Beiträge von Filtertuete

    Ich habe mich schon immer ein wenig für die Geschicke der Hohenzollern, Wittelsbacher und Habsburger interessiert, weshalb mir nur die Autorin selbst fremd war, nicht aber die schon in einigen gelesenen Büchern erwähnte Erzherzogin Leopoldine.
    Bisher hatte ich es aber eher mit Romanen zu tun, in denen sie nur als Randfigur auftrat, oder mit Sachbüchern, ein Briefroman war nicht darunter.
    Obwohl diese Art von Stil natürlich eine gute Möglichkeit bietet, sowohl echte Briefe als auch solche fiktiver Personen geschickt zu mischen und die Autorin auch genau dies tat, musste ich feststellen, dass Briefromane wohl doch nicht so ganz mein Fall sind, wenn man das Jugendbuch "Daddy Langbein"/"Lieber Feind" von Jean Webster mal außen vor lässt.
    Da ich dies aber nicht der Autorin anlasten kann, und ich zudem viele interessante Dinge aus dem Leben der Erzherzogin erfahren konnte, bin ich insgesamt gesehen doch recht zufrieden. Die fiktiven Personen passen gut ins erzählte Geschehen und auch authentische Nebenfiguren wie beispielsweise Leopoldines Schwester Marie Louise, die wie Leopoldine der Habsburger Devise "Tu Felix Austria Nube" folgend politisch verheiratet und so die zweite Ehefrau von Napoleon Bonaparte wurde, erhielten für mich deutlichere als zuvor bekannte Konturen.- Leopoldines Schicksal ist überwiegend traurig, jedoch waren die Frauen damals eben viel unfreier als heute und ich wünsche mir von einem Roman, Briefroman hin oder her, schließlich keine von der Wirklichkeit abweichenden Verschönerungen.
    9 Punkte

    Titel: Es klingelte an der Tür - Ein Fall für Nero Wolfe
    Autor: Rex Stout
    Vorwort: Jürgen Kaube
    Übersetzer: Conny Lösch



    Produktinformation:


    Gebundene Ausgabe: 248 Seiten
    Verlag: Klett-Cotta; Auflage: 1
    Erscheinungsdatum: 11. März 2017
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 360898111X
    ISBN-13: 978-3608981117
    Originaltitel: The Doorbell Rang
    Größe und/oder Gewicht: 12,8 x 1,8 x 19 cm
    (Quelle: AMAZON)


    Meine Meinung:
    Wenn Rex Stout an der Tür klingelt, sprich: wenn man einen seiner Kriminalromane zu lesen beginnt, merkt man ziemlich rasch, dass es sich um eine ältere Geschichte handelt und vor allem, dass sie in einer schon etliche Jahre zurück liegenden Zeit spielt. Beispielsweise einer Zeit, in der man noch auf eine Telefonzelle angewiesen war, in der einem entgegenkommende Passanten noch in die Augen sahen und nicht Daumengymnastik auf einem Gerät von der Größe einer Zigarettenschachtel betrieben. Gleichzeitig stellt man jedoch fest, dass dies keinen Nachteil, keine Einbuße an Spannung bedeuten muss.
    Sein Held, der übergewichtige Privatdetektiv Nero Wolfe, New Yorks berühmtester Privatermittler, legt sich für seine ebenso wohlhabende wie exzentrische Mandantin sowohl ins Zeug als auch an, letzteres mit Jemandem von "ganz oben", dem gefürchteten J. Edgar Hoover, Leiter des Federal Bureau of Investigations, kurz FBI. Sein Assistent Archie Goodwin macht sich an die ersten Ermittlungen, sein Chef ist ja eher der "No Sports"-Typ...
    Es hat mich gut unterhalten, wieder einmal eines der Werke eines der großen Meister des vergangenen Jahrhunderts in Sachen "Kriminalroman" zu lesen.
    Gern vergebe ich die volle Punktzahl!

    "Die Morde von Morcone" war mein erstes Buch von Stefan Ulrich.
    Das die oft gepriesene schöne Landschaft der Toscana zeigende Coverbild fiel mir sofort ins Auge.
    Die Kriminalgeschichte als solche konnte mich gut unterhalten, allerdings ist sie von unangenehm vielen und vor allem zu Beginn oft nur schwer auseinander zu haltenden Personen bevölkert, was mich in meinem Lesefluss dann doch ein wenig eingeschränkt hat.
    Durch viele eingeschobene italienische Vokabeln und das Verwenden landestypischer Klischees wird italienisches Flair herauf beschworen, was mir manchmal etwas zu bemüht und übertrieben vorkam.
    Sympathisch war mir das Ermittlergespann, welches aus einer Italienerin und einem aus München stammenden Anwalt bestand, der sich eigentlich ein Jahr innerer Einkehr verschrieben hatte, aber der Mensch denkt...
    Es gefällt mir immer, wenn interessante Begebenheiten aus der Vergangenheit sowie authentische Probleme der Gegenwart in eine Romanhandlung mit eingebaut werden. Hier war beides der Fall. Allerdings sehe ich in der Gewichtung der Themen noch Luft nach oben, manches erscheint mir hier noch etwas zu wenig ausbalanciert.
    Ich vergebe 7 Eulenpunkte

    Produktinformation:
    Taschenbuch: 416 Seiten
    Verlag: btb Verlag
    Erscheinungsdatum: 9. Mai 2017
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 344271544X
    ISBN-13: 978-3442715442
    Originaltitel: The Lobster Kings
    Übersetzer: Werner Löcher-Lawrence
    (Quelle: AMAZON)


    Die Geschichte um die über 300 Jahre auf Loosewood Island ansässige und vom Hummerfang lebende Familie King hat mich eigentlich recht gut unterhalten und mir einige interessante Einblicke beschert.
    Das Cover ist recht ansprechend gestaltet und passt auch gut zu dem hier erzählten Geschehen.
    Der Titel orientiert sich am englischen Original.
    Der alte Aberglaube und die mystischen Anteile hielten sich gerade noch in einem für mich akzeptablen Rahmen.
    Das Buch vermittelte mir ein gutes Kopfkino in einer Atmosphäre von Wind, Salz und Meeresrauschen. Es zeigt eine eindeutig von Männern dominierte Welt und wie schwer es einer Frau darin ergehen kann, wenn sie demonstrieren will, dass auch sie sich dort zu behaupten in der Lage ist. Manchmal erschien es mir fast zu grausam.
    Ich vergebe 7 Eulenpunkte

    Soweit, dieses Buch als einen "meisterhaften psychologischen Thriller" zu bezeichnen, würde ich keinesfalls gehen wollen. Was ich ihm aber gern zugestehen kann, ist, dass es mich einige Stunden lang gut zu unterhalten in der Lage war. Beispielsweise gefielen mir die interessanten historischen Zusatzinformationen ebenso wie die verschiedenen Perspektiven, wenn letztere auch zugebenerweise einerseits ein wenig Unruhe und andererseits gelegentliche Längen hinein brachten. Ich mag so mysteriös gehaltene Andeutungen auf Authentizität oder gar Familienzugehörigkeit.
    Das Cover passt zur düsteren Grundstimmung.
    Der Titel orientiert sich am Original.
    Ich vergebe 7 Eulenpunkte.

    Gabelung - Konterfei - Abrede


    Als sie an der WegGABELUNG pausierten, stellt sie in ABREDE, dass ihr KONTERFEI Ähnlichkeit mit dem ehemaligen Werbetier des NDR habe.


    STADTMUSIKANTEN - JUSTIZ - DONALD TRUMP

    Titel: Das Buch der Spiegel
    Autor: E.O. Chirovici


    Mir hat die Lektüre dieses Buch-im-Buch-Kriminalromans Freude bereitet!
    Das Cover passt, der Originaltitel wurde übersetzt übernommen (statt, wie es leider ebenfalls gelegentlich vorkommt, mit irgendetwas verquerem Deutschen zu ersetzen).
    Der Literaturagent Peter Katz ermittelt, auf die Idee gebracht durch ein ihm zugespieltes Manuskript, in einem 30 Jahre zurück liegenden Mordfall.
    Er überredet den Journalisten John Keller, welcher dann ebenfalls zu recherchieren beginnt.
    Letztendlich befasst sich der pensionierte Polizist Roy Freeman mit dem Fall.
    Aus den verschiedenen Perspektiven, alle in der Ich-Form gehalten, wird nach und nach klar, wie unterschiedlich man Fakten bewerten kann, immer abhängig von der eigenen Sichtweise.
    Der Schreibstil war flüssig lesbar, der Aufbau nötigte mir jedoch Pausen auf, aber das hat - wie oben schon angedeutet - mir meine Lesefreude nicht beeinträchtigen können, so dass ich gute 8 Punkte vergeben kann.

    Titel: Rain Dogs
    Autor: Adrian McKinty
    Übersetzer: Peter Torberg
    ISBN: 3518467476
    (Dieses Buch steht zweimal im Verzeichnis, obwohl es nur diesen Thread zu geben scheint. Da in diesem noch kein Abstimmungskästchen existiert, hoffe ich, es mit der oben angegebenen ISBN richtig gemacht zu haben.)


    Wie oben bereits geschildert, sieht sich Sean Duffy dieses Mal vor der Aufgabe, den Tod der im Hof von Carrickfergus Castle tot aufgefundenen Journalistin Lily Bigelow aufzuklären. Das Coverbild passt gut, der Titel ist vom englischen Original übernommen. Es war für mich mein erstes Buch dieses Autors und somit kannte ich Duffys erste Fälle nicht (dies zu ändern, sobald mein SUB überschaubarer geworden ist, habe ich mir allerdings vorgenommen :grin). Trotzdem kam ich ohne größere Probleme gut in die Geschichte hinein.
    Diese spielt im politisch durch die IRA sehr unruhigen Nordirland im Jahr 1987, dem 19. Jahr der katholisch-evangelischen Schwierigkeiten.
    Die geschickt aufgebaute und gekonnt gehaltene Spannung ließen mich dieses Buch kaum aus der Hand legen.
    Den Protagonisten fand ich überaus sympathisch, die Auflösung überraschend, aber nachvollziehbar.
    Nett fand ich auch die kleine Hommage an Muhammad Ali zu Beginn. :-)
    8 Punkte für einen spannenden Krimi vor in verschiedener Hinsicht interessanter Kulisse!

    Titel: Das geträumte Land
    Originaltitel: Behold the dreamers
    Autor: Imbolo Mbue
    Übersetzerin: Maria Hummitzsch
    Erscheinungsdatum D: 16. Februar 2017
    Verlag: Kiepenheuer & Witsch
    ISBN-10: 3462047965


    Über den Inhalt wurde hier schon viel geschrieben, weshalb ich mich weitestgehend auf meine Meinung beschränke.
    Auch, wenn ich mich beim Kauf meiner Bücher so gut wie nie durch ein Coverbild beeinflussen lasse - dieses hier fiel mir auf Anhieb positiv ins Auge.
    Nach der Lektüre des Buches stellte ich fest, dass es sehr gut zum Inhalt passt, denn es beinhaltet beide Welten, Afrika und USA. Der Titel ist passt akzeptabel.
    Ich habe die Geschichte der beiden höchst unterschiedlichen Familien mit großem Interesse gelesen, sie ist aktuell hinsichtlich der Immigrationsproblematik und behandelt außerdem ein bekanntes Anliegen fast aller Eltern, nämlich den Wunsch, dass ihre Kinder einen möglichst guten Start in ein Leben bekommen sollen, in dem es ihnen einmal besser geht als den Eltern selbst. Eine Identifikation mit den Protagonisten war mir meist möglich, die geschilderten Geschehnisse wirkten authentisch auf mich. Für manche, nicht immer selbst erklärenden afrikanischen Ausdrücke hätte ich mir ein Glossar gewünscht. Der Stil war flüssig lesbar, ab und an gab es kleine Längen, auch wurden einige Klischees bedient.
    Insgesamt vergebe ich 8 Punkte

    Das Buch von Sam Pivnik "Der letzte Überlebende - Eine wahre Geschichte" bekommt von mir 10 Punkte.
    Es hat mich tief beeindruckt, wie der Autor seine Erlebnisse für uns Revue passieren ließ, die Grausamkeiten und Ängste erneut durchlebte, um für uns ein Zeugnis, eine Zeugenaussage zu hinterlassen, was damals alles geschah.
    Damit verleiht er trockenen Zahlen aus den Geschichtsbüchern ein Gesicht.
    Er tut dies ohne erhobenen Zeigefinger oder übertriebenes Pathos.
    Er wird zwar deutlich, aber er walzt ein Vorkommnis nicht unnötig aus. Dadurch wirkt seine Beschreibung zugleich sachlich und wahr und geht einem trotzdem enorm unter die Haut.
    Über die damaligen Geschehnisse um Holocaust und Shoah habe ich schon einige Bücher gelesen, aber abgesehen von dem Tagebuch der Anne Frank waren es fast alles Romane oder reine Sachbücher. Deshalb war die Wirkung besonders spürbar.
    Ich wünsche diesem Buch sehr viele Leser!