Jetzt oute ich mich mal hinsichtlich meiner Lieblingsfiguren.
Da ich diesbezüglich penetrante Züge annehme, wird es kaum wundern, dass Ascall die Nr. 1 ist (wobei er sich dazu entwickelt hat): Als ich die ersten hundert Seiten schrieb, war er - von der Kindheitsszene abgesehen - einfach nur der heiße Bad Guy. Da dachte ich nämlich noch, er wäre so böse, wie alle behaupten - bis ich drauf gekommen bin, dass es viiiiiiel interessanter ist, Ailillán diese Rolle zuzuweisen. Letzterer, obwohl eigentlich für die Rolle des guten Gewissens vorgesehen, ist diesem dramaturgischen Schachzug in gewisser Weise geopfert worden. Er war für mich nie mehr als Figur interessant, sondern nur in Relation zu Caitlin und Ascall.
Caitlin ist meine Lieblingsprotagonistin. Es gibt ein paar Phasen im Buch, wo Róisín aufholt (vor allem, als sie Ascall "knackt") - aber letztlich ist Caitlin stärker und pragmatischer und mir ein Stückweit näher als Róisín in ihrer kindlichen Irrationalität.
Die Pól-Kapitel habe ich wahnsinnig gern geschrieben, weil ich dann immer wusste, ich habe was zu lachen. Ich habe ihn wirklich geliebt, aber ich muss gestehen, dass es keine so große Überwindung war, ihn zu töten. Zu diesem Zeitpunkt war er irgendwie "auserzählt". (Ich vermisse ihn im Band 2 gerade gar nicht ...)
Aoife zu entwickeln war für mich spannend. Ich mag die Szenen am meisten, wo sie Soziopathin und Mensch zugleich ist (z.B. mit dem blinden Énna - "Keine Angst, heute würde ich dich nicht mehr beißen" - oder mit dem sterbenden Diarmait.) Mir wäre es schwer gefallen, sie ganz herzugeben, aber eine eigene Erzählperspektive wird sie nicht mehr bekommen, dafür ist aus ihr nicht mehr genug zu holen.
Die Faolán-Kapitel habe ich weitaus lieber geschrieben als die Riacán-Kapitel. Meine Liebe zu letzterem ist relativ schnell abgekühlt - Faolán hat als Künstler hingegen einen besonderen Platz in meinem Herzen. Ich empfand seine Kapitel - trotz seines Egoismus und trotz teilweise grauenhafter Ereignisse, die er bezeugt - auch immer als die hellsten und wärmsten.
Von den Übrigen wandert Kraka aufs Siegertreppchen (worauf es aber auch jemand wie Schwester Aine schafft) - wobei Éilís diejenige ist, deren Charakter noch zu wenig ausgelotet ist und die darum das größte Potential bietet.
Generell muss ich sagen, dass mir von keinem meiner bisherigen Romane die Figuren auch nur annähernd so unter die Haut gingen wie diese.