So, jetzt war ich endlich auch drin und versuche mich wie versprochen an einem Vergleich zwischen Film und Buch:
Zuerst einmal muß ich voranschicken, daß mir der Film wirklich gefallen hat. Meist bin ich von der Verfilmung enttäuscht, wenn ich die Buchvorlage mochte, aber in diesem Fall ist es wirklich gelungen, den Witz und den Charme der Originalvorlage in weiten Teilen beizubehalten. Ein Grund dafür kann sein, daß der Autor Neil Gaiman die Drehbuchautorin selbst vorgeschlagen hat.
Aber nun ganz kurz zu den Unterschieden:
Selten kann ein Buch 1:1 ohne Änderungen auf die Leinwand übernommen werden, denn beide Medien arbeiten mit unterschiedlichen Methoden um eine Geschichte zu erzählen und so sind Änderungen oft nicht zu vermeiden bzw. sogar sinnvoll.
Das Grundgerüst der Geschichte ist gleich geblieben: Tristan (der im Buch übrigens Tristran heißt) sucht den gefallenen Stern, um Victoria damit seine Liebe zu beweisen; die Hexenkönigin sucht den Stern, um sich und ihren Schwestern ewige Jugend zu verschaffen und die Prinzen von Stormhold suchen das Amulett, um sich ihre Regentschaft zu sichern.
In den ersten 2/3 des Filmes wurde nur wenig verändert und das so sinnvoll, daß es sich ganz rund in den Erzählfluß einfügte und mir z.T erst auffiel, als ich zu Hause mein Buch nochmals in die Hand nahm (ich gebe zu, es ist auch schon einige Monate her, daß ich es gelesen habe...)
So wurde z.B. die Vorgeschichte Tristans im Film wesentlich gekürzt - was m.E. aber auch verständlich ist, da es sonst im Film schlichtweg zu lange gedauert hätte bis sich Tristan überhaupt erst auf die Reise macht. Es gibt noch andere Details, ich will hier aber auch nicht alle aufzählen.
Die Begegnung Tristans und Yvaines mit Captain Shakespeare (im Buch heißt er Captain Alberic, was mich immer an den Zwergenkönig Alberich aus der Nibelungensage erinnerte), wurde um einiges erweitert - m.E. um besser (und v.a. auch optisch) darstellen zu können, wie Tristan sich während der Reise vom Jüngling zum Mann mausert. Und eine Tunte war Captain Shakespeare im Buch auch nicht
Solch ein Einfall hätte aber durchaus auch von Gaiman sein können. Was Robert DeNiro betrifft: er hat ja bereits in "Meine Braut, ihr Vater und ich" und auch in dessen Fortsetzung bewiesen, daß er sich selbst und sein "Harter Kerl"-Image herrlich auf die Schippe nehmen kann.
Das letzte 1/3 des Films wurde dann relativ stark verändert. Der Schluß des Films war um einiges actiongeladener als im Buch - aber auch das musste wahrscheinlich so sein, um das anspruchsvolle, specialeffektverwöhnte Kinopublikum nicht zu enttäuschen. Mir persönlich war das etwas leisere Ende des Buches lieber, aber ich will mich nicht beschweren: für eine Hollywood-Verfilmung war "Der Sternwanderer" wesentlich authentischer und leichter als ähnliche Verfilmungen.
Neil Gaiman beschreibt sein Verhältnis zum Film in einem Interview übrigens so (Nautilus Abenteuer und Phantastik, Ausgabe 43):
"Als Autor der Romanvorlage möchte ich zunächst einmal, daß der Film bei der Kritik und beim Publikum ein voller Erfolg wird. (...) Und wenn all dies geschehen ist, dann sollen die Menschen in Scharen zu mir kommen und sagen: "Wissen Sie, eigentlich war das Buch doch besser..." Denn schließlich bin ich der Autor und so soll es geschehen. Aber im Ernst: Ich bin einfach nur sehr dankbar dafür, daß dieser Film gemacht wird, auch wenn das jetzt beschämend ehrlich klingt."
Lange Rede, kurzer Sinn: trotz inhaltlicher Veränderungen zur Buchvorlage war "Der Sternwanderer" ein wirklich guter Film, der sich auf Grund der Tatsache, daß er sich selbst nicht zu ernst nimmt und man den Schauspielern durchweg angesehen hat, welchen Spaß sie beim Drehen hatten, aus der Masse der Fantasyverfilmungen hervorhebt. Ein Film zum Träumen, mit ernsten aber auch augenzwinkernden Momenten, wirklich klasse 