Beiträge von wampy

    Zwölf unterhaltsame Kurzgeschichten, die meist eine bekannte Miss Marple zeigen


    Buchmeinung zu Agatha Christie – »Miss Marple«


    »Miss Marple« ist ein Kriminalgeschichtensammlung, die 2024 bei Atlantik in der Übersetzung von Alexander Weber erschienen ist. Der Titel der englischen Originalausgabe lautet »Marple: Twelve New Stories« und ist 2022 erschienen.


    Zum Inhalt:

    Mit Erzählungen von: Lucy Foley, Ruth Ware, Val McDermid, Leigh Bardugo, Naomi Alderman, Karen M. McManus, Kate Mosse, Alyssa Cole, Elly Griffiths, Natalie Haynes, Jean Kwok, Dreda Say Mitchell.


    Meine Meinung:

    Zwölf erfolgreiche und bekannte Autorinnen haben jeweils eine Kurzgeschichte um Miss Marple zum Buch beigesteuert. Die meisten Geschichten spielen im gewohnten Umfeld und lassen vorwiegend vom Original bekannte Figuren agieren. Einige wenige wagen den Sprung in ein neues Umfeld wie Alyssa Cole in Miss Marple erobert Manhattan. Diese Geschichte hat mir sehr gut gefallen, weil sie einfach anders ist und neue Facetten von Miss Marple offenbart. Meist jedoch ist es das gewohnte Muster mit einer häkelnden und Tee trinkenden Miss Marple, die gemeinsam mit einer alten Bekannten den Fall auf überraschende Weise aufklärt. Besonders stolz wirkte Miss Marple, wenn es ihr gelang einen Mord zu verhindern. Die sympathische Ermittlerin glänzt mit ihrer Beobachtungsgabe und ihrem analytischen Verstand und zeigt den Jüngeren gerne, dass sie noch nicht zum alten Eisen gehört und alles andere als eine hilflose alte Dame ist.

    Manche Geschichten haben mir besser gefallen als andere, aber dies ist natürlich Geschmackssache. Mein Hauptkritikpunkt ist eher, dass sich viele Geschichten ähneln. Vielleicht ist auch deshalb Miss Marple erobert Manhattan meine Lieblingsgeschichte.


    Fazit:

    Diese Sammlung von zwölf Kriminalerzählungen ist unterhaltsam, leidet aber darunter, dass sich nach meinem Empfinden die Geschichten zu sehr ähneln. Deshalb bewerte ich den Titel mit drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten).


    ASIN/ISBN: B0D8TS5YTH

    Eine Liebesgeschichte im Zeichen des Freiheit ermöglichenden Fahrrads


    Buchmeinung zu Hanna Caspian – »Im Takt der Freiheit«


    »Im Takt der Freiheit« ist ein Roman von Hanna Caspian, der 2024 bei Knaur TB erschienen ist.


    Zum Autor:

    Hanna Caspian, geb. 1964, studierte Literaturwissenschaften, Politikwissenschaft und Sprachen in Aachen und arbeitete danach lange Jahre im PR- und Marketingbereich. Mit ihrem Mann lebt sie heute als freie Autorin in Köln, wenn sie nicht gerade durch die Weltgeschichte reist.


    Zum Inhalt:

    Im Dreikaiserjahr 1888 soll die 19-jährige Felicitas Louisburg nach dem Willen ihres schwerreichen Vaters verheiratet werden, aber spätestens nach der zufälligen Begegnung mit einem jungen Studenten, der ein Nieder-Sicherheitsfahrrad gebaut hat, hat Felicitas andere Pläne. Felicitas und ihre dunkelhäutige Zofe Minna entwickeln eigene Vorstellungen über ihre Zukunft. Gemeinsam ist ihnen, dass sie selbstbestimmt agieren wollen. Felicitas interessiert sich für Technik und andere unweibliche Themen. Die heimlichen Treffen mit Lorenz geben ihr einen Blick in eine andere Welt und Hoffnung auf Veränderungen.


    Meine Meinung:

    Bei diesem Buch ist es wie so oft bei historischen Romanen. Eine sympathische modern anmutende junge Frau muss ihren Weg in einer männerdominierten Gesellschaft finden. Felicitas Louisburg ist Tochter eines schwerreichen Eisenbahnunternehmers und wurde im typischen Stil einer höheren Tochter erzogen. Ihr Interesse an Technik, Politik und Wirtschaft muss sie im Verborgenen ausleben. Viele der Figuren wirken glaubhaft und typisch für die damalige Zeit. Als Felicitas zufällig dem Studenten Lorenz begegnet lernt sie ein anderes Leben kennen. Lorenz hat ein Nieder-Sicherheitsfahrrad gebaut und diskutiert mit Felicitas auf einer Ebene. Zudem entwickelt sich bei den heimlichen Treffen eine zarte Liebesbeziehung. In einem zweiten Erzählstrang wird die Entwicklung der dunkelhäutigen Zofe Minna beschrieben, deren Träume sich von denen Felicitas grundlegend unterscheiden.

    Die Autorin zeichnet ein realistisches Bild der damaligen Gesellschaft und der Zwänge und den Möglichkeiten, die sich jungen Frauen boten. Als Felicitas von der geplanten Zwangsverlobung mit einem Adligen durch ihren Vater erfährt, setzt sie alle Hebel in Bewegung, um dies zu verhindern. Nun wird die Geschichte überaus lebendig und spannend. Der bildhafte Erzählstil hat mich nun nicht mehr losgelassen und ich habe mit Felicitas, Lorenz und Minna mitgefiebert und auf einen positiven Ausgang gehofft.


    Fazit:

    Ein sehr unterhaltsamer Roman, der romantische und historische Elemente gekonnt verknüpft. Deshalb bewerte ich den Titel mit vier von fünf Sternen (85 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.


    ASIN/ISBN: 3426659506

    Nach einem lebhaften Balltag war Zeit zum Ausruhen und Reflektieren. Felicitas war ja sogar bereit für eine Flucht in den Westen und damit den vollständigen Bruch mit ihrem Vater. Die Wandlung von Egidius ging dann in Minutenschnelle. Mir tat er sogar leid, denn seine Pläne sind völlig zerlegt worden und seine Welt ist zerbrochen. Allein Apollonia verdankt er, dass er sein Gesicht wahren konnte und halbwegs unbeschadet die Bühne verlassen konnte.

    Der Sieg der Frauen über das Patriarchat erscheint vollständig und muss wohl so sein. Einen gewaltigen Schritt hat Minna getan, die einer Zukunft mit Menkam abgesagt hat und nun ihre eigenen Ziele verfolgt. Diese Figur ist samt dem zugehörigen Thema eine enorme Bereicherung des Buches.

    Wie so oft frage ich mich nach der Lektüre eines historischen Romans, ob ich ein glaubhaftes Bild der damaligen Zeit erlebt habe. Diesmal glaube ich das schon und wundere mich gleichzeitig, welche Entwicklung die Frauenrechte seit dieser Zeit genommen haben. Gleichberechtigung ist es noch nicht, aber die Fortschritte sind immens.

    Egidius scheint auch heute noch in Form von Wirtschaftsbossen a la Musk lebendig zu sein. Ihre Macht ist enorm und sie wollen diese nutzen.

    Das war so ein genialer Abschnitt. Mir hat es sehr gefallen.

    Ein wenig, wie die damaligen Screwball Komödien, die ich so gerne gucke. Allen voran - die oberen Zehntausend, den ich immer wieder gucken kann.

    Das ging mir auch so. Wunderbare Ideen, über die man gerne liest. Allein der Kampf des Grafensohns mit dem Pfau erzeugt unglaubliche Bilder.

    Guter Vergleich. Inzwischen ist der Vater aber wirklich too much, oder? Kaum wird er des jungen Lorenz ansichtig und hört, wer er ist, schon droht er mit Tabula rasa. Der hält sich ja wirklich für einen unantastbaren Alleinherrscher. Spinnt der? Was sollen diese vehementen Drohungen. Reicht es nicht, der Tochter den Kontakt zu verbieten und meinethalben mal zu gucken, wie man den Lorenz und seinen Ruf schlecht machen kann. Aber gleich vernichten. Sicher gab - und gibt - es solche Menschen und Väter aber als so mächtig und brutal hatte ich den Vater eigentlich nicht auf dem Schirm. Verschlagen und für seine Zwecke ein paar Sachen organisieren. Aber so.

    Das Verhalten von Egidius erscheint mir nachvollziehbar. Lorenz gefährdet seine Pläne mit der Adelsheirat und auch den Ruf seiner Tochter mit der nächtlichen Eskapade. Fast schlimmer erscheint mir die erfolgreiche Bestechung des Wachtmeisters, weil sie so normal wirkt.

    Mit Tante Polly betritt eine moderne und sympathische Frau die Bühne. Auf ihr ruhen die Hoffnungen von Felicitas, die zudem reihenweise Sabotageakte auf dem Ball durchführen will. Ich bin sehr auf ihre Ideen gespannt.

    Der Graf scheint seinen Teil der Abmachung erfüllt zu haben und bittet um Bezahlung.

    Minna sieht in Menkam nicht ihren zukünftigen Mann, sondern nur jemanden, der ihr seinen Willen aufzwingen will. Trotz seiner schroffen Reaktion auf ihre Absage erzählt sie ihm von Pollys Angebot.

    Lukas ist von Polly in Augenschein genommen worden und hat den Test wohl bestanden.

    Egidius sieht sich fast am Ziel seiner Träume, aber ich befürchte für ihn ein böses Erwachen.

    Der lebhafte Schreibstil hat mir gut gefallen


    Buchmeinung zu Lotte R. Wöss – »Tod am Teufelstein«


    »Tod am Teufelstein« ist ein Kriminalroman von Lotte R. Wöss, der 2024 im dp Verlag erschienen ist. Dies ist der vierte Band um Chefinspektor Toni Wakolbinger und sein Team vom LKA in Graz.


    Zum Autor:

    Lotte R. Wöss, geboren in Graz, absolvierte nach der Matura die Ausbildung zur Diplomierten Krankenschwester. Sie arbeitete mehrere Jahre im Krankenhaus, zuerst in Graz, danach in Feldkirch und unterrichtete an der Krankenpflegeschule. Jahrelang trainierte sie die Kunstturngruppe des hiesigen Turnvereins, war auch als nationale Kampfrichterin tätig und arbeitete in der Praxis ihres Mannes. Sie hat zwei Töchter, einen Sohn, fünf Enkelkinder und lebt in Vorarlberg. Ihr Debütroman erschien 2015.


    Zum Inhalt:

    Chefinspektor Toni Wakolbinger und sein Team vom LKA Graz ermitteln in einem verdächtigen Todesfall einer investigativen Journalistin. Als die Ermittlungen stocken, geht Wakolbinger undercover als Gast in die Kurklinik.


    Meine Meinung:

    Bei diesem Buch hat mir der forsche und lebendige Schreibstil gut gefallen. Die Figurenzeichnung empfand ich als nicht so gelungen. Ärzte, Klinikpersonal und die reichen Gäste und deren Angehörige wurden reichlich klischeehaft geschildert. Die Ermittler selber wirkten engagiert und kompetent, wenn auch manchmal etwas zu emotional. Spannung war lange Zeit gering. Erst nach einem unprofessionellen Handeln des Chefinspektors stieg die Spannung rapide und es wurde sogar dramatisch. Ich habe mit den sympathischen Ermittlern mitgelitten. Am Ende steht ein nachvollziehbar und vollständig gelöster Fall. Gegen Ende war der Unterhaltungswert hoch, aber zwischenzeitlich war es schon mau. Positiv ist mir der atmosphärisch beschriebene Regionalbezug in Erinnerung geblieben.


    Fazit:

    Ein Kriminalroman mit sympathischen Ermittlern, einem lebhaften Schreibstil und Schwächen in Figurenzeichnung und Handlung. Der Unterhaltungswert war okay und deshalb bewerte ich den Titel mit drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten).


    ASIN/ISBN: B0D95X6T77

    Felicitas und Lorenz kommen sich näher und werden von einem Polizisten erwischt. Natürlich soll nur die Dirne mit aufs Revier, der junge Mann soll seiner Wege gehen. Dann geht es zu Egidius, dem all seine Träume zu platzen drohen. Seine Reaktion ist dementsprechend, aber für mich auch glaubhaft. Lorenz tut sein Möglichstes, wird aber mit Vernichtung des gesamten Lebenswerk seiner Familie bedroht. Kurzfristig empfindet Egidius einen Hauch Respekt für den jungen Mann. Die allzeit lauschende Felicitas ist nun aber sicher, dass Lorenz der Richtige ist. Fast ein klassischer Liebesroman.

    Minnie trifft sich weiterhin mit Menkam, der sein umfassendes Wissen mit ihr teilt. Menkam ist ein Revolutionär, aber für Minnie ist er auch jemand, der ihr keine Freiheiten gewähren wird.

    Elsa kauft Informationen und will sie nutzbringend einbringen. Sie kämpft um den Grafensohn, den wir ihr alle gönnen.

    Felicitas wendet sich in ihrer Not an Tante Apollonia, auf die ich sehr gespannt bin. Sie hat sich in der Männerdomäne durchgesetzt.

    Minnie und Boy Menkam treffen sich. Es wird deutlich, in welcher Ausnahmesituation sie sich befinden. Beide wurden ausgebeutet und sind auf die Milde ihrer Herrschaften angewiesen. Menkam wirkt sehr gebildet, ist aber auch extrem radikalisiert. Wäre heute wohl als potentieller Attentäter geführt.

    Felicitas trifft sich in der Dunkelheit allein mit einem fremden Mann an einem einsamen Ort, obwohl sie nicht einmal weiß, ob er da sein wird. Natürlich ist es in diesem Buch der freundliche junge Lorenz Schwerdtfeger und kein namenloser Fiesling. Aus Sicht von Eltern aber ein Horrorszenario.

    Fast noch mehr als das Fahrrad empfindet Felicitas Hosen als befreiendes Element.

    Lorenz findet Gefallen an Felicitas und umgekehrt ist es genauso. Beide wirken wie Personen aus der Moderne, insbesondere die gesamte Familie Schwerdtfeger.

    Das Gespräch bei der Bank zeigt einen gut vorbereiteten Industriellen, der aber wohl nicht erfolgreich sein wird. Schon damals gab es also die Konkurrenz von Verbrennern und Elektroautos. Felicitas und Lorenz Väter haben beide Visionen und streben nach deren Umsetzung.

    Die Adligen kommen weiter sehr schlecht weg in diesem Roman, aber ihr generelles Ansehen ist weiterhin hoch. Werner von Siemens wurde in den Adelsstand erhoben und für Egidius Louisburg ist das weitere Motivation.

    Wie würde das Ansehen seiner Tochter schaden nehmen, wenn sie mehr in die Vorbereitungen eingebunden wäre? Verstehe jetzt nicht, was du meinst. Der Ballplaner fragt ja sogar immer wieder nach. Der kann ja gar nicht alleine planen. Und muss die Vorgaben und Wünsche der betroffenen Familie berücksichtigen. Das ist sicher eine ganz normale Sache, dass in anderen Häusern die Frauen auch mitreden dürfen und die Männer sich doch eher zurückhalten. Felicitas ist ja auch kein kleines Kind mehr mit 19. Damals war man da ja oft schon lang verheiratet.

    Gemeint ist bei Absage des Festes nimmt das Ansehen Schaden. Der Vater hat nun den Zeremonienmeister beauftragt und damit ist für ihn der Fall klar. Wünschenswert wäre es anders, aber die Verantwortung liegt nun beim Zeremonienmeister, an den sich Felicitas wenden müsste.

    Lorenz Lovis - ein etwas anderer Detektiv


    Buchmeinung zu Heidi Troi – »Im Schnee lauert der Tod«


    »Im Schnee lauert der Tod« ist ein Kriminalroman von Heidi Troi, der 2024 erschienen ist. Dies ist der sechste Band um den eigenwilligen Ermittler Lorenz Lovis.


    Zum Autor:

    Heidi Troi ist eine vielseitige Autorin, die sich nicht gern in Schubladen stecken lässt. Daher gibt es von ihr Krimis, Kinderbücher und Wohlfühlromane. Viele davon spielen dort, wo Heidi Troi aufgewachsen ist und jeden Stein kennt, nämlich in Südtirol. Aber nicht nur.


    Zum Inhalt:

    Ferdinand Prantl, Influencer und Skifahrerlegende, stirbt bei einem Lawinenunglück. Lorenz Lovis verlor seine Eltern bei einem ähnlichen Unglück oder war es damals wie heute kein Unfall?


    Meine Meinung:

    Lorenz Lovis ist ein sonderbarer Detektiv, denn er muss fast zu seinen Ermittlungen gezwungen werden. In seinem Umfeld gibt es einige Unterstützer, die motivierter als er bei den Ermittlungen agieren. Lorenz ist eine Figur mit einigen Stärken und scheinbar mehr Schwächen. Er ist in vielen Dingen unsicher, ist aber im Dorf gut vernetzt. Ich mag diese Figur und manchmal würde ich ihn gern in den Hintern treten, weil er einfach schwer in die Pötte kommt und immer wieder Bedenken findet. Die Autorin nimmt sich die Zeit, sein Leben und seine Sorgen ausführlich zu schildern. Trotzdem ist es ein interessantes Buch, weil man die Liebe zu den kantigen Dorffiguren spürt. Zudem wird der Trend zu immer riskanteren Beiträgen der Influencer angesprochen, die nicht nur sich sondern auch Unbeteiligte in Gefahr bringen. Die Spannung steigt kontinuierlich und am Ende steht ein gelöster Fall und ein Heiratsantrag.

    Der Schreibstil ist empathisch, einfühlsam und auch fesselnd. Ausgiebig wird die Schönheit der Region geschildert und ich bekam Lust auf einen Urlaub in Südtirol, um Menschen und Natur kennen zu lernen.


    Fazit:

    Ein ruhiger Kriminalroman, dem man die Liebe der Autorin zur Region und den dort beheimateten Menschen anmerkt. Mich hat die Geschichte sehr gut unterhalten und deshalb bewerte ich den Titel mit vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.


    ASIN/ISBN: B0CVTV9RXS

    Anstatt sich selber um den Ball zu kümmern oder wenigstens seiner Tochter mehr Möglichkeiten zuzugestehen, läßt der da einen Zeremonienmeister ran.

    Erinnert mich ein büschen an heutige Hchzeitsplaner.

    Felicitas Vater wäre mit der Planung einer solchen Festivität total überfordert gewesen, also beauftragt er einen Spezialisten. Natürlich sollte er seiner Tochter mehr Freiheiten zugestehen. Nun hat er sich aber festgelegt und da wird er wohl nicht mehr herauskommen, ohne sein Gesicht zu verlieren und das Ansehen seiner Tochter würde auch erheblichen Schaden nehmen.

    So ganz genau wird ja noch nicht erklärt, was er für einen sozialen HIntergrund hat. Außer, dass da Geld im Spiel ist. Könnte mir vorstellen, dass er aus einer sehr reichen Familie stammt und Felicitas Vater so doch noch an Geld kommen könnte. Nur so eine Vermutung.

    Geldprobleme hat Felicitas Vater sicher nicht. Die von Felicitas gefundenen Unterlagen dürften auf den Grafen hinweisen, der so unter Druck gesetzt werden kann.

    Vieles aus dem ersten Abschnitt wird weitergeführt. Felicitas bangt um ihre Zukunft und sie versucht sich nach besten Kräften zu wehren. Langsam dämmert ihr sicherlich, wie es um Elsa und deren Clique steht. Dann begegnet sie Lorenz und ähnlich wie bei Minnas Begegnung mit Boy ist es etwas Besonderes, das Wünsche und Hoffnungen schürt. Passenderweise scheint auch Lorenz aus begüterten Verhältnissen zu stammen, was ihn nicht vollständig als Heiratskandidaten ausschließt. Natürlich braucht auch Felicitas bei ihren Ansprüchen einen reichen Mann. Noch dazu hat Lorenz eine soziale Ader und in Sachen Frauen und Technik gar revolutionäre Ideen, die seiner Zeit voraus sind. Aber auch hier spielt das Elternhaus die prägende Rolle.

    Immer wieder wird der Wunsch des Vaters nach sozialem Aufstieg angesprochen, der sich wohl nur durch eine Heirat in adlige Kreise realisieren lässt. Felicitas hat einen Vater, der auch noch Träume und Visionen hat und der die Bedeutung der Politik erkannt hat. Er möchte auf höchster Ebene eine Rolle spielen.

    Die Adligen wirken durch die Bank versnobt mit dem Gefühl, dem gemeinen Volk schon durch Geburt überlegen zu sein. Da schmerzt so ein Geldmangel schon sehr.

    Frau Korbinian sehe ich nicht so negativ wie einige Mitleserinnen, denn ihre Funktion als Aufpasserin macht durchaus Sinn. Felicitas kennt wie viele begüterte Töchter ihrer Zeit nur das Leben in der Glaskugel einer hermetisch abgeriegelten und geschützten Umgebung. Sie ist in keiner Form auf Kontakte außerhalb dieser Kugel vorbereitet.

    Welch ein Aufwand wird in die Planung des Balls gesteckt. Bis ins letzte Detail wird alles geprobt und diskutiert. Da macht der Zeremonienmeister schon Sinn. An Vieles hätte ich sicher nicht gedacht. Felicitas gibt mit der Auswahl ihres Ballkleider den Rahmen für alle eingeladenen jungen Damen vor. Über Modezeitschriften konnte man also schon damals den letzten Schrei nachlesen.

    Da stimme ich dir ganz zu. Ich finde, er ist fast ein wenig eine Karikatur von einem Mann seiner Zeit. Mir sind die Charaktere lieber, die etwas gebrochen agieren. Also mal so, mal so. An denen man merkt, dass sie sich quälen. Den Eindruck habe ich zumindest im ersten Abschnitt so gar nicht von dem Kerl. Der zieht einfach sein Ding durch und die Töchter sind Schachfiguren. Von Liebe merke ich da gar nichts. Hätte mich interessiert ob er die Mutter wirklich vergöttert hat oder nur genervt ist, dass er jetzt das ganze Kindergedöns alleine auf dem Buckel hat.

    So negativ empfinde ich ihn nicht. Er ist ein sehr erfolgreicher Geschäftsmann und hat die Erziehung seiner Töchter an das Personal übergeben, denn Zeit ist bei ihm Mangelware. Auch stellt Felicitas fest, dass er manche ihrer Anregungen umgesetzt hat, aber zugeben wird er das nicht. Ich denke, dass er auch wenn seine Frau noch leben würde nicht öfter bei den Kindern wäre. Auch hat er die Fähigkeit, Aufgaben zu delegieren. Er versucht sich um das Wesentliche zu kümmern. Es macht aber den Anschein, dass das Anatolienprojekt für ihn wichtiger als das vermeintliche Glück seiner Tochter ist.

    Nun ist der erste Abschnitt gelesen und ich bin in der Welt von Felicitas und ihrer Familie angekommen. Felicitas ist mir nicht uneingeschränkt sympathisch, weil sie sich schon sehr im Mittelpunkt sieht. Mit dem Pferdekauf setzt sie ihre Aufpasserin schon massiv unter Druck und von Minnas Problemen hat sie keinen Schimmer. Sie lebt fast in einer Fantasiewelt mit Landgut und Pferdeheim, aber ihr wird auch nahezu alles abgenommen. Das gefällt ihr aber nicht, denn sie möchte sich frei entscheiden können. Sie interessiert sich für Eisenbahnen und technische Zeichnungen, aber nun droht durch den großen Ball der Heiratsmarkt. Beim üblichen Lauschen erfährt sie, dass es noch schlimmer ist. Ihr zukünftiger Ehemann ist bereits von ihrem Vater ausgewählt worden. Ich denke, dass die Schuldeninformationen eher in diese Richtung gehen. Auffällig ist, dass Vater und Tochter eigentlich nicht miteinander reden. Der Vater hat seiner Valentina offenbar versprochen, Felicitas gut zu verheiraten, noch dazu ohne eigenen Sohn. Umso besser, wenn es sich mit einem lukrativen Geschäft verbinden lässt.

    Tessa wirkt als überdrehter Wildfang belebend, aber ich fürchte, dass sie der Zeit entsprechend ruhig gestellt werden wird. Minna hat meine volle Sympathie, denn mit einer Schwarzen will niemand befreundet sein. Sie fühlt sich wie ein Ausstellungsstück und ist überaus einsam. Boy ist für sie eine Offenbarung und gibt ihr Hoffnung.

    Allzeit spürbar ist der Dünkel gegenüber weniger gut gestellten Menschen. Bei Elsa fällt es Felicitas auf, denn nun ist sie die Unterlegene. Immer wieder überraschend, wie offen diese Macht demonstriert wird. Auch das schlecht machende Gerede selbst über Bekannte und Freunde zeigt das.

    Eine positive Erscheinung ist Herr Blum, dessen Anmerkungen sogar Felicitas in Erinnerung bleiben.

    Hat mich in den ruhigen Passagen fesseln können


    Buchmeinung zu Lara Möller – »Ein Christopher Diecks-Krimi«


    »Ein Christopher Diecks-Krimi« ist ein Kriminalroman von Lara Möller, der 2024 bei Thalia erschienen ist. Dies ist ein Sammelband der ersten drei Bände um den Hamburger Detektiv Christopher Diecks, die im dp Verlag erschienen sind.


    Zum Autor:

    Lara Möller wurde 1978 in Hamburg geboren. In ihrer Schulzeit war sie aktive Rollenspielerin. Während ihrer Ausbildung zur Schifffahrtskauffrau und in den folgenden Jahren hat sie drei Fantasy-Romane und zwei Kurzgeschichten veröffentlicht.


    Zum Inhalt:

    Dieser Sammelband enthält die Einzeltitel „Die Spur des Todes“, „Unter dem Eis“ und „Dunkles Spiel“.


    Meine Meinung:

    Bei diesem Sammelband gefällt mir vor allem die erkennbare Entwicklung der Hauptfiguren Christopher und Romy. Christopher beginnt ohne Hauptjob, aber mit mehreren Nebenjobs. Im zweiten Band ist er schon Detektiv in Teilzeit und im dritten Band in Vollzeit. Im ersten Band beginnt die vorsichtige Annäherung von Christopher zu Romy, die im dritten Band weitgehend abgeschlossen wird. Christopher und Romy sind überaus sympathische Figuren, auch weil sie einfach normale Menschen mit ihren täglichen Problemen sind. Christopher liebt seinen Kiez und möchte nirgendwo anders leben. Seine große Stärke ist seine Beobachtungsgabe und sein soziales Engagement in seiner direkten Umgebung. Seine Fähigkeiten als Detektiv wachsen mit der Zeit deutlich. Die Autorin nimmt sich in jedem Band ausgiebig Zeit, die jeweilige Geschichte langsam zu entwickeln. Christopher gerät in jedem Fall in Lebensgefahr und es braucht Glück und Geschick, um halbwegs gesund zu überleben. Die Gegenspieler sind mächtig und manchmal hatte ich ernste weifel am Überleben Christophers. Gerade im dritten Fall wird das wenig glamouröse Leben eines Detektivs ausgiebig beleuchtet. Christopher und seine Kollegen bilden eine verschworene Einheit, die sich der Risiken des Berufs bewusst sind. Der Schreibstil der Autorin ist gerade in den ruhigen Passagen fesselnd und später in den Action-orientierten Szenen geht es wild und hart zur Sache. In jedem Band steigert sich die Spannung gegen Ende deutlich. Die jeweiligen Auflösungen sind vollständig und nachvollziehbar, wenn auch nicht immer glaubwürdig. Mich haben alle drei Fälle gut gefallen und insbesondere die ruhigen Szenen habe ich genossen.


    Fazit:

    Der Sammelband mit den ersten drei Fällen für den Privatdetektiv Christopher Diecks haben mich in den ruhigen Passagen überzeugt, während es im jeweiligen Actionteil etwas über das Ziel hinaus schoss. Deshalb bewerte ich den Titel mit drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten), spreche aber eine Leseempfehlung aus.


    ASIN/ISBN: B0DHGCHSH5

    Fällt gegenüber dem Vorgänger sehr deutlich ab


    Buchmeinung zu James Kestrel – »Bis in alle Endlichkeit«


    »Bis in alle Endlichkeit« ist ein Kriminalroman von James Kestrel, der 2024 bei Suhrkamp in der Übersetzung von Stefan Lux erschienen ist. Der Titel der anerikanischen Originalausgabe lautet »Blood Relations« und ist 2019 erschienen.


    Zum Autor:

    Jonathan S. Moore, Pseudonym James Kestrel (geboren am 5. Juni 1977 in Stanford, Kalifornien), ist ein US-amerikanischer Schriftsteller und Rechtsanwalt, dessen Werke mehrere renommierte Preise erhielten.

    Moore arbeitete zunächst in unterschiedlichsten Berufen, darunter als Englischlehrer, Wildwasser-Rafting-Führer auf dem Rio Grande, Betreuer für jugendliche Straftäter in einem texanischen Wildniscamp und Ermittler für einen Strafverteidiger in Washington, D.C.

    Er lebt heute mit seiner Familie auf Hawaii und arbeitet hauptberuflich als Anwalt in Honolulu. Seine Bücher wurden in zwölf Sprachen übersetzt.


    Zum Inhalt:

    Privatdetektiv Lee Crowe findet eine junge Frau in einem teuren Kleid tot auf dem Dach eines Rolls-Royce liegend, noch dazu in einem der gefährlichsten Gegenden von San Francisco. Auf Vermittlung eines Anwalts wird er von der superreichen Olivia Gravesend mit Nachforschungen beauftragt, da diese nicht wie die Behörden an Selbstmord glaubt.


    Meine Meinung:

    Dieses Buch hat mich zu Beginn begeistert, weil es ein hardboiled Noir mit durchaus üblichen Zutaten ist. Lee Crowe ist ein Privatdetektiv mit ziemlich dunkler Weste und ein harter Hund. Für ihn zählt der Erfolg und die Methoden dahin sind zweitrangig. Meist arbeitet er für einen Anwalt, der auch Klienten aus der Mafia vertritt. Das ist ihm egal, aber die tote junge Frau ist es nicht. Die Polizisten sind meist nicht sonderlich kompetent oder auch wenig engagiert. Die Gegner scheinen mächtig und einflussreich zu sein, aber durch seine Auftraggeberin hat auch er vielversprechende Möglichkeiten und Kontakten. Lee Crowe gerät mehrfach in Lebensgefahr und entkommt meist nur knapp. Lange Zeit ist er auf der falschen Spur und vermutet einen falschen Hintergrund. So weit, so gut, aber dann wird es unstimmig. Seine Exfrau mutiert zu einer wertvollen Retterin und Lees Gegenspieler töten ohne Sinn und Verstand. Die Geschichte verliert sich in eine Abfolge von Actionszenen und eher zufällig findet Lee die richtige Spur. Als Thema kristallisiert sich unerlaubte Genmanipulation heraus. Fast alle Charaktere sind schwarz-weiß ohne Grautöne gezeichnet. Der Schreibstil ist durchaus fesselnd, aber Handlung und Charaktere laufen aus dem Ruder. Die Spannungskurve ist okay. Mehrere Zufälle arbeiten zugunsten des Privatdetektivs und so steht am Ende ein nachvollziehbar gelöster Fall, auch wenn diese wenig glaubwürdig erscheint. Ein Highlight für mich war der erste Kontakt zwischen dem Anwalt als Auftraggeber und dem Privatdetektiv. Sie erweisen sich als verwandte Seelen.


    Fazit:

    Neben dem berauschende Meisterwerk „Fünf Winter“ kann dieser Titel nicht bestehen und erweist sich als deutlich schwächer. Der fesselnde Schreibstil kann nur kurzzeitig über die Schwächen in Charakterzeichnung und vor allem in der Handlung tragen. Am Ende war meine Enttäuschung groß und deshalb bewerte ich den Titel mit drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten).


    ASIN/ISBN: 3518474359

    Ruhig, atmosphärisch und spannend


    Buchmeinung zu Lars Engels – »Glutmoor«


    »Glutmoor« ist ein Kriminalroman von Lars Engels, der 2024 bei Ullstein erschienen ist.


    Zum Autor:

    Lars Engels, Jahrgang 1992, ist Werbetexter und Autor. So oft wie möglich zieht es ihn vom Schreibtisch weg in die Natur, um neue Inspiration zu sammeln. Er lebt in Neuss, doch die Geschichten von der Moorlandschaft an der Rhön haben ihn schon immer fasziniert.


    Zum Inhalt:

    In einer Einfamilienhaus-Siedlung am Rande des Moors ist ein Vierfachmord geschehen. Kriminalhauptkommissar Janosch Janssen und Kriminaloberrätin Diana Quester nehmen die Ermittlungen auf.


    Meine Meinung:

    Trotz des Vierfachmordes ist es eher ein ruhiges Werk ohne unnötige Schilderung von Gewalt. Janosch Janssen ist gewohnt empathisch und fiebert zusammen mit seiner Frau Helen der baldigen Geburt ihres ersten Kindes entgegen. Während seine Chefin und Schwiegermutter eher für die rasanten Momente steht, hat mich die ruhige und nachdenkliche Art von Janosch Janssen mehr mitgenommen. Die wechselnde Perspektiven sorgen für ein umfassendes Bild der Ermittlungen und geben Einblick in die jeweiligen Gedanken der handelnden Personen. Manchmal liefern Rückblicke ergänzende Informationen zu den Figuren und deren Taten. Janosch Janssen hat seine eigene Sicht auf die Dinge und interpretiert Fakten und Ermittlungsergebnisse anders als seine Kollegen. Er wirkt sympathisch, vielleicht auch weil Diana Quester ihn immer noch nicht vollständig akzeptiert.

    Der Fall erweist sich als komplex und vielschichtig, auch eine politische Tat ist denkbar. Immer wieder ist es die Intuition Janssens, die zu neuen Ermittlungsansätzen führt. Die Spannung ist jederzeit gegeben und steigt bis zum abschließenden Showdown deutlich an. Am Ende steht ein vollständig und nachvollziehbar gelöster Fall, der aber Narben bei den Ermittlern hinterlassen wird.

    Der atmosphärische Charakter der Erzählung wird schon durch das überaus gelungene Cover geprägt. Das kleine Haus am Rande eines Holzbretterpfades inmitten einer Moorlandschaft ist typisch für die Region. Jannsens Art ist es auch passt hervorragend dazu.


    Fazit:

    Ein eher ruhiger und atmosphärischer Krimi, der mich dennoch fesseln konnte und sehr gut unterhalten hat. Deshalb bewerte ich den Titel mit fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung für die Freunde dieses Genres aus.


    ASIN/ISBN: B0CLD6ZC79