Beiträge von Holle

    Ach, leg doch einfach los :-) ich hätte die Arbeit ja auch weiter im Archiv verrotten lassen können, wenn ich keinen Kommentar dulden würde, und wenn du noch mal so was Cooles schreibst, wie im letzten Wettbewerb, bekommst du trotzdem wieder drei Punkte. :keks

    Lola - The Kinks ( Ray and Dave Davies, echt britisch)


    Oh your daddys rich
    Your mamas good looking
    I said hush little baby
    Don't you cry

    Da wir jetzt so quasi in den Nachwehen des letzten Schreibwettbewerbes liegen, lasse ich euch an meinem ersten spontanen Annäherungsversuch an Groupies Thema "Verrückt" teilhaben :chen und hoffe, dass ihr, die ihr euch traut das Machwerk zu lesen, ohne gekräuselte Zehennägel aus der Teilhabe an meinen Gedanken wieder auftaucht. Das "Ver-Rückt-Werden" dieser Arbeit besteht im Switchen zwischen kognitiv und intuitiv gesteuerten Anteilen während eines kreativen Arbeitsprozesses.


    Arbeitsprozess


    Gedanken schweifen über Aufgeräumtes
    Schichten stapeln sich auf Schichten
    Kategorien kunstvoll beschriftet
    Thesen widerlegt durch Antithesen


    Überschriften fett gedruckt
    Zitate kursiv gesetzt
    Nummeriert am Seitenrand
    Der Garagen für Gedanken
    Geradeaus eingeordnet geparkt


    Vorgärten des Verstandes
    Zieren unkrautfreie Trittsteine
    Schweigen vibriert
    Auf dem klaren See des Bewusstseins
    Täuschende Kontrollhoheit
    Blendend wie ein Spiegel


    Tief taucht Intuition
    Durchbricht die unversehrte Wasserwand
    Hält ihren Atem an so lange sie kann
    Gleitet in unerforschte Winkel geheimnisvoller Tiefen
    Des Königreichs nie endender Möglichkeiten


    Perspektiven ändern Formen wie Gestaltwandler
    Klänge steigen auf
    Tanzen im Brennpunkt flüchtiger Aufmerksamkeit
    Farben überschreiten Spektrumsgrenzen
    Eindrücke kleiden sich in uralte Kostüme


    Und das traumverrückte Ich sucht die Quelle der Schöpfung
    Will in das Chaos ihres Segens eintauchen
    Reiche Beute an lebendiges Bewusstsein heften
    Ungezähmtes Leben in das Land der Oberfläche bringen

    Ich hab jetzt mal reingeschaut in die Thesen von eros. Er hat aus meiner Perspektive versucht, alle ihm wichtig erscheinenden Seinsbereiche menschlichen Lebens in seine Arbeit einzubeziehen. Ihre Subsummierungen führen wie bei einer Art Erkenntnispyramide an deren Spitze, wo er seine eigene Erkenntnis ansiedelt, die quasi die Essenz dieses Buches ist und beim Leser wirksam und nachvollziehbar sein soll.


    Der Weg dorthin ist „steil und dornig“ im Sinne von umfangreich, nicht neu und in Anteilen schwer nachzuvollziehen, die Erleuchtung wird vermutlich nicht sehr vielen, dafür aber Auserwählten zuteil. Das ist auch nichts Neues, wenn man sich im Bereich philosophisch / religiöser / esoterischer / teils auch wissenschaftlicher Thesen bewegt. Bevor aber die Katze aus dem Sack hüpfen darf bzw. irgendetwas der eigentlichen Essenz, die 77€ wert sein soll, sichtbar wird, muss man das Buch kaufen und lesen.


    Da es sehr viele verführerische Gedanken im Bereich des „Woher kommen wir?/ Wohin gehen wir?/ und Was soll das Ganze überhaupt?“ gibt, habe ich für mich eine Art Anfangshürde formuliert, die mich wieder auf den Teppich holt, wenn mir scheinbar neue Erkenntnisse präsentiert werden: Eine offenbarte, umfassende „Wahrheit“, die ihren Namen verdient, sollte aus meiner Sicht allen lebenden Wesen (auch ohne fremde Hilfe) zugänglich und nachvollziehbar sein, unabhängig von Alter, Geschlecht, Gesundheit, Intelligenz, Bildung, Kontostand etc. Der Autor hat sie – seine umfassende Wahrheit - ja vermutlich auch umsonst geschenkt bekommen.

    In meiner Geschichte habe ich versucht, den Moment einzufangen, in dem eine psychische Erkrankung sich ihren Weg unkontrolliert ins Außen bahnt, weil der Druck im Inneren zu groß wurde. Das Ver-Rückt-Werden aus dem inneren ins äußere Leben sozusagen.
    Die Geschichte hat sich in Anteilen ähnlich zugetragen. Der der hochbegabte und erfolgreiche Mathematiker wurde uns als Studenten im Rahmen eines Seminars über klinische Psychologie vorgestellt, wo er als lebendes „Fallbeispiel“ die Geschichte seiner Erkrankung erzählte.
    Lange Zeit hatte er „normal“ funktioniert, seine Begabung ausgebildet und Karriere gemacht. Ganz banal hatten er und seine Erziehenden nicht gewusst oder bemerkt, dass zu seiner Reife nicht nur die Ausbildung der kognitiven sondern auch die der emotionalen/sozialen Intelligenz und Kompetenz gehört hätte und was ihn dort belastete. So blieb er ein in sich verschlossener, schüchterner „Nur-Kopf“, der sich in sein verwandtes Babysitter-Kind verliebte und auf einmal Stimmen vom Himmel hörte, die ihn darin bestätigten. Sein Leben spielte sich im Innen ab, im „inneren Dialog“, und es drang kaum etwas ins Außen durch bis zu dem Tag, an dem der Druck, der auf ihm lastete, zu groß wurde, er die Kontrolle verlor und statt zur Arbeit auf die Felder vor der Stadt fuhr. Seine Schüchternheit und Kontrolle verhinderte größeres Unheil für außenstehende Personen, war aber auch wie eine Maske, die verbarg, dass er schon viel früher Hilfe gebraucht hätte.

    Tja, Tiger, so ist das eben mit dem Wahrnehmen kreativer Schöpfungen. Jeder Rezipient nimmt auf unterschiedliche Weise wahr, verknüpft andere Assoziationen, verfügt über mehr oder weniger ausgeprägtes Fachwissen. Die Schönheit / Kunst liegt im Auge des Betrachters. Dass Scherze auch die Möglichkeit von "Können" in sich tragen, ist doch nicht fragwürdig, oder?