Beiträge von wampy

    Wie würde das Ansehen seiner Tochter schaden nehmen, wenn sie mehr in die Vorbereitungen eingebunden wäre? Verstehe jetzt nicht, was du meinst. Der Ballplaner fragt ja sogar immer wieder nach. Der kann ja gar nicht alleine planen. Und muss die Vorgaben und Wünsche der betroffenen Familie berücksichtigen. Das ist sicher eine ganz normale Sache, dass in anderen Häusern die Frauen auch mitreden dürfen und die Männer sich doch eher zurückhalten. Felicitas ist ja auch kein kleines Kind mehr mit 19. Damals war man da ja oft schon lang verheiratet.

    Gemeint ist bei Absage des Festes nimmt das Ansehen Schaden. Der Vater hat nun den Zeremonienmeister beauftragt und damit ist für ihn der Fall klar. Wünschenswert wäre es anders, aber die Verantwortung liegt nun beim Zeremonienmeister, an den sich Felicitas wenden müsste.

    Lorenz Lovis - ein etwas anderer Detektiv


    Buchmeinung zu Heidi Troi – »Im Schnee lauert der Tod«


    »Im Schnee lauert der Tod« ist ein Kriminalroman von Heidi Troi, der 2024 erschienen ist. Dies ist der sechste Band um den eigenwilligen Ermittler Lorenz Lovis.


    Zum Autor:

    Heidi Troi ist eine vielseitige Autorin, die sich nicht gern in Schubladen stecken lässt. Daher gibt es von ihr Krimis, Kinderbücher und Wohlfühlromane. Viele davon spielen dort, wo Heidi Troi aufgewachsen ist und jeden Stein kennt, nämlich in Südtirol. Aber nicht nur.


    Zum Inhalt:

    Ferdinand Prantl, Influencer und Skifahrerlegende, stirbt bei einem Lawinenunglück. Lorenz Lovis verlor seine Eltern bei einem ähnlichen Unglück oder war es damals wie heute kein Unfall?


    Meine Meinung:

    Lorenz Lovis ist ein sonderbarer Detektiv, denn er muss fast zu seinen Ermittlungen gezwungen werden. In seinem Umfeld gibt es einige Unterstützer, die motivierter als er bei den Ermittlungen agieren. Lorenz ist eine Figur mit einigen Stärken und scheinbar mehr Schwächen. Er ist in vielen Dingen unsicher, ist aber im Dorf gut vernetzt. Ich mag diese Figur und manchmal würde ich ihn gern in den Hintern treten, weil er einfach schwer in die Pötte kommt und immer wieder Bedenken findet. Die Autorin nimmt sich die Zeit, sein Leben und seine Sorgen ausführlich zu schildern. Trotzdem ist es ein interessantes Buch, weil man die Liebe zu den kantigen Dorffiguren spürt. Zudem wird der Trend zu immer riskanteren Beiträgen der Influencer angesprochen, die nicht nur sich sondern auch Unbeteiligte in Gefahr bringen. Die Spannung steigt kontinuierlich und am Ende steht ein gelöster Fall und ein Heiratsantrag.

    Der Schreibstil ist empathisch, einfühlsam und auch fesselnd. Ausgiebig wird die Schönheit der Region geschildert und ich bekam Lust auf einen Urlaub in Südtirol, um Menschen und Natur kennen zu lernen.


    Fazit:

    Ein ruhiger Kriminalroman, dem man die Liebe der Autorin zur Region und den dort beheimateten Menschen anmerkt. Mich hat die Geschichte sehr gut unterhalten und deshalb bewerte ich den Titel mit vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.


    ASIN/ISBN: B0CVTV9RXS

    Anstatt sich selber um den Ball zu kümmern oder wenigstens seiner Tochter mehr Möglichkeiten zuzugestehen, läßt der da einen Zeremonienmeister ran.

    Erinnert mich ein büschen an heutige Hchzeitsplaner.

    Felicitas Vater wäre mit der Planung einer solchen Festivität total überfordert gewesen, also beauftragt er einen Spezialisten. Natürlich sollte er seiner Tochter mehr Freiheiten zugestehen. Nun hat er sich aber festgelegt und da wird er wohl nicht mehr herauskommen, ohne sein Gesicht zu verlieren und das Ansehen seiner Tochter würde auch erheblichen Schaden nehmen.

    So ganz genau wird ja noch nicht erklärt, was er für einen sozialen HIntergrund hat. Außer, dass da Geld im Spiel ist. Könnte mir vorstellen, dass er aus einer sehr reichen Familie stammt und Felicitas Vater so doch noch an Geld kommen könnte. Nur so eine Vermutung.

    Geldprobleme hat Felicitas Vater sicher nicht. Die von Felicitas gefundenen Unterlagen dürften auf den Grafen hinweisen, der so unter Druck gesetzt werden kann.

    Vieles aus dem ersten Abschnitt wird weitergeführt. Felicitas bangt um ihre Zukunft und sie versucht sich nach besten Kräften zu wehren. Langsam dämmert ihr sicherlich, wie es um Elsa und deren Clique steht. Dann begegnet sie Lorenz und ähnlich wie bei Minnas Begegnung mit Boy ist es etwas Besonderes, das Wünsche und Hoffnungen schürt. Passenderweise scheint auch Lorenz aus begüterten Verhältnissen zu stammen, was ihn nicht vollständig als Heiratskandidaten ausschließt. Natürlich braucht auch Felicitas bei ihren Ansprüchen einen reichen Mann. Noch dazu hat Lorenz eine soziale Ader und in Sachen Frauen und Technik gar revolutionäre Ideen, die seiner Zeit voraus sind. Aber auch hier spielt das Elternhaus die prägende Rolle.

    Immer wieder wird der Wunsch des Vaters nach sozialem Aufstieg angesprochen, der sich wohl nur durch eine Heirat in adlige Kreise realisieren lässt. Felicitas hat einen Vater, der auch noch Träume und Visionen hat und der die Bedeutung der Politik erkannt hat. Er möchte auf höchster Ebene eine Rolle spielen.

    Die Adligen wirken durch die Bank versnobt mit dem Gefühl, dem gemeinen Volk schon durch Geburt überlegen zu sein. Da schmerzt so ein Geldmangel schon sehr.

    Frau Korbinian sehe ich nicht so negativ wie einige Mitleserinnen, denn ihre Funktion als Aufpasserin macht durchaus Sinn. Felicitas kennt wie viele begüterte Töchter ihrer Zeit nur das Leben in der Glaskugel einer hermetisch abgeriegelten und geschützten Umgebung. Sie ist in keiner Form auf Kontakte außerhalb dieser Kugel vorbereitet.

    Welch ein Aufwand wird in die Planung des Balls gesteckt. Bis ins letzte Detail wird alles geprobt und diskutiert. Da macht der Zeremonienmeister schon Sinn. An Vieles hätte ich sicher nicht gedacht. Felicitas gibt mit der Auswahl ihres Ballkleider den Rahmen für alle eingeladenen jungen Damen vor. Über Modezeitschriften konnte man also schon damals den letzten Schrei nachlesen.

    Da stimme ich dir ganz zu. Ich finde, er ist fast ein wenig eine Karikatur von einem Mann seiner Zeit. Mir sind die Charaktere lieber, die etwas gebrochen agieren. Also mal so, mal so. An denen man merkt, dass sie sich quälen. Den Eindruck habe ich zumindest im ersten Abschnitt so gar nicht von dem Kerl. Der zieht einfach sein Ding durch und die Töchter sind Schachfiguren. Von Liebe merke ich da gar nichts. Hätte mich interessiert ob er die Mutter wirklich vergöttert hat oder nur genervt ist, dass er jetzt das ganze Kindergedöns alleine auf dem Buckel hat.

    So negativ empfinde ich ihn nicht. Er ist ein sehr erfolgreicher Geschäftsmann und hat die Erziehung seiner Töchter an das Personal übergeben, denn Zeit ist bei ihm Mangelware. Auch stellt Felicitas fest, dass er manche ihrer Anregungen umgesetzt hat, aber zugeben wird er das nicht. Ich denke, dass er auch wenn seine Frau noch leben würde nicht öfter bei den Kindern wäre. Auch hat er die Fähigkeit, Aufgaben zu delegieren. Er versucht sich um das Wesentliche zu kümmern. Es macht aber den Anschein, dass das Anatolienprojekt für ihn wichtiger als das vermeintliche Glück seiner Tochter ist.

    Nun ist der erste Abschnitt gelesen und ich bin in der Welt von Felicitas und ihrer Familie angekommen. Felicitas ist mir nicht uneingeschränkt sympathisch, weil sie sich schon sehr im Mittelpunkt sieht. Mit dem Pferdekauf setzt sie ihre Aufpasserin schon massiv unter Druck und von Minnas Problemen hat sie keinen Schimmer. Sie lebt fast in einer Fantasiewelt mit Landgut und Pferdeheim, aber ihr wird auch nahezu alles abgenommen. Das gefällt ihr aber nicht, denn sie möchte sich frei entscheiden können. Sie interessiert sich für Eisenbahnen und technische Zeichnungen, aber nun droht durch den großen Ball der Heiratsmarkt. Beim üblichen Lauschen erfährt sie, dass es noch schlimmer ist. Ihr zukünftiger Ehemann ist bereits von ihrem Vater ausgewählt worden. Ich denke, dass die Schuldeninformationen eher in diese Richtung gehen. Auffällig ist, dass Vater und Tochter eigentlich nicht miteinander reden. Der Vater hat seiner Valentina offenbar versprochen, Felicitas gut zu verheiraten, noch dazu ohne eigenen Sohn. Umso besser, wenn es sich mit einem lukrativen Geschäft verbinden lässt.

    Tessa wirkt als überdrehter Wildfang belebend, aber ich fürchte, dass sie der Zeit entsprechend ruhig gestellt werden wird. Minna hat meine volle Sympathie, denn mit einer Schwarzen will niemand befreundet sein. Sie fühlt sich wie ein Ausstellungsstück und ist überaus einsam. Boy ist für sie eine Offenbarung und gibt ihr Hoffnung.

    Allzeit spürbar ist der Dünkel gegenüber weniger gut gestellten Menschen. Bei Elsa fällt es Felicitas auf, denn nun ist sie die Unterlegene. Immer wieder überraschend, wie offen diese Macht demonstriert wird. Auch das schlecht machende Gerede selbst über Bekannte und Freunde zeigt das.

    Eine positive Erscheinung ist Herr Blum, dessen Anmerkungen sogar Felicitas in Erinnerung bleiben.

    Hat mich in den ruhigen Passagen fesseln können


    Buchmeinung zu Lara Möller – »Ein Christopher Diecks-Krimi«


    »Ein Christopher Diecks-Krimi« ist ein Kriminalroman von Lara Möller, der 2024 bei Thalia erschienen ist. Dies ist ein Sammelband der ersten drei Bände um den Hamburger Detektiv Christopher Diecks, die im dp Verlag erschienen sind.


    Zum Autor:

    Lara Möller wurde 1978 in Hamburg geboren. In ihrer Schulzeit war sie aktive Rollenspielerin. Während ihrer Ausbildung zur Schifffahrtskauffrau und in den folgenden Jahren hat sie drei Fantasy-Romane und zwei Kurzgeschichten veröffentlicht.


    Zum Inhalt:

    Dieser Sammelband enthält die Einzeltitel „Die Spur des Todes“, „Unter dem Eis“ und „Dunkles Spiel“.


    Meine Meinung:

    Bei diesem Sammelband gefällt mir vor allem die erkennbare Entwicklung der Hauptfiguren Christopher und Romy. Christopher beginnt ohne Hauptjob, aber mit mehreren Nebenjobs. Im zweiten Band ist er schon Detektiv in Teilzeit und im dritten Band in Vollzeit. Im ersten Band beginnt die vorsichtige Annäherung von Christopher zu Romy, die im dritten Band weitgehend abgeschlossen wird. Christopher und Romy sind überaus sympathische Figuren, auch weil sie einfach normale Menschen mit ihren täglichen Problemen sind. Christopher liebt seinen Kiez und möchte nirgendwo anders leben. Seine große Stärke ist seine Beobachtungsgabe und sein soziales Engagement in seiner direkten Umgebung. Seine Fähigkeiten als Detektiv wachsen mit der Zeit deutlich. Die Autorin nimmt sich in jedem Band ausgiebig Zeit, die jeweilige Geschichte langsam zu entwickeln. Christopher gerät in jedem Fall in Lebensgefahr und es braucht Glück und Geschick, um halbwegs gesund zu überleben. Die Gegenspieler sind mächtig und manchmal hatte ich ernste weifel am Überleben Christophers. Gerade im dritten Fall wird das wenig glamouröse Leben eines Detektivs ausgiebig beleuchtet. Christopher und seine Kollegen bilden eine verschworene Einheit, die sich der Risiken des Berufs bewusst sind. Der Schreibstil der Autorin ist gerade in den ruhigen Passagen fesselnd und später in den Action-orientierten Szenen geht es wild und hart zur Sache. In jedem Band steigert sich die Spannung gegen Ende deutlich. Die jeweiligen Auflösungen sind vollständig und nachvollziehbar, wenn auch nicht immer glaubwürdig. Mich haben alle drei Fälle gut gefallen und insbesondere die ruhigen Szenen habe ich genossen.


    Fazit:

    Der Sammelband mit den ersten drei Fällen für den Privatdetektiv Christopher Diecks haben mich in den ruhigen Passagen überzeugt, während es im jeweiligen Actionteil etwas über das Ziel hinaus schoss. Deshalb bewerte ich den Titel mit drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten), spreche aber eine Leseempfehlung aus.


    ASIN/ISBN: B0DHGCHSH5

    Fällt gegenüber dem Vorgänger sehr deutlich ab


    Buchmeinung zu James Kestrel – »Bis in alle Endlichkeit«


    »Bis in alle Endlichkeit« ist ein Kriminalroman von James Kestrel, der 2024 bei Suhrkamp in der Übersetzung von Stefan Lux erschienen ist. Der Titel der anerikanischen Originalausgabe lautet »Blood Relations« und ist 2019 erschienen.


    Zum Autor:

    Jonathan S. Moore, Pseudonym James Kestrel (geboren am 5. Juni 1977 in Stanford, Kalifornien), ist ein US-amerikanischer Schriftsteller und Rechtsanwalt, dessen Werke mehrere renommierte Preise erhielten.

    Moore arbeitete zunächst in unterschiedlichsten Berufen, darunter als Englischlehrer, Wildwasser-Rafting-Führer auf dem Rio Grande, Betreuer für jugendliche Straftäter in einem texanischen Wildniscamp und Ermittler für einen Strafverteidiger in Washington, D.C.

    Er lebt heute mit seiner Familie auf Hawaii und arbeitet hauptberuflich als Anwalt in Honolulu. Seine Bücher wurden in zwölf Sprachen übersetzt.


    Zum Inhalt:

    Privatdetektiv Lee Crowe findet eine junge Frau in einem teuren Kleid tot auf dem Dach eines Rolls-Royce liegend, noch dazu in einem der gefährlichsten Gegenden von San Francisco. Auf Vermittlung eines Anwalts wird er von der superreichen Olivia Gravesend mit Nachforschungen beauftragt, da diese nicht wie die Behörden an Selbstmord glaubt.


    Meine Meinung:

    Dieses Buch hat mich zu Beginn begeistert, weil es ein hardboiled Noir mit durchaus üblichen Zutaten ist. Lee Crowe ist ein Privatdetektiv mit ziemlich dunkler Weste und ein harter Hund. Für ihn zählt der Erfolg und die Methoden dahin sind zweitrangig. Meist arbeitet er für einen Anwalt, der auch Klienten aus der Mafia vertritt. Das ist ihm egal, aber die tote junge Frau ist es nicht. Die Polizisten sind meist nicht sonderlich kompetent oder auch wenig engagiert. Die Gegner scheinen mächtig und einflussreich zu sein, aber durch seine Auftraggeberin hat auch er vielversprechende Möglichkeiten und Kontakten. Lee Crowe gerät mehrfach in Lebensgefahr und entkommt meist nur knapp. Lange Zeit ist er auf der falschen Spur und vermutet einen falschen Hintergrund. So weit, so gut, aber dann wird es unstimmig. Seine Exfrau mutiert zu einer wertvollen Retterin und Lees Gegenspieler töten ohne Sinn und Verstand. Die Geschichte verliert sich in eine Abfolge von Actionszenen und eher zufällig findet Lee die richtige Spur. Als Thema kristallisiert sich unerlaubte Genmanipulation heraus. Fast alle Charaktere sind schwarz-weiß ohne Grautöne gezeichnet. Der Schreibstil ist durchaus fesselnd, aber Handlung und Charaktere laufen aus dem Ruder. Die Spannungskurve ist okay. Mehrere Zufälle arbeiten zugunsten des Privatdetektivs und so steht am Ende ein nachvollziehbar gelöster Fall, auch wenn diese wenig glaubwürdig erscheint. Ein Highlight für mich war der erste Kontakt zwischen dem Anwalt als Auftraggeber und dem Privatdetektiv. Sie erweisen sich als verwandte Seelen.


    Fazit:

    Neben dem berauschende Meisterwerk „Fünf Winter“ kann dieser Titel nicht bestehen und erweist sich als deutlich schwächer. Der fesselnde Schreibstil kann nur kurzzeitig über die Schwächen in Charakterzeichnung und vor allem in der Handlung tragen. Am Ende war meine Enttäuschung groß und deshalb bewerte ich den Titel mit drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten).


    ASIN/ISBN: 3518474359

    Ruhig, atmosphärisch und spannend


    Buchmeinung zu Lars Engels – »Glutmoor«


    »Glutmoor« ist ein Kriminalroman von Lars Engels, der 2024 bei Ullstein erschienen ist.


    Zum Autor:

    Lars Engels, Jahrgang 1992, ist Werbetexter und Autor. So oft wie möglich zieht es ihn vom Schreibtisch weg in die Natur, um neue Inspiration zu sammeln. Er lebt in Neuss, doch die Geschichten von der Moorlandschaft an der Rhön haben ihn schon immer fasziniert.


    Zum Inhalt:

    In einer Einfamilienhaus-Siedlung am Rande des Moors ist ein Vierfachmord geschehen. Kriminalhauptkommissar Janosch Janssen und Kriminaloberrätin Diana Quester nehmen die Ermittlungen auf.


    Meine Meinung:

    Trotz des Vierfachmordes ist es eher ein ruhiges Werk ohne unnötige Schilderung von Gewalt. Janosch Janssen ist gewohnt empathisch und fiebert zusammen mit seiner Frau Helen der baldigen Geburt ihres ersten Kindes entgegen. Während seine Chefin und Schwiegermutter eher für die rasanten Momente steht, hat mich die ruhige und nachdenkliche Art von Janosch Janssen mehr mitgenommen. Die wechselnde Perspektiven sorgen für ein umfassendes Bild der Ermittlungen und geben Einblick in die jeweiligen Gedanken der handelnden Personen. Manchmal liefern Rückblicke ergänzende Informationen zu den Figuren und deren Taten. Janosch Janssen hat seine eigene Sicht auf die Dinge und interpretiert Fakten und Ermittlungsergebnisse anders als seine Kollegen. Er wirkt sympathisch, vielleicht auch weil Diana Quester ihn immer noch nicht vollständig akzeptiert.

    Der Fall erweist sich als komplex und vielschichtig, auch eine politische Tat ist denkbar. Immer wieder ist es die Intuition Janssens, die zu neuen Ermittlungsansätzen führt. Die Spannung ist jederzeit gegeben und steigt bis zum abschließenden Showdown deutlich an. Am Ende steht ein vollständig und nachvollziehbar gelöster Fall, der aber Narben bei den Ermittlern hinterlassen wird.

    Der atmosphärische Charakter der Erzählung wird schon durch das überaus gelungene Cover geprägt. Das kleine Haus am Rande eines Holzbretterpfades inmitten einer Moorlandschaft ist typisch für die Region. Jannsens Art ist es auch passt hervorragend dazu.


    Fazit:

    Ein eher ruhiger und atmosphärischer Krimi, der mich dennoch fesseln konnte und sehr gut unterhalten hat. Deshalb bewerte ich den Titel mit fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung für die Freunde dieses Genres aus.


    ASIN/ISBN: B0CLD6ZC79

    Ein historischer Kriminalroman, der mich begeistern konnte


    Buchmeinung zu Vanessa Glas – »Maybrick und die Toten vom East End«


    »Maybrick und die Toten vom East End« ist ein historischer Kriminalroman von Vanessa Glas, der 2024 bei between pages by Piper erschienen ist. Dies ist der Debütroman der Autorin.


    Zum Autor:

    Vanessa Glas wurde 1993 in Schleswig-Holstein geboren und ist im Umland von Hamburg zwischen Hafen und Meer aufgewachsen. Nach dem Abitur studierte sie an der Universität Hamburg Geschichte und Biologie fürs gymnasiale Lehramt.


    Zum Inhalt:

    London 1910: Joseph Maybrick ist zum Leiter der H-Division im Londoner East End ernannt worden. Gleich am ersten Tag wird ein grausam getöteter Junge gefunden und gemeinsam mit Doktor Dave Roberts beginnt Maybrick zu ermitteln.


    Meine Meinung:

    Das Londoner East End ist um 1910 ein Ort voller Schmutz, Elend und Gewalt. Die dort lebenden Menschen versuchen irgendwie zu überleben und ihr Dasein zu verbessern. Joseph Maybrick stammt von hier und er will als neuer Polizeichef Zeichen setzen. Aber brutal getötete Kinder und Kinderbordelle setzen ihm und Doktor Roberts schwer zu. Auch Hester Jaager und Heath Ellis sind hier aufgewachsen und leiten ein Hehler- und Schmugglerbande mit vielen jungen Bandenmitgliedern. Diese vier Hauptfiguren sind alle auf ihre Art sympathisch, auch weil sie Kämpfernaturen sind und vielschichtig angelegt sind. Weitere interessante Figuren wie die Kinder Jorma und Gwen oder Maybricks Ehefrau Sue bereichern die Geschichte und sorgen mit ihrem Verhalten und ihrer Geschichte für Atmosphäre. Es werden unzählbare Missstände aufgedeckt und doch durchdringt ein wenig Optimismus die düstere Atmosphäre. Auch wenn auf die Schilderung allzu blutiger und brutaler Details verzichtet wird, isi diese Gewalt allzeit spürbar und gegenwärtig. Den Schreibstil empfand ich als fesselnd und eindringlich. Die Geschichte wird aus mehreren Perspektiven erzählt und so kommt man den einzelnen Figuren näher. Die Handlung ist komplex mit etlichen Überraschungen und die Spannung ist jederzeit gegeben. Mehrere Figuren sind mir ans Herz gewachsen. Am Ende steht ein nachvollziehbar gelöster Fall, aber kein Happy End. Das wäre auch nicht passend gewesen.


    Fazit:

    Ein wunderbarer historischer Kriminalroman, der mich in jeder Hinsicht überzeugt hat. Atmosphäre, Figurenzeichnung, Handlung und Schreibstil ergänzen sich prächtig. Deshalb bewerte ich den Titel mit der Höchstwertung von fünf Sternen und 100 Punkten und spreche eine klare Leseempfehlung aus.


    ASIN/ISBN: B0CV7HWP3W

    Gelungener Serienauftakt mit charismatischen Ermittlern


    Buchmeinung zu Joy Ellis – »Tödliches Moor«


    »Tödliches Moor« ist ein Kriminalroman von Joy Ellis, der 2024 bei joffe by dp in der Übersetzung von Dorothee Scheuch erschienen ist. Der Titel der englischen Originalausgabe lautet »Crime on the Fens« und ist 2016 erschienen.


    Zum Autor:

    Joy Ellis ist gelernte Floristin und über ihr späteres Buchhändlerdasein selbst zum Schreiben gekommen. Bei den ermittlungstechnischen Details ihrer Fälle verlässt sie sich auf ihre Partnerin Jacqueline, eine pensionierte Polizeibeamtin. Die beiden leben zusammen in den Lincolnshire Fens, wo auch Joy Ellis‘ Kriminalromane spielen. Das unscheinbare, freundliche Wesen der Autorin täuscht darüber hinweg, dass sie in jungen Jahren liebend gern Motorrad gefahren ist und ihrer Fantasie immer wieder grausame Verbrechen entspringen.


    Zum Inhalt:

    DI Nikki Galena ist eine besessene Jägerin, die zwar sehr erfolgreich ermittelt, aber ihre Polizeipartner vergrault. Sie erhält eine letzte Bewährungschance und mit DS Joseph Easter, Spitzname „Holy Joe“, eine neuen Partner. Dann verschwindet eine Studentin spurlos und eine Welle von Verbrechen mit maskierten Tätern beschäftigt die Polizei.


    Meine Meinung:

    Zu meiner Überraschung hat mich das Buch fast von Anfang an mitgenommen. Der Einstieg ist nicht ungewöhnlich und eine Ermittlerin mit persönlichen Problemen ist es auch nicht. Aber in der Folge bekam der Krimi einen eigenständigen Charakter und hat mich in seinen Bann gezogen. Die dunkle Grundatmosphäre passt zum Fall und dem Handlungsort. Die Geschichte wird meist aus der Perspektive einer der beiden Hauptfiguren Nikki Galena oder Joseph Easter erzählt. Beide Figuren sind vom Leben gezeichnet und vom Auftreten her völlig unterschiedlich. Nikki Galena wirkt hart und unnahbar, während Joseph Easter freundlich und kommunikativ wirkt. Nikki Galena wird umgänglicher und lobt sogar vereinzelt ihre Mitarbeiter, die ihren Ohren kaum trauen können. Stück für Stück schreiten die Ermittlungen voran und die persönlichen Geheimnisse der beiden Ermittler werden offenbart. Der Schreibstil ist meist nüchtern und sachlich, aber auch mit Emotionen durchsetzt. Die Ermittler wirken mehr und mehr sympathisch und auch ihre Mitarbeiter gewinnen an Kontur. Die Autorin spielt mit diversen Klischees wie dem des guten Gangsterbosses und überrascht den Leser mit unerwarteten Wendungen. Die Spannungskurve steigt zum Ende deutlich an, als es zu einem gelungenem Showdown kommt. Die Auflösung ist vollständig und nachvollziehbar. Auch wenn es etliche Szenen mit brutaler Gewalt gab, habe ich mich sehr gut unterhalten gefühlt und bin gespannt, wie es mit DI Galena in Lincolnshire weiter geht.


    Fazit:

    Ein fesselnder Krimi mit Anleihen aus dem Thrillerbereich, der gekonnt zwischen harten und ruhigen Szenen wechselt. Deshalb bewerte ich den Titel mit vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.


    ASIN/ISBN: B0D932XCP9

    Ein Psychopath beendete meinen Lesespaß


    Buchmeinung zu Nele Bruun – »NordOstRache«


    »NordOstRache« ist ein Kriminalroman von Nele Bruun, der 2024 im FeuerWerke Verlag erschienen ist.


    Zum Autor:

    Nele Bruun wuchs in einer Kleinstadt im mitteldeutschen Nirgendwo auf. Bereits während früher Familienurlaube mit ihren Eltern entwickelte sie eine Faszination für die Küste und die Menschen, die dort leben. Für ihr Psychologie-Studium zog Bruun in den hohen Norden und begann nebenbei, ihre ersten Kriminalfälle zu Papier zu bringen. Heute lebt sie mit ihrer Familie in einem kleinen Haus am Deich und darf sich als echtes Nordlicht und Vollzeit-Autorin bezeichnen.


    Zum Inhalt:

    In Flensburg ist eine Lehrerin in der Turnhalle eines Gymnasiums ermordet worden. Die beiden Ermittler Anne Anders und Hendryk Larsson, die das Opfer aus ihrer gemeinsamen Schulzeit kennen, versuchen Licht in das Dunkel zu bringen.


    Meine Meinung:

    Dieses Buch hat mir zu Beginn gut gefallen, weil es atmosphärisch geschrieben ist und die beiden Ermittler sympathisch wirken. Das Erzähltempo ist eher gemächlich, aber das Gleichgewicht zwischen Haupt- und Nebenhandlungen passt. Die beiden Hauptfiguren werden detailliert beschrieben, während die übrigen Figuren nur skizziert werden. Anne und Hendryk waren zu Schulzeiten mal ein Paar, aber Hendryk hat die Beziehung unerwartet für Anne ohne nähere Erklärung beendet. Bei ihren Recherchen stoßen die beiden Ermittler auf dunkle Geheimnisse im Leben des Opfers. Mir hat der Erzählstil und die Entwicklung der Handlung gefallen. Dann passiert ein großer Bruch und ein Psychopath betritt die Bühne. Nun verlor die Geschichte fast komplett ihre Glaubwürdigkeit. Zwar nahm die Spannung zu, aber Handlung und Figuren wurden stereotyp. Es gibt einen passenden Showdown und fast alle Fragen wurden nachvollziehbar beantwortet.


    Fazit:

    Aus einem angenehm zu lesenden atmosphärischen Regionalkrimi wurde ein harter Thriller, der mich nicht überzeugen konnte. Deshalb bewerte ich den Titel nur mit zwei von fünf Sternen (50 von 100 Punkten), obwohl mir der ruhige Beginn gut gefallen hat.


    ASIN/ISBN: B0DB8HKQB5

    Ein normaler Cosy Crime


    Buchmeinung zu Marlene Menzel – »Mord unter Nachbarn«


    »Mord unter Nachbarn« ist ein Kriminalroman von Marlene Menzel, der 2024 im dp Verlag erschienen ist. Dies ist bereits der fünfte Band der Buchreihe „Churchyard Crimes“ um Totengräberin Thea Shaw und Inspector Myrna Evans.


    Zum Autor:

    Marlene Menzel (*1992) ist eine bekannte deutsche Autorin, die die ostfriesischen Inseln liebt! Besonders Sterneninsel Spiekeroog ist ihr ans Herz gewachsen, da sie mit ihrem Freund, so oft sie kann, die langen Strandspaziergänge genießt.


    Zum Inhalt:

    John Birming, ehemaliger Bürgermeister und verurteilter Straftäter, ist in Pendle ermordet worden. Fast jeder Einwohner des Dorfes hat ein Motiv und Totengräberin Alithea Shaw und Inspector Myrna Evans sind gefordert.


    Meine Meinung:

    Die Figuren in dieser Geschichte sind durch die Bank skurril und etwas überzeichnet, bleiben aber sympathisch. Theas Familiengeschichte mit ihrem Vater wird zum Thema und im Blog „Chuchyard Crimes“ werden geheime Ermittlungsergebnisse veröffentlicht. So ist das Klima zwischen den Figuren oft ein wenig gereizt. Ein junges Mädchen sorgt für Aufregung und auch für romantische Gedanken. Lange Zeit liegt der Fokus der Geschichte auf diversen Nebenschauplätzen, aber die Ermittlungen im Mordfall werden immer wieder aufgegriffen. Es geht nicht so recht voran, bis eine gemeinsame Abstimmung aller Beteiligten eine neue Spur liefert. Nun zieht das Tempo deutlich an und die Spannung nimmt zu. Nach einem passenden Showdown ist der Fall nachvollziehbar geklärt und Thea spricht sich mit ihrem Vater aus. Der Erzählstil ist angenehm und leicht verdaulich, die Handlung bietet keine großen Überraschungen, auch weil die Figuren nur kleine Ecken und Kanten haben. Mir hat die Lektüre einige entspannte Lesestunden gebracht.


    Fazit:

    Ein Cosy-Krimi mit ein wenig Thrill und sympathischen Figuren, die für ein paar entspannte Lesestunden sorgen. Meine Bewertung sind drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten).


    ASIN/ISBN: B0D9BRZY31

    Aktivierte Erinnerungen


    Buchmeinung zu Herbert Dutzler – »Wenn die Welt nach Sommer riecht«


    »Wenn die Welt nach Sommer riecht« ist ein Roman von Herbert Dutzler, der 2024 im Haymon Verlag erschienen ist.


    Zum Autor:

    Herbert Dutzler, geboren 1958, ist mit seinen Krimis um den Altausseer Polizisten Gasperlmaier Autor einer der erfolgreichsten österreichischen Krimiserien. Dass Herbert Dutzler auch abseits der Krimiwelt ein versierter Schriftsteller ist, beweist der Erfolg von „Die Welt war eine Murmel" (2020) und „Die Welt war voller Fragen" (2023). Mit "Wenn die Welt nach Sommer riecht" entführt er uns 2024 nun ein drittes Mal in die Zeit seiner Kindheit.


    Zum Inhalt:

    Siegfried Niedermayr blättert in einem alten Fotoalbum mit Bildern aus der Zeit, als er etwa 13 Jahre alt war. Mit den Bildern erinnert sich Siegfried an Episoden und Geschichten aus dieser Zeit.


    Meine Meinung:

    Dieses Buch hat mich positiv überrascht, obwohl ich hohe Erwartungen hatte. Viele der Episoden der Hauptfigur haben ein Gegenstück in meiner Jugend gehabt und mit zum Nachdenken gebracht. Vieles war in meiner Jugend ähnlich, obwohl es natürlich auch Unterschiede gegeben hat. Der Autor beschreibt Siegfrieds Erinnerungen sehr detailliert und hilft dem Leser damit, eigene Erinnerungen wieder zum Leben zu erwecken. Sogar das Lebensgefühl der damaligen Zeit erwacht und ich habe mich in meine Jugend zurück versetzt gefühlt. Fast automatisch reflektiert man über die damalige Zeit und die Unterschiede zur heutigen Zeit. Die positiven Erinnerungen Siegfrieds überwiegen bei Weitem und selbst negative Aspekte wirken weniger schlimm. Politische Ideen und Missstände werden angesprochen, aber kaum näher beleuchtet, weil Siegfried noch weitgehend politisch unbeleckt gelebt hat.

    Obwohl die Episoden oft eher banal erscheinen, haben sie mich berührt und zum Reflektieren angeregt. Gespannt warte ich auf eine Fortsetzung.


    Fazit:

    Ein wunderbarer Roman, der meine Erinnerungen zu neuem Leben verholfen hat und mich dadurch gefesselt hat. Deshalb bewerte ich den Titel mit fünf von fünf Sternen (100 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.


    ASIN/ISBN: 3709982146

    Mauer Kriminalfall, aber ein fesselnder Schreibstil


    Buchmeinung zu Viveca Sten – »Tödlicher Mittsommer«


    »Tödlicher Mittsommer« ist ein Kriminalroman von Viveca Sten, der 2010 bei Kiepenheuer und Witsch in der Übersetzung von Dagmar Lendt erschienen ist. Der Titel der schwedischen Originalausgabe lautet »I de lugnaste vatten« und ist 2008 erschienen. Dies ist der Auftakt der Serie um den Kommissar Thomas Andreasson und der Juristin Nora Linde.


    Zum Autor:

    Viveca Sten war Chefjuristin bei der dänischen und schwedischen Post, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Sie wohnt mit Mann und drei Kindern vor den Toren von Stockholm. Seit sie ein kleines Kind war, hat sie die Sommer auf Sandhamn verbracht, wo ihre Familie seit mehreren Generationen ein Haus besitzt.


    Zum Inhalt:

    Kommissar Thomas Andreasson untersucht die Todesumstände einer an den Strand von Sandhamn angespülten Leiche. Als kurze Zeit später eine Frau auf der Insel brutal ermordet wird, nimmt der Druck auf den Ermittler zu. Unterstützung erhält Thomas Andreassson von der Juristin Nora Linde.


    Meine Meinung:

    Obwohl der Roman auf einer beliebten Urlaubsinsel spielt ist der Grundton eher düster. Thomas Andreassons kleine Tochter ist gestorben und seine Ehe daran zerbrochen. Er stürzt sich in die Arbeit um zu vergessen. Nora Linde macht mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen Urlaub auf der Ferieninsel. Sie kennt Thomas seit ihrer Jugendzeit und hält die Augen offen. Sie und Thomas tauschen sich wiederholt über die möglichen Hintergründe des Falls aus. Meist wird die Geschichte aus der Perspektive dieser beiden Figuren erzählt, aber nicht nur. Dadurch erhält der Leser einen tieferen Einblick in die Gedanken und die Gefühle der handelnden Personen. Es gibt eine Reihe von Nebenhandlungen, die reichlichen Raum einnehmen. Trotzdem hat mich das Buch gefangen genommen, auch wenn die Spannung lange Zeit eher gering war. Thomas versucht sein Trauma zu überwinden und Nora strebt beruflich eine Führungsposition an. Die Figuren wirken realistisch und sind mit Ecken und Kanten gezeichnet. Man spürt zudem das Flair der Insel, das diese so attraktiv erscheinen lässt. Trotz großem Aufwand kommen die Ermittlungen kaum voran und erst durch einen Zufall kommt Nora dem Täter auf die Spur. Sie gerät in Lebensgefahr und ein dramatischer Showdown krönt die Geschichte. Die Auflösung ist vollständig und nachvollziehbar. Der Zufallsfaktor hat mich arg gestört und kostet einen Stern. Sehr gefallen hat mir der Erzählstil mit den beiden interessanten Hauptfiguren, deren Schicksal mich mehr als der eigentliche Fall interessiert hat.


    Fazit:

    Mehr als der Kriminalfall haben mich die beiden Hauptfiguren beim Buch gehalten. Ich mochte den Erzählstil mit Suchtfaktor. Insgesamt bewerte ich den Titel aber nur mit drei von fünf Sternen (60 von 100 Punkten), auch wegen der zufallsgetriebenen Auflösung.


    ASIN/ISBN: B006N5DHV0

    Nicht ganz so gut wie der erste Band


    Buchmeinung zu Lars Haider – »Ich lieb dich überhaupt nicht mehr«


    »Ich lieb dich überhaupt nicht mehr« ist ein Kriminalroman von Lars Haider, der 2024 bei HOFFMANN UND CAMPE VERLAG erschienen ist.


    Zum Autor:

    Lars Haider, geboren 1969 in Hamburg, ist seit 2011 Chefredakteur des Hamburger Abendblatts. Zuvor arbeitete er für verschiedene Zeitungen. Haider ist zusammen mit zwei Freunden Gastgeber des Wein-Podcasts Vier Flaschen, der alle zwei Wochen erscheint, und pflegt eine WhatsApp-Freundschaft mit Udo Lindenberg. Er ist ein fanatischer Krimileser und großer Fan von Agatha Christie.


    Zum Inhalt:

    Fridays For Future kommt nach Hamburg und es kommt zu Anschlägen auf Aktivisten und zu einem Toten. Journalist Lukas Hammerstein und Polizeireporterin Kaja haben einen neuen Fall.


    Meine Meinung:

    Auch diesmal haben mich die Ermittlungen im Journalistenmilieu von Anfang an mitgenommen. Jederzeit ist das Hamburger Flair spürbar. Neben der sympathischen Hauptfigur Lukas Hammerstein spielt die allzeit gendernde Kriminalreporterin Kara eine wesentliche Rolle als Informationsbeschafferin. Seine drei Freunde aus dem Weinclub spielen diesmal eine kleinere Rolle. Udo Lindenberg hat auch diesmal seinen Auftritt. Dackeldame Finchen ist ein wiederkehrender Träger humoristischer Einlagen. Der Schreibstil ist entspannt und mit Humor durchsetzt. Das Tempo ist meist gemächlich und trotzdem ist es jederzeit spannend. Diesmal kann man miträtseln, wer denn Täter sein könnte und wie die verschiedenen Verbrechen zusammenhängen. Im Fokus steht diesmal die Fridays For Future Bewegung, die unglaubliche Emotionen sowohl bei Befürwortern als auch bei Gegnern erzeugt. Lukas bleibt seiner ruhigen Hamburger Art treu, während sein befreundeter Immobilienmarker sein Herz verloren hat und sogar selbst in Verdacht gerät. Auch der Wandel der Medienbranche wird thematisiert und spielt seine Rolle. Die Polizei spielt eher eine Nebenrolle, während die Journalisten den Fall mit ihren Ermittlungen voranbringen. Die Figuren sind zumeist liebevoll mit wenigen Ecken und Kanten gezeichnet. Einige überraschende Wendungen sorgen für Tempo und Spannung.

    Die Geschichte wirkt stimmig und lange Zeit hatte ich keine Ahnung, wie die Dinge ein Ganzes ergeben. Auch diesmal gibt es einen Showdown mit einer vollständigen und nachvollziehbaren Auflösung. Auch wenn meine Hoffnung auf ein erneut großartiges Buch nicht erfüllt wurden, hat mich dieser Titel sehr gut unterhalten und Lust auf mehr gemacht.


    Fazit:

    Leider kann der zweite Band das Niveau seines Vorgängers nicht halten, trotzdem ist es immer noch ein überdurchschnittlicher Titel. Folglich bewerte ich den Titel mit vier von fünf Sternen (80 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.


    ASIN/ISBN: B0C34B7FG9

    Überaus unterhaltsam


    Buchmeinung zu Tine Dreyer – »Morden in der Menopause«


    »Morden in der Menopause« ist eine Kriminalkomödie von Tine Dreyer, die 2024 im Dumont Buchverlag erschienen ist.


    Zum Autor:

    Tine Dreyer ist ein Pseudonym von Christine Drews, die 1972 in Osnabrück als Christine Meyer geboren wurde. Sie studierte Germanistik und Psychologie in Bonn. Schon während ihres Studiums arbeitete sie als Redakteurin für verschiedene TV-Formate und schrieb nach dem Magisterabschluss als Autorin für zahlreiche Comedy-Serien, bis sie sich 2002 selbstständig machte. Seitdem verfasst Christine Drews Drehbücher für Filme und TV-Serien und veröffentlicht seit 2013 Romane in verschiedenen Genre. Nachdem sie einige Jahre in England gelebt hat, wohnt Christine Drews mit ihrer Familie in Köln.


    Zum Inhalt:

    Die 48-jährige Liv wollte eigentlich nur einen Typen, der ihrem pubertierenden Sohn Drogen verkauft hat, zur Rede stellen. Am Ende hat Liv zu hart zugeschlagen und mit dem Toten fangen ihre Probleme erst an.


    Meine Meinung:

    Die Hauptfigur Liv war mir von Anfang an sympathisch, weil die Wechseljahre sie unvorbereitet treffen und sie sich müht, ihr Leben wieder in den Griff zu kriegen, ohne eine Haftstrafe absitzen zu müssen. Jedem Kapitel ist eine Anmerkung zu Themen aus dem Bereich Menopause vorangestellt. Liv ist mit Haushalt, drei Kindern, Halbtagsjob und Seniorenbetreuung voll ausgelastet. Dann hat ihr Ehemann auch noch ein Geheimnis und Liv muss in einen Abgrund blicken. Manche Szenen wirken durchaus realistisch und bilden wahres Leben ab. Die meisten Figuren sind aber überspitzt dargestellt mit Eigenheiten, die zu komischen, skurrilen oder sogar absurden Situationen führen. Notfalls hilft der Zufall um verschiedene Szenen zu verbinden. Dank des angenehmen Schreibstils, der verschiedenen Humorvarianten und der spürbaren Liebe zu den meisten Figuren liest sich die Geschichte locker weg. Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt und habe das Buch in weiten Teilen genossen. Beeindruckt hat mich das von der Autorin gezeichnete Ende.


    Fazit:

    Diese Kriminalkomödie hat mich sehr gut unterhalten und der rote Faden zum Finale hat mich beeindruckt. Deshalb bewerte ich den Titel mit fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung aus.


    ASIN/ISBN: B0CLL1NKVP

    Klassischer japanischer Detektivroman


    Buchmeinung zu Seishi Yokomizo – »Das Dorf der acht Gräber«


    »Das Dorf der acht Gräber« ist ein Kriminalroman von Seishi Yokomizo, der 2024 bei Blumenbar in der Übersetzung von Ursula Gräfe erschienen ist. Der Titel der japanischen Originalausgabe lautet »Yatsuhakamura« und ist 1971 erschienen. Das ungekürzte Hörbuch ist 2024 bei Aufbau Audio erschienen. Dies ist der dritte Band um den japanischen Privatdetektiv Kosuke Kindaichi.


    Zum Autor:

    Seishi Yokomizo, 1902-1981, ist einer der berühmtesten und beliebtesten japanischen Autoren von Kriminalromanen. Er wurde in Kobe geboren und las als Junge unzählige Detektivgeschichten, bevor er selbst mit dem Schreiben begann. Allein seine Serie um Kosuke Kindaichi besteht aus 77 Büchern. »Die rätselhaften Honjin-Morde« ist der erste Band dieser Reihe und gewann sogleich den ersten Preis für Kriminalautoren Japans.

    Ursula Gräfe hat Japanologie, Anglistik und Amerikanistik in Frankfurt am Main studiert. Seit 1989 arbeitet sie als Literaturübersetzerin aus dem Japanischen und Englischen und hat neben zahlreichen Werken Haruki Murakamis auch Sayaka Murata und Yukiko Motoya ins Deutsche übertragen.


    Sprecher:

    Denis Moschitto, geboren 22. Juni 1977 in Köln, ist ein deutscher Filmschauspieler und Synchronsprecher. Mit Schock gab er 2023 sein Debüt als Drehbuchautor und Filmregisseur.

    Denis Moschitto hat mich mit seinem meist ruhigen Vortrag voll und ganz überzeugt.


    Zum Inhalt:

    1946: Tatsuya Terada gibt seinen Job in der Stadt auf, um im Dorf der acht Gräber seine ihm unbekannte Familie kennen zu lernen, die ihn gesucht hatte. Auf dem Dorf soll ein Fluch liegen, dem mit der Heimkehr Tatsuyas neues Leben eingehaucht wurde.


    Meine Meinung:

    Im Prolog wird die Geschichte einer Samuraigruppe erzählt, die dem Dorf der acht Gräber seinen Namen gab und den Fluch begründet.

    Zu meiner Überraschung wird die aktuelle Geschichte nicht aus der Sicht der Serienfigur Kosuke erzählt, sondern aus der Sicht eines der Hauptbeteiligten. Tatsuya tritt als Ich-Erzähler auf, der selbst auch der Täter sein könnte. Kosuke agiert eher im Hintergrund und äußert sich an manchen Stellen kurz in Anwesenheit Tatsuyas mit seinen Anmerkungen und Gedanken zum Fall. Bei Tatsuya hatte ich mehrfach das Gefühl, dass er Informationen zurückhält oder geschönt darstellt. Trotzdem hat mich die Figur Tatsuya gefesselt und als er in Gefahr gerät, habe ich mit ihm gelitten. Der Leser erfährt einiges zur japanischen Kultur, zu Traditionen und zu den gelebten Strukturen. Manche der Figuren haben Geheimnisse und ihr Verhalten erscheint manchmal verdächtig. Hin und wieder macht sich Tatsuya ausführliche Gedanken zum Fall und gerade an diesen Stellen kann man wunderbar miträtseln.

    Das Erzähltempo ist meist moderat, aber Spannung ist jederzeit gegeben. Am Ende präsentiert Kosuke die nachvollziehbare Auflösung und etliche Verhaltensweisen der Beteiligten werden verständlich. Die Geschichte hat mir einige Stunden uneingeschränktes Lesevergnügens gegeben.


    Fazit:

    Ein sehr gelungener Nachkriegsroman, der zudem Elemente der japanischen Kultur und Traditionen nutzt. Mich hat der Titel jederzeit gefesselt und Lust auf mehr gemacht. Deshalb bewerte ich den Krimi mit fünf von fünf Sternen (90 von 100 Punkten) und spreche eine Leseempfehlung für die Freunde eher ruhiger Kriminalromane aus.


    ASIN/ISBN: B0D6RJD8K8