.


    Fazit:


    Eine Frau mit Brandnarben, ein Ort mit einer düsteren Vergangenheit, und mehrere lose Stränge, die zusammengelegt Licht ins Dunkel bringen. Atmosphärisch, bedrückend, fesselnd.


    Bewertung:
    8 von 10 Sternen

    x Autorin: Katharina Hartwell
    x Originaltitel: Das Fremde Meer
    x Genre: Fantasy
    x Erscheinungsdatum: 16. Juli 2013
    x im Berlin Verlag
    x 576 Seiten
    x ISBN: 382701137X
    x Erste Sätze: Marie. Ich gehöre zu den Menschen, die glauben, dass sie sich schützen können, wenn sie mit dem Schlimmsten rechnen, dass die Katastrophen immer nur die treffen, die nicht auf sie vorbereitet sind. Dass man ihnen entkommen kann, wenn man sie erwartet.


    Klappentext:


    Eine Liebe, viel zu groß, um sie nur einmal zu erzählen


    Dieses Buch ist eine Reise: in die Salpêtrière, die Pariser Psychiatrie, in der Sigmund Freud Schüler bei Charcot war; in den Winterwald, aus dem eine gelangweilte Prinzessin einen Prinzen retten will; in die Wechselstadt, in der ganze Häuser als “Mobilien” durch die Stadt wandern … Zehn Kapitel, zehn Mal die Geschichte von Marie und Jan. Katharina Hartwells magischer Roman erzählt von einer Rettung durch das Erzählen selbst, der Rettung einer Liebe und eines Lebens, er erzählt von allen Zeiten und allen möglichen Welten.


    Rezension:


    Nicht umsonst gewann Katharina Hartwell für “Das Fremde Meer” den Seraph 2014 (Förderpreis für phantastische Literatur) in der Kategorie ‘Bestes Debüt’. Nachdem ich das Buch, das so ganz anders ist, als gewöhnliche Fantasyliteratur, gelesen habe, kann ich die Auszeichnung nur zu gut nachvollziehen.


    Die Ursprungsgeschichte ist die zwischen Marie und Jan, einem jungen Studentenpaar. Marie erzählt aus der Egoperspektive und schon hier sei gesagt: Ihre Art sich auszudrücken ist wunderschön. Sie bringt die Dinge auf den Punkt und verpackt sie zugleich in ein faszinierendes Wortgewand. Man lernt sie als sehr nachdenkliche Person kennen und sie erzählt nach und nach zwischen den folgenden 10 Geschichten, wie Jan und sie sich kennenlernten und was mit ihm geschah.


    Die Geschichten dazwischen handeln von ganz verschiedenen Dingen. Zum Beispiel ist da die Story um einen Ort namens ‘Wechselstadt’, in dem sich Häuser immer wieder auflösen und an einer anderen Stelle wieder erscheinen. Zunächst mag das harmlos klingen, doch befinden sich Menschen darin, verschwinden diese im Nichts. Dann ist da noch eine Geschichte über eine junge Frau, die im 19. Jahrhundert in der berühmtesten Irrenanstalt Paris’ sitzt, eine Erzählung über eine Prinzessin, die beschließt ein Ritter zu werden und noch einige mehr.


    An diesen verschiedenen Geschichten hat mir besonders gut gefallen, dass man immer wieder in eine völlig andere Welt katapultiert wird, sich das Grundgerüst aber trotzdem ähnelt – denn es geht immer darum, jemanden auf irgendeine Art und Weise zu retten. Was mich aber am meisten faszinieren konnte ist, dass sich manche Storys am Ende verbinden, so wird die Prinzessin, die zum Ritter wurde, z.B. irgendwann in einer Geschichte um ein Fischerdorf an Land gespült und wird neben dem Protagonisten der Story zum Mittelpunkt der Geschehnisse.


    Abgerundet wird das Ganze am Ende durch den Schluss von Maries Ausführung um die Beziehung zwischen ihr und Jan – und plötzlich ergibt sich ein komplettes Bild und man sieht die einzelnen Erzählungen noch einmal in einem ganz anderen Licht.


    Der einzige Minuspunkt an “Das Fremde Meer” ergab sich für mich darin, dass sich manche der Geschichten etwas zäh lesen lassen und ich so nach einer Geschichte mit perfektem Lesefluss ab und an unangenehm herausgerissen wurde.


    Fazit:


    Eine Liebe und zehn Geschichten, die dem Leser etwas zeigen: Es gibt die verschiedensten Arten von Rettung. Poetisch und abwechslungsreich.


    Bewertung:
    8 von 10 Sternen

    x Autorin: Jenni Fagan
    x Übersetzerin: Noemi von Alemann
    x Titel: Das Mädchen mit dem Haifischherz
    x Originaltitel: The Panopticon
    x Genre: Jugendbuch
    x Erscheinungsdatum: 12. März 2014
    x bei Kunstmann
    x 332 Seiten
    x ISBN: 3888979250
    x Erste Sätze: Ich bin ein Experiment. Ich bin es immer schon gewesen. So viel ist sicher, einfach Fakt. Sie beobachten mich. Nicht nur in der Schule oder während der Sozialarbeitergespräche, vor Gericht oder in der Haftzelle – sie beobachten mich überall.


    Klappentext:


    Anais Hendricks ist fünfzehn und sitzt auf dem Rücksitz eines Polizeiautos. Ihre Schuluniform ist blutverschmiert, und am anderen Ende der Stadt liegt eine Polizistin im Koma. Doch Anais kann sich da an nichts erinnern. Jetzt ist sie auf dem Weg ins Panoptikum, einer Besserungsanstalt für schwer erziehbare Jugendliche, die für das Waisenkind am Ende einer langen Kette von Heimen und Pflegefamilien steht.


    Während Anais sich mit Mut und Fantasie durch ein Leben boxt, das ihr einen Schlag nach dem anderen versetzt, findet sie in den anderen Jugendlichen des Panoptikums fast so etwas wie eine Familie. Eine Familie, die sich ihre eigenen Mythen und Legenden schafft und deren Bande stärker sind, als das System, aus dem es scheinbar kein Entkommen gibt. Es sei denn du hast ein Haifischherz und Freunde, die dir helfen, ihm zu folgen …


    Rezension:


    Unter Jenni Fagans “Das Mädchen mit dem Haifischherz” hatte ich mir etwas völlig anderes vorgestellt, als es letztendlich war. Warum auch immer dachte ich, es würde sich um etwas übersinnliches oder zumindest mysteriöses handeln – ja, ich hatte den Klappentext nicht gelesen. Denn die Geschichte ist alles andere als phantastisch – sie ist knallhart und direkt in der Realität.


    Die Geschichte wird aus der Sicht der 15-jährigen Protagonistin Anais erzählt, die sich ausmalt, ein Experiment zu sein und auch so eine sehr blühende Phantasie besitzt. Sie kennt ihre Eltern nicht, wird von Pflegefamilie zu Pflegefamilie gereicht und ist eine kleine Legende in den verschiedensten Kinderheimen. Ihre Art sich auszudrücken ist hart und sie ist wahnsinnig schlagfertig – nicht nur mit Worten, sondern auch mit Fäuste, die sie sprechen lässt, wenn es sein muss. Der Schreibstil ist so an perfekt an die Figur angepasst, dass man keine Sekunde daran zweifelt, wirklich eine schwererziehbare Göre vor sich zu haben, die sich im Inneren, ganz allein für sich, doch sehr verloren fühlt.


    Die Geschichte setzt ein, als Anais von der Polizei ins sogenannte ‘Panoptikum’, eine Besserungsanstalt für Jugendliche, gebracht wird, da sie angeblich eine Polizistin ins Koma geprügelt hat. In der Anstalt angekommen, lernt sie, und mit ihr auch der Leser, die anderen jugendlichen Bewohner der Einrichtung kennen, von denen jede eine eigene schlimme Geschichte im Gepäck hat.


    Doch anstatt, dass der Plott um die Sache mit der zusammengeschlagenen Polizistin in den Mittelpunkt rückt, wie man eigentlich annehmen würde, geht es eher um die zwischenmenschlichen Beziehungen im Panoptikum. Mich störte es, dass die Geschichte nicht geradlinig verläuft, sondern eher durcheinander. Zwar erfährt man immer wieder mal den Stand über den Zustand der Polizistin und Anais wird auch immer wieder dazu befragt – denn sie kann sich nicht erinnern, ob sie es war – doch trotzdem ist die Sache nicht so fokussiert, dass man den roten Faden darin erkennt.


    Man könnte sagen, dass die Geschichte eher einen ‘Soap-Charakter’ hat. Es passiert zwar etwas, aber es läuft irgendwie auf nichts direktes hinaus, auch wenn die Sachen, die in der Anstalt passieren teils schon sehr an die Nieren gehen. Außerdem fand ich die Regeln und Sitten der Jugendlichen, die offenbar in jeder Einrichtung die gleichen sind, schon interessant. Wenn man also nicht ein völlig falsches Genre hinter der Geschichte vermutet und keinen Wert auf eine zielstrebige Story legt, ist man mit Jenni Fagans Debüt bestens bedient.


    Fazit:


    Über das Leben in einer Anstalt für schwererziehbare Jugendliche – zwischen Träumen von einem besseren Leben und einer gewalttätigen Realität.


    Bewertung:
    6 von 10 Sternen

    x Autor: Kjetil Johnsen
    x Übersetzerinnen: Anne Bubenzer, Dagmar Lendt
    x Titel: Dark Village: Zurück von den Toten
    x Originaltitel: 4 Venninner – Tilbake fra de døde und 4 Venninner – Et siste offer
    x Reihe: Dark Village, Band 4
    x Genre: Jugendbuch/Thriller
    x Erscheinungsdatum: März 2014
    x bei Coppenrath
    x 272 Seiten
    x ISBN: 3649613042
    x Erste Sätze: Erst fragten alle, ob sie irgendwas wisse. Nora sagte Nein. Und sie wollte auch nichts wissen. Dann fragten sie, ob Schluss sei. So richtig und endgültig Schluss. Mit Nick. Ja, sagte sie, es sei Schluss. aus, vorbei. Danach fragte keiner mehr. Alle kapierten, dass etwas total schief gelaufen war.


    Klappentext:


    Nichts ist, wie es scheint. Die Serie an grausamen Morden in dem idyllischen Bergdorf Dypdal reißt nicht ab. Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren. Aber wer ist der Täter? Wer Opfer? Und wie hängen all die schrecklichen Fälle miteinander zusammen? Plötzlich scheint jeder verdächtig. Der wahre Mörder bleibt jedoch weiter im Verborgenen. Eiskalt verfolgt er sein Ziel …


    Rezension:


    Wochenlang hatte ich darauf hingefiebert, bis ich endlich den 4. Band der Dark Village-Reihe “Zurück von den Toten” von Kjetil Johnsen in den Händen hielt. Zwar kann er sich nicht ganz mit den ersten beiden Bänden messen, aber erstmal von vorn:


    Wer die Reihe sammelt und Wert auf Regelmäßigkeit legt, wird nicht enttäuscht. Der Buchrücken passt perfekt in die Reihe zu den Vorgängerbänden, die sich nur durch Titel und Farbgebung unterscheiden, der Schnitt ist wie immer schwarz und der Anfang des Buches besteht aus einer “Was bisher geschah…”-Frequenz. Das Buch ist außerdem wieder in mehrere Teile aufgegliedert, die jeweils mit einem Zitat aus einem passenden Song beginnen und in sich wiederum in Kapitel aufgeteilt wurden.


    [ACHTUNG SPOILER]
    Der Verlauf der Geschichte wird weiter vorangetrieben – Nick wird auf Verdacht festgenommen und man erfährt Neues über die Sache mit seiner Schwester. Die Tochter des Mörders kommt langsam hinter das Treiben des Vaters und ist sich nicht sicher, ob sie ihn schützen oder verraten soll und in Benedictes Mutter klickt es endlich bezüglich ihrer Tablettensucht.


    Doch was viel bedeutender ist: Es gibt einen weiteren Mord – und das ist noch lange nicht das Ende, denn Trines Mörder plant bereits, sich erneut ein Mädchen zu greifen. Vor allem hier war ich mir bis fast zum Schluss sicher, wer das neue Opfer sein wird – nur um dann wieder überrascht zu werden, denn natürlich lag ich falsch. Außerdem nimmt Vildes lesbisches Liebesleben erneut Schwung auf und es scheint so, als würde es auch diesmal wieder scheitern.


    Es geht also mit riesengroßen Schritten auf den letzten Band zu, in dem sich hoffentlich alles aufklären wird.


    Fazit:


    Nach wie vor überraschend und fesselnd – mit großen Schritten dem letzten Band entgegen.


    Bewertung:
    8 von 10 Sternen

    x Autorin: Sabine Heinrich
    x Originaltitel: Sehnsucht ist ein Notfall
    x Genre: Roman
    x Erscheinungsdatum: 08. März 2014
    x bei KiWi
    x 288 Seiten
    x ISBN: 3462046217
    x Erste Sätze: 31. Dezember. “Eva, ich muss dir was sagen: Ich ziehe aus, ich will nicht mehr, ich mache Schluss und verlasse ihn. Das ist jetzt meine Chance auf einen Neuanfang und die Wohnung ist schön, ich habe sie mir gerade angeguckt. Sie ist sauber und es gibt eine Badewanne auf der Etage und eine Heizung.


    Klappentext:


    “Okay, Oma. Wir hauben ab. Wir fahren jetzt ans Meer.”


    An einem Montag im Januar entscheiden sich Oma und Eva durchzubrennen: Oma hat gerade mit 79 Jahren Opa verlassen und ihre Enkeltochter Eva steht zwischen zwei Männern und damit vor einer großen Entscheidung. Auf der turbulenten Fahrt nach Italien geht es um große Fragen: Wie viele Kompromisse verträgt eine Beziehung? Wie oft kann man neu anfangen? Gibt es falsche Entscheidungen oder nur den falschen Zeitpunkt? Und: Wie wird man wie Sophia Loren?


    Rezension:


    Eigentlich bin ich eher nicht so der Typ für Frauenliteratur, aber wenn Oma mit Opa Schluss macht und anschließend mit der Enkelin ans Meer verschwindet, klingt das ganz einfach nach etwas, das man gelesen haben muss – und deshalb wollte ich Sabine Heinrichs “Sehnsucht ist ein Notfall” unbedingt lesen.


    Die Autorin schreibt aus der Ich-Perspektive der Progatonistin Eva und die Kapitel sind nach Datum unterteilt. So verbringen wir rund zwei Wochen mit Eva und die Story setzt am 31.12., also an Silvester ein, als Evas Großmutter sie anruft und ohne Vorlauf damit herausplatzt, dass sie den Großvater verlässt – mit 79 Jahren.


    Evas Charakter hervorzuheben ist Sabine Heinrich, wie ich finde, ganz wunderbar gelungen. Sie ist eine sympathische junge Frau, die mitten im Leben steht, etwas konfus und sehr humorvoll – im Prinzip eine Person, die jeder in seinem Bekanntenkreis haben könnte und mit der sich viele sogar selbst identifizieren können. Und auch die Großmutter ist richtig toll – eine etwas schusselige, aber entschlossene Oma zum gernhaben.


    Eva lebt mit ihrem langjährigen Partner Johannes zusammen und das einzige Problem, das in der Beziehung besteht ist, dass er keine Kinder möchte – im Gegensatz zu ihr. Doch die Beziehung besteht weiter, man redet einfach nicht darüber. Wie es der Zufall will, lernt Eva dann durch ihren Job Tobias kennen – den alleinstehenden Vater ihres kleinen Lieblingspatienten. Man trifft sich zufällig wieder und es knallt – doch was wird aus der langjährigen Beziehung? Eine Situation die jedem passieren kann und in der niemand gerne steckt.


    Evas Großmutter hingegen steckt mitten in der Trennungsphase und hat es gerade alles andere als so schön, wie ursprünglich geplant. Und so stecken Oma und Enkelin in einer Lage die nur eines fordert: erstmal flüchten. Zusammen fahren die beiden spontan nach Italien – ein kleiner Roadtrip mit wunderbar witzigen und auch nachdenklichen Momenten.


    Mir hat die Geschichte also richtig gut gefallen. Ich konnte mich mit Eva identifizieren und ihre Beziehung zu ihrer Großmutter erinnerte mich ein bisschen an meine eigene zu meiner Oma – man liest eine Story, in der man sich rundum wohlfühlt. Bis auf den Schluss… Denn dieser kommt abrupt, man erfährt nicht wie es in Evas Leben nach der Reise weitergeht und das ist ärgerlich – war es doch das, was mich am brennensten interessierte.


    Fazit:


    Eine wunderbare Lieblingsbuchqualitäten-Wohlfühlgeschichte mit einem offenen Ende… Mein Gedanke am Ende des Buches: “Das darf doch nicht wahr sein!!! Ein offenes Ende!?!? Neiiiiin!!!!”


    Bewertung:
    8 von 10 Sternen

    x Autorin: Nancy Grossman
    x Übersetzerin: Doris Hummel
    x Titel: Draußen wartet die Welt
    x Originaltitel: A World Away
    x Genre: Jugendbuch
    x Erscheinungsdatum: 10. Februar 2014
    x bei cbj
    x 448 Seiten
    x ISBN: 3570402150
    x Erste Sätze: Die Fremden brachten, wie an jedem Donnerstagabend, ein paar bunte Farbkleckse in unser einfaches Haus. Ich ging durchs Esszimmer und kontrollierte sämtliche Lampen, um sicherzugehen, dass sich auch genügend Kerosin darin befand.


    Klappentext:


    Kein Handy, kein Kino, kein Make-up …


    Was für jedes andere Mädchen unvorstellbar klingt, ist für die 16-jährige Eliza die einzige Welt, die sie kennt. Denn Eliza gehört zur Gemeinde der Amisch und lebt mit ihrer Familie ein frommes, abgeschiedenes Leben wie vor Hunderten von Jahren. Doch diesen einen Sommer darf sie in der Welt draußen verbringen, mit all den Verheißungen und Versuchungen, die diese birgt. Der erste Film, der erste Song, der erste Kuss. Dort lernt Eliza auch Joshua kennen – und lieben …


    Rezension:


    Welcher Teenie kann sich in unserer Zeit schon noch ein Leben ohne Handy, Internet und freiwählbarem Partner vorstellen? – So gut wie keiner, und das ist mittlerweile seit rund 20 Jahren so. Umso interessanter fand ich die Aussicht auf einen Einblick in eine ganz andere Welt – die der Amischen – über die Nancy Grossman in “Draußen wartet die Welt” berichtet.


    Die Geschichte wird aus der Egoperspektive der Protagonistin erzählt. Die 16-jährige Eliza wurde in die Gemeinschaft der Amischen hineingeboren und kennt nichts anderes. Gerade deshalb ist sie jedes Mal extrem fasziniert, wenn an den Donnerstagabenden ‘die Fremden’ bei ihnen zum Essen erscheinen. Ganz normale Leute aus der Welt ‘da draußen’ können sich dazu anmelden, einmal Amischluft zu schnuppern und einen Abend bei Eliza und ihrer Familie verbringen. Vor allem die Frauen sehen für das junge Mädchen aus wie Paradiesvögel: Ausgefallene Kleidung, die Haare nicht von einer Haube verdeckt und geschminkte Gesichter.


    Als Eliza von einer Besucherin das Angebot bekommt, während ihres Rumspringa (eine Zeit, in er junge Menschen das Leben der Amisch kurzzeitig verlassen dürfen, um sich zu entscheiden, ob sie zurückkommen wollen) bei ihr in Chicago als Kindermädchen zu arbeiten, setzt Eliza alles daran, genau das zu tun – und bekommt nach einigen Hindernissen ihren Willen.


    Draußen angekommen ist alles unglaublich ungewohnt und unter Gleichaltrigen wird sie wie eine Attraktion behandelt. Gleich am Anfang lernt sie einen Freund der Familie kennen – Josh – der genauso alt ist wie sie und ihr alles zeigt. Da es sich um ein Jugendbuch handelt, kann man sich wohl ausmalen, in welche Richtung sich die Beziehung der beiden entwickelt und es fest steht ebenso, dass dies die ganze Angelegenheit nicht einfacher macht.


    Man merkt, dass sich die Autorin viel mit den Amischen beschäftigt hat. Der Leser erfährt so einiges über die außergewöhnliche Lebensweise, und Elizas Gedankengänge zu den Erfahrungen, die sich macht, sind mehr als nachvollziehbar. Ich habe sie sogar recht schnell ins Herz geschlossen. Je weiter sich die Story aber entwickelt, es wird z.B. eine Familiengeschichte aufgedeckt, umso mehr verlegt sich der Fokus der Grundstory ‘Amischmädchen kommt in die Welt außerhalb der Gemeinschaft’ in Richtung ‘Was kommt danach’ – und die Entscheidung am Ende war für mich nur schwer nachvollziehbar. Sie wird einfach so getroffen, ohne dass der Leser Elizas Beweggründe erfährt.


    Im Grunde genommen ist die Geschichte aber richtig gelungen und vor allem gut geschrieben. Wenn man, wie ich, noch mehr Infos über diese Gemeinschaft haben möchte, hilft einem nach “Draußen wartet die Welt” nur noch ein Sachbuch.


    Fazit:


    Gelungenes Jugendbuch über ein amisches Mädchen, das ihre Welt für eine Weile verlässt. Interessant und fesselnd.


    Bewertung:
    8 von 10 Sternen

    x Autor: Johan von Riepenbreuch
    x Illustratorin: Ebeneeza K.
    x Titel: Die Guten, die Bösen und die Toten
    x Genre: Lyrik
    x Erscheinungsdatum: 2010
    x bei Das wilde Dutzend
    x 51 Seiten
    x ISBN: 300031660


    Klappentext:


    Nach fast einem Jahrhundert gehoben, editiert und illustriert: die verschollen geglaubte Schreckens-Chronik Johan von Riepenbreuchs


    “very strange and scary” – Queen Viktoria von England


    Rezension:


    Meine Sammlung an ungewöhnlichen und morbiden Büchern wird immer größer und so durfte nun nach langem Ausharren auf meiner Wunschliste endlich auch “Die Guten, die Bösen und die Toten” mit Texten von Johan von Riepenbreuch und Illustrationen von Ebeneeza K. bei mir einziehen.


    Um die 23 kurzen, altertümlichen Gedichte zu lesen, die im Schnitt aus etwa sechs Zeilen bestehen, braucht man keine Stunde – allerdings kann man sich mit dem Buch durchaus länger beschäftigen, wenn man das möchte – denn die makabren Texte befassen sich mit viktorianischen Alltagsphänomenen wie Lobotomie, Totenfotografie oder auch Aderlass und laden zum mehrfach Lesen ein.


    Zu jedem Gedicht gibt es eine wunderbar düstere Illustration, die in schwarz/weiß gehalten ist, wobei Details wie Blut, Lippenstift oder auch mal Augen in stechendem rot betont wurden.


    Im Anhang gibt’s dann noch einen Auszug des Glossars, das man auf der Homepage des Verlags finden kann.


    Fazit:


    Ein wunderbar makabres und düsteres Werk – Augenweide und Lesefutter für das schwarze Herz.


    Bewertung:
    10 von 10 Sternen

    x Autor: Francesc Miralles
    x Übersetzerin: Katharina Diestelmeier
    x Titel: Retrum: Der schwarze Schnee
    x Originaltitel: Retrum 2: La nieve negra
    x Reihe: Retrum, Band 2
    x Genre: Thriller/Jugendbuch
    x Erscheinungsdatum: 03. Februar 2014
    x bei Gulliver
    x 347 Seiten
    x ISBN: 3407744587
    x Erste Sätze: Lieber Julian, seit jenem Sonntag, den es nie hätte geben dürfen, sind bereits drei Jahre vergangen. Ich schreibe dir, weil ich mich auf diesem kalten und trostlosen Friedhof mit dir verbrüdern will. Der Friedhofswächter hat das Tor bereits verschlossen und ich musste mich noch nicht einmal verstecken.


    Klappentext:


    Christian und seine drei Seelenverwandten lieben die Schönheit der Nacht, die schaurige Stimmung auf Friedhöfen und melancholische Musik. Doch eine finstere Macht bedroht die Gothic-Gruppe. Und “Retrum” steckt plötzlich in einem gefährlichen Spiel mit Hölle, Tod und Teufel …


    Rezension:


    Obwohl ich die Beschreibung der spanischen schwarzen Szene bereits in Band 1 etwas befremdlich fand, wollte ich mir Francesc Miralles’ 2. Retrum-Band “Der schwarze Schnee” trotzdem nicht entgehen lassen.


    Aufgegliedert ist die Geschichte in vier Teile und das Layout ist, wie schon bei Band 1, wunderschön. Jede einzelne Seite ist von einem in schwarz verlaufenen Muster eingerahmt und die Titelseiten, die jeweils einen neuen Teil ankündigen, enthalten eine thematisch passende, düsterromantische Zeichnung.


    In den Schreibstil findet man genauso leicht, wie schon beim Vorgängerband und erzählt wird aus der Egoperspektive von Christian, der damals nach dem Tod seines Bruders Freundschaft mit Robert, Lorena und Alexia schloss, wobei er sich in Alexia verliebte und die beiden ein Paar sind… Doch Christians ‘dunkle Schönheit’ hat die Angewohnheit immer wieder einfach zu verschwinden, und so führte Einsamkeit zu einem ‘Tächtelmächtel’ mit seiner Mitschülerin Alba – eine einmalige Sache, was das Mädchen allerdings anders sieht …


    … und hier bietet sich die Gelegenheit für den Plott: Die verletzte Alba wird zu “Nigra” und gründet die “Inkuben”, eine satanistische kleine Gruppe, die fortan “Retrum” das Leben zur Hölle machen wird. Doch damit nicht genug – Nigra ist noch lange nicht das einzige Problem, mit dem sich Christian herumschlagen darf.


    Im Großen und Ganzen kann man sagen, dass “Der schwarze Schnee” seinem Vorgänger ziemlich ähnelt. Die Geschichte an sich ist ‘Jugendbuchmaßstab’ und der Schreibstil führt dazu, dass man das Buch gern liest. Alexia nervte mich mit ihrem dramatischen Gehabe zu Tode, doch trotzdem gibt es immer wieder einen Punkt, an dem man einfach weiterlesen muss.


    Womit ich allerdings absolut unzufrieden war, war das Ende, das für meinen Geschmack zu prompt kam. Es bleiben Fragen offen und zugleich hat man nicht den Eindruck, dass noch ein Band erscheinen wird, weil anscheinen alles erzählt ist. Deshalb blieb ich hier irritiert zurück.


    Fazit:


    Wer Band 1 gelesen hat, kann Band 2 auch lesen – Allerdings muss man mit der Reihe nicht dringend anfangen, da es sich oft um ziemliche ‘schwarze-Szene-Klischee-Drescherei’ handelt.


    Bewertung:
    6 von 10 Sternen

    x Autor: Robin Sloan
    x Übersetzerin: Ruth Keen
    x Titel: Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra
    x Originaltitel: Mr. Penumbra’s 24-Hour Bookstore
    x Genre: Roman
    x Erscheinungsdatum: 03. März 2014
    x bei Blessing
    x 352 Seiten
    x ISBN: 3896674803
    x Erste Sätze: Verloren im Schatten der Regale, falle ich fast von der Leiter. Ich bin jetzt genau auf halber Höhe angelangt. Der Boden der Buchhandlung liegt tief unter mir, die Oberfläche eines Planeten, von dem ich mich weit entfernt habe. Die Regale türmen sich über mir auf, und dort, wo sie enden, ist es dunkel …


    Klappentext:


    Clay Jannon ist eigentlich Webdesigner, doch die Rezession hat ihn seinen Job gekostet, und so führt ihn eine Stellenanzeige in die Buchhandlung von Mr. Penumbra. Clay merkt bald, dass dies keine gewöhnliche Buchhandlung ist und hier irgendetwas nicht stimmt. Zusammen mit zwei Freunden macht er sich daran, das Geheimnis um Mr. Penumbra und seine Bücher zu lüften.


    Rezension:


    Ein Buch über Bücher hat für die meisten Vielleser einen ganz besonderen Reiz. Über das lesen, was man am liebsten tut, während man es tut – Lesen. Somit gehört Robin Sloans “Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra” zu einem der Bücher, die man zelebrieren möchte.


    Und genau das tut man, wenn man anfängt, die ersten Sätze zu lesen. Der Schreibstil ist einfach nur wunderschön und die Sätze zergehen regelrecht auf der Zunge, während man flüssig durch den Text kommt und sich darüber freut, wie elegant die Worte, die übrigens aus der Ich-Perspektive des Protagonisten Clay stammen, aneinandergereiht sind.


    Clay hat seinen Job verloren und bewirbt sich spontan auf einen Job in einer alten Buchhandlung, die kein einziges Buch der aktuellen Bestsellerlisten führt. Nach dem seltsamen Bewerbungsgespräch darf Clay die Nachtschicht übernehmen, denn Penumbras Buchhandlung hat niemals geschlossen. Doch bald schon bemerkt Clay, dass so gut wie niemand den Laden aufsucht – außer einiger sehr kurioser Personen, die dann dringend eines der Bücher brauchen, die sich in einem der endlos hohen Regale befinden und die Clay eigentlich nicht öffnen darf.


    Natürlich öffnet er eines der Bücher irgendwann doch und kann darin kein einziges Wort lesen. Zusammen mit seinem ältesten Freund aus Kindertagen, der mittlerweile ein erfolgreicher Unternehmer ist, und einer neuen Freundin, die bei Google arbeitet, versucht Clay hinter das Geheimnis zu kommen und findet sich bald in einer Art Geheimgesellschaft wieder.


    Obwohl die Geschichte so vollkommen anders war, als ich sie mir vorgestellt habe, war ich richtig gefesselt vom Geschehen, und genau deshalb würde ich das Buch auch jedem empfehlen – denn man kann sich nicht im entferntesten vorstellen, was hinter der ganzen Sache steckt. Ich war nur etwas verwundert, dass Google eine dermaßen große Rolle in der Geschichte spielt (erst vor kurzem hab ich einen Film gesehen, in dem es genauso war – haben die sich jetzt in Film und Literatur eingekauft?). Ansonsten aber: richtig toll.


    Fazit:


    Unerwartet und faszinierend – von einer schäbigen, alten Buchhandlung in eine Geheimgesellschaft und zu den Anfängen der Literatur, und zwischendrin: Modernste Technik.


    Bewertung:
    8 von 10 Sternen

    x Autorin: Jennifer McMahon
    x Übersetzerin: Sybille Uplegger
    x Titel: Winter People – Wer die Toten weckt
    x Originaltitel: The Winter People
    x Genre: Thriller/Horror
    x Erscheinungsdatum: 10. März 2014
    x bei Ullstein
    x 400 Seiten
    x ISBN: 3548286097
    x Erste Sätze: Meine geliebte Tante Sara Harrison Shea wurde im Frühling des Jahres 1908 brutal ermordet. Sie war einunddreißig Jahre alt. Kurz nach ihrem Tod sammelte ich alle von ihr verfassten Tagebucheinträge und Notizen, soweit ich ihrer habhaft werden konnte.


    Klappentext:


    Dein größter Wunsch geht in Erfüllung. Dein Kind kehrt von den Toten zurück. Doch weißt du, was dich erwartet?


    Durch einen grausamen Mord verliert Sara ihre kleine Tochter Gertie. Ein Brief mit einem uralten Geheimnis hilft ihr, Gertie von den Toten zurückzuholen – für sieben Tage, in denen sie von ihrem geliebten Kind Abschied nehmen kann. Doch sie ahnt nicht, worauf sie sich einlässt. Denn manchmal finden die Toten nicht zurück in ihre Welt. Und das Grauen hält Einzug in die Wälder von Vermont …


    Rezension:


    Nachdem ich einige Seiten der Leseprobe von Jennifer McMahons “Winter People – Wer die Toten weckt” gelesen hatte, wollte ich am liebsten sofort das ganze Buch verschlingen – dieser Eindruck verfestigte sich dann noch, als ich das Werk endlich in den Händen hielt.


    Die Geschichte um ‘die Schlafenden’ spielt sich auf zwei Zeitebenen ab – zum einen 1908, mit der Protagonistin Sara Harrison Shea, die mit ihrem Mann Martin und der gemeinsamen Tochter Gertie sehr zurückgezogen auf einem kleinen Hof lebt, und zum anderen in der Gegenwart, in der Ruthie und ihre kleine Schwester eine Rolle spielen und neben ihnen die Künstlerin Katherine, die nach dem Tod ihres Mannes in den kleinen Ort zieht, in dem er vor seinem Unfall zuletzt war.


    Obwohl man sich vor allem am Anfang mit quasi drei verschiedenen Geschichten konfrontiert sieht, kommt zu keiner Sekunde Verwirrung auf. Der Autorin ist es gelungen, die Handlungsstränge gekonnt voneinander abzutrennen und zugleich alle spannend voranzutreiben. So kommt es, dass Saras Tochter Gertie tot in einem Brunnen gefunden wird und die Mutter so leidet, dass sie beschließt, ihre Kleine mit einem alten Ritual wieder zum Leben zu erwecken. Nach kurzer Zeit befindet sich irgendetwas im Wandschrank ihres Schlafzimmers und Sara ist felsenfest davon überzeugt, dass es sich dabei um ihre Tochter handelt. Martin hingegen hat Angst, dass eine Frau dem Wahnsinn verfällt.


    In der Gegenwart stellt Ruthie nach einer durchfeierten Nacht fest, dass ihre Mutter verschwunden ist. Nichts deutet darauf hin, dass die verreist wäre – sie ist einfach weg, hat sogar Ruthies kränkliche kleine Schwester zurückgelassen. Und dann taucht auch noch eine Irre auf, die behauptet, die Mutter hätte etwas, das ihr gehört. Im gleichen Ort ist Katherine gerade erst angekommen. Ihr Mann starb vor kurzem bei einem Unfall, und obwohl er an diesem Tag eigentlich angeblich wo anders hinfuhr, steht auf der Kreditkartenabrechnung, er hätte hier etwas gegessen – zu einem Preis, der darauf schließen lässt, dass er nicht allein war. Nach kurzer Zeit deuten alle Hinweise darauf, dass diese Person Ruthies Mutter war - und dann findet Katherine ein Buch: Das Tagebuch einer gewissen Sara Harrison Shea.


    Ich denke, schon an der Beschreibung des Plotts kann man erkennen, wie fesselnd dieses Buch ist. Ich konnte es nicht mehr aus der Hand legen und habe es regelrecht inhaliert, obwohl ich vor allem abends oft eine Gänsehaut hatte und bei Geräuschen paranoid zusammenfuhr. Wer gerne Thriller mit einer übernatürlichen Note liest, ist mit “Winter People” bestens bedient.


    Fazit:


    Ein spannender, übernatürlich angehauchter Thriller auf verschiedenen Zeitebenen, der eine wohlige Gänsehaut beschert.


    Bewertung:


    10 von 10 Sternen

    x Autorinnen: Randi Crott, Lillian Crott Berthung
    x Titel: Erzähl es niemandem!: Die Liebesgeschichte meiner Eltern
    x Genre: Biografie
    x Erscheinungsdatum: 16. Februar 2012
    x bei Dumont
    x 284 Seiten
    x ISBN: 3832196404
    x Erste Sätze: Ich bin schon fast 18, als meine Mutter mich an einem Herbstnachmittag im Jahr 1969 ins Wohnzimmer holt. Sie sagt, sie müsse mir etwas erzählen. Auf dem runden Eichentisch steht ein kleiner Henkeltopf aus Emaille. Er ist grau und hat einen schwarzen Rand. Daneben liegt ein hellbrauner lederner Brustbeutel mit einer geflochtenen dünnen Kordel aus Garn.


    Klappentext:


    “Ohne Hitler hätte es mich nicht gegeben. Welches Gefühl ist für so einen Fall reserviert? Ich bin auf der Welt, weil sich meine norwegische Mutter in einen deutschen Besatzungssoldaten verliebt hat. Aber es gibt noch eine andere Wahrheit, die mir lange verschwiegen wurde …”
    Randi Crott


    Rezension:


    Obwohl ich immer wieder über die damaligen Zustände erschüttert bin, finde ich Zeitdokumente über das 3. Reich wahnsinnig spannend – und so kam ich an “Erzähl es niemandem! Die Liebesgeschichte meiner Eltern” von Randi Crott und Lillian Crott Berthung nicht vorbei.


    Randi Crott ist schon fast 18, als ihr ihre Mutter Lillian erzählt, dass die Großmutter väterlicherseits Jüdin war, ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert wurde und die Großtante sogar in einem KZ getötet wurde. Randis Vater wurde als Halbjude aus dem Sportverein geworfen, hatte große Probleme zu studieren und der Großvater verlor seinen Job bei der Reichsbahn, weil er sich nicht von seiner jüdischen Ehefrau scheiden lassen wollte.


    Dies alles erfährt Randi gegen den Willen ihres Vaters, der die Vergangenheit ruhen lassen möchte und erst zwei Jahre nach seinem Tod, verarbeitet Randi Crott das Tagebuch ihrer Mutter zu einem Roman, der die Liebesgeschichte der Eltern erzählt – und diese Geschichte ist wahnsinnig spannend und interessant.


    Sie lernen sich 1942 in Norwegen kennen, wo Lillian mit ihrer Familie lebt. Helmut Crott ist dort als Soldat stationiert und die beiden verlieben sich ineinander. Als immer mehr jüdische Nachbarn weggebracht werden und der Zorn der Bevölkerung auf die Deutschen wächst, wird die junge Liebe zu einem Versteckspiel, in dem sich das Paar immer wieder bis zu über einem Jahr nicht sehen kann. Doch Lillian kann ihrer Familie nicht erzählen, dass der Geliebte eigentlich selbst ein Halbjude ist – denn die Tatsache, dass niemand davon weiß, ist der Grund, warum Helmut Soldat ist und dies stellt seine Lebensversicherung dar.


    Ich konnte mich kaum von Lillians und Helmuts Geschichte losreißen. Meist bekommt man die Schrecken des 2. Weltkriegs nur aus Deutschland oder dem ehemaligen Ostblock geschildert und Länder wie Norwegen geraten dabei völlig aus dem Fokus. Durch “Erzähl es niemandem!” bekommt man neben einer persönlichen Liebesgeschichte gleichzeitig die Gelegenheit zu erfahren, wie sich der Krieg auf die skandinavischen Länder auswirkte.


    Somit ist das Buch um Familie Crott Liebesgeschichte und historisches Zeugnis zugleich und deshalb gleichermaßen für Leser geeignet, die in einer spannenden wahren Geschichte versinken wollen, als auch für solche, die historisch interessiert sind.


    Fazit:


    Liebesgeschichte und historisches Zeugnis zugleich – spannend, berührend und informativ.


    Bewertung:


    8 von 10 Sternen

    x Autor: Gavin Extence
    x Übersetzerin: Alexandra Ernst
    x Titel: Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat
    x Originaltitel: Alex Woods VS The Universe
    x Genre: Roman
    x Erscheinungsdatum: 03. März 2014
    x bei LIMES
    x 480 Seiten
    x ISBN: 3809026336
    x Erste Sätze: Sie griffen mich in Dover auf, als ich wieder einreisen wollte. Ich hatte schon irgendwie damit gerechnet, aber trotzdem war es ein Schock, als die Schranke unten blieb. Es ist komisch, wie sich manche Dinge entwickeln. Nachdem ich so weit gekommen war, hatte ich gehofft, dass ich es unbehelligt bis nach Hause schaffen würde.


    Klappentext:


    Was ist das Unwahrscheinlichste, das Ihnen je passiert ist?


    Alex Woods ist zehn Jahre alt, und er weiß, dass er nicht den konventionellsten Start ins Leben hatte. Er weiß auch, dass man sich mit einer hellseherisch begabten Mutter bei den Mitschülern nicht beliebt macht. Und Alex weiß, dass die unwahrscheinlichsten Ereignisse eintreten können – er trägt Narben, die das beweisen.


    Was Alex noch nicht weiß, ist, dass er in dem übellaunigen und zurückgezogenen lebenden Mr. Peterson einen ungleichen Freund finden wird. Einen Freund, der ihm sagt, dass man nur ein einziges Leben hat und man immer die bestmögliche Entscheidung treffen sollte.


    Darum ist Alex, als er sieben Jahre später mit 113 Gramm Marihuana und einer Urne voller Asche an der Grenze in Dover gestoppt wird, einigermaßen sicher, dass er das Richtige getan hat …


    Rezension:


    Gavin Extence’ Debüt “Das unerhörte Leben des Alex Woods oder warum das Universum keinen Plan hat” ist durch und durch besonders. Angefangen bei dem strahlend gelben Einband, der sich unter dem Schutzumschlag verbirgt, über den ganz besonderen Protagonisten, bis hin zu der ungewöhnlichen Story an sich.


    Der Autor erzählt die Geschichte aus Sicht des Protagonisten Alex, dem als Kind ein Meteorit durchs Dach seines Elternhauses direkt auf den Kopf gefallen ist, was er wie durch ein Wunder unbeschadet überstand. Gavin Extence konnte Alex’ sehr spezielles Wesen perfekt einfangen und über den Schreibstil nach außen spiegeln.


    So lernt der Leser einen Jungen kennen, der alles hinterfragt und ganz anders ist als andere Jungs in seinem Alter. Er ist einerseits naiv und kindlich – jedoch im krassen Gegensatz dazu gleichzeitig reifer, als es viele Erwachsene sind. Durch einen Zufall gerät Alex an den kiffenden Kriegsveteranen Mr. Peterson, der seit dem Tod seiner Frau sehr zurückgezogen in der Nachbarschaft lebt, in der auch Alex und seine Mutter, die einen Esoterikladen führt, wohnen.


    Während sich zwischen Alex und Mr. Peterson nach und nach eine Freundschaft entwickelt, die sich vor allem auf die Liebe zur Literatur stützt, wird der alte Kautz plötzlich schwer krank und Alex muss eine schwerwiegende Entscheidung treffen – letzter Freundschaftsdienst oder Gesetzestreue.


    Mir hat diese Geschichte wahnsinnig gut gefallen und vor allem am Ende musste ich schwer schlucken, da einem das ungleiche Paar sehr ans Herz wächst. Gleichzeitig macht man sich nach “Das unerhörte Leben des Alex Woods …” auch Gedanken darüber, wie man an Alex’ Stelle wohl selbst gehandelt hätte und ob man denn stark genug dafür gewesen wäre.


    Fazit:


    Eine Geschichte über einen ungewöhnlichen Jungen und einen griesgrämigen Kriegsveteran, die ein Tabuthema enthält und ans Herz geht.


    Bewertung:


    8 von 10 Sternen

    x Autor: David Wong
    x Übersetzerin: Marion Hertle
    x Titel: Das infernalische Zombie-Spinnen-Massaker
    x Originaltitel: This Book Is Full Of Spiders
    x Genre: Horror/Humor
    x Erscheinungsdatum: 17. Februar 2014
    x bei Metrolit
    x 416 Seiten
    x ISBN: 3849300765
    x Erste Sätze: Prolog. Kennen Sie auch das Gefühl, wenn man gerade einschläft und plötzlich zuckt – als würde man fallen und dann fängt man sich in letzter Sekunde ab? Nichts, worüber Sie sich Sorgen machen müssten, normalerweise ist es nur der Parasit, der Besitz von Ihnen ergriffen hat und sich nun festbeißt. Das muss ich wohl genauer erklären, aber das wird etwas dauern. Und versprechen Sie mir bitte, dass Sie deswegen nicht gleich ausrasten.


    Klappentext:


    Also, wenn Sie wissen wollen, wie krank diese Stadt wirklich ist: In -Ungenannt- spazieren drei Freunde in eine dunkle Gasse, und nur zwei kommen am anderen Ende wieder raus. Diese beiden werden sich nicht mehr an den Dritten erinnern. Letztes Jahr kam ein fünfjähriger Junge ins Krankenhaus. Ihm sollte ein Gehirntumor entfernt werden. Und wenn die Gerüchte stimmen, entnahm der Chirurg seinem Schädel keinen “Tumor”, sondern einen Ball mit peitschenden Tentakeln. Dieser stürzte sich zuerst auf den Chirurgen und vergrub sich in dessen Augenhöhle. Zwei Minuten später lag der Arzt zusammen mit zwei Schwestern tot im OP, ihre Schädel waren von innen blitzblank ausgeräumt. Und es ist nur deshalb ein “Gerücht”, weil im selben Augenblick zwei Männer in Anzügen erschienen, ihre offiziell aussehenden Ausweise zückten und die Leichen mitnahmen. In der Zeitung hieß es am nächsten Tag, alle seien an einer Sauerflaschenexplosion gestorben.*


    *Aber John und ich kennen die Wahrheit. Wir waren nämlich dort. Das sind wir meistens.


    Rezension:


    “Das infernalische Zombie-Spinnen-Massaker” von David Wong zu lesen, war für mich ein Experiment. Zwar finde ich Horror und auch humorvolle Literatur toll, doch habe ich die Erfahrung gemacht, dass diese Mischung selten gut zusammenpasst – wie auch in diesem Fall.


    Das Prinzip ist nicht schlecht – die Aufmachung des Buches löst oft ein Schmunzeln aus und der ‘Warnsatz’ auf einer der ersten Seiten “Achtung! Dieses Buch enthält drastische Beschreibungen von Monstern und männlichen Geschlechtsorganen!” traf genau meine Art von Humor. Außerdem fand ich die Anmerkungen, die ‘handschriftlich’ an den Rand des Textes gesetzt wurden ziemlich witzig – doch jetzt kommt das Aber:


    Für die knapp 400 Seiten brauchte ich unendlich lange. Während ich die Gags am Anfang noch gut fand, wurden diese irgendwann immer flacher und ich musste mich immer wieder zwingen, weiterzulesen, da ich mich jedes Mal neu in den Text und den Schreibstil einfinden musste – so machte mir von Seite zu Seite weniger Spaß, dieses abstruse Stück Literatur zu lesen.


    Es geht darum, dass Spinnen eine kleine Stadt, deren Name sehr auffällig nicht genannt wird, überrennen, sich in ihre Opfer einnisten und deren Gehirn übernehmen. Das Problem ist, dass nur der Protagonist, David Wong (ja richtig, der, der auch als Autor genannt wird) die Biester sehen kann und ihm natürlich niemand glaubt – mal abgesehen von seinem chaotischen Kumpel John. Der Buchverlauf handelt grob gesagt davon, dass die beiden die Stadt (und sich selbst) retten müssen.


    Anfangs fand ich dieses Prinzip richtig gut – die Protagonisten erinnerten mich sehr an die Protagonisten der Simon Pegg-Filme (z.B. Shaun of the dead). Aber je weiter die Story fortschreitet, umso absurder wird die Handlung und … ja – wie gesagt, ich habe mich nur noch durchgeschleppt.


    Ich bin mir nicht sicher, wem ich das Buch empfehlen soll – es gibt wohl durchaus Leute, die das Buch zum Schreien komisch finden (der Mann lachte z.B. immer wieder verzückt und hysterisch auf), aber ich gehöre definitiv nicht dazu und bleibe mit einem “Hm.. aja.” zurück.


    Fazit:


    Was bei anderen ein ‘lachend auf dem Boden rollen’ auslöst, lässt mich nur mit einem verständnislosen Fragezeichen über dem Kopf zurück – … aber kultige Buchaufmachung.


    Bewertung:


    4 von 10 Sternen

    x Autorin: Lilly Lindner
    x Originaltitel: Bevor ich falle
    x Genre: Roman
    x Erscheinungsdatum: 26. September 2012
    x bei Droemer Knaur
    x 304 Seiten
    x ISBN: 3426226227
    x Erste Sätze: Ich war neun Jahre alt, als meine Mutter beschlossen hat, dass sie das Leben nicht mehr mag. Sie hat mich hochgehoben, ganz fest in ihre Arme geschlossen, dann hat sie mir einen Gutenachtkuss gegeben und mich in mein Bett gelegt. Meine gelbe Giraffe lag neben mir und die bunte Kuscheldecke auch. Ich weiß das noch so genau, als wäre es heute gewesen. Dabei sind Jahre vergangen, seit diesem letzten Tag in meinem Leben. Und um ehrlich zu sein, hatte ich einen Haufen anderer letzer Tage.


    Klappentext:


    Ein eindringlicher Roman über Verlust und Verletzung – und über die Kraft der Worte


    “Ich war neun Jahre alt, als meine Mutter beschlossen hat, dass sie das Leben nicht mehr mag. Sie hat mich hochgehoben, ganz fest in ihre Arme geschlossen, dann hat sie mir einen Gutenachtkuss gegeben und mich in mein Bett gelegt. Meine gelbe Giraffe lag neben mir und die bunte Kuscheldecke auch. Ich weiß das noch so genau, als wäre es heute gewesen. Dabei sind Jahre vergangen, seit diesem letzten Tag in meinem Leben.”


    Rezension:


    Nachdem ich von Lilly Lindners Debüt “Splitterfasernackt” so begeistert war, wollte ich mir auch ihr zweites Buch, und gleichzeitig ihr Romandebüt “Bevor ich falle” nicht entgehen lassen. Und nun stehe ich vor einem gewissen Zwiespalt – denn eigentlich möchte ich es nicht zugeben, wenn mir das Buch eines Autoren, den ich mag, nicht so zusagt.


    Der Schreibstil ist zwar gut und auch fesselnd, aber nicht ganz so berührend, wie ich es von “Splitterfasernackt” kannte. Zwar ist die Autorin weiterhin eine Wortjongleurin, doch hatte sie sich selbst mit ihrem ersten Buch die Messlatte fast unerreichbar hoch gelegt.


    Mit der Geschichte an sich verhält es sich genauso. Nachdem ich mich Lilly Lindner nach ihrer Autobiografie unglaublich nah fühlte, hinterlies die Protaginstin in “Bevor ich falle”, Cherry, kaum Eindruck bei mir. Klar – eine Biografie ist persönlicher, doch trotzdem kann man sich ja auch fiktiven Personen in Geschichten nahe fühlen. Ehrlich gesagt war mir Cherry sogar irgendwie unsympathisch, weil ich es wahnsinnig unfair von ihr fand, wie sie mit den Personen, die sich für sie einsetzen umgeht – angeknackste Psyche hin oder her. Ihre Geschichte ist tragisch, aber war doch ziemlich genervt von ihr.


    Trotz allem würde ich aber von diesem Buch nicht zwingend abraten. Ich denke, wäre dies das erste Buch gewesen, das ich von der Autorin gelesen hätte, dann wäre mein Urteil unvoreingenommen und nicht so ‘hart’ ausgefallen. Wobei dieses Urteil auch nicht wirklich hart ist – “Bevor ich falle” ist an sich trotzdem ein gutes Buch, das es verdient gelesen zu werden und das durchaus fesseln kann.


    Fazit:


    Kann sich nicht mit “Splitterfasernackt” messen – davon abgesehen aber eine Geschichte, die den Leser trotz irgendwie unsympathischer Protagonistin fesselt.


    Bewertung:


    6 von 10 Sternen

    x Autor: Philip Ardagh
    x Übersetzer: Harry Rowohlt
    x Illustrator: David Roberts
    x Titel: Schlimmes Ende
    x Originaltitel: Awful End
    x Reihe: Eddie-Dickens-Trilogie, Band 1
    x Genre: Kinderbuch/Fantasy/Humor
    x Erscheinungsdatum: 01. November 2004
    x bei cbj
    x 128 Seiten
    x ISBN: 3570215075
    x Erste Sätze: Als Eddie Dickens elf Jahre alt war, bekamen seine beiden Eltern so eine abscheuliche Krankheit, von der sie gelb und an den Rändern etwas wellig wurden und nach alten Wärmflaschen rochen. Damals gabe es viele solcher Krankheiten. Vielleicht hatte das mit dem vielen dicken Nebel zu tun, mit dem knubbeligen Kopfsteinpflaster und damit, dass sich alle zu Pferde fortbewegten … sogar aufs Klo. Wer weiß?


    Klappentext:


    Eddies Eltern leiden an einer seltsamen Krankheit. Ganz gelb sind sie, dazu wellig an den Rändern, außerdem stinken sie nach alten Wärmflaschen. Damit Eddie sich nicht ansteckt, wird er zu Verwandten geschickt. Pech für Eddie, dass es sich dabei um seinen Wahnsinnigen Onkel Jack und seine Wahnsinnige Tante Maud handelt. Und dass ihr Haus Schlimmes Ende heißt …


    Rezension:


    Von Philip Ardaghs “Schlimmes Ende” versprach ich mir anhand des Covers und des Klappentextes ein makaber-witziges Kinderbuch, vielleicht sogar mit ‘Tim-Burton-Touch’. Das war es aber dann leider doch nicht.


    Soviel steht fest – der Autor hat einen Schreibstil, denn man so schnell nicht vergisst. Allerdings hat mir dieser nicht so ganz zugesagt. Man kommt zwar flüssig durch den Text – was für ein Kinderbuch auch wichtig ist – doch der Humor war selbst mir zu flach, und ich mag flachen Humor eigentlich. Mir kamen die Witze oft einfach nur extrem gezwungen vor, wie z.B. dass Eddies kranke Eltern das Bett nur dreimal am Tag verlassen dürfen und sich diese drei Male dann für sportliche Aktivitäten aufsparen. Außerdem bestehen viele Gags daraus, dass sich Sätze einfach nur in einer anderen Konstellation wiederholen.


    Die Geschichte an sich ist ziemlich verrückt. Eddies Eltern sind krank und deshalb soll er, bis sie wieder gesund sind, bei seinem Onkel und seiner Tante bleiben, die beide das Wort ‘wahnsinnig’ im Namen tragen – und das nicht ohne Grund. Das Buch handelt von der Reise von Eddies Elternhaus zu dem Haus seiner Verwandten, weshalb ich nicht so ganz verstanden habe, warum das Buch nach dem Haus des Onkels betitelt wurde. Das verrückte daran sind die Charaktere – vor allem Eddies Tante, die ein ausgestopftes Tier mit sich führt, fand ich irgendwie toll.


    Die Geschichte wurde in 11 Kapitel unterteilt, wobei es sich bei jedem Kapitel um eine Art “Folge” handelt, die der Autor seinem Neffen laut Vorwort nach und nach ins Internat geschickt hat. Aus diesem Grund sind die Kapitelnamen dann auch in der Machart wie z.B. Kapitel 1 “1 Wellig an den Rändern – In welcher Eddie Dickens zu seinem eigenen besten weggeschickt wird” – man erfährt also schon in der Überschrift was geschehen wird.


    Sympatisch fand ich die Zeichnungen, die sich überall in der Geschickte wiederfinden und die dem Zeichenstil auf dem Cover gleichen. Vor allem diese Bilder entlockten mir dann doch immer wieder ein Schmunzeln und ich denke, dass auch Kinder sich sehr darüber amüsieren können.


    Fazit:


    Eine kurzweilige Unterhaltung, deren extrem flachen Humor man mögen muss und die vor allem Kindern gefallen dürfte.


    Bewertung:


    6 von 10 Sternen