Schön blöd,
würde ich sagen, aber immerhin hat sich der Rezensent die Mühe gemacht, das Buch zu lesen, ich nicht.
Droste hat sich nicht selbst als "neuer Tucholsky" bezeichnet, sondern ein Kritiker der Süddeutschen Zeitung. Das ist ein entscheidender Unterschied. Wenn man schon etwas hinauskrakeelt inklusive übler Schmähungen, dann sollte man schon richtig recherchieren vorher. Stattdessen war hier offenbar der Wunsch Vater des Gedankens. Droste besaß ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein, aber megaloman war er nicht.
"Keine Linie, kein Konzept"
Droste schreibt keine Romane, sondern es handelt sich bei ihm immer um Glossen, Gedichte, gesammelte Kolumnen und Sprachminiaturen. Da bedarf es keines „Konzeptes“. Es ist ganz einfach eine zeitkritische literarische Produktion - mit den Mitteln der Satire. Wirft man Lichtenberg (Aphorismen) vor, kein Konzept gehabt zu haben? Tucholsky? Kraus? Na also.
Über die Qualität vieler Texte sind sich die Kritiker einig: teilweise großartig bis genial (manche schwach). Die Liste der Elogen und begeisterten Kritiken von Kritikern ist sehr, sehr lang, und jeder, der wirklich über Sprachgefühl verfügt, weiß die Texte entsprechend zu würdigen.
Aber nicht alles, was er schrieb, war gut, und gerade am Ende seines Lebens wurden die Texte schwächer (ich hörte das schon und habe ihn auch schon lange nicht mehr gelesen), was vermutlich seiner starken Alkoholsucht geschuldet war. Er starb an einer Leberzirrhose und hatte etliche Entziehungskuren hinter sich.
Droste besaß eine enorme Sprachgewalt und stieß mit Worten zu wie mit einem Degen.
So quasi mal als Anekdote am Rande
: Anfang der 90er stand sein Name ganz oben auf der Todesliste einer Neonazigruppe. Es war ernst gemeint, und der Kommissar empfahl ihm, einen Waffenschein zu machen - er lehnte ab.
Es nur mit ein bisschen Satire auf einen Spitzenplatz dieser Charts zu bringen - dazu bedurfte es schon eines scharfen Schwertes, das aber, wie gesagt, zumeist (!)
nur aus Worten bestand ...
10 Minuspunkte, und hier noch Böhmermann und Kühnert ins Felde zu führen - das ist nicht ohne Witz. 