Fällt gegenüber dem Vorgänger sehr deutlich ab
Buchmeinung zu James Kestrel – »Bis
in alle Endlichkeit«
»Bis
in alle Endlichkeit« ist ein Kriminalroman von James Kestrel,
der 2024 bei Suhrkamp in der Übersetzung von Stefan Lux erschienen
ist. Der Titel der anerikanischen Originalausgabe lautet »Blood
Relations« und ist 2019
erschienen.
Zum Autor:
Jonathan S. Moore, Pseudonym
James Kestrel (geboren am 5. Juni 1977 in Stanford, Kalifornien), ist
ein US-amerikanischer Schriftsteller und Rechtsanwalt, dessen Werke
mehrere renommierte Preise erhielten.
Moore arbeitete zunächst in
unterschiedlichsten Berufen, darunter als Englischlehrer,
Wildwasser-Rafting-Führer auf dem Rio Grande, Betreuer für
jugendliche Straftäter in einem texanischen Wildniscamp und
Ermittler für einen Strafverteidiger in Washington, D.C.
Er lebt heute mit seiner Familie auf
Hawaii und arbeitet hauptberuflich als Anwalt in Honolulu. Seine
Bücher wurden in zwölf Sprachen übersetzt.
Zum Inhalt:
Privatdetektiv Lee Crowe findet eine
junge Frau in einem teuren Kleid tot auf dem Dach eines Rolls-Royce
liegend, noch dazu in einem der gefährlichsten Gegenden von San
Francisco. Auf Vermittlung eines Anwalts wird er von der superreichen
Olivia Gravesend mit Nachforschungen beauftragt, da diese nicht wie
die Behörden an Selbstmord glaubt.
Meine Meinung:
Dieses
Buch hat mich zu Beginn begeistert, weil es ein hardboiled Noir mit
durchaus üblichen Zutaten ist. Lee Crowe ist ein Privatdetektiv mit
ziemlich dunkler Weste und ein harter Hund. Für ihn zählt der
Erfolg und die Methoden dahin sind zweitrangig. Meist arbeitet er für
einen Anwalt, der auch Klienten aus der Mafia vertritt. Das ist ihm
egal, aber die tote junge Frau ist es nicht. Die Polizisten sind
meist nicht sonderlich kompetent oder auch wenig engagiert. Die
Gegner scheinen mächtig und einflussreich zu sein, aber durch seine
Auftraggeberin hat auch er vielversprechende Möglichkeiten und
Kontakten. Lee Crowe gerät mehrfach in Lebensgefahr und entkommt
meist nur knapp. Lange Zeit ist er auf der falschen Spur und vermutet
einen falschen Hintergrund. So weit, so gut, aber dann wird es
unstimmig. Seine Exfrau mutiert zu einer wertvollen Retterin und Lees
Gegenspieler töten ohne Sinn und Verstand. Die Geschichte verliert
sich in eine Abfolge von Actionszenen und eher zufällig findet Lee
die richtige Spur. Als Thema kristallisiert sich unerlaubte
Genmanipulation heraus. Fast alle Charaktere sind schwarz-weiß ohne
Grautöne gezeichnet. Der Schreibstil ist durchaus fesselnd, aber
Handlung und Charaktere laufen aus dem Ruder. Die Spannungskurve ist
okay. Mehrere Zufälle arbeiten zugunsten des Privatdetektivs und so
steht am Ende ein nachvollziehbar gelöster Fall, auch wenn diese
wenig glaubwürdig erscheint. Ein Highlight für mich war der erste
Kontakt zwischen dem Anwalt als Auftraggeber und dem Privatdetektiv.
Sie erweisen sich als verwandte Seelen.
Fazit:
Neben dem berauschende
Meisterwerk „Fünf Winter“ kann dieser Titel nicht bestehen und
erweist sich als deutlich schwächer. Der fesselnde Schreibstil kann
nur kurzzeitig über die Schwächen in Charakterzeichnung und vor
allem in der Handlung tragen. Am Ende war meine Enttäuschung groß
und deshalb bewerte ich den Titel mit drei von fünf Sternen (60 von
100 Punkten).