Beiträge von grottenolm

    An dieses Buch bin ich mit besonders hohen Erwartungen herangegangen und das war wahrscheinlich ein Fehler.


    "Operation Red Jericho" ist wirklich fabelhaft aufgemacht: all die Fotos, Skizzen, technischen Zeichnungen- bis hin zu einer (natürlich gefälschten, aber täuschend echten) Auswahlbibliographie. All das erweckt einen so realistischen Eindruck von Authentizität, daß man wirklich zweimal hingucken muß um die Fiktion zu erkennen.


    ABER, die Charaktere bleiben blaß und die Handlung ist zu stark auf die "Action" ausgelegt. So entstehen z.B. innerhalb kürzester Zeit Sympathien zwischen den Kindern und den Mitgliedern der Besatzung des Forschungsschiffes, die sich aus dem Geschilderten für den Leser so nicht ergeben.
    Außerdem empfand ich einige Entwicklungen, die der Autor benötigte, um die Geschichte voranzutreiben, als vollkommen unlogisch.



    Vielleicht ärgere ich mich deshalb so, da ich weiß, daß es auch besser geht, nämlich bei "Wolkenpanther" und "Wolkenpiraten" von Kenneth Oppel (der dritte Band erscheint diesen Sommer in Canada). Das Setting ist ähnlich, die Charaktere überzeugend und die Geschichte zum zerreißen spannend. Zudem bietet die englischsprachige Microsite (<klick>) einen reichen Fundus an fiktiven Zeitungsartikeln, Fotos, Skizzen u.ä.


    Ich lese gern Abenteuerromane, auch solche, die ihren Schwerpunkt auf der Handlung liegen haben. Dennoch sollten einige grundlegende Dinge für mich erfüllt sein, damit die Geschichte funktioniert, damit handelnde Personen nicht vollkommen konturlos und austauschbar bleiben und ich mitfiebern und auch mitfühlen kann.


    Mir scheint, als habe sich der Autor etwas zu viel vorgenommen. "Operation Red Jericho" ist sehr ambitioniert und man merkt, mit wie viel Hingabe der Autor versucht hat ein Gefühl von Authentizität zu erzeugen - die Story an sich bleibt dabei etwas auf der Strecke. Da es sich aber um einen Debutroman handelt, besteht die berechtigte Hoffnung darauf, daß der Autor im nächsten Band mehr Sorgfalt auf die Charaktere legt.


    Wenn man diese Rezi als Kaufentscheidung nutzen möchte, so sollte man wissen, daß das, was ich hier betreibe, soetwas ist wie "Jammern auf hohem Niveau"- denn trotz aller Kritik wurde ich gut unterhalten.

    Ich weiß nicht... ich weiß nicht.
    Vampire gehören nicht unbedingt zu meinen bevorzugten phantastischen Geschöpfen und eigentlich wollte ich mich nicht dem aktuellen "Vampir-Hype" anschließen.


    ABER: ich liebe klassische Schauerromane und kenne vieles aus diesem Bereich.

    Zitat

    Original von Nicole:
    Besonders genial finde ich, dass "Nosferas" 1877 spielt und Ähnlichkeiten mit dem Genre des Schauerromans jener Epoche aufweist und eine ganz ähnliche Atmosphäre - auf solche Bücher fahre ich ohnehin einfach ab!


    Hhmmm... eine tolle Atmosphäre finde ich unheimlich wichtig und macht bei mir einiges wieder wett. :gruebel


    Zitat

    Original von Nicole:
    Ausnahme: wenn ich beim Lesen eines Romans das Gefühl habe, es handelt sich gar nicht um Fantasy, sondern um einen historischen Roman, der magische Elemente enthält - wie bei "Die Nebel von Avalon" oder Susannah Clarkes "Jonathan Strange & Mr. Norrell".


    Das mag ich eigentlich auch am allerliebsten.


    Und trotzdem bin ich mir total unsicher und weiß nicht so recht. Ich bin gerade erst mit recht hohen Erwartungen an ein Buch rangegangen und wurde dann enttäuscht (Rezi folgt noch).


    Also: Hilft mir doch bitte einer! Ich kann mich nicht entscheiden...

    Endlich erscheint das Buch auch auf deutsch! Eben auf der Homepage des List Verlages entdeckt <klick>:


    Das Buch der verlorenen Dinge
    Erscheint: August 2008


    Nach dem Tod seiner Mutter flüchtet sich der zwölfjährige David in die Welt der Bücher. Schon bald merkt er, dass sich Realität und Fantasie vermischen. Es beginnt eine abenteuerliche Reise an die Grenze zwischen Traum und Wirklichkeit.


    Als Davids Mutter nach schwerer Krankheit stirbt, verkriecht sich der Junge in seine Bücher. Bald schon fangen sie an, mit ihm zu sprechen, und im Garten vor seinem Zimmerfenster taucht immer öfter eine seltsame Gestalt auf: der »Krumme Mann«. Eines Abends folgt der Junge ihm durch einen Mauerspalt und findet sich in einem dunklen Wald wieder. Geleitet und gelockt vom »Krummen Mann« macht David sich auf die Suche nach dem König des Waldes. Von ihm wird gesagt, er besitze ein geheimnisvolles Buch, »Das Buch der verlorenen Dinge«, in dem alle Wahrheiten des Lebens aufgezeichnet seien. Endlich am Schloss des Königs angelangt, muss David erkennen, dass er dem Bösen in die Falle gegangen ist.



    Bei amazon ist das Cover noch nicht gelistet, laut der Verlagshomepage ist es aber das Gleiche wie das der englischen Originalausgabe.

    Selten verirrt sich ein historischer Roman in mein Bücherregal. Wenn er es dann doch tut, dann kann das zwei Gründe haben: die Geschichte hat entweder einen medizinhistorischen Hintergrund oder eine besondere Zeit, ein besonderes Setting oder etwas ähnliches, welches ihn aus der Masse der historischen Romane heraushebt.
    "Die Henkerstochter" von Oliver Pötzsch hat beides. Mit der Hauptperson, dem Henker Jakob Kuisl, hat der Autor einen ganz besonderen und vielschichtigen Charakter erschaffen (oder vielleicht sollte ich besser sagen: beschrieben, denn es handelt sich ja um einen Vorfahren des Autors).


    Über den Beruf des Henkers wusste ich schon einiges (spätestens seit der Lektüre von Michel Folcos "Die rechte Hand Gottes"), aber der Kuisl Jakob ist auch sonst ein ganz Spezieller. Er führt seinen Beruf nach Recht und Gesetz aus und nicht etwa aus Spaß am Quälen oder Töten. Ganz im Gegenteil: vor einer peinlichen Befragung oder einer Hinrichtung betrinkt er sich tagelang, um nicht daran denken zu müssen. Außerdem ist er stur, dickschädelig und kann auch mal ganz schön aus der Haut fahren. Das macht ihn zu einem Menschen mit Schwächen und Fehlern und somit sympathisch. Aber auch der Sohn des Stadtmedicus, Simon Fronwieser, und die Tochter des Henkers, Magdalena, sind gelungene Charaktere.


    Ursprünglich wollte der Autor das Buch wohl "Der Henker von Schongau" nennen- für mich wäre das die besserer Wahl gewesen, da ich den jetzigen Titel etwas unglücklich finde. Magdalena spielt zwar keine unwichtige Rolle, ist aber nur eine von mehreren handelnden Personen.


    Was mir dagegen wirklich gut gefallen hat, ist das Lokalkolorit. Die Personen sprechen eine Art "abgeschwächtes Bayrisch": soviel Dialekt wie nötig, um Atmosphäre zu schaffen und sich die Personen richtig gut vorstellen zu können, aber auch noch so gut verständlich, daß man als Nicht-Bayer folgen kann.


    Mir hat "Die Henkerstochter" wirklich gut gefallen, ich bin sicherlich auch beim nächsten Teil wieder dabei (der soll übrigens im Frühjahr nächsten Jahres erscheinen).

    Kurzbeschreibung (laut Amazon):
    Fantastische Abenteuer in der Tradition von Jules Verne!


    Schon immer galt Sir Isaac Newtons größte Leidenschaft den uralten Künsten der Alchemie. Doch niemals hätte der berühmte Gelehrte zu träumen gewagt, dass er eines Tages tatsächlich das legendäre Quecksilber der Weisen freisetzen würde - das sich allerdings schon bald als äußerst gefährliche Substanz erweist. Denn mit seiner Hilfe lassen sich nicht nur die Elemente beeinflussen, sondern auch verheerende Waffen von bislang unbekannter Schlagkraft konstruieren - deren Einsatz die Welt unaufhaltsam an den Rand der Apokalypse treibt ... Ausgezeichnet mit dem renommierten französischen Grand Prix de l'Imaginaire!


    Über den Autor (laut amazon):
    Greg Keyes lernte schon als Kind die Kultur und Sprache der Navajo-Indianer kennen und entwickelte so eine große Faszination für Sprachen, Rituale und Mythen. Nach einem Anthropologie-Studium veröffentlichte er unter dem Namen J. Gregory Keyes seinen ersten Fantasy-Roman "Aus Wasser geboren". Seither wird er zur Gruppe der jungen Erneuerer des fantastischen Literatur-Genres gezählt.


    eigene Meinung:
    Das erste, was einem ins Auge sticht, wenn man "Newtons Kanone" in der Hand hält, ist die wirklich gelungene Aufmachung. :anbet Sie spiegelt die wichtigsten Elemente der Geschichte wieder oder fängt zumindest die Stimmung ein.
    Großartige Parallelen zu den Romanen von Jules Verne habe ich übrigens nicht wirklich entdeckt- macht aber nix, denn trotz allem hat das Buch als Auftakt einer vierbändigen Reihe mich wirklich überzeugt.


    Das Thema ist sehr steampunk-isch, auch wenn es in einem anderen Jahrhundert spielt. Ich habe leider kein anderes Wort dafür und Puristen mögen mich gerne dafür steinigen.
    Es geht um Mathematik, Alchemie, Magie, technische Errungenschaften und globale Verschwörungen. Es wird ein alternative Epoche der Aufklärung gezeigt (deshalb heißt der Zyklus im englischen Original auch "The Age of Unreason"), ausgehend von einigen wissenschaftlichen Entdeckungen Sir Isaac Newtons. Diese sind z. T. so glaubwürdig beschrieben, daß ich bald nicht mehr wusste, welche davon denn nun tatsächlich der Fantasie des Autors entsprungen sind. Ähnlich ging es mir mit den handelnden Personen, die zum größten Teil auf realen historischen Persönlichkeiten beruhen (zumindest soweit ich das mit wikipedias Hilfe nachvollziehen konnte). Der Autor schafft es Fiktion und Realität so gut zu vermischen, daß man sie kaum noch voneinander unterscheiden kann.


    Das Buch ist spannend und flüssig zu lesen und macht auf jeden Fall neugierig darauf, wie es weitergeht. Für Fans von Büchern wie "Jonathan Strange&Mr. Norrell" oder auch die "Temeraire"-Reihe eine klare Leseempfehlung!

    Nell :
    "Poison" ist grundsätzlich für die gleiche Altersgruppe geeignet, wie auch "Alaizabel Cray".
    Ob Jugendbuch oder nicht finde ich bei Fantasy immer schwer zu sagen, deshalb ordne ich soetwas gerne unter All Age Fantasy ein, ähnlich wie z.B. die Bücher von Kai Meyer oder Thomas Finn.
    Die Hauptperson ist eine Jugendliche, aber das Buch ist recht spannend geschrieben (mit einigen gruseligen Szenen), sodaß ich glaube, daß Jugendlichen und Erwachsenen das Buch gefallen könnte.


    Stimmt, in "Labyrinth" wird ja der kleine Bruder der Hauptperson entführt. Den fand ich auch immer klasse, allerdings gefiel mir "Der dunkle Kristall" noch besser! :wave

    Klappentext (leicht gekürzt):
    Liz Vater, der berühmte Archäologe Melville Dutton, ist auf mysteriöse Weise bei einer seiner Forschungsreisen verschollen. Niemand glaubt mehr, daß er noch je lebend gefunden werden könnte. Nur Liz- von einem immer wiederkehrenden Traum verfolgt- hofft unerschütterlich, daß ihr Vater noch am Leben ist.
    Liz wird im Bauernhaus ihrer Großeltern in Neu-England in den Bann des Portraits einer ihrer Ahnen gezogen- eines wunderschönen jungen Mädchens. (...) und dann taucht Holly Hobbie auf. Ist dieses intelligente, anmutige Mädchen im Patchworkkleid aus der Kolonialzeit nur einer der der vielen Träume von Liz- verwirrend lebendig geworden?
    Holly Hobbie und Liz und Liz begeben sich gemeinsam auf eine spannende Irrfahrt durch Dschungel, rätselhafte Städte, machen unheimliche Entdeckungen, (...). Sind sie dem Verschwinden von Liz´Vater auf der Spur? (...)


    Über den Autor habe ich leider nicht viel gefunden. Richard Dubelman war Autor und Produzent, er starb 1999. Zwei seiner Kinder heißen übrigens genauso wie die Geschwister im Buch, nämlich Elisabeth (Liz) und Daniel (Danny).


    eigene Meinung:
    Angeregt durch den Zeitreise-Thread <klick> habe ich mir "Die Abenteuer der Holly Hobbie" antiquarisch besorgt und gerade beendet.


    Man merkt dem Buch (nicht nur bezüglich der etwas nachlässigen Übersetzung) an, daß die deutsche Erstausgabe bei Heyne bereits 1982 erschienen ist.
    Die Geschichte geht v.a. zu Anfang einen ruhigeren Gang als das heute im allgemeinen üblich ist und gibt dem Leser so die Möglichkeit sich auf die handelnden Personen einzustellen. Spätestens ab der eigentlichen Suche nimmt die Geschichte dann aber Fahrt auf und man beginnt bei jeder neuen Spur mit zu rätseln.
    So ist das Buch eigentlich eine doppelte Zeitreise: der Leser reist zurück ins Jahr 1978, in dem tragbare Kassettenspieler die neueste technische Errungenschaft sind und kann mit verfolgen, wie Holly Hobbie, frisch aus dem Jahre 1803, damit zu kämpfen hat.


    Ganz wunderbar fand ich die farbigen Illustrationen der Heyne-Ausgabe. Sie passten hervorragend zur Geschichte und ich musste das eine oder andere Mal über die "zeitgemässe" Kleidung von Liz schmunzeln.


    Heute würde das Buch wahrscheinlich keinen Jugendlichen mehr vom Hocker reißen, aber mir hat es gut gefallen und die Geschichte ist auch wirklich liebevoll erzählt.
    Das Buch ist leider nur noch antiquarisch erhältlich, das allerdings recht einfach z.B. über booklooker.

    Kurzbeschreibung (laut amazon):
    Als die kleine Schwester der rebellischen Poison von Elfen entführt wird, macht Poison etwas Undenkbares: Sie verlässt die heimatlichen Sümpfe, um von dem Elfenkönig die Herausgabe ihrer Schwester zu fordern! Doch bis es soweit kommt, muss sie zunächst den gefahrvollen Weg in die Elfenwelt antreten, und schon bald wird Poison klar, dass dies alles nur der Anfang eines viel größeren Abenteuers ist. Hier steht nicht nur ihr eigenes Leben und das ihrer Schwester auf dem Spiel - sie ist auserwählt, um das Menschenreich zu befreien und die Geschichte zum Guten zu wenden.


    Über den Autor (von der Verlagshomepage):
    Chris Wooding, 1977 in Leicester geboren, veröffentlichte sein erstes Buch mit 19 Jahren. Er studierte Englische Literatur an der Universität von Sheffield und hat bereits mehrere Fantasy-Romane geschrieben. Heute lebt er in London.


    eigene Meinung:
    Nach längerem Hin und Her habe ich mich für die Lektüre der deutschen Übersetzung entschieden. Die Wortspiele, die sich z.T. auch aus den sprechenden Namen der Personen ergeben, müssen eine besondere Herausforderung für die Übersetzerin gewesen sein- die sie nicht immer optimal gemeistert hat. An manchen Stellen klingt es deshalb etwas unrund. Vielleicht bin ich aber auch nur durch die tollen Übersetzungen von Alexandra Ernst, die ich in den letzten Monaten gelesen habe ("Der Klang der Freiheit" und "Die Herrin der Worte") verwöhnt- in diesen Büchern wurden ähnliche Übersetzungsprobleme wesentlich besser gelöst.


    Die Geschichte an sich ist nicht neu. Viele der verwendeten Motive sind mir bereits in anderen Büchern dieses Genres begegnet, ABER der Autor schafft es aus den einzelnen Teilchen etwas wirklich spannendes und interessantes zu erschaffen, denn immer wieder werden Erwartungen auch gebrochen. Mich hat das Buch relativ schnell in seinen Bann gezogen und ich konnte es nicht mehr aus der Hand legen.
    Besonders gelungen fand ich die Hauptperson, Poison, und ihre struppige Art. Aber diesen Typus der "Heldin wider Willen" mag ich ja sowieso.


    Fazit: "Poison" ist spannende All Age Fantasy, die das Genre zwar nicht revolutioniert, aber dennoch großes Lesevergnügen bereitet. :-]

    Klappentext (von der Verlagsseite):
    Die Mädchen Zanna und Deeba gelangen durch Magie nach UnLondon: in eine Wunderstadt, wo alle verlorenen und kaputten Dinge Londons enden. Hier laufen alte Regenschirme wie bedrohliche Spinnen umher, streifen gefährliche Giraffen durch die Straßen und wuchern dichte Dschungel gleich hinter den Eingangstüren von ganz normalen Häusern.
    UnLondon lebt in Angst. Ein finsteres Wesen bedroht die Stadt. Die Bewohner verlangen von den Mädchen, die Stadt zu retten, schließlich ist eine von ihnen die Auserwählte! Plötzlich lastet alle Verantwortung auf den beiden, und der dunkle Feind rückt immer näher ...


    Über den Autor (von der Verlagsseite):
    China Tom Miéville, geboren am 06. 09. 1972, ist Brite und schreibt fantastische Literatur. Er beschreibt seine Werke gern als "weird fiction" (in Anlehnung an die frühren Autoren des Pulp und Horror-Genres wie etwa H. P. Lovecraft). Er gehört zu einer Gruppe von Schriftstellern, die bewusst versuchen, das Fantasy-Genre weiterzuentwickeln, fort von der verbreiteten tolkienesken Fantasy. Miéville wurde in London geboren, wo er gegenwärtig auch lebt. (...)


    eigene Meinung:


    Die Idee eines "anderen" Londons ist nicht wirklich neu, s. Neil Gaiman (auf den auch in den Danksagungen verwiesen wird) oder Christoph Marzi. Da ich sowohl "Niemalsland" als auch die Geschichten um die Uralte Metropole kenne, würde ich sagen, daß Mieville diese Idee dennoch neu und eigenständig umgesetzt hat. Er bringt allerdings fast ein paar Ideen zu viel unter (damit erinnert er mich dann doch wieder ein bißchen an Christoph Marzi ;-)). An manchen Stellen hätte ich mir jedenfalls gewünscht etwas länger zu verweilen und genaueres zu erfahren.


    In den Danksagungen wird auch Walter Moers erwähnt und es scheint so als hätte Mieville sich an ihm ein Beispiel genommen, denn auch "Un Lon Dun" wurde vom Autor eigenhändig illustriert, allerdings ohne an die Klasse von Moers heranzukommen.


    Was für mich "Un Lon Dun" im Wesentlichen von anderen Büchern dieser Art unterscheidet, ist wie der Autor mit den Erwartungen der Leser bricht. Dieses Mal wird die fantasytypische Aufgabe eine Stadt/ein Land/ein Königreich vor einem bösen Feind zu retten nämlich ganz anders angegangen! An dieser Stelle möchte ich aber nicht zu viel verraten... Wen das Buch wirklich interessiert, der sollte im Übrigen auf die Buchbeschreibung bei amazon verzichten- sie spoilert bzw. stimmt so nicht ganz und nimmt damit unnötigerweise einiges an Lesespaß.


    Einen Kritikpunkt habe ich dann doch noch: gerade im ersten Drittel ging mir einiges zu schnell, so als hätte der Autor Szenen gekürzt, die notwendig sind um das Verhältnis einiger Personen zueinander besser verstehen zu können.


    Insgesamt hat mir das Buch aber gefallen, es war spannend und durch die kurzen Kapitel stellte sich bald ein "Nur noch ein Kapitel lesen"-Effekt ein.
    fazit: Wer bereits "Niemalsland" und die Geschichten um die Uralte Metropole mochte, der greift auch bei "Un Lon Dun" nicht daneben.

    Zitat

    Original von Bodo:
    Hab' ich nicht erwartet, ich bin selber zufällig auf die deutsche Ausgabe gestossen, als ich ein paar andere Sabatinis auf Englisch gesucht habe!


    Was hattest du nicht erwartet? Daß das Buch noch jemand anderes kennt? :grin

    Die Verfilmung mit Erroll Flynn habe ich das erste Mal als Kind gesehen und fand sie damals schon klasse. Jetzt als Erwchsene, nach der Lektüre des Buches (hier gehts übrigens zu meiner Eulenrezi) muß ich sagen, daß sie mir sogar noch besser gefällt. Denn sie ist erfreulich nahe an der Originalvorlage und Erroll Flynn bringt den Witz und den Charme, aber auch die Selbstzweifel des Peter Blood so gut rüber, daß man fast meinen könnte, die Rolle sei extra für ihn geschrieben worden. :-]

    Kurzbeschreibung laut amazon:
    Die 12-jährige Mosca wächst in einer Welt auf, in der unzensierte Bücher und Geschichten verboten sind. Ihr Vater jedoch, ein verstoßener Schriftgelehrter, weckt in ihr die Leidenschaft für die magische Welt der Worte. Noch ahnt Mosca nicht, wie gefährlich diese Leidenschaft ist ...
    Eines Tages beschließt sie, die Enge ihres Heimatdorfes hinter sich zu lassen. Sie trifft auf den alten Gauner und Poeten Wortmeister Clent, der so wundervoll erzählen kann, dass Mosca keine Sekunde zögert, sich ihm anzuschließen. Gemeinsam begeben sich die beiden auf eine abenteuerliche Reise und geraten unversehens in eine gefährliche Verschwörung zwischen den Mächtigen des Landes. Jetzt kann Mosca nur noch auf eines zählen: auf ihren wachen Verstand und ihre Fähigkeit zu lesen!


    Die Autorin (von der Verlagshomepage):
    Frances Hardinge studierte englische Literatur an der Universität von Oxford. Sie arbeitete als Lektoratsassistentin, gründete eine Schreibwerkstatt und gewann einen Geschichten-Wettbewerb. "Die Herrin der Worte" ist ihr erster Roman.


    eigene Meinung:
    Wow! Dieses Buch hat gute Chancen mein absolutes Monatshighlight zu werden! Aber vielleicht sollte ich etwas langsamer machen und von vorne beginnen.


    Die Sprache des Buches ist wirklich schön. Der Titel des Buches trifft durchaus auch auf die Autorin (und die Übersetzerin Alexandra Ernst, die in unserem Forum als Mariechen unterwegs ist) zu. Manche Sätze waren so schön, daß ich sie mir selbst laut vorlesen musste, um den Klang der Worte auf der Zunge zu schmecken.


    Die Geschichte ist spannend und temporeich erzählt. Mosca gerät in ein politisches Ränkespiel hinein und nichts entpuppt sich als so, wie es zu Beginn scheint. Aus Verbündeten werden Gegner und umgekehrt. Dabei sind die handelnden Personen v.a. eines: keine Über-Menschen ohne Fehl und Tadel, sondern auch mal von Zweifeln geplagt und damit umso sympathischer.


    Wie kein anderes Buch in der letzten Zeit hat es mich zum Nachdenken über verschiedene ethisch-moralische aber auch politische Themen angeregt. Die Probleme aus Moscas Welt kann man nämlich ohne große Probleme auch auf die unsere übertragen- man muß es aber nicht, da die Autorin keinen moralischen Zeigefinger erhebt und einem selbst die Wahl läßt, ob man bestimmte Gedankengänge vertiefen will oder nicht. So liest sich "Die Herrin der Worte" auch als "reine" Fantasygeschichte interessant und abwechslungsreich.


    Von mir also eine klare Leseempfehlung! Ich hoffe, Hardinges neuestes Buch "Verdigris Deep" ( oder auch "Well Witched", so der Titel der US-Ausgabe) erscheint bald auf deutsch. Ich kann es nämlich nicht erwarten noch mehr von dieser Autorin zu lesen.

    Nell :
    kannst du "Die Abenteuer der Holly Hobbie" empfehlen? Das hört sich nämlich wirklich interessant an und ist nicht wirklich schwer über Online-Antiquariate zu bekommen.

    Ahoj und herzlich willkommen bei den Eulen!
    Deine "Libussa" ist bei mir gleich mal auf die Wunschliste gewandert. :-]
    Ich mag die Kombination von Sagen und Legenden mit historischem Roman (wie bei Charlies "Die Glocken von Vineta") sehr gerne und bin wirklich gespannt.

    Also, mittlerweile habe ich einen 2. Leseanlauf gewagt und das Buch beendet.


    Zuerst einmal, was mir nicht so gefallen hat: Sowohl Prolog als auch Epilog wirkten für mich ein bischen wie angeklebt und schienen v.a. stilistisch nicht zum Rest des Buches zu passen.
    Manchmal hatte ich auch das Gefühl, daß Pierre Dinge wusste, die er noch gar nicht wissen konnte, weil sie ihm noch niemand gesagt hatte. Oder er leitete sich Schlußfolgerungen aus Äußerungen der anderen her, die sich für mich aus dem Gesagten nie ergeben hätten. Ich habe deshalb einige Male zurückgeblättert, weil ich dachte, ich hätte etwas überlesen (das war aber nicht der Fall).


    Außerdem:


    Die Geschichte an sich fand ich dagegen wirklich gut. Besonders hat mir gefallen, wie beide Seiten des Konfliktes glaubhaft beleuchtet wurden und insbesondere Caillou begann festgefahrene Verhaltensweisen zu hinterfragen. So eine Situation ohne einen bewusst wahrgenommenen erhobenen Zeigefinger zu schildern, ist gar nicht so einfach- hier aber ganz gut gelungen.


    Insgesamt habe ich das Buch zwar mit wachsendem Interesse gelesen (denn v.a. das hintere Drittel ist extrem spannend), aber wirklich berührt hat es mich leider nicht. :-(

    Ich habe beide Bücher gelesen.


    Bei "Wahnsinn, die das Herz zerfrißt" ist es allerdings schon eine ganze Weile her. Als 15jährige habe ich das Buch bis tief in die Nacht verschlungen- ob es mir jetzt noch gefallen würde, weiß ich nicht. Der Schwerpunkt der Geschichte lag, soweit ich mich erinnere, auf der Liebesgeschichte zwischen ihm und seiner Halbschwester.
    "Die kalte Braut" ist so ein Fall für sich. Ich mag Tim Powers und kenne einige seiner Bücher. Aber von denen, die ich gelesen habe, ist das mit Abstand das wirrste- will sagen, es dauert eine ganze Weile bis man überhaupt durchblickt, um was es geht. Wenn man sich dann mal auf die Geschichte eingelassen hat, wird man mit einigen skurrilen Einfällen sowie morbiden und gruseligen Elementen belohnt.


    In "Jonathan Strange&Mr. Norrell" hat Lord Byron eine Nebenrolle. Ob es sich allerdings lohnt dafür das ganze Buch zu lesen? Das hat ja immerhin 1000 Seiten und ist mit seinen Fußnoten nicht jedermanns Geschmack.
    Und auch in "Die Tore zu Anubis Reich" hat Byron einen kleinen Auftritt, aber da bin ich mir wirklich nicht mehr sicher. Hier lohnt sich das Lesen allerdings auf jeden Fall (auch auf Verdacht) :grin


    Was nicht schlecht sein soll (ein Stück davon habe ich selbst schon gehört) ist das Hörspiel "Der Vampyr" von Ripper Records. Darin geht es um die Geschehnisse in der Villa Diodati am Genfer See, in deren Anschluß Shelleys "Frankenstein" und auch Pollidoris "Der Vampyr" entstanden.
    Zusätzlich gibt es auch "Der Vampyr- Die Erzählung", wen die komplette Erzählung von Pollidori interessiert. Und nun der Clou: auf der Homepage von Ripper Records gibt es eine Erläuterung, wie man sich quasi aus beiden CDs einen Directors Cut basteln kann (indem man nämlich bei bestimmten Tracks die CDs tauscht) -> klick


    Ich hoffe, ich konnte dir ein bischen weiterhelfen.