Wir nähern uns dem kürzesten Tag und der längsten Nacht des Jahres, dem Mittwintertag, und ich habe den Eindruck, dass die letzten Geschichten diesem Weg in die Dunkelheit folgen.
Deine Geschichte, lieber beo, hat mich darüber hinaus an zwei Sätze erinnert, welche die Entscheidung deines leidgeprüften Protagonisten untermalen und zum Leuchten bringen.
Der erste Satz stammt von Tolkien, und Frodo hat ihn angesichts der offensichtlichen Aussichtslosigkeit seiner Aufgabe ausgesprochen: „Sie können nicht auf immer siegen!“ Der Verlust der eigenen Familie durch einen betrunkenen Autofahrer ist fürchterlich. Die Tatsache, dass der Alkohol schon viele solcher Opfer gefordert hat und immer wieder fordert könnte verzweifeln lassen, wenn es nicht die Hoffnung als solche gäbe.
Der zweite Satz steht in der Bibel, ist aber aus meiner Perspektive universell gültig und nicht von irgendeiner Religion abhängig: „Ein Licht brennt in der Finsternis und die Finsternis hat es nicht begriffen (ergriffen).
Dein Protagonist trifft eine Entscheidung, die seine Einsamkeit/Traurigkeit/Leere überschreitet. Durch dieses Überschreiten eigener Grenzen öffnet er sich für eine neue Erkenntnis (nicht mehr nur zu nehmen, sondern im Rahmen dessen, was er besitzt, zu geben). Er setzt sein Erkennen in die Tat um, beschränkt es nicht auf den Penner, sondern macht gleich weiter mit dem Öffnen seines Hauses für Weihnachtsgäste und wird über diese vollzogene Balance aus Erkennen und Handeln hinaus belohnt.
Dies ist ein Mittwinterwunder für mich (denn die Belohnung kann in der Realität auch ausbleiben) und macht deine Geschichte zu einer im Sinne des Wortes wunder-baren Erzählung im Rahmen der geweihten Nächte (Zwölfnächte) .