Ich kam auch gut rein, wenn auch etwas verspätet, weil ich erst noch ein anderes Buch beenden musste.
Ehrlich? Als ich von der Liebesgeschichte las, habe ich erstmal mit den Augen gerollt. Ich persönlich vertrage Liebesgeschichten in Büchern nur in homöopathischen Dosen und freue mich über jeden Roman, der darauf verzichtet. Aber das ist natürlich nur ein Punkt von vielen.
Den Einstieg fand ich sehr gelungen- gut, es ist natürlich ein ziemlicher Zufall dass die Recherche gerade eine Anwältin trifft (ich denke im Laufe des Buches erklärt sich auch noch, warum das sein musste- sprich, diese speziellen Fähigkeiten werden wohl noch gebraucht). Gespannt bin ich, ob die Überbringerin der Briefe noch eine Rolle spielen wird- hat sie vielleicht doch irgendetwas mit Adele zu tun? Dass Adele in Südamerika ist, glaube ich übrigens nicht. Ich denke, das war eine falsche Fährte und in Wahrheit blieb sie in Deutschland und kommt noch vor. Irgendwie sowas.
Dass Richard sich in all den Jahrzehnten nicht offenbart hat, kann ich schon nachvollziehen. Auch wenn es per Gesetz inzwischen anders ist, ist das Gefühl, etwas falsches zu tun, doch tief verwurzelt und lässt sich nicht einfach ablegen, wenn man so erzogen wurde- da müsste man sich schon mit beschäftigen und reflektieren. Und sobald er sich in eine neue Abhängigkeit begeben hatte (Ehe), hat er natürlich seine Frau nicht verletzen und sein ganzes Leben zertrümmern wollen. Da blieb er dann lieber bei der Sicherheit. Für die Kriegsgeneration besonders wichtig- da stand und steht Sicherheit über Selbstverwirklichung.
Mein Feministinnenherz hat übrigens ganz doll geweint, als Adele ihre Schule aufgab und von früh bis spät arbeitete, während ihr Bruder hübsch den Sommer mit seinem Liebsten genoss. Ich hätte da auch ganz deutlich die Mutter in der Pflicht gesehen- um eine Villa in Schuss zu halten, ja, da braucht man Personal oder eine Vollzeitkraft. Aber ich hätte als erstes mein Haus verkauft und wäre in was kleineres gezogen, wofür man kein Personal benötigt, um meiner Tochter ebenfalls das Abitur zu ermöglichen. Oder vielleicht mal selbst arbeiten- auch mit ihrer Gesundheit hätte Katharina sicher als Schreibkraft arbeiten können, anstatt zuzulassen, dass ihre Tochter das für sie tut, damit sie ihr privilegiertes Leben weiterführen kann. Natürlich betrachte ich das durch meine heutigen modernen Augen, klar. Aber solche Situationen führen und führten zu Altersarmut bei Frauen.