Beiträge von wampy

    Buchmeinung zu Jelka Dieckens – Elbsirenen: Morinos erster Fall


    „Elbsirenen: Morinos erster Fall“ ist ein Kriminalroman von Jelka Dieckens, der 2016 bei Electric Elephant Publishing als e-Book erschienen ist. Es ist der Debutroman der Autorin.


    Zum Autor:


    Jelka Dieckens wurde 1980 in Hamburg geboren. Nach einem Studium der Philosophie und Literaturwissenschaft und der Promotion in Osnabrück zog es sie schließlich in ihre alte Heimat zurück, wo sie auch heute noch lebt und arbeitet. Bis 2012 war Dieckens als Rezensentin und freie Redakteurin für Zeitschriften des Kelter-Verlags und in einer Hamburger Contentschmiede tätig, seitdem ist sie freiberufliche Texterin.


    Klappentext:


    Hamburg-Krimi mal anders mit einem Hauch Erotik
    „Er war berühmt, ja?‟ fragte Morino.
    Bea ließ ein klägliches Lachen hören. „Ja, so kann man das sagen. Er war einer der Sterne am deutschen Schlagerhimmel. Oh weia, das wird Wellen schlagen….‟
    Francesco Morino nickte und wandte sich wieder dem Toten zu. Eine Berühmtheit, auch das noch.
    Sex, Exzess & Fetenhits – Starmusiker Harry war eindeutig auf dem Schlagerolymp angekommen! Umso überraschender, als der Sänger tot in seinem Loft auf der Hamburger Schanze gefunden wird. Das Polizistenduo Francesco Morino und Bea Hinrichs beginnt mit den Ermittlungen. Doch was wie ein Routinefall aussieht, führt die Kommissare schon bald immer tiefer in einen Sumpf aus Lügen und Geheimnissen hinter den Kulissen der Musikszene. Es mangelt nicht an Verdächtigen. Denn wer die Charts stürmt wie die Herzen und Betten seiner Fans, kann nicht vermeiden, sich unterwegs ein paar Feinde zu machen.
    Ein Roman wie ein Ohrwurm – Jelka Dieckens’ Debut lässt den Leser so schnell nicht mehr los! Ein spannender Regionalkrimi mit Hamburger Charme und mehr als nur einem Hauch Erotik, der bereits auf eine Zugabe hoffen lässt, bevor der letzte Vorhang gefallen ist.


    Meine Meinung:
    Das Buch liest sich angenehm und flüssig. Trotzdem kam ich nur schwer in die Geschichte rein. Die beiden Kommissare Francesco Morino und Bea Hinrichs konnten mich nicht fesseln und blieben mir irgendwie fremd. Der Spannungsbogen blieb flach, auch wenn an einigen Stellen versucht wurde, ihn mit Sexszenen zu reanimieren.
    Der Fall selber war interessant angelegt, kam aber nicht zum Laufen. Da versuchten dann Zeuginnen, den Kommissar zu betören und ins Bett zu kriegen. Das war tödlich für den Spannungsbogen. Da zudem Beas Beziehung sich nur über guten Sex definierte, war das Ganze ein bisschen eintönig.
    Der Fortschritt in den Ermittlungen wurde von Zufällen oder neuen Verbrechen getrieben. Bea erfährt Wichtiges, als sie sich privat um eine Zeugin kümmert und eine Randfigur wird überraschend ermordet. Die polizeilichen Ermittlungen verlaufen dagegen im Sande.
    Auch die Figurenzeichnung konnte mich nicht überzeugen. Bea und Francesco waren einfach zu glatt. Viele der Nebenfiguren waren nur angedeutet oder wie ein Musikmanager total überzeichnet. Dazu wimmelt es im Roman von schönen und attraktiven Leuten. Selbst bei einer Beisetzung auf dem Friedhof fällt Morino eine außergewöhnliche Schönheit auf, deren Verfolgung er sofort aufnimmt.


    Fazit:
    Die Autorin kann angenehm und fesselnd schreiben, aber der Plot und die Figurenzeichnung leiden an dem gewollt erotischen Touch, dem auch der Spannungsbogen zum Opfer fällt. So kann ich leider vier von zehn Punkten vergeben.

    Buchmeinung zu Agatha Christie – 16 Uhr 50 ab Paddington


    Die Originalausgabe erschienen 1957 unter dem Titel „4.50 from Paddington“, die deutsche Ausgabe erstmals 1960 bei Scherz in der Übersetzung von Karl Hellwig. Die vollständige Lesung durch Katharina Thalbach, die 2013 bei Der Hörverlag erschienen ist, basiert auf einer Übersetzung von Ulrich Blumenbach.


    Klappentext:


    Aus ihrem Zugabteil beobachtet Elspeth McGillicuddy einen Mord in einem anderen Zug. Hilflos muss sie zuschauen, wie ein Mann eine Frau erwürgt. Die Frau geht zu Boden, der Zug fährt davon. Es gibt keine Verdächtigen, keine anderen Zeugen - und, zu guter Letzt, auch keine Leiche. Keiner glaubt Elspeth. Außer ihrer Freundin Miss Marple, die nicht ruht, bis sie den Täter dingfest gemacht hat.


    Meine Meinung:
    Anders als bei der bekannten Verfilmung tritt Miss Marple meist nur im Hintergrund auf. Die Arbeit auf dem verdächtigen Anwesen wird durch eine junge Haushaltsfachkraft ausgeführt, die von Miss Marple engagiert wurde. Grundlage des Romans ist eine seltsame Klausel bei der Vererbung eines Gutes. Der mittlerweile 70-jährige Besitzer hat nur Verfügungsgewalt über die anfallenden Zinsen. Das Erbe geht bei seinem Ableben an das älteste noch lebende Kind oder dessen Erben. Alle noch lebenden Kinder sind mittlerweile gestandene Erwachsene und haben ein wachsendes Interesse an einen baldigen Eintritt des Erbfalls. Die im Zug umgebrachte Frau könnte die Ehefrau eines m Krieg verstorbenen Sohnes sein.
    Die Rolle der Haushaltsfachkraft hat mir sehr gut gefallen. Sie vertritt praktisch Miss Marple vor Ort und wirkt auf alle männlichen Bewohner des Hauses anziehend. Ein geschickter Schachzug der Autorin. Von Miss Marple ist lange Zeit nichts zu hören und zu sehen, erst zur Täterüberführung kommt sie auf das Gut.
    Es ist wie häufig bei Agatha Christie, man glaubt alle Fakten zu kennen und hat doch keinen Schimmer, wer es ist. Mein Hauptverdächtiger ist einer Vergiftung erlegen. Das Buch ist ein typischer Landhauskrimi mit einer begrenzten Anzahl an Verdächtigen. Trotzdem wird die Spannung durchgängig hoch gehalten. Hin und wieder lockern humorvolle Szenen die trockene Grundgeschichte auf.


    Zum Sprecher:
    Katharina Thalbach hat mich bei diesem Hörbuch überzeugt. Das einzige Manko ist, das sie auch mit der Lautstärke arbeitet und man dann die leisen Stellen nicht mehr mitbekommt.


    Fazit:
    Ein ruhiger Krimi mit einer überraschenden Auflösung, die allerdings etwas aufgesetzt wirkt. Von mir gibt es gute drei Sterne (75 / 100 Punkte). Dieses Buch kann allen Fans englischer Landhauskrimis uneingeschränkt empfohlen werden.

    Buchmeinung zu Monika Detering – Wer liebt, stirbt zweimal


    „Wer liebt, stirbt zweimal“ ist ein Kriminalroman von Monika Detering, der 2016 bei dp Digital Publishers als e-Book erschienen ist.


    Zum Autor:
    Monika Detering arbeitete als Puppenkünstlerin mit zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland, war als freie Journalistin tätig und entschied sich später für das belletristische Schreiben. Sie veröffentlicht Romane, Krimis und Kurzgeschichten, schreibt solo, aber auch im Team mit dem Autor Horst-Dieter Radke. Sie ist Mitglied bei den „Mörderischen Schwestern“ und den „42erAutoren“.


    Klappentext:


    Sommer auf Langeoog. In einem Haus auf der Insel bricht Feuer aus. Nach den Löscharbeiten entdeckt der Brandmeister ein totes und ein schwer verletztes Mädchen.
    Die Kommissare Carla Bernstiel und Gerrit Blau finden weder Papiere noch die Handys der Opfer. Das Haus gehört Eleonore Bracht. Die Frau ist nicht aufzufinden, bis sich jemand daran erinnert, dass sie am Bodensee weilt.
    In Bremen versucht Mira Hauser vergeblich, ihre Tochter Jördis auf dem Handy zu erreichen. Sie ist beunruhigt, denn die Erreichbarkeit war eine der Bedingungen für diesen Urlaub auf Langeoog...


    Meine Meinung:
    Manchmal ist man vom ersten Satz drin in der Geschichte oder an den Figuren dran. Beides war bei mir diesmal nicht der Fall. Während des gesamten Buches blieben mir die Kommissare fremd. Sie machten irgendwie ihre Arbeit, hatten irgendwelche private Probleme und harmonisierten einfach nicht. Die drei Polizisten waren mir weder sympathisch noch unsympathisch. Ab und zu gab es kleine heitere Episoden, die die Spannung auflockern sollten. Doch dies gelang mangels Spannung nicht. Die meiste Spannung kam bei der Frage auf, welche Tochter tot und welche noch am Leben ist. An vielen Stellen war das Verhalten der Beteiligten für mich nicht nachvollziehbar.
    Die Sprache war durchaus angebehn und das Buch ließ sich flüssig lesen. Gleich zu Beginn tauchte ein unbekannter Mann auf, der auch später noch in Erscheinung trat. Er brachte eine traurige und besorgniserregende Stimmung ein. Die Auflösung des Falls war relativ früh abzusehen.
    Es gelang der Autorin nur selten ein Insel-Feeling zu vermitteln. Manchmal wirkte es, als solle mit dem Dampfhammer Spannung und Inselflair aufgebaut werden. Gelungen war die Schilderung der Besorgnis der beiden Elternpaare. Im Gegensatz dazu hat mir die Beschreibung der Sekte überhaupt nicht gefallen. Sie wirkte vollkommen überzogen.


    Fazit:
    Dieser Roman hat mich in weiten Teilen enttäuscht. Die Figuren wirkten leblos und die Handlung kam nicht ins Rollen. So kann ich nur 50 / 100 Punkten oder zwei von fünf Sternen vergeben. Leider kann ich das Buch nicht empfehlen.

    Buchmeinung zu Erwin Kohl – Verdammt lang tot


    „Verdammt lang tot“ ist ein Kriminalroman von Erwin Kohl, der 2015 bei Bastei Lübbe als Taschenbuch erschienen ist. Dies ist der erste Band um den Ermittler Lukas Born.


    Zum Autor:


    Erwin Kohl wurde 1961 in Alpen am Niederrhein geboren und hat diese herrliche Tiefebene seither nicht verlassen. Heute wohnt er mit seiner Familie in Wesel - Ginderich. Neben der Produktion diverser Hörfunkbeiträge schreibt Kohl als freier Journalist für die NRZ / WAZ und die Rheinische Post. Grundlage von bislang elf Kriminalromanen und zahlreichen Kurzgeschichten sind zumeist reale Begebenheiten. Die Soziologie der Niederrheiner und ihre vielschichtigen Charaktere bilden häufig den Hintergrund der Geschichten.


    Klappentext:


    Die Sache stinkt gewaltig, resümiert Lukas Born. Der suspendierte Hauptkommissar von der Krefelder Kripo ermittelt in einem Todesfall, und das auf eigene Faust. Bei dem Toten handelt es sich nämlich um einen Bekannten von ihm, um Wolfgang "Wolle" Lodzinski. Der soll angeblich Selbstmord in einem Baggersee bei Uedem begangen haben - völliger Quatsch, wie Lukas weiß, war Wolle doch nicht nur ein Ex-Profi-Schwimmer, sondern auch dabei, endlich in seinem Leben aufzuräumen. Also verfolgt Lukas Spur um Spur - und gerät damit selbst ins Visier des Mörders -


    Meine Meinung:
    Von der ersten Seite an war ich in der Geschichte drin. Lucas Born, getrennt lebender Vater eines Sohnes, ist gelernter Kriminalkommissar, der nach einem ungünstig verlaufenem Entführungsfall psychische Probleme bekam und die Polizei verlassen mußte. Drei Jahre danach lebt er am Existenzminimum in einem Wohnmobil auf einem Campingplatz. Dort ist er mit Hund Manolo Mitglied der Dauercamperclique. Alle haben eine kleine Macke, halten aber wie Pech und Schwefel zusammen. Als der Fall für Lucas zu aufwendig wird, erhält er die Unterstützung seiner Camperfreunde. Diese sind kaum noch zu bremsen ob dieser aufregenden Vorgänge. Zusammen mit den Kontakten aus seiner Polizeizeit kommt eine motivierte und auch schlagkräftige Truppe dabei heraus.
    Der Autor wechselt immer wieder zwischen Szenen, die sich mehr dem Kriminalfall widmen, und solchen, die humorvoll eine liebenswerte Gruppe von Menschen und deren Zusammenleben beschreiben. Auch die liebevolle Beschreibung der niederrheinischen Landschaft kommt nicht zu kurz. Zum Ende hin liegt der Schwerpunkt eindeutig auf dem Kriminalfall, der auch noch eine unerwartete Wendung nimmt. Dabei bleiben Geschichte und Personen absolut glaubwürdig.


    Fazit:
    Die Beschreibung der Figuren zeigt vor allem lebendige Menschen, die zusammen halten. Lucas Born ist ein sympathischer Ermittler, dem nichts menschliches fremd ist. Humorvolle Sequenzen lockern die Geschichte immer wieder auf, sorgen aber auch für einen Spannungsabfall. Trotzdem hat mir das Buch sehr gefallen – ich bin auch Niederrheiner – und ich kann es jedem empfehlen, der einen ruhigen Verlauf mit netten Gestalten in einem Krimi zu schätzen weiss. Meine Bewertung lautet 80 / 100 Punkten oder vier von fünf Sternen. Ich freue mich schon auf einen Folgeband.

    Buchmeinung zu Alexander Hartung – Bis alle Schuld beglichen


    Die Originalausgabe erschienen 2014 bei Amazon Publishing. Ich habe die ungekürzte Lesung von Martin L. Schäfer als Download des Amazon Hörbuchs gehört, die 2014 erschienen ist. Dies ist vom zeitlichen Handlungsablauf der erste Fall für Jan Tommen.


    Klappentext:
    An einem Sonntagmorgen werden Jan Tommen und seine Freundin Betty von Jans Kollegen der Berliner Mordkommission aus dem Bett geklingelt. Er steht unter dringendem Tatverdacht, die Beweislage ist eindeutig: Sein Auto wurde am Tatort gesehen, die Tatwaffe ist mit seinen Fingerabdrücken übersät und seine DNA wurde am Opfer gefunden. Bei dem Toten handelt es sich um Richter Georg Holoch, der Jan vor Jahren wegen Körperverletzung im Dienst verurteilte. Damit gibt es auch ein Motiv


    Jan hat keinerlei Erinnerung an den Vorabend. Dem erfahrenen Mordermittler bleibt nichts anderes übrig, als aus der Untersuchungshaft zu fliehen und abzutauchen. Er muss auf eigene Faust nach dem wahren Täter suchen. Der befreundete Geldeintreiber Chandu, die Forensikerin Zoe und der spätpubertierende Computer-Freak Max helfen ihm dabei.


    Der Mörder hat gerade erst damit begonnen, seine schrecklichen Pläne in die Tat umzusetzen…


    Meine Meinung:
    Das Buch ist durchaus spannend erzählt, allein die Figuren triefen von Klischees. Chandu ist der gutmütige Kleinkriminelle, den Jan einst aus der Bredoulle geholfen hat. Zoe sieht toll aus, hat Geld, arbeitet nur aus Vergnügen, raucht dauernd und lässt niemanden an sich ran. Max ist der abgehobene Computerfreak, der nur von Pizza und Cola lebt. Außer Computern gibt es eigentlich nichts in seinem Leben. Jan ist der Denker des Teams, kann Menschen meistens gut einschätzen und kann so einiges aushalten. Gesetze sind nicht so wichtig, wenn sie der Aufklärung im Weg stehen. Dazu kommen noch ausgiebig beschriebene Gewaltszenen und saudumme Kollegen. Dies ist um so ärgerlicher als das der Autor spannend und fesselt schreiben kann und auch der Plot durchaus interessant ist.


    Zum Sprecher:
    Dies ist mein erstes Hörbuch, das von Martin L. Schäfer vorgetragen wurde. Sein Vortrag war hörenswert und hat mich überzeugt.


    Fazit:
    Das Übel an diesem Roman ist die Figurenzeichnung, die die spannende Handlung deutlich übertrifft. Somit gibt es von mir 50 / 100 Punkten oder zwei von fünf Sternen.

    Buchmeinung zu Sina Graßhof – Kobra Bar


    „Kobra Bar“ ist ein Kriminalroman von Sina Graßhof, der 2016 bei twentysix – Der Self-Publishing-Verlag erschienen ist. Es handelt sich um den Debutroman der Autorin.


    Klappentext:


    Es ist ein Uhr morgens. In der Kobra Bar wird ausgelassen gefeiert. Plötzlich sacken vier Männer in sich zusammen, tot. Die Mörder entfliehen ungesehen in die Dunkelheit. Gäste und Angestellte brechen in Panik aus – nur eine unter ihnen bleibt von alldem unberührt. Erst als sie bemerkt, dass ihre Tasche voll Bargeld verschwunden ist, lässt sie sich von der Hysterie anstecken …
    Orte des Geschehens: Deutschland (Hannover), Bahamas, Las Vegas, New York.


    Meine Meinung:
    Das Cover ist ein echter Hingucker. Das Haar der Frau wirkt wie eine angriffsbereite Kobra. Auch der Klappentext verspricht einen interessanten Kriminalfall. Der Buchinhalt enttäuschte mich auf ganzer Linie. Keine der Figuren konnte mein Interesse wecken. Auch gab es keinen Sympathieträger. Die Figuren sind durch die Bank flach und zudem voller Klischees. Kommissar Schiller ist ein meist übel gelaunter Einzelgänger, den ich mir eher als Privatdetektiv vorstellen kann. Die Fieslinge sind eigentlich nur eindimensionale Karikaturen – ihr Verhalten ist stereotyp und meist völlig unglaubwürdig. Die Handlung wirkte wie aus einem Baukasten zusammengesetzt, nur wurde der rote Faden vergessen. Dies führte zum Fehlen jeglicher Spannung bis auf eine kurze Sequenz kurz vor dem Ende. Für mich war das Verhalten fast jeder Person nicht nachzuvollziehen. Dabei schreibt die Autorin durchaus flüssig. Ihre Beschreibung der Entwicklung Fannys in Amerika und der Darstellung von Kalles Liebe ist durchaus überzeugend. Aber alles, was in Deutschland abgeht, ist nur hanebüchen.


    Fazit:
    Das Beste am Buch ist eindeutig das Cover. Der Inhalt kann leider in keiner Form mithalten. Sowohl Handlung als auch Figurenzeichnung lassen die fehlende Erfahrung der Autorin klar erkennen. Für mich war das Buch eine einzige Enttäuschung und deshalb kann ich nur drei von zehn Punkten vergeben.

    Buchmeinung zu Lawrence Block – Die Sünden der Väter


    Die Originalausgabe erschienen 1976 unter dem Titel „The Sins of the Fathers“, die deutsche Ausgabe erstmals 1977 in der Übersetzung von Heinz Nagel unter dem Titel „Mordunter vier Augen“bei Pael. Die Neuübersetzung von Stefan Mommertz mit einem Vorwort von Stephen King erschien 2016 als ebook bei LB Productions. Dies ist der Serienauftakt um den Privatdetektiv ohne Lizenz Matthew Scudder.


    Klappentext:


    »Die Sünden der Väter« stellt Matthew Scudder vor, jenen New Yorker Privatdetektiv, der von Liam Neeson in »Ruhet in Frieden« auf der Leinwand verkörpert wurde. Eine junge Prostituierte wurde getötet und der mutmaßliche Mörder hat sich in seiner Gefängniszelle erhängt. Auf der Suche nach Antworten wendet sich der Vater des toten Mädchens an Scudder. Dieser erste Band der preisgekrönten Reihe wurde ursprünglich 1976 veröffentlicht, die deutsche Ausgabe ist aber bereits seit vielen Jahren vergriffen. Der Roman wurde nun für heutige Leser von Stefan Mommertz neu übersetzt, einschließlich einer 1991 verfassten Einführung von Stephen King. Darin weist King darauf hin, dass Scudder zwar »den romantischen Untertönen der Gattung« entspricht, er aber »genauso viel von Dorian Grey wie von Travis McGee« hat. King schreibt weiter: »Block hat den Teil des Mythos, der ebenso Klischee wie Wunscherfüllung ist, beiseitegelegt und ihn durch etwas ersetzt, das sehr viel glaubwürdiger ist. Das Ergebnis ist eine Reihe von Büchern, die genau genommen ein einziges sind – eine urban-alkoholkranke moderne Version der ›Pilgerreise‹ –, mit einer Figur, die ganz und gar über die Gattung hinauswächst, der sie entsprungen ist.«

    Meine Meinung:
    Dies ein ein sehr beeindruckender Serienauftakt, obwohl oder weil nur wenig Aktion vorhanden ist. Der Expolizist Matthew Scudder wird von einem Vater beauftragt, die Ursachen für den Tod seiner Tochter herauszufinden. So außergewöhnlich wie dieser Auftrag, so außergewöhnlich ist die Hauptfigur. Bei einem Schusswechsel nach einem Raubüberfall hat Scudder nicht nur einen der Täter erschossen, sondern auch ein unbeteiligtes junges Mädchen mit einem Querschläger tödlich verletzt. Daraufhin hat er die Polizei kurz vor Erreichen der „Betriebsrente“ verlassen. Auch seine Ehe ging dabei in die Brüche. Da er über keine Lizenz als Privatdetektiv verfügt, leistet er seinen „Klienten“ nur Gefallen, für die er ein Geschenk erwartet. Dieses Verfahren ist ihm aus seimer Polizistenzeit noch gut bekannt. Auch wenn er nicht religiös ist, so bekommt die Kirche doch einen Zehnten von seinen Einnahmen. Meistens erhält die katholische Kirche diesen Anteil, nicht weil er sie mag, sondern weil sie die längsten Öffnungszeiten haben. Sein Lieblingsgetränk ist Kaffee mit einem Schuss Whiskey – Scudder hat also auch ein Alkoholproblem. Seine Sicht der Dinge ist realitätsnah und frei von positiven Erwartungen. Seinen Gefallen leistet er mit aller Hartnäckigkeit, die er aufbieten kann. Er spricht mit vielen Leuten und sagt häufig, dass er verstanden hat. Dabei kommt körperliche Gewalt eigentlich gar nicht vor. Ein bisschen Aktion kommt in die Handlung nur, als Scudder bei einer Kneipentour von einem Hobbygangster überfallen wird. Diesem Hobbygangster vermittelt Scudder unmissverständlich, das er für diesen Job zu weich ist – halt ein guter Junge, der Matt. Dann kann er seinem Auftraggeber Bericht erstatten, nicht ohne darauf hinzuweisen, dass man ihm doch bitte von Anfang an, die ganze Wahrheit erzählen solle. Der Klient bekommt die ungeschminkte Wahrheit und Matt Scudder die Erkenntnis, dass man den falschen Täter ermittelt hat. Matthew Scudder forscht weiter und kennt den Täter, ohne rechtskräftige Beweise zu haben. Auch hier sucht er das Gespräch und bietet dem Täter, eine Chance, die er nicht ablehnen kann.
    Matthew Scudder ist eine unglaublich faszinierende Figur, die sehr komplex ist und beileibe nicht nur positive Eigenschaften hat. Aber er steht trotz aller Widrigkeiten mit beiden Beinen im Leben und versucht das Beste aus seiner Situation zu machen. Er hat die Erfahrung, den Verstand und die Verbindungen, um erfolgreich zu sein. Seine Lieblingsmethode ist das Gespräch, und wenn sonst niemand zur Hand ist, so redet er mit einem Barmann. Thema ist dabei längst nicht immer der Fall. Spannung im klassischen Sinn gibt es nicht und trotzdem konnte ich das Buch kaum zur Seite legen. Da der Roman aus der Sicht Scudders erzählt wird, weiß Matt nicht mehr als der Leser und dennoch wurde ich von den Ergebnissen seiner Gedanken überrascht.


    Fazit:
    Ganz der Noir sind eigentlich alle auftretenden Charaktere Verlierer. Diese trübe Grundstimmung prägt das Buch und positive Ereignisse finden nicht statt. Das Buch lebt von der Hauptfigur, von der eine unglaubliche Faszination ausgeht. Besonders gefallen hat mir, dass es fast keine Gewaltszenen, dafür aber einige Stellen mit einem sehr trockenen Humor gibt. Mich hat das Buch voll überzeugt und ich vergebe gerne fünf Sterne (90 / 100 Punkte). Das Buch kann allen empfohlen werden, die einen eher ruhigen Fall mögen. Freunde von Aktionsfeuerwerken oder blutigen Detailbeschreibungen werden mit diesem Buch nicht glücklich werden.

    Buchmeinung zu Agatha Christie – 16 Uhr 50 ab Paddington


    Die Originalausgabe erschienen 1957 unter dem Titel „4.50 from Paddington“, die deutsche Ausgabe erstmals 1960 bei Scherz in der Übersetzung von Karl Hellwig. Die vollständige Lesung durch Katharina Thalbach, die 2013 bei Der Hörverlag erschienen ist, basiert auf einer Übersetzung von Ulrich Blumenbach.


    Klappentext:


    Aus ihrem Zugabteil beobachtet Elspeth McGillicuddy einen Mord in einem anderen Zug. Hilflos muss sie zuschauen, wie ein Mann eine Frau erwürgt. Die Frau geht zu Boden, der Zug fährt davon. Es gibt keine Verdächtigen, keine anderen Zeugen - und, zu guter Letzt, auch keine Leiche. Keiner glaubt Elspeth. Außer ihrer Freundin Miss Marple, die nicht ruht, bis sie den Täter dingfest gemacht hat.


    Meine Meinung:
    Anders als bei der bekannten Verfilmung tritt Miss Marple meist nur im Hintergrund auf. Die Arbeit auf dem verdächtigen Anwesen wird durch eine junge Haushaltsfachkraft ausgeführt, die von Miss Marple engagiert wurde. Grundlage des Romans ist eine seltsame Klausel bei der Vererbung eines Gutes. Der mittlerweile 70-jährige Besitzer hat nur Verfügungsgewalt über die anfallenden Zinsen. Das Erbe geht bei seinem Ableben an das älteste noch lebende Kind oder dessen Erben. Alle noch lebenden Kinder sind mittlerweile gestandene Erwachsene und haben ein wachsendes Interesse an einen baldigen Eintritt des Erbfalls. Die im Zug umgebrachte Frau könnte die Ehefrau eines m Krieg verstorbenen Sohnes sein.
    Die Rolle der Haushaltsfachkraft hat mir sehr gut gefallen. Sie vertritt praktisch Miss Marple vor Ort und wirkt auf alle männlichen Bewohner des Hauses anziehend. Ein geschickter Schachzug der Autorin. Von Miss Marple ist lange Zeit nichts zu hören und zu sehen, erst zur Täterüberführung kommt sie auf das Gut.
    Es ist wie häufig bei Agatha Christie, man glaubt alle Fakten zu kennen und hat doch keinen Schimmer, wer es ist. Mein Hauptverdächtiger ist einer Vergiftung erlegen. Das Buch ist ein typischer Landhauskrimi mit einer begrenzten Anzahl an Verdächtigen. Trotzdem wird die Spannung durchgängig hoch gehalten. Hin und wieder lockern humorvolle Szenen die trockene Grundgeschichte auf.


    Zum Sprecher:
    Katharina Thalbach hat mich bei diesem Hörbuch überzeugt. Das einzige Manko ist, das sie auch mit der Lautstärke arbeitet und man dann die leisen Stellen nicht mehr mitbekommt.


    Fazit:
    Ein ruhiger Krimi mit einer überraschenden Auflösung, die allerdings etwas aufgesetzt wirkt. Von mir gibt es gute drei Sterne (75 / 100 Punkte). Dieses Buch kann allen Fans englischer Landhauskrimis uneinschränkt empfohlen werden.

    Buchmeinung zu Daniel Silva – Die Loge


    Die Originalausgabe erschienen 2003 unter dem Titel „The confessor“, die deutsche Ausgabe erstmals 2005 bei Piper in der Übersetzung von Wulf Bergner. Ich habe die gekürzte Lesung von Axel Wostry gehört, die 2008 bei audio media erschienen ist. Dies ist der dritte Band um den israelischen Agenten Gabriel Allon.


    Klappentext:


    Crux Vera. Das wahre Kreuz. So lautet der Name einer vatikanischen Geheimloge. Höchste Kurienmitglieder und einflußreiche Politiker gehören ihr an. Und ihr Ziel ist es, den neu gewählten Papst zu töten: Er will die uralten Archive der Kurie öffnen lassen - und damit brisante Dokumente der Öffentlichkeit zugänglich machen. Crux Vera kann das nicht zulassen, und ihr erstes Opfer ist Professor Benjamin Stern, der zu viele Fragen über die nationalsozialistische Vergangenheit der Kurie stellt. Doch Stern ist ein enger Freund von Gabriel Allon. Allon macht sich auf die Suche nach den Hintermännern - und steht bald auf der schwarzen Liste von Crux Vera und deren Killer, dem "Leoparden", einem alten Bekannten...


    Meine Meinung:
    Dieses Hörbuch war das erste von diesem Autor. Das Buch ist extrem spannend und trotzdem hat es mir überhaupt nicht gefallen. Die Charaktere sind fast alle flach und simpel, allein Gabriel Allon und der Leopard sind komplexer. Mein Hauptproblem mit dem Buch liegt in der Grundhaltung des Buches, die tödliche Gewalt zur Wahrung eigener Interessen oder auch nur zu Rachezwecken gut heißt. Tote pflastern ihren Weg, sowohl bei Gabriel Allon als auch beim Leopard. Dort trifft es noch ein paar Verbündete, die Zeugen seiner Taten geworden sind. Bei Gabriel Allon sind es ein paar Polizisten, die ihn festsetzen wollen. Dazu ist Herr Allon noch ein Supermann und Womanizer. Neben seiner Agententätigkeit ist er noch einer der weltbesten Restauratoren.


    Zum Sprecher:
    Der Sprecher ist das Beste an diesem Hörbuch. Axel Wostry hat einen guten Job gemacht.


    Fazit:
    Es ist spannender Schund. Mehr als zwei Sterne (50 / 100 Punkte) kann es nicht geben.

    Buchmeinung zu Lawrence Block – Die Sünden der Väter


    Die Originalausgabe erschienen 1976 unter dem Titel „The Sins of the Fathers“, die deutsche Ausgabe erstmals 1977 in der Übersetzung von Heinz Nagel unter dem Titel „Mordunter vier Augen“bei Pael. Die Neuübersetzung von Stefan Mommertz mit einem Vorwort von Stephen King erschien 2016 als ebook bei LB Productions. Dies ist der Serienauftakt um den Privatdetektiv ohne Lizenz Matthew Scudder.


    Klappentext:


    »Die Sünden der Väter« stellt Matthew Scudder vor, jenen New Yorker Privatdetektiv, der von Liam Neeson in »Ruhet in Frieden« auf der Leinwand verkörpert wurde. Eine junge Prostituierte wurde getötet und der mutmaßliche Mörder hat sich in seiner Gefängniszelle erhängt. Auf der Suche nach Antworten wendet sich der Vater des toten Mädchens an Scudder. Dieser erste Band der preisgekrönten Reihe wurde ursprünglich 1976 veröffentlicht, die deutsche Ausgabe ist aber bereits seit vielen Jahren vergriffen. Der Roman wurde nun für heutige Leser von Stefan Mommertz neu übersetzt, einschließlich einer 1991 verfassten Einführung von Stephen King. Darin weist King darauf hin, dass Scudder zwar »den romantischen Untertönen der Gattung« entspricht, er aber »genauso viel von Dorian Grey wie von Travis McGee« hat. King schreibt weiter: »Block hat den Teil des Mythos, der ebenso Klischee wie Wunscherfüllung ist, beiseitegelegt und ihn durch etwas ersetzt, das sehr viel glaubwürdiger ist. Das Ergebnis ist eine Reihe von Büchern, die genau genommen ein einziges sind – eine urban-alkoholkranke moderne Version der ›Pilgerreise‹ –, mit einer Figur, die ganz und gar über die Gattung hinauswächst, der sie entsprungen ist.«

    Meine Meinung:
    Dies ein ein sehr beeindruckender Serienauftakt, obwohl oder weil nur wenig Aktion vorhanden ist. Der Expolizist Matthew Scudder wird von einem Vater beauftragt, die Ursachen für den Tod seiner Tochter herauszufinden. So außergewöhnlich wie dieser Auftrag, so außergewöhnlich ist die Hauptfigur. Bei einem Schusswechsel nach einem Raubüberfall hat Scudder nicht nur einen der Täter erschossen, sondern auch ein unbeteiligtes junges Mädchen mit einem Querschläger tödlich verletzt. Daraufhin hat er die Polizei kurz vor Erreichen der „Betriebsrente“ verlassen. Auch seine Ehe ging dabei in die Brüche. Da er über keine Lizenz als Privatdetektiv verfügt, leistet er seinen „Klienten“ nur Gefallen, für die er ein Geschenk erwartet. Dieses Verfahren ist ihm aus seimer Polizistenzeit noch gut bekannt. Auch wenn er nicht religiös ist, so bekommt die Kirche doch einen Zehnten von seinen Einnahmen. Meistens erhält die katholische Kirche diesen Anteil, nicht weil er sie mag, sondern weil sie die längsten Öffnungszeiten haben. Sein Lieblingsgetränk ist Kaffee mit einem Schuss Whiskey – Scudder hat also auch ein Alkoholproblem. Seine Sicht der Dinge ist realitätsnah und frei von positiven Erwartungen. Seinen Gefallen leistet er mit aller Hartnäckigkeit, die er aufbieten kann. Er spricht mit vielen Leuten und sagt häufig, dass er verstanden hat. Dabei kommt körperliche Gewalt eigentlich gar nicht vor. Ein bisschen Aktion kommt in die Handlung nur, als Scudder bei einer Kneipentour von einem Hobbygangster überfallen wird. Diesem Hobbygangster vermittelt Scudder unmissverständlich, das er für diesen Job zu weich ist – halt ein guter Junge, der Matt. Dann kann er seinem Auftraggeber Bericht erstatten, nicht ohne darauf hinzuweisen, dass man ihm doch bitte von Anfang an, die ganze Wahrheit erzählen solle. Der Klient bekommt die ungeschminkte Wahrheit und Matt Scudder die Erkenntnis, dass man den falschen Täter ermittelt hat. Matthew Scudder forscht weiter und kennt den Täter, ohne rechtskräftige Beweise zu haben. Auch hier sucht er das Gespräch und bietet dem Täter, eine Chance, die er nicht ablehnen kann.
    Matthew Scudder ist eine unglaublich faszinierende Figur, die sehr komplex ist und beileibe nicht nur positive Eigenschaften hat. Aber er steht trotz aller Widrigkeiten mit beiden Beinen im Leben und versucht das Beste aus seiner Situation zu machen. Er hat die Erfahrung, den Verstand und die Verbindungen, um erfolgreich zu sein. Seine Lieblingsmethode ist das Gespräch, und wenn sonst niemand zur Hand ist, so redet er mit einem Barmann. Thema ist dabei längst nicht immer der Fall. Spannung im klassischen Sinn gibt es nicht und trotzdem konnte ich das Buch kaum zur Seite legen. Da der Roman aus der Sicht Scudders erzählt wird, weiß Matt nicht mehr als der Leser und dennoch wurde ich von den Ergebnissen seiner Gedanken überrascht.


    Fazit:
    Ganz der Noir sind eigentlich alle auftretenden Charaktere Verlierer. Diese trübe Grundstimmung prägt das Buch und positive Ereignisse finden nicht statt. Das Buch lebt von der Hauptfigur, von der eine unglaubliche Faszination ausgeht. Besonders gefallen hat mir, dass es fast keine Gewaltszenen, dafür aber einige Stellen mit einem sehr trockenen Humor gibt. Mich hat das Buch voll überzeugt und ich vergebe gerne fünf Sterne (90 / 100 Punkte). Das Buch kann allen empfohlen werden, die einen eher ruhigen Fall mögen. Freunde von Aktionsfeuerwerken oder blutigen Detailbeschreibungen werden mit diesem Buch nicht glücklich werden.

    Buchmeinung zu Cay Rademacher – Brennender Midi


    „Brennender Midi“ ist ein Kriminalroman von Cay Rademacher, der 2016 bei DuMont erschienen ist. Dies ist der dritte Provence-Krimi mit Capitaine Roger Blanc.


    Klappentext von amazon:


    Es ist Herbst geworden in der Provence – und Capitaine Roger Blanc kommt nicht zur Ruhe. Im Nachbarort Lançon stürzt ein Propellerflugzeug über einem Olivenhain ab, der Pilot der Maschine ist tot. Blanc und seine Kollegen sehen sich schon bald mit vielen Ungereimtheiten konfrontiert: Der Tote war beim Militär und dort als hervorragender Flieger bekannt. Mehrere Zeugen wollen den Absturz beobachtet haben, doch ihre Aussagen passen nicht zusammen. Wer lügt? Handelt es sich vielleicht gar nicht um einen tragischen Unfall? Der Capitaine beginnt mit den Ermittlungen, die schon bald Beunruhigendes zutage fördern. Offenbar ist der Tote noch für einen anderen, geheimnisvollen Auftraggeber geflogen. Und seine Kameraden sind seltsamerweise überhaupt nicht erschüttert angesichts des Unfalls …
    Auch Blancs Privatleben bleibt turbulent. Mit den Scheidungspapieren hat er das Ende seiner Ehe nun schriftlich. Und seine Beziehung zu Untersuchungsrichterin Aveline Vialaron-Allègre gestaltet sich nicht ganz einfach. Vielleicht ist da Ablenkung durch die Arbeit ganz gut. Doch dann stirbt noch jemand im Olivenhain …


    Meine Meinung:
    Für einen Provence-Krimi aus deutscher Feder recht untypisch ist es vor allem ein Krimi. Dadurch gibt es weniger Urlaubsambiente und mehr Frankreich pur. Der Autor Cay Rademacher ist Drehbuchautor und man merkt es sowohl positiv als auch negativ. Bis auf die Titelfigur Capitaine Roger Blanc sind alle Figuren nur kurz skizziert. Roger Blanc ist ein komplexer Charakter - wie ich ihn mag - mit Stärken und Schwächen. So langsam lebt er sich in der Provence ein und findet auch persönlich Anschluss. Seine Kollegen sind etwas skurril, Marius Tonon ermittelt gerne in einer Kneipe, seine Kollegin ist Computerfachfrau und bereitet die Hochzeit mit ihrer Freundin vor. Neben dem Fall findet Blanc noch Zeit mit der Unterstützung von Nachbarn, sein Häuschen etwas wohnlicher zu gestalten, da sein Liebesleben weitgehend nicht stattfindet. Der Fall beginnt mit einem abgestürzten Kleinflugzeug aus der nahegelegenen Luftwaffenausbildungskaserne. Der Autor nutzt die Gelegenheit eine ganze Reihe sonderbarer Figuren einzuführen, eine reizbare Pathologin, eine Karikatur eines Spezialisten für Flugzeugunglücke, einen Grundbesitzer mit Einfluss, der einer Antifluglärminitiative vorsteht, und als Höhepunkt eine Hexe. Dieser Abschnitt ist unglaublich vergnüglich zu lesen. Auch im weiteren Verlauf hält der Autor die Spannung hoch. Allein übertreibt er es aus meiner Sicht mit den Themen, die er einbindet. Von organisierter Kriminalität, Ausländerfeindlichkeit bis zu islamischen Terroristen spielt alles in den Fall hinein. Da wäre weniger mehr gewesen. Die stärksten Szenen sind die, wenn Roger Blanc einfach nur ermittelt, Kontakte knüpft und Gespräche führt, sei es mit einem Iman, Polizeikollegen aus Marseille, Verdächtigen, denen er einen Besuch abstattet oder auch den Hinterbliebenen des zweiten Opfers. Da auch der Staatsschutz involviert ist, kommt es bei den Aktionselementen zum Ende des Buches zu einem Großeinsatz von Mensch und Material. Auch der Humor kommt nicht zu kurz und lockert die Handlung gekonnt auf. Roger Blanc kommt der Lösung vor allem durch seine Hartnäckigkeit und einiger Gedankenblitze auf die Spur. Dabei arbeitet er auch schon mal in Graubereichen auch außerhalb dessen, was erlaubt ist. Aber es passt zu dieser Figur.
    Fazit:
    Cay Rademacher versteht es, einen interessanten Krimi zu plotten und spannend zu erzählen. Wenn er alles etwas kleiner gehalten hätte, wäre es ein richtig gutes Buch geworden. So war es mir ein Stück zu überzeichnet und hatte fast etwas von einem Verschwörungsthriller. Zusammenfassend vergebe ich knappe vier Sterne und kann das Buch Lesern empfehlen, die an einem gut geplotteten Krimi mit einer sehr interessanten Hauptfigur gefallen finden.

    Buchmeinung zu Elizabeth Peters – Das Königsgrab


    Die Originalausgabe erschienen 2006 unter dem Titel „The Tomb of the Golden Bird“, die deutsche Ausgabe erstmals 2007 in der Übersetzung von Beate Darius bei Marion von Schröder. Ich habe die gekürzte Lesung von Dagmar Heller und Michael Schwarzmaier gehört, die 2010 im audio media verlag GmbH erschienen ist. Dies ist der achtzehnte Band um die Hobbydetektivin Amelia Peabody und ihre Familie.


    Klappentext:


    Ägypten, 1922: Die Grabungssaison beginnt mit einer Sensation – das Grab des Tutenchamun wird entdeckt. Da wird Amelias Familie ein altes Manuskript zugespielt, das sie alle in Lebensgefahr bringt. Stammt das Dokument aus dem Grab? und wer will den Hieroglyphentext so dringend haben, dass er sogar über Leichen geht? Amelias Ehemann Emerson hat schlechte Laune. Howard Carter hat die Grabungskonzession im östlichen Tal der Könige bekommen, um die Emerson sich bemüht hatte. Und nun ist Carter der große Coup gelungen: Er hat ein unberührtes Pharaonengrab entdeckt. Der Fund ist eine internationale Sensation: die Grabkammer des jungen Königs Tutenchamun lockt Archäologen, Journalisten Glücksritter an. In ihrem Haus in Theben beschäftigt sich Amelia Peabody außerdem mit ganz anderen Problemen: Ihr Sohn, der Hieroglyphenexperte Ramses, wird um die Entschlüsselung eines alten Dokuments gebeten. Als anonyme Briefe eintreffen und Anschläge auf Familienmitglieder verübt werden, schwant Amelia Übles. Offenbar sind die Geheimdienste hinter dem Manuskript her. Denn das Dokument scheint einen gefährlichen Umsturzplan zu enthalten.


    Meine Meinung:
    Dies ist ein amüsanter Roman mit einer Reihe skurriler Figuren. Die Hauptfigur Amelia Peabody ist eine selbstbewußte Hobbydetektivin, die mit einem Archäologieprofessor verheiratet ist. Weiteres Personal ist im Familienumfeld zu finden: Kinder, Enkelkinder, ein Schwager, der als Geheimagent arbeitet, und seine Frau, die als Journalistin arbeitet. Auch die politische Lage Ägyptens und der umliegenden Staaten wird genutzt. Hauptthema sind aber die Ausgrabungen und die daraus entstehenden Konflikte. Amelia löst nebenbei einige familiäre Problemchen und schafft es, ihren Clan unauffällig zu dirigieren. Für die Fußarbeit ist ihr Sohn Ramses zuständig, der das ein oder andere Mal auch etwas leiden muss. Die Heldin ist sympathisch und steckt voller Ideen. Allein mangelt es in diesem historischen Kriminalroman deutlich an Spannung. Außer der Hauptfigur konnte mich auch kein Charakter gefangen nehmen.


    Zu den Sprechern:
    Dagmar Heller und Michael Schwarzmaier machen einen guten Job. Dagmar Heller liest den Großteil des Buches, einige Kapitel werden von Michael Schwarzmaier vorgetragen.


    Fazit:
    Skurrile Figuren und eine ideenreiche Hauptfigur sind nicht genug. Die weitgehend fehlende Spannung führt zu einer Bewertung von fünf von zehn Punkten.

    Buchmeinung zu Katharina Münz – Die 13. Jungfrau


    „Die 13. Jungfrau“ ist ein historischer Roman von Katharina Münz, der 2015 als ebook bei Schruf & Stipetic erschienen ist.


    Klappentext:


    Viele Mythen ranken sich um die Stadtheilige von Köln und ihre elf jungfräulichen Hofdamen. Doch bis zum heutigen Tag bleibt das Schicksal der 13. Jungfrau ein Rätsel.
    Zur Zeit der Wikingerüberfälle verlässt die junge Melwyn im Gefolge einer Fürstentochter ihre Heimat Cornwall. Um die Anerkennung ihres Vaters zu gewinnen, schwört die Bastardtocher eines Edelmanns, sich um die jüngere Halbschwester zu kümmern. Als ein Sturm die Reisenden nach Köln verschlägt, geraten die jungen Frauen in Gefahr. Beim verzweifelten Versuch, ihre Schwester zu retten, lädt Melwyn große Schuld auf sich, ehe sie beginnt, ihren eigenen Wert als Schildmaid zu erkämpfen.


    Meine Meinung:
    Dieses Buch ist mehr ein Liebesroman als ein historischer Roman. Dies ist mein Hauptproblem mit dem Buch. Die Figuren sind genretypisch arg eindimensional gezeichnet. Dazu wird die Geschichte durchgängig aus der Sicht der Hauptfigur Melwyn erzählt. Melwyn konnte mich nicht überzeugen. Sie ist 18 und handelt meist vernünftig. Aber dann wird sie schlagartig zu einer mit Minderwertigskeitskomplexen überzogenen Figur, der die Glaubwürdigkeit abhanden kommt. Und dieser Wechsel wiederholt sich mehrfach im Laufe der Geschichte. Die Stärken des Buchs liegen eindeutig in der Beschreibung der Nordmänner. Dort habe ich einiges Neues gelernt. Ansonsten war das Buch einfach zu extrem, die Probleme bei der Schiffsreise waren zu riesig, die Gemütsschwankungen Melwyns konnte ich nicht nachvollziehen und insbesondere ihre Gabe, sich als Ursache aller möglichen Probleme auszumachen, dämpfte mein Lesevergnügen gewaltig.


    Fazit:
    Hätte ich das Buch als Liebesroman erkannt, hätte ich die Finger davon gelassen. So war ich enttäuscht und habe nur ein wenig zusätzliches Wissen über die Nordmänner erhalten. Meine Wertung lautet drei von zehn Punkten.

    Buchmeinung zu Remy Eyssen – Schwarzer Lavendel


    „Schwarzer Lavendel“ ist ein Kriminalroman von Remy Eyssen, der 2016 bei Ullstein erschienen ist. Dies ist der zweite Fall für den deutschen Rechtsmediziner Dr. Leon Ritter, der nun in der Provence arbeitet und im kleinen Städtchen Le Lavandou wohnt. Der Autor ist gelernter Journalist und hat über 100 Drehbücher im Genre Krimi und Thriller für verschiedene Fernsehanstalten verfasst.


    Klappentext:


    In der Provence ticken die Uhren anders. Daran gewöhnt sich der deutsche Rechtsmediziner Dr. Leon Ritter nur langsam. Dabei beginnt rund um das Städtchen Le Lavandou gerade die Weinlese und zu seiner eigenen Überraschung wird Ritter selbst Besitzer eines kleinen Weinbergs. Aber die Freude darüber währt nur kurz, denn statt edler Reben wird auf dem Grundstück eine mumifizierte Frauenleiche entdeckt. Der detailversessene Ritter erkennt schnell: Die Tote wurde professionell einbalsamiert. Als eine weitere junge Frau als vermisst gemeldet wird, findet Ritter heraus, dass beide Frauen für die Weinernte in die Provence kamen. Macht jemand Jagd auf junge Erntehelferinnen?


    Meine Meinung:


    84 Kapitel und ein Prolog umfasst das Buch auf 459 Seiten. Daran und an den vielen Perspektivwechseln erkennt man den Drehbuchautor. Die meisten Figuren sind knapp und ein wenig stereotyp gezeichnet. Einzig den Hauptfiguren Dr. Ritter, die stellvertretende Polizeichefin des Ortes und ihre pubertierende Tochter Lilou sind intensiver gezeichnet, aber auch hier gibt es eigentlich keine Ecken und Kanten. Alle drei sind furchtbar sympathisch und man kann nicht anders, als sie zu mögen. Man betrachtet die Geschichte aber auch aus der Perspektive des Täters und der des Opfers. Dies nutzt der Autor, um die Geschichte voran zu treiben und die Spannung zu erhöhen, aber auch um sie stellenweise etwas zurückzufahren. In diesen Abschnitten werden zum Beispiel Behördengänge im Nachbarort humorvoll eingebunden. Auch die fortschreitende Integration Leons in die dörfliche Gemeinschaft wird in solchen Einschüben beschrieben. Und natürlich ist Leon ein Womanizer, was sich bei seinen Ermittlungen als hilfreich erweist. Die meisten Polizisten agieren etwas beschränkt und die Sprache ist recht einfach. Bei der Vielzahl an Kritikpunkten dürfte mir das Buch nicht sonderlich gefallen haben, aber ich fand es wunderbar. Remy Eyssen hat eine Mischung gefunden, die mich begeistert hat. Leon Ritter ist ein Mensch, der gefällt und der vieles hat, was man auch haben möchte. Dazu eine Landschaft, wie man sie sich wünscht, eine kleine Liebesgeschichte und so nebenbei ein paar Informationen zum Weinbau und zur Mumizifierung. Auch die Spannung ist gegeben und es gibt ein paar unangenehme Figuren, aber auch jede Menge nette und freundliche Personen, mit denen Leon agiert. Die Beschreibung der pubertierenden Tochter seiner Vermieterin ist wunderbar gelungen. Man spürt das Leben, das in dieser Figur steckt.


    Fazit:


    Dieses Buch bietet einige Ansatzpunkte zur Kritik, aber dem Autor ist eine herausragende Mischung gelungen. Dazu verzichtet er auch auf unnötige Gewaltdarstellungen und sinnlose Verfolgungsjagden. Ich habe das Buch in zwei Tagen verschlungen und war einfach nur begeistert. Ich vergebe die Höchstpunktzahl und eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

    Buchmeinung zu Taavi Soininvaara – Finnisches Requiem


    Die Originalausgabe erschienen 2002 unter dem Titel „Koston komissio“, die deutsche Ausgabe erstmals 2004 in der Übersetzung von Peter Uhlmann bei Gustav Kiepenheuer. Ich habe die ungekürzte Lesung von Julian Mehne als Download des Radioropa Hörbuchs gehört, die 2012 erschienen ist. Dies ist der dritte Band um Arto Ratamo..


    Klappentext:


    Kaltblütig wird der deutsche EU-Kommissar Walter Reinhart in Helsinki erschossen. Die finnische Sicherheitspolizei aktiviert ihre besten Köpfe, um das brutale Attentat aufzuklären, dem in schneller Abfolge weitere folgen. An vorderster Front kämpfen Arto Ratamo und Riita Kuurma, privat wie beruflich ein Paar. Der alleinerziehende Vater und Ex-Wissenschaftler hat Mut und einen siebten Sinn; Riita verfügt über die nötige Beharrlichkeit, um die Mörder ausfindig zu machen. Doch es sind die Hintermänner, die sich dem Zugriff entziehen - bis sie selbst zuschlagen.



    Meine Meinung:


    Auch in seinem dritten Fall ermittelt Arto Ratamo von der finnischen SUPO in einer komplizierten Angelegenheit. Man muss schon aufmerksam zuhören, um am Ball zu bleiben. Der Autor entwirft ein komplexes Gespinst um die Anschläge auf EU-Kommissare. Vieles bleibt lange Zeit unklar und es stellt sich heraus, dass einige Beteiligte ihr eigenes Süppchen kochen wollen. Auch spielen private Probleme eine Rolle und auch die Zusammenarbeit bei der SUPO funktioniert nicht einwandfrei. Der Chef denkt an Ruhestand, und der ein oder andere Mitarbeiter möchte sich präsentieren. Die Darstellung der Geheimdienstmitarbeiter kommt mir sehr realistisch vor. Auch Arto Ratamo ist kein Superheld und muss auch einiges einstecken. Trotzdem gefallen mir die Fälle um Arto Ratamo gut und sorgen für einige entspannte Hörstunden.


    Zum Sprecher:
    Julian Mehne passt sehr gut zu dieser Reihe. Er trägt ruhig und gelassen vor und trifft die Grundstimmung des Romans nahezu perfekt.


    Fazit:
    „Finnisches Requiem“ hat mir einige entspannte Hörstunden beschert. Auch regt es dazu an, über einige Themen etwas intensiver nachzudenken. Wie stellt sich die EU aus der Sicht eines kleinen Staates dar? Der Showdown am Ende war etwas überzogen und passte nicht so ganz zum Buch. Trotzdem reicht es zu vier Sternen oder 80 / 100 Punkten.

    Buchmeinung zu Tana French - Sterbenskalt


    Die Originalausgabe erschienen 2010 unter dem Titel „Faithful Place“, die deutsche Ausgabe erstmals 2010 in der Übersetzung von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann bei Scherz. Ich habe die gekürzte Lesung von Dietmar Wunder gehört, die 2010 bei Argon erschienen ist.


    Klappentext:


    »Ich stand dort im Schatten, während die Glocken drei und vier und fünf schlugen. Die Nacht verblasste, und ich wartete noch immer auf Rosie Daly.«
    Frank Mackey, Undercover-Ermittler, hat seine Familie seit 22 Jahren nicht gesehen. Die vier Geschwister, den trinkenden, gewalttätigen Vater, die ruppige Mutter. Er wollte der Armut und Perspektivlosigkeit seines Viertels für immer entfliehen – zusammen mit seiner ersten großen Liebe Rosie. Doch die hatte ihn versetzt und war allein nach England aufgebrochen, so hat Frank es jedenfalls immer gedacht.
    Bis Rosies Koffer und ihre Fährtickets in dem alten Abbruchhaus in der Straße seiner Kindheit gefunden werden. Frank muss zurück nach Faithful Place – und feststellen, dass er diesen dunklen Ort immer in sich getragen hat.


    Meine Meinung:
    Dies ist eher ein Familienroman als ein Kriminalroman. Die Geschichte ist unheimlich düster und als Leser leidet man mit. Der Originaltitel „Faithful Place“ ist so etwas von zynisch. Alle Kinder im Hause Mackay haben nur das Ziel, so bald wie möglich diesen Ort zu verlassen, aber andererseits muss die Fassade für die Nachbarn aufrecht erhalten werden. Ich habe nicht verstanden, warum die anderen Geschwister noch im Hause Mackey geblieben sind. So wie die Situation im Hause Mackey beschrieben wird, gewinnt die Hölle an Anziehungskraft. Auch das Verhalten der Hauptfigur ist schon sehr merkwürdig, was den Umgang mit seiner innig geliebten Tochter angeht. Ich konnte das Verhalten der Hauptpersonen in vielen Fällen nicht nachvollziehen, so dass mir die Figuren in weiten Teilen fremd blieben. Alle Figuren sind derart negativ beschrieben, dass es kaum oder gar nicht auszuhalten ist.


    Zum Sprecher:
    Dietmar Wunder läuft bei diesem Buch zu Hochform auf. Man spürt förmlich, wie Frank Mackey leidet, wenn er in sein Jugendviertel zurückkommt. Dies ist sicherlich einer seiner besten Vorträge.

    Fazit:
    Ohne die herausragende Leistung des Sprechers hätte das Buch nur zwei bis drei Sterne bekommen. Dietmar Wunder verhilft dem Buch zu einer Wertung von vier Sternen oder 80 / 100 Punkten.

    Buchmeinung zu Wolf Haas – Der Knochenmann


    „Der Knochenmann“ ist ein Kriminalroman von Wolf Haas, der 1997 bei Rowohlt erschienen ist. Dies ist der zweite Fall für den Privatdetektiv und Expolizisten Simon Brenner.


    Klappentext:


    Jetzt ist schon wieder was passiert …


    Der Löschenkohl, eine Grillstation mit dem Flair einer Möbelhalle, ist in der ganzen Steiermark berühmt für seine Massenausspeisungen. Die Gäste lassen sich ihren Heißhunger auf die gigantischen Backhendl so leicht nicht verderben. Auch nicht von den menschlichen Gebeinen, die man in den Abfallbergen aus Hühnerknochen entdeckt. Doch bevor der Brenner beim steirischen Hendl-König herumschnüffeln kann, fließt schon das nächste Blut …


    Meine Meinung:
    Das besondere an dieser Reihe ist die Erzählform. Man kann sich vorstellen, das der Erzähler dies am Stammtisch vorträgt. Die Abenteuer des Simon Brenner aus der Sicht eines guten Freundes. Mich fasziniert diese Form ungemein. Wenn etwas nicht so gut gelaufen ist, findet der Erzähler gute Gründe für dieses Missgeschick und ihm ist auch nichts Menschliches fremd. Bei der Erzählung fliesen auch humorvolle Passagen ein und auch der ein oder andere Umweg wird eingeschlagen. Andererseits hat man das Gefühl auf dem gleichen Wissensstand zu sein wie die Hauptfigur. Für mich als Niederrheiner war das Buch etwas beschwerlich, weil doch eine österreichische Grundtonart dominierte. So musste ich manche Stellen ein zweites Mal lesen. Während der Lektüre hat man jederzeit das Gefühl, bei Simon Brenner dabei zu sein. Man leidet und freut sich mit ihm. Bei der Auflösung des Falles hat er aber den ein oder anderen Gedankenblitz, der mich überrascht hat.
    Wolf Haas reiht sich in die Liste der österreichischen Kriminalautoren ein, die man zumindest einmal probegelesen haben sollte. Es ist kein schwermütiger nordischer Stoff, sondern angenehm leichte Unterhaltung, ohne dabei seicht zu werden.


    Fazit:
    „Der Knochenmann“ begeistert mehr durch die Form und die Details des Vortrags als durch den eigentlichen Kriminalfall. Mich hat diese Form verzaubert und ich werde auch die Fälle des Simon Brenner weiter verfolgen. Vier Sterne oder 80 / 100 Punkten sind meine Bewertung.

    Buchmeinung zu Oliver Pötzsch – Die Henkerstochter und der schwarze Mönch


    „Die Henkerstochter und der schwarze Mönch“ ist ein historischer Kriminalroman von Oliver Pötzsch, der 2009 im Ullstein Taschenbuch Verlag erschienen ist. Dies ist der zweite Fall für den Henker Jakob Kuisl, seine Tochter Magdalena und den Medicus Simon Fronwieser.


    Klappentext:


    Schongau 1660: Der Pfarrer der Lorenzkirche wurde vergiftet. Mit letzter Kraft konnte er noch ein Zeichen geben, das zu einem uralten Templergrab in der Krypta führt. Dort entdecken der Henker Jakob Kuisl, seine Tochter Magdalena und der Medicus Simon rätselhafte Hinweise auf einen Templerschatz. Der Mörder des Pfarrers ist dem Geheimnis längst auf der Spur, aber auch eine brutale Räuberbande hat davon erfahren. Ein gnadenloser Wettlauf beginnt.

    Meine Meinung:
    Es macht einfach Spass, den Kuisls und dem Simon zu folgen. Lebhaft und eindringlich beschreibt der Autor die Situation im Schongau. Obwohl der 30-jährige Krieg schon ein paar Jahre vorbei ist, leidet der Handel und der Schongau immer noch unter marodierenden Banden. Dazu kommen religiöse Eiferer, die auch vor Gewalttaten nicht zurückschrecken. Der Henker Jakob Kuisl, seine Tochter Magdalena und ihr Freund Simon Fronwieser, der Sohn des Medicus, finden eine Spur des sagenhaften Templerschatzes. Im Laufe der Geschichte erfährt man so einiges über die verschiedenen Kirchen und Klöster im Pfaffenwinkel. Das ganze ist in einen durchaus spannenden Kriminalfall eingebettet. Magdalena ist manchmal doch arg furchtlos, weiß sich aber ihrer Haut zu wehren. Die Schwester des ermordeten Pfarrers weckt dann auch noch das Interesse Simons – da gibt es dann kein Halten mehr. Meine Lieblingsfigur ist der Henker selbst. Er ist sicher der sympathischte Henker, den es jemals in Bayern gegeben hat. Es fällt ihm schwer, die ein oder andere Strafmassnahme an Verurteilten zu vollziehen, wenn er glaubt, das dies nicht gerecht ist. Andererseits kann er auch erbarmungslos zuschlagen, wenn seine Lieben in Gefahr sind. Interessant sind auch die kleinen Exkurse in Sachen Heilmittel und Kaffee. Er, der Henker, verfügt über mehr Medizinwissen als der Medicus.


    Fazit:
    Auch dieser Fall für die Henkerstochter und ihre Mitstreiter hat mir viel Vergnügen bereitet. Der Fall war interessant und die Auflösung schlüssig. Kleine Abstriche gibt es für die furchtlosen Akteure, die manchmal doch etwas naiv in gefährliche Situationen geraten. Dennoch ist dies ein überzeugender Fall, den ich mit 85 / 100 bewerte.

    Buchmeinung zu Katharina Peters - Leuchtturmmord


    „Leuchtturmmord“ ist ein Kriminalroman von Katharina Peters, der 2016 im Aufbau digital Verlag erschienen ist. Dies ist der fünfte Fall mit der Kommissarin Ramona genannt Romy Beccare, die auf Rügen ermittelt.
    Katharina Peters ist ein Pseudonym für Manuela Kuck.


    Klappentext:


    Rügen – Zauberhaft und mörderisch
    An der Südspitze der Insel Zudar wird eine junge Frau ermordet aufgefunden. Romy Beccare geht dieser Fall besonders nahe. Die Tote ist erst achtundzwanzig Jahre alt und Mutter von zwei kleinen Kindern. Die Spurenlage am Tatort ist schwierig, doch einer gerät sofort in Verdacht: der Ehemann, der als aufbrausend gilt. Dann aber findet Romy heraus, dass dieser Fall viel größer ist. Vier Freunde der Toten sind in den letzten Jahren auf ungeklärte Weise ums Leben gekommen.


    Meine Meinung:
    Dies ist der erste Roman der Autorin, den ich gelesen habe. Am Anfang tat ich mich etwas schwer mit der Vielfalt der beteiligten Personen. Es gibt jeweils eine Ermittlergruppe in Stralsund und auf Rügen. Es ist vom Typ ein „Police Procedural“ und wird klassisch von einem Erzähler in der dritten Person vorgetragen. Die Handlungsorte und die beteiligten Ermittler wechseln häufig, so dass der Leser immer auf dem laufenden Stand der Ermittlung ist. Privates spielt kaum eine Rolle. Die Teams arbeiten harmonisch und jeder erledigt seinen Teil. Romy Beccare ist zwar die Hauptfigur, ist aber nicht dominierend dargestellt. Auch in Sachen Gewaltdarstellung hält sich die Autorin sehr angenehm zurück. Wer einen bluttriefenden Thriller lesen möchte, ist hier falsch. Trotzdem gelingt es der Autorin, die Spannung durchgehend hoch zu halten und ich habe mit dem Team mitgefiebert. Auch enthält der Roman die ein oder andere humorvolle Beschreibung. Die Gedanken des ältesten Polizisten bei der Meldung von Beobachtungen eines „erfahrenen“ Rentners fand ich einfach köstlich. Und die Figur der internen Ermittlerin ist ebenso gelungen.
    Aufgefallen ist mir, das alle Polizisten mit Vornamen angesprochen werden, während Staatsanwälte mit Vornamen und Titel angeredet werden.
    Wie im richtigen Leben sind die Polizisten auch nicht vor Rückschlägen und Fehleinschätzungen gefreit, aber sie arbeiten dran. Und wenn sich dem Team eine günstige Gelegenheit bietet, dann wird sie genutzt, auch wenn es vielleicht nicht völlig gesetzeskonform ist. Aber auch das macht die Ermittler in meinen Augen sympathisch.


    Fazit:
    Mit „Leuchtturmmord“ hat Katharina Peters einen Kriminalroman vorgelegt, der mich voll und ganz überzeugt hat. Sie erzählt eine spannende und mitreißende Geschichte ohne dafür bluttriefende Details oder ausufernde Actionszenen zu benötigen. Im Mittelpunkt steht das Team, das einfach seine Arbeit macht. Dies hat mir sehr gefallen und so gibt es von mir verdiente 9 von 10 Punkten.

    Buchmeinung zu Steve Hamilton – Ein kalter Tag im Paradies


    „Ein kalter Tag im Paradies“ erschien 2001 in der Übersetzung von Volker Neuhaus im Du Mont Verlag. Es ist der erste Teil der Serie um den Expolizisten Alex McKnigt. Das amerikanische Original erschien 1998 unter dem Titel „A cold day in paradise“.


    Klappentext:
    Der Ex-Polizist Alex McKnight ist nicht gerade entzückt: Maximilian Rose schickt ihm Rosen. Ausgerechnet der Psychopath, der McKnights ehemaligen Kollegen auf dem Gewissen hat. Rose schreibt, er sei aus dem Gefängnis entlassen und prophezeit ihm Böses. Tatsächlich tragen zwei Morde in McKnights Umgebung unverkennbar seine Handschrift. Richtig unwohl wird Alex McKnight jedoch erst, als er erfährt, dass Maximilian Rose nie aus dem Gefängnis entlassen worden ist.


    Meine Meinung:
    Mit Alex McKnight lernen wir eine ungewöhnliche und zerrissene Hauptfigur kennen. McKnight und sein Polizeikollege sind in Detroit von einem Psychopathen niedergeschossen worden. Sein Kollege starb dabei, während McKnight schwer verletzt überlebte. Er hat ein Trauma behalten, das er zeitweilig nur mit Hilfe von Medikamenten im Griff hat. Er ist aus dem Polizeidienst ausgeschieden, bezieht aber eine Rente. McKnight hat sich ins nördliche Michigan an der Grenze zu Kanada zurückgezogen. Dort besitzt er in der Nähe des Ortes Paradise einige Holzhütten, die er an Urlauber und Jäger vermietet. Zusätzlich arbeitet er hin und wieder als Privatdetektiv.
    Dieses Setting ist für einen hardboiled Krimi nicht überraschend, aber was der Autor daraus macht in außergewöhnlich. Das Buch ist aus der Sicht der Hauptfigur erzählt, so dass auch immer auf den Wissensstand von Alex McKnight ist. Alex McKnight ist vor Ort akzeptiert, lebt aber als Eigenbrötler ohne besondere Freunde allein. Zudem gibt es einige Überraschungen im Laufe der Geschichte. Auch die Figurenzeichnung ist überzeugend. Es gibt keine Supermänner und jede Figur hat neben Licht auch Schatten. Und auch die Figuren entwickeln sich weiter.
    Fazit:
    Der Auftakt der Serie um den Expolizisten Alex McKnight hat mich voll und ganz überzeugt. Dafür gibt es von mir fünf Sterne und 90 von 100 Punkten.