@licht:
Also, ich sehe durchaus einen Zusammenhang zwischen dem Einsatz ehrenamtlicher Helfer und dem Abbau professioneller Stellen. Ich bin Kinderkrankenschwester und Sozialarbeiterin, habe solche Dinge in meiner eigenen beruflichen Praxis (sei es in der Pflege wie auch in der Sozialen Arbeit) auch bereits erlebt- und erfahre im Austausch mit anderen Kollegen immer wieder, daß auch diese solche Erfahrungen gemacht haben.
Dabei möchte ich auf keinen Fall den Stellenwert des Ehrenamtes schmälern. Bürgerschaftliches Engagement resultiert aus dem Verständnis, daß Menschen in einer Gesellschaft aufeinander angewiesen sind und die Verantwortung dafür nicht allein dem Statt und den professionellen Diensten überlassen werden kann. Im besten Fall wird bürgerschaftliches Engagement durch die Kommunen und öffentliche Träger auch noch unterstützt und begleitet- z.B. durch Fachkräfte wie Sozialarbeiter.
Der springende Punkt für mich als "professionelle" Helferin ist aber tatsächlich dieser:
ZitatOriginal von licht:
Denn jeder weiss, dass die ehrenamtlichen Kräfte das Fachpersonal nie ersetzen, sondern bestenfalls ergänzen kann. Wenn es zu einer guten Vermischung kommen kann, ist das nur zu begrüßen. Jeder vernünftige (!) Personalplaner wird sich auch nicht in Sicherheit wiegen wollen, wenn er statt Schwestern nur noch Zivis, Praktikanten und Grüne Damen auf der Station hat.
Sicherlich weiß jeder, daß Ehrenamtliche niemals Fachkräfte ersetzen können. Es ist aber auch allgemein bekannt, daß Rauchen Krebs verursachen kann, soll heißen: zwischen dem Wissen und der letztendlichen Entscheidung eines Personalplaners können Welten liegen.
Das Ehrenamt sollte nach Möglichkeit keine Lücken im Sozialsystem füllen oder in irgendeiner Form instrumentalisiert werden- und doch passiert in der Realität genau dies. Das ist so natürlich nicht im Sinne des Erfinders, aber eine häufig festzustellende Tasache, aus der eine Unzufriedenheit auf Seiten aller Beteiligter resultiert.
Ein Beispiel aus der Pflege: ist Essen geben, waschen o.ä. wirklich nur etwas, das nur von Pflegefachkräften ausgeführt werden darf oder darf das auch eine ehrenamtliche Helferin tun?
Ich denke, so wichtig Ehrenamt im Sozialen Bereich ist, so wichtig sind auch diese "unaufdringlichen Gelegenheitsstrukturen" für die Arbeit der Fachkräfte: bei alltäglichen Dingen kommt man ins Gespräch, baut Vertrauen auf und kann Veränderungen viel schneller wahrnehmen und darauf angemessen reagieren als es ein (geschulter) Laie das kann. Wozu sonst eine langwierige Ausbildung zur Pflegefachkraft?
Sicherlich halten viele ehrenamtliche Stationshilfen den Stationsablauf in Krankenhäusern oder Pflegeheimen überhaupt erst aufrecht und vielen Pflegekräften fehlt auf Grund der Überlastung schlichtweg die Zeit um solche alltäglichen Dinge tatsächlich selbst zu übernehmen - zufrieden kann eine Pflegende mit dieser Situation aber nicht sein. Nur: so lange alle Beteiligten den Stationsablauf irgendwie am laufen halten, besteht für den Personalplaner kein Bedarf neue Fachkräfte einzustellen. Qualitative Mängel in der Versorgung von Patienten werden dabei stillschweigend in Kauf genommen. Reagiert wird erst dann wenn Mißstände öffentliches Interesse erregen oder wenn etwas passiert.