Beiträge von wampy

    Buchmeinung zu Antonia Fennek - Geschwärzt
    „Geschwärzt “ erschien 2016 als Originalausgabe bei Egmont Lyx. Es ist der zweite Teil der Serie um die Psychologin Regina Bogner, die im Maßregelvollzug in Hamburg arbeitet.


    Klappentext:
    Als der bekannte Softwareentwickler Peter Bräuning wegen einer schweren Sexualstraftat in den Maßregelvollzug eingeliefert wird, bekommt die Ärztin Regina Bogner bald Zweifel: Ist der junge Mann tatsächlich zu einer grausamen Tat fähig? Immer wieder beteuert Bräuning seine Unschuld, doch die Beweise sprechen gegen ihn. Ausgerechnet Reginas Tochter Anabel wird zu seiner einzigen Fürsprecherin – und verstrickt sich ohne Reginas Wissen immer mehr in der Grauzone zwischen Recht, Gesetz und Selbstjustiz …


    Meine Meinung:
    Die Stärken des Buches liegen in der Beschreibung des Alltags auf einer Station im Maßregelvollzug. Die dort agierenden Personen wirken glaubhaft und überzeugend. Die Frage des Buches ist eigentlich sehr einfach: Ist Peter Bräuning ein Sexualstraftäter? Anabel Bogner absolviert ein Praktikum auf der Station und ist von Peters Unschuld überzeugt. Um seine Unschuld zu beweisen bringt sie eine ganze Portion kriminelle Energie ins Spiel und die Ereignisse überschlagen sich danach. Bei der Klärung des Falls leistet der schon aus dem Vorgängerband bekannte afrikanische Ermittler die Hauptarbeit. Diese Figur agiert wie ein Geheimdienstler und treibt die Sache voran. Trotzdem fällt dieser Teil im Vergleich zum Leben auf der Station deutlich ab. Die Figuren wirken längst nicht so überzeugend und sind etwas realitätsfern. Auch die Auflösung konnte mich nicht überzeugen.
    Fazit:
    Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und auch humorvoll. Bei der Aufklärung gibt es aber einige Abstriche. Insgesamt vergebe ich gute drei Sterne (75 / 100).

    Buchmeinung zu Carmen Lobato – Die Stadt der schweigenden Berge


    „Die Stadt der schweigenden Berge“ erschien 2015 als Originalausgabe im Knaur Verlag. Mein Lesekommentar bezieht sich auf das ebook.


    Klappentext:
    Berlin 1931: Die junge Amarna ist fasziniert von der Kultur der Hethiter und vor allem von deren alter, versunkener Hauptstadt. Sie träumt davon, selbst einmal dorthin zu fahren, und vertieft sich in die Lektüre der Schriften jener Zeit. Doch ihr Vater, ein Altorientalist, verweigert ihr die Reise, obwohl er die Leidenschaft seiner Tochter teilt. Was ist auf jener Expedition passiert, die ihn einst in die verlorene Stadt führte? Und warum spricht er nie von der Mutter, an die Armana kaum eine Erinnerung hat? Mit Hilfe ihres Freundes Paul, der Amarna schon lange liebt, gelingt es ihr schließlich, ihren Traum zu verwirklichen – der sich jedoch bald als Alptraum entpuppt.



    Meine Meinung:
    Dieser historische Roman war für mich ein Missverständnis. Er hat aus meiner Sicht leider den Schwerpunkt Liebesroman. Die Hauptfiguren Amarna und Arman agieren derart liebestoll, dass jede Vernunfthandlung auf der Strecke blieb. Arman wird als der alles überstrahlende Astralkörperbesitzer gezeichnet, dessen Anwesenheit die junge Wissenschaftlerin zum liebestollen Weibsbild mutieren lässt. Ihr liebeskranker Jugendfreund Paul verkommt vor Eifersucht zur tragischen Figur und der Professor ist die einzige etwas komplexere Gestalt.
    In der eingebetteten Geschichte hat sich der hethitische Herrscher in die Frau seines Generals und besten Freundes verguckt und dort kommt es zu einer Katastrophe.


    Fazit:
    Bei diesem Buch lagen Erwartung und Inhalt meilenweit auseinander. Positiv ist der flüssige Schreibstil und einiges Erkenntnisse über die Hethiter, die ich bei der Lektüre erhalten habe. Wer einen Liebesroman erwartet wird sicherlich nicht enttäuscht. Ich hatte anderes erwartet und vergebe nur zwei Sterne (50 / 100).

    Buchmeinung zu Claude Izner – Madame ist leider verschieden


    „Madame ist leider verschieden“ erschien 2010 als Hardcover im Piper Verlag. Die französische Originalausgabe erschien 2003 unter dem Titel „Mystère rue des Saint-Pères“. Die Taschenbuchausgabe erschien 2011 ebenfalls bei Piper.
    Es ist der Auftakt der Serie um den Buchhändler Victor Legris im ausgehenden 19. Jahrhundert in Paris. Ich habe die Taschenbuchausgabe gelesen.


    Klappentext:
    Ein rätselhafter Tod auf dem Eiffelturm, der umstrittenen Attraktion der Pariser Weltausstellung des Jahres 1889: Eine der vielen Besucherinnen haucht dort, in luftiger Höhe, ihr Leben aus. Der Buchhändler Victor Legris wird ungewollt zum Zeugen und schließlich zum Ermittler. Denn es gibt noch weitere Opfer, die stets einem mysteriösen Bienenstich erliegen. Und jedes Mal ist Victor dem Tatort nicht fern …


    Die Autoren (Quelle krimi-couch.de):
    Claude Izner ist das Pseudonym der beiden Schwestern Liliane Korb und Laurence Lefèvre. Die beiden Pariserinnen betreiben seit Anfang der 70er-Jahre einen Bouquinisten-Stand am rechten Seine-Ufer und veröffentlichten zunächst gemeinsam eine Reihe von Kinder- und Jugendbüchern.
    Liliane Korb, geb. 1940, arbeitete ursprünglich als Cutterin in der Filmbranche und schrieb für Fernsehen und Theater.
    Laurence Levèfre (geb. Korb), geb. 1951, hat Archäologie studiert und zwei Romane veröffentlicht, bevor sie mit ihrer Schwester ins Buchgeschäft einstieg.



    Meine Meinung:
    Der Auftakt der Serie um den Buchhändler Victor Legris spielt in Paris zur Zeit der Weltausstellung. Es gibt einige Tote, einige bekannte Personen, einige technische Neuerungen, eine Liebesgeschichte und Informationen über antiquarische Bücher. Wir lernen reißerische Zeitungsschlagzeilen und eine bunte Vielfalt von Typen jener Zeit kennen. Victor Legris wird zum Ermittler und der Buchladen wird allein vom Assistenten Joseph am laufen gehalten. Doch eines habe ich im Buch nicht gefunden – Spannung. Die historischen Elemente sind in Ordnung, aber der Kriminalfall hat mich völlig kalt gelassen. Das Geschehen plätschert vor sich hin und es gibt sogar einen Showdown. Aber Spannung kommt nicht auf.


    Fazit:
    Auf der Vorderseite des Taschenbuchs befindet sich der Aufdruck „EIN PARIS-KRIMI“. Für mich war es einer der spannungsärmsten Krimis, die ich je gelesen habe. Allein durch die historischen Elemente kommt so etwas wie Atmosphäre ins Spiel. So kommt es zu einer Bewertung von zwei Sternen (50 / 100).

    Buchmeinung zu Bernard Cornwell – Sharpes Festung


    Die Originalausgabe erschienen 1999 unter dem Titel „Sharpe's Fortress“, die deutsche Ausgabe erstmals 2009 in der Übersetzung von Joachim Honnef bei Kübler. Ich habe die ungekürzte Lesung von Torsten Michaelis als Download des Kübler Hörbuchs gehört, die 2010 erschienen ist. Dies ist vom zeitlichen Handlungsablauf der dritte Band.


    Klappentext:
    Indien, 1803. Richard Sharpes Beförderung zum Offizier erweist sich als zweifelhafte Ehre. Die anderen Offiziere verachten ihn wegen seiner niederen Herkunft. Am größten jedoch ist der Hass seines alten Erzfeindes Obadiah Hakeswill. Als Sharpe einen Verrat Hakeswills aufdeckt, gerät er in einen Hinterhalt und überlebt nur mit knapper Not. Sharpe sinnt auf Rache. Doch der schmierige Hakeswill hat sich in der indischen Bergfestung von Gawilghur verschanzt, die von den britischen Truppen belagert wird. Beim Sturm auf die Festung ist Sharpe ganz vorn mit dabei, um dem Verräter ein für alle Mal das Handwerk zu legen.


    Meine Meinung:
    Ich bin mit hohen Erwartungen an dieses Hörbuch gegangen, da mir die ersten beiden Bände sehr gut gefallen haben. Und auch diesmal sind diese Erwartungen voll und ganz erfüllt worden. Es ist ein Wiedersehen mit alten Freunden und Feinden. Wie bei den kriegerischen Auseinandersetzungen zu erwarten, verlieren einige Figuren ihr Leben, werden jedoch adäquat ersetzt. Allein Richard Sharpe und sein Erzfeind Obadiah Hakeswill scheinen allen Gefahren zu trotzen.
    Bernard Cornwell gelingt es militärhistorische Fakten und Vorgänge in die Geschichte einzubinden, ohne dass es störend wirkt. In beeindruckender Weise schildert er die Belagerung und die Erstürmungsversuche einer Bergfestung, die als uneinnehmbar gilt. Die Schlachtenzeichnung ist hart, aber trotzdem ohne unnötige Details. Faszinierend ist auch, wie Cornwell es schafft, den Mörder Richard Sharpe sympathisch erscheinen zu lassen.


    Zum Sprecher:
    Torsten Michaelis ist ein bekannter Hörbuchsprecher, der in meinen Augen sehr gut zu dieser Abenteuerserie passt. Sein Vortrag ist nahezu perfekt.


    Fazit:
    Dieser Abenteuerroman ist wie die Vorgänger ein Genuss. Ein ungewöhnlicher Held, eine spannende Geschichte und nebenbei viele militärhistorische Details. Dazu kommt ein überzeugender Vortrag des Sprechers. Von mir gibt es fünf Sterne.(90 / 100).

    Buchmeinung zu James Ellroy – L.A. Confidential (wie im amerikanischen Original)


    „L.A. Confidential“ erschien 1990 Mysterious Press. Die gleichnamige deutsche Ausgabe erschien 1991 bei Ullstein. Das gekürzte Hörbuch (4 CD) erschien 2005 bei Random House Audio und wird von Martin Semmelrogge gesprochen. Ich habe die TV Movie-Edition mit dem Aufdruck „Originalhörbuch zum Film“ von 2008 gehört.


    Klappentext:
    Bei den Ermittlungen zu einem Massaker in Los Angeles treffen Anfang der 50er-Jahre drei miteinander konkurrierende Polizisten aufeinander: bestechliche, brutale, skrupellose Cops, die an allem interessiert sind – nur nicht an Gerechtigkeit.
    James Ellroy wurde 1948 in Los Angeles/USA geboren. Als er zehn Jahre alt ist, wird seine Mutter ermordet. Nach einer Alkohol- und Drogentherapie beginnt Ellroy im Alter von 31 Jahren zu schreiben. Laut „Zeit-Magazin“ schreibt er „die blutigsten Krimis Amerikas“.
    Martin Semmelrogge steht seit mehr als dreißig Jahren vor der Kamera, war u.a. in „Das Boot“ und „Die Straßen von Berlin“ zu sehen.


    Los Angeles, 1951: Ausgerechnet am Weihnachtsabend wird die Stadt von einem grausamen Verbrechen heimgesucht. Unbekannte Täter überfallen das Nachtcafé »The Nite Owl« und metzeln alle Gäste und das gesamte Personal nieder. Ed Exley, Jack Vincennes und Bud White vom Los Angeles Police Department sollen den Fall klären – doch als sich ihre Wege im »The Nite Owl« kreuzen, bahnt sich eine Katastrophe an, denn jeder von ihnen hat eine eigene Rechnung zu begleichen …Verfilmt und oskarprämiert mit Russel Crowe, Kevin Spacey, Danny de Vito und Kim Basinger.


    Meine Meinung:
    Ich bin mit hohen Erwartungen an dieses Hörbuch gegangen, die jedoch ganz und gar nicht erfüllt wurden. Die Story ist durch die grosse Anzahl der beteiligten Personen recht komplex und dies konnte nicht Hörbuch gerecht umgesetzt werden. Die Handlungsorte wechseln häufig und dies bekommt man häufig gar nicht mit. Dies mag auch am Sprecher liegen, aber sicher nicht alleine.
    Die Hörbuchregie fand ich miserabel und zu Beginn jeder CD hatte ich das Gefühl, das ein Satz oder mehr abgeschnitten worden war. Trotzdem kam an einigen Stellen Spannung auf und ich war interessiert, wie es weitergeht. Aber kurze Zeit später wollte ich wieder abbrechen. Wenn ich es nicht auf einer langen Fahrt im Auto gehört hätte, hätte ich es wohl abgebrochen.


    Zum Sprecher:
    Martin Semmelrogge ist ein bekannter Schauspieler, der auch Erfahrung als Hörbuchsprecher hat. Er spielt gern schräge Typen und hat dafür eine passende Stimme und Aussprache. In diesem Hörbuch kann er jedoch nicht überzeugen. Er ist zum Teil nur schwer verständlich und es gelingt ihm nicht, den einzelnen Figuren einen Charakter mit zu geben.


    Fazit:
    Diese Hörbuchumsetzung des preisgekrönten Romans ist leider völlig misslungen. Dazu hat man aus meiner Sicht den falschen Sprecher ausgewählt. Von mir gibt es einen Stern.(20 / 100).

    Buchmeinung zu Jacques Berndorf - Eifel-Gold


    „Eifel-Gold“ erschien 1993 als Originalausgabe im grafit Verlag. Es ist der zweite Teil derSerie um den Journalisten Siggi Baumeister.


    Klappentext:
    „Sagen Sie mal, werter Kollege“, Rodenstock sah auf die Steinplatten des Gartenweges, „fällt Ihnen bei dem Toten nicht etwas auf?“
    Marker nickte. „Ja, und es macht mir Angst. Aber sagen Sie mir zuerst, was Ihnen aufgefallen ist.“
    „Omerta“, sagte Rodenstock.
    „Richtig“, knurrte der BKA-Mann.
    „Könnt ihr das mal für den zweiten Bildungsweg erklären?“ bat ich.


    Ausgerechnet in der verschlafenen Eifel passiert der größte Geldraub in der Geschichte der Republik. 18,6 Millionen sind weg – und mögliche Täter gibt es genug: RAF, Mafia, Kurden, Russen, Neonazis? Eine harte Nuß für Siggi Baumeister, der auch noch das Verschwinden seiner Katze Krümel aufklären muß.


    Meine Meinung:
    Der zweite Teil der Eifelkrimiserie um Siggi Baumeister beginnt unspektakulär. Siggi Baumeister erhält einen anonymen Anruf und als er zeitgleich mit einer Polizeistreife am vermutlichen Tatort eintrefft, finden sie zwei an Bäume gebundene Männer, denen jeweils ein Kartoffelsack übergezogen wurde. Nach kurzer Zeit wird klar, dass ihnen ein Geldtransporter abhanden gekommen ist. Dann ist es mit der Ruhe vorbei – sowohl in der Eifel als auch im privaten Umfeld Baumeisters.
    Mir hat dieser Einstieg sehr gut gefallen. Neben den kriminalistischen Entwicklungen sind es vor allem die Schilderungen aus dem direkten Umfeld Baumeisters, die prägend für diesen Krimi sind. So „darf“ Siggi sich um eine alte und etwas verwirrte ältere Frau aus seiner Nachbarschaft kümmern. Diese Szenen sind einfach köstlich. Wie zu erwarten reißen überregionale Behörden den Fall an sich und versagen „natürlich“ auf ganzer Linie. Allein die Allianz aus Baumeister und Rodenstock bringt etwas Licht ins Dunkel. Baumeister spricht mit einigen Beteiligten und der pensionierte Kommissar Rodenstock bringt seine Kontakte und seine Erfahrung ein. Dazu die knorrigen Eifler, die der Autor liebevoll zeichnet. Die Auflösung des Ganzen ist ein Meisterstück.
    Die Geschichte ist vorwiegend aus der Sicht Baumeisters geschrieben. Sie ist leicht und flüssig zu lesen. Die Eifler werden als Verlierer der wirtschaftlichen Entwicklung gezeichnet, die sich jedoch nicht unterkriegen lassen. Die Figuren wecken Sympathie, auch wenn sie ihre Ecken und Kanten und auch ihre privaten Probleme haben.
    Fazit:
    Mir hat dieser zweite Fall für Siggi Baumeister ausnehmend gut gefallen. Er kommt ohne übermäßige Gewaltdarstellungen aus und überzeugt durch die ruhige Vorgehensweise des Journalisten. Er fährt mal hier hin, dann woanders hin und führt seine Gespräche. Dann fährt er heim, informiert sich über die Fortschritte der polizeilichen Ermittlungen, bespricht sich mit Rodenstock, grübelt nach, kümmert sich um die kleinen Probleme der Nachbarn und weiter geht’s. Aktionselemente kommen eher im Umfeld vor, wenn zum Beispiel Löscharbeiten bei einer brennenden Scheune beschrieben werden. Dazu die liebevoll und sympathisch gezeichneten Figuren , die überraschende Auflösung und auch die Tatsache, das Baumeister nicht verprügelt und auch nicht verfolgt und bedroht wird. Dafür gibt es von mir fünf Sterne und 90 von 100 Punkten.

    Buchmeinung zu Francis Durbridge – Paul Temple und der Fall Alex ( Paul Temple and the Alex affair)


    „Paul Temple und der Fall Alex“ ist ein Kriminalhörspiel, das der Westdeutsche Rundfunk (WDR) 1968 produziert hat. Dieses Hörspiel ist 2010 beim Hörverlag veröffentlich worden. Die Musik von Hans Jönsson wird von der Harald Banter Media Band gespielt. Als Sprecher treten unter anderem Paul Klinger (Paul Temple), Margot Leonard (Steve Temple), Gert Baltus, Herbert Stass, Kurt Lieck und Ernst H. Hilbich auf.


    Klappentext:
    ALEX hat jemand in großen Lettern auf die Fensterscheibe des Zuges geschrieben. Daneben liegt die junge Schauspielerin Norma Rice. Vergiftet. Sechs Monate vorher: Der junge Richard East wird in seinem Auto erschossen aufgefunden. ALEX steht auf der Windschutzscheibe. Scotland Yard ruft Paul Temple zu Hilfe. Als bei einem Radio-Interview auch noch der ehrwürdige Sir Ernest Crambury den Namen ALEX murmelt und dann an einem Herzanfall stirbt, geht das dem smarten Temple zu weit. Leidet er unter Verfolgungswahn? Oder ist tatsächlich ein skrupelloser Serienmörder unterwegs?


    Meine Meinung:
    Man merkt sofort, dass das Stück für das Radio geschrieben worden ist. Die Umsetzung von Bildern in Worte wirkt an keiner Stelle aufgesetzt, sondern immer natürlich. Man ist immer mit Paul Temple unterwegs und somit mittendrin. Dieses Teil ist eine sehr aufwendig gemachte Spitzenproduktion des WDR, vielleicht vergleichbar mit den heutigen Tatort-Produktionen. Auffällig ist, das einzig und allein der Kriminalfall im Mittelpunkt steht. Das Privatleben der Protagonisten spielt überhaupt keine Rolle. Ein paar Actionszenen gibt es auch, die aber aus heutiger Sicht recht altbacken wirken. Am Ende gibt es einen richtigen Showdown, als alle Verdächtigen und Betroffenen sich im Hause Temple treffen. Nach der Überführung des Täters werden dem Zuhörer die Gedankengänge des Meisterdetektivs erläutert und man erkennt schmerzlich, wo man sich vom Autor verladen liess.


    Zu den Sprechern:
    Es wird deutlich, warum Paul Klinger und Margot Leonard damals zu den Spitzensynchronsprechern gezählt wurden. Auch das übrige Sprecherteam macht seine Sache ausgezeichnet. Ein besonderes Lob gebührt meiner Meinung nach den Geräuschtechnikern.


    Fazit:
    Dieses Hörspiel ist zu seiner Zeit ein Knaller gewesen. Man erkennt aber auch, warum es heute kein Knaller wäre. Die Sprecher sind allesamt sehr gut, aber die Geschichte ist es aus heutiger Sicht nicht mehr. Trotzdem ist es vor allem ein Zeitzeugnis und auch nicht ohne Spannung. Somit erhält es von mir vier von fünf Sternen bzw. 70 von 100 Punkten.

    Buchmeinung zu Rebecca Gable – Die Siedler von Catan


    „Die Siedler von Catan“ erschien 2003 bei Bastei Lübbe. Das gekürzte Hörbuch (6 CD) erschien 2009 bei Lübbe Audio und wird von Michael Mai gesprochen.


    Klappentext:
    Um die Mitte des 9. Jahrhunderts: Ein blutiger Überfall auf ihr Dorf im hohen Norden lässt die Ziehbrüder Candamir und Osmund erkennen, dass ihre Tage in der Heimat gezählt sind. Nach einem Hungerwinter bricht die Gemeinschaft mit neun Schiffen auf, um ein neues Land zu suchen. Ein Sturm verschlägt sie auf jene Insel, die sie nur aus der Sage kennen: Catan ...


    Meine Meinung:
    Das Buch zum Spiel hat mich positiv überrascht. Es ist nicht nur ein Abenteuerroman um Wikinger, die in ihrer ursprünglichen Heimat nicht mehr zu recht kommen, sondern auch ein Roman mit vielen nachdenklich stimmenden Episoden. Es geht um eine Gemeinschaft mit Konflikten unterschiedlicher Größenordnung, die sich negativ auf das Zusammenleben auswirken. Fehlende Toleranz und nicht bediente Machtansprüche bedrohen die Gemeinschaft in der neuen Welt.


    Zum Sprecher:
    Michael Mai ist ein solider und erfahrener Sprecher, der den einzelnen Figuren eine eigene Identität verleiht.


    Fazit:
    Der Roman ist viel mehr als das Buch zum Spiel. Rebecca Gable erzählt eine spannende und vielschichtige Abenteuergeschichte. Von mir gibt es vier Sterne.(85 / 100).

    Buchmeinung zu Darja Donzowa – Spiele niemals mit dem Tod


    „Spiele niemals mit dem Tod“ ist der zweite Teil der Serie um Tanja Romanowa der Autorin Darja Donzowa. Die Originalausgabe ist 2001 unter dem Titel „Gadjuka v sirope“ erschienen. Die deutsche Ausgabe erschien erstmals 2007 bei Aufbau. Das ungekürzte Hörbuch erschien ebenfalls 2007 bei TechniSat Digital als Radioropa Hörbuch und wird von Katinka Springborn gesprochen.


    Klappentext:
    Wer hat dem vierjährigen Sohn des berühmten Krimi-Autoren Kondrat Rasumow die Pistole geschenkt, mit der er seinen Vater erschoss? Der Liebhaber seiner Mutter Lena? Lena selbst? Tanja, seit kurzem Haushälterin in dem großzügigen und chaotischen Schriftsteller-Haushalt, glaubt einfach nicht an Lenas Schuld. Sie beginnt nach dem wirklichen Täter zu suchen.


    Meine Meinung:
    Bei diesem Buch bin ich mir nicht sicher, ob es vielleicht eine Parodie sein sollte. Auf jeden Fall punktet der Roman mit seinen liebevoll gezeichneten Figuren. Selbst bei Säufern und Verbrechern findet die Autorin positive Zeichen. Die Hauptfigur ist chaotisch und hartnäckig. Sie gerät bei ihren Nachforschungen immer mal wieder vom rechten Weg ab, aber der Zufall für den rechten Weg kommt bestimmt. Die Verhältnisse in Russland werden auch als chaotisch beschrieben, doch man spürt auch die Liebe der Autorin zu den Einwohnern. Hier wird was gedreht, da kennt man jemanden, dort wird etwas geflunkert … Tanja Romanowa ist einfach sympathisch aber ganz sicher keine begnadete Ermittlerin. Das Buch läßt sich leicht weg lesen und enthält die ein oder andere humoristische Einlage. Der Vergnügungsfaktor ist auf jeden Fall hoch!


    Zum Sprecher:
    Katinka Springborn macht ihre Sache gut, insbesondere versteht sie es, die jeweilige Gefühlssituation darzustellen.


    Fazit:
    Das Buch ist sehr amüsant, aber eigentlich kein Krimi. Als Krimi gibt es deutliche Abzüge, so dass nur drei Sterne vergeben werden können. Trotzdem kann das Buch allen empfohlen werden, die eine amüsante Geschichte mit netten Figuren mögen!

    Buchmeinung zu Greg Iles – Unter Verschluss (The Quiet Game)


    „Unter Verschluss“ ist der Aufrakt der Serie um den Buchautor und ehemaligen Staatsanwalt Penn Cage des Autors Greg Iles. Die Originalausgabe erschien 1999 unter dem Titel „The Quiet Game“, die deutsche Ausgabe erschien erstmals 2001 bei Bastei Lübbe. Das ungekürzte Hörbuch erschien 2013 bei Audible und wird von Uve Teschner gesprochen.


    Klappentext:
    Penn Cage ist mit dem Tod bestens vertraut, denn als Staatsanwalt hat er sechzehn Menschen in die Todeszelle geschickt. Als seine Frau unerwartet stirbt, sucht er den Ort seiner Kindheit auf, um Ruhe und Frieden zu finden. Doch was ihn dort erwartet, wird sein Leben für immer verändern …


    Meine Meinung:
    Penn Cage, der erfolgreiche Kriminalschriftsteller und Ex-Staatsanwalt, zieht mit seiner jungen Tochter nach dem Tod seiner Frau nach Natchez, seinem Geburtsort in Mississippi. Dort erweckt ein ungelöster Todesfall, der rund 30 Jahre zurückliegt, sein Interesse. Bei seinen Nachforschungen wird er von verschiedenen Seiten gewarnt und aufgefordert, die Nachforschungen einzustellen. Als dann jedoch sein Elternhaus ein Raub der Flammen wird, gibt es für Penn Cage kein zurück. Zusätzlich wird er zwischen zwei Frauen hin und her gerissen – seiner Jugendliebe und der jungen Chefin der Provinzzeitung.
    Die Hauptpersonen kommen alle aus besseren Kreisen, haben aber auch alle ihre dunklen Flecken. Natürlich spielen auch Rassenkonflikte bei diesem Südstaatenroman eine wesentliche Rolle. Allein Penn Cage ist ein unerschütterlicher Held im Kampf gegen das Böse und kommt in mehrere fast aussichtslose Situationen.
    Greg Iles zeichnet ein recht düsteres Bild des amerikanischen Südens und auch einige Farbige aus dem Norden, die in Natchez Karriere machen wollen, kommen dabei nicht gut weg. Die kleinen Leute egal welcher Hautfarbe wollen aber nur ihr Leben leben und es bedarf einiges, sie zu Reaktionen zu verleiten. Penn Cage wird einer Verleumdung beschuldigt und es kommt zum Showdown im Gerichtssaal. Dies ist alles nicht wirklich neu, aber Greg Iles gelingt es doch immer wieder, den Leser zu überraschen. Die Spannungskurve bleibt auf einem sehr hohen Niveau und erreicht bei einigen Cliffhangern Maximalwerte. Zwischendurch findet der Autor aber auch die Ruhe und Gelegenheit, tempoärmere Teile einzubinden.


    Zum Sprecher:
    Uve Teschner wird seinem Ruf als einer der besten deutschen Hörbuchsprecher voll und ganz gerecht. Wie er jeder Person nicht nur eine Stimme sondern einen ganzen Charakter gibt, ist mehr als überzeugend.
    Fazit:
    Das Buch enthält viele typische Thrillerelemente, die jedoch geschickt und manchmal überraschend verbunden werden. Ab einem gewissen Zeitpunkt wollte ich das Hörbuch nicht mehr zur Seite legen, weil ich voll im Bann der Erzählung stand. Allein die Überhöhung der Hauptperson Penn Cage gefiel mir nicht. Trotzdem gebe ich 4,5 Sterne, die ich zu fünf Sternen aufrunde. Greg Iles ist ein typisch amerikanischer Thrillerautor mit hohem Suchtpotential. Wer diese Sachen mag, dem wird ein unvergleichliches Hörerlebnis geschenkt.


    ASIN/ISBN: B00IVR1MCE

    Buchmeinung zu David Baldacci – Die Jäger (Divine Justice)


    „Die Jäger“ ist der vierte Teil der Serie um den Camel Club des Autors David Baldacci. Die Originalausgabe ist 2008 unter dem Titel „Divine justice“ erschienen. Die deutsche Ausgabe erschien erstmals 2011 bei Bastei Lübbe. Das gekürzte Hörbuch (6 CD) erschien ebenfalls 2011 bei Lübbe Audio und wird von Klaus Dieter Klebsch gesprochen.


    Klappentext:
    Einst war er ihr Auftragskiller – inzwischen riskiert Oliver Stone mit seinen Freunden vom Camel Club alles, um die finsteren Machenschaften der US-Regierung aufzudecken. Kein Wunder, dass auf allerhöchster Ebene eine gigantische Hetzjagd auf ihn angezettelt wird. Stone wird zum meistgesuchten Mann Amerikas, und die Mitglieder des Camel Clubs tun alles, um ihn zu retten. Um seine Freunde zu schützen, taucht er in den Untergrund ab und flüchtet in eine entlegene kleine Minenstadt, tief in den Wäldern Virginias. Doch auch dort findet er keine Ruhe. Was hat es mit den rätselhaften Selbstmorden und Todesfällen auf sich, die dort geschehen? Ist der Ort wirklich eine Zuflucht für Stone – oder eine tödliche Falle?


    Meine Meinung:
    Oliver Stone hat zwei bedeutende Menschen umgebracht, einen Senator und einen Geheimdienstchef. Natürlich hatte er dafür gute Gründe – man lese dazu den Vorgängerband. Nun ist er also auf der Flucht und kann nicht anders als einem jungen Mann zu helfen, als einige Leute diesen zu Tode prügeln wollen. Er begleitet den jungen Mann in dessen Heimatstadt Divine. Dort erweckt so einiges das Misstrauen von Oliver Stone und schon steckt er im nächsten Abenteuer. Seine Mitstreiter vom Camel Club nehmen ebenso wie ein Bundesagent seine Fährte auf und alle bewegen sich auf Divine zu. Baldacci ist vielleicht der Autor von Verschwörungstheorieromanen. So auch bei diesem Roman. Die Fieslinge agieren unter der Flagge der Staatsgewalt und die Helden haben eigentlich keine Chance, die sie aber nutzen wollen. Auch wenn man den Ablauf der Ereignisse erahnen kann, so gelingt es Baldacci eine durchgängig hohe Spannungskurve aufzubauen. Zum Abschluss kann er noch eine Schippe drauflegen und es kommt zu einem furiosen Showdown.


    Zum Sprecher:
    Klaus Dieter Klebsch ist ein überzeugender Sprecher, der den einzelnen Personen eine unverwechselbare Stimme gibt.


    Fazit:
    Wenn man Baldacci kauft, ahnt man zumindest, was einen erwartet. Auch bei diesem Roman wird man nicht enttäuscht. Dies ist aber auch der grosse Nachteil dieser Serie. Es ist immer so, als sei es schon mal da gewesen. Es geschieht nichts wirklich Neues. Aber Baldacci ist ein guter Handwerker und der Leser wird gut und solide unterhalten. Trotzdem kann ich nur drei von fünf Sternen vergeben.

    Buchmeinung zu Tom Wolf - Königsblau


    „Königsblau“ erschien 2001 als Originalausgabe im be.bra Verlag. Es ist der Auftakt der Serie um den Hofküchenmeister Honore Langustier am preußischen Hof.


    Klappentext:
    Oktober 1740: Im Tiergarten zwischen Berlin und Charlottenburg wird der königliche Flügeladjutant von Falckenberg erschossen aufgefunden. Ein Duell? Mord? Selbstmord? Der Tod des Vertrauten lässt Friedrich II. nicht gleichgültig. Er erteilt seinem neu ernannten Zweiten Hofküchenmeister Honoré Langustier den Befehl, das Ableben Falckenbergs zu untersuchen. Der Elsässer Laugustier, der eine ebenso unstillbare Neigung zu gutem Essen wie zu verwegenen Gedankenspielen zeigt, beginnt in der Metropole zu ermitteln, notdürftig unterstützt von dem alles andere als tatkräftigen Polizeichef Jordan...


    Meine Meinung:
    Der Auftakt der Serie um den zweiten Hofküchenmeister Honore Langustier hat mich positiv überrascht. Schon die altertümliche Sprache mit eingebetteten französischen Worten und Ausdrücken lädt zum Wohlfühlen ein. Dies gilt auch für die angegebenen Speisepläne, die dem Leser das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen. Geschickt sind Personen der Zeitgeschichte in die Geschichte eingebunden und man lauscht ergriffen ihren Ausführungen. Die Hauptperson ist frisch aus dem Elsass nach Preußen gekommen und man erfährt so einiges aus dem Alltag der Menschen, die Langustier begegnen. Langustier ist vielseitig interessiert und vertraut vor allem auf seinen gesunden Menschenverstand. Dies erkennt auch der König und erteilt im eine Vollmacht, als Ermittler in einem undurchsichtigen Todesfall tätig zu werden. Daneben ist er auch den schönen Dingen des Lebens zugetan und trinkt auch schon mal einen über den Durst. Natürlich braucht es schon etwas Glück, um den Hobbydetektiv auf die richtige Spur zu bringen, aber dies hat mich nicht gestört und so ganz ohne ist der Kriminalfall auch nicht gewesen.


    Fazit:
    Mir ist dieser sympathische Tausendsassa sofort ans Herz gewachsen und es war das reine Vergnügen ihn auf seinen vielfältigen Wegen zu begleiten. Lange Zeit steht auch eher der historische Blick im Vordergrund und der Kriminalfall steht etwas zurück. Die Auflösung des Falles ist schlüssig und lässt keine Fragen offen. Insgesamt vergebe ich vier Sterne oder acht von zehn Punkten und kann das Buch ohne Einschränkung historisch interessierten Lesern empfehlen.

    Buchmeinung zu Stuart Neville – Die Schatten von Belfast


    „Die Schatten von Belfast“ ist ein Kriminalroman von Stuart Neville, der 2011 bei Rütten und Loening erschienen ist. Meine Rezension bezieht sich auf die ungekürzte Lesung durch Helmut Krauss, die 2013 bei Audible erschienen ist.


    Klappentext:
    Gerry Fegan hat wegen zwölf Morden im Gefängnis gesessen. Als er wieder herauskommt, hat die Welt sich verändert. In Nordirland ist der Frieden verkündet worden. Seine einstigen Weggefährten von der IRA haben sich mit der neuen Zeit arrangiert. Nur Gerry Fegan gelingt das nicht. Die Geister seiner zwölf Opfer verfolgen ihn – unschuldige Männer, Frauen und Kinder. Und sie erteilen ihm Befehle. »Wenn wir verschwinden sollen, musst du die töten, die dir den Befehl zum Töten gegeben haben.« Sein erstes Opfer ist Michel McKenna, ein alter Freund, der nun Politiker geworden ist. In Belfast bricht Unruhe aus. Wer könnte einen verdienten IRA-Mann getötet haben? Sind gewisse Kräfte dabei, die alten Konflikte wieder aufleben zu lassen? Fegan muss weitermorden – noch elf Geister verfolgen ihn.


    Meine Meinung:
    Wenn man Gerry Fegan zu Beginn des Romans kennenlernt, kann man sich nicht vorstellen, das er jahrelang als harter Mann der IRA galt und in dieser Rolle zwölf Menschen umgebracht hat. Er wird von Dämonen verfolgt und sucht Rettung im Alkohol. Dann findet er seine Rolle als Beschützer einer katholischen Frau aus dem IRA-Umfeld, die eine Tochter aus einer Beziehung zu einem protestantischen Polizisten hat. Die Dämonen in Gestalt der Schatten seiner Opfer setzen ihm unerbittlich zu und zwingen Gerry Fegan die zu töten, die für ihren Tod verantwortlich sind. Danach verschwinden sie.
    Gerry Fegan ist ein unsympathischer Zeitgenosse – Trinker und Mörder, aber trotzdem übt seine Figur eine starke Faszination auf mich aus. Dabei spielt das politische Umfeld eine gewichtige Rolle. In der Zeit, in der Fegan im Gefängnis saß, hat sich in Nordirland einiges getan. Es hat sich ein labiles Gleichgewicht zwischen den ehemaligen Gegnern gebildet. Fegans neuerliche Morde gefährden dies und so sitzt Fegan zwischen allen Stühlen. Diese durchaus typische Ausgangssituation für einen Hardboiled-Thriller nutzt der Autor für eine überaus spannende und gewalttätige Handlung. Ich habe Fegans Verhalten nachvollziehbar gefunden und ihm sogar die Daumen gedrückt. Die ehemaligen Kriegsparteien verfolgen unbeirrt ihre Interessen und wer im Wege steht, der wird dem großen Ziel, das Frieden heisst, ohne Rücksicht auf Verluste geopfert. Und Fegan steht ihnen im Weg. Also alles Gute für den einsamen Wolf, dem sogar die Hoffnung auf eine normale Beziehung winkt.


    Zum Sprecher:
    Helmut Krauss hat mich voll und ganz überzeugt. Ohne spektakulär zu wirken läßt sein Vortrag keine Wünsche offen. Er gibt nicht nur jeder Figur einen unverwechselbaren Charakter sondern bringt auch die jeweilige Gemütslage der Figur wunderbar zur Geltung.


    Fazit:
    Dieser Roman ist hardboiled durch und durch. Und ich mag solche Sachen. Dazu noch die glaubhafte Darstellung der nordirischen Verhältnisse im Jahre 2007. Leichte Abzüge gibt es allenfalls für die exzessive Gewaltanwendung und -darstellung. Wen dies nicht stört, der wird mit einer faszinierenden Geschichte belohnt, die einen nicht loslässt und Spannung ohne Ende garantiert. So kann ich ohne Bedenken fünf Sterne vergeben und das Buch jedem empfehlen, der mit der Gewalt der Darstellung zu recht kommt.


    Wertung: 9/10 Punkten

    Buchmeinung zu Gilbert Keith Chesterton – Die seltsamen Schritte


    „Die seltsamen Schritte“ sind zwei Pater Brown Geschichten von Gilbert Keith Chesterton. Neben der Titelgeschichte ist „Das blaue Kreuz“ auf der Doppel-CD enthalten. Jede CD ist etwa 55 Minuten lang und wird von Hans Korte gelesen. Es handelt sich um Produktionen des Bayrischen Rundfunks , die 2004 bei Diogenes veröffentlicht wurden.


    Klappentext:
    "Der kleine, rundliche Pater Brown ist ein liebenswerter katholischer Priester, der zur Ehre Gottes mit scharfer Intelligenz Kriminalfälle löst. Mit seinem großen schwarzen Hut und seinem unförmigen Regenschirm taucht er überall auf, wo er Menschen aus der Klemme helfen kann. Obwohl er auf den ersten Blick so sanftmütig wie ein Schaf wirkt und scheinbar so zerstreut auftritt, zeichnet er sich durch gesunden Menschenverstand, Beobachtungsgabe, Intuition und gutartigen, höchst schlagfertigen Witz aus."


    Meine Meinung:
    Die beiden Geschichten haben mich in den Bann gezogen. In der ersten Geschichte „Die seltsamen Schritte“ geht es um einen Vorfall in einem noblen Restaurant während eines Treffens des Clubs der Fischer. Die Beschreibung des Vorfalls und seiner Auflösung durch Pater Brown ist mehr als nur gelungen und enthält amüsante Seitenhiebe auf die bessere Gesellschaft. Noch besser hat mir „Das blaue Kreuz“ gefallen, in der sich die Polizei auf die „Verfolgung“ zweier verhaltensauffälliger Pfarrer macht. Leider kann ich nicht mehr zum Inhalt sagen, ohne zukünftigen Hörern die Spannung zu nehmen.


    Zum Sprecher:
    Hans Korte ist für mich die Idealbesetzung für diese beiden Vorträge. Er lebt die Rolle des Erzählers aus und gibt den Figuren ihren einzigartigen Charakter.


    Fazit:
    Die beiden Geschichten sind wahrhaft kleine Kunststücke und üben immer noch ihren Reiz auf mich aus. Sie haben sich locker vier Sterne verdient.


    Wertung 8/10 Punkten

    Buchmeinung zu Pierre Emme - Pastetenlust


    „Pastetenlust“ ist ein Krimi von Pierre Emme, der 2005 im Gmeiner Verlag erschienen ist. Meine Rezension bezieht sich auf die ungekürzte Lesung durch Carsten Wilhelm, die 2010 bei Audible als Radioropa-Hörbuch veröffentlich wurde.


    Klappentext:
    Neben der Erpressung eines großen Lebensmittelkonzerns beherrscht der Mord an dem berühmten deutschen Schauspieler Jürgen Lettenberg die Medien des Landes. Seine Freundschaft mit dem für den Fall zuständigen Inspektor Wallner führt den "literarischen Kriminologen" Palinski, vor dessen Wohnung in Wien die Leiche gefunden wurde, ins Zentrum der Ermittlungen. Mit seiner unkonventionellen, überwiegend auf Inspiration beruhenden Art findet er Zugänge zu dem Mordfall, die der Polizei nicht nur aus dienstrechtlichen Gründen verwehrt bleiben. Ein "wasserdichtes Alibi", das fast nicht angreifbare "Geständnis" eines vergifteten "Sündenbocks" und die Erkenntnis, dass nicht immer alles so ist, wie es zu sein scheint, sind markante Stationen auf dem Weg zur Lösung dieses ungewöhnlichen Falls


    Meine Meinung:
    Im ersten Fall des literarischen Kriminologen Mario Palinski geht es um einen Mord an einem deutschen Schauspieler, der quasi vor der Haustür des Protagonisten in Wien verübt wurde. Mario Palinski arbeitet an seinem ersten Kriminalroman und verdient sein Geld mit dem Schreiben von Groschenromanen und den Verkauf von Informationen aus seiner Kriminaldatenbank. Bei der Recherche hat er Inspektor Wallner kennengelernt und ist mit ihm befreundet. Gemeinsam, aber auf getrennten Wegen gehen sie den Fall an. Mario Palinski folgt dabei mehr seinen Gefühlen und seiner Intuition und beschreitet Pfade, die dem Inspektor nicht zugänglich sind.
    Mario Palinski ist ein sympathischer Chaot, der sich mit großer Begeisterung in die Ermittlungen stürzt. Wie auch bei seinem Freund Wallner läuft auch privat nicht alles rund. Mit typisch österreichischem Humor schildert der Autor seine Figuren. Man spürt die Liebe zu Wien und seinen Bewohnern. Dabei ist der Plot auch nicht ohne und am Ende gibt es eine vernünftige Lösung. Trotzdem bin ich mit der Geschichte nicht so richtig warm geworden, ohne sagen zu können warum.


    Zum Sprecher:
    Carsten Wilhelm macht seinen Job gut. Für mich war es okay, das es keinen österreichischen oder sogar wienerischen Sprecher gab. Aber auch hier fehlte mir etwas, was meine Begeisterung geweckt hätte.


    Fazit:
    Der erste Fall von Mario Palinski hat Humor, ist angenehm zu lesen, hat einen sympathischen Protagonisten und einen guten Sprecher – und doch fehlt etwas. Ich werde Mario Palinski eine weitere Chance geben, aber es gibt nur drei von fünf Sternen, aber das Potential für mehr ist da.


    Wertung: 7/10 Punkten

    Buchmeinung zu Tessa Korber – Tiefe Schatten


    „Tiefe Schatten“ ist ein Krimi von Tessa Korber, der 2001 im Aufbau Taschenbuch Verlag erschienen ist. Meine Rezension bezieht sich auf die ungekürzte Lesung durch Karen Schulz-Vobach, die 2007 als Radioropa-Hörbuch veröffentlich wurde.


    Klappentext:
    Für ihren zweiten Fall muss Jeannette Dürer nach Erlangen zurückkehren. Hier hat sie ihr Studium begonnen und wegen einer unglücklichen Liebesgeschichte abgebrochen. Die Stadt ist in heller Aufregung. In seinem Büro wurde ein Professor, ein renommierter Fledermausforscher, umgebracht, und dies buchstäblich zweimal. Jemand hat ihn mit einem Brieföffner erstochen - und in seinem Körper befindet sich Gift, so dass er auch ganz unauffällig an Herzversagen gestorben wäre.


    Meine Meinung:
    Der zweite Fall von Kommissarin Dürer wird von ihrem Liebesleben oder besser ihrem möglichen Liebesleben sehr deutlich in den Hintergrund gedrängt. So fällt der Spannungsbogen schon mal in sich zusammen. Dies ist bedauerlich, da der kriminalistische Hintergrund nicht uninteressant ist und durchaus folgerichtig präsentiert wird. Aber nach einiger Kriminalhandlung kommt unweigerlich ein amouröser Rückfall.


    Zum Sprecher:
    Karen Schulz-Vobach macht ihren Job ordentlich und sorgt für einen etwas besseren Gesamteindruck.


    Fazit:
    Bei diesem Fall stimmt die Mischung aus Kriminalfall und persönlichem Umfeld nicht. In weiten Teilen hatte ich eher das Gefühl, einen Liebesroman als einen Krimi zu lesen. So wurden meine Erwartungen nicht erfüllt und es reicht nur zu zwei Sternen.


    Wertung: 4/10 Punkten

    Buchmeinung zu Klaus Erfmeyer - Todeserklärung


    „Todeserklärung“ ist ein Krimi von Klaus Erfmeyer, der 2007 im Gmeiner Verlag erschienen ist. Meine Rezension bezieht sich auf die ungekürzte Lesung durch Manuel Kressin, die 2010 bei Audible als Radioropa-Hörbuch veröffentlich wurde.


    Klappentext:
    Als der Dortmunder Rechtsanwalt Stephan Knobel von seinem neuen Mandanten Gregor Pakulla den Auftrag erhält, dessen verschwundenen Bruder Sebastian zu suchen, wundert er sich zunächst, warum Pakulla hierfür einen Anwalt benötigt. Aber der Fall klingt interessant: Die Geschwister sind die alleinigen Erben eines großen Vermögens. Doch ohne Sebastian kann Gregor seinen Anteil nicht kassieren – wird sein Bruder hingegen tot aufgefunden, erhält er sogar alles. Schnell wird klar, dass Gregor mehr weiß, als er zugibt. Knobel folgt Sebastians Spuren bis nach Mallorca, wo sich ihm ein bis ins Detail durchdachtes teuflisches Spiel offenbart.


    Meine Meinung:
    Im zweiten Fall des Dortmunder Rechtsanwalts Stephan Knobel wimmelt es von unsympathischen Menschen. Dies fängt bei der Hauptfigur an, die neben der Ehefrau auch ein Verhältnis mit einer Studentin hat, die Ermittlungen für die Anwaltskanzlei durchführt. In der Kanzlei ist der Anwalt den Intrigen eines Kollegen ausgesetzt und als er sich von seiner Frau trennt bekommt er es mit seinem Schwiegervater zu tun, der auch ein erfolgreicher Rechtsanwalt ist. In die Riege der unsympathischen Menschen reiht sich der neue Klient Gregor Pakulla nahtlos ein. Er sucht seinen Halbbruder, einen Maler, um das Geld aus einem erheblichen Erbe ausgeben zu können. Von Anfang an wundert sich Herr Knobel, warum Gregor Pakulla nicht einen Privatdetektiv beauftragt hat. Anfänglich dümpelt die Geschichte vor sich hin, bevor sich die Ermittlungen nach Mallorca verlagern. Allein die privaten Probleme Knobels und sein Kampf mit seinem intriganten Kollegen sorgen für etwas Spannung.
    Die Lösung des Falles findet nicht in einem aktionsgeprägtem Ablauf statt, sondern sie wird in einem Gespräch erläutert. Dies passt nach meinem Eindruck sehr gut zum anwaltlichem Umfeld. Auch die Erläuterung der gesetzlichen Hintergründe war gelungen.


    Zum Sprecher:
    Manuel Kressin liest professionell und stellt die einzelnen Figuren überzeugend dar, ohne aber einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.


    Fazit:
    Dem zweiten Fall von Stephan Knobel fehlte ein Sympathieträger, Sympathie für Knobel ergab sich nur aus den noch weniger sympathischen Menschen in seinem Umfeld. Dabei ist der Fall durchaus interessant geplottet und hat eine nachvollziehbare Lösung. Auch wird zu Anfang zu viel Zeit für Nebenhandlungen verschwendet. Insgesamt halte ich diesen Roman für leicht überdurchschnittlich. Diese Wertung gilt auch für den Sprecher. So kann ich ohne zu zögern drei Sterne vergeben und kann den Krimi allen Lesern empfehlen, die einen ruhigen Ablauf bevorzugen.

    Buchmeinung zu Eva Rossmann – Wahlkampf


    „Wahlkampf“ ist ein Krimi von Eva Rossmann, der 1999 im Folio Verlag erschienen ist. Meine Rezension bezieht sich auf die Taschenbuchausgabe, die 2009 bei Bastei Lübbe erschienen ist.


    Klappentext:
    Mira Valensky wäre besser im Veneto geblieben. In Wien gerät die Journalistin mitten in einen Wahlkampf, bei dem die Mittel von mediengeiler Selbstdarstellung bis hin zu Mord reichen. Präsidentschaftskandidat Wolfgang A. Vogl kann nur gewinnen: Hinter ihm stehen die großen Parteien, die Wahlkampftruppe formt sein Image nach den jüngsten Meinungsumfragen, er hat das Geld. Die Journalistin Mira Valensky interessiert sich weit mehr für italienische Kochrezepte und Weine als für Politik. Trotzdem wird sie gegen ihren Willen vom Lifestyle- ins Politikressort versetzt. Sie soll über das »Menschliche« im Wahlkampf berichten. Der angebliche Selbstmord eines Wahlkampfmitarbeiters bringt sie auf die Spur dubioser Machenschaften. Alle lächeln, aus allen Poren strahlt Sauberkeit, Dynamik, Enthusiasmus. Können das dieselben Menschen sein, die der Journalistin in der Nacht auflauern, um ihre Neugier mit Nachdruck zu stoppen?


    Meine Meinung:
    Der Einstieg in den ersten Fall für die Journalistin Mira Valensky hat mich überzeugt. Amüsant und mit wunderbarem Sprachwitz taucht sie in den österreichischen Präsidentschaftswahlkampf ein. Dabei werden auch viele Vorurteile bedient, aber die Protagonistin kommt sympathisch und überzeugend rüber. Als es dann mit dem Kriminalfall losgeht, hatte ich das Gefühl, das es sich eher um eine Parodie als um einen „ernsthaften“ Krimi handelt. Da mutiert die Putzfrau zur cleveren Privatdetektivin und zur Personenschützerin, der im Rollstuhl sitzende Ressortleiter Politik unterstützt die Ermittlungen vor Ort. Stark ist die Erzählung, wenn es nicht direkt um den Kriminalfall geht.


    Fazit:
    Das Buch liest sich angenehm, die Protagonistin ist sympathisch und hat Kanten und Ecken, ihre Putzfrau ist ein Unikum und die Betrachtung der Wahlkämpfer ist sehr gelungen. Aber der Gesamteindruck leidet unter dem Kriminalfall, der mich nicht überzeugt hat. So reicht es nur zu drei Sternen. Trotzdem kann das Buch allen empfohlen werden, die Spaß an einer amüsanten und sprachlich überzeugenden Geschichte finden.


    Wertung: 7/10 Punkten

    Buchmeinung zu Bernard Cornwell ' Sharpes Sieg


    'Sharpes Sieg' ist ein militärhistorischer Roman von Bernard Cornwell, der 2009 als Taschenbuch bei Bastei-Lübbe erschienen ist. Die Originalausgabe erschienen 1998 unter dem Titel 'Sharpe's Triumph'. Der Roman spielt um 1803 in Indien und hat die Schlacht von Assaye zum Thema.


    Klappentext:
    Richard Sharpe wird Zeuge eines Massakers an einem britischen Außenposten ' verantwortlich ist ein englischer Offizier, der zur verfeindeten Marathen-Konföderation übergelaufen ist. Sharpe begibt sich auf die Jagd nach dem Verräter. Dabei muss er tief ins Feindesland vordringen und wird bald selbst zum Gejagten. Sein Weg führt ihn zu dem kleinen Dorf Assaye, wo die englische Armee sich einer gewaltigen indischen Übermacht stellen muss. Unter den Reihen des Feindes ist auch der Überläufer. Sharpe wittert die Chance, ihn ein für alle Mal zu stellen.


    Meine Meinung:
    Wie schon bei dem Vorgänger Sharpes Feuerprobe ist Richard Sharpe als Unteroffizier in Indien unterwegs. Er ist ein knallharter Typ, dem es vor allem um sein Auskommen geht. Er verachtet die Offiziere, die ihre Untergebenen wie Dreck behandeln. Und trotzdem will er ein Offizier werden. Er sucht seinen Vorteil und setzt dennoch sein Leben für die britische Armee ein. Wie ein Offizier s sinngemäß ausdrückt: Er ist kein guter Mensch, aber er ist ein sehr guter Soldat.
    Vielleicht sind es diese Grautöne, die den Leser Gefallen an Richard Sharpe finden lassen. Der Autor beschreibt die britische Armee mit all ihren Mängeln und wie überall gibt es gute und weniger gute Leute. Eine der übelsten Personen darf auch in diesem Roman nicht fehlen ' Sergeant Hakeswill. Wie Sharpe ist auch Hakeswill ein Überlebenskünstler, nur fehlt ihm jede positive Eigenschaft.
    Generell geht es jedoch in diesem Band zuerst recht ruhig zu. Bei der Verfolgung eines ehemaligen britischen Offiziers gerät Sharpe zusammen mit seinem Mentor Colonel McCandless in die Hände des Gegners. Dort erhält er einen Überblick über die gewaltige nahezu übermächtige Streitmacht und ein Angebot, als Offizier die Seiten zu wechseln. Aus Treue zu seinem Colonel lehnt er dieses Angebot ab und so zieht er auf der britischen Seite in die Schlacht von Assaye.
    Bei der Schilderung des Kampfverlaufs und der ganzen Grausamkeit des Kampfes entfaltet Cornwell sein ganzes Potential. Man begleitet die Soldaten auf ihrem schweren Weg und fragt sich, wie es sein kann, das diese Soldaten unbeirrt voranschreiten, obwohl es für viele den Tod bedeutet und sie sich vorerst noch nicht einmal wehren können.
    Aus militärischer Sicht beschreibt Cornwell die Taktiken beider Seiten und welche Fehler letztendlich den Ausschlag gegeben haben. Dabei verzichtet er auf jede Form der Schwarzweissmalerei. Auch das Verhalten der europäischen Offiziere auf der indischen Seite wird in seiner ganzen Zweifelhaftigkeit hinterleuchtet. Wenn eine Niederlage droht, setzt man sich ab und versucht sein Hab und Gut zu retten. Und beim Leser bleibt das Gefühl, das es Sharpe in einem solchen Fall ganz genauso machen würde, wenn man ihn denn lassen würde.


    Fazit:
    Dieser Band hat mich nicht so begeistert wie sein Vorgänger. Trotzdem fiebert man mit Richard Sharpe mit und bewundert fasziniert das Schlachtengemälde, das Cornwell in unvergleichlicher Art und Weise zeichnet. Doch gerade im ersten Teil des Buches gibt es einige Längen und der Spannungsbogen kommt erst langsam auf Touren. Insgesamt reicht es aber zu guten vier Sternen und einer Leseempfehlung für alle, die mit der teilweise grausamen und brutalen Schilderung zu recht kommen.


    Wertung: 8/10 Punkten

    Buchmeinung zu Birkefeld & Hachmeister – Wer übrig bleibt, hat recht


    „Wer übrig bleibt, hat recht“ ist ein Kriminalroman von Richard Birkefeld und Göran Hachmeister, der 2002 bei Eichborn erschienen ist. Die Taschenbuchausgabe erschien 2004 bei Deutscher Taschenbuch Verlag. Die beiden Autoren sind Historiker mit dem Schwerpunkt Kultur- und Sozialgeschichte im frühen 20. Jahrhundert.


    Kurzbeschreibung:
    1944, irgendwo in Deutschland. In einem Militärkrankenhaus kuriert Hans Kalterer, brillanter Geheimdienstpolizist im Dienst der SS, eine Schußverletzung aus - und macht sich Gedanken über seine Zukunft. Er will zurück zur Kriminalpolizei - und zu seiner Frau Merit, die ihn verlassen hat, weil sie seine Arbeit für das NS-Regime nicht länger ertragen hat. Als in Berlin ein hochrangiger Parteigenosse ermordet wird, sieht Kalterer seine Chance gekommen. Die von höchster Stelle angedeuteten politischen Motive entpuppen sich nach einem weiteren Mord als scheinbarer Irrweg: alle Indizien deuten auf einen entflohenen KZ-Häftling, der für den von den Mitbewohnern seines Hauses verschuldeten Tod an seiner Familie offenbar grausam Rache nimmt. Während die Stadt in Schutt und Asche versinkt, macht sich Kalterer inmitten von Mitläufern, Plünderern und Kollaborateuren, von alten Nazis und neuen Regimegegnern, auf die Suche nach dem Täter - und nach einem moralischen Standort, der ihm eine Zukunft möglich macht.


    Meine Meinung:
    Vordergründig geht es um eine Mordserie in Berlin im Winter 1944, der auch ein hochrangiger Parteigenosse zum Opfer gefallen ist. Der SS-Offizier und Ex-Kriminalbeamte Kalterer wird zu seiner Überraschung mit der Suche nach dem Mörder beauftragt. Er nimmt diesen Auftrag gern an, hält er ihn doch von der Kriegsfront fern und gibt ihm die Gelegenheit, an seinen privaten Problemen zu arbeiten. Bauchschmerzen bereiten ihm seine Auftraggeber, denn eigentlich gibt es keinen Grund, warum er sich um diesen Fall kümmern sollte. Sein Gegenspieler ist der entflohene KZ-Häftling Ruprecht Haas. Der Leser begleitet die beiden Protagonisten abwechselnd auf ihrem Weg in einer siechenden Stadt. Durch diese Perspektivwechsel gelingt es den Autoren bestens, die Motive und das Gefühlsleben der beiden Männer zu beschreiben. Ihr Verhalten war für mich jederzeit nachvollziehbar und ich empfand für beide so etwas wie Sympathie, und das, obwohl beide alles andere als nette Zeitgenossen sind. Ruprecht Haas ist auf einem unbarmherzigen Rachefeldzug, Hans Kalterer ist auf der Suche nach einem Weg, der ihm ein normales Leben nach dem Krieg sichert. Gefühlt sitzen die wahren Fieslinge irgendwo im Hintergrund und Kalterer und Haas sind ihre Marionetten.
    Eine besondere Stärke des Romans liegt in der atmosphärisch dichten Beschreibung des Lebens im Berlin dieser Zeit. Es ist faszinierend zu lesen, wie das Leben trotz aller Widrigkeiten irgendwie weiter geht. Ein gelungener Schachzug ist die Figur der Frau Kalterer, die ihren Mann wegen seiner Nähe zum regierenden Regime verlassen hat. Dabei bleibt der Roman jederzeit spannend, auch wenn Täter- und Opferrollen frühzeitig vergeben zu sein scheinen. Die Diskussion um Schuld und Verantwortung und ob man sich der Verantwortung entziehen kann, hält den Spannungsbogen hoch.
    Ein weiteres Highlight ist der Epilog, der eine Szene aus dem Nachkriegsberlin beschreibt.


    Fazit:
    Dieser Roman ist für mich ein Meisterwerk. Er ist atmosphärisch dicht, fasziniert mit ungewöhnlichen Protagonisten in einer mir unbekannten Umgebung. Doch die große Stärke dieses Romans ist, das er zum Nachdenken anregt und auf erhobene Zeigefinger verzichtet. Fünf Sterne und eine uneingeschränkte Leseempfehlung!