Klassischer japanischer Detektivroman
Buchmeinung zu Seishi Yokomizo – »Das
Dorf der acht Gräber«
»Das
Dorf der acht Gräber« ist
ein Kriminalroman von Seishi Yokomizo, der 2024 bei Blumenbar in der
Übersetzung von Ursula Gräfe erschienen ist. Der Titel der
japanischen Originalausgabe lautet »Yatsuhakamura«
und ist 1971 erschienen. Das ungekürzte Hörbuch ist 2024 bei Aufbau
Audio erschienen. Dies ist der dritte Band um den japanischen
Privatdetektiv Kosuke Kindaichi.
Zum Autor:
Seishi Yokomizo, 1902-1981, ist einer
der berühmtesten und beliebtesten japanischen Autoren von
Kriminalromanen. Er wurde in Kobe geboren und las als Junge unzählige
Detektivgeschichten, bevor er selbst mit dem Schreiben begann. Allein
seine Serie um Kosuke Kindaichi besteht aus 77 Büchern. »Die
rätselhaften Honjin-Morde« ist der erste Band dieser Reihe und
gewann sogleich den ersten Preis für Kriminalautoren Japans.
Ursula
Gräfe hat Japanologie, Anglistik und Amerikanistik in Frankfurt am
Main studiert. Seit 1989 arbeitet sie als Literaturübersetzerin aus
dem Japanischen und Englischen und hat neben zahlreichen Werken
Haruki Murakamis auch Sayaka Murata und Yukiko Motoya ins Deutsche
übertragen.
Sprecher:
Denis Moschitto, geboren 22. Juni 1977
in Köln, ist ein deutscher Filmschauspieler und Synchronsprecher.
Mit Schock gab er 2023 sein Debüt als Drehbuchautor und
Filmregisseur.
Denis Moschitto hat mich mit seinem
meist ruhigen Vortrag voll und ganz überzeugt.
Zum Inhalt:
1946: Tatsuya Terada gibt seinen Job in
der Stadt auf, um im Dorf der acht Gräber seine ihm unbekannte
Familie kennen zu lernen, die ihn gesucht hatte. Auf dem Dorf soll
ein Fluch liegen, dem mit der Heimkehr Tatsuyas neues Leben
eingehaucht wurde.
Meine Meinung:
Im Prolog wird die Geschichte einer
Samuraigruppe erzählt, die dem Dorf der acht Gräber seinen Namen
gab und den Fluch begründet.
Zu meiner Überraschung wird die
aktuelle Geschichte nicht aus der Sicht der Serienfigur Kosuke
erzählt, sondern aus der Sicht eines der Hauptbeteiligten. Tatsuya
tritt als Ich-Erzähler auf, der selbst auch der Täter sein könnte.
Kosuke agiert eher im Hintergrund und äußert sich an manchen
Stellen kurz in Anwesenheit Tatsuyas mit seinen Anmerkungen und
Gedanken zum Fall. Bei Tatsuya hatte ich mehrfach das Gefühl, dass
er Informationen zurückhält oder geschönt darstellt. Trotzdem hat
mich die Figur Tatsuya gefesselt und als er in Gefahr gerät, habe
ich mit ihm gelitten. Der Leser erfährt einiges zur japanischen
Kultur, zu Traditionen und zu den gelebten Strukturen. Manche der
Figuren haben Geheimnisse und ihr Verhalten erscheint manchmal
verdächtig. Hin und wieder macht sich Tatsuya ausführliche Gedanken
zum Fall und gerade an diesen Stellen kann man wunderbar miträtseln.
Das Erzähltempo ist meist moderat,
aber Spannung ist jederzeit gegeben. Am Ende präsentiert Kosuke die
nachvollziehbare Auflösung und etliche Verhaltensweisen der
Beteiligten werden verständlich. Die Geschichte hat mir einige
Stunden uneingeschränktes Lesevergnügens gegeben.
Fazit:
Ein sehr gelungener
Nachkriegsroman, der zudem Elemente der japanischen Kultur und
Traditionen nutzt. Mich hat der Titel jederzeit gefesselt und Lust
auf mehr gemacht. Deshalb bewerte ich den Krimi mit fünf von fünf
Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung für die
Freunde eher ruhiger Kriminalromane aus.