Beiträge von Brigia

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    Original von maikaefer
    Schlimm ist, dass man den "Eltern" kaum richtig "böse" sein kann. Sie haben ja selbst kein viel besseres Leben. Auch die Kindervermittler tun sicher meist ihr Bestes.


    Das finde ich auch, zumindest was die zweite Pflegefamilie betrifft. Der Vater scheint immerhin sehr bemüht, sich korrekt zu verhalten und schickt sie zur Schule. Er wirkt auf mich nicht irgendwie böse oder schlecht, sondern einfach ziemlich sonderbar. Niamh/Dorothy scheint so behandelt zu werden wie seine eigenen Kinder.
    In der ersten Familie war Mrs. Byrnes allerdings ziemlich daneben. :schlaeger Aber dafür waren beinah alle anderen Familienmitglieder in Ordnung.

    Ich mag den Erzählstil sehr. Irgendwie wird die Stimmung trotz der ganzen Probleme, die Niamh begegnen, nie so richtig schwer und tragisch. Ich finde es total bewundernswert, wie Niamh sich immer wieder die Dinge vor Augen hält, die gut laufen. Molly macht es ja genauso, sie hat es wohl von der Sozialarbeiterin so gelernt. Das zeichnet für mich schon echte "Überlebenskünstler" aus.
    War Jane Eyre nicht auch so? Ich meine mich daran zu erinnern, ist aber schon ein Weilchen her, dass ich das Buch gelesen hab.
    Die Verbindung zwischen Vivian und Molly finde ich sehr berührend. Super, wie Vivian die ganzen Sachen dann immer wieder in die Kisten zurück packt. :lache Anne von Green Gables habe ich als Kind auch gelesen - es war damals auch ein Lieblingsbuch. Und schon wieder ein Buch mit einer ähnlichen Thematik! Jetzt fehlt noch Pollyanna... ;-) Aber wie schön, dass die Lehrerin Niamh so ein Buch gibt, mit einem Mädchen in einer ähnlichen Situation, mit der sie sich ein bisschen identifizieren kann.

    Mir gefällt das Buch bisher ganz gut. Als Leser hat man sofort einen Zugang zu den beiden Ladies, Molly und Vivian (bzw. Niamh). Ich finde es total ungewöhnlich, dass gleich so in das Innerste "geleuchtet" wird. Daher auch, meiner Meinung nach, die Verwirrung mit Molly als Rebellin und Molly als nettes Mädchen. Wenn man die Geschichte aus einer etwas objektiveren Perspektive geschildert bekäme, würde Molly bestimmt ganz anders wirken. Sie muss ja z.B. ziemlich patzig zu Jack gewesen sein am Anfang. Aber sie scheint sehr reflektiert zu sein für einen Teenager und kann ja ihre eigenen Gründe für ihr Handeln sehr gut wiedergeben. Und sie ist ja auch schon von Anfang an am Überlegen, ob sie nicht ihr Image ändern soll. Ich mag sie so, aber ich finde, sie hätte als Figur auch ruhig noch ein bisschen rebellischer gezeichnet werden können. Es wäre auch schön gewesen, ihren "weichen Kern" erst allmählich zu entdecken. :grin


    Ich bin doch eigentlich sehr zuversichtlich, dass Dina und Ralph nicht auf ihrem aktuellen Stand als Charikaturen stehen bleiben. Ich vermute mal, dass die Beziehung zu den beiden für Mollys Entwicklung, sollte sie denn geplant sein, eine wichtige Rolle spielen wird.


    Schön fand ich die Referenz zu Jane Ayre. Da gibt's ja durchaus Parallelen.

    Der Distelfink erzählt die Geschichte eines menschlichen Schicksals, das mit einem Schlag aus der Bahn geworfen wird, um dann irgendwie neben der Spur zu verlaufen. Über viele Jahre entwickelt sich der Protagonist vom Kind zum Erwachsenen und kommt doch über das eine traumatische Ereignis in seinem Leben nicht hinweg.
    Die Autorin versteht es meisterhaft, dieses "neben-der-Spur"-Gefühl des Protagonisten sprachlich zu veranschaulichen, der sich plötzlich in einem Leben wiederfindet, das nicht sein eigenes zu sein scheint. Die Stimmung des Romans habe ich überwiegend als düster und bedrückend erlebt, sprachlich wunderschön erzählt und irgendwie tief berührend. Wahrscheinlich weil ich so berührt von der Geschichte und dem Protagonisten war, ist es mir nicht gelungen, das Buch "in einem Rutsch" zu lesen. Ich habe mir Zeit genommen, insgesamt hat es mich über mehrere Monate begleitet. Schließlich habe ich es mit einem nachdenklichen und irgendwie doch bezaubertem Gefühl beendet.
    Insgesamt war das Buch mir an vielen Stellen zu umfangreich, die Handlung geriet aus meiner Sicht ins Stocken und es war schwierig, die Lust am Lesen die ganze Zeit aufrecht zu erhalten. Andererseits liebe ich an diesem Buch insbesondere die sprachliche Gestaltung und die Anregungen, sich am Gedankengang der Protagonisten zu beteilige, sodass ich es dann doch weiterempfehlen kann.

    Ich fand die Auflösung super! Ich bin bis zuletzt nich drauf gekommen und hatte dann auch das "Wow-Erlebnis" Jasmin87 . :wave
    "The sixth sense" mag ich auch total gerne und bei mir gab es einen ganz ähnlichen Effekt. Ich finde es super, wie am Ende alles zusammen passt. So ein bisschen was Mystisches liegt mir, Reinkarnation finde ich sowieso spannend. @Ivonne: Dass dein kleiner Sohn französisch gesprochen hat, find ich ja auch super! :lache


    Ich finde den Klappentext völlig in Ordnung. Wahrscheinlich wird es ab und zu vorkommen, dass Leser zu dem Buch greifen, die auf Reinkarnation nicht eingestellt sind. :grin Aber für mich hat es prima gepasst.


    Insgesamt fand ich die Handlung spannend, die Figuren interessant und die Auflösung erstaunlich - und bin somit vollauf zufrieden.

    Also ich bin mir sicher, dass die pflegebedürftige Frau Silvie ist. Anna war doch viel zu sehr mit sich beschäftigt, die wusste über Silvie doch fast gar nichts! Die war der Meinung, dass es mit Johannes super lief, wusste nichts von Jens und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass die ganze Vorgeschichte mit Sabina mal zur Sprache kam. Und warum sollte denn Johannes Anna pflegen? Die haben ja nicht gerade viel miteinander zu tun.


    Dass jemand von heute auf morgen zu einem Pflegefall wird, das Gedächtnis und die Konzentration, die Sprache und alles mögliche sonst noch durcheinander kommt, das kann ja vorkommen. Ich tippe auf Schlaganfall oder Unfall mit Gehirnblutung.


    Ich verstehe gar nicht, wie ihr auf solche Verschwörungstheorien kommt? :lache
    Die einzige ungeklärte Szene ist das Grab auf dem Friedhof... :gruebel

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    Original von IvonneKeller
    Ihr Lieben, ich kann eure Überlegungen bzgl. des Verhaltens von Silvie und ihren Eltern gegenüber Anna sehr gut nachvollziehen. Dieselben habe ich mir ja beim Schreiben auch gemacht. Das ist es, was mich grundsätzlich interessiert: Wie funktioniert das "System Familie", bzw. wie funktioniert es nicht? Warum schauen so viele weg, wenn ganz offensichtlich etwas vor ihren Augen aus dem Ruder läuft? Ich tippe auf Angst. Angst, versagt zu haben. Angst vor der "Wahrheit", die vielleicht ziemlich unangenehm sein könnte. Hoffnung, dass "alles wieder gut" wird, von allein. Warum gehen Annas Eltern nicht mit den Kindern zum Arzt? Gehen sie ja, später. Aber die Wahrheit wollen sie trotzdem nicht sehen.
    Ich versuche, urteilsfrei zu schreiben. Ich möchte keinen Zeigefinger erheben, so nach dem Motto, schaut her, wie nachlässig die sind. Ich zeige einfach nur einen Ist-Zustand in dieser Familie, und jeder kann sich sein eigenes Urteil bilden.


    Ich denke, zusätzlich zu der Angst kommt meistens auch eine komplette Überforderung mit der Situation dazu. Im Moment will Anna selbst ja überhaupt nicht zugeben, dass sie ein Problem hat, mit dem sie sich in Therapie begeben sollte. Beide ihrer Ärzte haben ihr das ja vorgeschlagen. In so einer Situation ist es nicht nur für Angehörige sondern auch für professionelle Helfer (Therapeuten, Psychiater etc.) super schwierig überhaupt etwas zu ändern. Zwangseinweisung/Unterbringung geht ja nur, wenn akut eine Eigen-/Fremdgefährdung vorliegt und das stellt sich bei Anna erst jetzt allmählich ein. Das wird nicht mehr lange gut gehen. Allerdings würde ich als Betroffene wahrscheinlich meine Schwester oder Tochter wesentlich öfter besuchen und sie ganz genau im Auge behalten.


    Auch was die Kinder betrifft, stellen die Angehörigen ihre ganze Beziehung aufs Spiel, wenn sie über Annas Kopf hinweg etwas unternehmen würden und im schlimmsten Fall hätten die drei dann nicht mal mehr die Großeltern, die ihnen manchmal ein paar freie Tage bieten können. An Stelle der Nachbarin, der Kindergärtnerin oder der Lehrerin hätte ich jedoch schon längst das Jugendamt informiert. Das kann man ja anonym machen, ist recht unproblematisch.


    Die Situation der Kinder finde ich wirklich herzzerreißend.


    Mir gefällt der Erzählstil wirklich super gut. Obwohl es so unterschiedliche Handlungsstränge sind, was ich normalerweise nicht so mag, fließt eine Perspektive immer mühelos in die andere. Am Ende eines Kapitels denke ich jedes Mal, na gut, eins mehr muss ich jetzt doch noch lesen! :lache Manchmal wird man so aus der Handlung gerissen, wenn sich die Perspektive ständig ändert, aber hier ist es prima gelungen. Es liest sich als zusammenhängende Geschichte.

    :blume Ich hab mich heute kurzfristig entschlossen, dass ich auch mitlesen will...


    Mir tun vor allem Annas Kinder leid - wie furchtbar, was die alles mitmachen müssen!
    Die Männer scheinen bisher generell nicht so gut weg zu kommen. Wobei man Anna und Silvie ja auch wieder vorwerfen muss, dass sie scheinbar alles mit sich machen lassen.


    Ich bin gespannt, wie es weitergeht und hoffe, dass sich an Silvies momentaner Situation wenigstens noch ein bisschen was ändern wird.

    So, ein weiteres Volk vom Fluch befreit und noch mehr Fragen, die geklärt wurden.


    Die Kampfszenen, sowohl gegen die Riesen als auch gegen Schekich fand ich sehr spannend geschildert, die Seiten haben sich quasi von selbst umgeblättert. :lache Auch die Beschreibungen, z.B. vom gläsernen Palast, sind so, dass ich es immer direkt bildlich vor Augen habe. Dadurch bleibt die märchenhafte Atmosphäre, in die ich beim Lesen schön eintauchen kann.


    In Anknüpfung an die Diskussion um Deckards Charakter beim letzten Abschnitt, wird er in diesem Teil ja nun direkt darauf angesprochen von Lemander (S. 301/302). Der ist überhaupt ein gutes Gegengewicht: zur Stelle, wenn er gebraucht wird, aber auch mit seinem eigenen Kopf.


    Auch von Schekich wird Deckard dann noch einmal auf seine Prinzipientreue angesprochen. Der zieht dann sogar Parallelen zu sich selbst. Eine Anspielung darauf, dass Prinzipientreue und Fanatismus gelegentlich nicht allzu weit auseinander liegen?


    Dass Deckard dann Schekich noch seinen letzten Wunsch erfüllt, hat mir gut gefallen und hat für mich auch gut zu ihm gepasst.

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    Original von Thilo
    Während das Buch testgelesen, überarbeitet und lektoriert wurde, haben wir uns immer sehr viel über Deckards Charakter unterhalten. Ein immer wiederkehrender Begriff war dabei das (von uns so getaufte) "Ned-Stark-Syndrom" - also das "Ständig alles richtig machen wollen", das letztlich zum Scheitern führt.
    Gerade Deshalb ist Deckard ja auch nicht zum Herrscher/Regenten gemacht, sondern fügt sich lediglich in seine Rolle. Wenn es nicht die Möglichkeit gibt, Dinge richtig/glatt für alle Beteiligten aufzulösen, treibt ihn das an den Rand des Wahnsinns.
    Letztlich waren wir uns einig, dass das tatsächlich eine echte Macke im Charakter ist und eben kein übertriebenes Gutmensch-Sein.


    Da kann ich nur zustimmen. (Wobei für mich übertriebenes Gutmensch-Sein nun auch wieder eine Charakterschwäche sein kann...) Wie gesagt, durch diese Eigenarten wird Deckard für mich viel menschlicher. Eigentlich finde ich es spannend, dass die Tugend "Prinzipientreue" auch mal aus diesem Blickwinkel betrachtet wird, dass sie auch zu Fehlern führen kann und negative Seiten hat. Insbesondere bringt sie eben nicht gerade überschäumende Lebensfreude mit sich! :lache

    Und schon ist der nächste Abschnitt vorbei! :-) Endlich beantwortet Lia einige der offenen Fragen. In dieser Passage ging es für unsere Helden überhaupt ein bisschen aufwärts.


    Lemander macht insgesamt eine sehr gute Figur. Er bleibt geheimnisvoll, aber sehr hilfreich. Von Deckard haben wir jetzt auch einmal ein paar Charakterschwächten gesehen, in Form von einem Hang zu Depressionen und Alkoholismus. Das macht ihn jetzt für mich etwas greifbarer und realistischer. Er erinnert mich an die Ritter der Tafelrunde, die haben auch immer alles so furchtbar schwer genommen und waren so übermäßig tugendhaft. :rolleyes


    Ich dachte eigentlich, dass aus Deckard und Lia ein Paar werden wird, v.a. weil er ja ihren Anhänger am Ende hat. Aber danach sieht es jetzt noch nicht aus. Ich würde ihm ja eine Frau wünschen, die ein bisschen Lebensfreude an ihn weitergibt...

    Ach ja, und zu Ellyn: Sie hat bisher nichts getan, was mich überzeugt hätte, dass sie es gut mit Deckard meint. Im Gegenteil, in dem Gespräch, bei dem doch eigentlich Deckard sie aushorchen wollte, ist sie allen Fragen sehr geschickt ausgewichen und hat stattdessen alles Mögliche von ihm erfahren ohne selbst irgendetwas Wichtiges oder Neues preis zu geben.

    Hui, da hat die Geschichte ganz schön an Fahrt aufgenommen! Die ganze Angelegenheit wird immer rätselhafter. Es scheint sich alles um Linus zu drehen, überall, wo er auftaucht, geschehen sehr grausige Dinge. Erst habe ich überlegt, ob er das alte Elbenreich wieder zurück erobern will, aber warum sollte er dann seinem eigenen Volk die Stimmen rauben? Er scheint das Ganze ja ziemlich im Alleingang zu absolvieren, von Schekich einmal abgesehen. Was bezweckt er damit? Ich kann mir noch überhaupt keinen Reim darauf machen und bin sehr gespannt, was am Ende dahinter steckt.


    Dass Hermelink nicht überleben wird, habe ich schon am Anfang befürchtet. ;-( Auch Deckards Geschichte wurde ja ein bisschen aufgeklärt. Wobei sich immer noch die Frage stellt, wer denn damals für den Anschlag verantwortlich war, bei dem seine Familie ums Leben kam. Wurde das Verbrechen aufgeklärt? Was für ein großer Zufall, dass der König kurz vorher doch entschied, nicht in seiner eigenen Loge zu sein. Da sind doch auch noch einige Lücken in der Geschichte... :gruebel

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    Original von Zwergin
    Auch wenn ihr Vater ein machtbessesener Idiot zu sein scheint, seine Tochter Ellyn ist mir sehr symphatisch, ich denke, der Papa würde sich ganz schön umgucken, wenn sie wirklich Königin wird.


    Ich traue ihr nicht so ganz über den Weg. Eigentlich rechne ich die ganze Zeit damit, dass noch mehr Kandidaten versuchen, Deckard für sich einzunehmen. Er ist schließlich, da er keinen eigenen Kandidaten aufgestellt hat, sozusagen ein unentschlossener Wähler. Da könnte das Verhalten von Ellyn durchaus reine Berechnung sein, sie sagt genau, was er hören will. Ich finde es eben nur merkwürdig, dass sie bisher die einzige ist, die das versucht.


    Was hat es mit diesem seltsamen Bündnis zwischen Gamar und diesem Linus auf sich? Haben sie vor, das Reich zu vergrößern und die Elben anzugreifen? :gruebel


    Ich finde, Lia bleibt hier sehr wage in ihren Erklärungen und Deckard lässt sich ganz schön leicht abspeisen.

    Mir fällt besonders das sehr Märchenhafte auf, dass einerseits ganz zauberhaft ist, andererseits aber eben auch bedeutet, dass Gut und Böse schon ziemlich fest gelegt zu sein scheinen. Mal sehen, ob das so bleibt...

    So, das war ein supertoller Lesevormittag! :-) Vielen Dank dafür!


    Ich bin vollständig zufrieden, es bleiben keine Wünsche offen und es gibt an dem Ende nichts auszusetzen. Thomas Murray hatte ich gar nicht auf dem Schirm; so soll es ja im Idealfall auch sein. ;-)


    Das Buch wird jetzt erst mal direkt auf den Nachttisch meines Mannes wandern und generell wärmstens weiter empfohlen! :wave