Zitat
Original von Herr Palomar
Er schreibt auf jeden Fall noch!
Im August 2006 ist wieder ein Buch von ihm gekommen: "Bin ich Europäer?"
Sein Buch "Nelke und Caruso" habe ich vor längerer Zeit von ihm gelesen.
Nicht schlecht, aber noch besser gefiel mir Die Bibliothek von Pisa.
1999 hatte er das Buch bei einer Lesung freundlicherweise signiert.
Das war eine schöne Lesung. Ich weiss noch, dass die Dichterin Hilde Domin im Publikum sass. natürlich kamen die beiden auch ins Gespräch.
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Die Bibliothek von Pisa gibt es bei Amazon nicht, aber immerhin "Die Bibliothek von Pila"
Die Beschreibung klingt verlockend. 
Bei der mausgrauen Jury diesen Jahres sehe ich viel zu wenig von dieser Verführungskunst und Leidenschaft für Literatur. *seufz*
(Die geladenen Texte sind allerdings großenteils auch nicht zwingend zur Euphorie verleitend... :grin)
Ich schreib trotzdem mal was zu Tag 2.
Silke Scheuermann
Eine Trauma- und Mutter-Tochter-Geschichte. Da ich normalerweise um "Frauenlitereraturthemen" einen weiten Bogen mache, nix für mich. Nicht neu, kleinbürgerliches Psychodrama, kein sprachlicher Mehrwert. Es gibt sicherlich irgendwo einen Haufen Leserinnen für solche Art von Literatur, aber nicht in Klagenfurt. Mit der Einladung hat man der Autorin, glaube ich, keinen Gefallen getan.
Nudelsuppe
: Zu meiner hemmungslosen Verwunderung muss auch ich heute Iris Radisch unverhältnismäßig oft zustimmen...

Ronald Reng
Eine brüchige Familie, eine tödliche Krankheit, Leben hinter der Fassade. Nicht wirklich neu (vielleicht ist man am 2. Tag schon zu verwöhnt?)
Es ist der Anfang eines Romans, und man weiß nicht recht, wo der hinwill.
Der Vortrag hat dem Text sicherlich geschadet. (Insgesamt bin ich aber positiv überrascht, wie gut die Autoren ihre Texte trotz der Aufregung rüberbringen. Wenn ich mir vorstelle, ich säße da...
)
Dieter Zwicky
Ein Sprachtext, sehr schön!
Und im Gegensatz zu der Multi-Media-Performance von Jörg Albrecht gestern, die ich nur platt fand, folge ich Zwickys manieristisch verschlungenen Sprachpfaden und kunstvoll gedrechselten Türmchen mit großem spielerischen Hörervergnügen. Tolle innovative Bilder, die gleich wieder ironisch aufgelöst werden, wunderbare Motive: der Verlust der Sprache, der Verlust des Körpers, Überreizung, Hypersensibilität, Grenzauflösungen, Vermischungen... Ich muss den Text unbedingt nochmal lesen.
Die Quittenstelle ist genial!
Michael Stavaric
Ein Leben in der Uneigentlichkeit, im Konjunktiv. Sex, Gewalt und Krieg kommen vor. Wozu, weiß ich nicht genau. Der ob- und dass-Stil hat bei mir zwar nicht einen Jelinek- aber einen Thomas-Bernhard-Widerwillens-Reflex ausgelöst. Allerdings sind Bernhards Tiraden wenigstens noch witzig, dashier fand ich eher ermüdend.
(Ich würde auch nie einen Romananfang in Klagenfurt vorlesen, weil ich gar nicht wüsste, wie ich danach noch daran weiterarbeiten sollte, wenn er so öffentlich verrissen oder verlobt wurde.
)
Milena Oda
Selbstbespiegelung eines aufgeplusterten Narren in Autorengestalt. Der Eulenspiegeleffekt funktioniert nicht recht, aber das Literatenraten ist für Germanisten ein schönes Spiel, und der Text so schlecht nicht, wie ihn die Jury macht, die kein gutes Haar an ihm lässt.
Kurt Oesterle
Eine traditionell erzählte Geschichte aus der Dorfwelt der 50er Jahre. Schöne, stimmige altmodische Sprache, schöne Details - und ich finde es ziemlich kurios, dass einige Juroren dem Text die bruchlose Stimmigkeit seiner Sprache vorwerfen. 
Im übrigen ist es ja keine Kinderperspektive, sondern ein mit sanfter Ironie erzählter Rückblick. Nicht überwältigend neu, aber stimmig. Sieht nach einem soliden Roman aus, der sein Lesepupblikum finden wird.
Wird wohl irgendeinen Preis bekommen.
Obwohl ich die eigentlich eher Jungautoren wünsche, die noch am Anfang ihrer Entwicklung stehen.
(Schade, dass man jetzt schon diverse Bücher veröffentlicht haben muss, schon im Literaturbetrieb etabliert sein muss, um eingeladen zu werden 
Das gibt mehr bekannte Namen im Wettbewerb, vieliecht höhre Einschaltquoten, aber auch leider wenig Neues zu entdecken.)
PeterLicht
Der Text hat auch mich spontan begeistert, ich weiß im Nachhinein allerdings nicht mehr recht, warum. 
Die Sprache blendet.
Das Verfahren des 1. Teils ist beim ersten Lesen witzig, aber eigentlich sehr durchsichtig. der 2. Teil ist so toll auch nicht. Und irgendwie hatte ich ein Deja-vu-Gefühl, ich grübele, woher ich den Text kenne. 
Jochen Schmidts Kosmonauten-Geschichte gestern hat für mich viel mehr inhaltliche Substanz als dashier.
PeterLicht wird wohl den Wettbewerb gewinnen, ist aber nicht mein Favorit. Ich bin höchstens gespannt, wie das Siegerfoto aussehen wird. Blumenstrauß vor dem Gesicht? 
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