Beiträge von Buchkomet

    Herausgeber: OKTOPUS by Kampa (21. August 2025)

    Taschenbuch: ‎240

    ISBN-10:

    ASIN/ISBN: ‎3311300858


    Kurzbeschreibung


    Cruxdorf, eine Kleinstadt an der Grenze zu Dänemark, in der man die Nordsee riechen kann. Hier betreibt Moritz Wendtal seine Buchhand­lung. Früher war in dem Haus die Apotheke un­tergebracht. Und sind Bücher nicht auch eine Art Medizin? Wendtal hat für alle die passende Lek­türe parat. Wegen seiner Phantasie und Kombi­nationsgabe wenden sich viele Schreibende hilfe­suchend an ihn – und neuerdings auch Heinrich Uhlen, der stets überforderte Dorfpolizist. Denn bei Gerhard Brix, dem Bürgermeister, ist einge­brochen worden. Gestohlen wurde nichts, aber das Wohnzimmer verwüstet, und am Schrank hängt, wie eine blutige Drohung, eine Konserve Tomatensaft, aufgespießt mit einem Jagdmesser. Und was hat es mit dem mysteriösen Gedicht im Briefkasten der Familie auf sich? Wäre Wendtals Neugier nicht längst geweckt – Heinrichs dilet­tantische Ermittlungen könnte er sich nicht länger mit ansehen. Er geht den rätselhaften Geschehnis­sen in Cruxdorf selbst nach.


    Autor


    Tobias Sommer wurde 1978 in Schleswig-Holstein geboren und lebt mit seiner Familie in Bad Segeberg. Er hat den Hamburger Förderpreis gewonnen und wurde für den Ingeborg-Bachmannpreis nominiert.


    Rezension


    Ein Krimi für Leseratten, Küstenfans und alle, die sich im Herbst gern mit einer Tasse Tee auf dem Sofa verkriechen, so würde ich Wer das Ende verrät von Tobias Sommer wahrscheinlich anteasern. Dieses Buch sticht charmant aus dem Cozy-Crime-Genre hervor: Ein leicht verschrobener Buchhändler mit Spürsinn, ein überforderter Dorfpolizist, ein merkwürdiger Einbruch und eine Kleinstadt, in der nicht alles ist, wie es scheint.


    Moritz Wendtal ist nicht einfach nur Buchhändler, er ist eine Art Seelenklempner mit einem feinen Gespür für Menschen. Seine Buchhandlung, früher eine Apotheke, ist ein Zufluchtsort. Und als in Cruxdorf beim Bürgermeister eingebrochen wird, ohne Diebstahl, aber mit einer verstörenden Szene inklusive Tomatensaftdose und Gedichten, ist es Wendtal, der beginnt, den Dingen auf den Grund zu gehen.


    Die Atmosphäre im Buch ist Top!. Man riecht förmlich die Nordseeluft und hört die knarrenden Dielen in der Buchhandlung. Cruxdorf wirkt wie ein Prototyp der norddeutschen Kleinstadt, inklusive skurriler Figuren: etwa der betagten Buchladen-Aushilfe oder dem überforderten Polizisten, dessen größte Stärke wohl seine Ahnungslosigkeit ist.


    Die Figuren sind das Herzstück des Romans, eigen, aber durch und durch sympathisch. Der Fall entwickelt sich langsam, aber das passt zum Genre. Spannung entsteht durch Atmosphäre und Neugier, nicht durch Action. Das Finale überrascht mit einer gelungenen Wendung und bringt alles stimmig zusammen.


    Tobias Sommer liefert mit Wer das Ende verrät einen klug erzählten, charmanten und leicht zugänglichen Cozy-Crime, der vor allem durch seine Figuren und das atmosphärische Setting überzeugt.

    Wer Lust auf einen ruhigen, aber nicht langweiligen Krimi mit norddeutschem Flair, literarischen Zwischentönen und einem Hauch Skurrilität hat, sollte sich dieses Buch nicht entgehen lassen.

    Herausgeber: Weltenbaum Verlag (24. März 2025)

    Taschenbuch: ‎310

    ISBN10:

    ASIN/ISBN: 3949640207


    Kurzbeschreibung


    In einer Welt ohne Hoffnung wird das Schicksal der Menschheit von jenen bestimmt, die den Mut finden, es in Frage zu stellen. Das Jahr 2081 ist gezeichnet von den Folgen einer globalen Klimakatastrophe. Die Menschheit hat sich in sogenannte Litho-Asylums gerettet: unterirdisch in die Erde gegrabene Tunnelsysteme, die nur zu deutlich machen, welchen Stand man innerhalb der Gesellschaft einnimmt. Ihr einziger Ausweg: die Flucht zum Mars. Im Jahr 2121 zeigen sich die Auswirkungen der Marskolonialisierung. Die Gesellschaft hat in den vergangenen Jahren ein strenges System entwickelt, das die Menschen in einen von sechs Sektoren einteilt. Gaia, die dort geboren und aufgewachsen ist, erfährt eine Wahrheit, die das festgefügte System ins Wanken bringen könnte.


    Autorin


    »Manchmal denke ich, dass ich eine dunkle, melancholische Seele in einem freundlichen, guten Menschen bin. Und damit dieser Mensch freundlich und gut sein kann, muss die Seele eben Geschichten schreiben.«


    Annika Schüttler (*1998) verliert sich ständig in Geschichten - zuerst in fremden, später dann auch in eigenen. 2021 erscheint mit "Von Rosen und Krähen" die überarbeitete Fassung ihres Debüts.

    Ob ihr jedoch tatsächlich alle Geschichten in ihren Träumen zugeflüstert werden, wie sie erzählt, bleibt ungewiss.


    Rezension


    Wenn man so viele Dystopien, in so kurzer Zeit liest, stumpft man ein bisschen ab. Die Zutaten ähneln sich: kaputte Welt, unterdrückendes System, rebellische Figuren. Konnte mich 2081 von A. L. Schüttler trotzdem begeistern? Ja, durchaus.


    Die Geschichte spielt in einer Zukunft, in der die Erde durch die Klimakatastrophe unbewohnbar geworden ist. Die Menschheit hat sich in unterirdische Litho-Asylums gerettet: Tunnelsysteme, die Schutz bieten, aber auch gnadenlos den sozialen Status widerspiegeln. Der scheinbar einzige Ausweg: die Flucht zum Mars. Doch auch dort kein Zuckerschlecken, sondern neue (alte) Probleme. Die Gesellschaft ist in Sektoren unterteilt, streng reguliert, scheinbar perfekt, bis Gaia, unsere Hauptfigur, beginnt, hinter die Fassaden zu blicken.


    Was wie ein Neuanfang wirkt, entpuppt sich als System mit alten Fehlern in neuem Gewand. A. L. Schüttler verbindet aktuelle Themen wie Klimakrise, soziale Ungleichheit, Kontrolle und Überleben zu einer düsteren, aber klugen Zukunftsvision. Es geht nicht nur ums große Ganze, sondern um das Menschliche im System: Angst, Macht, Anpassung, Hoffnung, oder das, was noch davon übrig ist.

    Das Buch nimmt sich Zeit, seine Welt aufzubauen. Es gibt verschiedene Zeitstränge und Perspektiven, die sich langsam zu einem Gesamtbild fügen. Anfangs etwas sperrig, aber je tiefer man eintaucht, desto spannender wird es. Besonders gelungen: die Darstellung der Marsgesellschaft, strukturiert, durchdacht, aber auch nicht alles eitel Sonnenschein.


    2081 ist fordernd, nachdenklich und streckenweise bedrückend. Es stellt nicht die großen Antworten in den Raum, sondern die richtigen Fragen. Das Finale ist klug, stimmig und genau richtig. Wie gesagt, nur der Einstieg war etwas zäh, ansonsten aber gut gelungen. Fans von (SciFi) - Dystopien können bedenkenlos zugreifen.

    Herausgeber: Ashera Verlag (15. September 2025)

    Taschenbuch: ‎472

    ISBN10:

    ASIN/ISBN: 3910587259


    Kurzbeschreibung


    Was bist du bereit für die Liebe zu opfern? Lukas scheint alles zu haben: einen Traumjob, eine Penthousewohnung, gute Freunde – und einen Ehemann. Doch hinter dem perfekten Bild fühlt er sich gefangen. Auch Nico spürt, dass etwas in seinem Leben fehlt. Als sich ihre Blicke zum zweiten Mal treffen, ist es, als würde ein unsichtbares Band sie verbinden. Ausgerechnet Nico arbeitet seit Wochen an einem von Lukas’ wichtigsten Projekten – und geht ihm nicht mehr aus dem Kopf. Nico empfindet genauso. Doch zwischen ihnen stehen Familie, Ehe, Unsicherheit und die schmerzhafte Suche nach der eigenen Wahrheit. Ein Wechselbad der Gefühle beginnt. Wie weit sind Lukas und Nico bereit zu gehen – für eine Liebe, die alles verändern könnte?


    Rezension


    Ich bin ja normalerweise nicht der größte Romance-Leser. Große Gefühle, Seelenverwandtschaft und Herzschmerz, das findet man hier eher selten. Aber manchmal braucht man eben doch mal was fürs Herz.


    Die queere Lovestory rund um Lukas und Nico hat mir richtig gut gefallen. Es geht um zwei Männer, die auf den ersten Blick mitten im Leben stehen: mit Job, Familie, Beziehungen. Lukas lebt in einer toxischen Beziehung mit seinem Ehemann Thomas, der ist dominant, kalt, manipulativ. Die Art von Beziehung, in der man sich selbst Stück für Stück verliert, ohne es gleich zu merken. Auf der anderen Seite ist Nico, Familienvater, verheiratet und innerlich zerrissen. Zwischen Pflichtgefühl und dem Wunsch, endlich ehrlich zu sich selbst zu sein. Sein inneres Ringen mit seiner sexuellen Identität war für mich fast das stärkste Element der Geschichte. Es zeigt, wie viel Mut es braucht, sich selbst zu akzeptieren, wenn alles auf dem Spiel steht.


    Das Schöne an diesem Buch ist, dass es keinen geradlinigen Weg gibt. Beide Figuren kämpfen um ihre Beziehungen, ihre Gefühle. Dabei machen sie nicht alles richtig. Die Annäherung zwischen Nico und Lukas ist süß und emotional. Man hofft, dass beide ihr Glück finden können. Doch es wäre keine Romance, wenn nicht noch ein Drama im Hintergrund warten würde, und genau das bekommen wir hier auch.


    Einziger kleiner Kritikpunkt: Die Ehefrau von Nico bleibt mir leider etwas blass. Gerade in einer Geschichte, in der so viel auf dem Spiel steht, hätte ich mir gewünscht, auch ihre Perspektive etwas besser zu verstehen. Ihre Gefühle, ihre Unsicherheit, vielleicht auch ihre Wut oder Angst, das hätte dem Buch noch eine zusätzliche emotionale Tiefe gegeben. Aber ich verstehe auch, dass der Fokus hier klar auf Lukas und Nico liegt. Und als Romance funktioniert das Buch auch so sehr gut.


    Unterm Strich ist HIM mehr als nur eine Liebesgeschichte. Es ist ein Roman über Selbstfindung, über das Ringen mit den eigenen Gefühlen und über das Überwinden von toxischen Beziehungen. Ich habe mich bestens unterhalten gefühlt. Leseempfehlung!

    Herausgeber: Gmeiner-Verlag (13. August 2025)

    Taschenbuch: ‎312

    ISBN10:

    ASIN/ISBN: B0F3P5NGGR


    Kurzbeschreibung


    Entsetzen auf der weltbekannten Berliner Museumsinsel: Im Kuppelsaal der Nofretete wird eine grausam verstümmelte Leiche entdeckt. Augen, Ohren und Zunge wurden entfernt. Kurz darauf wird ein zweites Opfer gefunden. Die ganze Stadt spricht schon bald von einem Pharaonenfluch. Kommissarin Annetta Niedlich und ihr pensionierter Ex-Chef Magnus Böhm stehen vor einem Rätsel, denn der Täter hinterlässt keine Spuren - nur ein mysteriöses Symbol aus dem Ägyptischen Totenbuch. Dann schlägt der Killer im Pergamonmuseum zu und es wird klar, die Opfer verbindet ein dunkles Geheimnis. Aber was hat es mit der „Waage der Maat“ auf sich?


    Autor


    ALEX THOMAS ist das Alter Ego eines Autorenehepaares, unter dem es Thriller und Psychothriller veröffentlicht. Alex arbeitet seit langem im Buch- und Medienbetrieb, schreibt, übersetzt und lektoriert. Thomas (Foto) war viele Jahre als Professor für Künstliche Intelligenz an einer Londoner Universität tätig, bevor er sich dem Schreiben und Übersetzen von Romanen widmete. Unter dem Pseudonym TOM ALEX veröffentlichen beide zudem Jugendbücher und All-Age-Romane.


    Rezension


    Die ägyptische Mythologie hat mich schon immer fasziniert, klar also: Totenbuch – Bloody Berlin muss ich lesen. Ein Thriller / Krimi, der auf der Berliner Museumsinsel spielt, mit einem Mord direkt im Kuppelsaal vor der Nofretete? Klingt erstmal ziemlich vielversprechend. Und ja, das Setting ist auch richtig stark. Auch wenn ich nie dort war, hatte ich sofort Bilder im Kopf. Der Autor versteht es, eine leicht düstere und morbide Atmosphäre aufzubauen.


    Allerdings: Wer hier einen knallharten Thriller erwartet, könnte enttäuscht werden. Das Buch wird zwar als Thriller verkauft, liest sich aber eher wie ein klassischer Kriminalroman mit einem Hauch Mystery. Weniger Nervenkitzel, mehr Ermittlungsarbeit. Dafür gibt’s zwei gut erzählte Handlungsstränge, einen in Berlin mit Kommissarin Niedlich und ihrem pensionierten Kollegen Böhm, und einen in London mit DCI Reeves. Zwei Mordfälle, scheinbar unabhängig, aber natürlich hängt alles zusammen. Die Auflösung ist rund, auch wenn es bis dahin ein paar Längen gibt.


    Die Figuren haben mir überwiegend gut gefallen, vor allem Magnus Böhm. Kantig, ein bisschen grummelig, mit viel Persönlichkeit. Annetta Niedlich bleibt da etwas blass, was vielleicht daran liegt, dass ich den ersten Band nicht gelesen habe. Die Dynamik zwischen den beiden stimmt aber trotzdem. Weniger überzeugen konnte mich der Gegenspieler, da hätte ich mir einfach mehr Tiefe und Überraschung gewünscht.


    Sprachlich ist das Buch eher sachlich gehalten. Kein großes Feuerwerk, aber gut lesbar. Die Einbindung der ägyptischen Mythologie war für mich das Highlight, spannend, gut recherchiert, aber ich hätte mir sogar noch mehr davon gewünscht.


    Fazit? Solider Krimi mit starkem Setting, etwas Luft nach oben bei Tempo und Thrill. Eingefleischte Krimifans kommen auf ihre Kosten, wenn man die Erwartungen etwas anpasst.

    Herausgeber: Eigenverlag (29. Juni 2024)

    Taschenbuch: ‎144

    ISBN10:

    ASIN/ISBN: B0D8GY6P74


    Kurzbeschreibung


    Psychologischer Thriller, Philosophie, Science-Fiction und Mystery – ein faszinierendes Spiel zwischen Traum und Realität.


    Adrian Wagner ist ein Gefangener seines eigenen Geistes – Träume, so lebhaft und verstörend, ziehen sie ihn in eine Welt, die gleichzeitig vertraut und unheimlich fremd ist. Eine Welt, in der er Klara begegnet, der Liebe seines Lebens. Doch mit jedem Erwachen verwischt die Grenze zwischen Traum und Realität weiter.


    Eine Reise in die tiefsten Abgründe des menschlichen Verstands.

    Als die Psychologin Dr. Elena Novak seine rätselhaften Zustand untersucht, gerät sie selbst in einen Strudel aus unerklärlichen Phänomenen, philosophischen Fragen und existenziellen Zweifeln. Ist Adrians Welt nur ein Produkt seiner Fantasie – oder gibt es eine tiefere, verborgene Wahrheit, die jenseits des Fassbaren liegt?


    Eine faszinierende Geschichte für Leser, die psychologische Spannung, tiefgründige Philosophie und packende Mystery-Elemente lieben.

    „Gefangene Psyche – Wenn Träume dir deine Realität nehmen“ verbindet psychologische Spannung mit metaphysischen Fragen und Science-Fiction-Aspekten.


    Perfekt für Fans von philosophischer Literatur und intensiven Psycho-Thrillern.


    Autor


    "Geschichten sind so alt wie die Menschheit selbst.

    Sie führten uns hierher.


    Nun liegt es an uns, eine gemeinsame Zukunft zu schreiben."

    Norvyn Stades, das Pseudonym eines österreichischen Schriftstellers der seine tiefe Begeisterung für Geschichten mit der Kunst des Schreibens verbindet, um Welten voller Fantasie und Abenteuer zu erschaffen.


    Bereits in jungen Jahren zeigte sich seine Begeisterung für Geschichten, sei es durch das Verschlingen von Büchern, das gebannte Lauschen von Hörspielen oder das Versinken in die Tiefen filmischer Welten. Später als junger Erwachsener verfiel er schließlich dem Science-Fiction-Genre, fasziniert von dessen unendlichen Möglichkeiten und tiefgründigen Erkundungen des Unbekannten. Diese Leidenschaft für das Erzählte pflanzte den Samen für eine Zukunft, in der er selbst zum Erzähler werden sollte.


    Sein Weg zum Schreiben war ein langsames Erwachen. Jahre vergingen, in denen die Idee, selbst zu schreiben, nur ein leiser Traum war. Doch schließlich gab er dem Drängen nach und begann, seine Visionen zu Papier zu bringen. Er schreibt für ein Publikum jeden Alters: für Kinder, um ihnen Freude am Lernen und an der Fantasie zu vermitteln, und für Erwachsene, um sie mit fesselnden Science-Fiction-Geschichten, mit einem zusätzlichen Hauch von Fantasy und Thriller, in andere Welten zu entführen. Seine Leidenschaft für Science Fiction, sowohl als Leser als auch als Autor, treibt ihn an, Geschichten zu erschaffen, die die Grenzen des Möglichen erweitern.


    Norvyn Stades verbindet in seinen Werken Unterhaltung mit Tiefgang, lädt zum Träumen ein und fordert doch zugleich zum Nachdenken auf. Dabei nutzt er moderne Werkzeuge, darunter auch KI-gestützte Hilfsmittel, um seine Ideen bestmöglich umzusetzen und seine Geschichten in genau der Qualität zu erschaffen, die er sich immer gewünscht hat. Die kreative Kontrolle bleibt dabei stets in seinen Händen. Von der ersten Idee bis zum letzten Satz. Jede Geschichte, die er schreibt, ist das Ergebnis von unzähligen Stunden voller Hingabe, Herzblut und Leidenschaft. Geprägt von Detailarbeit und Feinschliff.


    Sein Name steht für Abenteuer, Erkenntnis und die unendliche Kraft der Fantasie.


    Rezension


    Wir alle träumen. Mal klar, mal wirr, mal vergessen wir’s sofort wieder. Und manchmal bleibt da dieses eine Bild, dieses eine Gefühl, als hätte der Traum mehr mit uns zu tun, als wir denken wollen. Gefangene Psyche von Norvyn Stades nimmt uns mit in ein Kopfkino, das so intensiv ist, dass man irgendwann selbst nicht mehr genau weiß, was echt ist, und was nicht.


    Im Mittelpunkt steht Adrian. Er liegt nach einem Unfall im Krankenhaus. Nichts Besonderes erstmal, bis er beginnt zu träumen, vom Jahr 1882. Von Klara. Einer Frau, die er dort kennenlernt. Und in die er sich verliebt. Das Problem: Wenn er aufwacht, ist sie weg. Aber die Gefühle bleiben. Und mit jedem weiteren Traum verschwimmt die Grenze zwischen Realität und Vorstellung mehr.


    Dr. Elena Novak, eine Psychologin, wird mit seinem Fall betraut. Sie soll das Ganze analysieren, einordnen, erklären. Aber je näher sie ihm kommt, desto mehr verliert auch sie den Boden unter den Füßen. Denn Adrians Geschichte ist auch irgendwie ihre Geschichte. Um die „Wahrheit“ herauszufinden, muss sie in ihrer Vergangenheit suchen, denn was sie dort findet, bestimmt ihr Leben in der Zukunft. Und wow, das Finale des Buches hält einige spannende Offenbarungen bereit, die ich so nicht erwartet hätte.


    Das Buch ist eine Art Gedankenexperiment: Was würde ich tun, wenn mir sowas passieren würde? Denn wenn wir ehrlich sind, wer hat nicht schon mal geträumt, irgendwo ganz anders zu sein? In einer anderen Zeit, mit anderen Menschen, in einem anderen Leben?


    Stades schreibt dabei angenehm klar, so wie ich es schon aus seinen anderen Büchern gewohnt bin. Er zwingt uns nicht zu Antworten, sondern führt uns in ein Labyrinth aus Möglichkeiten. Was, wenn die Realität, in der wir uns so sicher fühlen, nur eine Illusion ist?


    Norvyn Stades ist einer der spannendsten Autoren hier auf meinem Blog. Er schreibt nicht einfach nur Geschichten. Er wirft Fragen in den Raum, vor denen man nicht weglaufen kann. Gefangene Psyche ist für alle, die Geschichten suchen, die mehr sind als nur „spannend“. Es ist ein Buch über Träume, Erinnerung, Wirklichkeit, Wahrheit und darüber, wie schwer es manchmal sein kann, den Unterschied zwischen all dem zu erkennen.

    Herausgeber: Eigenverlag (14. Juli 2025)

    Taschenbuch: ‎282

    ISBN10:

    ASIN/ISBN: 381924963X


    Kurzbeschreibung


    Ein stummer Soldat. Eine Welt am Abgrund. Ein Feind, der Gott selbst trotzt. Im Jahr 2055 steht die Welt vor dem Abgrund. Klimakatastrophen haben Länder verwüstet, die Menschheit ringt ums Überleben, und der Krieg zwischen der Westlichen Allianz und China fordert Millionen Opfer. Während autoritäre Regime erstarken und der Rechtsruck Europa spaltet, kommt die größte Bedrohung aus dem Verborgenen: Ein uralter Wanderer plant, die Menschheit auszulöschen – aus Hass, aus Schmerz, aus Rache an Gott. Seine Waffe? Der junge Anthony. Seine Gegner? Eine Gruppe jugendlicher Rekruten, geführt vom stummen Außenseiter Joshua Carlton. Nur wenn Joshua sein tief vergrabenes Trauma überwindet und die Gruppe ihre inneren Konflikte übersteht, können sie das Unheil abwenden. Ein packender Thriller über eine Welt im Zerfall, über Schweigen als Schutz und Sprache des Widerstands. Für alle, die düstere Visionen, psychologische Tiefe und moralische Abgründe lieben. Wie viel Hoffnung bleibt, wenn das Ende der Welt nur der Anfang ist?


    Autor


    John Snowley wurde 1985 als Sohn einer Deutschen und eines Engländers in Duisburg geboren, wo er zweisprachig aufwuchs. Bereits zu Schul- und Studienzeiten schrieb er Satiren und Kurzgeschichten. Nach einigen Stationen als Dozent für Business-English und Jobcoach verdient er nun seine Brötchen im gewerblichen Rechtsschutz. Während seines zweijährigen Prosa-Fernstudiums bei der Textmanufaktur (Schwerpunkt Krimi und Thriller) vollendete er die dystopische Trilogie mit dem Titel "2055: Die Rache des Wanderers." Heute lebt John Snowley in Bochum.


    Rezension


    Ich dachte erst, 2055: Die Rache des Wanderers wird ein klassischer dystopischer Sci-Fi-Thriller mit ein bisschen Action. Weit gefehlt. Was John Snowley uns hier auftischt, ist dann doch viel mehr. Im Kern geht es um die Frage, ob die Menschheit überhaupt noch eine Daseinsberechtigung hat.


    Der Einstieg ist speziell: Adam und Eva, Gott, die Schlange. Und die These: der Mensch ist ein Fehler. Der perfekte Aufschlag für die eigentliche Story, denn die führt uns ins Jahr 2055, wo die Welt längst am Abgrund steht. Klimakatastrophen, Krieg, autoritäre Regime. Und ein dunkler Wanderer, der die Nase voll hat. Er will die Menschheit endgültig vernichten. Seine Waffe: ein junger Mann namens Anthony. Die, die sich ihm in den Weg stellen sollen: eine Gruppe Jugendlicher, Rekruten mit reichlich innerem Ballast. Im Zentrum: Joshua, ein stummer Außenseiter.


    Snowley erzählt abwechselnd aus der Sicht der Jugendlichen und des Wanderers. Und die Kapitel des Antagonisten? Überraschend vielschichtig. Ich hatte stellenweise fast Sympathie. Die Gruppe rund um Joshua wächst langsam zusammen, mitten in der Härte einer Militärakademie. Vertrauen, Zusammenhalt, Widerstand, darum geht’s hier genauso wie um Schweigen als Schutz und Sprache. Joshua sagt nichts, aber wirkt trotzdem stark. Seine Figur ist, neben dem Wanderer, mein persönliches Highlight.


    Einziger Kritikpunkt: Die realpolitischen Elemente (z. B. #fckafd) fand ich etwas zu drüber. Fiktive Elemente hätten hier stärker gewirkt. Trotzdem: Konflikt ist ein richtig starker Auftakt. Düster, psychologisch, überraschend tief. Wie sagte eins Agent Smith aus Matrix so schön: „Der Mensch ist eine Krankheit, das Geschwür dieses Planeten. Ihr seid wie die Pest.“ Und die Frage bleibt: Ist der Mensch wirklich ein Parasit, oder doch noch zu retten? Leseempfehlung!

    Herausgeber: Eigenverlag (24. Juli 2025)

    Taschenbuch: ‎292

    ISBN10:

    ASIN/ISBN: 3819407855


    Kurzbeschreibung


    Eine entführte Journalistin. Ein traumatisierter Veteran. Eine Bande brutaler Menschenhändler. Diesmal haben sie sich das falsche Opfer ausgesucht. Die Journalistin Ronda Jeremies verschwindet während einer Recherche. Ihre Kollegin Sophie Marx bittet den traumatisierten Ex-Kommandosoldaten Lukas Keller um Hilfe. Auf der Suche nach Ronda stoßen sie auf zwei Tote, ein illegales Bordell im Berliner Hinterland und eine brutale Verbrecherorganisation, deren Kopf den Spitznamen »Die Klinge« trägt und von Rumänien aus operiert. Keller gelingt es, Ronda Jeremies in Rumänien aufzuspüren. Aber bei der Befreiungsaktion geraten sie in eine Falle und müssen in die Wälder fliehen. »Die Klinge« und ihre Schergen starten eine erbarmungslose Hetzjagd auf die vermeintlich leichte Beute. Eine verhängnisvolle Entscheidung. Denn Lukas Keller ist ein Mann, den man nicht in die Enge treiben sollte … Gnadenlos spannend, temporeich und actiongeladen – der dritte Lukas-Keller-Thriller!


    Autor


    Oliver Gross wuchs in Ostwestfalen auf und lebt im Münsterland. Spannende Geschichten in Büchern und anderen Medien begleiten ihn seit der Kindheit. In der Folge entstand auch die Leidenschaft für das Erzählen von Geschichten – in den Genres Krimi und Thriller, Horror und Science-Fiction sowie Fantasy. Standesgemäß versucht der Autor, neben seinem Hauptberuf täglich wenigstens ein paar Sätze zu schreiben.


    Rezension


    Leichte Beute ist ein kompromissloser Actionthriller mit starkem Setting und hohem Tempo, der bestens unterhält, aber bei der Figurenzeichnung hinter seinen Vorgängern zurückbleibt.

    Ich habe schon die ersten beiden Bände verschlungen, jetzt war ich gespannt, ob Band 3 da mithalten kann. Die Antwort: Ja, kann er! Auch wenn dieser Teil deutlich anders funktioniert als seine Vorgänger. Oliver Gross selbst beschreibt ihn als Hommage an die Actionhelden der 80er und 90er, wie Stallone, Schwarzenegger und Co. Und genau so liest er sich auch. Rasant, kompromisslos, actionlastig. Lukas Keller wird wieder in einen Fall gezogen, bei dem es um nicht weniger geht als Menschenhandel, Prostitution und eine skrupellose Organisation, deren Boss „Die Klinge“ heißt und von Rumänien aus operiert. Als die Journalistin Ronda Jeremies bei einer Recherche verschwindet, bittet ihre Kollegin Sophie Marx Keller um Hilfe und der gerät mitten hinein in einen Albtraum. Die Handlung zieht sofort an, das Tempo bleibt hoch, die Spannung ebenso.


    Die schweren Themen werden dabei nicht plump erzählt, sondern mit dem nötigen Feingehfühl. Gleichzeitig kracht die Action ordentlich und man merkt dem Stil an, dass hier Stallone, Willis & Co. klar Pate standen. Für Fans von klassischen Actionthrillern ist das ein Volltreffer. Aber: Bei all dem Tempo bleiben die Figuren diesmal leider auf der Strecke. Weder Keller noch die Nebenfiguren bekommen die Tiefe, die ich aus den Vorgängern kenne. Das ist schade, denn genau das hat die Reihe bisher ausgemacht. Und dennoch: Der Schreibstil ist stark, das Setting überzeugend und die Story spannend bis zur letzten Seite.


    Ein Thriller, der wie gemacht ist für eine Verfilmung, der sich irgendwo zwischen Bourne und Rambo einreihen würde. Und auch wenn ich mir für einen möglichen Band 4 wieder mehr Charakterzeichnung wünsche, hatte ich dennoch richtig Spaß mit diesem Buch. Absolut lesenswert, vor allem für Fans temporeicher Actionstreifen der 80er und 90er Jahre.


    Auf meinem Blog findet ihr eine ausführlichere Rezension, schaut dort gern mal vorbei: https://buchkomet.wordpress.com/2025/09/05/lei…-80er-und-90er/

    Herausgeber: Notschriften Verlag (16. Juli 2025)

    Taschenbuch: ‎332

    ISBN10:

    ASIN/ISBN: 394893584X


    Kurzbeschreibung


    Aus dem Polizeidienst entlassen und von Killern verfolgt, bleibt der ehemaligen Kommissarin Diana Brandt nur die Flucht nach Sizilien – zu ihrem verhassten leiblichen Vater, dem mächtigen Mafiapaten Orsino Licata. Vor Ort wird Diana in den blutigsten Mafiakrieg aller Zeiten hineingezogen. Um den Tod weiterer Unschuldiger zu verhindern, steht sie schon bald vor der ultimativen Gewissensfrage: Kann sie dem Terror mit den Mitteln des Gesetzes Einhalt gebieten, oder muss sie ihre letzten Skrupel beiseiteschieben und sich der Macht der Mafia bedienen? Nun hat auch der Kampf um Dianas Seele begonnen …


    Autor


    Rafael Kühn, Jahrgang 1978, ist Autor und Regisseur mit Wohnsitz in Dresden. Er hat zahlreiche Kurzfilme verschiedener Genres realisiert, bevor 2008 sein Spielfilmdebüt »Das Verhör« deutschlandweit zur Aufführung kam. In seinen Stoffen reflektiert er gern aktuelle gesellschaftliche Themen und menschliche Widersprüche.


    Rezension


    Hab ich letztens noch irgendwas von Krimimüdigkeit erzählt? Tja. Kurz danach hatte ich Krieg um Sizilien in der Hand und damit war es das dann auch schon vorbei mit der Müdigkeit. Keine Ahnung, was vorab genau ich erwartet habe, aber sicher nicht so ein Brett von einem Buch.


    Ich muss gestehen, ich bin hier komplett quer eingestiegen. Band drei, ohne die ersten beiden gelesen zu haben. Funktioniert das Buch auch ohne Vorwissen? Ja. Tut es. Überraschend gut sogar.

    Aber worum geht’s eigentlich? Diana Brandt, Ex-Kommissarin, wurde aus dem Polizeidienst geworfen. Und als wär das nicht genug, wird sie auch noch von Killern verfolgt. Ihre einzige Chance: Flucht. Ausgerechnet zu ihrem Vater. Der allerdings ist kein liebevoller Familienmensch, sondern Orsino Licata, Mafiapate mit ordentlich Dreck am Stecken. Und klar, der Zeitpunkt ihrer Ankunft könnte kaum schlechter sein. Sizilien steht am Rand eines eskalierenden Mafiakriegs.


    Was Kühn hier aufzieht, ist kein gemütlicher Sonntagsfall. Es ist ein abgründiges Spiel aus Macht, Loyalität, Schuld und der Frage, wie weit man gehen darf, um das Richtige zu tun. Dabei schreibt er ruhig und straight forward. So mag ich das. Kommen wir aber mal zum dicken Elefanten im Raum: Das Finale. Das war … wow. Ich war ehrlich gesagt ziemlich überrascht, wie heftig das reingehauen hat. Ich habe mit vielem gerechnet, aber nicht mit dem. Was genau man davon hält, hängt vermutlich auch davon ab, wie man zu den Entscheidungen der Figuren steht. Ich fand’s stark. Und mutig.


    Unterm Strich bleibt ein Buch, das für mich weit über das hinausging, was ich sonst an Krimis gewohnt bin. Es ist hart, schnell, emotional aufgeladen. Und es hat mit Diana Brandt eine Figur im Zentrum, die nicht perfekt ist, aber genau deshalb überzeugt. Und das Finale erst... Krieg um Sizilien gehört mit zu den besten Krimis, die ich hier lesen durfte.


    Und deshalb sag ich: Lest es. Auch wenn ihr die ersten beiden Bände nicht kennt. Auch wenn ihr eigentlich gerade keine Lust auf Krimis habt. Gebt dem Buch eine Chance. Es lohnt sich wirklich, versprochen.


    Auf meinem Blog findet ihr eine ausführlichere Rezension, schaut dort gern mal vorbei: https://buchkomet.wordpress.com/2025/09/02/dia…afia-und-moral/

    Herausgeber: Osburg Verlag (23. Juni 2025)

    Taschenbuch: ‎240

    ISBN10:

    ASIN/ISBN: 3955103781


    Kurzbeschreibung


    Es gibt Leben, die wie Faustschläge sind. Zwischen Rummelplatz, Boxring und Spielhöllen kämpfen Schicksale gegen die Welt und sich selbst an. Punch erzählt von Menschen am Rande: Von einem ukrainischen Boxer, der nicht in den Krieg will, von einer jungen Frau, die auf der Suche nach einem Fight ist, von einem gescheiterten Journeyman, der nie aufgehört hat zu verlieren. Da ist Lena an ihrem Zuckerwattestand, ihr Handgelenk schmerzt. Bis vor wenigen Minuten hat sie Berge voll Süße auf Holzstiele gedreht – sechs Stunden, endlich der Wechsel mit ihrer jüngeren Schwester. Während andere Kinder mit Roboterkrallen in Spielzeugmeeren tauchen, wischt der kleine Leon in der Ringecke Adrian das Blut von der Stirn. Sein Lieblingsboxer schnauft ein letztes Mal durch. Letzte Runde. Der Rummel­platz – sonst ein Ort des Vergnügens – wird hier zum Kaleidos­kop der Schatten­existenzen. Was ist Mut? Ist feige und schlecht, wer nicht kämpft? Was ist das Leben im Exil wert, wenn in der Heimat Häuser verbrennen? Mit sprachlicher Intensität und philosophischer Tiefe leuchtet der Roman die Zerrissenheit derer aus, die sich zwischen Kampf und Aufgeben, zwischen Entwurzelung und dem Wunsch nach einem Zuhause bewegen. Paul Garbulski gelingt das Wandern durch jene Welten, die für gewöhnlich unsichtbar bleiben – scharfe Blicke auf das, was sich allzu häufig den Augen entzieht. Eine neue, kraftvolle Stimme in der Gegenwartsliteratur, die in der Tradition großer realistischer Erzähler steht. Extrem verdichtete Prosa mit ultimativer Sogwirkung.


    Autor


    Paul Garbulski, geboren 1983 im polnischen Bromberg, Magister der Philosophie und Soziologie in Tübingen. Zunächst freier Journalist für diverse Medien, schließlich fester Autor in der Vice-Redaktion Berlin. Ob Wirbelstrommesser in Elektrizitätswerken, Schwerteilkommissionierer in Fabriken oder Passmann auf LKWs – beständig ging Paul Garbulski diversen Anstellungen nach, ganz der Maxime folgend, dass man das Leben abseits des Schreibtisches erfahren muss, um es in Worte fassen zu können. Nach fünf Jahren im Zürcher Gastronomiebetrieb kehrte er nach Berlin zurück, um Punch fertigzustellen.


    Rezension


    Man denkt bei einem Rummel zuerst an Zuckerwatte, kreischende Kinder, Fahrgeschäfte, die dir den Magen umdrehen, oder? Niemand von uns denkt auch nur ansatzweise an abgekämpfte Existenzen, blutige Fäuste und Menschen, die kaum noch wissen, wofür sie morgens aufstehen.


    Der Roman Punch zeigt, wie es aussieht, wenn Menschen an Orten leben, die andere nur besuchen, um dem Alltag zu entkommen. Für die einen ist der Rummel Vergnügen, für die anderen ist er das, was zwischen ihnen und dem sozialen Absturz steht.


    Da ist Adrian, der Boxer, der lieber in der Rummel-Show eins auf die Mütze kriegt, als zurück in die Ukraine zu gehen, um im Krieg zu dienen. Lena, die an ihrem Zuckerwattestand steht, den ganzen Tag rotiert und hofft, dass die Schicht endlich vorbei ist. Oder der kleine Leon, der in der Ringecke hockt und Adrian das Blut abwischt. Kinder in dieser Welt sind keine Zuschauer. Sie gehören dazu, übernehmen Aufgaben, wachsen zwischen Boxring und Spielautomaten auf.


    Was Garbulski richtig gut hinkriegt: Er erzählt nichts, um irgendwelches Mitleid zu erzeugen. Keine Figur ist Opfer im herkömmlichen Sinne. Sie alle treffen Entscheidungen. Gute, mal falsche, manchmal vielleicht auch gar keine. Sie kommen klar, irgendwie. Er zeigt einfach, was ist. Und das reicht völlig. Der Autor schreibt auf den Punkt, keine unnötigen Ausschweifungen, kein literarischer Firlefanz. Da sitzt jeder Satz. Man ist mittendrin.


    Man merkt beim Lesen, wie wenig Distanz zwischen dieser Welt und unserer ist. Du denkst, du liest über andere, aber erkennst plötzlich Dinge, die du selbst kennst. Ausgebrannt sein. Zu viel Verantwortung. Zu wenig Perspektive. Und trotzdem weitermachen. Nicht, weil man Hoffnung hat. Sondern, weil Anhalten keine Option ist.

    Für mich eines der stärksten Bücher dieses Jahres. Must Read!


    Auf meinem Blog findet ihr eine ausführlichere Rezension, schaut dort gern mal vorbei: https://buchkomet.wordpress.com/2025/08/30/pun…r-gesellschaft/

    Herausgeber: C.H.Beck(17. November 2023)

    Taschenbuch: ‎508

    ISBN10:

    ASIN/ISBN: 3406814441


    Kurzbeschreibung


    Sie begannen als Pilger, kämpften als Kriegermönche, bereicherten sich als Bankiers und endeten als Häretiker: Der britische Historiker Dan Jones hat die Quellen zu den Templern neu gelesen und bietet mit diesem Buch ein Meisterstück an historischer Erzählkunst: auf dem neuesten Forschungsstand, mit sicherem Gespür für außergewöhnliche Episoden und spannend von der ersten bis zur letzten Seite.


    Jerusalem 1119. Eine kleine Gruppe von Rittern sucht nach dem Ersten Kreuzzug nach einer neuen Aufgabe und gründet die "Arme Ritterschaft Christi und des Salomonischen Tempels zu Jerusalem", um Jerusalem-Pilger zu beschützen. Schon bald beginnt ein wundersamer Aufstieg: Die neuartigen Kriegermönche werden zur militärischen Eliteeinheit, die für die Kreuzfahrerstaaten im Heiligen Land kämpft. Landgüter in Europa, horrende Lösegelder und Tribute sorgen für sprudelnde Einnahmen. Die "arme Ritterschaft" wird zum Bankhaus, von dem Kaufleute und Könige in Orient und Okzident abhängig sind. Doch der sagenhafte Reichtum weckt Begehrlichkeiten. Es beginnt die Zeit der Verfolgung. Der letzte Großmeister verbrennt 1314 auf dem Scheiterhaufen.

    Dan Jones versteht es meisterhaft, den Leser ganz in die Zeit der Kreuzzüge hineinzuversetzen und zugleich die kritische Distanz zu den Quellen zu wahren. Wer sein eindrucksvolles Buch gelesen hat, wird zutiefst verstehen, warum Aufstieg und Untergang der Tempelritter seit dem Mittelalter und bis heute die Phantasie beflügeln.

    Autor


    Dan Jones, Historiker und Journalist, ist in Großbritannien und den USA durch historische Bestseller und Fernsehdokumentationen bekannt geworden.


    Rezension


    Die Templer: jeder kennt ihren Namen, aber kaum jemand kennt ihre Geschichte. Verschwörungsmythen ranken sich um die einst mächtigste Bruderschaft bis heute. Dan Jones bringt Ordnung ins Chaos der Legenden und zeigt, was wirklich dran war am berühmtesten Ritterorden des Mittelalters.


    Das Buch erzählt, wie eine kleine Gruppe armer Ritter 1119 in Jerusalem einen radikalen Plan fasste: Pilger beschützen, notfalls mit Gewalt. Daraus wurde innerhalb weniger Jahrzehnte eine militärische Elite mit Einfluss von Schottland bis Zypern. Die Templer kämpften an vorderster Front im Heiligen Land, verloren aber auch bittere Schlachten gegen die Mamluken. Gleichzeitig bauten sie in Europa ein Finanznetzwerk auf, das seinesgleichen suchte: Kredite, Geldtransfers, Schatzverwaltung, selbst Könige liehen sich Geld von den Templern.


    Doch der Erfolg wurde ihnen zum Verhängnis. Als das Heilige Land verloren ging und die politischen Gegner in Europa stärker wurden, kam der Fall. Frankreichs König Philipp IV. ließ 1307 den ganzen Orden verhaften, wegen angeblicher Ketzerei. Der Papst machte mit. Zwei Jahre später war der Orden Geschichte, ihr letzter Großmeister verbrannte auf dem Scheiterhaufen.


    Dan Jones gelingt mit diesem Buch etwas, was viele historische Sachbücher nicht schaffen: Er beschreibt eine Zeit voller Spannung. Man kommt sich manchmal vor, als würde man einen Thriller oder dergleichen lesen. Ich konnte das Buch teilweise nur schlecht zur Seite legen. Das spricht ganz klar für Dan Jones, der hier keine starre Abhandlung präsentiert. Man lernt etwas. Man versteht Zusammenhänge. Wer auch nur ansatzweise etwas mit Geschichte anfangen kann, sollte definitiv diesem Buch eine Chance geben.


    Auf meinem Blog findet ihr eine ausführlichere Rezension, schaut dort gern mal vorbei: https://buchkomet.wordpress.com/2025/08/28/rez…ll-der-templer/

    Herausgeber: Gmeiner-Verlag (13. August 2025)

    Taschenbuch: ‎480

    ISBN10:

    ASIN/ISBN: 3839208882


    Kurzbeschreibung


    Um über einen persönlichen Schicksalsschlag hinwegzukommen, besucht die PR-Beraterin Romy Sternek regelmäßig heimlich fremde Beerdigungen auf dem Frankfurter Hauptfriedhof. In der Gemeinschaft der Trauernden findet sie Trost. Während der Beisetzung des Mordopfers Lukas Delbrück wird sie Zeugin eines tätlichen Angriffs. Da der ermittelnde Kommissar ihre Beobachtungen ignoriert, beginnt sie selbst Nachforschungen anzustellen. Dabei verstrickt sich Romy immer tiefer in ein Netz aus Intrigen und gefährlichen Lügen, bis sie selbst in tödlicher Gefahr schwebt.


    Autorin


    Die Liebe zu Geschichten wurde Carla Eisfeldt von ihrer Omi in die Wiege gelegt: Aufgewachsen mit den Märchen der Brüder Grimm, entdeckte die Autorin bereits früh ihre kreative Ader, die sie schließlich zur Grafikerin machte. Schreiben? Lange nur beruflich. Erst der Corona-Lockdown brachte den Impuls, ihren ersten Kurzgeschichtenband zu veröffentlichen – ein zweiter ließ nicht lange auf sich warten. Heute lebt Carla Eisfeldt mit Mann, zwei Söhnen und einer Katze in Frankfurt, unweit des Hauptfriedhofs. Dort spaziert sie gerne und hält besondere Momente mit der Kamera fest. Einer dieser Streifzüge lieferte die Idee für ihren ersten Krimi. Ihr Motto? Geschichten warten überall darauf, entdeckt zu werden – manchmal sogar zwischen Grabsteinen.


    Rezension


    Ich habe es neulich schon angedeutet: Krimis und ich, das war zuletzt eher eine schwierige Beziehung. Mord hier, Ermittler da, ein Twist, den man schon drei Kapitel vorher gerochen hat, irgendwann ist die Luft einfach raus. Umso überraschender, dass mich Lügen sind Rudeltiere von Carla Eisfeldt dann doch wieder gepackt hat.


    Romy Sterneck ist keine Ermittlerin, keine Journalistin, keine Schnüfflerin, sondern PR-Beraterin. Heimlich besucht sie fremde Beerdigungen auf dem Frankfurter Hauptfriedhof, um einen eigenen Verlust zu verarbeiten. Das klingt makaber, ist aber originell, glaubwürdig und macht Romy sofort greifbar.


    Natürlich stolpert sie trotzdem mitten in einen Mordfall. Aber weil sie eben keine Profiermittlerin ist, geht sie mit Bauchgefühl und Hartnäckigkeit ans Werk. Das macht die Handlung abwechslungsreich, manchmal unvorhersehbar und deutlich frischer als der übliche Krimi-Einheitsbrei. Besonders mochte ich Margit, Romys neugierige Nachbarin, die mit Kuchen und Witz Romys Liebesleben ankurbeln will. Solche Nebenfiguren lockern alles auf und bringen Menschlichkeit in ein Genre, das oft zu ernst daherkommt.


    Eisfeldt hält die Spannung hoch, ohne überzogene Action oder Cliffhanger. Stattdessen überzeugt das Buch mit stimmiger Atmosphäre, gutem Flow und Figuren, die man gern begleitet. Einziger Kritikpunkt: Romys Verlust hätte für mich noch mehr Tiefe vertragen können. Aber vielleicht hebt sich die Autorin das auch für die nächsten Bände auf, Potenzial ist dafür ja reichlich vorhanden.


    Carla Eisfeldt beweist mit ihrem Debüt, dass sie das Zeug hat, sich im Krimigenre einen Platz zu erobern. Nicht durch Einheitsbrei, sondern durch gute Ideen, glaubwürdige Figuren und eine Erzählweise, die sich nicht unbedingt an Genre-Konventionen klammert. Ich bin gespannt, ob es mit Romy weitergeht, verdient hätte sie es allemal. Und ich bin definitiv auch beim (möglichen) nächsten Band wieder mit dabei. Hoffen wir, dass meine Krimimüdigkeit bis dahin ad acta gelegt ist, denn Lügen sind Rudeltiere hat mir gezeigt: Es gibt sie noch, die Krimis, die anders sind.


    9/10

    Herausgeber: Eigenverlag / Story.One (1. Juni 2025)

    Taschenbuch: ‎76

    ISBN10:

    ASIN/ISBN: 3711586597


    Kurzbeschreibung


    FARBEN SIND FÜR ALLE DA!Nicht für Lars. Er kam farbenblind auf die Welt und sieht sein Umfeld schon sein Leben lang mit anderen Augen. Mit dieser Besonderheit im Gepäck wirft er in 16 Kapiteln einen erfrischenden Blick auf die queere und bunte Community.Welche Bedeutung haben die Farben der Regenbogenfahne für die Prideszene und für ihn persönlich?Komm mit auf eine Reise mit einem farbenblinden Tourguide. Finde heraus, welche Farbe das erste Kleid hatte, das Lars trug, warum er blaues Blut hat und aus welchem Grund seine Kleiderbügel früher beschriftet waren.Charmant nimmt Lars uns mit auf einen Trip durch sein Leben und lässt uns durch seine Augen in seine bunte Seele blicken.Weil ALLE Menschen einzigartig sind!


    Autor


    Lars Hilsmann ist 1995 farbenblind auf die Welt gekommen. Er hätte wohl selbst nicht damit gerechnet, dass er jetzt ein Buch über Farben herausbringt. Durch den Kontakt zu einem Kunden in seiner alten Heimat nahe Dortmund als Bankkaufmann, ist er auf die LGBTQ-Community aufmerksam geworden. Nach seinem ersten Buch, welches auch über Homosexualität handelt, hat er sich jetzt der Regenbogenfahne angenommen. Der Kunde ist mittlerweile zu einem Freund geworden und der Kontakt besteht weiterhin, obwohl er sich jetzt mit Frau und Tochter in der Nähe von Bremen niedergelassen hat.


    Rezension


    Lars Hilsmann ist farbenblind. Und doch ist er irgendwie der perfekte Tourguide durch eine Welt, die für viele bunt ist, für ihn aber ganz anders aussieht. In Farben sind (nicht) für alle da nimmt er uns auf knapp 80 Seiten mit auf eine sehr persönliche Reise durch die Regenbogenwelt. Und obwohl er die Farben selbst kaum sehen kann, versteht er sie auf eine Art, die wirklich beeindruckt.


    Jedes Kapitel ist einer Farbe gewidmet, samt Bedeutung für die queere Community und Lars´ ganz eigenen Gedanken dazu. Das klingt jetzt theoretisch, ist es aber überhaupt nicht. Statt Fachsimpelei gibt´s Anekdoten aus seinem echten Leben: z. B.: Warum er es damals bei Frauen nicht leicht hatte oder wieso Pink nicht nur was für Mädchen ist.


    Das Ganze ist mit viel Charme und Herz erzählt, dass man gar nicht mehr aufhören will zu lesen. Lars schreibt ehrlich, nahbar, klug. Er stellt Fragen, die hängen bleiben, zum Beispiel: Warum braucht es eigentlich immer noch eine queere Bewegung? Und seine Antworten sind genauso stark wie passend.


    Was ich besonders mochte: Trotz des ernsten Themas wirkt das Buch nie schwer. Im Gegenteil, es macht Hoffnung. Es zeigt, dass man auch mit Einschränkungen seinen Weg gehen kann. Und, dass es okay ist, anders zu sein. Oder wie Lars selbst sagt:


    Nur weil jemand ein Handicap hat, nur weil jemand eine andere Sexualität hat ... darf er nicht benachteiligt werden.


    Besser kann man´s nicht sagen.


    10/10

    Herausgeber: Federfrei Verlag (11. Mai 2025)

    Taschenbuch: ‎278 Seiten

    ASIN: ‎

    ASIN/ISBN: B0F7ZQ16R8


    Kurzbeschreibung


    Romantischer Mondschein, zirpende Grillen und die malerische Kulisse der mittelalterlichen Stadtmauer: Idyllischer könnte das Mondscheinkino in Eggenburg kaum sein. Bis der Name des Arztes im Abspann aufflackert – und Dr. Haberl sich nicht mehr aus seinem Liegestuhl erhebt. Anna entdeckt Spuren, die auf eine Fesselung hindeuten – hat jemand den Arzt gefoltert? Trotz der Schussverletzung aus ihrem letzten Fall beginnt Anna, auf eigene Faust zu ermitteln. Schnell taucht sie immer weiter ein in ein Netz aus Lügen und Intrigen, Macht und Ohnmacht. In eine Welt, in der jeder alles weiß, doch vieles nicht gesagt werden darf.


    Autorin


    Pia Wala, geboren 1993, studierte Vergleichende Literaturwissenschaft in Wien und arbeitete viele

    Jahre als Texterin, bevor sie in die Verlags- und Medienbranche wechselte. Die Wahl-Waldviertlerin

    lebt in der Nähe von Eggenburg. Hier schreibt sie, inspiriert von der Region, ihre Krimis – meist mit

    schlafendem Baby im Tragetuch oder während Spaziergängen durch die Stadt.


    Rezension


    „Schöner Schein“ von Pia Wala hat mich direkt nach Eggenburg katapultiert, ein kleines, charmantes Örtchen mit mittelalterlicher Kulisse und genau der richtigen Portion „Hier ist doch was faul“. Und ja, da ist auch was faul. Beim gemütlichen Mondscheinkino stirbt ein Arzt mitten im Film, und ehe man sich versieht, steckt Anna, Ex-Polizistin und jetzige Bäckerin mit Spürsinn, wieder mitten in einem Mordfall.


    Ich bin hier ohne Vorkenntnisse in den zweiten Band eingestiegen, aber das hat super funktioniert. Die Autorin baut das Vorwissen dezent ein. Der Mix aus leichten Cozy-Crime-Vibes und düsterer Spannung funktioniert wunderbar. Anna backt morgens ihre Kipferl, aber nachmittags hängt sie schon in Ermittlungen drin, entdeckt Spuren, die kein Zufall sein können, und legt sich mit alten Kollegen an, die von ihrer „Ermittlung“ natürlich wenig begeistert sind.


    Das Setting ist dabei besonders gelungen: Die Kleinstadt mit ihren netten Fassaden, aber tief sitzenden Geheimnissen, das ist treffend eingefangen. Wer selbst aus einem kleinen Ort kommt, weiß: Man grüßt freundlich, aber jeder weiß (fast) alles über jeden. Genau das bringt Pia Wala wunderbar rüber. Die Stimmung ist ruhig, der Kriminalfall solide gestrickt, logisch aufgebaut und spannend erzählt, auch wenn das Ende für mich jetzt keine komplette Überraschung war.


    Nun kommt aber mein persönlicher Knackpunkt: Ich bin gerade etwas krimimüde. Vielleicht hat mir deshalb hier und da der gewisse Kick gefehlt, das Unerwartete, das, was einen nochmal richtig überrascht. Dafür folgt mir der Krimi einfach zu sehr den bekannten Pfaden. Das ist meckern auf hohem Niveau, klar, aber so richtig umgehauen hat es mich nicht.

    Trotzdem: Wer Lust auf einen ruhigen, atmosphärischen Krimi mit kleinstädtischem Tiefgang hat, sollte sich „Schöner Schein“ definitiv mal näher anschauen.


    8/10


    Auf meinem Blog findet ihr eine ausführlichere Rezension: https://buchkomet.wordpress.com/2025/08/19/rez…ck-und-leichen/

    Herausgeber: Karl Blessing Verlag (28. Mai 2025)

    Taschenbuch: ‎416 Seiten

    ISBN-10: ‎ 3896677594

    ISBN-13: ‎ 978-3896677594

    ASIN/ISBN: 3896677594


    Kurzbeschreibung


    Ein großes Epos von Liebe und Krieg, Widerstand und Überlebenswillen


    Eine alte Frau blickt auf ihr Leben: Sie ist die Witwe des letzten Häuptlings der Ewenken, eines Nomadenvolkes an der russisch-chinesischen Grenze. Ihre Existenz und die ihres Stammes sind bestimmt von den klaren Regeln der Gemeinschaft, der engen Symbiose mit der Natur, den Rentieren, der Jagd, den Wäldern. Doch im China des 20. Jahrhunderts machen die politischen Umwälzungen auch vor der Welt der Nomaden nicht halt. Die japanische Besetzung der Mandschurei zwingt die Männer in den Krieg, der Sozialismus der Mao-Zeit die Familien in die Städte und in geschlossene Häuser. Nur die alte Frau und ihre Sippe halten unbeirrt an ihrer traditionellen Lebensweise fest.


    Mit diesem außergewöhnlichen Roman setzt die preisgekrönte Schriftstellerin Chi Zijian dem Volk der Ewenken ein Denkmal und gibt Einblick in das China der Vergangenheit und Gegenwart.


    Autorin


    Chi Zijian wurde 1964 in Chinas nördlichstem Dorf, Mohe, an der russisch-chinesischen Grenze geboren. Seit ihrem literarischen Debüt »Unter den Bäumen« 1983 hat sie mehr als vierzig Einzelwerke veröffentlicht und gehört zu den erfolgreichsten Autorinnen Chinas. Ihr Werk wurde dreimal mit dem Lu Xun-Literaturpreis ausgezeichnet. 2008 erhielt sie u.a. für ihr Werk »Landschaft im See« mit dem Mao Dun-Preis die höchste Auszeichnung für Belletristik in China. 2004 erhielt sie das Suspence-Sentence Fellowship der australischen James Joyce-Foundation. Ihre Romane wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt, auf Deutsch ist dies die erste Übersetzung.


    Rezension


    Stell dir vor, du sitzt an einem Lagerfeuer, tief in den Wäldern an der russisch-chinesischen Grenze, und eine 90-jährige Frau beginnt, dir die Geschichte ihres Volkes zu erzählen und du merkst, du wusstest nicht einmal, dass es dieses Volk gibt. Das letzte Viertel des Mondes von Chi Zijian erzählt von den Ewenken, einem Nomadenvolk, das seit Generationen in enger Verbindung mit der Natur lebt, den Jahreszeiten folgt, mit den Rentieren zieht und jeden Fluss, jeden Berg kennt.


    Die Erzählerin der Geschichte ist 90 Jahre alt, die Witwe des letzten großen Häuptlings der Ewenken und sie blickt zurück auf ein Jahrhundert voller Veränderungen, Verluste und Kämpfe. Sie erzählt von einer Zeit, in der die Welt der Ewenken noch unberührt war, und davon, wie Kriege, politische Umbrüche und Umweltzerstörung diese Welt Stück für Stück zerstören. Wälder werden gerodet, Flüsse verschmutzt, Tiere finden kein Futter mehr. Das alles passiert nicht mit einem großen Knall, sondern Stück für Stück, in kleinen Beobachtungen und Veränderungen. Gerade diese leisen Szenen haben mich wirklich tief getroffen.


    Chi Zijian zeigt nicht nur das harte Leben der Ewenken, sondern auch ihre Kultur, die Mythen, die Rituale, das Wissen um die Natur. Man spürt den Stolz dieses Volkes, aber auch die Zerbrechlichkeit seiner Welt. Sesshaftmachung, Eingriffe in ihre Traditionen, das Verschwinden der Wälder, all das sind nicht nur Veränderungen, sondern Angriffe auf ihre Identität.


    Und doch blitzen immer wieder Momente von Zärtlichkeit und tiefer Verbundenheit auf. Alles wirkt authentisch, und es ist klar, wie viel Recherche und Herzblut in diesem Roman steckt. Ein großes Kompliment geht auch an die Übersetzerin Karin Betz, die es geschafft hat, nicht nur die Worte, sondern auch die Stimmungen und Nuancen ins Deutsche zu übertragen.


    Für mich ist dieses Buch nicht nur das Porträt einer Frau, sondern auch das Porträt eines ganzen Volkes, das in wenigen Jahrzehnten an den Rand des Verschwindens gedrängt wurde. Gleichzeitig packt die Autorin Gesellschaftskritik rein -Umweltzerstörung, Raubbau und politische Entscheidungen, die ohne Rücksicht auf kulturelle Folgen getroffen werden.


    Das letzte Viertel des Mondes ist für mich ein literarisches Denkmal für die Ewenken, ein kleines Meisterwerk, das betroffen macht und den eigenen Horizont erweitert. Ein Buch, das zeigt, wie wichtig es ist, Geschichten zu bewahren, bevor sie für immer verloren gehen.


    10/10


    Auf meinem Blog findet ihr eine ausführlichere Rezension: https://buchkomet.wordpress.com/2025/08/12/das…ken-geschichte/

    Herausgeber: Eigenverlag (04. Juni 2025)

    Taschenbuch: ‎151 Seiten

    ASIN:

    ASIN/ISBN: B0FC317JQW



    Kurzbeschreibung


    Das Papierkreuz – ein Roman von Raphael Pohland über das Verstummen und die Kraft, die zwischen Schweigen und Rauschen zu Leben beginnt.

    Alois wächst auf einem abgelegenen Hof in einem erstickenden System aus religiösem Fanatismus, körperlicher Bestrafung und sprachlicher Auslöschung auf. Seine Mutter ist besessen von Reinheit und Kontrolle, sein Onkel ein gewaltbereiter Fanatiker, der Pfarrer ein stiller Sadist.


    Als Alois zum ersten Mal seine Lust und seine eigene Stimme spürt, im Rascheln des Papiers, im Knistern der Haut, im stummen Schweigen der Dinge, wird er brutal bestraft. Zurück bleibt nur ein inneres Rauschen und die Flucht.


    Alois flieht in die Stadt Usmert, ein zerfallendes, postindustrielles Labyrinth aus Beton, Lärm und Gleichgültigkeit. Inmitten der Trostlosigkeit trifft er auf Azimut, einen Punk mit Hund, auf Vakuum, eine Frau, die sich leer gemacht hat, und auf das Rauschen des Radios – eine Frequenz, die Alois wieder mit seinem Inneren verbindet. In den Geräuschen der Stadt, im Brummen der Transformatoren, im Verzerren der Stimmen entdeckt er eine neue Sprache jenseits der Worte.


    Das Papierkreuz ist ein sprachgewaltiger, radikal poetischer Roman über Verstummen und Wiederfinden, über Körper, Gewalt, Scham, religiöse Macht und das Rauschen als letzter Widerstand gegen das Vergessen. Für Leser, die keine Antworten, sondern Erschütterung suchen.


    Ein Evangelium des Verstummens. Düster. Zart. Unerträglich schön.


    Autor


    Raphael Pohland schreibt, malt und gestaltet. Nach jahrelangen Tätigkeiten im Design- und Agenturumfeld, arbeitet er heute hauptberuflich im Marketing eines Stuttgarter Softwareunternehmens.

    raphaelpohland Punkt de


    Rezension


    Was macht ein Mensch, wenn ihm die Sprache genommen wird, nicht im übertragenen Sinn, sondern buchstäblich? Wenn jedes Wort, jeder Gedanke, jedes Fühlen unterdrückt wird, im Namen der Religion, mit Gewalt, mit Schweigen, mit Schuld?


    Das Papierkreuz von Raphael Pohland liest man nicht mal eben weg. Es ist hart, tut weh und beschäftigt. Wir begleiten Alois, der in einem religiös-fanatischen Umfeld aufwächst, wo Liebe an Reinheit geknüpft ist und der Glaube mit Gewalt durchgesetzt wird. Eine Mutter, die alles kontrollieren will. Ein Onkel, der den Glauben als Waffe benutzt. Ein Pfarrer, der Grauen verbreitet.


    Als Alois beginnt, sich selbst zu spüren, seine Stimme, seine Lust, seine Gedanken: wird das nicht gern gesehen, also wird er gebrochen. Was bleibt, ist ein inneres Rauschen. Kein Platz mehr für Vertrauen. Keine Sprache mehr für das, was er fühlt. Nur der Versuch, irgendwie zu überleben.


    Pohlands Stil ist poetisch, fast zärtlich und steht im krassen Kontrast zu den dunklen Bildern, die er zeichnet. Das macht den Text intensiv. In Usmert, einer postindustriellen Stadt, findet Alois neue Menschen, andere Formen der Verbindung, eine neue Sprache jenseits der Worte. Vielleicht kein klassisches Happy End. Aber eine Ahnung davon, dass auch aus seelischen Bruchstücken etwas Neues entstehen kann.


    Ich sage es wie es ist, dieser Roman lässt einen nicht los. Er macht sprachlos, wütend, traurig und gleichzeitig beeindruckt er mich. Weil er zeigt, was Sprache auslösen kann, was Schweigen anrichtet und wie tief religiöser Fanatismus schneiden kann. Für mich ist Das Papierkreuz ein wirklich starker Roman. Raphael Pohland gelingt es, Schmerz in Sprache zu verwandeln. Leseempfehlung!


    10/10


    Auf meinem Blog findet ihr eine ausführlichere Rezension: https://buchkomet.wordpress.com/2025/08/08/das…und-fanatismus/

    Herausgeber: Eigenverlag (20. Juli 2025)

    Taschenbuch: ‎371 Seiten

    ASIN: B0FD5C8R1C

    ASIN/ISBN: B0FD5C8R1C


    Kurzbeschreibung


    Hier erblicken Storys das Licht der Welt, die zuvor – wie die ungeschlachten Träume eines überspannten, niemals schlafenden Hirns – im Dunkeln lagen, nur gestreift vom Licht der Abendsonne, und über Jahre im Verborgenen reifen durften.


    Dunkel, poetisch, verstörend – und manchmal überraschend zärtlich.


    In diesen Geschichten begegnen wir u.a. einer Frau, die mit dem Tod spielt, einem Mann, der der falschen Mumie vertraut, und Gedankenwelten, in denen Ungeheuerliches entsteht.


    Tod und Dunkelheit lauern auf jeder Seite – aber auch die Liebe hat ihren Platz.


    Kleine Ausflüge ins Science-Fiction-Genre sorgen für Abwechslung, während kurze Zwischenspiele über das Leben und das Schreiben berichten.


    Horror und Mystery lachen einander an, Liebe und Dunkelheit schließen Freundschaft, Kunst und Grauen reichen sich die Hand.


    Autor


    Ethem Çay wurde 1987 geboren und wuchs in Lauda-Königshofen auf. Nach einem Studium der Germanistik und Geschichte in Heidelberg, lebt er seit 2017 in Hamburg mit seiner Frau und seiner kleinen Tochter.


    Die Liebe zur Literatur und zum Science-Fiction-Genre im Besonderen führten letzten Endes zur Arbeit an Kay’ra und die Guten und der Veröffentlichung des ersten Kay’ra-Bundles (zurzeit nicht mehr erhältlich) und der Story "Homo Homini Virus Est". Mittlerweile folgten weitere Stories: "Lucy & das halbe Monster" (SP) sowie die gefeierte Horror-Story "Das rubinrote Lächeln" (SP). Ebenfalls konnte er seine Romance-Story "De profundis" in der wundervollen Anthologie "Endless Moments" bei hawkify books unterbringen.


    Mit "Erzählt es Gott und dem Teufel" erschien sein Debütroman: Ein krasser Mix aus Science Fiction und Drama, aus Thriller und Endzeit-Dystopie, aus Abenteuer- und Entwicklungs-Roman.

    Was erwartet die Leserschaft: Viel Krach und Bäng, eine Menge Blut, das fließen muss, und viel Liebe zwischen zwei Menschen. Ebenso eine gute Portion Zeitreisen und Dystopie und wenn auch keine Raumschiffe, dafür aber etwas, das dem schon sehr nahe kommt.


    Mit den "Dark Tales" erblicken Storys das Licht der Welt, die zuvor – wie die ungeschlachten Träume eines überspannten, niemals schlafenden Hirns – im Dunkeln lagen, nur gestreift vom Licht der Abendsonne, und über Jahre im Verborgenen reifen durften. Dunkel, poetisch, verstörend – und manchmal überraschend zärtlich.


    In diesen Geschichten begegnen wir u.a. einer Frau, die mit dem Tod spielt, einem Mann, der der falschen Mumie vertraut, und Gedankenwelten, in denen Ungeheuerliches entsteht. Tod und Dunkelheit lauern auf jeder Seite – aber auch die Liebe hat ihren Platz. Kleine Ausflüge ins Science-Fiction-Genre sorgen für Abwechslung, während kurze Zwischenspiele über das Leben und das Schreiben berichten. Horror und Mystery lachen einander an, Liebe und Dunkelheit schließen Freundschaft, Kunst und Grauen reichen sich die Hand.


    Rezension


    Dark Tales: Volume I von Ethem Çay ist genau das Buch, das ich aktuell allen in die Hand drücken will, die sagen: „Kurzgeschichten? Nichts für mich.“ Denn hier beweist Çay, dass man keine 800 Seiten braucht, um eine Geschichte zu entfalten.


    Eine Sammlung von Geschichten, geschrieben zwischen 2009 und 2025, die sich anfühlen, als wären sie gerade erst aus dem Unterbewusstsein direkt auf Papier gegossen worden: roh, intensiv, poetisch und unheimlich stimmig.


    Was mir sofort gefallen hat: Jede Story ist anders. Mal Horror, mal Mystery, mal Science-Fiction, dann wieder fast schon poetische Alltagsbeobachtungen mit dunklem Unterton. Einige Geschichten sind kurz und schmerzlos, andere ziehen dich langsam in ihre Welt und lassen dich dann nicht mehr los. Besonders hängengeblieben sind bei mir zum Beispiel „Das Mädchen mit den Tagebüchern“ (psychologisch fies), „Winterabendgespräch“ (mysteriös) und „Der Weg nach Hause“ (das klassische Spiel von Rache, aber anders). Und dann waren da noch „Von oben“, „Scharlachrot“, „Lilienstaub“, „Alles beim Alten Paddy“ … ach, ich könnte ewig so weitermachen.


    Was ich an Çay wirklich feiere: Er schreibt so, wie ich’s mag. Kein Ballast, aber auch nicht kalt. Er trifft in jeder Geschichte den richtigen Ton, schafft Spannung und lässt am Ende oft genug Platz für Kopfkino. Zwischendurch gibt’s Mini-Texte, kleine Gedanken übers Schreiben, übers Leben, über die Abgründe, die wir alle in uns tragen, über die Entstehung dieser Kurzgeschichten. Kurze Verschnaufpausen also.


    Wenn du Kurzgeschichten magst, oder endlich mal wieder welche lesen willst, die wirklich was mit dir machen, dann ist das mein Tipp. Für mich war’s definitiv eins der stärksten Kurzgeschichtenbücher seit Langem. Und wenn du bisher dachtest, Kurzgeschichten können nichts, das hier wird dich umstimmen. Ganz sicher …


    10/10


    Auf meinem Blog findet ihr eine ausführlichere Rezension: https://buchkomet.wordpress.com/2025/08/03/die…-von-ethem-cay/

    Herausgeber: Thelem Verlag (28. Oktober 2024)

    Taschenbuch: ‎400 Seiten

    ISBN-10: ‎ 3959086660

    ASIN/ISBN: 3959086660


    Kurzbeschreibung


    Georg flüchtet aus Ostdeutschland – allerdings nicht nach Westen, wohin alle Welt sich auf den Weg macht, sondern in Richtung Osten, nach Warschau, Hauptsache weg! Dort scheint es, als habe die Weltgeschichte nur darauf gewartet, ihn Zeuge ihrer Weichenstellungen werden zu lassen. Während sich Georg selbst vor allem für die polnische Cellostudentin Joanna interessiert, beginnt in Polen der Sommer des Aufbruchs 1980. Ein Glücksfall für Georg und Joanna, wäre da nicht ein Missverständnis, an dem die Weltgeschichte nicht ganz unschuldig ist und das für die beiden immer bedrohlicher wird. Joanna ist ein Roman in 67 Erzählungen, allesamt unter der Oberfläche miteinander verbunden und doch ist jede einzeln lesbar wie eine Geschichte, die Geschichte einer Liebe in Zeiten des Umbruchs.


    Autor


    Hans-Haiko Seifert wurde 1960 in Dresden geboren, legte das Abitur zusammen mit einem Berufsabschluss ab und nutzte die nächste sich bietende Möglichkeit, ins Ausland zu gehen – zum Studium der Biomedizintechnik in Warschau.


    Rezension


    Polen 1980, Veränderungen liegen in der Luft und mittendrin Georg. Er ist von Ostdeutschland nicht etwa wie alle anderen Richtung Westen geflohen, sondern macht sich auf nach Osten, nach Warschau. Raus aus der DDR-Tristesse, raus aus dem belehrenden Einheitsbrei. Was ihn dort erwartet, konnte er nicht wissen, Sprachbarrieren, ein heißer Sommer, politische Aufbruchsstimmung, Nudeln mit Erdbeersoße, Eric Clapton aus dem Kassettenrekorder und Joanna.


    Hans-Haiko Seifert erzählt in 67 kurzen Episoden, jede wie eine kleine Momentaufnahme. Jede könnte unabhängig gelesen werden. Gemeinsam ergeben sie das große Ganze. Manchmal fühlt sich das an wie Tagebuch, manchmal wie ein Film. Anfangs war ich etwas überfordert, viele Namen, neue Szenen, fremde Begriffe. Aber je weiter ich gelesen habe, desto mehr hat es mich fasziniert.

    Georg stolpert eher durchs Leben, versteht anfangs vieles nicht und genau das macht ihn so sympathisch. Seine Unsicherheit, seine anfängliche Naivität wirken echt. Und als er der Cellistin Joanna begegnet, beginnt für ihn eine Suche nach ihr, nach sich selbst, nach Bedeutung.


    Die Liebe zwischen Georg und Joanna ist zart, fast flüchtig. Kein übertriebener Kitsch. Nur ein Kuss auf die Wange und dann ist sie weg und Georg auf der Suche nach ihr.

    Was mich überzeugt hat, war das Zusammenspiel aus historischer Kulisse und persönlichen Momenten. Warschau 1980 war sicherlich kein einfacher Ort, aber Seifert zeigt die Stadt liebevoll, nah an den Menschen, mitten im politischen Aufruhr. Die kleinen Details machen das Buch stark: die Musik, die Sprache, das Alltagsleben.


    Stilistisch schreibt Seifert ruhig, manchmal fast lakonisch, mit einem feinen Gespür für Zwischentöne. Er beschreibt nicht überbordend, sondern setzt gezielt Akzente. Diese zurückhaltende, beinahe unaufgeregte Erzählweise passt perfekt zum Ton des Romans, sie lässt Raum für Interpretation, für eigene Gedanken.


    Joanna ist ein feinfühliger, kluger Roman über eine Zeit des Wandels. Eine Geschichte über Aufbruch, Missverständnisse, leise Nähe und über das Suchen nach einem Platz in der Welt. Leseempfehlung.


    9/10


    Auf meinem Blog findet ihr eine ausführlichere Rezension: https://buchkomet.wordpress.com/2025/08/01/zwi…uch-und-liebe-j...

    Herausgeber: Eigenverlag (5. Februar 2025)

    Taschenbuch: ‎306 Seiten

    ASIN: B0DWN1VF1H

    ASIN/ISBN: B0DWN1VF1H


    Kurzbeschreibung


    Wie viel Leid erträgst du, um von Ineffizienz geheilt zu werden?


    Die effizienzgetriebene Gesellschaft der Zukunft hat eine neue Krankheit identifiziert: Morbus Inertia. Sie zeichnet sich durch Trägheit und Leistungsverlust aus, kann jedoch in Optimierungskliniken behandelt werden.


    Caitlyn blieb bisher von der Krankheit verschont und konzentrierte sich auf ihre Arbeit und eine effiziente Lebensführung. Doch als sie plötzlich für eine Morbus-Inertia-Behandlung vorgesehen wird, gerät sie in einen qualerfüllten Kampf gegen ihre Ängste und für ihr Überleben.


    Wie sieht eine Gesellschaft aus, in der Leistung der einzige Bewertungsmaßstab ist? Was wirkt gegen eine Krankheit, die sich durch Ineffizienz auszeichnet? Und welches Schicksal teilen jene Patienten, die nicht von Morbus Inertia geheilt werden können?


    Autorin:


    Jennifer Fortein widmet sich in ihren Werken der düsteren Seite der (nahen) Zukunft. Sie schreibt Dystopien und dystopische Thriller, die mit rasanter Handlung und vielseitiger Gesellschaftskritik fesseln. Obwohl düstere Schauplätze und Traumata der Figuren für eine melancholische Stimmung sorgen, herrscht in ihren Romanen ein beständiger Hoffnungsschimmer, der zum Nachdenken einlädt.


    Rezension


    Ich bin ja Fan von Dystopien, lese diese auch regelmäßig, aber selten hatte ich beim Lesen so oft das Gefühl: „Uff… das ist ja gar nicht mal so weit weg von unserer Realität.“ Und genau das macht dieses Buch so verdammt gut.


    In Forteins Zukunftsgesellschaft zählt nur noch Effizienz. Wer nicht funktioniert, wer langsamer wird, emotional, erschöpft oder einfach nur menschlich ist, bekommt eine Diagnose: Morbus Inertia. Klingt wie ein bisschen Antriebslosigkeit, ist in Wahrheit aber ein gesellschaftlich akzeptiertes Todesurteil. Denn „Kranke“ kommen in sogenannte Optimierungskliniken, wo sie „behandelt“ werden. Heißt konkret: angepasst, kontrolliert, gebrochen, aussortiert.


    Wir begleiten Caitlyn, die eigentlich alles richtig macht. Sie lebt effizient, arbeitet diszipliniert, ist angepasst. Und trotzdem landet sie in der Klinik. Von einem Moment auf den anderen wird sie zur Patientin, ohne zu wissen warum. Und ab da beginnt eine Geschichte, die mich komplett in ihren Bann gezogen hat.


    Denn was als „Therapie“ verkauft wird, ist in Wahrheit ein Kampf ums Überleben. Caitlyn merkt schnell, dass hier keine Hilfe auf sie wartet, sondern ein System, das Menschen aussortiert, die nicht mehr ins Leistungsprofil, vor allem der Großkonzerne, passen. Was das mit ihr macht, wie sie sich verändert, wie sie beginnt zu hinterfragen und zu kämpfen, das ist so spannend und glaubwürdig erzählt, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte.


    Jennifer Fortein schreibt dabei ohne großes Drama, aber mit klarem Stil und genau das macht die Geschichte so stark. Kein Bombast, sondern eine erschreckend plausible Zukunft, in der Menschlichkeit der Effizienz geopfert wird.


    Für mich war das ein echtes Highlight. Smart, beklemmend, top geschrieben und nach meinem Geschmack, leider viel zu nah an unserer eigenen Gegenwart. Leseempfehlung!


    9/10


    Auf meinem Blog findet ihr eine ausführlichere Rezension: https://buchkomet.wordpress.com/2025/07/29/jen…ins-morbus-iner...

    Stell dir vor, du telefonierst mit deiner Oma. Sie klingt besorgt, sagt dir, ihr gehts nicht gut. Du spürst ihre Stimme, ihre Emotion. Und dann fragst du dich plötzlich: War das überhaupt sie? Genau hier setzt Reset von Peter Grandl an, ein Thriller, der mich echt gepackt hat.


    Die Geschichte spielt 2024, gefühlt könnten die Ereignisse aber auch in naher Zukunft passieren. Weltweite Fake News, Deepfakes, digitale Täuschungen auf einem Level, bei dem keiner mehr weiß, was echt ist. Regierungen werden in (vermeintliche) Kriege gezogen, basierend auf manipulierten Informationen. Vertrauen? Gibt’s nicht mehr. Und mittendrin ein Ermittler, der eigentlich nur seine Schwester sucht und dabei durch ein Europa reist, das kurz vor dem totalen digitalen Zusammenbruch steht.


    Ich war beim Lesen gleichzeitig fasziniert und beunruhigt. Grandl zeigt nämlich ziemlich eindrücklich, wie gefährlich unsere Abhängigkeit von Medien, Technik und Informationen geworden ist. Wie leicht wir manipulierbar sind, wenn alles täuschend echt aussieht und trotzdem falsch ist. Deepfakes sind in dieser Story keine Spielerei mehr, sondern ein Instrument der Zerstörung. Und ehrlich: So weit weg ist das alles nicht mehr. Künstliche Intelligenz, manipulierte Videos, synthetische Stimmen, das gibt es auch jetzt schon. Reset denkt das nur zu Ende.


    Das Buch liest sich schnell, ist spannend, manchmal komplex, weil viele Figuren auftauchen, aber wenn man dranbleibt, wird man mit einer wirklich starken Geschichte belohnt. Es ist keine typische Dystopie, sondern ein realitätsnahes „Was wäre wenn?“. Und genau das macht’s so intensiv.


    Für mich war’s das erste Buch von Peter Grandl, aber definitiv nicht das letzte. Ich liebe Bücher, die einen nach dem letzten Kapitel noch beschäftigen und Reset ist genau so eins. Keine Wohlfühllektüre, aber absolut lesenswert. Gerade jetzt.


    9/10


    Auf meinem Blog findet ihr eine ausführlichere Rezension: https://buchkomet.wordpress.com/2025/07/27/pet…-und-tauschung/