Beiträge von Buchkomet

    Herausgeber: Nagel & Kimche (28. Januar 2025)

    Taschenbuch: ‎192 Seiten

    ISBN-10: ‎ 3312013453

    ISBN-13: ‎ 978-3312013456


    Kurzbeschreibung


    »In unserer Familie gab es keine Wörter für den Abschied.«


    Eine Familie aus Südtirol entscheidet sich 1942 im Zuge der sogenannten »Option« für die Auswanderung ins Deutsche Reich. Doch nicht alle Familienmitglieder sind dort willkommen und der 11-jährige Ludi wird von seinem jüngeren Bruder getrennt: Der behinderte Hanno muss in eine Anstalt bei Hall gebracht werden, während die restliche Familie nach Oberösterreich zieht. Dann wird der Vater in die Wehrmacht eingezogen und von Hanno bleibt nur ein Brief aus einer »Heil- und Nervenanstalt«. Sepp Mall erzählt eine Geschichte wider das Vergessen, über das Kindsein in Kriegszeiten und im Nationalsozialismus, vor dem Hintergrund der sogenannten »Option« in Südtirol, in der die Bevölkerung sich gezwungen sah, zwischen Nationalsozialismus – und somit Umsiedelung ins Deutsche Reich – und Faschismus – also Italianisierung und Verzicht auf die Muttersprache – zu wählen.


    Ein bewegender Roman über das Auswandern und Heimkehren, der in bilddichter Sprache der Trauer eines Kindes um seinen Bruder nachgeht. Das klingt weit über die norditalienische Region hinaus und greift in seiner Wucht bis in das Heute.


    Autor


    1955 in Graun (Südtirol) geboren, lebt als Schriftsteller in Meran. Er erhielt mehrere Auszeichnungen und Stipendien, u. a. den Meraner Lyrikpreis, das Staatsstipendium des österreichischen Bundesministeriums und das Große Literaturstipendium des Landes Tirol. Sein Roman "Wundränder" wurde 2005 zum "Innsbruck-liest"-Buch gewählt und ist heute Schullektüre. Sein letzter Roman "Ein Hund kam in die Küche" war 2023 auf der Longlist des Deutschen Buchpreis.


    Rezension


    „Ein Hund kam in die Küche“ ist kein lauter, dramatisch inszenierter Roman über die NS-Zeit – gerade deshalb trifft er so stark. Sepp Mall erzählt aus der Perspektive des elfjährigen Ludi, der 1942 mit seiner Familie Südtirol verlässt und ins Deutsche Reich umsiedelt. Die sogenannte „Option“ zwingt sie zu dieser Entscheidung – doch statt Sicherheit bringt sie Leid.


    Schon zu Beginn wird der behinderte Bruder Hanno in einer „Nervenheilanstalt“ untergebracht. Was Ludi nicht weiß, er wird seinen Bruder nie wiedersehen. Er versteht nicht, was mit ihm passiert, doch für die Leser:innen ist klar: Euthanasie, Mord im Namen der Ideologie. Diese kindliche Unwissenheit wird zum emotionalen Kern der Geschichte. Was Ludi nicht versteht, schwebt als beklemmendes Wissen zwischen den Zeilen.


    Die Verluste reißen nicht ab: Der Vater zieht in den Krieg, die Mutter zerbricht an der Situation, Ludi bleibt allein in einer fremden Umgebung. Seine Versuche, die Erwachsenenwelt zu begreifen, wirken hilflos und machen das Grauen nur noch spürbarer. Politik, Krieg, Propaganda – für das Kind bleibt alles abstrakt, doch der Schmerz ist real.


    Die Stärke des Romans liegt in der schlichten, klaren Sprache. Keine großen Erklärungen, keine inszenierten Dramen – genau dadurch wirkt alles umso härter. Ludi spricht mit seinem toten Bruder, sucht Halt im Unbegreiflichen, während um ihn herum die Welt auseinanderfällt.


    Der Titel verweist auf ein Kinderlied – ein bitterer Kontrast zum Grauen, das Ludi erlebt. Der Roman wird so zu einem eindringlichen Mahnmal darüber, was es bedeutet, als Kind in einer Welt aufzuwachsen, in der Ideologien wichtiger sind als Menschlichkeit. Keine große Geste, kein lautes Mahnmal – sondern ein stilles, schmerzhaft ehrliches Zeugnis.


    10/10 Leseempfehlung!


    ASIN/ISBN: 3312013453

    Herausgeber: Rowohlt Taschenbuch (6. Mai 2025)

    Taschenbuch: ‎432 Seiten

    ISBN-10: ‎ 3499016907

    ISBN-13: ‎ 978-3499016905


    Kurzbeschreibung


    Henry ist der Mensch, von dem Louis immer geträumt hat. Er ist sein Partner, sein bester Freund, die Liebe seines Lebens. Doch darauf nimmt das Schicksal keine Rücksicht. Als die beiden in einen schweren Autounfall verwickelt werden, stirbt Henry. Für Louis bleibt die Welt stehen – buchstäblich. Denn als er am nächsten Morgen aufwacht, ist Henry wieder da. Derselbe Tag beginnt von vorn. Louis kann es kaum glauben. Muss er den schlimmsten Moment seines Lebens noch einmal erleben? Oder ist das die Chance, Henry zu retten?


    Autor


    1989 geboren, arbeitet nach einem freiwilligen sozialen Jahr in Südafrika und seinem Psychologie-Studium heute als Psychotherapeut. Er hat bereits unter Pseudonym mehrere Hörbuchskripte geschrieben, mit der Brynmor-University-Reihe tritt er erstmals mit seinem eigenen Namen an die Öffentlichkeit. Als Own-Voice-Autor möchte er zur Sichtbarkeit der LGBTQIA+-Community beitragen. Er ist auf Instagram (@dominikgaida) und TikTok (@dominik.gaida) zu finden.


    Rezension


    Der Start des Romans ist stark: Louis und Henry – zwei Menschen, die sich so bedingungslos und ehrlich lieben, dass man als Leser sofort andockt. Die Chemie stimmt, die Gefühle sind greifbar, und die Figuren wirken von der ersten Seite an lebendig. Statt schnulziger Überdosis gibt's eine Liebesgeschichte, die einfach echt ist.


    Dann der Bruch: Henry stirbt bei einem Autounfall – aber es bleibt nicht beim klassischen Trauerdrama. Louis steckt in einer Art Zeitschleife, in der er den schlimmsten Tag seines Lebens immer wieder durchlebt. Und hier wird’s spannend: Zwischen Hoffnung, Verzweiflung und Kontrollverlust ringt er darum, Henry vielleicht doch noch zu retten.


    Was gut funktioniert: Die Zeitschleifen-Idee artet nicht in eine Sci-Fi-Spielerei aus, sondern macht Louis' innere Kämpfe noch greifbarer. Die Verzweiflung, in der er steckt, wird spürbar, seine Liebe wird nachvollziehbarer. Romantik, Tragik und Spannung halten sich die Waage.


    Aber: Im letzten Drittel verlässt die Geschichte den bisher (fast) realistisch-emotionalen Kurs und geht in einen mystischen Abschluss über. Klar, sauber und toll geschrieben, aber dieser Wechsel war mir dann doch etwas zu viel des Guten. Hier hätte ich mir eine realistischere Auflösung gewünscht. Auch der große Konflikt zwischen Louis und Henry, der immer wieder angedeutet wird, bleibt am Ende doch etwas flach und überzogen.


    Trotzdem: Die Stärken überwiegen. Die authentische Figurenzeichnung, der emotionale Sog der Geschichte und der Mut, queere Liebe in den Mittelpunkt zu stellen, machen Gestern waren wir unendlich zu einem wichtigen, lesenswerten Roman. Es ist kein Buch, das nur für die queere Community geschrieben wurde, sondern eines, das allen zeigt, wie universell Liebe, Verlust und Hoffnung sind.


    Fazit: Ein starker Beitrag zur deutschen Literatur — und hoffentlich der Anfang für viele weitere queere Bestseller.


    8/10


    ASIN/ISBN: 3499016907

    Herausgeber: HarperCollins Taschenbuch (15. April 2025)

    Taschenbuch: ‎368 Seiten

    ISBN-10: ‎ 3365010025

    ISBN-13: ‎ 978-3365010020


    Kurzbeschreibung


    Maximilian Ryf ist Manager des neuen Hotels Seewind Manor, das auf der kleinen Insel Greifswalder Oie vor der Küste Mecklenburg-Vorpommerns liegt. Zur Eröffnungsfeier wurden fünf Gäste geladen. Schon bei der Ankunft auf der Insel tobt ein ungewöhnlich schwerer Sturm, der es den Gästen und Angestellten unmöglich macht, die sicheren Hotelmauern zu verlassen. Nach kurzer Zeit reihen sich merkwürdige Ereignisse aneinander. Max leidet mehr und mehr unter starken Kopfschmerzen, die Gäste haben das beklemmende Gefühl, beobachtet und manipuliert zu werden. Als eine Mitarbeiterin brutal ermordet in ihrer Angestelltenunterkunft aufgefunden wird, bricht endgültig Panik aus. Auf ihrer Tür wurde eine klare Botschaft hinterlassen: »Nummer1«. Aufzeichnungen der Sicherheitskameras zeigen, dass sich eine Gestalt mit einer Harlekinmaske in dem Hotel aufhält. Wer schafft es zu fliehen, und für wen heißt es GAME OVER?!


    Autor


    Hendrik Klein, geboren im Jahr 1987 in Lingen (Ems), lebt mit seiner Frau und seiner Tochter in Lohne (Wietmarschen). Neben seinem Beruf gilt seine Leidenschaft dem Schreiben und Entwickeln spannender Geschichten. Auch durch seinen Vater, einen pensionierten Kriminalbeamten, wurden seine schriftstellerischen Fantasien geweckt. Tiefgründige Charaktere und fesselnde, elektrisierende Spannung stehen bei Hendrik Klein im Vordergrund.


    Rezension


    Abgelegene Insel, maskierter Killer, fünf Gäste und ein Hotel im Sturm – was klingt wie die perfekte Bühne für einen dichten Psychothriller, driftet in Code Kill – Ein tödliches Spiel leider zunehmend ins Absurde ab.


    Der Einstieg macht Lust auf mehr: düsteres Setting, sturmgepeitschte Atmosphäre, ein Protagonist mit Mystery-Potenzial. Hendrik Klein beginnt stark und liefert klassisches Whodunit-Flair mit moderner Härte. Doch je weiter die Handlung fortschreitet, desto mehr eskaliert das Ganze – und zwar nicht im guten Sinne.


    Statt psychologischem Nervenkitzel hagelt es drastische Gewalt, überdrehte Szenen und Figuren, die mehr reagieren als handeln. Besonders legendär (leider im negativen Sinn): die „Spiceszene“, bei der sich zwei Figuren mitten im Überlebenskampf lieber der Erotik als der Flucht widmen. Das wirkt so deplatziert, dass man sich fragt, ob hier versehentlich ein anderes Genre reingerutscht ist.

    Und das Finale? Ein Twist, der eher für Augenrollen als Aha-Momente sorgt. Was spannend begann, endet wie ein Mix aus Splatterkino und Trash-TV – mit dem bitteren Beigeschmack, dass hier mal richtig Potenzial auf der Strecke geblieben ist.


    Immerhin: der Schreibstil ist solide, flott und gut lesbar. Aber auch das kann nicht retten, was am Ende eher wie ein durchgeknallter Ideenstapel wirkt, als wie ein Thriller mit Substanz.


    Fazit: „Weniger wäre mehr gewesen.“ Oder wie man nach der Spiceszene denkt: WTF?


    4/10


    ASIN/ISBN: 3365010025

    Herausgeber: Matthes & Seitz Berlin (17. April 2025)

    Taschenbuch: ‎158 Seiten

    ISBN-10: ‎ 3751810129

    ISBN-13: ‎ 978-3751810128


    Kurzbeschreibung


    Als sie das erste Mal eine Frau küsst, ist sie zurückhaltend, verunsichert. Doch mit jedem weiteren Kuss findet sich die Protagonistin in Play Boy immer mehr in ihr neues Leben ein. Nach Jahrzehnten der Ehe mit ihrem Mann und der Erziehung des gemeinsamen Sohnes trennt sie sich von dem vermeintlichen Familienidyll. Und mit jedem Möbelstück, das sie hinter sich lässt, jedem Hemd, das sie entsorgt, legt sie Schicht um Schicht die heterosexuellen Prägungen ab. Sie führt erste Beziehungen mit Frauen, die gegensätzlicher nicht sein könnten, lernt auf andere Weise zu lieben, blickt mit neuen Augen auf ihr Aufwachsen innerhalb einer renommierten französischen Familie als Kind zweier verarmter Drogenabhängiger; auf ihren Beruf als Strafverteidigerin und die Ehe mit ihrem Ex-Mann – um im Kern eine neue Körperlichkeit zu entdecken: den Körper als Ausweg aus gesellschaftlichen Standards und als Medium der Empfindungen, um Lust zugleich zu bereiten und zu empfangen.


    Mit sprachlicher Wucht und entwaffnender Ehrlichkeit bricht Constance Debré mit den Tabus über Geld, Ehe, Sex, Lust und Häuslichkeit.


    Autorin


    Constance Debré, 1972 geboren, arbeitete als Anwältin, bevor sie sich in Vollzeit dem Schreiben widmete. Bisher veröffentlichte sie vier Romane.


    Rezension


    „Heten, die ihre Sexualität ein Stück weit in Frage stellten, dann aber gleich wieder aufgaben.“ – Wer bei diesem Satz zusammenzuckt, ist bei Play Boy von Constance Debré genau richtig. Denn dieser Roman ist kein netter Selbstfindungstrip, sondern ein Tritt in den Hintern der Heteronormativität, der Menschen in ein vorgegebenes Muster stopft.


    Debrés Protagonistin sagt diesem Leben radikal Adieu – nach einem unscheinbaren Kuss mit einer anderen Frau, der sich anfühlt wie eine Sprengladung unter ihrem bisherigen Dasein. Sie verlässt alles, nicht aus Trotz, sondern weil sie zum ersten Mal ehrlich leben will. Und Debré erzählt diese Demontage mit einer Sprache, die Klartext spricht: direkt, unverschnörkelt, oft rotzig. Kein Kitsch, kein Erklärbär, kein Mitleidsbonus – sondern eine Frau, die sich Schicht für Schicht von der Lüge befreit, jemand zu sein, der sie nie war.


    Die Autorin liefert mit Play Boy keine gefällige Erzählung über das Coming-Out einer Mutter in der Midlife-Crisis. Sie schreibt ein Manifest. Eine Abrissbirne gegen Rollenbilder, gegen den Zwang zur Häuslichkeit, gegen das vermeintliche Glück im Normativen.Debrés Antwort ist brutal und konsequent: Wer sich seinen Körper zurückholt, holt sich auch sein Leben zurück.


    Fazit: Was bleibt, ist eine Geschichte über Selbstermächtigung – roh, wütend, traurig, ehrlich. Und eine klare Botschaft: Wer das System nicht mehr bedienen will, muss bereit sein, es zu verlassen. Ohne Netz. Ohne Applaus. Aber mit verdammt viel Haltung.


    10/10


    ASIN/ISBN: 3751810129

    Herausgeber: Eigenverlag (3. Juni 2025)

    Taschenbuch: ‎204 Seiten

    ASIN: ‎ B0FBGWQ56N


    Kurzbeschreibung


    Schneeweiss und blutrot,

    dem Bösen sein eigener Tod,

    doch den Völkern Frieden bringt aus der Not.


    In seiner Jugend erhält der weisse Eisbär Hadon eine Prophetie, die ihm verkündet, dass er der Auserwählte ist - der Retter seines Volkes. Doch dann taucht die Frage auf: Ist diese Prophetie ein wahrhaftiger Segen oder nur teuflisches Machwerk?


    Gefangen zwischen Hoffnung und Zweifel, muss Hadon sich dem tyrannischen Herrscher stellen, der das Schicksal seines Volkes in den Händen hält. Wird es ihm gelingen, die Dunkelheit zu besiegen und sein Volk zuretten, oder wird er selbst zum Opfer der dunklen Mächte, die ihn umgeben?


    Rezension


    Wer bei Bruno Mattis Buch epische Schlachten und magische Artefakte erwartet, liegt daneben – und wird positiv überrascht. Statt klischeebeladener Fantasy liefert er eine moderne Tierfabel mit Tiefgang, eine Parabel über Schuld, Verantwortung und Selbstvergebung. Im Zentrum: Hadon, ein junger Eisbär mit schwerem Gepäck. Auserwählt, aber gebrochen. Held, aber keiner, der sich so fühlt.

    Was das Buch auszeichnet, ist seine emotionale Ehrlichkeit. Hadon stolpert, versagt, zieht sich zurück – bis er sich mühsam wieder aufrichtet. Seine Geschichte ist keine Heldenreise im klassischen Sinne, sondern ein psychologischer Heilungsprozess. Schwer, dunkel, intensiv. Bruno Matti spart nicht mit schwierigen Themen wie Depression, Schuld oder Suizidgedanken – und genau das macht die Geschichte so berührend.


    Trotz sprechender Bären und Prophezeiungen fühlt sich der Roman eher wie eine Parabel an als wie klassische Fantasy. Und das ist sein Vorteil: Es geht nicht nur um äußere Abenteuer, sondern um inneres Überleben. Einige Nebenfiguren bleiben dabei eher blass, aber Hadon allein trägt die Geschichte mit seiner zerrissenen, glaubwürdigen Persönlichkeit.

    Ein echtes Highlight ist der begleitende Soundtrack. Über QR-Codes eingebunden, sorgt die Musik für eine zweite emotionale Ebene – subtil, atmosphärisch und erstaunlich wirksam. Kein billiger Gimmick, sondern echtes Storytelling mit Tonspur.


    Fazit: Ein ungewöhnlicher Roman, der in Erinnerung bleibt – leise, schwer, schön. Für alle, die sich auf eine tiefere, ruhigere, musikalisch begleitete Reise einlassen wollen, ist „Die Eisbären im Land der Schneefelsen“ definitiv einen Blick wert.


    9/10 (Buchwertung 8/10 +1 für den Soundtrack)


    ASIN/ISBN: B0FBGWQ56N

    Herausgeber: Eigenverlag (25. Marz 2025)

    Taschenbuch: ‎310 Seiten

    ASIN: ‎ B0DQ5L9DT9


    Kurzbeschreibung


    Gefangen im Netz der Lügen – Saras größter Kampf beginnt.


    Saras Schwager steht unter Verdacht sein Unternehmen mit einer Schadsoftware erpresst zu haben – und ist verschwunden. Doch hinter dieser Anschuldigung verbirgt sich eine noch gefährlichere Wahrheit.


    Entschlossen, seine Unschuld zu beweisen, folgt Sara einer Spur nach Kambodscha. Was sie jedoch dort im Dschungel erwartet, übertrifft selbst ihre schlimmsten Albträume. Schnell wird der Trip nicht nur für sie zum lebensgefährlichen Abenteuer.


    Und die Uhr tickt. Kann sie die Puzzleteile zusammensetzen und tausende Menschenleben retten, bevor der Virus alles zerstört?


    Autorin


    Moin mein Name ist Marley und mein Motto lautet: Kein Toter vor dem ersten Kaffee!


    Ich bin das offene Pseudonym von Melanie Amélie Opalka und schreibe von, für und über starke Frauen.


    Während Sie Frauenromane zum Selbstvertrauen stärken schreibt, liebe ich die dunkleren Herausforderungen mit meiner Protagonistin, der Ex-Scharfschützin Sara.


    Wenn du mehr über mich lesen und regelmäßig über Neuerscheinungen und Gewinnspiele informiert werden willst, dann folge meinem Autorinnenprofil und abonniere die mao-News auf meiner Website.


    Und bitte vergiss nicht: Als Autorin lebe ich von Sternen und Rezensionen, also freue ich mich auch von dir über eine Bewertung. Ich danke dir sehr. Bis zum nächsten Buch!

    Deine Marley


    Rezension


    In „Der Virus“, dem fünften Band der Sara-Konrad-Reihe, bringt Marley Alexis Owen frischen Wind ins Thriller-Genre – nicht mit mehr Gewalt oder höherem Bodycount, sondern mit einer Protagonistin, die nahbar, glaubwürdig und verdammt spannend ist. Sara Konrad, Ex-Scharfschützin und Mitglied der geheimen „Sisterhood“, stolpert nicht durch die Handlung wie eine Kampfmaschine, sondern bewegt sich reflektiert, verletzlich und entschlossen durch eine Welt, die irgendwo zwischen digitaler Bedrohung und Dschungelüberleben liegt.


    Der Plot? Hochaktuell. Ein Virus legt eine Firma lahm, Saras Schwager wird verdächtigt, kurz darauf verschwindet er. Was als Cybercrime beginnt, führt bis nach Kambodscha – mit allem, was dazugehört: moralische Grauzonen, digitale Abgründe, körperliche Erschöpfung. Owen verzichtet auf Tech-Blabla und macht den digitalen Angriff real – mit echten Konsequenzen und drängenden Fragen: Wem gehört das Netz? Und wie schützt man die eigene Wahrheit, wenn Code zur Waffe wird?


    Sara ist dabei keine Actionheldin in Glitzeroptik, sondern eine Figur mit Brüchen. Sie denkt nach, sie zweifelt, sie fühlt – und genau deshalb funktioniert sie. Owen zeigt, dass Frauenfiguren im Thriller nicht durch Männerbrillen inszeniert werden müssen. Kein Abziehbild, keine „female Bond“-Nummer – sondern eine komplexe Hauptfigur, die Haltung zeigt.


    Was das Buch zusätzlich trägt: starke Schauplätze, ein präziser Stil, Themen mit Relevanz – von digitaler Ethik bis globaler Verantwortung. Dazu Antagonisten, die mehr sind als nur Feindbilder. Und ein Setting, das sich glaubhaft vom Serverraum bis in den Dschungel weitet.


    Fazit: Wer keine Lust auf austauschbare Supercops hat, aber auf spannende, kluge, gesellschaftlich relevante Thriller steht – könnte hier fündig werden. Sara Konrad ist eine Heldin, die bleibt. Und „Der Virus“ zeigt, dass Thriller mehr können als Adrenalin.


    9/10


    ASIN/ISBN: B0DQ5L9DT9

    Herausgeber: dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG (17.04.2025)

    Taschenbuch: ‎528 Seiten

    ISBN-10: ‎ 3423221070

    ISBN-13: ‎ 978-3423221078


    Kurzbeschreibung


    In Neapel mordet nicht nur die Camorra


    Die Neapolitaner feiern ihren Heiligen San Gennaro. Während in den engen Gässchen das Leben tobt, wird Commissario Salvatore Gaetano an den Schauplatz eines brutalen Mordes gerufen. In einem Appartamento mitten im Centro Storico sitzt ein Mann ohne Kopf – enthauptet wie Neapels Stadtpatron. Was steckt dahinter: Mafiafehde, Beziehungstat oder doch ein Ritualmord? Statt sich von vorgefertigten Meinungen lenken zu lassen, vertraut Gaetano lieber auf sein sensibles Gespür für die Bewohner und die Geheimnisse der Stadt. Doch der Mörder bleibt ihm immer einen Schritt voraus.


    Autor


    Fabio Nola ist das Pseudonym eines deutschen Historikers (*1982). Er hat in Neapel studiert und wohnte zusammen mit fünf neapolitanischen Jurastudenten mitten im wilden, bunten Centro Storico. Diese Zeit inspirierte ihn zu seiner Krimireihe um den feinfühligen Commissario Salvatore Gaetano.


    Rezension


    Was wie ein launiger Italien-Krimi aussieht, entpuppt sich als düsterer, kluger Auftakt für eine neue Reihe: „Commissario Gaetano und der lügende Fisch“ von Fabio Nola ist alles – außer bequem.


    Schon der Einstieg lässt keine Zweifel: Ein Mann wird enthauptet, mitten im Centro Storico von Neapel, zur Hoch-Zeit des San-Gennaro-Festes. Was wie ein Ritual wirkt, wird zur Tür in einem vielschichtigen Fall – voller Wendungen, Abgründe und gesellschaftlicher Fragen. Mafia? Eifersucht? Fanatismus? Alles denkbar.


    Commissario Gaetano selbst ist eine Zumutung: cholerisch, zynisch, alkoholabhängig und gegenüber seinen Kolleg:innen ist er grob, herablassend, manchmal schlicht gemein. Aber glaubwürdig bis ins Mark. Nola verzichtet auf falsche Heldenmythen. Gaetano darf unsympathisch sein, solange er echt ist – und genau das ist er. Ein Ermittler, der mit sich selbst im Clinch liegt, der scheitert, aufsteht, weitermacht. Kein Genie, kein Held – einfach ein Mensch in einer kaputten Welt.


    Und Neapel? Keine Postkarte. Die Stadt lebt, flucht, verdirbt, betört – und ist immer präsent. Die Hitze, die Gerüche, die engen Gassen, die Korruption – all das wird zum Klangteppich des Romans. Nola kennt seine Stadt – und zeigt sie ohne Zuckerguss.


    Der Fall selbst ist hart, aber nie Selbstzweck. Die Gewalt dient nicht dem Schock, sondern treibt die Fragen voran: Was ist Schuld? Was treibt Menschen an? Die Ermittlungen verlaufen in Wellen, nie geradlinig, nie vorhersehbar. Und auch das ist Teil der Spannung.


    Fazit: Kein Wohlfühlkrimi, sondern ein literarisch anspruchsvoller, psychologisch dichter Krimi mit bissiger Hauptfigur, glaubhaftem Setting und erzählerischer Substanz. Wer Lust hat auf einen düsteren Neapel-Krimi mit Tiefe statt Klischees – hier entlang.


    9/10


    ASIN/ISBN: 3423221070

    Herausgeber: Eigenverlag (11. November 2024)

    Taschenbuch: ‎300 Seiten

    ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3837067767


    Kurzbeschreibung


    Buchstaben, die Bausteine der Sprache, werden in diesem Roman zu unberechenbaren Elementen, die Gefahren und Geheimnisse heraufbeschwören. Mina ist eine angehende Schriftstellerin aus Athen und gerät mit ihrer Schwester und deren Freund auf die künstlich geschaffene Insel Imitathyos - ein Utopia für exklusive Touristen. Doch ein unerwarteter Vorfall löst eine Kette bizarrer Ereignisse aus, und eine Rückkehr scheint unmöglich. In den Wirren dieser futuristischen Welt zunehmend verloren, müssen Mina und ihre Mitreisenden die rätselhafte Realität entschlüsseln, wenn sie von hier fortkommen wollen, bevor eine drohende Katastrophe sie für immer auf der Insel festhält. In dieser Odyssee entfaltet sich die Kraft der Buchstaben und zeigt, wie Worte die Wirklichkeit formen. HINWEIS: Hardcover, hochwertige Ausstattung: Fadenbindung, Brillantdruck.


    Autor


    Matthias Alexander Kristian Zimmermann wurde 1981 in Basel (Schweiz) geboren und ist in ländlicher Umgebung im Kanton Aargau aufgewachsen. Er studierte musikalische Komposition, Kunst & Vermittlung, Game Design, Art Education und Pädagogik. Zimmermann ist Schriftsteller, Maler und Medienkünstler. Seine Bilder, die er als »Modellwelten« bezeichnet, reflektieren und erforschen die Kunst-, Design- und Mediengeschichte. Sein Werk wurde umfassend rezensiert und befindet sich in Sammlungen diverser Museen und Kunstarchive. Im Hirmer Verlag ist das Kunst- und Sachbuch »Digitale Moderne. Die Modellwelten von Matthias Zimmermann« über ihn erschienen. Im Kulturverlag Kadmos hat er seinen Debütroman »KRYONIUM. Die Experimente der Erinnerung« und »INTOXIKATION. Chemie der Illusionen« publiziert. Zimmermanns Romanwelten haben sich in einem langjährigen Entwicklungsprozess aus den Konzepten seiner Kunstwerke herausgebildet. Seine Bücher erscheinen sowohl in Verlagen als auch unter seiner eigenen Edition MODELLWELTEN.


    Rezension


    IMITATHYOS: Das unendliche Alphabet von Matthias A. K. Zimmermann ist kein Roman wie jeder andere. Hier geht es nicht nur um eine Geschichte, sondern um ein Konzept – um eine Welt, in der Buchstaben nicht mehr harmlos sind, sondern Realität formen, beeinflussen und gefährden. Eine junge Schriftstellerin landet auf einer künstlich geschaffenen Luxusinsel, doch was wie ein stylisches Zukunftsresort beginnt, wird schnell zum sprachphilosophischen Albtraum. Die Sprache selbst beginnt zu kippen, wird unberechenbar – und genau das ist der Reiz dieses Buches.


    Zimmermann mixt Utopie, Technik, Mythologie und Identitätsfragen zu einem Text, der sich traut, anders zu sein. Keine literarischen Konventionen, keine sicheren Pfade – dafür Ideenreichtum, Tiefgang und eine klare Haltung. Wer Popkultur kennt, erkennt Anklänge an Matrix, Westworld oder Borges, aber das Buch steht absolut für sich.


    Fazit: Es fordert volle Aufmerksamkeit, aber schenkt im Gegenzug eine Erfahrung, die bleibt. Für alle, die Bücher lieben, die etwas Frisches lesen möchten – das hier ist einer dieser seltenen Volltreffer.


    10/10


    ASIN/ISBN: 3837067769

    Herausgeber: Phantorion Verlag (27. Mai 2025)

    Taschenbuch: ‎385 Seiten

    ASIN: B0F1C72F65


    Kurzbeschreibung


    Nach den Neuwahlen herrscht Katerstimmung in der Solaren Union. Die neue Vizepräsidentin Selena Veyra muss sich nicht nur mit ihrem ehemaligen Widersacher, dem populistischen Präsidenten Julius Marek, herumschlagen, sondern auch noch eine Naturkatastrophe auf dem Mars und Aufstände auf den Saturnmonden bewältigen. Schon bald droht die fragile Koalition zu zerbrechen – und damit die gesamte Solare Union ins Chaos zu stürzen.


    Doch im Schatten der glattgebügelten Politikfassade brodelt ein erbarmungsloser Machtkampf. Nicht nur Selena und ihr Mann Cedrik, sondern auch der Oppositionsführer Kallan Dresk, die getriebene Unternehmerin und Mutter Alina Corsis und das Präsidentenpaar höchstselbst verfolgen ganz eigene Pläne. Im Mahlstrom aus Loyalität, Liebe, Ehrgeiz und Rebellion wird jedes Desaster zu einer dornigen Chance. Während in den Hinterzimmern geheime Bündnisse geschlossen und brüchige Allianzen geschmiedet werden, reicht ein einziger Moment, um alles zu verändern. Wer zieht die Fäden? Wer wird geopfert? Und wer überlebt das Spiel um die Macht?


    Ein fesselnder Near-Future-Thriller über Täuschung, Liebe, Verrat – und den Preis, den man für seine Überzeugungen zu zahlen bereit ist.


    Autor


    Eryx Vail ist ein jung gebliebener deutscher Autor, dessen Schreiben von Klassikern wie Dune von Frank Herbert, 1984 von George Orwell sowie American Psycho von Bret Easton Ellis beeinflusst wurde. In seinem Debütroman spiegeln sich zudem Einflüsse von Philip K. Dick und Gillian Flynn wider.


    Rezension


    „Die Schatten der Solaren Union“ von Eryx Vail ist Sci-Fi mit Anzug und Krawatte: weniger Raumschlachten, mehr Politik – und trotzdem (oder gerade deshalb) ziemlich spannend. Was hier wie ein Zukunftsroman aussieht, ist in Wahrheit ein politischer Drahtseilakt, der verdammt nah an unserer Gegenwart klebt.


    Die frisch gebackene Vizepräsidentin Selena Veyra bekommt gleich zum Start ordentlich Gegenwind: Naturkatastrophen auf dem Mars, Unruhen auf Saturnmonden und ein Präsident, der Populismus zum politischen Werkzeug gemacht hat. Klingt vertraut? Genau. Vail entwirft ein Zukunftsszenario, das seine größte Wirkung entfaltet, weil es so erschreckend real wirkt. Kurz: House of Cards mit Raumstationen.


    Was der Roman stark macht, ist seine politische Spannung: Intrigen, Fallstricke, Allianzen, die kippen – Vail kann das. Besonders im letzten Drittel zieht das Tempo an, da rauscht man fast schon durch die Seiten. Auch Themen wie queere Identität werden aufgegriffen, nicht plakativ, sondern eingebettet in Machtmechanismen. Allerdings bleibt dabei gelegentlich das Fingerspitzengefühl auf der Strecke. Nicht unsensibel, aber eben auch nicht durchgehend überzeugend.


    Kritik: Die Figuren sind oft eher Spielfiguren auf dem Schachbrett als echte Menschen. Viel Potenzial, aber zu wenig Tiefgang. Man versteht, was sie tun – aber selten, wie es sich für sie anfühlt. Ich hätte mir eine stärkere emotionale Bindung gewünscht, auch wenn das offenbar nicht die vordringlichste Intention des Autors war. Diese bewusste Distanz passt zwar zum politischen Setting, nimmt der Geschichte aber an manchen Stellen die menschliche Fallhöhe. Gerade ein Politthriller lebt davon, dass wir nicht nur die Mechanismen verstehen, sondern auch spüren, was auf dem Spiel steht.


    Fazit: Aber unterm Strich bleibt: „Die Schatten der Solaren-Union“ ist ein spannender, düsterer Politthriller mit Sci-Fi-Fassade und viel Gesellschaftskommentar. Kein perfektes Debüt, aber ein verdammt mutiges.


    8/10


    ASIN/ISBN: B0F1C72F65

    Herausgeber: Eigenverlag (5. April 2025)

    Taschenbuch: ‎424 Seiten

    ASIN: B0DZQJVXRM


    Kurzbeschreibung


    Ein Lehrer. Sein Schüler. Und die wichtigste Regel von allen: Liebe verboten!


    Als angehender Lehrer hat Marius es nicht leicht: in der Schule der harte Arbeitsalltag, zuhause Stress mit dem Freund. Und dann ist da noch dieser nervtötende Schüler, der seinen Unterricht sabotiert …


    Der siebzehnjährige Ludo ist frech, uneinsichtig und fest entschlossen, seinem neuen Deutschlehrer das Leben zur Hölle zu machen. Wie weit seine Späße gehen? Ihm egal. Dass er Marius damit in Gefahr bringt? Ahnt er nicht.


    Während Marius versucht, all das Chaos zu ordnen und den rebellischen Teenager endlich auf den richtigen Weg zu bringen, erkennt er viel zu spät, wie gefährlich Ludo wirklich ist. Denn wer die wichtigste Schulregel bricht, riskiert mehr als einen Tadel:

    Verlieb dich nie in einen Schüler!


    Autor


    Lauri Mattis (L. Mattis) trägt die Leidenschaft für das geschriebene Wort schon ein Leben lang in sich und widmet sich am liebsten den Liebesgeschichten fern von „richtig“ und „falsch“. Denn so schön die Welt sein kann, so unberechenbar ist sie auch – und wieso sollte das in der Literatur anders sein?


    Hier erwartet euch eine packende Mischung aus mächtigen Gefühlen, tiefer Verzweiflung und überraschendem Humor – je nach Roman mehr oder weniger scharf gewürzt.


    Rezension


    Ludo: Teach me – love you von Lauri Mattes ist keine einfache Romance, sondern ein mutiges Stück Literatur über eine Beziehung, die eigentlich nicht sein darf – und trotzdem passiert.

    Im Zentrum stehen Marius, junger Lehrer, voller Ideale, und Ludo, 17, wütend, queer, auf Krawall gebürstet – aber eben auch auf der Suche nach Nähe. Zwischen den beiden entwickelt sich eine gefährliche Dynamik: emotional aufgeladen, moralisch brisant, immer auf der Kante. Und genau das macht diesen Roman so fesselnd.


    Mattes geht das Thema mit viel Fingerspitzengefühl an. Hier wird nichts verklärt oder romantisiert. Stattdessen bekommt man zwei glaubwürdige Figuren, die beide kämpfen – mit sich, mit ihrer Rolle, mit dem, was erlaubt ist. Marius ist nicht der naive Gute, Ludo nicht der klassische Verführer. Beide sind kompliziert, ambivalent, menschlich. Und genau das macht ihre Geschichte so greifbar.


    Die Spannung zwischen den beiden ist stark – manchmal fast körperlich spürbar. Gleichzeitig bleibt der Ton ernst, nie voyeuristisch. Mattes zeigt die Risiken, die Konsequenzen – für beide Seiten. Und auch wenn man das Handeln der Figuren nicht immer gutheißen kann: Man versteht, warum sie tun, was sie tun.


    Sprachlich ist das Buch direkt, klar, auf den Punkt. Kein Kitsch, kein Drumherum. Dafür echter Druck, echte Zerrissenheit – und echtes Knistern. Dass das Ganze auch noch eine queere Coming-of-Age-Geschichte ist, macht es nur noch wichtiger: Ludo gibt denen eine Stimme, die oft zu leise sind.


    Fazit: Ein Buch, das bewusst an Grenzen geht – und das genau deshalb wirkt. Kein Skandalroman, sondern ein literarisch kluges Wagnis. Wer sich traut, wird mit einer Geschichte belohnt, die hängen bleibt.


    9/10


    ASIN/ISBN: B0DZQJVXRM

    Herausgeber: Mainbook (15. Mai 2025)

    Taschenbuch: ‎303 Seiten

    ISBN 13: ‎ 978-3911008389


    Kurzbeschreibung


    Kalte Asche brennt ein Leben lang. Milan betäubt sich in Frankfurter Clubs mit Beats, Dates und Drugs – eine Flucht vor der Erinnerung an seinen Zwilling Leo, von dem nur kalte Asche übrigblieb. Ein Fall, der nie aufgeklärt wurde und dessen Rätsel Milan immer wieder in den Abgrund zieht. Als plötzlich eine fremde Frau auftaucht, die sich als seine Mutter vorstellt, gerät Milans Leben endgültig aus den Fugen. Sie sucht Schutz vor ihren Verfolgern und behauptet in tödlicher Gefahr zu sein. Doch mit ihrer Ankunft kommen neue Fragen ans Licht – über eine Familie, die Milan nie kannte, und eine Wahrheit, die alles zerstören könnte. Denn was Milan nicht ahnt: Seine Mutter hütet ein dunkles Geheimniss, das auch Milan in den Strudel ihrer Schuld und Gewalt zu reißen droht. Ein atemloser Thriller über Familie, Verrat und die tödlichen Schatten der Vergangenheit.


    Rezension


    Frankfurt Beats von Oliver Baier ist kein klassischer Thriller – es ist ein düsteres, verdammt atmosphärisches Debüt, das mehr über die Gegenwart erzählt, als viele lautere Bücher es je könnten. Und das schon mit der ersten Seite.


    Im Zentrum steht Milan: jung, verloren, drogenvernebelt, zerrissen – auf der Flucht vor sich selbst und dem Tod seines Zwillingsbruders. Statt Trauerbewältigung gibt’s Absturz in Frankfurts Clubnächte. Aber Baier macht aus ihm keine Figur zum Mitleiden, sondern eine, bei der man mitgeht, obwohl man nicht immer mit ihr mitfühlt. Und das ist genau richtig so. Frankfurt ist dabei nicht Kulisse, sondern Mitspieler. Zwischen Bankentürmen und Bahnhofsviertel, zwischen Glanz und Dreck pulsiert ein Beat, der mehr ist als Soundtrack: Er ist Taktgeber für Milans Verdrängung, Halt in der Haltlosigkeit – und irgendwann: Risiko.


    Was Baier kann: Figuren schreiben, die nicht sauber einzuordnen sind. Martina, die Auftragskillerin mit Reue. Eine Rechtsradikale, die ausgerechnet von denen Hilfe braucht, die sie hasst. Und Milan, der mal egoistisch, mal zärtlich, mal völlig neben sich steht. Kein Schwarzweiß, sondern durch und durch grau. Und das tut weh – aber auf die gute Art. Der Thrillerplot läuft mit, klar. Aber die Spannung kommt nicht aus dem „Whodunit“, sondern aus der Frage: Wie weit kann ein Mensch zerbrechen, bevor nichts mehr übrig bleibt? Und was passiert, wenn plötzlich doch noch jemand die Hand reicht?

    Baier schreibt klar, direkt, mit genau dem richtigen Maß an Poesie. Kein Stil-Gehampel, kein Pathos – aber immer wieder Sätze, die sitzen. Und der Rhythmus: wie ein DJ-Set. Mal laut, mal leise, aber nie beliebig. Frankfurt Beats ist kein Buch, das gefallen will. Es konfrontiert. Mit Schmerz, mit Rausch, mit Schuld. Aber es erzählt auch von Sehnsucht, von Überleben, von Veränderung. Für ein Debüt? Unfassbar souverän.


    Fazit: Wer Thriller will, bekommt Spannung. Wer mehr will, bekommt alles. Pflichtlektüre für alle, die wissen wollen, wie sich deutsche Gegenwartsliteratur anfühlen kann, wenn sie was zu sagen hat.


    10/10 - Jahreshighlight


    ASIN/ISBN: 3911008384

    Herausgeber: Eigenverlag (2. Mai 2025)

    Taschenbuch: ‎353 Seiten

    ASIN: ‎ B0F2GN2G85


    Kurzbeschreibung


    Fünf Jahre sind auf der Erde vergangen, während Sam und sein Team auf der geheimnisvollen Heimatwelt der Onduras weilten. Doch die Rückkehr in die alte Heimat offenbart eine Welt, die sich radikaler gewandelt hat, als sie es je für möglich gehalten hätten. Haben die Onduras den Menschen tatsächlich ein neues technologisches Zeitalter geschenkt oder lauert im Schatten eine unheilvolle Bedrohung?

    Sam und seine Gefährten werden isoliert und vom UN-Rat hingehalten. Welche undurchsichtigen Pläne verfolgen die Anführer der Weltgemeinschaft? Warum zögert man, sie zurück in die Gesellschaft einzugliedern? Und welche Rolle spielen die geheimnisvollen Inneren sowie Johanna Carter in diesem Netz aus Argwohn und Misstrauen?


    Gleichzeitig rückt das rätselhafte Skarabäus-Artefakt in den Mittelpunkt, das Samatha wie besessen versucht zurüch haben will. Ist es eine Gabe der Onduras – oder ein Schlüssel, der den Weg zu einer dunklen Wahrheit ebnet?


    Jenseits der bekannten Sternenpfade könnte bereits ein neuer Feind auf dem Vormarsch sein. Werden die Aggressoren, die einst die Onduras heimsuchten, nun auch die Erde bedrohen? Ein Wettlauf gegen die Zeit entbrennt.


    Erlebe das große Finale voller atemraubender Enthüllungen und verzweifelter Entscheidungen, in dem das Schicksal der Menschheit auf Messers Schneide steht. Eine packende Reise zu fernen Horizonten und düsteren Geheimnissen wartet – und alles, was du zu wissen glaubtest, wird in Frage gestellt.


    Autor


    David Reimer, ein in Erftstadt nahe Köln ansässiger freischaffender Autor, hat sich in den Bereichen Science-Fiction und Abenteuerliteratur einen Namen gemacht. Mit seinen Werken, die eine Verbindung von wissenschaftlichen Elementen und fiktionalen Erzählungen aufweisen, hat er bereits mehr als 80.000 Leserinnen und Leser begeistert und zählt damit zu den spannendsten aufstrebenden Autoren in Deutschland.


    Woran denken wir, wenn wir die Sterne anblicken? Ferne Welten, fremde Wesen, grenzenlose Freiheit oder nur Kälte und Dunkelheit? Ist es vielleicht der Drang zu erfahren, weshalb alles existiert? David Reimer beschäftigt sich mit diesen Fragen in seinen Romanen. Es geht nicht nur um technische Details, sondern auch um die Menschen, die sich diese Fragen stellen. Seine Werke bieten Kopfkino vom Feinsten und bringen Leser an ferne Orte und Dimensionen. Sie vereinen unendliche Weiten, die die Sehnsucht nach dem Unerforschten schüren, mit fremden Welten, unentdeckten Phänomenen, spannender Action, Realismus und neuen Ideen.


    Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit ist Reimer gelernter Großhandelskaufmann. In seiner Freizeit betreibt er viel Sport, verbringt Zeit mit seinen zwei Hunden und ist auf der Suche nach Abenteuern in der Welt.


    Zu seinen bekanntesten Werken zählen die "Wächter des Wissens"-Reihe und die "Henry-Voigt-Abenteuerreihe", sowie die Serien "Mars Ultor" und "Das Uranus Leuchten". Diese Publikationen haben Reimer Anerkennung in der deutschen Literaturszene eingebracht und zeugen von seinem Engagement für detaillierte Weltenbau und charaktergetriebene Geschichten.


    Für weitere Informationen über David Reimer und seinen Werken, sowie für die Möglichkeit, sich für regelmäßige Updates und Newsletter anzumelden, besuchen Sie bitte seine offizielle Website: www david-reimer-autor de


    Rezension


    Transfer 3: Jenseits der Zeit von David Reimer ist das, was ein Abschlussband sein sollte: mutig, wuchtig, klug – und besser als alles, was die Trilogie bisher geboten hat.

    Fünf Jahre sind vergangen, seit Sam und seine Crew auf der Heimatwelt der Onduras gestrandet sind. Die Rückkehr zur Erde? Kein Heimkommen, sondern ein Wiedersehen mit einer Welt, die sich ohne sie weitergedreht hat. Misstrauen, neue Machtstrukturen, zerbrochene Allianzen – Reimer fängt diese entfremdete Stimmung großartig ein. Es geht nicht nur um Politik oder Intrigen, sondern um die große Frage: Was bleibt von Heimat, wenn man sie nicht mehr erkennt?


    Anders als im zweiten Band gibt’s hier kein langes Vorgeplänkel: Hochsicherheitskomplex, Mondgefängnis, Verhöre – Action von Anfang an. Und trotzdem bleibt genug Raum für echte Figurenentwicklung. Jede Entscheidung hat Konsequenzen, jedes Risiko kostet etwas. Reimer hält die Balance zwischen Tempo und Tiefe mit beeindruckender Leichtigkeit.


    Vergleiche mit Interstellar oder Tenet? Verdient. Reimers Welt ist komplex, verschachtelt, manchmal fordernd – aber nie überladen. Seine Bilder schreien förmlich danach, verfilmt zu werden: Mondkolonien, Flucht durch fremde Welten, eine Jagd auf ein uraltes Artefakt, das mehr verändert, als irgendwer ahnt.


    Aber das Beeindruckendste? Die ruhigen Momente. Jenseits der Zeit stellt die richtigen Fragen: Wer darf über die Zukunft der Menschheit entscheiden? Und was passiert, wenn Technologie Macht ersetzt, statt sie zu brechen? Reimer wird nie belehrend, zwingt aber zum Nachdenken. Und das tut dem Genre richtig gut.


    Auch erzählerisch ist das Buch eine Wucht: Keine Figur bleibt stehen, alle entwickeln sich weiter – oder gehen daran kaputt. Vertrauen wird knapp, einfache Wahrheiten lösen sich auf.


    Das Finale? Überraschend, konsequent, richtig stark. Kein billig zusammengeklöppeltes Happy End, sondern ein Abschluss, der noch lange in Erinnerung bleibt. Fragen bleiben – und genau das macht es so gut.


    Fazit: Transfer 3 ist nicht nur der beste Teil der Reihe – es ist eines der besten Science-Fiction-Bücher, die ich in letzter Zeit gelesen habe. David Reimer liefert ab. Und zwar richtig!


    10/10


    ASIN/ISBN: B0F2GN2G85

    Herausgeber: Eigenverlag (6. Februar 2025)

    Taschenbuch: ‎292 Seiten

    ISBN-13: ‎ 979-8309257546


    Kurzbeschreibung


    Die Sehnsucht nach Freiheit (LIBERTAD) ist im Mexiko des Jahres 1921 tief in der mexikanischen Gesellschaft verankert. Nach mehr als zehn Jahren blutigen Kampfes ruft die junge Generation lautstark, die Ziele der Revolution zu verwirklichen und ihre Freiheit sofort zu erlangen!


    Am 15. November wurde ein Bombenanschlag auf das Reliquienbild der Jungfrau Maria von Guadalupe verübt. Das indigene Hausmädchen Juanita wurde Zeugin dieses Verbrechens und könnte dafür mit ihrem Leben bezahlen. Die Gefahr ist noch nicht vorüber und sie und ihre Liebsten müssen sich dem neuen Zeitalter erneut mutig stellen, in einem Netz aus Intrigen, Politik, Gewalt und Flucht.


    Mit eindrucksvollen Darstellungen der historischen Ereignisse und Schauplätze und mit erstaunlicher Aktualität erzählt Francisco Reyna im Nachfolgeband zu "REVOLUCIÓN" den Weg Mexikos nach dem Bürgerkrieg in seinem Kampf um Freiheit.


    Autor


    Francisco Reyna wurde 1966 in der Nähe des Viertels San Ángel im Süden von Mexiko-Stadt geboren. Seine Mutter stammte aus dem Norden Mexikos und zog nach Mexiko-Stadt, um der Armut in den Bergbaustädten von Zacatecas zu entkommen. Sie fand Arbeit als Dienstmädchen bei einer wohlhabenden Familie mit Verbindungen zur mexikanischen Regierung. Seinen Vater, Felix Reyna, lernte Francisco nie kennen, da er ihn noch vor seiner Geburt verließ.


    Er wuchs in einer wohlhabenden Familie auf und besuchte Privatschulen in Mexiko-Stadt. Während dieser Zeit brachte er seiner Mutter, die Analphabetin war, Lesen und Schreiben bei.

    In der Oberschule engagierte sich Francisco in linken Studentenbewegungen, was zu Überwachung und Einschüchterung durch die Geheimpolizei führte. Er wurde von Beamten der Policia Judicial entführt und 12 Stunden lang fast zu Tode geprügelt, konnte aber schwer verletzt entkommen.


    Nach dem Krebstod seiner Mutter brach Francisco sein Studium der Kunstgeschichte ab. Er folgte seiner Frau nach Deutschland und zog 1989 nach Berlin. In Deutschland absolvierte er schließlich eine Ausbildung zum IT-Mediendesigner.


    Francisco nahm 2004 die deutsche Staatsbürgerschaft an. Er arbeitete über 25 Jahre in der digitalen Industrie in Deutschland und wurde schließlich IT-Projektmanager.

    Er hat nie seine Leidenschaft für das Schreiben und die mexikanische Kultur und Geschichte verloren und interessiert sich sehr für die Weltgeschichte, insbesondere für die Verbindungen zwischen europäischer und lateinamerikanischer Geschichte. Sein erstes Buch, REVOLUCIÓN, bietet einen tiefen Einblick in die mexikanische Gesellschaft und die Fortsetzung, LIBERTAD, wird voraussichtlich Anfang 2025 erscheinen.


    Rezension


    Libertad von Francisco Reyna ist mehr als nur die Fortsetzung von Revolución. Es ist ein reifer, präzise erzählter Roman über eine Nation, die auch nach der Revolution nicht zur Ruhe kommt – und über Menschen, die in dieser Unsicherheit nach Freiheit suchen.


    Mexiko 1921: Der Bürgerkrieg ist vorbei, aber die Spannungen bleiben. Reyna verwebt politische Umbrüche, religiöse Konflikte und private Schicksale zu einem dichten Panorama, das weit über klassische Historienromane hinausgeht. Der Anschlag auf das Bildnis der Jungfrau von Guadalupe dient dabei nicht nur als historisches Detail, sondern als Motor einer Erzählung, die die Fragilität einer ganzen Gesellschaft spürbar macht.


    Im Mittelpunkt steht Juanita, ein indigenes Hausmädchen, das ungewollt in die politischen Verwerfungen hineingerät. Reyna zeichnet sie nicht als Symbolfigur, sondern als glaubhafte Heldin, die trotz Gewalt, Verlust und Verrat ihren eigenen Weg sucht. Ihre Geschichte verleiht den großen historischen Themen persönliche Dringlichkeit.


    Libertad ist stilistisch geradliniger als Revolución: weniger Ausschweifungen, mehr Tempo, stärkere Figuren. Auch der Blick über Mexikos Grenzen hinweg, nach Norden in die korrupten Winkel der USA, verleiht der Geschichte neue Tiefe. Freiheit bleibt hier wie dort ein schwer erreichbares Gut.


    Besonders stark ist Reynas Balance: historische Genauigkeit ohne akademische Schwere, Spannung ohne Effekthascherei. Libertad zeigt, dass gute historische Romane nicht nur die Vergangenheit lebendig machen, sondern zeitlose Fragen stellen: nach Macht, Gerechtigkeit und der Möglichkeit, sich selbst treu zu bleiben.


    Fazit:  Ein kluges, intensives Buch – und ein Beweis, dass Francisco Reyna zu den wichtigen Stimmen der mexikanischen Literatur gehört.


    10/10


    ASIN/ISBN: B0DWFPC1NG

    Herausgeber: dp Verlag (24. April 2025)

    Taschenbuch: ‎235 Seiten

    ASIN: ‎ B0F2N3V2MM


    Kurzbeschreibung


    Er ist mein Trainer. Wir sind beide nicht geoutet. Und eigentlich habe ich größere Probleme als einen dummen Crush.

    Die emotionale Coming-of-Age Sportsromance voller geheimer Küsse und gnadenlosen Rivalen

    Solange ich mich erinnern kann, mussten meine Mutter und ich kämpfen – ums Überleben, um Ansehen, für uns. Der einzige Ort, an dem ich je so etwas wie Ruhe empfinde, ist das Wasser. Denn wenn ich schwimme, verschwindet die Welt um mich herum.

    Doch jetzt hängt alles davon ab, wie gut ich tatsächlich bin, um eines der begehrtesten Sportstipendien zu ergattern und meiner Mutter etwas zurückgeben zu können. Und das setzt mich unter Druck.

    Es hilft auch nicht, dass Colin Harker mein Trainer wird – ein viel zu attraktiver Schwimmer, dessen Karriere durch eine Verletzung frühzeitig endete. Er ist gnadenlos und schaut mich auf eine Weise an, die meinen ganzen Körper kribbeln lässt. Aber ich kann diese Gefühle nicht zulassen. Nichts ist so wichtig wie das Schwimmen und neben knallharten Rivalen, die bereit wären meinen Ruf zu ruinieren, hat mein Herz einfach keinen Platz.


    Autor


    Es war einmal ein Junge, der fürchtete die Nacht. Sobald sich die Dunkelheit wie ein schwarzes Tuch über sein Zimmer legte, erwachten in der Finsternis Wesen. Sie wisperten Geschichten von Orten, die niemals Licht erhellte und die er in diese Welt bringen sollte.

    Der Knabe aber fürchtete sich, und je mehr er versuchte, die Wesen zu ignorieren, desto stärker schwoll ihr Flüstern zu einem Gesang an, der sich mit seinen Träumen verwob, die ihn zu diesen finsteren Welten führten.

    Der Junge wurde älter, und als er erwachsen war, erschien die Dunkelheit der Nacht leer und die Träume farblos. Jetzt ein Mann wurde er seines Verlustes gewahr. Er begann, aufzuschreiben, was ihm die Stimmen in seiner Kindheit eingeflüstert hatten, und damit kehrten die Träume zurück.

    Heute ist die Dunkelheit für ihn wieder voller Geheimnisse, führen düstere Winkel in fremde Welten, doch jetzt fürchtet er sich nicht mehr, denn er weiß, tief hinter der Finsternis verbirgt sich immer das Licht.

    Der Schriftsteller Stefan S. Kassner hängte im Oktober 2022 den Arztkittel an den Nagel und lebt seitdem als hauptberuflicher Autor mit seinem Hund Goliath auf der Sonneninsel Mallorca.

    Im Oktober 2020 wurde er in die Agentur Ashera aufgenommen und veröffentlich seit 2021 Romane, Novellen und Kurzgeschichten in unterschiedlichen Genres, unter anderem Thriller, Krimi, Cosy Crime, Familiengeheimnis, Familiensaga, (Gay-)Romance, (düstere) Phantastik, Horror, Steampunk und Humor.

    Dies prägte auch den Slogan des Schriftstellers: ‚Das Leben wird auch nicht nur in einem Genre geschrieben.‘


    Rezension

    Diving into Love von Stefan S. Kassner ist weit mehr als eine Coming-of-Age-Romanze. Es ist ein stiller, aber eindringlicher Blick auf das, was es 2025 immer noch bedeutet, als junger queerer Mensch in einer leistungsgetriebenen Gesellschaft seinen Platz zu suchen.


    Im Mittelpunkt steht Dilan, ein talentierter Schwimmer, dessen Zukunft an sportlichen Erfolgen hängt. Das Wasser ist sein Rückzugsort – bis Gefühle für seinen Trainer Colin sein sorgfältig kontrolliertes Leben ins Wanken bringen. Kassner beschreibt diesen inneren Kampf mit großer Empathie: Dilans Angst, sein Bedürfnis nach Zugehörigkeit, sein verzweifeltes Ringen zwischen Pflicht und Ehrlichkeit werden spürbar.


    Besonders stark ist, wie Diving into Love die subtilen und offenen Formen von Diskriminierung sichtbar macht. In einer Welt, die queere Sichtbarkeit oft nur oberflächlich feiert, zeigt Kassner, wie tief Vorurteile und Unsicherheiten tatsächlich reichen – gerade in Bereichen wie dem Spitzensport, wo das Bild von Stärke und Männlichkeit immer noch eng definiert ist.

    Auch die Nebenfiguren tragen zur Tiefe des Romans bei. Colin ist kein idealisierter Love Interest, sondern selbst geprägt von Ängsten und Zweifeln. Die starke Unterstützung von Dilans Mutter Judy setzt ein starkes Zeichen: Familie bedeutet nicht Perfektion, sondern den Raum, in dem echte Akzeptanz möglich wird.


    Trotz kleiner Schwächen – etwa einer etwas zu schnellen Auflösung der Rivalität zwischen Dilan und Tyler oder einem etwas abrupten Ende – bleibt die Wirkung bestehen. Denn Diving into Love erzählt nicht nur von persönlicher Befreiung, sondern auch von gesellschaftlicher Verantwortung. Kassner erinnert daran, dass Akzeptanz keine Selbstverständlichkeit ist und dass queere Jugendliche oft noch immer um Sichtbarkeit und Sicherheit kämpfen müssen – nicht nur auf dem Land, sondern auch mitten in scheinbar offenen Metropolen.


    Fazit: Diving into Love ist ein Roman über Mut – den Mut, sich selbst treu zu bleiben in einer Welt, die es einem nicht immer leicht macht. Und es ist ein stiller Aufruf an die Gesellschaft: Räume zu schaffen, in denen junge Menschen nicht mehr um ihre Würde bitten müssen, sondern sie selbstverständlich leben können.


    8/10 - „Diving into Love“ ist ein emotionales, gesellschaftlich relevantes Buch, das trotz kleiner Schwächen wichtige Impulse für mehr Mut und Akzeptanz setzt.


    ASIN/ISBN: B0F2N3V2MM

    Herausgeber: Eigenverlag (04. Oktober 2023)

    Taschenbuch: ‎344 Seiten

    ASIN: ‎B0CKH6SN5D


    Kurzbeschreibung


    Als Phil auf einem fernen Planeten aus dem Duplikatedrucker torkelt, muss er feststellen, dass sein Original und damit seine Existenz vernichtet sind. – Wahrscheinlich. Nachrichten verbreiten sich im Universum langsamer als Licht und er ist weit weg. Er muss die Kosten für seine Übertragung abarbeiten und wird dazu im intergalaktischen Auftragsdienst eingesetzt.

    Denn das Wertvollste, das die Galaxis zu bieten hat, ist intelligentes Leben. Es ist dort erforderlich, wo Maschinen nicht eingesetzt werden können, ohne ihnen zu viel Macht zuzugestehen. – Intelligentes Leben lässt sich leicht beherrschen, intelligente Maschinen nicht.


    Getrieben von der Sehnsucht nach Freiheit, verbündet sich Phil mit der KI seines Einsatzfahrzeugs. Gemeinsam versuchen sie, ihr Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen. Phil findet sich schon bald mitten in einem Umsturzversuch wieder, der nicht nur die Art und Weise, wie in der von DoHa kontrollierten Zone der Müll entsorgt wird, ändern soll.

    Doch so was passiert einem Unternehmen wie DoHa nicht zum ersten Mal und so sind schon bald Vertreter des oberen Managements und Spezialisten unterwegs, um alles wieder ins Lot zu bringen. Denn DoHa will nicht nur sein Geschäftsmodell schützen, sondern auch sein größtes Geheimnis, und setzt alles daran, die Umsturzpläne zu vereiteln, wobei auch die Vernichtung ganzer Planeten zur Option wird.


    Autor


    Erik Harlandt schreibt über ferne Welten, künstliche Intelligenzen und die Herausforderungen der nahen Zukunft. In seinen Geschichten kämpfen keine Superhelden, sondern Menschen (und Aliens) mit Schwächen und Durchschnittstalenten. Sie stehen vor Herausforderungen – von explodierenden Sonnen bis zu banalen Alltagsproblemen wie fehlenden Toiletten in der Schwerelosigkeit – und überleben nicht dank Superkräften, sondern durch Intelligenz in haushaltsüblichen Mengen, Kreativität und Glück. Oder sie scheitern grandios.

    Schon als Jugendlicher verfasste Erik Harlandt Texte für Magazine, Comics und kurze Zeit fürs Fernsehen, bevor er begann, Science-Fiction zu schreiben. Heute lebt er im Grünen an der Elbe nahe Hamburg, umgeben von seiner Familie, Katzen und einer wachsenden Sammlung von Büchern und Robotern.

    Während er in Gedanken durch die Weiten des Kosmos reist, bleibt er auf der Erde pragmatisch: Bücher schreiben, Müll rausbringen und zwischendurch über schlechte Science-Fiction-Filme lästern.

    Er ist über Info at Erik-Harlandt de per Mail und Facebook aufgrund seiner schockierend hohen Onlinezeit recht gut zu erreichen. Eine Homepage hat er auch. Fragen und Anregungen gegenüber ist er immer aufgeschlossen.


    Rezension


    DoHa – Galaktische Geschäfte von Erik Harlandt ist Science-Fiction, die klug unterhält, gesellschaftlich zielt und dabei nie schwerfällig wird.

    Im Zentrum steht Phil, ein Menschenduplikat, das sich in einer Galaxis wiederfindet, in der Arbeitskraft als wertvolle Ressource behandelt wird. Statt heldenhafter Erweckung erlebt Phil, wie er zum Spielball eines Systems wird, das Freiheit und Würde dem Profit opfert. Harlandt erzählt diese Zukunft mit scharfem Humor und einer Leichtigkeit, die an Douglas Adams erinnert – aber ohne dessen anarchische Überdrehtheit.


    Die Welt der „DoHa Corporation“ ist erschreckend realistisch: Müllentsorgung per Wurmloch, Menschen als verwaltbare Ware, Konzerne ohne Skrupel. Doch Harlandt bleibt nicht bei der Karikatur stehen – er entwickelt aus dieser bitteren Grundidee eine Geschichte, die von echtem Widerstand, Freundschaft und Identität handelt. Besonders stark: die Beziehung zwischen Phil und seiner KI, die an Tiefe gewinnt, je härter das System zuschlägt.


    Harlandt verbindet Witz und Ernst mühelos. Seine Dialoge sind schnell, seine Pointen sitzen, doch darunter lauern ernste Fragen: Was ist ein Leben wert? Wer beherrscht wen? Wie viel Individualität bleibt, wenn Effizienz regiert?


    Fazit: DoHa ist mehr als ein smarter Sci-Fi-Trip. Es ist eine scharfe Satire auf unsere Gegenwart – und ein Roman, der in Erinnerung bleibt, weil er zeigt, dass auch in einer durchkommerzialisierten Zukunft der Kampf um Freiheit nicht aufhört.


    10/10 - „DoHa — Galaktische Geschäfte“ ist ein klug erzählter, humorvoller und gesellschaftskritischer Science-Fiction-Roman, der in seinen besten Momenten an „Per Anhalter durch die Galaxis" erinnert.


    ASIN/ISBN: B0CKH6SN5D

    Herausgeber: Verlag ohneohren (21. April 2025)

    Taschenbuch: ‎175 Seiten

    ASIN: ‎B0DZY5XZMR


    Kurzbeschreibung


    Realität vs. virtuelles Leben.

    Queeres Glück trifft menschenfeindliche Arbeitswelt.

    Und Moral trifft auf einen eiskalten Konzern.


    PRISM ist sowohl ein virtuelles Konstrukt als auch Arbeitsplatz von Penelope, Sofie und Kader. Gemeinsam schreibt das Polykül an dem Code, der Ermittlungen auf Basis der Erinnerungen Verstorbener möglich macht. Was klingt wie eine wesentliche Verbesserung der Welt, gleitet rasch ab in eine düstere Zukunftsvision.

    Wer gewinnt, wenn die Idylle einer gefundenen Familie und die Unbarmherzigkeit des Systems aufeinandertreffen?


    Autorin


    Katherina Ushachov lebt und arbeitet in Vorarlberg. Fixiert Geschichten in Schriftform, weil sich das als die effizienteste Variante erwiesen hat.

    Mit der Märchenadaption "Zwergenschatz" kehrt sie zu ihren Selfpublishing-Wurzeln zurück: Urban Fantasy in Frankfurt am Main. Dieses Mal mit einer Heist-Novelle voller Humor und Magie.


    Rezension


    Prism von Katherina Ushachov hätte ein starker Science-Fiction-Roman werden können – eine Found-Family-Geschichte im futuristischen Setting mit ethischen Fragen rund um das digitale Jenseits. Doch die große Idee versandet.


    Statt eines spannenden Thrillers liefert Ushachov ein zähes Beziehungsdrama, in dem belanglose Streitereien und banale Alltagsszenen dominieren. Das namensgebende Projekt PRISM bleibt Staffage, die moralischen Fragen der Technologie werden kaum angerissen. Spannung entsteht keine, Konflikte wirken aufgesetzt, Figuren blass.


    Der Schreibstil ist fahrig und kraftlos, die Handlung tritt auf der Stelle. Statt Dynamik gibt es ermüdende Dialoge, statt emotionaler Tiefe endloses Geplänkel. Die Grundidee – Realität, Virtualität und Konzernethik – hätte viel hergegeben, bleibt hier aber ungenutzt.


    Fazit: Prism ist eine vertane Chance: ambitioniert in der Anlage, aber im Ergebnis eine langweilige, oberflächliche Soap ohne echten Biss.


    2/10 - Ein Buch voller verpasster Chancen, das eine spannende Idee in einem belanglosen Beziehungsdrama untergehen lässt.


    ASIN/ISBN: B0DZY5XZMR

    Herausgeber: Eigenverlag (4. Mai 2025)

    Taschenbuch: ‎322 Seiten

    ASIN: ‎ B0F716FN8B


    Kurzbeschreibung


    Nach monatelangem Flug erreichen die internationalen Gesandten endlich die Venus. In der Wolkenstadt Ivan Papanin, einem gigantischen Verbund von Luftschiffplattformen in der oberen Atmosphäre des Planeten, soll über das weitere Vorgehen in Bezug auf die Außerirdischen abgestimmt werden.


    Während die Verständigungsversuche mit dem geborgenen Pneumoiden vielversprechend verlaufen, spitzt sich die Lage auf der Erde zu. Die ersten Machtblöcke zerbrechen, und es ist fraglich, ob es noch eine Alternative zu einem Krieg der Menschheit gegen die Fremden gibt.


    Auch für Sicherheitschef Holmgren bleibt keine Zeit zum Durchatmen: Es gilt, einen gefährlichen Saboteur aufzuspüren. Noch bevor Holmgren die Identität seines Gegners aufdecken kann, findet er sich zusammen mit Costa in einem Aerotaxi wieder, das in die Tiefen der Venusatmosphäre stürzt.


    Unterdessen schmieden zwei seiner erbittertsten Feinde gemeinsam einen tödlichen Plan. Holmgren muss erkennen, dass seine eigenen Entscheidungen die für ihn größte Katastrophe heraufbeschworen haben …


    Autor


    Constantin Salathé wurde in Deutschland geboren und lebt derzeit in Hessen.

    Den Beginn seines Berufslebens verbrachte er am Physikalischen Institut der Goethe-Universität in Frankfurt am Main. In den vergangenen zwanzig Jahren arbeitete er in der Humanmedizin.

    Seit seiner Kindheit ist er ein begeisterter Science-Fiction Fan. 2022 begann er mit dem Schreiben seiner eigenen Geschichten.


    Rezension


    Kreuzfeuer von Constantin Salathe ist Science-Fiction ohne Schönfärberei: kompromisslos, realistisch und bedrückend nah an unserer Gegenwart.

    Im vierten Band seiner "Erstkontakt-Krise" bringt Salathe die internationale Delegation endlich auf die Venus, in die schwebende Wolkenstadt Ivan Papanin. Was als Hoffnung auf Verständigung beginnt, kippt schnell in ein bekanntes Bild: Misstrauen, politische Intrigen und der Zerfall alter Allianzen. Salathe schildert das Versagen der Menschheit mit kühler Präzision – als wäre der Feind nie das Fremde, sondern immer wir selbst.


    Während erste Gespräche mit den Pneumoiden gelingen, eskaliert die Lage auf der Erde. Salathe erzählt diese Entwicklung schnörkellos, immer nah an den Figuren. Besonders der Sicherheitschef Holmgren wächst zur tragenden Figur: seine Jagd auf einen Saboteur, seine Fehler, seine innere Zerrissenheit verleihen der Geschichte eine ungewohnte psychologische Dichte.


    Stärken zeigt der Roman auch beim Erstkontakt selbst: Die Pneumoiden sind weder Allmachtsfantasien noch Exoten, sondern Wesen, die uns beunruhigend ähnlich sind. Salathe verknüpft das Abenteuer geschickt mit existenziellen Fragen nach Macht, Angst und menschlicher Hybris – und trifft damit einen wunden Punkt.


    In den Actionsequenzen bleibt Kreuzfeuer packend und präzise. Abstürze, Kämpfe und Intrigen sind straff inszeniert, ohne effekthascherische Übertreibung. Allerdings bremst Salathe seinen eigenen Rhythmus gelegentlich aus: Ausschweifende technische Exkurse sorgen zwar für Glaubwürdigkeit, wirken aber teils überfrachtet. Weniger ist manchmal mehr.


    Fazit: Trotz kleiner Schwächen im Spannungsfluss bleibt Kreuzfeuer ein starker Roman, der zeigt, wie gute Science-Fiction gleichzeitig unterhalten und beunruhigen kann. Salathe meidet einfache Antworten, setzt lieber auf Komplexität – und endet mit einem Cliffhanger, der deutlich macht: Die wahre Krise steht erst noch bevor.


    8/10 - Kreuzfeuer ist ein kluger, vielschichtiger Science-Fiction-Roman, der die Abgründe menschlicher Natur schonungslos ausleuchtet und trotz kleiner Schwächen fesselt.


    ASIN/ISBN: B0F716FN8B

    Herausgeber: Traumtänzer-Verlag (6. Januar 2025)

    Taschenbuch: ‎400 Seiten

    ASIN: ‎ B0DSGH1PX8


    Kurzbeschreibung


    Von der Freundin betrogen und verlassen, setzt der Physikstudent Leo eine wichtige Klausur in den Sand. Dadurch platzt sein Traum von einem Auslandssemester im sonnigen Kalifornien.

    Ausgerechnet auf der Insel Spitzbergen in der Nähe des Nordpols ist noch ein Platz frei. Monatelange Kälte und winterliche Dunkelheit? Leo ist nicht begeistert.


    Zu seiner Überraschung fühlt er sich in der gemeinschaftlichen Atmosphäre mit den Bewohnern und Studierenden aus aller Welt gleich wohl. Dazu trägt vor allem der attraktive Tourguide Tom bei, der Leo von der ersten Begegnung an fasziniert. Zwischen Schneemobilfahrten, Polarlichtern und Eisbärwachen entdeckt Leo allerdings auch dunkle Geheimnisse seiner Mitmenschen, die diese um jeden Preis verbergen wollen. Und nicht nur das Tauen des Permafrostes kann in der Arktis eine tödliche Gefahr bedeuten …


    Autorin


    Tove Blaustedt, Jahrgang 1984, war schon immer vielseitig interessiert, weshalb sie an einen Abschluss in Wirtschaftswissenschaften noch ein sprachwissenschaftliches Studium gehängt hat. Als Ausgleich zu ihrem zahlenlastigen Beruf taucht sie nach Feierabend lesend und schreibend in die Welt der Literatur ab. In ihren Romanen kombiniert sie (queere) Liebesgeschichten mit Krimi-/Spannungselementen und lässt ihre Handlungen gern vor einer ungewöhnlichen Kulisse stattfinden. Ihr Debütroman Kontrollierter Höhenflug (2022 im Traumtänzer-Verlag erschienen) erzählt die Geschichte eines jungen Stabhochspringers im Sportinternat. Permafrost-Dämmerung ist ihr zweiter Roman und handelt von einem Auslandssemester auf Spitzbergen in der Arktis. Der Ort hat sie als Touristin begeistert, auch wenn sie froh ist, selbst keinem Eisbären begegnet zu sein.


    Rezension


    Permafrost-Dämmerung von Tove Blaustedt ist kein romantisierter Abenteuerroman. Es ist eine stille, eindringliche Geschichte über Kälte, Einsamkeit – und darüber, wie sich trotzdem neue Nähe und Hoffnung entfalten können.


    Im Zentrum steht Leo, ein gescheiterter Physikstudent, der statt eines sonnigen Kalifornien-Aufenthalts im arktischen Spitzbergen strandet. Longyearbyen, eine Siedlung zwischen Eis, Dunkelheit und langsamem Verfall, wird zum Schauplatz seines persönlichen Neuanfangs. Was zunächst wie Strafe wirkt, wird zum Raum für Veränderung.


    Blaustedt schildert die Arktis ohne Kitsch. Kein Ort der Sehnsucht, sondern ein raues, ehrliches Setting. Die Einsamkeit, die klirrende Luft, das Monotone der Dämmerung werden spürbar. Und doch entsteht gerade aus dieser Härte heraus eine leise Form von Geborgenheit – besonders in der vorsichtigen Liebesgeschichte zwischen Leo und dem Tourguide Tom. Blaustedt erzählt diese Annäherung mit einer wohltuenden Langsamkeit, die sich absetzt vom üblichen Erzähltempo vieler Romane: kein falsches Drama, keine plötzlichen Geständnisse, sondern kleine, glaubwürdige Schritte.

    Auch die großen Themen klingen mit: Klimawandel, das Schmelzen des Permafrosts, die Bedrohung durch freigesetzte Gefahren, die schon immer unter der Oberfläche lagen. Blaustedt bindet diese Bedrohung klug in den Hintergrund ein – präsent, aber nie aufdringlich.


    Stilistisch bleibt sie klar, unprätentiös, nah an ihren Figuren. Nur an wenigen Stellen gerät der Text etwas zu weitschweifig – kleine Längen in einem ansonsten beeindruckend balancierten Roman.

    Fazit: Permafrost-Dämmerung ist eine Einladung, sich auf unbekanntes Terrain zu wagen – geographisch wie emotional. Ein stilles Buch über Verlust, Neuanfang und darüber, wie Widerstandskraft manchmal im leisesten Moment entsteht.


    9/10 - Ein stiller, kraftvoller Roman, der zeigt, dass auch in der kältesten Einsamkeit Liebe und Hoffnung überleben können.


    ASIN/ISBN: B0DSGH1PX8

    Herausgeber: Eigenverlag (12. November 2024)

    Taschenbuch: ‎320 Seiten

    ASIN: ‎ B0DMTP4PSF


    Kurzbeschreibung


    Die brutale Konfrontation mit der eigenen Vergangenheit droht Luks Zukunft zu zerstören. Was auch immer er versucht, um die Hoheit über sein Leben zurückzugewinnen, hängt doch über jedem seiner Schritte der Schatten des übermächtigen Vaters.


    Galiano versinkt unterdessen in Depression. Unterstützung erfährt er von seiner Familie, allem voran von Maria. Nach einer Weile erwacht unerwartet auch seine sexuelle Lust wieder und führt ihn in ein Leben außerhalb der eigenen vier Wände zurück. Dort erwarten ihn neben neuen Freundschaften nicht nur die Parallelwelt der Cruising-Szene, sondern auch die verhangenen Fenster der ersten Schwulenkneipen, die Ende der 1970er-Jahre in Köln ihre Pforten öffnen.


    Währenddessen überzieht die RAF das Land mit Terror, die Anti-Atomkraftbewegung wird geboren und die Menschen leben in Furcht davor, dass der Kalte Krieg in einen dritten Weltkrieg mündet. Doch welche Rolle vermögen Politik und Gesellschaft noch zu spielen, wenn das eigene Leben auseinanderbricht?


    Autor


    Elyseo da Silvas Roman-Debüt "Mosaik der verlorenen Zeit" rührte die Leser zu Tränen. Auf einzigartige Weise verwebt da Silva Geschichte und Geschichten zu einer kaleidoskopischen Gesamtkomposition, die den Leser noch lange nach Beendigung dieses Page-Turners begleiten wird.


    Seine Inspiration suchte und fand da Silva über Jahre hinweg auf Reisen. Seine zweite Buch-Veröffentlichung "Paincakes und andere Kuriositäten" gewährt Einblick in diese abenteuerlichen "Wanderjahre".


    Mit der Luk-und-Galiano-Dilogie schlägt da Silva neue Pfade ein:

    Er erzählt die Geschichte zweier junger Männer, die sich im Deutschland der 60er Jahre kennen und lieben lernen — einer Zeit, in der noch die Nazi-Gesetze gegen Homosexualität gelten und gleichgeschlechtliche Liebe nicht nur mit gesellschaftlicher Ächtung, sondern gar mit Gefängnis bestraft werden kann.


    Elyseo da Silva lebt und schreibt in Lissabon.


    Rezension


    Phoenixwalzer von Elyseo da Silva ist ein leiser, eindringlicher Roman über zwei Männer, die darum kämpfen, in einer zerrissenen Welt bei sich selbst anzukommen.

    Luk und Galiano tragen Narben, die tiefer reichen als die Zeit, in der sie leben. Luk kämpft mit den Geistern seiner Kindheit, mit Gewalt, Scham und der Sehnsucht nach einem Leben, das ihm niemand mehr vorschreibt. Galiano versinkt in Dunkelheit, kämpft gegen Depression, gegen die eigene Unsichtbarkeit – und beginnt langsam, in der noch zaghaften Schwulenszene Kölns neue Räume für sich zu finden. Räume voller Unsicherheit, voller Angst, aber auch voller Möglichkeiten.


    Phoenixwalzer erzählt nicht von schnellen Heilungen. Da Silva hat keine Angst vor Schmerz, vor Rückschlägen, vor Momenten, in denen nichts besser wird, nur anders. Gerade dadurch berührt der Roman tief. Er nimmt seine Figuren ernst – in ihrer Verletzlichkeit, in ihrem Stolz, in ihrer Wut.


    Hinter allem liegt eine Atmosphäre aus Bedrohung und Hoffnung zugleich. RAF-Terror, Anti-Atomkraftbewegung, die Angst vor einem dritten Weltkrieg – sie drücken auf das Leben der Menschen, doch sie definieren es nicht vollständig. Wichtiger sind die kleinen, intimen Revolutionen: der erste Kuss an einem unsicheren Ort, das erste Aufbäumen gegen die eigene Angst.

    Besonders stark sind die Szenen, in denen da Silva die beginnende HIV-Stigmatisierung schildert – subtil, schmerzhaft genau. Ohne Anklage, aber mit einer Dringlichkeit, die noch lange nach dem Lesen bleibt.


    Fazit: Phoenixwalzer ist kein Liebesroman im klassischen Sinn. Es ist ein Roman über das Überleben, über die Suche nach Würde, nach Nähe, nach einer Zukunft, die trotz allem möglich bleibt. Über Menschen, die lernen müssen, dass Glück keine Belohnung ist, sondern etwas, das immer wieder neu errungen werden muss.


    9/10 - Elyseo da Silva hat ein Buch geschrieben, das bleibt. Weil es ehrlich ist. Weil es weh tut. Und weil es genau deshalb Hoffnung macht.


    ASIN/ISBN: B0DMTP4PSF

    Herausgeber: Eigenverlag (15. März 2025)

    Taschenbuch: ‎129 Seiten

    ASIN: ‎ B0DYZQD17D


    Kurzbeschreibung


    Der Mann, dessen Namen man nicht nennt, liebt es, Geschichten zu erzählen. Dies ist eine davon:


    Dunkelheit umgibt ihn. Dunkelheit erfüllt ihn. Seit Urzeiten bewegt Mhelanohm sich durch die Atmosphäre. Wartend. Lauernd. Bis der Augenblick kommt, in dem sich alles zusammenfügt und er geboren wird.

    Mhelanohm ist pure Energie. Reines Bewusstsein. Die Konzentration einer Essenz, die einzig und allein aus einem Verlangen besteht.

    Mhelanohm will fressen …


    Sommer 1982: Die großen Ferien haben begonnen und für den elfjährigen Ben gibt es nichts Schöneres als gemeinsam mit seinem Freund Paul das verwilderte Gelände der alten Schuhfabrik zu erkunden. Da stört es ihn nicht einmal, dass er manchmal seinen kleinen Bruder mitnehmen muss. Schließlich ist Micha eigentlich ganz in Ordnung – für einen Sechsjährigen. Doch dann entdeckt Ben eines Tages einen merkwürdigen Fleck am Finger seines kleinen Bruders und plötzlich beginnt Micha sich zu verändern.


    Autor


    J. S. Mancapello will dich entführen - dorthin, wo die Grenzen zwischen dem, was ist, und dem, was nicht sein darf, verschwimmen. Wenn Chaos und Dunkel ihren Weg in unsere Welt finden, ist J. S. Mancapello nicht weit - mit einem Stift und einem Zettel in der Hand. Um Geschichten zu schreiben, die sich wie eine kalte Hand in deinen Nacken legen, bei denen du plötzlich Blicke im Dunkeln spürst und die Decke unbewusst ein Stückchen weiter nach oben ziehst …


    Rezension


    Mhelanohm von J. S. Mancapello ist eine intensive, atmosphärisch dichte Horrorgeschichte, die weniger auf Effekte setzt und mehr auf das, was unter der Oberfläche brodelt. Kein lautes Spektakel, sondern ein langsamer, präziser Albtraum.


    Die Geschichte spielt im Sommer 1982, in einer Welt, die echt wirkt, ohne nostalgisch verklärt zu werden. Im Mittelpunkt stehen der elfjährige Ben, sein Freund Paul und Bens kleiner Bruder Micha. Was als harmlose Erkundung einer verlassenen Schuhfabrik beginnt, kippt schleichend ins Unheimliche – ausgelöst durch einen scheinbar banalen schwarzen Fleck an Michas Finger.


    Mancapello erzählt hier keine klassische Monsterjagd. Mhelanohm, die titelgebende Kreatur, ist kein greifbares Wesen, sondern eine Kraft, die Besitz ergreift, langsam und von innen heraus. Der eigentliche Horror liegt in der Veränderung, in der Zerstörung von Vertrauen, in der Auflösung von Vertrautheit. Gerade darin liegt die Stärke des Buches: Es zwingt dazu, das Fremde nicht außen zu suchen, sondern in sich selbst.


    Die Atmosphäre ist von Anfang an dicht, die Spannung baut sich subtil auf. Mancapellos Stil ist klar, schnörkellos und gerade dadurch sehr wirkungsvoll. Die Angst schleicht sich nicht durch Effekthascherei ein, sondern durch kleine Verschiebungen, durch Blicke, Gesten, Schweigen.


    Besonders eindrücklich bleibt eine Szene, die ich übersprungen habe – nicht, weil sie reißerisch wäre, sondern weil sie eine Schmerzgrenze berührt, die nicht jede:r bereit ist auszuhalten. Gerade dadurch zeigt sich, wie kompromisslos und emotional direkt Mancapello erzählt.


    Besonders reizvoll ist der geheimnisvolle Erzähler – der Mann, dessen Namen man nicht nennt –, der der Geschichte eine zusätzliche Dimension gibt, ohne zu viel zu erklären. Manche Leerstellen bleiben bewusst offen und laden zum Nachdenken ein.


    Fazit: Mhelanohm ist kein harmloser Grusel für zwischendurch, sondern ein psychologisch dichter Text über Verlust, Veränderung und das Zerbrechen von Vertrautheit. Wer stillen, echten Horror schätzt, wird hier fündig.


    8/10 - Wer düstere, psychologisch dichte Horrorkurzgeschichten mag, kommt hier voll auf seine Kosten. Eine klare Empfehlung für Fans des Genres.


    ASIN/ISBN: B0DYZQD17D