Beiträge von Nadja Quint

    Zitat

    Original von Evelyne_Marti


    Wer gut schreibt, schreibt gut, egal ob mit oder ohne kommerzielle Absichten, auch ungeachtet von postulierten Regeln in irgendwelchen Schreibratgebern. Es kann jemand auch veröffentlichen wollen, um damit Geld zu verdienen, und trotzdem gut schreiben, weil ihm Qualität wichtig ist und er diejenigen Leser ansprechen möchte, die gerade das schätzen.


    Ich stimme Dir gern zu, obwohl ich schon davon überzeugt bin, dass unsere Diskussion über (hochtalentierte) AutorInnen, die Schreiben als etwas Wesentliches und jenseits vom Kommerziellen erleben, ihren Sinn hat und gerade nicht ein Denken in Schubladen fördert.


    Du sprichst ganz richtig den Kern an: gut schreiben zu können. Bleibt aber m. E. die Frage: Wie erreiche ich das? Vor allem, wenn ich kein solches Naturtalent bin?

    Zitat

    Original von magali


    Von daher ist es völlig müßig, die Anwendung von handwerk anzupreisen und sich gut zu fühlen,m weil man es tut.
    Ist okay.
    Was Schreiben angeht, aber Kleinmünze.


    Naja, vielleicht wächst die Münze ja noch.


    In unserer Diskussion möchte ich einen m.E. interessanten Punkt hervorheben:


    Es gibt AutorInnen für die das Schreiben wesentlich ist wie die Luft zum Atmen, die ein sehr großes Talent haben und sich nicht mit dem Erlernen von Regeln abmühen wollen oder müssen, um Literatur hervorzubringen.


    Aber mir scheint auch ein anderer Weg gangbar: AutorInnen, die sich mit den Regeln auseinandersetzen, sie verinnerlichen und es eines Tages zu ansehnlicher Unterhaltungsliteratur bringen. Und vielleicht fördert die viele Übung dann doch noch mehr hervor.


    Möglicherweise geht es hier um die Frage, wie hoch das (Ausgangs-)Talent ist und wie hoch die Bereitschaft zur Ochsentour: Fleiß, Disziplin und und und...


    So weit ich es beurteilen kann, gibt es hier unter uns Eulen jede Menge solcher "Kleinmünz"- AutorInnen. Vor einiger Zeit hatten wir bei "Werbung in eigener Sache" den Fall, dass eine Selbstveröffentlicherin einen Roman vorgestellt hat, in dem es schon auf dem Cover beim Buchtitel einen
    dicken Rechtschreibfehler gab.


    So müßig finde ich es nicht, aufs Schreibhandwerk hinzuweisen. Jedenfalls nicht hier im Forum.

    Das kann ich nur unterschreiben, Evelyne, danke.


    Um jetzt aber auch nochmal einen Blick zu den AutorInnen zu werfen, die mit Genre-Veröffentlichungen ein breites und zahlendes Lesepublikum erreichen wollen:


    Schreibhandwerk hilft. Auch den LeserInnen. ;-)

    Oh je, magali,


    ich fürchte, ich habe ein Missverständnis mit dem Begriff "allgemeines Lesepublikum" ausgelöst.


    Ich stimme Dir völlig zu und konnte auch Evelynes Vorstellung zu einer
    "von innen natürlich entwickelten Geschichte" nachvollziehen.


    Mit "allgemeines Lesepublikum" wollte ich darauf hinweisen, dass es auch Arten des Schreibens gibt, die eben nicht auf eine breite Leserschaft abzielen und von daher eben nicht primär auf das Einhalten von Handwerkregeln abzielen.


    Insofern liegen unsere Meinungen eng beieinander.


    Was mein eigenes Schreiben angeht, hilft es mir sehr, zunächst das Handwerkszeug für Unterhaltungsliteratur zu erlernen. Je mehr ich diese
    Regeln verinnerlich, kann ich mich beim Schreiben davon lösen. Nicht weil ich sie nicht mehr anwende, sondern in dem Sinne, dass ich einen tieferen Zugang zur emotionalen Seite des Schreibens gewinne, vielleicht also das entsteht, was Du als "wesentlich" bezeichnest.


    Ich freue mich auch über unsere Diskussion :wave

    Ich verstehe schon, was Du meinst, Evelyne.


    Beim Schreiben sollten wir uns nicht vom Ballast der Theorie lenken lassen,
    sonst wirkt eine Geschichte schnell verkrampft und konstruiert.


    Aber es gilt ja der Satz: Schreiben heißt umschreiben. Ein erster spontaner Entwurf kann immer noch verändert werden.


    Und natürlich gibt es unterschiedliche Talente und sogar Genies. Sicherlich gilt auch: Noch so viel Beschäftigung mit der Theorie des Kreativen Schreibens macht längst noch keine gute Autorin.


    Dennoch: Wer kein Genie ist und ein allgemeines Lesepublikum finden will,
    wird um die Handwerksregeln nicht herumkommen. Und ums Üben, Üben, Üben.


    Selbstverständlich gibt es davon Ausnahmen: Auch ein handwerklich grottenschlechter Text kann manchmal viele Menschen interessieren. Aber das ist schon wieder ein anderes Thema.


    Ich beziehe mich hier auf AutorInnen, die, ohne genial zu sein, Kreatives Schreiben erlernen möchten.

    Ja, aber auch der feinfühligste Schauspieler muss zunächst die Grundlagen seines Fachs beherrschen. Unter vielem anderen: Atmung, Artikulation und Gestikulation.


    Um beim Schreiben zu bleiben: Rechtschreibung, Grammatik, Erzähltechnik, Stilistik, Perspektive, Dramaturgie, Personendarstellung, Dialogaufbau.

    Stören Handwerksregeln die Ausbildung des eigenen Stils? Engen sie ein? Hindern sie die Kreativität? Kann eine Autorin nicht mehr "Ihrs" machen, wenn
    sie sich den Vorgaben von Schreibratgebern und Dozenten stellt?


    Mit-Eule Evelyne Marti hat m.E. mit einem Beitrag Anstoß zu dieser Frage gegeben, und ich finde, sie lohnt einen eigenen Thread.


    Ergänzung: Möglicherweise hat es eine ausführliche Diskussion darüber bei den Eulen bereits gegeben. Für den Fall müssen wir hier natürlich nichts "aufwärmen" (und edit Rechtschreibung).

    Zitat

    Original von Evelyne_Marti


    Deshalb finde ich persönlich es wichtig, sich laufend weiterzubilden und an sich zu arbeiten, auch psychologisch sich selbst mal unter die Lupe zu nehmen.


    Da bin ich absolut bei Dir, Evelyne. Überhaupt finde ich es gut, dass Du diese Diskussion wieder aufgenommen hast.


    Ich denke, Du greifst hier eine entscheidenden Konflikt auf, dem sich jede Autorin stellen muss: Einerseits existieren die Regeln des Schreibhandwerks (und dieses Handwerk muss erlernt werden, es sei denn man ist ein wahres Genie ;-) ) - andererseits sollte es wie in jedem Schaffensprozess darum gehen, einen eigenen, originären Ausdruck zu finden.


    Schon weiter oben im Fred wurde angemerkt, dass die Diskussion sich weit vom ursprünglichen Thema entfernt hat, deswegen mache ich zu dieser Frage einen neuen auf.

    Da hast Du sicher recht, Buchdoktor. In Kurzgeschichten lassen sich tiefe Blick auf depressive Persönlichkeiten vermutlich eher ertragen als in einem Roman.


    Ich muss jetzt vorsichtig sein, weil ich den Roman nicht gelesen habe. Darum nur so viel: Depressive Weltsicht und depressive Befindlichkeit sind in unserer Zeit häufig anzutreffen, und mal ehrlich: Wer von uns hat nicht auch manchmal das Gefühl, sich schlaftablettenmäßig durchs Leben zu schleppen? ;-)

    Oh danke :kiss


    Nein, so was tief Reflektierendes würde ich nie schreiben, 30 Jahre in meinem Brotjob verbieten mir das.


    Aber wenn ich (selbst in der anstehenden Reihe von Krimis mit komödiantischem Einschlag) noch einen besseren Stil hinkriegen könnte, fände ich das ganz schön.