Beiträge von Buchkomet

    Herausgeber: C.H. Beck (14. August 2025)

    Print: ‎544

    ISBN10:

    ASIN/ISBN: 3406834264


    Kurzbeschreibung


    Gott will es! - Dan Jones' grandios erzählte Geschichte der Kreuzzüge


    Die Geschichte der Kreuzzüge ist eines der blutigsten Kapitel der Menschheit, das unzählige Frauen und Männer muslimischen, christlichen oder jüdischen Glaubens erlebt und erlitten haben. Ihnen gibt Dan Jones eine Stimme mit vielen bisher kaum wahrgenommenen Quellen, mit der Präzision des Cambridge-Historikers und mit einer beeindruckenden erzählerischen Kraft.


    Die Kreuzfahrer, die zurück in ihre Heimatdörfer humpelten und vertrocknete Palmblätter aus dem Heiligen Land auf die Altäre der Kirchen legten, hatten 1099 gesiegt: Jerusalem war in christlicher Hand. Es war der vorläufige Höhepunkt einer Dynamik, die der Papst mit einem entschlossenen Aufruf entfacht und der byzantinische Kaiser mit populistischen Gräuelgeschichten aufgeheizt hatte. Die Angegriffenen waren von der Brutalität der Angreifer überrascht, die Angreifer überwältigt von der Schönheit der Städte und der Unwirtlichkeit von Klima und Natur. Doch das Blatt sollte sich im Lauf der Kreuzfahrerzeit mehrfach wenden und die Unstimmigkeiten nicht nur zwischen Christen und Muslimen zunehmen. Was zählte der gemeinsame Glaube, wenn es um Gold und Macht ging? Dan Jones erzählt die Geschichte aus Sicht der Päpste, Könige und Sultane, lässt arabische Dichter, byzantinische Prinzessinnen und sunnitische Gelehrte zu Wort kommen und vergisst nie die einfachen Menschen diesseits und jenseits der Frontlinien: ein faszinierend vielfältiges und zutiefst menschliches Bild einer blutigen Epoche.


    Autor


    Dan Jones, Historiker und Schriftsteller, wurde in Großbritannien und den USA durch historische Bestseller und Fernsehdokumentationen zur Geschichte der Frühen Neuzeit und des Mittelalters bekannt. Bei C.H.Beck erschienen von ihm u.a. "Mächte und Throne. Eine neue Geschichte des Mittelalters" (3. Aflg. 2023) sowie "Kampf der Könige. Das Haus Plantagenet und das blutige Spiel um Englands Thron" (C.H.Beck Paperback 2023).


    Rezension


    Die Kreuzzüge gehören zu den dunkelsten, brutalsten und zugleich folgenreichsten Kapiteln der Geschichte. Kreuzfahrer von Dan Jones macht daraus aber kein trockenes Geschichtsbuch, sondern liefert eine vielstimmige und menschliche Erzählung.


    Dan Jones ist für mich einer der besten populären Historiker unserer Zeit, und einer meiner liebsten Autoren. Dieses Buch bestätigt das erneut. Er teilt die Geschichte der Kreuzzüge in drei große Abschnitte: den Aufbruch und die ideologischen Grundlagen bis zum Fall Jerusalems 1099, die Hochphase der Kreuzfahrerstaaten in Syrien und Palästina sowie schließlich den langsamen, unaufhaltsamen Niedergang, unter dem Druck innerer Machtkämpfe und aufstrebender Reiche wie der Mongolen und Mamluken.


    Jones erzählt dabei nicht langweilig und trocken. Natürlich werden Päpste, Könige und Feldherren beleuchtet. Aber ebenso präsent sind einfache Pilger, Frauen, Dichter, byzantinische Prinzessinnen, sunnitische Gelehrte und Menschen, die zwischen die Fronten geraten sind. Engländer, Spanier, Balkanbewohner, Araber, sogar Wikinger. Diese Einzelschicksale verdichten sich zu einem Gesamtbild, das die Kreuzzüge als das zeigt, was sie waren: ein chaotisches, widersprüchliches Geflecht aus Glauben, Gewalt, Opportunismus und menschlicher Hoffnung.


    Jones schreibt wie immer klar, präzise und erstaunlich zugänglich. Selbst komplexe Zusammenhänge bleiben verständlich. Wer mit Geschichte sonst wenig anfangen kann, wird hier nicht abgeschreckt, im Gegenteil.


    Kreuzfahrer ist dabei kein romantisierender Blick zurück und auch keine Moralpredigt. Es ist eine ehrliche, differenzierte und hervorragend erzählte Geschichte einer Epoche, die bis heute nachwirkt. Für mich ein rundum gelungener Geschichtsausflug und eine klare Leseempfehlung, nicht nur für Geschichtsnerds.

    Meinen Fan Status zu Dan Jones kennt ihr ja inzwischen schon, kurz vorm Jahreswechsel habe ich aber noch ein Highlight aus dem Hause C.H. Beck. Mit „Winterwölfe“, dem zweiten Band der Essex-Dogs-Trilogie, geht es nach der Schlacht von Crécy direkt weiter. Die Engländer haben gesiegt, der Boden ist noch klatschnass vom Blut und trotzdem ist das Schlimmste noch lange nicht vorbei. Die erschöpften Söldner werden nicht nach Hause geschickt, sondern weiter nach Norden. Ziel: die reiche Hafenstadt Calais. Was folgt, ist kein schneller Feldzug, sondern monatelanges Ausharren im Dreck, im Hunger und in der Kälte.


    „Winterwölfe“, erzählt den Hundertjährigen Krieg erneut konsequent aus der Sicht der einfachen Soldaten. Es gibt dabei keine Helden: Die Essex Dogs sind kaputt, körperlich wie seelisch. Süchtig, abgestumpft, teilweise einfach nur widerlich. Krieg macht hier niemanden edel, sondern frisst jeden Menschen auf. Jones verzichtet komplett auf Romantisierung und zeigt Männer, die durch ihre ganz persönliche Hölle gehen.


    Im Vergleich zum ersten Band ist „Winterwölfe“ weniger actionreich, dafür deutlich intensiver. Der Fokus liegt stärker auf den Figuren und dem, was der Krieg aus ihnen macht. Die Belagerung von Calais ist dabei das bedrückende Zentrum des Romans: Hunger, Krankheit, Kanonenfeuer, sinnlose Befehle und das Leid der Zivilbevölkerung. Das Elend kennt keine Seiten und keine Grenzen.


    Historisch ist das Ganze hervorragend erzählt. Die Kluft zwischen Adel und einfachem Soldaten, die völlige Austauschbarkeit menschlichen Lebens und das Ausgeliefertsein gegenüber absolut sinnlosen Befehlen ziehen sich durch das gesamte Buch.


    Düster, brutal und stellenweise schwer auszuhalten, aber genau deshalb so beeindruckend. „Winterwölfe“ ist für mich eine konsequente Weiterentwicklung zum ersten Band und macht sehr neugierig auf das Finale der Reihe, „Löwenherz“ der im Frühjahr 2026 beim Verlag erscheinen wird.

    Herausgeber: Miles-Verlag (12. August 2025)

    Taschenbuch: ‎400

    ISBN10:

    ASIN/ISBN: 3967760979


    Kurzbeschreibung


    Vom Feldjägerfeldwebel und langjährigem Personenschützer des Generalinspekteurs der Bundeswehr im Kampf gegen die 3. Generation der Roten Armee Fraktion (RAF) bis zum Leiter der Vermisstenstelle nach der Flutkatastrophe an der Ahr spannt sich die Dienstzeit des Autors über vier Jahrzehnte Zeitgeschichte. An der Schaltzentrale militärischer Macht erlebte er den Zusammenbruch des Eisernen Vorhanges und die Wiedervereinigung Deutschlands. Als Kriminalbeamter des Landes Rheinland-Pfalz ermittelte er in spektakulären Fällen, Morden und Cold Cases. Auch an den Ermittlungen im Ahrtal nach der größten Naturkatastrophe, die dieses Land je gesehen hat, war er beteiligt. All dies schildert der Autor neben vielen kleinen Verbrechen und bedrückenden Tatorten. Er gibt einen Einblick in die kriminalpolizeiliche Arbeit, wie sie wirklich stattfindet.


    Autor


    Stefan Linder, Kriminalhauptkommissar a. D., ist seit 2025 pensioniert und lebt in der Nähe von Koblenz.


    Rezension


    Bei dem Buch dachte ich an kühle Einsatzberichte, nüchterne Polizeiabläufe, ein bisschen Statistik, eben das, was man oft bekommt, wenn jemand aus dem Dienst schreibt. Aber Stefan Linder zerlegt diese Vorstellung sofort. „Der verschwundene Herr Hoffmann“ ist kein distanzierter Rückblick, sondern eine erstaunlich persönliche Reise durch vier Jahrzehnte im Dienst.


    Schon die frühen Kapitel haben abgeholt: Seine Zeit als Feldjägerfeldwebel und Personenschützer des Generalinspekteurs wirkt wie ein Blick durchs Schlüsselloch in eine Epoche, von der ich vieles nur am Rand mitbekommen habe. Kalter Krieg, RAF, politische Spannungen kurz vor der Grenzöffnung: Linder war mittendrin, und das merkt man auch.


    Später wechselt das Buch in die Ermittlungsarbeit als Kriminalkommissar und da geht es erst so richtig los. Spektakuläre Fälle, alltägliche Routinen, Wendungen, die man so nicht kommen sieht, Cold Cases, belastende Einsätze und die harte Arbeit im Ahrtal nach der Flut. Was mir dabei besonders gefallen hat: Linder zeigt, wie Ermittlungen wirklich aussehen, mit all ihren Pausen, Fehlern, Erfolgen und aber auch Rückschlägen.


    Linder beschreibt genau, wie sehr ihn Opfer, Angehörige und ganze Schicksale berührt haben. Und er spricht offen über Belastungen, wie man es aus diesem Bereich eher selten kennt, ehrliche Einblicke in ein Leben, das viel abverlangt hat. Gleichzeitig nimmt er kein Blatt vor den Mund, wenn es um starre Strukturen und systemische Probleme geht.


    Der Stil ist klar, verständlich, manchmal trocken-humorvoll, immer reflektiert. Und genau dadurch schafft er eine Nähe, die viele True-Crime-Bücher nicht erreichen. Denn hier schreibt jemand, der wirklich dort stand, wo andere nur recherchieren.


    Für mich ist „Der verschwundene Herr Hoffmann“ ein spannendes, ehrliches und erstaunlich berührendes Buch. Für alle, die wissen wollen, wie Polizeiarbeit wirklich aussieht und für alle, die True-Crime mögen: absolute Empfehlung.

    Herausgeber: Gmeiner-Verlag (12. März 2025)

    Taschenbuch: ‎416

    ISBN10:

    ASIN/ISBN: 3839207657


    Kurzbeschreibung


    Emilia, die Tochter eines Edelsteinschleifers, ist verliebt in den Lehrjungen Elias. Ihr von Geldnöten geplagter Vater jedoch verspricht seine Tochter Paul Gabler. Als Elias davon erfährt, verlässt er Waldkirch und begibt sich, wie auch Paul, auf die Walz. Während seine Wege ihn bis ins ferne Antwerpen führen, wo er bei einem jüdischen Diamantschleifer lernt, dreht sich in der Heimat alles um den Zusammenschluss der Steinschleiferbruderschaft mit den Freiburger Meistern. Nach einigen Schicksalsschlägen ehelicht Emilia schließlich Pauls Bruder. Doch dann kehren Elias und Paul zurück …


    Autorin


    Johanna von Wild alias Biggi Rist, geboren 1964 in Reutlingen, arbeitete als technische Assistentin in der medizinischen Labordiagnostik sowie in der Forschung. Zwei Jahre verbrachte sie in Melbourne/Australien, bevor sie mit ihrem Mann nach Niedersachsen zog und 2012 ihren ersten Kriminalroman veröffentlichte. 2019 wechselte sie zum Genre des historischen Romans, bereits zwei Bücher wurden für den HOMER Literaturpreis nominiert. Ihre Freizeit und ihren Urlaub verbringt sie am liebsten in der Natur und an interessanten Orten, immer auf der Suche nach Neuem, um mit spannenden Geschichten längst vergangene Zeiten wieder lebendig werden zu lassen.


    Rezension


    Man hat bei historischen Romanen ja oft sofort die üblichen Bilder im Kopf: alte Berufe, ein bisschen Herzschmerz, ein bisschen Drama, weite Landschaften. Aber Johanna von Wild zeigt, dass da noch viel mehr geht. Sie nimmt einen in „Der Zauber der Edelsteine“ mit in eine Welt, die so detailreich und lebendig erzählt ist, dass man sich selbst dabei erwischt, wie man gern mal einen Blick in die Werkstatt eines Edelsteinschleifers werfen würde.


    Im Mittelpunkt steht Emilia, Tochter eines Edelsteinschleifers aus Waldkirch. Verliebt in Elias, den Lehrjungen ihres Vaters, aber gefangen in den Plänen der Erwachsenen. Der Vater steckt in Geldnöten und verspricht sie kurzerhand Paul Gabler. Als Elias das erfährt, bricht er auf, weil er spürt, dass er seinen eigenen Weg gehen muss. Seine Reise führt ihn bis nach Antwerpen, wo er bei einem jüdischen Diamantschleifer lernt, eine Welt, die ganz anders funktioniert als die Heimat, in der sich inzwischen politisch und handwerklich vieles verändert. Der Zusammenschluss der Steinschleiferbruderschaft mit den Freiburger Meistern sorgt für neue Spannungen und Umbrüche.


    Auch Emilia erlebt Schicksalsschläge, trifft Entscheidungen, die sie nie treffen wollte, und heiratet schließlich Pauls Bruder. Während sie versucht, ihr Leben in neue Bahnen zu lenken, holt sie die Vergangenheit wieder ein, als Elias und Paul zurückkehren.


    Was mich besonders überzeugt hat: Die Figuren wirken absolut authentisch. Die Orte sind atmosphärisch beschrieben und die Einblicke in die Welt der Edelsteinschleiferei sind nicht nur gut recherchiert, sondern auch spannend erzählt. Der Schreibstil ist locker und leicht, genau so mag ich es.


    Im Nachwort zeigt die Autorin außerdem, welche Figuren und Ereignisse historisch belegt sind und wo die Fiktion beginnt. Solche Einordnungen geben dem Ganzen noch einmal richtiges Gewicht und zeigen, wie viel Arbeit und Recherche hinter dem Roman steckt.


    Besonders gelungen fand ich, wie vielschichtig die Geschichte von Emilia und Elias erzählt wird. Neben den persönlichen Wegen bekommt man auch politische Entwicklungen, soziale Spannungen und die Bedeutung des Handwerks mit. Sogar die Käserei, ein Thema, das man hier vielleicht nicht erwartet hätte, fügt sich erstaunlich gut ein.


    Am Ende bleibt für mich vor allem eins: ein Roman, der historische Atmosphäre, menschliche Schicksale und faszinierendes Handwerkswissen zu einer stimmigen und faszinierenden Geschichte verbindet. „Der Zauber der Edelsteine“ ist für mich eine klare Empfehlung für alle, die historische Romane mögen.

    Herausgeber: Hoffmann und Campe (05. September 2025)

    Taschenbuch: ‎176

    ISBN10:

    ASIN/ISBN: 9783455021035


    Kurzbeschreibung


    Die Kunst des Yoshuku, die in der alten japanischen Weisheit verwurzelt ist, lehrt uns, unsere tiefsten Wünsche Wirklichkeit werden zu lassen. Wenn wir Erfolge schon vorab feiern und gegenwärtige Momente bewusst erleben, dann gelingt es uns, die Zukunft nach unseren Vorstellungen zu gestalten – nicht nur für uns selbst, sondern auch für die Menschen in unserem Umfeld. Der Schlüssel zur Manifestation unserer Träume und Ziele liegt eben nicht im unerbittlichen Streben, sondern in der achtsamen Vorfreude und in der sanften Kraft des absichtsvollen Handelns. Yoshuku ist ein Wohlfühlbuch, das östliche Weisheit mit moderner Lebensphilosophie verbindet – und das uns zeigt, wie wir Dankbarkeit empfinden für das, was wir noch haben werden.


    Rezension


    „Yoshuku – Die japanische Kunst, Wünsche Wirklichkeit werden zu lassen“ von Azumi Uchitani ist ein interessanter Ratgeber, der sich mit Manifestationen beschäftigt. Es geht hier nicht darum, das Leben von Grund auf zu verändern, sondern den Blick auf das zu lenken, was wir uns wünschen und wie wir diesen Wünschen Raum geben können. Yoshuku bedeutet dabei übersetzt so viel wie „im Voraus feiern“. Die Idee dahinter: Ein japanischer Brauch, ein wichtiges Ereignis im Leben, auf dessen Eintreffen wir hoffen, im Voraus zu feiern. Diese Haltung schafft Zuversicht, Leichtigkeit und Dankbarkeit.


    Ich fand diesen Ansatz ganz interessant, weil er sich von der oft so rationalen westlichen Sichtweise unterscheidet. Statt etwas zu erzwingen, geht es darum, Vertrauen zu entwickeln, in das Leben, in die eigenen Schritte, in das, was kommen darf und was wir uns wünschen. Gerade für Menschen, die sich mit Mental Health beschäftigen, kann das ein interessanter Ratgeber sein.


    Das Buch enthält kleine Übungen, die leicht umzusetzen sind, und Impulse, über die man länger nachdenkt, als man vielleicht erwartet. Natürlich kann man darüber streiten, ob Manifestation tatsächlich „funktioniert“. Aber vielleicht geht es gar nicht darum. Vielleicht ist Yoshuku eher eine Haltung, eine Art, bewusster durchs Leben zu gehen und den eigenen Fokus zu verändern.


    Für mich war das Buch logischerweise kein Gamechanger, aber eine angenehme Erinnerung daran, dass wir nicht alles kontrollieren und erzwingen müssen. Manchmal reicht es, innezuhalten, dankbar zu sein und darauf zu vertrauen, dass gute Dinge ihren Weg in unser Leben finden. Wer sich gern mit Themen wie Achtsamkeit, innerer Ruhe und bewusster Lebensgestaltung beschäftigt, findet hier definitiv ein paar schöne Denkanstöße.

    Auch wenn Das zweite Königreich mein erstes Buch von Rebecca Gablé war, wusste ich natürlich, worauf ich mich da einlasse. Umfangreich und viel Geschichte. Und ja, genau so war’s auch. Nur ehrlich gesagt: manchmal ein bisschen zu viel von allem.

    Klar, Gablé kann schreiben, keine Frage. Man merkt sofort, wie gründlich sie recherchiert hat. Die Schauplätze wirken gelungen, die Figuren echt, und man taucht ziemlich tief ins 11. Jahrhundert ein. Aber zwischen all den historischen Details bleibt die Geschichte stellenweise ein bisschen fad. Es ist einfach sehr, sehr viel, und es fehlt an echten Höhepunkten und Spannungsmomenten. Und manchmal hatte ich das Gefühl, Gablé verliert sich ein bisschen in den politischen Feinheiten und Machtspielchen.

    Cædmon, der Protagonist, war für mich aber ein echter Lichtblick. Ein Typ, der zwischen zwei Welten steht: zu englisch für die Normannen, zu normannisch für die Engländer. Das fand ich spannend, weil er so vielschichtig und menschlich ist. Er will das Richtige tun, weiß aber oft selbst nicht genau, was das eigentlich ist.

    Trotzdem: 900 Seiten sind eine Ansage. Nicht jede davon war für mich nötig. Manche Kapitel ziehen sich, und die großen Highlights bleiben ein bisschen aus. Es gibt zwar Schlachten, Intrigen und auch eine Liebesgeschichte, aber so richtig gepackt hat mich das alles nicht. Eher solide erzählt, aber selten mitreißend.

    Ich will’s aber auch gar nicht schlechtreden, Gablé versteht ihr Handwerk, keine Frage. Sie kann Atmosphäre, sie kann Figuren, und sie kann historische Genauigkeit, wie kaum jemand sonst. Nur für mich persönlich war’s stellenweise etwas zu ausufernd. Ich mochte den Stil, ich mochte die Welt, ich mochte Cædmon, aber ich hätte mir mehr Zug, und einen strafferen Plot gewünscht.

    Unterm Strich: stark geschrieben, beeindruckend recherchiert, aber für mich auch kein Pageturner. Großen Respekt an die Autorin. Ob es am Ende aber wirklich über 900 Seiten gebraucht hätte, darf ruhig bezweifelt werden.

    „Jasper Field“ hat alles, was ich gerade an Literatur so mag. Zum Teil ein Wirtschaftskrimi, Politthriller, Coming-of-Age-Story und dazu zwei queere Figuren. Zusammen ergibt das ein Buch, das ich nicht nur verschlungen habe, sondern das mich hinterher regelrecht in eine Leere gestürzt hat, wie ich sie so noch nie erlebt habe. Dieses seltsame Gefühl, wenn etwas Großes endet und man dafür noch gar nicht bereit ist.

    Es wirkt fast so, als wäre dieses Buch für mich geschrieben worden.

    Mit Superlativen halte ich mich ja meist zurück: hier kann ich das gar nicht.

    Jasper Field ist nicht nur das beste Buch, das ich vermutlich je gelesen habe, sondern wird in Zukunft auch wertungstechnisch zum Maßstab meiner Rezensionen.

    Der Autor hat sich mit diesem Buch in die Riege meiner Lieblingsautoren geschrieben. Man mag es zudem kaum glauben, aber das Buch ist im Selbstverlag erschienen. Ich hätte es mit Leichtigkeit in einem großen Publikumsverlag gesehen.

    Simon Jarr hat mit diesem Debüt etwas geschaffen, das man nur selten findet: einen Roman, der Thriller, Drama und Gesellschaftskritik mühelos vereint. Einen Polit- und Wirtschaftsthriller, der über sich hinauswächst, der die Macht der Medien, den Wert von Wahrheit und die Grenzen von Moral beleuchtet. Und mittendrin zwei Männer, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten: Max Sandberg, Erbe eines Zeitungsimperiums, und Jasper Field, der geheimnisvolle Fremde mit einer Vergangenheit, die alles verändert.

    Knappe 850 Seiten. Keine zu viel, im Gegenteil, ich hätte locker noch 200-300 Seiten mehr lesen können. Ich wollte einfach nicht, dass diese Geschichte endet.

    Jasper Field ist für mich nicht einfach nur Buch, es ist ein literarisches Meisterwerk. Und vermutlich sogar das beste Buch, das ich je gelesen habe.

    Herausgeber: Eigenverlag (10. Oktober 2025)

    Taschenbuch: ‎348

    ISBN10:

    ASIN/ISBN: 3695186704


    Kurzbeschreibung


    Wie gut kennst du deine Familie? In den Nordsumer Dünen wird eine skelettierte Leiche entdeckt. Als Kommissar Bork zusammen mit seinem Kollegen Martin Harring die Ermittlungen aufnimmt, ahnt Harring noch nicht, wie tief er selbst in diesen Fall verstrickt ist. Bald gerät sein eigenes Leben und das seiner Familienangehörigen völlig aus den Fugen. Denn sein dementer Vater weiß offenbar etwas über den Fundort der Leiche. Als kurz darauf Harrings vermisster Cousin Mark in einer anonymen Drohbotschaft des Mordes bezichtigt und eine mit ihm eng verwandte Person tot aufgefunden wird, fühlt er sich gezwungen zu handeln. Im Alleingang und ohne seine Kollegen von der Kripo Nordsum zu informieren.


    Autor


    Manuel Martensen arbeitet als Verlagskaufmann in einem Medienhaus und ist für bekannte Zeitschriften tätig. Mit seiner Frau und ihrem gemeinsamen Sohn lebt er in Hamburg. Er ist 1972 in Husum an der Nordsee geboren und dort aufgewachsen. In dem geografischen Umfeld spielen sich die Handlungen seiner Romane ab. Neben den Thrillern der Nordsum-Reihe um Kommissar Walter Bork hat er den Nordfriesen-Roman "Ebbe & Knut" veröffentlicht.


    Rezension


    Eine skelettierte Leiche wird in den Nordsumer Dünen entdeckt und plötzlich steht für Kommissar Harring alles auf dem Spiel. Denn der Fall führt mitten in seine eigene Familie. Sein dementer Vater scheint mehr zu wissen, als gut ist, und als Harrings vermisster Cousin in einer anonymen Drohbotschaft des Mordes beschuldigt wird, gerät sein Leben aus den Fugen. Statt sich an Regeln zu halten, beginnt Harring, auf eigene Faust zu ermitteln und bringt sich damit selbst in Gefahr.


    „Das Dünenversteck“ ist der vierte Band der Nordsum-Reihe, lässt sich aber problemlos auch ohne Vorwissen lesen. Das Setting ist hervorragend gewählt: die herbe Küstenlandschaft, die die Dünen und das Rauschen des Meeres. Hier gelingt es Martensen, eine besondere Atmosphäre zu schaffen, fernab der üblichen Genrepfade.


    Die Handlung ist kompakt erzählt, kommt schnell auf den Punkt und bleibt trotzdem durchgehend spannend. Klar, einiges ist vorhersehbar, und man ahnt früh, wohin die Spur führt. Doch der Autor baut die Geschichte so auf, dass man trotzdem weiterlesen will. Die Auflösung ist logisch, das Ende zufriedenstellend. Vielleicht hätte es hier und da noch einen Tick mehr Überraschungen vertragen können.

    Was den Thriller auszeichnet, sind seine Figuren. Bork und Harring sind ein Duo, das gut harmoniert. Der etwas grummelige, erfahrene Bork und der impulsive, emotionalere Harring, zwei Gegensätze, die sich perfekt ergänzen. Ihre Dialoge, ihre kleinen Reibereien, das Zusammenspiel im Ernstfall, wirkt glaubwürdig und bringt Tiefe in die Geschichte.


    Vor allem Harring steht diesmal im Mittelpunkt. Der Fall betrifft ihn persönlich, und das macht ihn verletzlich. Er weiß, dass er befangen ist, kann sich aber nicht heraushalten. Also ermittelt er auf eigene Faust, mit all seinen Vor- und Nachteilen.


    Am Ende bleibt ein toller Thriller, der das Rad zwar nicht neu erfindet, aber genau weiß, was er will: Spannung, Atmosphäre und Charaktere, die überzeugen. Wer ruhige, durchdachte Spannung, statt blutiger Schockmomente sucht, der sollte definitiv mal die Nordsum- Reihe genauer unter die Lupe nehmen.

    Herausgeber: Gmeiner-Verlag (10. September 2025)

    Taschenbuch: ‎272

    ISBN10:

    ASIN/ISBN: 3839208653


    Kurzbeschreibung


    Februar, 1945. Eberhard Schmidt, Produktionsleiter der UfA, schmiedet einen kühnen Plan: Bevor die SS unliebsame Künstler loswerden kann, bringen sich einige von ihnen nach Mayrhofen in Sicherheit. In Tirol werden sie angeblich einen Film für den deutschen Endsieg produzieren. Doch was den Anschein eines Drehs hat, ist in Wirklichkeit ein Spiel mit dem Feuer. Das Team hat keinen Meter Film dabei! Während die Crew den Sieg der Alliierten herbeisehnt, entfacht sich zwischen den Schauspielern Luis Adrian und Lisa Lion ein ganz anderes Feuer.


    Autor


    Anton Leiss-Huber wurde im oberbayerischen Altötting geboren. Er ist studierter Opernsänger und Schauspieler. Einem breiten Publikum wurde er in den letzten Jahren vor allem durch seine Auftritte im deutschen Fernsehen bekannt. Man kennt ihn aus der Musiksendung des BR-Fernsehens »Brettl-Spitzen«, der bayerischen Kultserie »Im Schleudergang«, verschiedenen Dokumentationen und unterschiedlichen Radiosendungen auf BR-Heimat.


    Rezension


    „Ein Film, der nie gedreht wurde – und doch das Leben vieler rettete.“


    Februar 1945. Deutschland steht vor dem Zusammenbruch. Während in Berlin die Bomben fallen, versucht ein kleines UFA-Filmteam, sein eigenes Schicksal in die Hand zu nehmen. Produktionsleiter Eberhard Schmidt hat eine waghalsige Idee: Unter dem Vorwand, in Tirol einen Propagandafilm für den „Endsieg“ zu drehen, will er mit seiner Crew fliehen. Doch was niemand wissen darf – sie haben keinen Meter Film dabei.


    Anton Leiss-Huber erzählt in Der große UFA-Bluff die Geschichte eines riskanten Täuschungsmanövers, das auf wahren Begebenheiten beruht. Inspiriert von Erich Kästners Tagebuch Notabene 45 zeigt er, wie sich eine Gruppe Filmschaffender mit List und Mut dem Untergang entzieht.


    Besonders beeindruckt hat mich, wie er die Stimmung jener letzten Kriegswochen einfängt, diese Mischung aus Angst, Erschöpfung und dem Gefühl, dass alles bald vorbei ist, nur dass man es aber noch nicht laut sagen darf. Gleichzeitig zeigt er auch, dass es Menschen gab, die trotz allem Mut bewiesen und sich dem Wahnsinn des Regimes widersetzten.


    Besonders Luis Adrian, der fiktive Filmstar der Geschichte, hat mich beeindruckt: Eine Figur, die so echt wirkt, dass man meint, sie hätte tatsächlich existiert. Seine Beziehung zu Lisa Lion bringt Wärme in eine Welt, in der kaum noch Platz dafür war. Unterm Strich ist Der große UFA-Bluff für mich ein spannendes Buch. Es zeigt, wie eng Wahrheit und Täuschung manchmal beieinander liegen, und dass Mut in dunklen Zeiten viele Gesichter haben kann.

    Herausgeber: Novel Arc Verlag (09. September 2025)

    Taschenbuch: ‎380

    ISBN10:

    ASIN/ISBN: 3910238688


    Kurzbeschreibung


    Willkommen zurück an der Bluewell University! Ein neues Jahr beginnt und es gibt wieder jede jeder Menge Action, Spannung und prickelnde Gefühle.


    Rockster muss neben Studium und Nebenjob neuerdings auch noch seine jüngere Schwester großziehen. Alleine. Eine Rolle, mit der er schwer zu kämpfen hat, denn Zoey kämpft gegen eine schreckliche Krankheit an. Ausgerechnet da taucht auch noch Wesley an seinem Arbeitsplatz in der Kletterhalle auf, der verhasste Ex von Riley. Und auch wenn Rockster ihn zum Teufel wünscht, klebt er ihm von nun an regelrecht an den Hacken. Selbst an der Uni. Da sind Reibereien vorprogrammiert. Doch ausgerechnet ein flauschiges Fellknäul und ein gefährliches Hobby schafften es, die Schalen der harten Kerle zu knacken. Nur um neue und alte Wunden zu offenbaren.


    Autorin


    Martina Riemer lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Töchtern in Österreich. Zurzeit ist sie Mama, Köchin, Putzfrau, Trösterin, Buchvorleserin, Malerin, Gärtnerin (und vieles mehr) und arbeitet als Sachbearbeiterin in Wien. Wenn sie Zeit findet und nicht selbst liest, macht sie sich mit Kaffee und Laptop bewaffnet auf, um eigene Geschichten zu schreiben, die ihr im Kopf herumschwirren. Tagträumerin war sie schon immer, erst später wurden diese Gedankensplitter zu verstrickten Ideen, die sich zu vollständigen Geschichten formten.


    Rezension


    Ich sag’s gleich vorweg: Ich bin ja wirklich nicht der Typ für große Liebesgeschichten. Wenn dann noch so Begriffe wie Enemies to Lovers oder Forced Proximity fallen, bin ich normalerweise raus. Und trotzdem: Bluewell University – The Trust You Need hat mich dann doch abgeholt.


    Rockster und Wesley sind zwei Typen, die sich am Anfang am liebsten gegenseitig an die Wand klatschen würden. Und das ist noch nett gesagt. Beide haben genug Päckchen zu tragen: Rockster jongliert zwischen Uni, Nebenjob und seiner kleinen Schwester, um die er sich plötzlich allein kümmern muss, und Wesley kämpft mit einer Vergangenheit, die ihn immer noch verfolgt. Was sich daraus entwickelt, ist eine Geschichte voller Emotionen und einem sehr ehrlichen Blick darauf, was Vertrauen eigentlich bedeutet.


    Martina Riemer schreibt locker, witzig und trotzdem mit Tiefgang. Ich mochte, dass die Story nicht nur romantisch ist, sondern auch Themen wie Akzeptanz, mentale Gesundheit und Selbstfindung anspricht. Manchmal leicht, manchmal ernst. Wesley war für mich das Herz des Buches, Rockster der, der lernen muss, loszulassen. Und das Zusammenspiel der beiden funktioniert einfach.


    Natürlich gibt’s auch Dinge, die mir weniger gefallen haben: Die Sache mit Rocksters Mutter war mir etwas zu überzeichnet, und ja: der Spice war mir persönlich too much. Aber das Buch hat mich am Ende trotzdem überzeugt. Bluewell University – The Trust You Need ist frech, warm und ehrlich und erinnert uns daran, dass Menschen Fehler machen dürfen und Vertrauen kein Selbstläufer ist.

    Für mich persönlich war der Spice etwas too much und der Tonfall an ein paar Stellen etwas zu derb, aber das ändert nichts daran, dass ich die Story mochte. Ein queerer Liebesroman, der nicht nur romantisch, sondern auch menschlich ist.

    Herausgeber: Eifeler Literaturverlag (15. Juni 2025)

    Taschenbuch: ‎478

    ISBN10:

    ASIN/ISBN: 3961231311


    Kurzbeschreibung


    »Von der Bank aus bot sich einer der schönsten Ausblicke auf die Vulkaneifel. Hoch oben auf dem Hönsel und mitten im Wacholdergebiet gelegen, reihten sich in der Ferne bewaldete Berge bis hin zur Nürburg. Es gab nur wenige Möglichkeiten, hierher zu gelangen, oder eine Leiche zu der Bank zu transportieren.« Tatort Vulkaneifel: In einem Wacholderschutzgebiet in der Nähe des verschlafenen Eifeldorfes Loogh wird eine Leiche in grotesk anmutender Haltung gefunden. Während Hauptkommissar Leo Werner von der Polizei in Daun die Ermittlungen in einem Fall aufnimmt, der eigentlich gar nicht sein Fall ist, wissen die Bewohner des kleinen Dorfes Loogh anscheinend immer ein bisschen mehr als die Polizei. Und dann mischen sich auch noch die umtriebige Biologin Alex Cameron und ihre Wochenend-WG Mitbewohner ein …


    Rezension


    Ein Krimi, der uns direkt in die wunderschöne, aber auch geheimnisvolle Vulkaneifel entführt: das ist Tod unter Wacholdern, das Debüt von Jo Ann Martin. Auf den ersten Blick wirkt das kleine Dorf Loogh friedlich, doch schon bald wird klar: Hinter den hübschen Fachwerkhäusern lauern dunkle Geheimnisse.


    Ein Mann wird in einem Wacholderschutzgebiet tot aufgefunden, grotesk drapiert auf einer Bank. Kommissar Leo Werner aus Daun übernimmt die Ermittlungen, obwohl der Fall eigentlich nicht in seinen Zuständigkeitsbereich fällt. Doch irgendetwas an diesem Mord lässt ihn nicht mehr los. Der Tote war wohlhabend, besaß eine Villa in Südfrankreich und eine Geliebte. Nur: warum musste er sterben?


    Während die Polizei noch im Dunkeln tappt, mischt sich Biologin Alex Cameron ein. Eigentlich wollte sie mit Freunden nur entspannte Wochenenden in der Eifel verbringen, doch als eine Nachbarin Opfer eines Stalkers wird, kann sie nicht länger tatenlos zusehen. Bald merkt sie, dass die Gefahr viel näher ist, als alle denken.


    Was mich sofort überzeugt hat, war die Atmosphäre. Jo Ann Martin fängt das Leben in der Eifel wunderbar ein: mit Dialekt, Eigenheiten und dieser Mischung aus Herzlichkeit und Verschwiegenheit, die man in kleinen Dörfern so gut kennt. Dazu kommt ein Schreibstil, der flüssig, klar und spannend ist. Die Kapitel sind kurz, die Perspektiven wechseln regelmäßig, das sorgt für einen tollen Lesefluss.


    Besonders stark fand ich, wie realistisch die Autorin das Thema Stalking aufgreift. Sie zeigt, wie hilflos Betroffene oft sind, wenn Behörden nicht handeln, und wie schwer es ist, sich zu wehren. Und trotz der ernsten Themen kommt der Humor nicht zu kurz. Immer wieder gibt es kleine Szenen oder Dialoge, die auflockern. Dieser Balanceakt ist gut gelungen. Tod unter Wacholdern ist ein richtig gelungenes Krimidebüt, das mich sowohl durch die Story als auch durch das Setting begeistert hat. Es gibt viel Spannung, glaubwürdige Figuren und einen Hauch schwarzen Humor. Absolut lesenswert.

    Herausgeber: Eigenverlag (BoD) (09. September 2025)

    Taschenbuch: ‎292

    ISBN10:

    ASIN/ISBN: 3819280251


    Kurzbeschreibung


    Gefangen in einem nebelumwobenen Schloss im Schnee, ohne jede Erinnerung an seine Vergangenheit, schmiedet der Erzähler heimlich Fluchtpläne. Doch wie entkommt man einem streng bewachten Ort, wenn man nicht einmal weiß, wer man ist? Der Drang, der beklemmenden Isolation zu entfliehen, treibt den Erzähler an - auch wenn die Flucht ihn immer tiefer in die düsteren Winkel des Schlosses führt. Rätselhafte Begegnungen, magische Paranoia und ein labyrinthisches Spiel aus Schein und Wirklichkeit werfen die Frage auf: Was ist hier real, und was nur eine Illusion? Die Suche nach dem Ursprung seiner verlorenen Erinnerungen wird für den Erzähler zu einem bizarren und bedrohlichen Puzzle, dessen Teile ihm ständig zu entgleiten drohen. Nichts ist, wie es scheint, und am Ende steht eine Wahrheit, die alles verändert.


    Autor

    Matthias Alexander Kristian Zimmermann wurde 1981 in Basel (Schweiz) geboren und ist in ländlicher Umgebung im Kanton Aargau aufgewachsen. Er studierte musikalische Komposition, Kunst & Vermittlung, Game Design, Art Education und Pädagogik. Zimmermann ist Schriftsteller, Maler und Medienkünstler. Seine Bilder, die er als »Modellwelten« bezeichnet, reflektieren und erforschen die Kunst-, Design- und Mediengeschichte. Sein Werk wurde umfassend rezensiert und befindet sich in Sammlungen diverser Museen und Kunstarchive. Im Hirmer Verlag ist das Kunst- und Sachbuch »Digitale Moderne. Die Modellwelten von Matthias Zimmermann« über ihn erschienen. Im Kulturverlag Kadmos hat er seinen Debütroman »KRYONIUM. Die Experimente der Erinnerung« und »INTOXIKATION. Chemie der Illusionen« publiziert. Zimmermanns Romanwelten haben sich in einem langjährigen Entwicklungsprozess aus den Konzepten seiner Kunstwerke herausgebildet. Seine Bücher erscheinen sowohl in Verlagen als auch unter seiner eigenen Edition MODELLWELTEN.


    Rezension


    Was, wenn du eines Tages in einem Schloss aufwachst: ohne Erinnerung und ohne Vergangenheit? Genau hier beginnt KRYONIUM. Der (noch) namenlose Erzähler erwacht in einem Schloss, das sich verändert wie ein lebendiges Wesen. Räume verschieben sich, Türen verschwinden wieder und außerhalb des Schlosses wartet ebenfalls nichts Gutes. Das Schloss scheint ein eigenes Bewusstsein zu haben, als würde es mit ihm spielen, ihn prüfen, ihn festhalten wollen.


    Der Einstieg war für mich noch etwas holprig, fast märchenhaft, aber dann hat mich die Geschichte gepackt und nicht mehr losgelassen. KRYONIUM ist kein Thriller, kein Science-Fiction-Abenteuer, sondern etwas Drittes: ein philosophisches Kammerspiel über Erinnerung, Identität und die Frage, was uns zu dem macht, was wir sind.


    Der Weltenbau ist unglaublich atmosphärisch. Zimmermann erschafft eine Welt, die gleichzeitig märchenhaft und technisch wirkt, als würde man zwischen Vergangenheit und Zukunft festhängen. Besonders beeindruckend fand ich die Sprache. Mal feierlich und altmodisch, dann wieder präzise. Ich musste mich anfangs einlesen, aber danach floss der Text ganz natürlich. Man streift mit dem Erzähler durch das endlose Schloss, sucht nach einem Hinweis, einer Tür, einem Ausweg, oder vielleicht nach sich selbst.


    Das Cover möchte ich an dieser Stelle wirklich loben: die Schneekugel, das Schloss, der Schlüssel mit der Nummer 1001, alles passt perfekt zur Geschichte.


    KRYONIUM ist ein modernes Märchen, aber kein verträumtes. Es ist kühl, klar, manchmal beängstigend, aber immer auch faszinierend. Es spielt mit Wahrnehmung, Virtualität und der Frage, was Erinnerung eigentlich bedeutet. Nichts ist so, wie es scheint und jedes Mal, wenn man glaubt, etwas verstanden zu haben, entgleitet einem die Geschichte wieder. Großartig.


    Wer beim Lesen gerne denkt, wer Sprache liebt und sich auf etwas Experimentelles einlässt, sollte hier unbedingt zugreifen.

    Herausgeber: Nagel & Kimche (29. Juli 2025)

    Taschenbuch: ‎336

    ISBN10:

    ASIN/ISBN: 3312014417


    Kurzbeschreibung


    Das zärtliche Porträt einer Partnerschaft und einer wilden Liebe zu Sizilien, wo der Tod nicht das Ende bedeutet


    »Die Verwebung von sikelischer Mythologie, äußerst Privatem und Gwyneth Paltrow ist einzigartig. Noto ist ein sehr guter, ein sehr kluger Roman.«

    Christian Kracht


    Als sein Partner stirbt, reist Konrad mit Adrianos Asche nach Sizilien, wo sie sich in den letzten gemeinsamen Jahren ein Haus gekauft und eine zweite Heimat geschaffen hatten. Auf die Reise begleitet ihn der unter anderem junge, gut aussehende Santi, der im Gegensatz zum grüblerischen Konrad das Leben auf die leichte Schulter nimmt. Die Insel der Gegensätze wird beide auf ihre eigene Art herausfordern. Wir erleben eine ebenso turbulente wie berührende Abschiedsreise, einen liebevollen Rückblick auf gemeinsame Jahre, ein unterhaltsames Porträt der deutschen Ex-Pats auf Sizilien und einen Ausblick darauf, wie es nach einem lebensändernden Verlust weitergehen kann.


    Adriano Sack liefert ein fulminantes literarisches Debüt, in dem das wilde Berlin auf das unberechenbare Sizilien trifft.


    Autor


    Adriano Sack ist mehrfach ausgezeichneter Autor und Journalist, er hat diverse Sachbücher geschrieben, u. a. "Breites Wissen. Die seltsame Welt der Drogen und ihrer Nutzer" (mit Ingo Niermann), "Manieren 2.0. Stil im digitalen Zeitalter" und "Gebrauchsanweisung für die USA". Derzeit arbeitet er als Autor im Stilressort Welt am Sonntag.


    Rezension

    Konrad verliert seinen Partner Adriano durch einen tragischen Unfall. Mit einem Teil seiner Asche macht er sich auf den Weg nach Sizilien, genauer gesagt nach Noto, einer kleinen barocken Stadt im Süden der Insel. Dort, wo die beiden sich einst ein Haus gebaut und eine zweite Heimat geschaffen hatten, möchte Konrad Abschied nehmen. Begleitet wird er von seinem Hund und dem lebenslustigen Santi, der das Leben mit einer Leichtigkeit nimmt, die Konrad fast befremdlich vorkommt.


    Was wie eine einfache Reise beginnt, geht schnell tiefer. Es ist eine Auseinandersetzung mit der eigenen Trauer, mit Erinnerungen, mit der Frage, wie man weiterlebt, wenn der wichtigste Mensch plötzlich fehlt. Zwischen der sizilianischen Sonne und der ungestümen Landschaft entfaltet sich eine ruhige, aber eindringliche Geschichte.


    Adriano Sack erzählt in „Noto“ sehr unaufgeregt, aber präzise. Man spürt auf jeder Seite, dass er weiß, wovon er schreibt. Die Geschichte wirkt echt und nachvollziehbar. Trauer ist hier nichts, das man überwinden muss, sondern etwas, mit dem man leben lernt.


    Was mir besonders gut gefallen hat, ist, dass Konrad in seinen Gedanken immer wieder mit Adriano spricht. Diese Gespräche verleihen der Geschichte eine besondere Nähe. Man hat das Gefühl, als sei Adriano nie ganz weg, sondern auf eine andere Weise noch da. Das ist toller erzählerischer Kniff.


    Sizilien selbst wird in diesem Roman fast zu einer eigenen Figur. Sack beschreibt die Insel mit all ihren Gegensätzen: schön und rau, lebendig und still, sonnig und doch schwer. Man merkt, dass er eine persönliche Verbindung zu diesem Ort hat. Zudem mochte ich die Sprache sehr. Sie ist bildhaft, aber nicht überladen. Man sieht die Landschaft vor sich, riecht das Meer, spürt die Hitze auf der Haut. Sack schafft es, all das mit wenigen, klaren Worten einzufangen. Auch die Figuren sind stimmig. Niemand wirkt perfekt, alle haben Ecken und Kanten.


    Kleine Schwächen gibt es trotzdem. Manchmal verfällt der Autor dann eben doch in unnötige Ausschweifungen. Der Stil neigt an manchen Stellen dazu, sich in (irrelevanten) Details zu verlieren. Das ändert aber nichts daran, dass „Noto“ ein starkes Debüt ist, das authentisch ist und nachklingt. Leseempfehlung!

    Herausgeber: C.H.Beck (05. November 2024)

    Taschenbuch: ‎471

    ISBN10:

    ASIN/ISBN: 3406813453


    Kurzbeschreibung


    Juli 1346: Zehn Söldner gehen an der Küste der Normandie an Land und sichern als Vorhut die Flotte des englischen Königs. Der Krieg um den französischen Thron beginnt. Für die Essex Dogs wird es ein Kampf ums Überleben, um Zusammenhalt, gegen die Gespenster der Vergangenheit, während das Heer mordend und brandschatzend der großen Schlacht bei Crécy entgegenzieht.


    Dan Jones hat mit den Essex Dogs zehn starke Charaktere geschaffen, die uns den Hundertjährigen Krieg hautnah miterleben lassen – von ganz unten, wo Schlamm, Blut, Hunger, Angst und unstillbare Sehnsucht herrschen, wo die Mächtigen als skrupellose, lächerliche Gestalten erscheinen und an jeder Ecke Gefahr lauert.

    Pismire ist klein und kann überall durchschlüpfen. Scotsman, der Größte, kann Wände einreißen. Der Steinmetz Millstone ist zu allem bereit, um die anderen zu beschützen. Für den abgedrehten Priester Father ist der Krieg zum Lebenselixier geworden. Romford, der Jüngste, kann gut mit dem Bogen schießen, wird aber zum Pagendienst beim ebenfalls erst sechzehn Jahre alten Prinzen von Wales abkommandiert. Und Loveday, der kampferprobte Anführer, der seine Dogs heil nach England zurückbringen will, begegnet einer mysteriösen Frau, die ihn nicht mehr loslässt …


    Autor


    Dan Jones, Historiker und Journalist, ist in Großbritannien und den USA durch historische Bestseller und Fernsehdokumentationen bekannt geworden.


    Rezension


    Mit Essex Dogs wagt sich Dan Jones, den man sonst eher aus dem Sachbuchbereich kennt, erstmals auf das Terrain der historischen Romane. Der britische Historiker ist für seine fundierten, aber gleichzeitig unterhaltsamen Bücher über das Mittelalter bekannt. Dass er nun einen Roman über den Hundertjährigen Krieg schreibt, fand ich sofort spannend. Ich war neugierig, ob er es schafft, seine historische Expertise mit einem spannenden Erzähltalent zu verbinden und ja, das gelingt ihm erstaunlich gut, auch wenn mich nicht alles überzeugt hat.


    Die Handlung führt uns ins Jahr 1346. Der englische König Edward III. landet mit seiner Armee an der französischen Küste. Mitten im Chaos begleiten wir die „Essex Dogs“, eine Truppe aus zehn Söldnern, die als Vorhut für die englische Armee kämpfen. Sie sind ein wilder Haufen: Pismire, der flinke Späher, Scotsman, der Riese, Millstone, der Beschützer, der abgedrehte Father und natürlich Loveday, der erfahrene Anführer, der seine Männer irgendwie lebend durchbringen will.


    Jones zeigt das Mittelalter nicht als romantisierte Welt voller Ritter und Glorie, sondern so, wie es wohl wirklich war: brutal, schmutzig und gnadenlos. Gleichzeitig lässt er die Figuren so nah an uns heran, dass man meint, neben ihnen durch den Matsch zu ziehen. Besonders Loveday ist dabei eine Figur, die hängen bleibt: müde vom Töten, aber entschlossen, seine Leute zu retten.


    Die Sprache ist direkt, rau und bodenständig, perfekt passend zu dieser Truppe. Und obwohl Jones Historiker ist, verliert er sich nicht in Fakten. Stattdessen fließt sein Wissen ganz natürlich in die Handlung ein, was die Geschichte glaubwürdig macht.


    Natürlich merkt man, dass Jones eher aus dem Sachbuchbereich kommt. Der Roman ist sehr genau, fast dokumentarisch. Die Schlachten sind eindrucksvoll, aber im Mittelteil zieht es sich etwas. Zudem fehlt mir eine übergeordnete Handlung. Wir folgen eher den persönlichen Figuren, und ihren Geschichten, klar ergibt das am Ende auch ein großes Ganzes, dennoch wäre ein zentraler Plot nicht schlecht gewesen. Dennoch und das will ich auch nochmal sagen, bleibt das Ganze spannend, allein weil die Figuren gut ausgearbeitet sind und man Interesse an ihrem Schicksal hat.


    Wer historische Romane mag, in denen es nicht um Glanz und Gloria, sondern um das Leben „von unten“ geht, sollte hier auf jeden Fall mal reinschauen. Aber auch Leser, die sonst vielleicht eher zu Thrillern oder Action greifen, könnten überrascht sein, wie spannend und mitreißend das Mittelalter sein kann, wenn man es mal ohne Romantik betrachtet.

    Herausgeber: KBV – Verlag (13. August 2025)

    Taschenbuch: ‎408

    ISBN-10:

    ASIN/ISBN: 3954417367


    Kurzbeschreibung


    Im Schatten des Kreuzes Der dritte Band der historischen Eifelkrimi-Reihe Das Leben in der Südeifel ist im Herbst 1947 durch eine verheerende Missernte und die Repressionen der Besatzer zunehmend schwerer geworden. Im Dorf Disselbach bereitet man sich jedoch trotz Hunger und Entbehrung auf hohen Besuch vor: Ein päpstlicher Ehrenprälat soll auf seiner Reise von Köln nach Trier Einkehr im Ort halten. Während die Dorfgemeinschaft zwischen Not und bescheidener Hoffnung verharrt, nähert sich im Verborgenen eine dunkle Bedrohung. Der Kölner Verbrecherkönig Wolfgang Henkel hat erfahren, dass der Kirchenmann ein wertvolles Geschenk für den Papst mit sich führt. Zudem hat Henkel mit dem Dorfschmied Karl Bermes noch eine Rechnung aus dem zurückliegenden Sommer offen. Als Vergeltung für seine vereitelten Schmuggelgeschäfte im benachbarten Bitburg heuert er ein paar skrupellose Verbrecher an, die den Auftrag erhalten, sowohl das Geschenk zu stehlen, als auch Karl auf brutale Weise zur Rechenschaft zu ziehen. Das scheinbar stille Dorf wird zum Schauplatz eines gefährlichen Spiels. Es ist Karl, der mit einigen wenigen Verbündeten den Kampf gegen die Verbrecher aufnimmt, um das zu verteidigen, was die Polizei zu diesem Zeitpunkt nicht zu schützen vermag: ihr Zuhause.


    Autor


    Ralf Lano, geb. 1965 in Kyllburg in der Eifel, ist gelernter Maschinenbautechniker und leidenschaftlicher Autor von Kriminalgeschichten. Bisher wurden über 30 seiner Erzählungen veröffentlicht, darunter auch der Kurzkrimi »Die Kuh Elsa«, mit dem er 2022 für den deutschen Kurzkrimi-Preis nominiert war. Sein erster Kriminalroman »Ein Echo aus stählerner Zeit« (KBV) war 2023 der fulminante Auftakt einer mehrbändigen historischen Eifelkrimi-Reihe. Ralf Lano lebt und arbeitet in der Westeifel und kennt die Region und die Menschen wie seine Westentasche.


    Rezension


    Mit „Ein Schwur aus kaltem Zorn“ geht die Eifelkrimi-Reihe von Ralf Lano in die dritte Runde und ich kann gleich sagen: Das Warten hat sich gelohnt. Nach den ersten beiden Bänden kehren wir zurück ins kleine Dorf Disselbach bei Bitburg.


    Wir schreiben den Herbst 1947. Eine schlechte Ernte, Hunger und die Repressionen der Besatzungsmächte machen das Leben schwer. Trotzdem gibt es Hoffnung: Ein päpstlicher Ehrenprälat soll auf seiner Reise von Köln nach Trier Halt machen. Hier lauert jedoch neues Unheil: Der Kölner Verbrecherkönig Wolfgang Henkel erfährt von einem wertvollen Geschenk, das der Kirchenmann für den Papst mitführt und das will er sich holen. Außerdem hat er noch eine Rechnung mit Dorfschmied Karl offen, der ihm im zweiten Band die Schmuggelgeschäfte vermasselt hat.


    Also schickt Henkel eine Truppe eher mäßig begabter Ganoven los, um das Geschenk zu stehlen. Doch die Bande hat nicht mit Karl gerechnet, der unverhofft Unterstützung von seinem alten Freund Werner und den Dorfbewohnern erhält. Und so entwickelt sich ein turbulenter, spannender Tag, der es in sich hat, denn die gesamte Handlung spielt, abgesehen vom Epilog, innerhalb von 24 Stunden.

    Ich habe das Buch in weniger als zwei Abenden verschlungen. Es ist spannend, temporeich und atmosphärisch on top. Besonders gefallen hat mir, dass sich Lano diesmal stärker auf die Figuren konzentriert und neben all der Dramatik auch humorvolle Momente einstreut. Die Dialoge sind spritzig, manchmal rau, so lieben wir das.


    Karl, Fräulein Schneebach, Pauline, alle bekannten Gesichter sind wieder da, und es ist schön, sie wiederzutreffen. Ralf Lano schafft es, die Charaktere so sympathisch und lebendig zu halten, dass man sich regelrecht freut, wenn ein neuer Band ins Haus steht.


    Historisch ist auch diesmal alles stimmig. Zudem funktioniert die Mischung aus Spannung, Humor und Menschlichkeit wunderbar. „Ein Schwur aus kaltem Zorn“ ist nicht nur eine gelungene Fortsetzung, sondern hebt die Reihe auf ein neues Niveau. Die Messelatte für künftige Bände hängt zumindest jetzt ziemlich hoch. Bin gespannt, ob und wie Ralf Lano diese noch übertreffen kann.

    Herausgeber: dtv-Verlag (14. August 2025)

    Taschenbuch: ‎544 Seiten

    ISBN10:

    ASIN/ISBN: 3423283920


    Kurzbeschreibung


    Es gibt keinen Weg, der nicht irgendwann nach Hause führt


    Am Ende des Zweiten Weltkriegs wird mitten in Deutschland ein kleiner Junge gefunden, der nichts über sich selbst und seine Herkunft weiß. Sein Alter wird geschätzt, er bekommt den Namen Hartmut und wächst in einem katholischen Kinderheim auf, in dem viel Ordnung und noch mehr Zucht herrscht.


    Wer ist man, wenn man niemand ist?


    Dort lernt er die etwas ältere Kriegswaise Margret kennen, die ihn Hardy nennt und schon im Heim zu beschützen versucht. Die beiden werden zu einer unverzichtbaren Stütze füreinander und beschließen, sich nie wieder loszulassen.


    Klug, einfühlsam und berührend erzählt Susanne Abel in ihrem neuen Roman von der lebenslangen Liebe zweier Heimkinder.

    Doch während sie mit aller Kraft versuchen, gemeinsam das Geschehene zu vergessen und ein normales Leben zu führen, werden die Folgen ihrer Vergangenheit auch für die nachkommenden Generationen bestimmend.


    Eindringlich und aufrüttelnd. Ein bewegender Familienroman über den Einfluss unserer Vergangenheit auf unsere Nachkommen.

    Die kleine Emily leidet unter dem hartnäckigen Schweigen ihrer Urgroßeltern Margret und Hardy, bei denen sie wegen des unsteten Lebenswandels ihrer Mutter aufwächst. Als Jugendliche beginnt sie schließlich, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen. Wird es ihr gelingen, das Erbe der unverarbeiteten Traumata ihrer Familie endlich aufzubrechen?


    Autorin


    Susanne Abel arbeitete als Erzieherin und realisierte nach ihrem Filmstudium als Regisseurin zahlreiche Dokus für das deutsche Fernsehen. Seit 2017 konzentriert sie sich ganz auf das Schreiben. Ihr gefeiertes Romandebüt ›Stay away from Gretchen‹ stürmte bis an die Spitze der SPIEGEL-Bestsellerliste und war ein sensationeller Erfolg, genau wie sein Nachfolger ›Was ich nie gesagt habe‹. Die gebürtige Badenerin lebt nach Stationen in Bochum, Berlin und Hamburg überwiegend in Köln.


    Rezension


    „Du musst meine Hand fester halten, Nr. 104“ von Susanne Abel erzählt die Geschichte von Hardy und Margret, zwei Kindern, die im Chaos der Nachkriegszeit aufeinandertreffen und sich aneinander festhalten, weil es sonst niemanden gibt. Hartmut, genannt Hardy, wird nach dem Krieg allein aufgegriffen. Niemand weiß, woher er kommt oder wie alt er ist. Man steckt ihn in ein katholisches Kinderheim, wo Zucht und Ordnung herrschen. Dort trifft er Margret, ein etwas älteres Mädchen, das ihn fortan beschützt und ihm Halt gibt. Aus dieser Verbindung wächst eine tiefe Freundschaft, später Liebe, die beide durch ihr ganzes Leben begleitet.


    Jahrzehnte später wächst ihre Urenkelin Emily in dieser Familie auf. Sie spürt das Schweigen, das über allem liegt, die Schwere, die niemand erklären kann. Als Jugendliche beginnt sie, Fragen zu stellen und in der Vergangenheit zu graben, und stößt auf Geschichten, die lange niemand mehr aussprechen wollte.


    Susanne Abel schreibt ruhig, aber mit einer Tiefe, die einen nicht mehr loslässt. Schon nach wenigen Seiten hat mich dieses Buch komplett gepackt. Der Spannungsbogen bleibt bis zum Ende straff, jede Szene sitzt. Abel erzählt von Liebe, von Verlust, von Schuld und vom Schweigen. Von den Wunden, die man nicht sieht, und davon, wie sie über Generationen weitergegeben werden. Das, was Hardy und Margret im Heim erleben, verfolgt sie ein Leben lang. Und auch die Nachkommen spüren es noch, selbst wenn sie die Gründe nicht kennen.


    Abel zeigt, dass Leid und Gewalt viele Gesichter haben und dass es immer Menschen gibt, die die Folgen tragen, auch wenn sie selbst nichts dafür können. Dieses Buch ist keine leichte Lektüre. Das Leid der Heimkinder, die Gewalt, das Schweigen, all das bekommt hier Raum. Ihre klare, reduzierte Sprache verstärkt die Wirkung nur noch mehr.


    Ein großartiger Roman, ehrlich, bewegend und tiefgehend. Keine leichte Kost, aber ein Buch, das man so schnell nicht vergisst.

    Herausgeber: Romeon Verlag (17. Mai 2022)

    Taschenbuch: ‎388 Seiten

    ISBN10:

    ASIN/ISBN: 3962293477


    Kurzbeschreibung


    Die Wege des Krieges handelt von der Geschichte eines jungen Mannes namens William. William lebt mit seinen drei Freunden Eric, Lukas und Sandro in einer Großstadt Mitteldeutschlands. Die vier Männer kennen sich seit langer Zeit und führen ein solides Leben. Eines Tages entscheidet sich einer von ihnen für den Militärdienst. Es dauert nicht lang, bis die anderen ihm aus den unterschiedlichsten Gründen folgen. Anfangs läuft alles wie geplant und die vier können sich durch gute Leistungen bei der Armee schnell nach oben kämpfen. Doch mit der Zeit und immer komplexeren Einsätzen werden die Männer vor größere Herausforderungen gestellt. Sie müssen schwierige Erlebnisse verarbeiten, folgenschwere Entscheidungen treffen und viel Schmerz aushalten. Wie die jungen Männer damit umgehen und welche Herausforderungen sie bewältigen müssen, erfahrt ihr in diesem Buch.


    Rezension


    „Die Wege des Krieges“ von Willy Schad ist für mich das schwerste Buch, das ich bisher auf meinem Blog besprochen habe. Im Zentrum stehen William und seine Freunde Eric, Lukas und Sandro. Vier Jungs aus einer mitteldeutschen Großstadt, die eigentlich ein normales Leben führen, bis einer von ihnen zur Bundeswehr geht. Die anderen schließen sich an.


    Anfangs läuft alles noch geordnet. Mit Disziplin machen die vier Karriere, gewinnen Ansehen in der Truppe. Doch der erste Auslandseinsatz verändert alles, es geht nicht mehr um Beförderungen, sondern ums nackte Überleben. Kugeln fliegen, Kameraden sterben, und die Jungs erleben Dinge, auf die sie niemand hätte vorbereiten können. Wir begleiten sie nicht nur im Einsatz, sondern auch im Privaten, lernen Familien, Sorgen und Hoffnungen kennen.


    Und hier ein kurzer Exkurs: Wie oft stehen wir genervt in der Supermarktschlange oder regen uns über fünf Minuten Warteschleife auf? Nach diesem Buch sehe ich solche Situationen anders. Denn stellt euch vor, ihr wärt nicht in der Schlange, sondern in einem Kriegsgebiet. Kugeln prasseln, neben euch liegt ein verletzter Kamerad. Plötzlich wirken Alltagsprobleme ziemlich klein.


    Dieses Buch hat mich nicht nur bewegt, sondern auch aufgerüttelt. Ich habe Tage gebraucht, um das Gelesene zu verdauen. Krieg ist das Schlimmste, was wir Menschen hervorgebracht haben, und der Autor zeigt auf brutale, ehrliche Weise, was es bedeutet, Soldat zu sein. Wir nehmen Frieden oft als selbstverständlich hin, doch das ist er nicht. Männer und Frauen gehen in Einsätze, voller Angst um sich und ihre Familien und viele zahlen dafür den höchsten Preis.


    William, Eric, Lukas und Sandro wachsen einem ans Herz. Man wünscht ihnen, dass sie heil zurückkommen, weiß aber zugleich, dass es nicht für alle gut ausgeht. Und selbst wer überlebt, ist nicht mehr derselbe. Dass so viele Soldatinnen und Soldaten mit PTBS kämpfen, wundert nach dieser Geschichte nicht.


    Willy Schad baut enorme Spannung auf. Die Gewalt ist hart, die Beschreibungen realistisch, manchmal so heftig, dass ich kurz pausieren musste. Gleichzeitig spannend wie ein Psychothriller, nur viel eindringlicher. Beeindruckend ist, wie er zwischen Emotion und technischer Präzision balanciert: Waffen, Fahrzeuge, Abläufe sind detailliert beschrieben.


    Natürlich gibt es für mich auch einen Kritikpunkt: Die Ich-Perspektive war an manchen Stellen unglücklich gewählt, eine dritte Person hätte hier mehr Klarheit gebracht. Doch das schmälert den Gesamteindruck kaum.


    Das Finale schließlich hat mich völlig überwältigt. Es ist lange her, dass mich ein Buch so sehr zum Weinen gebracht hat. Und genau das ist die Stärke dieses Buches: Es schont uns nicht und entlässt uns nicht einfach zurück in den Alltag.


    Ich werde nach dieser Lektüre nie wieder den Einsatz der Soldatinnen und Soldaten unterschätzen, die dafür sorgen, dass wir hier in Sicherheit leben können. Für mich ein eindringlicher, schonungsloser und zutiefst bewegender Roman, der zeigt, welchen Preis Soldaten für unsere Sicherheit zahlen. 5 Sterne!

    Herausgeber: Eigenverlag (26. September 2025)

    Taschenbuch: ‎350 Seiten

    ISBN10:

    ASIN/ISBN: 3947900325


    Kurzbeschreibung


    Allein an Bord. Verlier nicht die Kontrolle!


    Unerwartet erwacht Softwaretechniker Scott Ferguson aus dem Kälteschlaf. Anstatt im Orbit von Ceres angekommen zu sein, scheint die gewaltige Raumfähre Tycho weit vom eigentlichen Kurs abgekommen.


    Scott stellt fest, dass außer ihm keiner der über 3.000 Passagiere aufgeweckt worden ist. Außerdem treibt das größte und modernste Raumschiff des Sonnensystems manövrierunfähig vor einem unbekannten Planeten.


    Als Scott den seltsamen Umständen seines Aufwachens nachgeht, stößt er auf Hinweise, die ihn an der offiziellen Mission der Tycho zweifeln lassen. Kann die holografische Sicherheitsassistentin Kate helfen, das Rätsel zu lösen?


    Aber nicht nur die dunkle Wahrheit hinter der Tycho und das Geheimnis um den fremden Planeten bringen Scott in große Schwierigkeiten, sondern auch er selbst. Denn Scott dürfte gar nicht an Bord sein.


    Mit »Kryo – das verschollene Schiff« liefert Ryan Rockwell einen Science-Fiction-Thriller, der die Isolation und die Paranoia im All greifbar macht, mit gnadenloser Spannung bis zur letzten Seite. Dabei stellt er sich der Frage: Was wäre, wenn unser Traum vom Beherrschen der Technologie durch den Griff nach den Sternen an seine Grenzen stößt?


    »Kryo – das verschollene Schiff« ist ein abgeschlossener Einzelroman, wie Fans von Joshua Tree, Blake Crouch, Dominik A. Meier oder David Reimer ihn lieben: mysteriös, hoch spannend und voller unerwarteter Wendungen.


    „Passengers“ meets „Solaris“


    Autor


    Ryan Rockwell ist Zukunftsdesigner, SciFi-Geek und Kindle-Bestseller-Autor. Er schreibt über Raumschiffe und eisige Mondkolonien (Kallistos Erbe), Raumschiffe und böse Aliens (Dimension), und über Raumschiffe und das Ende der Welt (Neobiota). Alle seine bisher veröffentlichten Romane waren Kindle-Bestseller, was Ryan sehr freut, da er gern über Raumschiffe schreibt.


    Ryan Rockwell veröffentlichte 2021 mit "Neobiota - Der Ausbruch" seinen ersten Science-Fiction-Roman. Seitdem ist er mit zehntausenden verkauften Büchern einer der spannendsten neuen Science-Fiction-Autoren Deutschlands. Sein Roman "Kallistos Erbe" war für die Literaturpreise SERAPH und SKOUTZ AWARD nominiert.


    Bevor er mit dem Schreiben begann, wurde Ryan Rockwell mit dem renommierten SXSW-Award für interaktives Storytelling ausgezeichnet. Wenn der dreifache Familienvater nicht schreibt, arbeitet er als Buchcover-Designer und Illustrator, spielt E-Gitarre und sammelt Raumschiffmodelle.


    Rezension


    Wenn Ryan Rockwell ein neues Buch veröffentlicht, und bei mir anfragt, ob ich es lesen will, dann lasse ich erstmal alles stehen und liegen. Als einer meiner ersten Unterstützer auf dem Blog hat er sich das nicht nur verdient, sondern liefert auch zuverlässig Stoff, der mich jedes Mal aufs Neue überzeugt. Kryo – Das verschollene Schiff reiht sich da nahtlos ein.


    Im Mittelpunkt steht Scott Ferguson, ein Softwaretechniker, der ungewollt aus dem Kryoschlaf geholt wird. Auf dem riesigen Raumschiff Tycho, ausgestattet mit allem, was die fortschrittlichste Technik im Sonnensystem zu bieten hat. Dabei ist er scheinbar der Einzige, der wach ist. Die restlichen 3.000 Passagiere befinden sich weiter im Tiefschlaf, und das Schiff selbst treibt manövrierunfähig durch den Raum. Der eigentliche Zielort, der Zwergplanet Ceres, ist längst außer Reichweite. Stattdessen befindet sich die Tycho in der Nähe von Proxima Centauri b, Lichtjahre vom geplanten Kurs entfernt.


    Die Ausgangslage verspricht dabei richtig viel Spannung und Rockwell liefert auch ab. Die holografische Sicherheitsassistentin Kate, die ihm zunächst als einzige Kommunikationsschnittstelle zur Verfügung steht, wird dabei mehr und mehr zur undurchsichtigen Figur. Was hat sie zu verbergen? Die Antworten auf die ganz großen Fragen: Die Mission der Tycho und was sie im Proxima Centauri System zu suchen hat, werden Stück für Stück enthüllt.


    Für mich ist Kryo ein weiterer Beweis dafür, dass Rockwell sein Handwerk einfach versteht, vor allem, wenn es darum geht Spannung, psychologischen Druck und fragile Beziehungen aufzubauen. Eine vielschichtige und kluge Geschichte, die genau das liefert, was ich mir von einem Sci-Fi-Thriller wünsche: Spannung, Atmosphäre, eine dichte Handlung und genug Raum zum Weiterdenken. Leseempfehlung!

    Herausgeber: Atlantik Verlag (04. Juli 2025)

    Taschenbuch: ‎240

    ISBN10:

    ASIN/ISBN: 3455019854


    Kurzbeschreibung


    Jocelyne ist eine glückliche Lottogewinnerin. Doch den millionenschweren Scheck konnte sie nie einlösen – ihr war klar, dass er ihr geliebtes, einfaches Leben im Norden Frankreichs gehörig auf den Kopf stellen würde. Mit einem Teil des Geldes ist ihr Mann durchgebrannt. Für die übrigen Millionen hat Jocelyne nur einen Traum: sie sinnvoll auszugeben. Aber wie? Bei den Anonymen Gewinnern trifft sie auf Menschen, die wie sie mit plötzlichem Reichtum ringen. Während sie hier neue Freundschaften knüpft und sich zum ersten Mal seit Langem verliebt, versteht sie langsam, was für sie am schönsten wäre: ihr Geld an andere zu verschenken. Doch das erweist sich als gar nicht so einfach ...


    Autor


    Grégoire Delacourt wurde 1960 im nordfranzösischen Valenciennes geboren und lebt mit seiner Familie in Paris. Sein Bestseller "Alle meine Wünsche" wurde in fünfunddreißig Ländern veröffentlicht. Im Atlantik Verlag erschien von ihm zuletzt "Der Dichter der Familie", sowie "Die vier Jahreszeiten des Sommers" als Taschenbuch. (2017)


    Rezension


    Stell dir vor: ein Millionengewinn, die Erfüllung sämtlicher Träume und doch bist du nicht glücklich. Der unerwartete Reichtum stellt dein Leben auf den Kopf und das nicht gerade zum Guten. Willkommen zu: Alle meine Träume von Grégoire Delacourt.


    Im Zentrum steht Jocelyne, von allen nur Jo genannt, bodenständig, verwurzelt im nordfranzösischen Arras, ein bisschen müde vom Leben, aber im Kern zufrieden. Bis sie plötzlich 18 Millionen Euro im Lotto gewinnt. Jo löst den Gewinn nicht ein. Zumindest nicht sofort. Sie weiß, was Geld mit Menschen machen kann. Mit Beziehungen. Mit Vertrauen. Und auch mit einem selbst. Als ihr Mann sich dann ohne Vorwarnung mit der Summe aus dem Staub macht, inklusive „treuherzigem“ Geständnis später, bleibt Jo mit rund 15 Millionen allein zurück.


    Was dann passiert, ist gleichzeitig vorhersehbar und trotzdem ziemlich rau: Reaktionen aus dem Umfeld, die man niemandem wünscht. Neid. Missgunst. Vorwürfe. Menschen, die sich abwenden. Andere, die plötzlich mit ausgestreckter Hand vor der Tür stehen. Und natürlich der Staat, der auch gleich mal mitkassieren will. Jo will etwas Gutes tun, und merkt schnell, dass das schwerer ist als gedacht.


    Natürlich kommt man bei diesem Buch nicht um die große Frage herum: Macht Geld denn nun glücklich? Die Antwort ist nicht neu, aber hier auf sehr eindrückliche Weise erzählt: Nein. Geld macht natürlich nicht glücklich. Aber es macht vieles sichtbar. Am Ende bleibt ein kluger Roman, der deutlich macht, dass Reichtum kein Ziel ist, sondern höchstens ein Werkzeug und dass selbst das gut überlegt sein will.

    Herausgeber: Eigenverlag (15. September 2025)

    Taschenbuch: ‎388

    ISBN10:

    ASIN/ISBN: 381929984X


    Kurzbeschreibung


    Berlin 1933: Vier unzertrennliche Freunde aus dem Arbeiterbezirk Wedding kämpfen mit Armut, politischen Umbrüchen und der Ahnung, nicht von dieser Welt zu sein. Während einer in SA-Uniform marschiert, verliebt sich ein anderer in einen US-Journalisten und gerät in ein Netz aus Lügen, Liebe und Gefahr. Ein bewegender Roman über Freundschaft, queere Identität und den Zerfall einer Demokratie.


    Autor


    Orlando Stein kennt die Buchbranche aus verschiedenen Perspektiven. Er schreibt Gay Crime und MM Romance. Meist in Kombination. Sein Krimi "Bulle und Finn" wurde mit dem WSQ COMMUNITY AWARD 4 QUEER BOOKS in der Kategorie 1st Choice Award QUEER CRIME 2024 ausgezeichnet.


    Rezension


    Vor ziemlich genau einem Jahr hat mir Orlando Stein sein Manuskript geschickt, mit der Frage, ob ich mal drüberschauen will. Ich erinnere mich noch genau an meine erste Reaktion: 1933? Berlin? Nazis? Joa, okay, dachte ich, klingt wichtig, aber nicht gerade nach etwas, das ich regelmäßig lese. Ein Jahr später halte ich nun das fertige Buch in der Hand, mit einer Danksagung, in der mein Name auftaucht. Das hatte ich als Blogger auch noch nicht so oft. Die Wahrheit ist, das Buch Die Musketiere vom Wedding hat mir ein Setting nähergebracht, das ich vorher viel zu lange ignoriert habe.


    Worum geht’s? Um vier Jungs aus dem Berliner Arbeiterbezirk Wedding, die seit ihrer Kindheit unzertrennlich sind. Willi, Emil, Joseph und Hans, beste Freunde, quasi Brüder. Sie teilen alles: Träume, Ängste, Kippen, das letzte Stück Brot. Die vier sind ein eingeschworenes Team. Doch 1933 ist nichts mehr wie früher. Die Nazis übernehmen die Macht, die Straßen werden gefährlicher, die Stimmung kippt. Und auch bei den Vieren fängt es an zu bröckeln.


    Stein erzählt sicherlich keine einfache Geschichte. Es geht um Liebe, Verrat, um politische Überzeugungen und um Freundschaft, die hart an ihre Grenzen kommt. Es geht aber auch um Momente voller Wärme, Zusammenhalt und Nähe in einer der dunkelsten Zeiten der Welt.


    Was mich auch beeindruckt hat: Wie viel Relevanz dieses Buch auch heute noch hat. Klar, es spielt 1933, aber man könnte es genauso gut in 2025 verorten. Die Themen sind dieselben. Rechte Hetze. Politische Radikalisierung. Menschen, die sich trauen, anders zu sein und dafür verfolgt werden. Es ist fast schon unheimlich, wie aktuell das alles wirkt.


    Ich kann’s wirklich nur jedem ans Herz legen. Egal, ob queer oder nicht. Egal, ob du historisch interessiert bist oder nicht. Dieses Buch hat Herz. Es hat Haltung. Und es hat Tiefe. Es ist mutig, es ist warm, es ist schmerzhaft und schön zugleich. Für mich eins der stärksten Bücher, die ich als Blogger gelesen habe.