Beiträge von little sparrow

    Sturmrot ist ein atmosphärisch düsterer Schwedenkrimi und der Auftakt der Trilogie um die Ermittlerin Eira Sjödin.


    Eira Sjödin ist in ihr altes Heimatdorf zurückgekehrt, um ihre Mutter zu unterstützen. Ihre Mutter ist dement und von ihrem Bruder Magnus hat Eira lange nichts gehört, so dass sie es sich - neben ihrer Polizeiarbeit - zur Aufgabe gemacht hat, sich um ihre Mutter zu kümmern.

    Man sagt, dass Täter immer wieder an den Ort des Verbrechens zurückkehren. Doch was ist, wenn der Täter selbst zum Opfer wird? Wenn der Täter in den Verdacht gerät, weiter "aufzuräumen" ist alles klar. Doch wenn der Täter angegriffen wird, was ist dann noch Wahrheit?

    Diesen Fragen stellt sich Eira Sjödin zu der Zeit als Olof Hagström in den Heimatort zurückkehrt und zugleich dessen Vater tot aufgefunden wird. Olof Hagström hat als vierzehnjähriger gestanden, die junge Lina vergewaltigt und ermordet zu haben. Noch zu jung, um ins Gefängnis zu kommen, kam Olof in ein Jugendheim - und verlor den Kontakt zu seiner Familie.

    Eira Sjödin - zu der Zeit, als Lina und Olof von der Bildfläche im Ort verschwanden - noch zu jung, um Sachverhalte oder Beweggründe mitgeteilt zu bekommen - hat mit Olofs Rückkehr und dem Mord an seinem Vater jede Menge Aufklärungsarbeit zu leisten. Um sich einen besseren Überblick zu verschaffen, recherchiert sie nicht nur zum aktuellen Fall, sondern zieht auch zum damaligen Fall um Linas Verschwinden ihre Schlüsse.

    Die ruhige, besonnene Art, die Eira dabei an den Tag legt, gefällt mir. Sie agiert umsichtig und rücksichtsvoll, lässt sich jedoch nicht beirren, wenn es um die Ermittlungsarbeit geht. Das gefällt mir.

    Die Tatsache, dass ein minderjähriger Junge zu solch einer Straftat fähig sein soll und die Ermittlungsansätze der Polizei zur damaligen Zeit haben mich ganz schön erschreckt.

    Tove Alsterdal unterstützt ihre Protagonistin mit ihrem runden, bildhaften Erzählstil. Die Geschichte geht zunächst ruhig an. Im letzten Drittel kann ich das Buch aber nicht mehr gelegentlich aus der Hand legen. Dann will ich wissen, wie die Fäden zusammenlaufen. Ob ich richtig liege, oder ob es am Ende doch noch eine Überraschung gibt.

    Sturmrot hat mich gut unterhalten und zum Ende für ordentlich Spannung gesorgt. Die Charaktere sind vielschichtig. Und auch, wenn ich sie zu kennen glaubte, so hat der eine und andere doch noch ein Geheimnis in petto.

    Fazit

    Wer düstere Schwedenkriminalromane mag, ist mit Sturmrot gut beraten.


    ASIN/ISBN: B0B3F76K57

    Das kleine Buchcafé an der Isar spielt in dem fiktiven Kapuzinerviertel in München. Es wirkt wie ein kleiner, etwas verschlafener Ort in dem es ein kleines, unscheinbares Buchcafé gibt.






    Es ist nicht gerade Marlenes Lebenstraum, in diesem in die Jahre gekommenen Buchcafé zu arbeiten, doch mit ihrem Doktortitel und ihrem Studium für Literaturwissenschaft findet sich gerade kein adäquater Job. So bleibt Marlene nichts anderes übrig als die Ladenbesitzerin Lotte Eigner um einen Job zu bitten, um weiterhin ihren Lebensunterhalt und die Miete für ihren WG-Anteil zu verdienen.

    Mit den neuen Ideen, die Marlene in dem Buchcafé einbringt, kommen auch immer mehr Gäste. So lerne ich an Marlenes Seite nach und nach weitere Charaktere der Geschichte kennen.

    Und dann steht eines Abends ein gut aussehender junger Mann vor der Tür des kleinen Buchcafés, rüttelt an der Tür und an Marlenes Herz. Johannes.

    Der Schreibstil ist locker und sehr angenehm. Die Charaktere haben Tiefe und erlangen eine eigene Ausstrahlung. Sie sind authentisch und wachsen an ihren Lebenserfahrungen. Der eine langsamer, der andere schneller - eben ganz individuell und an das Geschehen angepasst.


    Zitat
    "Amelie besaß trotz ihres jungen Alters Lebenserfahrung, die sie manchmal beinah weise erscheinen ließ. Nur, damit sie sich im nächsten Moment wieder wie eine Dreizehnjährige wegen einer schlechtgekleideten Cafékundin kaputtlachen konnte." - Seite 90


    Es ist für mich spannend zu verfolgen, wie sie ihren Weg gehen - auch wenn nicht alles bis ins kleinste Detail erzählt wird. Das tut der Geschichte keinen Abbruch, sondern lässt Raum für eigene Überlegungen - oder Akzeptanz.

    Mir gefällt vor allen Dingen die Charaktervielfalt, die ganz natürlich im Buch zum Tragen kommt. Emilia Thomas beschreibt sehr intensiv die Empfindungen. So kann ich Marlene wunderbar begleiten, mich mit ihr freuen, mit ihr neugierig sein und mit ihr den Schmerz teilen.


    Zitat
    "Da war es wieder - dieses elektrisierende Gefühl. Als hätte man um ein Haar seine Lieblingstasse auf den Boden fallen lassen, aber sie dann noch in letzter Sekunde aufgefangen." - Seite 144


    Das kleine Buchcafé an der Isar ist trotz ernster Themen vor allem ein Wohlfühlroman. Ich konnte ganz wunderbar den Alltag verlassen und in das Kapuzinerviertel in München abtauchen. In dem kleinen Buchcafé habe ich mich schnell sehr wohl gefühlt und in der 2er WG fühlte ich mich stets willkommen.


    Fazit

    Das kleine Buchcafé an der Isar ist für alle, die Wohlfühlromane mit bunter Vielfalt lieben.


    ASIN/ISBN: 374130333X

    Edit: ISBN und Autorname ergänzt. Gruß Herr Palomar

    Das siebte Mädchen erzählt die Geschichte von Chloe. Chloe ist 12 Jahre alt, als in dem beschaulichen Ort, in dem ihre Familie mit ihr lebt, sechs Mädchen spurlos verschwinden. Lediglich ein paar Schmuckstücke werden von ihnen gefunden - sonst fehlt jede Spur.

    Ich staune, als diese Schmuckstücke ausgerechnet im Schlafzimmer von Chloes Eltern aufgefunden werden und ihr Vater die Taten gesteht.




    Zwanzig Jahre später befindet sich Chloes Vater immer noch in Haft. Doch dieses Jubiläum wird mit weiteren Taten begangen. Auf der Suche nach dem Täter ist man sich bald nicht mehr schlüssig, ob es sich um den Täter von damals handelt oder ob jemand dem ehemaligen Täter nacheifert.

    Stacy Willingham erzählt die Geschichte um Chloe total spannend. Ich mag gar nicht mehr aufhören, die Geschichte zu verfolgen. Und während ich gebannt dem Fortgang der Geschichte lausche, bin ich mir schon bald nicht mehr sicher, ob ich für Chloe Gewissheit haben möchte oder für mich und meinen Seelenfrieden.


    Die Wort- und Satzwahl sind klug gewählt. Das siebte Mädchen ist das Debüt von Stacy Willingham als Autorin. Zuvor arbeitete sie als Werbetexterin. Ich merke ihrem Schreibstil an, dass sie es gwohnt sein muss, mit Worten zu arbeiten und spielerisch Gegebenheiten zu kreieren und zu inszenieren. Stacy Willingham bringt die Dinge zur Sprache, auf den Punkt genau und schafft es trotzdem, eine immense Spannung aufzubauen und meinem Lesergedanken den notwendigen Freiraum zu lassen.

    Julia Nachtmann weiß ganz genau mit diesen Sätzen umzugehen und sie in Sprache zu verwandeln. Als Hörbuchsprecherin von Das siebte Mädchen sorgt sie dafür, dass die Worte, die Stacy Willingham geschrieben hat, sich auch so anfühlen. Wenn Julia Nachtmann davon spricht, dass dort etwas "lauerte", dann brachte man sich als Protagonistin besser in Sicherheit.

    Das siebte Mädchen habe ich beinahe in eins gehört. Ich bin noch immer fasziniert, wie die Autorin es geschafft hat, so viel Spannung und Überraschung und Nachvollziehbarkeit in einen einzigen Thriller zu packen.


    Fazit

    Das siebte Mädchen ist für alle, die gern spannende Thriller lesen, die zum Grübeln einladen und sich gern überraschen lassen.


    ASIN/ISBN: 9783732458479

    Lügen über meine Mutter ist die fiktive Geschichte einer Familie in den 1980er Jahren. Und für mich fühlt es sich an, wie eine Liebeserklärung. Eine Liebeserklärung der Autorin an die eigene Mutter. Einer Mutter, die aus Kinderaugen vielleicht nicht immer gerecht, aber immer wahrhaftig agiert.



    Daniela Dröscher erzählt die Geschichte, als wäre sie ihr genau so selbst passiert. Mit allen Erinnerungen an ein familiäres Zusammenleben. Im privaten, im geheimen und in dem Leben, das der Vater, das Oberhaupt der Familie, gern nach außen projiziert hätte. Da er aber immer im gefühlt "dicken" Schatten seiner Frau steht, ist ihm das nicht möglich. Das einzige, was ihm möglich erscheint, ist, seine Frau zu drangsalieren und über ihr Gewicht zu bestimmen.

    Daniela Dröscher erzählt einfühlsam mit großer Empathie die Geschichte ihrer Mutter und damit die Geschichte ihrer Kindheit. Die Geschichte ist fiktiv, auf Grundlage eigener Erlebnisse und Verständnisse in der Kindheit gepaart mit dem zurückblickenden Wissen als Erwachsene.

    Lügen über meine Mutter ist so warm und wahr erzählt, dass es während des Lesens bereits zu einem meiner Lieblingsbücher geworden ist. Es ist einfach für mich, dem Geschehen in der Geschichte zu folgen. Ich weiß, wie es sich anfühlt in dieser Zeit, in den 1980er Jahren als Kind heranzuwachsen. Ich weiß, aus der selben Position wie Daniela Dröscher, wie es sich anfühlt, die Rolle der erwachsenen Frau mit Kindesaugen zu sehen. Frauen, die selbstbewusst ihre eigenen Wege gehen und von ihrem Mann unterstützt zu werden. Und Frauen, die versuchen, selbstbewusst ihren selbstbestimmten Weg zu gehen und unter der Last der Meinung der Gesellschaft und im familiären Zusammenleben scheitern. Wie Frauen, dem Gefühl nachgeben, genügen zu müssen, sich fügen zu müssen, um die harmonische familiäre Welt zu erhalten.

    Lügen über meine Mutter ist für mich ein wichtiges Stück Geschichte in unserer Geschichte.

    Sandra Voss liest Lügen über meine Mutter so ausdrucksstark und empathisch, als würde sie die Geschichte selbst erzählen. Authentisch und nah am Geschehen. Vielen Dank!


    Fazit

    Lügen über meine Mutter ist für alle, die in 1980er Jahren als Kind oder erwachsene Person gelebt haben oder sich in diese Zeit und das Geschehen einfühlen möchten. Ein Geschenk fürs Verständnis und das Zusammenleben miteinander.

    Das letzte, was du hörst ist ein spannender und zugleich fesselnder Thriller. Die junge Frau Sarah zweifelt an der Richtigkeit ihrer Entscheidung bezüglich ihrer Beziehung zu Björn. Sie versucht ihre Meinung zu analysieren während sie dem - vor allem bei den weiblichen Hörern - beliebten Podcastserie Hörgefühlt lauscht. Ihrem Lebensgefährten Björn fällt die schleichende Entzweiung auf und ist entsprechend übellaunig, wenn die Sprache auf den Podcast-Guru Marc Maria Hagen kommt.



    Während Sarah auf Distanz geht und förmlich von der Bildfläche verschwindet, versucht Roya rund um den Podcast und Marc Maria Hagen eine Geschichte aufzudecken. Als Journalistin arbeitet sie an einem Artikel, der sich mit dem Podcastsprecher auseinandersetzen soll und die "Nebenwirkungen" solcher Podcasts, wie Hörgefühlt.

    Während ich noch die Zusammenhänge ergründe, nimmt die Geschichte schon Fahrt auf. Von einer Zeile zur nächsten möchte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Die Geschichte ist spannend erzählt. Die Charaktere vielschichtig. Und: die Charaktere haben nicht nur Sonnenseiten.

    Mit der leicht genervten Polizeiermittlerin an meiner Seite ermittle ich, sammle Informationen und erfreue mich abwechselnd an ihrem Humor und ihrer schroffen Art. Roya macht es ihr anfangs nicht gerade leicht. Und nach ein paar Seiten weiß ich, dass hier nicht nur eine Person etwas zu verbergen hat und mit Informationen geizt.


    "Ich schaue, was ich tun kann", sagte Carola. Zwar hatte sie wegen der Entführung ein schlechtes Gewissen, aber nicht stark genug, um ernsthaft in Erwägung zu ziehen, den Hamster, der jetzt einen Namen hatte, zurückzugeben." - Seite 153


    Andreas Winkelmann erzählt die Geschichte sehr eindrücklich und bildhaft und ehe ich mich versah, war ich auch schon mitten im Geschehen, in den Ermittlungen und konnte und wollte das Buch nicht mehr aus der Hand legen.


    Fazit

    Wer spannende Thriller mag, in denen munter mitermittelt werden kann, wird Das letzte, was du hörst lieben. Mir hat der Thriller super gefallen.

    The Lilac Society - Das versteinerte Zepter ist der Auftaktroman einer neuen Reihe aus der Feder von Natalie Luca.


    Violetta Sternenhimmel heißt die Protagonistin, wird von ihren Freunden und ihrer Familie aber meist Via genannt.





    Via ist mit ihrem Äußeren sehr unzufrieden. Nun könnte man meinen: typisch pubertäres Verhalten. Doch Via sieht zu ihrem Leidwesen deutlich anders aus als andere Jugendliche. Sie hat helle Haut, weiße Haare und violette Augen. Statt das zu genießen, wird sie von Mitschülern gehänselt und Via tut alles dafür, um "den Schaden" zu beheben. Haare färben, dicke Schminke und andersfarbige Kontaktlinsen. An ihrem 17. Geburtstag jedoch betritt ein Junge das Klassenzimmer und er mustert Via ohne sie zu bewerten. Und dieser Junge hat genau wie Via weißes Haar. Nur, dass er sie nicht färbt. sondern stolz zur Schau trägt. Wer ist dieser Leo von Dunkelstein? Vias Freund zögert nicht lange, sondern lädt Leo kurzerhand ein.

    Die Geschichte beginnt lockerleicht, mit einigem Gezicke auf der Seite von Via und ruhigen Worten auf der Seite der Mutter und ich bin gleich mitten im Geschehen. Das geschieht auf ganz natürliche Weise, so dass ich mich gleich bei Via und ihren Eltern willkommen und zu Hause fühle. Der Schreibstil ist bildhaft und ich kann mir die Gegebenheiten gut vorstellen. Selbst die Nacht, die Schatten, die Bewegungen - mehr erahnt als tatsächlich gesehen. Es ist alles quasi zum Greifen nah.

    Mir bereitet es große Freude die Charaktere kennenzulernen und sie bei ihrer Entwicklung zu begleiten. Manches Mal wünschte ich mir, schneller an die notwendigen Informationen zu kommen. Doch die von Dunkelsteins halten dicht und ich muss mich gemeinsam mit Via in Geduld üben. Und das ist für Via als auch für mich nicht gerade ein Zuckerschlecken.

    Gerade in etwas ruhigeren Momenten würde ich am liebsten Antworten einfordern. Solange Via aber nicht in ihrer Entwicklung voranschreitet und entsprechende Entscheidungen treffen kann: Pustekuchen!

    Mit dem Ende von The Lilac Society - Das versteinerte Zepter ist eins jedenfalls klar: ich freue mich schon riesig auf die Fortsetzung.


    Fazit

    The Lilac Society - Das versteinerte Zepter ist für alle, die Jugendbücher und Fantasyromane lieben. Der Erzählstil ist lebendig und bildhaft und macht das Leseerlebnis zu einem wahren Vergnügen.


    ASIN/ISBN: B09YDBXBF5

    Edit: ASIN ergänzt Gruß Herr Palomar

    Keeper of the lost Cities - Der Aufbruch ist der erste Band der Fantasy-Reihe um Sophie Foster. Sophie Foster fühlt sich oft fehl am Platz. Sie hat das Gefühl, nicht zu ihrer Familie, ihren Mitmenschen zu gehören, nicht in die Welt zu passen. Die Tatsache, dass sie die Gedanken ihrer Mitmenschen lesen kann, macht es nicht einfacher. Da ist immer etwas los.



    Als sie den jungen Fitz trifft, der ihr mitteilt eine Elfe zu sein, wandelt sich ihr Leben. Doch dazugehörig fühlt sich Sophie so schnell nicht. In der Welt der Menschen hatte Sophie ein enormes Wissen, galt als klug. In der Welt der Elfen jedoch kennt sich Sophie noch nicht aus. Die Regeln und Gesetze der Natur, die bei den Menschen gelten, gelten nicht unbedingt auch bei den Elfen. Der Besuch der Zaubererschule Foxfire ist eine Herausforderung für Sophie. Sophie ist 12 Jahre alt und die Erfahrungen, die sie in der Welt der Menschen gemacht hat, sind gleichermaßen wertvoll als auch hinderlich.


    Shannon Messenger hat einen ganz wunderbaren, erfrischenden Schreibstil. Bildgewaltig und umschmeichelnd lerne ich die Welt der Elfen kennen. Die Charaktere lassen sich gut voneinander unterscheiden. Sie sind in ihren Handlungen authentisch. Ich liebe die verschiedenen Wesenszüge, die Beschreibung ihrer Mimik und Gestik. Und Shannon Messenger erzählt die Geschichte so lebensecht, dass ich die Geschichte beim Lesen hautnah erlebe.


    "Oh nein!" jammerte sie und fragte sich, ob es wohl möglich war, an Peinlichkeit zu sterben. - Seite 342


    Ich habe beim Lesen jede Menge Spaß gehabt. Habe mit Sophie gebangt, gelacht und mit ihr Rotz und Wasser geheult. Ich kann es kaum erwarten, die Geschichte um Sophie Foster weiterzuverfolgen. Am 26. Oktober 2022 erscheint bereits der achte Band mit über 800 Seiten. Also noch ein bisschen Zeit vor dem Erscheinungstermin die weiteren Abenteuer mit Sophie zu bestehen.


    Fazit

    Wer magische Geschichten in Kinder-/Jugendbüchern mag, wird Keeper of the lost Cities lieben.

    City on fire ist der erste Band der aktuellen Trilogie von Don Winslow. Es geht um Ehre, Freundschaft, Betrug, Liebe und Geld. Wir befinden uns in Dogtown, den Straßen von Providence in Rhode Island. Zwei Clans haben sich miteinander arrangiert. Iren und Italiener teilen sich die Geschäfte in der kleinen Stadt. Bis zu dem Tag, an dem einer der irisch-amerikanischen Murphys einem italienisch-amerikanischen Moretti die Frau ausspannt.




    Das Gerangel auf den Straßen von Providence wird selbst dem FBI bald zu bunt und bald ist sich auf beiden Seiten niemand mehr seines Lebens sicher. Nach einem Mord kümmert sich Danny Ryan um die Geschäfte der Murphys. Er will Frieden, will Dogtown den Rücken kehren. Doch weder die eigene Familie noch der gegnerische Clan lassen Danny in Ruhe und fordern ihn zu immer neuen und kühnen Entscheidungen heraus.

    Danny Ryan ist für mich nicht nur Protagonist sondern auch Ruhepol in dem Bandenkrieg. Danny hat es nicht leicht. Jede Seite fordert ihn, am meisten jedoch fordert Danny Ryan sich selbst. In dem Versuch, der Familie und dem angestrebten Frieden gerecht zu werden, muss er am Ende des Tages immer noch sich selbst in die Augen sehen können. Und seiner Frau.

    Don Winslow lässt die Geschichte 1986 in seiner Heimatstadt spielen. In Providence, Rhode Island, kennt er sich aus. Kennt jeden Stein - und jeden Bewohner der kleinen Stadt. Genau dieses Gefühl vermittelt Don Winslow mir als Leser. Bereits nach kürzester Zeit gehe ich mit den Clanmitgliedern in der Stadt ein und aus. Ich weiß, wie der Kaffee schmeckt, wo es Chop Suey mit Weißbrot gibt. Und ich kenne die Familienmitglieder auf beiden Seiten der Mafia. Die italienische Familie, die irische Familie. Ich kenne die Eigenheiten, die Charakterzüge und ich tauche tief in die Geschichte und die zwischenmenschlichen Beziehungen ein.

    Die kurzen Sätze, bzw. die kurzen Aneinanderreihungen von Geschehen, halten meine Aufmerksamkeit in Schach. Ich habe keine Gelegenheit mit meinen Gedanken abzudriften. Weder bei der Beschreibung der Örtlichkeiten noch bei längeren Wortgefechten. Ich bin stets im Geschehen. Immer darauf bedacht, ja nichts zu verpassen. Nicht die kleinste Wendung, das winzigste Detail darf mir bei dieser Familienfehde entgehen.

    Während ich die tolle Aufmachung des Buches bewundere, lausche ich der Stimme von Dietmar Wunder, der das Buch eingelesen hat.

    Das Buch ist in drei Abschnitte eingeteilt. Jeder Abschnitt ist mit einer schwarz-weiß Fotografie, einem extra Titel mit Ortsangabe und einem Zitat versehen. Das Bild lädt zum Verweilen ein, der Text schickt die Gedanken auf Reisen. Beim Hörbuch kann das nicht passieren. Da sorgt Dietmar Wunder mit seiner einzigartigen Stimme für den Fortgang der Handlung. Krieg, Sex und Macht werden stimmlich gekonnt miteinander vereint. Die Forderung, der Willen der Charaktere ist förmlich spürbar. Die Angst und die Gefahr aber auch. Die Stimme von Dietmar Wunder passt perfekt zu der Geschichte, zu dem Geschehen, zu den Charakteren. Am liebsten hätte ich die Geschichte in eins gehört.

    Ich freue mich schon sehr auf die beiden Folgebände und bin ein wenig traurig, da Don Winslow angekündigt hat, dass es - hoffentlich nur vorerst - seine letzten Romane sein werden, die er geschrieben hat. Wichtig sind Don Winslow zur Zeit nämlich vor allen Dingen folgende: die Demokratie in Amerika und keinen Kandidaten wie Donald Trump an der Macht. Dafür hängt er seine Schriftstellerei erst einmal an den Nagel und setzt seinen Bekanntheitsgrad bei Twitter für seine Werte ein. Denn eins kann er auf keinen Fall: wegschauen und nichts dagegen tun, dass ein Trump wieder an die Macht kommt.


    Fazit

    City on fire ist für alle, die atemberaubende Geschichten um Mafiafamilien mögen und Spannung ertragen können.


    ASIN/ISBN:

    Luyánta - Das Jahr in der Unselben Welt entführt mich an der Seite von Jolantha in eine phantastische Welt in der Murmeltiere sprechen können, dämonische Kräfte ihr Unwesen treiben und Krieg herrscht. Die Fanesleute und ihre verbündeten Murmeltierfreunde haben schon lange auf die Rückkehr von Luyánta gewartet.





    Jolantha/Luyánta hatte in der realen Welt schon genug mit sich selbst zu tun und hat laut fluchend ihre Familie in den Wanderurlaub begleitet. Eben noch stellte sie mürrisch fest, dass niemand sie tragen würde, während ihr kleiner Bruder Max den halben Wanderweg hinaufgetragen wurde und die kurzen Etappen, die er rannte galt er als "tüchtig". Was für ein Wort! Tüchtig! Und jetzt soll sie auf einmal die Königin der Fanesleute sein und ihr Volk vor den dämonischen Kräften und dem Adlerprinzen retten.

    Luyánta - Das Jahr in der Unselben Welt wird mit viel Liebe zum Detail beschrieben. Da es mehrere verschiedene Etappen auf Luyántas Reise zu bestreiten gilt, werden immer neue Eindrücke geschildert. Einzig die Handlungen bleiben gleich. Luyánta latscht und kämpft, erholt sich und tauscht sich mit anderen aus nur um wieder zu Reisen und zu Kämpfen.

    Albrecht Selge wird nicht müde die Handlungen aus jeder Vierteldrehung heraus eingehend zu beschreiben. Mit Ereignissen die "auf einmal" und "plötzlich" stattfinden, bin ich als Leser stets am Puls der Zeit und des Geschehens.

    Auf die Geschichte muss man sich einlassen können. Mit dem vielen Geschimpfe und Gezeter am Anfang des Geschehens mit Jolantha hatte ich schon ein Lächeln auf dem Gesicht. Den Missmut der jungen Dame konnte ich nur zu gut verstehen. Als Heranwachsende hätte ich mich sicher auch über so eine Bergwanderung mit der Familie gefreut- wenn auch nicht so lautstark.

    Und auch später mit Luyánta und den putzigen Kriegern hatte ich viel Spaß. Bringt doch jeder Charakter - auch bei den Murmeltieren - seine eigenen charakteristischen Züge mit und bereichert das Geschehen.

    Luyánta - Das Jahr in der Unselben Welt ist ein schöner Ausflug aus den Teenager-Jahren zum Heranreifen, Verantwortung übernehmen und Gelassenheit erlangen. Es geht um Liebe, Freundschaft und Zusammenhalt und darum, zu erkennen, dass nicht jeder einem wohlgesonnen ist.

    Mir hat das Hörbuch große Freude bereitet. Die Erzählung in epischer Breite sollte der Leser mögen und genießen können.

    Constanze Becker liest die Geschichte total toll. Dieser mürrische, mit dem Fuß aufstapfende Tonfall von Jolantha zu Beginn der Geschichte war mir allein schon ein Fest. Auch die Murmeltiere, die putzigen Krieger, haben ihre charakteristischen Stimmen bekommen. Herrlich, Alter!, ist wohl das schönste Murmeltierkompliment, das ich an dieser Stelle anbringen darf ohne der lieben Constanze Becker zu nahe zu treten.

    Auch das Keckern des dämonischen, halbverfaulenden Esels ist eine wahre Pracht. Ich kann mir gut vorstellen, dass Constanze Becker hier ebensoviel Freude beim Lesen hatte, wie ich beim Zuhören. Ganz großes Kino!


    Fazit

    Luyánta - Das Jahr in der Unselben Welt ist für alle, die mürrische Heranwachsende verstehen (mürrische Heranwachsende eingeschlossen) und sich auf eine große, phantastische Reise mit Murmeltieren begeben wollen.


    ASIN/ISBN: B09V1KLKYN

    In den Wäldern der Biber erzählt die Geschichte von Alina. Alina lebt gemeinsam mit ihrem Freund in Frankfurt. Der Alltag ist vom Job bestimmt und vielmehr Freizeit, als etwas Erholung an den Wochenenden, ist oft nicht drin. Ein Streit über die gemeinsame Zukunft eskaliert, die Beziehung scheitert und Alina bricht Hals über Kopf auf. Der Weg führt sie zu ihrem letzten Wohlfühlort ihrer Kindheit: zu ihrem Großvater aufs Dorf.




    Ohne sich darüber Gedanken zu machen, wie ihr Großvater wohl reagieren wird, steht sie vor seinem viel zu großen Haus und macht sich nun doch Gedanken. Wie er wohl reagieren wird? - Gewohnt leise.

    Franziska Fischer erzählt die Geschichte von Alina und ihrem Großvater in einer sehr ruhigen und bedachten Art. Malerisch anmutend sind die Schilderungen der Umgebung. Die zwischenmenschlichen Beziehungen werden beleuchtet, so dass die Charaktere stark ausgebildet werden. Gedanken und Gespräche mit einem befreundeten Geschwisterpaar aus Kindertagen fördern mehr und mehr Gestaltungsmöglichkeiten zutage, doch trauen muss sich jeder selbst und sein Leben gestalten.

    Das fängt mit Änderungen der äußeren Umstände an und peu á peu rutscht man selbst mit der eigenen Entwicklung nach. Den Werdegang der Charaktere zu verfolgen, mit ihnen in der Natur unterwegs zu sein und den Austausch über die Chancen und Baustellen im Leben zu erfahren, sorgt dafür, dass ich beim Lesen wunderbar abschalten und mich ganz auf die Geschichte rund um Alina einlassen kann.

    Im Laufe der Geschichte baut sich unter den Charakteren mehr und mehr Vertrauen auf, so dass ich im Gegenzug sehr viel mehr über ihre Handlungsweisen und das Zustandekommen ihrer Lebensumstände erfahre. Mit wachsendem Interesse folge ich ihren nächsten Schritten.

    Charlotte Puder liest die Geschichte ganz wunderbar. Die Betonungen sind an den richtigen Stellen, im Redefluss nimmt sie auch mal ganz natürlich einen Tempowechsel vor und spricht mal sehr deutlich oder nimmt an Geschwindigkeit beim fröhlichen Erzählen zu. Wechseln die Charaktere, wechselt Charlotte Puder auch die Klangfarbe. Besonders hat es mir die glockenhelle Stimme von Isabell angetan. Isabell mit dieser Stimme reden zu hören, stimmt mich fröhlich. Die Stimme des Großvaters hingegen war gewöhnungsbedürftig dunkel und klang angestrengt. Das wäre für mich in der Intensität nicht nötig gewesen, weiß das aber sehr zu schätzen.

    In den Wäldern der Biber habe ich sehr gern gehört und hätte die Charaktere rund um Alina auch gern noch länger begleitet.


    Fazit

    In den Wäldern der Biber ist für alle, die eine ruhige Geschichte vom Sich-selbst-finden in der Gelassenheit der Natur bevorzugen und beim Lesen gern "einen Gang runterschalten" um die Seele baumeln zu lassen.


    ASIN/ISBN: B09ZB8867W

    Dragon Soul - Herz aus Stein ist der vierte Band der Sphären-Chroniken. Die Sphären-Chroniken waren ursprünglich auf vier Bände ausgelegt. Zu meiner großen Freude wurde die Reihe um einen Band erweitert.

    Der finale Band der Pentalogie wird - das darf ich schon sagen - von mir bereits sehnsüchtig erwartet. Allerdings wird das noch ein Weilchen dauern, da das Finale noch in Arbeit ist.




    Dragon Soul - Herz aus Stein erzählt die Geschichte um Ruby Blayke und Bendic Liras im Wechsel aus Sicht der beiden Protagonisten.

    Die Sphären-Chroniken werden bildgewaltig und trotz ihrer Komplexität leicht verständlich von Kirsten Storm zwischen den Buchseiten für uns ins Leben gerufen.

    Im ersten Band Ruby Blayke - Feuer & Asche lerne ich Ruby Blayke kennen. Ich weiß, wie sie denkt, was sie fühlt und verstehe ihre Beweggründe von der ersten Seite an. Ruby Blayke hat ihren eigenen Kopf. Sie ist mutig, sie hat ihre Zweifel. Und sie hat Vertrauen, zu Menschen, zu Lysanth und zu Uskrim, wenn es ihr richtig erscheint.

    Der zweite Band Bendic Liras - Rost & Gebein erzählt in der selben Zeitspanne die Geschichte von Bendic Liras. Seine Gedanken zu kennen, seine Empfindungen nachzuvollziehen, machen die Geschichte für mich rund und ich kann mit beiden Charakteren mitfiebern.

    Bendic und Ruby sind jederzeit den Einflüssen und Eindrücken ihrer jeweiligen Umgebung ausgesetzt. Beide versuchen sich davon nicht beeindrucken zu lassen, sondern nehmen das erworbene Wissen in ihre Weiterentwicklung auf.

    In Sphere Dive - Träume & Abgründe erfahre ich mehr über die beiden Sphären, die neben der Welt existieren. Gefahren, fremdartige Geschöpfe und die Herausforderungen, die der Staat, die Politik, die Umwelt und weitere Organisationen mit sich bringen, lassen die fiktive Geschichte lebensecht wirken.

    Mit Dragon Soul - Herz aus Stein werden die Informationen aus den drei Vorgängerromanen miteinander zu einem gemeinsamen Geschehen verknüpft. Manche Begebenheiten tauchen als Rückblende auf und untermauern die Geschichten der Charaktere. Diese Rückblenden sind wie ein flüchtiger Gedanke. Eine schöne Erinnerung oder aber ein Moment, den man lieber nie erlebt hätte, der aber trotzdem zum Leben gehört und den Charakter festigt.



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    © Cornelia Fett




    Dragon Soul lässt vor allem Aris, den Daimos von Bendic, zu Wort kommen. Wenn ich einen Daimos hätte, ich wünschte ich hätte einen Drachen so klug, gewitzt und charmant wie er.



    Für alle, die eine Auffrischung der bisherigen Ereignisse benötigen, ist am Ende des Buches eine chronologische Abfolge der wichtigsten Ereignisse zusammengefasst. Wer ausreichend Zeit hat, liest sich dann aber lieber noch einmal die drei ersten Bände durch. Die Geschichte ist einfach zu schön und außerordentlich lebendig und bildhaft geschrieben.

    Genau dieser Schreibstil von Kirsten Storm verführt mich beim Lesen dazu, das Buch nicht aus der Hand legen zu wollen. Alles andere wird zweitrangig. Nur der Fortgang der Geschichte zählt. Und gleichzeitig möchte ich nicht, dass die Geschichte endet.


    Fazit

    Dragon Soul - Herz aus Stein ist für alle, die dystopische Fantasygeschichten lieben und keine Angst haben, in dieser fremden Welt für einige Stunden verloren zu gehen.

    "Wo soll man eigentlich hin, wenn man vor sich selbst davonläuft?" - Dieser eine Satz aus dem Klappentext hatte mich sofort gepackt.


    Ein unendlich kurzer Sommer erzählt die Geschichte von Lale, die genau das versucht: vor sich selbst davonlaufen.




    Lale steigt in einen Zug und landet auf einem heruntergewirtschafteten Campingplatz. So rau, wie der Campingplatz wirkt, ist auch das Benehmen des Besitzers Gustav. Trotzdem lässt er Lale auf dem Campingplatz übernachten und Lale hilft dem alten Mann bei den längst fälligen Renovierungsarbeiten.

    In diese stillschweigende Übereinkunft platzt wenig später Christophe. Christophe ist auf der Suche nach sich selbst - oder vielmehr nach seinen Wurzeln. Die Suche führt ihn ebenfalls auf den Campingplatz von Gustav. Und auch, wenn sich Lale weiter in Schweigen hüllt, verlässt sich Christophe auf sein Gespür.


    Ein unendlich kurzer Sommer ist ein sehr bildhaft und überaus atmosphärisch erzählter Roman. Kristina Pfister lässt ihre Charaktere eine immense Entwicklung durchlaufen. Alle Charaktere haben unverwechselbare Merkmale und aus ihrem Leben erworbene Besonderheiten, die sich in ihrem Umgang miteinander widerspiegeln. Obwohl nicht viel in der Geschichte passiert, herrscht durch die Weiterentwicklung der Charaktere stets Bewegung. Es fühlt sich an, wie ein lauer Sommerwind. Ein Windhauch, der zwischenzeitlich auch mal auffrischt, mich dann aber wieder wohlig umhüllt.

    Vanida Karun liest die Geschichte in genau dem richtigen Tempo und befindet sich stimmlich mit dem Geschehen im Einklang. Das Timbre ihrer Stimme lässt die Charaktere zum Leben erwachen. Es fühlt sich für mich an, als wäre ich selbst mitten im Geschehen.


    Fazit

    Ein unendlich kurzer Sommer ist für alle, die eine wunderbar atmosphärisch erzählte Geschichte genießen wollen und für alle, die vielleicht auch gerade ein bisschen selbst entfliehen wollen. Vor sich selbst, aus dem Alltag, aus dem eigenen Wirrwarr an Gefühlen.

    Die Dorfschullehrerin - Was das Schicksal will ist der zweite Band der Reihe um die Protagonistin Helene Werner.

    Helene bekommt ein Angebot, dass sie nicht ausschlagen kann, nicht ausschlagen will. Sie soll die Schulleitung übernehmen. Eine tolle Karrierechance als Frau, dazu noch in ihrem Alter. Dafür muss sie jedoch mit ihrer Tochter Marie zurück an die Schule in dem kleinen Ort Kirchdorf, aus dem Helene mit Marie jüngst weggezogen ist. Beruflich wäre das kein Problem. Wie sieht dann aber das Privatleben aus?



    Helene ist eine taffe junge Frau. Sie sucht keine Auseinandersetzungen, aber sie scheut sie auch nicht. Das gefällt mir sehr an ihr. Helene verfügt über ein gesundes Gespür für Stimmungen und kann sich gut darauf einlassen. Was und wen sie liebt, liebt sie aus tiefstem Herzen.

    Der Roman spielt im Jahr 1964 in Hessen, nahe der Grenze zur DDR. Eva Völler fängt die Begebenheiten in dieser Zeit gut ein. Das Geschehen wirkt sehr stimmig und wird durch den Einsatz der Sprach- und Wortwahl abgerundet. Sehr natürlich ist die Wortwahl vor allem in den Passagen, in denen Dialekt verwendet wird. Um besser verstehen oder erahnen zu können, was dort steht, habe ich die Sätze langsam und laut gelesen. Manches Mal hätte ich sonst sicher nie erfasst, was die Charaktere zum Besten geben.

    Die Charaktere haben sehr unterschiedliche und tiefe Wesenszüge. Ich kann sie gut auseinanderhalten und einander zuordnen. Mir gefällt, wie niemand aus seiner Haut kann und doch jeder im Dorf miteinander auskommen muss. Jeder hat seinen Platz und muss doch auch mal aus seiner Komfortzone.

    Im Lauf der Geschichte entwickeln sich die Charaktere weiter und einige der Nebenfiguren nehmen dabei immer mehr Raum ein. Das macht das Dorfleben bunt und zeigt, dass jeder wichtig ist.

    Es gibt immer wieder Spannungen, die gelöst werden müssen. Auch wenn das Ziel manchmal unerreichbar scheint.

    Mir hat die Geschichte jede Menge Spaß bereitet. Den ersten Band muss man nicht gelesen haben. Es gibt Rückblenden, die den Fortgang der Geschichte nachvollziehbar machen. Dieser zweite Band ist so randvoll mit Ereignissen und tollen Charakteren, da wird der erste Band kaum vermisst. Wer die Charaktere lieber von Anfang an in ihrer Entwicklung erleben möchte, startet mit Band 1.


    Fazit

    Die Dorfschullehrerin - Was das Schicksal will ist für alle, die Romane lieben, die das Dorfleben in Zeiten der Trennung von Ost- und Westdeutschland erzählen.

    Artemis ist der zweite Band aus der Reihe um Rubina Hiller und Simon Peick, kurz Ruby und Spike.

    Der lockere und zugleich malerische Erzählstil ist das Besondere an der Thriller-Reihe von Charlotte Charonne. Mit ihrer Art die vor allem zwischenmenschlichen Begebenheiten zu schildern, bringt sie mich zum Lachen. Diese kurzen Entspannungsmomente sind für mich - bei all der Spannung in der Geschichte - immens wichtig. Der Spannungsbogen wird in Artemis extrem hoch gehalten.



    Die Geschichte schreitet zügig voran und nebenbei lerne ich das Privatleben von Ruby und Spike näher kennen. Bei all der Arbeit, die der neue Fall mit sich bringt, haben die Beiden alle Hände voll zu tun und müssen ihre Gedanken stets auf das aktuelle Geschehen richten.

    Artemis kann man wunderbar auch ohne Kenntnis des Vorgängerbands Asklepios lesen. Dem Verlauf der Privatleben der beiden Ermittler und der Charaktere rundherum folge ich jedoch lieber von Anfang an.

    Charlotte Charonne nimmt sich in diesem Fall der Göttin Artemis an. Artemis ist die Hüterin der Frauen und Kinder, die Göttin der Jagd, des Waldes, der Geburt und des Mondes. Und was Artemis, kurz Emi, wirklich wichtig ist, wird in diesem Buch Wirklichkeit.


    "Die Entscheidung, was mit den Männern geschehen sollte, war ihr leichtgefallen. Es musste verhindert werden, dass sie ihre Tat wiederholten. Sie stellten eine Gefahr dar - nicht nur für die Frauen ihrer Familie, sondern für alle." - Seite 40


    Damit meinte sie die Männer, die Frauen gegenüber übergriffig wurden. Ist es Zufall, dass nach und nach die Tatverdächtigen einer brutalen Vergewaltigung an einem Mädchen mit Verstümmelungen ins Krankenhaus kommen? Und was war zuerst bekannt? Die Vermutung der Straftat? Oder die Verstümmelung der vermeintlichen Täter? Ruby und Spike befinden sich auf der Jagd nach nicht nur einem Täter.

    Ich habe jede Zeile dieses Thrillers genossen. Der witzige, charmante Schreibstil gepaart mit der temporeichen Jagd nach den Tätern ließ keine Wünsche offen. - Außer dem Wunsch nach einem dritten Band.


    Fazit

    Artemis ist für alle, die temporeiche Thriller mögen und eine anekdotische Schreibweise genießen können.


    ASIN/ISBN: 9783948972592

    Die Wut, die bleibt erzählt die Geschichte von Helene. Und wie Helene daran zerbricht Mutter zu sein. Nie allein zu sein. Nie sie selbst zu sein. Nie ihre Zuständigkeit und Verantwortung als Hausfrau und Mutter abgeben zu können. Nie Hilfe zu erhalten - sei es geforderte oder stumm erbetene. Und daran, wie unser System, in dem wir aufgewachsen sind, auch keine wirkliche Hilfe bei all den Herausforderungen ist.





    Helene ist eine typische junge Frau mit all ihren Wünschen, Hoffnungen, mit ihrer Lebenslust und dann wird sie Mutter. Sie bleibt alleinerziehend mit ihrer Tochter Lola zurück, während der Vater der Tochter weiterzieht, ins Ausland geht und in seinem Traumjob arbeitet.

    Für Helenes Traumjob bleibt kein Platz. Stattdessen lernt sie ihren Mann Johannes kennen, bekommt mit ihm zwei weitere Kinder - und Johannes geht arbeiten. Helene bleibt zurück, kümmert sich um den Haushalt, die Kinder, das Essen, die Kita-Termine, die Schultermine, ihre pubertierende Tochter Lola und wird von ihrer Jugendfreundin Sarah abwechselnd belächelt und beneidet. Sarah lebt allein in einem großen Haus. Kein Partner, keine Erfüllung ihres Kinderwunsches - nur eine Katze und ein Tinderdate, das sich bei ihr eingenistet hat.

    Als Helene eines Abends vom Abendbrottisch aufsteht, auf den Balkon geht und ohne sich noch einmal umzudrehen springt, bleibt ein Teil einer stummen, fassungslosen und unselbstständigen Familie zurück. Nur Lola gibt Laut. Lola teilt ihre feministischen Gedanken mit ihrer Schulfreundin Sunny und teilt auch ordentlich gegen Sarah aus. Sarah, die sich Lolas Meinung nach viel zu viel von den Männern gefallen lässt. Weil es unbequem ist, weil es Arbeit macht, weil sie es ohnehin so gewohnt ist. Doch, wer soll diesen Männern Einhalt gebieten?

    Das Hörbuch ist im Wechsel von Marie-Isabel Walke und Ulrike Kapfer gesprochen, die sehr charakteristisch die Erzählebenen von Sarah und Lola betonen. Lolas Stimme ist laut und kämpferisch. Die Stimme einer jungen Rebellin, die das Leben verändern möchte. Nichts akzeptieren möchte. Die Stimme von Sarah ist sanfter. Die Stimme einer Frau, die schon einiges erlebt hat, die resigniert, die ihren Kampfgeist und ihre Freundin vermisst. Die sich fragt, warum sie nicht gehandelt hat und trotzdem nicht handelt.

    Was von dieser Geschichte bleibt, ist diese unfassbare Wut. Die Wut, die bleibt zeigt ganz klar die Problematik auf, die wir in der Gesellschaft haben. Männer, die sich ihre Rechte nehmen und Frauen, die nicht für ihre Rechte einstehen. Männer, die letztendlich zu Männern halten und Frauen, die nicht zu Frauen stehen.

    Ich finde es krank, dass Frauen beigebracht wird, wie sie sich verteidigen können, statt Männern beizubringen, dass sie sich an Frauen nicht zu vergehen haben - und an Männern auch nicht.

    Die Wut, die bleibt zeigt auf, wie es um die gesellschaftliche Stellung der Frau steht. Die Aufgaben in der Familie, in der Care-Arbeit. Und die mangelnde Wertschätzung und fehlende Unterstützung.

    Die Wut, die bleibt ist auch eine Mahnung, wie das Zusammenleben in eine gewalttätige Schieflage geraten kann.

    Ich habe die Geschichte sehr gern gehört und empfehle sie weiter.


    Fazit

    Die Wut, die bleibt ist ein Buch, das das gesellschaftliche Leben verbildlicht zusammenfasst.

    Die Wut, die bleibt ist eine Geschichte, die jeder gelesen haben sollte. Mit wachem Verstand, Mut zur Veränderung und Kraft zur Durchsetzung. Nicht durch Gewalt, sondern durch Regeln und Wertschätzung.


    ASIN/ISBN: B09SG53FCH

    Butter erzählt die Geschichte der Frauen Japans im Einklang mit Genuss und der Notwendigkeit, dem Schönheitsideal zu entsprechen. Dem Schönheitsideal von Frauen und Männern. Denn eine Frau, die über ein paar Gramm zu viel verfügt, gilt in der Gesellschaft sogleich als eine Frau, die "sich gehen lässt" und "nicht auf sich achtet". Doch ist das so?




    Die Autorin Asako Yuzuki greift in Butter auf die Geschichte einer Frau zurück, die vor etwa zehn Jahren inhaftiert wurde. Eine Frau, die übergewichtig ist und als unattraktiv gilt und an dem Tod mehrerer Männer zur Verantwortung gezogen werden soll. - Ein Urteil wurde bislang nicht vollstreckt.

    Asako Yuzuki gibt ihrer Akteurin den Namen Manako Kajii. Manako Kajii ist Foodbloggerin und hat der Anklage zufolge den Tod mehrerer Männer zu verantworten. Sie ist übergewichtig, unattraktiv und kocht für ihr Leben gern. Gutes Essen gehört bei ihr zum Leben dazu. Darauf hat sie ihr Dasein ausgerichtet. Und darauf, älteren Männern ein genussvolles Leben zu bieten. - Doch nur für kurze Zeit.

    Der "Fall" Manako Kajii sorgt in der Bevölkerung und damit auch bei der Presse für große Aufmerksamkeit. Manako Kajii bleibt jedoch hartnäckig und gibt keinerlei Interviews.

    Die Reporterin Rika schafft es jedoch, sich über entsprechend formulierte Briefe Zugang zu Manako Kajii zu verschaffen. Rikas Freundin Reiko hat ihr, getreu dem Motto "mit Speck fängt man Mäusen" geraten, Manako über ihre Leidenschaft - das Essen- zu befragen.

    Und so treffen die spannenden Themen "Mordserie in Tokio", "Gourmet Lifestyle Blog" und "Schönheitsideal japanischer Frauen" aufeinander. Während Manako dick und unattraktiv ist, ist an Rika nicht ein Gramm zu viel. Über die französische Küche und Rezeptideen von Madame Pompadour nähern sich Rika und Manako an. Und so gerät Rika immer mehr in den Strudel von zerlassener Butter und Manakos Einfluss.

    Obwohl ich wohlschmeckenden Speisen nicht abgeneigt bin, so ist mir doch der opulente Schreibstil beim Beschreiben der Kochkünste und köstlichen Zutaten zu viel des Guten.

    Die Geschichte ist so ausladend, wie die Hüften von Manako und so geschmeidig in der Ausdrucksweise wie zerlassene Butter. Die Gerichte und das Schönheitsideal der Frauen werden durchexerziert, so dass auch die voranschreitende Weiterentwicklung der Charaktere keine Spannung mehr erzeugen kann.

    Ich hätte mir mehr Spannung aufgrund der Mordserie gewünscht, oder tolle Rezepte. Auch die Freundschaft zwischen Rika und Reiko bringt zwar zunächst etwas Leben in die Geschichte, schwelt dann aber vor sich hin. Irgendwie blieb all das mir in dieser Geschichte Versprochene auf der Strecke. Dabei hatte ich bei Hörbuchbeginn gar keine großen Erwartungen. Diese wurden erst im Laufe der Geschichte geschürt - um dann zu vergehen. Wie sprudelndes Wasser, das am Ende verdampft.

    Ein großes Kompliment an die Hörbuchsprecherin Madhia Kelling Bergner, die mich - trotz der Längen in der Geschichte und des opulenten Schreibstils - bis zum Ende der Geschichte mit ihrer Stimme gut unterhalten hat.


    Fazit

    Butter ist für alle, die philosophische Leseerlebnisse mit zuckrig, buttrigen Ergüssen bei Essensbeschreibungen der japanischen Küche genießen können.


    ASIN/ISBN: 3351050986

    Wo die Wölfe sind erzählt die Geschichte der jungen Biologin Inti Flynn. Inti Flynn hat sich innerlich von den Menschen zurückgezogen. Ihre Aufmerksamkeit schenkt sie ganz der Natur und den Wölfen. Inti Flynn ist mit einem Team aus Wissenschaftlern in Schottland um dort Wölfe anzusiedeln damit die Natur wieder in Einklang gerät. Es ist schon seltsam, dass die Menschen lieber Bäume pflanzen, statt den Baumbestand auf natürlichem Weg zu erhalten, denke ich während ich den Verlauf der Geschichte verfolge.



    Inti Flynn muss sehr gut auf sich und "ihre" Wölfe acht geben, denn die Bewohner sind nicht gerade erfreut darüber, dass der Wolf - seit einigen Jahren glücklich losgeworden - nun wieder in der Gegend ist und eine mögliche Bedrohung für die Menschen dort und das Vieh darstellt. Inti geht sehr behutsam mit den Menschen und den Wölfen um, setzt jedoch ihre Forderung auf ein gemeinsames Lebensziel durch.

    Beeindruckt hat mich Inti Flynn auf mehreren Ebenen. Inti ist sehr sensibel und erlebt aufgrund ihrer Spiegel-Berührungs-Synästhesie (Mirror-Touch-Synesthesia) die visuell erlebten Berührungen anderer Lebewesen am eigenen Körper. Wird also einer Person oder einem Tier ein Schmerz vor ihren Augen zugeführt, so spürt sie ihn am eigenen Leib. Mit dieser Form der Wahrnehmung führt sie ein bereicherndes und emotional sehr forderndes Leben, das ihr viel Kraft abverlangt.


    "Es ist so viel einfacher, als die meisten Leute es sich vorstellen", setzt Misses Doyle noch hinzu. "Aber es stimmt schon", räumt sie nach einer kurzen Pause ein, "Veränderung macht vielen auch Angst. Und wenn man sein Herz dafür öffnet, die Natur wieder wilder werden zu lassen, öffnet man sein Herz natürlich auch dafür selbst wilder zu werden." - Section 139


    Charlotte McConaghy erzählt die Geschichte von Inti Flynn mit einer Wärme und Liebe zur Natur, zu den Charakteren und einer Hoffnung darauf, dass beide im Einklang werden stehen können. Charlotte McConaghy hat selbst eine schwächere Form der Synästhesie, die ihr Gedächtnis so funktionieren lässt, dass sie Wörter, Zahlen oder Töne mit Farbe, Form und Textur verknüpft.

    Beim Hören der Geschichte um Inti Flynn habe ich den Eindruck, dass die Worte mit Farben und musikalischem Klang gesprochen werden. Es ist ein großartiges Hörerlebnis, das ich jedem Menschen ans Herz legen möchte, der über große Empathie und Liebe zur Natur verfügt.

    Genau das ist es, was mich an der Geschichte berührt: Empathie und ihre Abwesenheit.

    Inti Flynn macht in Wo die Wölfe sind eine immense Entwicklung durch. Und Charlotte McConaghy sorgt mit ihrer farbgewaltigen Erzählung dafür, dass ich sie so gut nachempfinden kann.

    Vielleicht liegt es daran, dass Charlotte McConaghy in Irland geboren ist und sie allein schon deshalb ein "grünes Herz" hat. Vielleicht kommt ihr auch die schwache Form der Synästhesie zugute. Wo die Wölfe sind hat für mich jedenfalls beim Hören ein Gefühl von Farbbrillanz hervorgerufen.

    Eva Meckbach liest die Geschichte voller Wärme, Empathie und Hoffnung, so dass ich Inti Flynn nicht nur gedanklich sondern auch akustisch nahe bin.

    Inti Flynn ist absolut authentisch in ihren Handlungen, ihren Äußerungen, der Art ihrer Wortwahl. Das wird durch die Stimme von Eva Meckbach sehr gut unterstrichen.

    Überhaupt sind die Charaktere in Wo die Wölfe sind in ihren Handlungen und Äußerungen authentisch und gut voneinander zu unterscheiden. Sie sind vielschichtig, haben verschiedene Denkweisen, sind so unterschiedlich und dennoch gleich.

    Ich hatte viel Freude beim Hören des Hörbuchs. Die Geschichte um Inti Flynn hat mir sehr gefallen und mich berührt.


    "Niemand kann Vertrauen erwidern, wenn man ihm keines schenkt." - Section 174


    Fazit

    Wo die Wölfe sind ist ein großartiges Hörerlebnis, das ich jedem Menschen ans Herz legen möchte, der über große Empathie und Liebe zur Natur verfügt.


    ASIN/ISBN: 3839819652

    Die Frauen aus der Mulberry Lane erzählt die Geschichten von drei Frauen im Jahr 1938 in London.

    Die Atmosphäre, die bei der Erzählung geschaffen wird, hat eher Dorfcharakter, als dass ich die Geschichte im belebten London vermuten würde. Die Frauen ähneln sich in ihrer Untergeordnetheit. Denn keine der drei bricht aus ihrem Leben aus oder setzt sich dem Hausherrn gegenüber mit Nachdruck durch.



    Auch die Männer weisen Parallelen auf. Die Hausherren wollen den Ton angeben, die jungen Herren wollen in den Krieg ziehen und nicht nur von zu Hause aus kriegswerten Dienst leisten.

    Ich lerne die 23jährige Maureen kennen, die sich nach dem Tod der Mutter von ihrem Herrn Vater drangsalieren lässt und dafür den Haushalt und das Geschäft führt.

    Maureen hat mit ihrer sanftmütigen Art und ihrem großen Herz schnell auch mein Herz gewonnen. Wenn Hilfe nötig ist, erwirbt sie die eigenen Waren zum Einkaufspreis und verschenkt sie an hilfebedürftige Menschen in der Nachbarschaft.

    Peggy ist die treibende Kraft im Pub in der Mulberry Lane. Sie hat das Herz am rechten Fleck und einen Ehemann, der noch unter dem letzten Krieg zu leiden hat. Peggy ist Mitte 50 und hat eine 17jährige Tochter namens Janet und einen Sohn namens Pipp.

    Momentan hängt der Haussegen schief, denn die noch minderjährige Tochter möchte unbedingt ihre große Liebe Mike heiraten - bevor dieser in den Krieg ziehen wird.

    Und damit stelle ich Euch die dritte im Bunde vor: Janet. Denn diese will sich mit dem "Nein" ihres Vaters Laurence so gar nicht zufrieden geben.

    Die Geschichte ist in einem lockeren, angenehmen Erzählstil verfasst. Aus der Ferne Londons wirkt der zweite Weltkrieg recht beschaulich, auch wenn Opfer zu beklagen sind.

    Da sich Männer wie Frauen in ihrer Handlungsweise untereinander sehr ähneln, verschwimmen die Charaktere leider im Verlauf der Erzählung und ich kann manches Mal nicht auf Anhieb zuordnen, zu welcher Person das Geschehen gerade voranschreitet.

    Rebecca Madita Hundt verleiht der Geschichte ihre eher sanfte Stimme. Zum Geschehen wirkt sie sehr stimmig. Bei den etwas raubeinigen Entgegnungen entlockt sie mir damit ein Schmunzeln.

    Besonders hervorheben möchte ich ihre Betonung beim A-Umlaut, dem Ä. Die Betonung ist sehr auffällig und weicht vom üblichen Klangbild, das sonst eher nach E klingt ab.

    Für die Geschichte hätte ich mir eine klarere Trennung bei der Erzählung der einzelnen Charaktere gewünscht. Vielleicht ist das im geschriebenen Buch ja auch durch jeweilige Namensüberschriften kenntlich gemacht, um mir als Leser ein Zurechtfinden zu erleichtern. Durch die Ähnlichkeiten und dadurch, dass es nicht nur einen Hauptcharakter gibt, fehlt mir ein inniger Bezug, der ein Leseerlebnis für mich jedes Mal so besonders macht.


    Fazit

    Die Frauen aus der Mulberry Lane ist für alle, die mit angenehmer Erzählstimme die familiären und freundschaftlichen Bande dreier Frauen in beschaulicher Atmosphäre erleben wollen.


    ASIN/ISBN: B09PN35VSB

    Fische, die auf Bäume klettern ist kein typisches Sachbuch - auch wenn es der Kategorie durchaus zuzuordnen ist.

    Vielmehr ist Fische, die auf Bäume klettern eine Gedankensammlung von Sebastian Fitzek über das Leben. Über sein Leben. Es sind Gedanken, die er seinen Kindern mit auf den Weg geben möchte. Gedanken, die Sebastian Fitzek selbst verdeutlichen, welche Erkenntnisse er in seinem Leben gewonnen hat und welche Empfehlungen er seinen Kindern zur Selbstausrichtung geben kann.



    Um den Druck etwas zu erhöhen und damit Sebastian Fitzek sich nicht selbst austricksen kann, hat er seine Gedanken dazu veröffentlicht. Und eben, weil er es durch seinen Bekanntheitsgrad kann.

    Fische, die auf Bäume klettern ist kein Wegweiser, sondern ein Kompass, der seine Kinder und seine Leserinnen und Leser dazu ermuntern soll, sich nach sich selbst auszurichten. Zu gucken, wo liegen die eigenen Stärken und wie setze ich sie am besten ein. Und sich vor allem nicht durch ein Scheitern verunsichern oder beeindrucken zu lassen.

    Die Werte und Erfahrungen, die Sebstastian Fitzek seinen Kindern und seinen Leserinnen und Lesern mit auf den Weg gibt, kann ich allesamt so unterschreiben. Viele Lehren habe ich selbst gezogen, viele Erfahrungen selbst sammeln oder im nahen Umkreis erleben dürfen.

    Sebastian Fitzek schildert den Umgang mit Gefühlen wie Neid und Begehren und wie wichtig es ist, unterscheiden zu können, ob das Gefühl einem bloßen "haben wollen" unterliegt oder ob da tatsächlich größere Gefühle vorhanden sind.

    Das Buch ist in achtzehn Kapitel unterteilt, in denen immer durch persönliche Erlebnisse die eigenen Erfahrungen einfließen.


    "Und da er, der Beliebte, mein Freund wurde, färbte das auf die Herde der Mitschüler ab, die mich bis dahin nicht mal hatten ignorieren wollen." - Seite 127


    Die wichtigen Informationen aus seinen Lehren hat Sebastian Fitzek für mich als Leser optisch hervorgehoben. Auch wenn mir der Plauderton insgesamt gefällt, hätte ich mir die eine oder andere Anpassung für die Außenwelt gewünscht. - Das war aber verschwindend selten der Fall.

    Dafür erfahre ich an ein, zwei, drei Stellen im Buch auch etwas über die Kinder. Für diese hat Sebastian Fitzek ja schließlich seine Gedanken niedergeschrieben. - Und um selbst seine Gedanken zu ordnen.


    Fazit

    Fische, die auf Bäume klettern ist für alle, die im lockeren Plauderton animiert werden wollen, das eigene Leben zu betrachten und zu schauen, ob man nicht der Fisch ist, der auf einen Baum klettern kann.


    ASIN/ISBN: 3426277824

    Die Seele eines Spukhauses hat mich auf den ersten Seiten bereits mitten ins Geschehen transportiert. Miss Magnolia Feyler trifft mit mir gemeinsam an einem regnerischen Oktobertag im Jahr 1862 in Brixton ein. Ich kann mir die kleine Stadt bildlich vorstellen. Die staubigen Straßen, die flackernden Lichter und die Ruhe, die die verlassen wirkenden Straßen suggerieren.





    Miss Feyler ist als Exorzistin nach Brixton gerufen worden. Ihr junger Kollege Jeremy Lee gilt als verschollen und Magnolia soll nun dem Spukhaus die Geister austreiben. Magnolia hat allerdings ihre ganz eigenen Methoden und nennt sich lieber Häuserflüsterin statt Exorzistin. Magnolia geht sehr rücksichtsvoll mit den Häusern und dessen geisterhaften Bewohnern um. Das mag ich besonders an Magnolia. Ihr rücksichtsvolles Verhalten. Magnolia meldet sich beim Haus an, erzählt was sie zu tun gedenkt und führt es dann durch. So weiß das Haus woran es bei Magnolia ist.

    Schon der Name des Spukhauses lässt mir einen Schauder über den Rücken laufen: Shaw Manor. Der Name klingt für mich geheimnisvoll und birgt einen Hauch Gefahr.

    Der Spannungsbogen wird über die Erzählung hinweg gehalten. Nach und nach lerne ich an der Seite von Magnolia die ehemaligen und jetzigen Bewohner von Shaw Manor kennen. Die Charaktere sind sehr individuell und ich kann sie leicht dem Namen nach zuordnen. Helena Gässler schreibt sehr bildhaft und eindrücklich. Ich habe stets den Eindruck, ich sehe die Begebenheiten durch ihre Augen, mit dem Blick des allwissenden Erzählers.

    Besonders gut gelungen finde ich die Verbindung zwischen großen Emotionen und der Entwicklung von Maschinen. Der Mensch als Bindeglied und Schöpfer. Im guten, wie im bösen Sinne.

    Die Seele eines Spukhauses lässt mich nicht nur in die tiefsten Abgründe der Mauern von Shaw Manor blicken, sondern auch in die seelischen Abgründe der Menschen.

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    Beim Blick ins Buch fällt mir zudem die wundervolle Seitengestaltung auf. Zeichnungen von unterschiedlich großen Zahnrädern, Überschriften in Schreibschrift und ebenfalls durch Schreibschrift hervorgehobene Logbucheinträge machen das Buch zu einem wahren Lesefest. Das Buch ist ein Schatz in jedem Buchregal, in dem es ein Zuhause findet.




    Wer sich nun fragt, was denn ein Logbuch ist, dem erzähle ich gern, was ich erfahren durfte: Das Logbuch ist für Exorzisten der Anker des Verstandes und nur in Zeiten der Ruhe zu führen. Wo kämen wir denn sonst hin, wenn wir uns von den Geistern in die Irre und damit ins Verderben stürzen lassen würden? Auf keinen Fall zu einer Reinigung des Spukhauses.


    Fazit

    Wer Die Seele eines Spukhauses liest, benötigt mitunter Nerven wie Drahtseile Die Geschichte ist so eindrücklich geschrieben, dass ich mich jederzeit nah am Geschehen fühlte.


    ASIN/ISBN: 3959917732