Beiträge von Buchkomet

    Herausgeber: Eigenverlag (5. Februar 2025)

    Taschenbuch: ‎306 Seiten

    ASIN: B0DWN1VF1H

    ASIN/ISBN: B0DWN1VF1H


    Kurzbeschreibung


    Wie viel Leid erträgst du, um von Ineffizienz geheilt zu werden?


    Die effizienzgetriebene Gesellschaft der Zukunft hat eine neue Krankheit identifiziert: Morbus Inertia. Sie zeichnet sich durch Trägheit und Leistungsverlust aus, kann jedoch in Optimierungskliniken behandelt werden.


    Caitlyn blieb bisher von der Krankheit verschont und konzentrierte sich auf ihre Arbeit und eine effiziente Lebensführung. Doch als sie plötzlich für eine Morbus-Inertia-Behandlung vorgesehen wird, gerät sie in einen qualerfüllten Kampf gegen ihre Ängste und für ihr Überleben.


    Wie sieht eine Gesellschaft aus, in der Leistung der einzige Bewertungsmaßstab ist? Was wirkt gegen eine Krankheit, die sich durch Ineffizienz auszeichnet? Und welches Schicksal teilen jene Patienten, die nicht von Morbus Inertia geheilt werden können?


    Autorin:


    Jennifer Fortein widmet sich in ihren Werken der düsteren Seite der (nahen) Zukunft. Sie schreibt Dystopien und dystopische Thriller, die mit rasanter Handlung und vielseitiger Gesellschaftskritik fesseln. Obwohl düstere Schauplätze und Traumata der Figuren für eine melancholische Stimmung sorgen, herrscht in ihren Romanen ein beständiger Hoffnungsschimmer, der zum Nachdenken einlädt.


    Rezension


    Ich bin ja Fan von Dystopien, lese diese auch regelmäßig, aber selten hatte ich beim Lesen so oft das Gefühl: „Uff… das ist ja gar nicht mal so weit weg von unserer Realität.“ Und genau das macht dieses Buch so verdammt gut.


    In Forteins Zukunftsgesellschaft zählt nur noch Effizienz. Wer nicht funktioniert, wer langsamer wird, emotional, erschöpft oder einfach nur menschlich ist, bekommt eine Diagnose: Morbus Inertia. Klingt wie ein bisschen Antriebslosigkeit, ist in Wahrheit aber ein gesellschaftlich akzeptiertes Todesurteil. Denn „Kranke“ kommen in sogenannte Optimierungskliniken, wo sie „behandelt“ werden. Heißt konkret: angepasst, kontrolliert, gebrochen, aussortiert.


    Wir begleiten Caitlyn, die eigentlich alles richtig macht. Sie lebt effizient, arbeitet diszipliniert, ist angepasst. Und trotzdem landet sie in der Klinik. Von einem Moment auf den anderen wird sie zur Patientin, ohne zu wissen warum. Und ab da beginnt eine Geschichte, die mich komplett in ihren Bann gezogen hat.


    Denn was als „Therapie“ verkauft wird, ist in Wahrheit ein Kampf ums Überleben. Caitlyn merkt schnell, dass hier keine Hilfe auf sie wartet, sondern ein System, das Menschen aussortiert, die nicht mehr ins Leistungsprofil, vor allem der Großkonzerne, passen. Was das mit ihr macht, wie sie sich verändert, wie sie beginnt zu hinterfragen und zu kämpfen, das ist so spannend und glaubwürdig erzählt, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte.


    Jennifer Fortein schreibt dabei ohne großes Drama, aber mit klarem Stil und genau das macht die Geschichte so stark. Kein Bombast, sondern eine erschreckend plausible Zukunft, in der Menschlichkeit der Effizienz geopfert wird.


    Für mich war das ein echtes Highlight. Smart, beklemmend, top geschrieben und nach meinem Geschmack, leider viel zu nah an unserer eigenen Gegenwart. Leseempfehlung!


    9/10


    Auf meinem Blog findet ihr eine ausführlichere Rezension: https://buchkomet.wordpress.com/2025/07/29/jen…ins-morbus-iner...

    Stell dir vor, du telefonierst mit deiner Oma. Sie klingt besorgt, sagt dir, ihr gehts nicht gut. Du spürst ihre Stimme, ihre Emotion. Und dann fragst du dich plötzlich: War das überhaupt sie? Genau hier setzt Reset von Peter Grandl an, ein Thriller, der mich echt gepackt hat.


    Die Geschichte spielt 2024, gefühlt könnten die Ereignisse aber auch in naher Zukunft passieren. Weltweite Fake News, Deepfakes, digitale Täuschungen auf einem Level, bei dem keiner mehr weiß, was echt ist. Regierungen werden in (vermeintliche) Kriege gezogen, basierend auf manipulierten Informationen. Vertrauen? Gibt’s nicht mehr. Und mittendrin ein Ermittler, der eigentlich nur seine Schwester sucht und dabei durch ein Europa reist, das kurz vor dem totalen digitalen Zusammenbruch steht.


    Ich war beim Lesen gleichzeitig fasziniert und beunruhigt. Grandl zeigt nämlich ziemlich eindrücklich, wie gefährlich unsere Abhängigkeit von Medien, Technik und Informationen geworden ist. Wie leicht wir manipulierbar sind, wenn alles täuschend echt aussieht und trotzdem falsch ist. Deepfakes sind in dieser Story keine Spielerei mehr, sondern ein Instrument der Zerstörung. Und ehrlich: So weit weg ist das alles nicht mehr. Künstliche Intelligenz, manipulierte Videos, synthetische Stimmen, das gibt es auch jetzt schon. Reset denkt das nur zu Ende.


    Das Buch liest sich schnell, ist spannend, manchmal komplex, weil viele Figuren auftauchen, aber wenn man dranbleibt, wird man mit einer wirklich starken Geschichte belohnt. Es ist keine typische Dystopie, sondern ein realitätsnahes „Was wäre wenn?“. Und genau das macht’s so intensiv.


    Für mich war’s das erste Buch von Peter Grandl, aber definitiv nicht das letzte. Ich liebe Bücher, die einen nach dem letzten Kapitel noch beschäftigen und Reset ist genau so eins. Keine Wohlfühllektüre, aber absolut lesenswert. Gerade jetzt.


    9/10


    Auf meinem Blog findet ihr eine ausführlichere Rezension: https://buchkomet.wordpress.com/2025/07/27/pet…-und-tauschung/

    Herausgeber: Eigenverlag (23. Juni 2025)

    Taschenbuch: ‎404 Seiten

    ISBN 10: 3384362438

    ASIN/ISBN: 3384362438


    Kurzbeschreibung


    Auf einem Antikmarkt fällt Professor Max Dawson eine uralte Schatulle mit geheimnisvollen Briefen Richards III. in die Hände, die das Schicksal der Prinzen im Tower von London offenbaren. Doch nicht nur für Max ist dieser Fund von großem Wert. Er gerät in die Fänge einer alten Bruderschaft und wird gezwungen, ein verborgenes Dokument zu finden, das die englische Geschichte verändern könnte. Tief verstrickt in die Geheimnisse der Monarchie ahnt er nicht, dass das Leben seines Freundes Rob davon abhängt.


    Autor:


    Fabrice Rebers, Jahrgang 1988, ist examinierter Altenpfleger. Er studierte in Hamburg Pflegemanagement und Biopsychologie. 2017 erreichte er beim Bundeswettbewerb "Bester Schüler in der Alten- und Krankenpflege" den vierten Platz. Es folgten gemeinsame Publikationen mit der MdB a. D. Elisabeth Scharfenberg ("Pflege ist stark" und "Wer soll uns Pflegen?"). Als Ausgleich zu seinem Beruf entdeckte er schon früh das Schreiben und die Leidenschaft zur Geschichte, zum Adel und vor allem zu den Tudors. Sein Debutroman "Elisabeth's Erbe - die Grafenwürde von Kendal", welches als verlängerter Prolog zum ersten Band der Reihe "Der Earl von Kendal" gesehen werden kann, erschien im Juli 2023 im Story.One-Verlag. Fabrice Rebers ist verheiratet und lebt mit seiner Frau und seinen drei Kinder in der Nähe von Bremen.


    Rezension


    Hand aufs Herz: Habt ihr auch schon mal ein Buch gnadenlos unterschätzt? Obwohl ich Teil seines Bloggerteams bin (shame on me), hab ich das Buch erst jetzt, kurz nach Release gelesen. Und ich sag’s wie’s ist: Ich hab’s komplett unterschätzt. Was Fabrice hier abliefert, ist für mich ein absolutes Highlight.


    Die Geschichte hatte mich ab Seite 1. Kein lahmes Vorgeplänkel, kein langes Blabla, direkt rein ins Geschehen. Max, ein charmanter, leicht nerdiger Professor, stolpert auf einem Antikmarkt über eine alte Schatulle. Darin: geheime Briefe von Richard III., die alles verändern könnten, was wir über die englische Geschichte zu wissen glauben. Klingt spannend? Ist es auch. Und zwar durchgehend.


    Ich habe schon lange kein Buch mehr so schnell durchgelesen wie dieses. In unter 24 Stunden, 400 Seiten. Ging nicht anders. Der Schreibstil ist genau auf den Punkt: schnörkellos, klar, packend. Die Story, ein Mix aus historischem Roman, Thriller und politischer Intrige, irgendwo zwischen Dan Brown und Dan Jones. Und das meine ich völlig ernst. Fabrice schafft es wirklich, die Spannung eines Brown mit dem historischen Tiefgang eines Jones zu verbinden.


    Besonders gefeiert hab ich Max und Rob. So ein cooles Paar. Robs trockener Humor hat mich mehrfach schmunzeln lassen. Und endlich mal eine queere Beziehung, die einfach da ist. Kein großes Thema draus gemacht. Es ist einfach normal. Und das fühlt sich so gut an.


    Historisch ist das Buch übrigens extrem gut umgesetzt. Ich liebe die Zeit der Plantagenets, habe selbst etliche Bücher und Dokus dazu verschlungen (überwiegend von Dan Jones), kein Wunder also, dass ich mich hier bestens aufgehoben gefühlt habe.


    Machen wir es kurz: Wer Dan Browns Thrill mag- lesen. Wer Dan Jones historische Tiefe mag- lesen. Wer beide kennt und mag- muss ich weiter machen? Ein echtes Highlight, ich freue mich extrem auf den zweiten Band.


    10/10


    Auf meinem Blog findet ihr eine ausführlichere Rezension: https://buchkomet.wordpress.com/2025/07/25/die-wachter-der-krone-histori...

    Herausgeber: Eigenverlag (3. Juli 2025)

    Taschenbuch: ‎296 Seiten

    ISBN 13: 978-3769326505


    Kurzbeschreibung


    An einem Montagmorgen erscheint auf sämtlichen Bildschirmen der Welt ein kahler, aschgrauer Baum und blockiert diese vollständig. Für exakt 60 Minuten steht die digitale Welt fortan - täglich zur gleichen Stunde - totenstill. Der Tree-Drop Das einst blinde Vertrauen in die digitale Technik wird auf eine immer härtere Probe gestellt, während die Verunsicherung der Bevölkerung betreffend die Herkunft des grauen Baums steigt: Fehlfunktion, Sabotage, Sonnenwinde oder ein raffinierter Plan? Das offizielle Statement beschränkt sich auf folgende zwei Sätze: Im Jetzt findet Rat. Bis dahin akzeptiert, was ist. Dann beginnt der Baum, sich zu verändern. Grüne Blätter wachsen an den kahlen Ästen und die digitalen Geräte werden zunehmend eigenwilliger. Peu à peu zeichnet sich eine Absicht hinter den Vorkommnissen ab. Die fünf Protagonisten der Erzählung erleben diese Wende auf ganz eigene Weise. Zwischen Chaos und Erwachen, Misstrauen und Inspiration, Enttäuschung und Liebe beginnt die Suche nach einer neuen Art, Mensch zu sein - jenseits digitaler Dauerberieselung. Ohne sich in ausufernden technischen Details zu verlieren, schildert "Tree-Drop" eine philosophisch-spirituelle Zukunftsvision voller Tiefgang, Ironie und Hoffnung. Eine Einladung, über den eigenen Umgang mit digitaler Technik nachzudenken und die Realität wieder mit allen Sinnen zu erfahren - bevor es zu spät ist.


    Rezension


    Was würdest du machen, wenn jeden Tag zur gleichen Zeit für eine Stunde alles Digitale ausfällt? Kein Insta, kein Chat, kein Online-Shopping, kein „kurz mal was googeln“. Stattdessen: ein grauer Baum auf jedem Bildschirm der Welt. Stillstand. Jeden Tag.


    In einer Zukunft, die unserer verdammt ähnlich ist, läuft alles über smarte Assistenten, perfekte KI-Betreuung und digitale Alter Egos. Der Mensch muss eigentlich kaum noch selbst denken oder fühlen, bis plötzlich nichts mehr geht. Und dieser eine Baum fängt langsam an, sich zu verändern. Was das bedeutet? Keiner weiß es so genau. Die Protagonist*innen erleben es auf komplett unterschiedliche Weise.


    „Tree-Drop“ ist keine typische SciFi, es geht um uns. Jetzt. Heute. Unseren Alltag zwischen Dauerberieselung, Scrollen, Ablenken, Optimieren. Was bleibt eigentlich übrig, wenn wir das alles mal ausknipsen? Wer sind wir, wenn wir nicht dauernd auf einen Bildschirm glotzen?


    Der Roman trifft durchaus einen Nerv. Nicht moralisch, nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern ehrlich, nachdenklich, manchmal auch sehr ruhig. Klar, nicht jede Figur ist gleich sympathisch, und ein bisschen mehr technisches Worldbuilding hätte ich mir als SciFi-Fan dann doch gewünscht. Aber unterm Strich bleibt: Tree-Drop regt richtig zum Nachdenken an. Nicht über die Zukunft, sondern über das Jetzt. Vielleicht ist es gar keine Dystopie. Vielleicht ist es ein realistischer Vorschlag für uns, wieder mehr im Hier und Jetzt zu leben.


    Definitiv lesen, wenn du dich schon mal ertappt hast, wie du das Handy entsperrst und dann gar nicht weißt, warum.


    9/10


    Auf meinem Blog findet ihr eine ausführlichere Rezension: https://buchkomet.wordpress.com/2025/07/20/tre…e-abhangigkeit/


    ASIN/ISBN: 3769326504

    Herausgeber: Festa-Verlag (28. Oktober 2024)

    Taschenbuch: ‎400 Seiten

    ISBN 13: 978-3986761684


    Kurzbeschreibung


    Das Haus war seit Jahrzehnten verlassen. Und wäre es besser auch geblieben, denn jetzt ist in seinem Inneren etwas erwacht.


    Kevin Taylor ist ein im Internet bekannter Handwerker mit einer Mission: Er renoviert verfallene Häuser innerhalb von nur 30 Tagen und filmt das Ganze für seinen Onlineblog.

    Doch die Probleme, die das Haus in der 889 Morgan Road plagen, sind ganz anderer Art. Auf den Videos taucht immer wieder ein rätselhafter Eindringling auf, und mitten in der Nacht rufen Stimmen aus den leeren Räumen. Noch schlimmer sind die Schatten im Haus; sie scheinen ein Eigenleben zu führen und halten sich an keine Naturgesetze.

    Kevin muss mehr über die dunkle Vergangenheit des Hauses herausfinden – so unvorstellbar schrecklich sie auch sein mag.


    Autor


    Es war einmal ein Junge, der im Bücherregal seines Vaters ein Buch mit Geistergeschichten entdeckte. Nachdem er es gelesen hatte, war er nie wieder derselbe. Ambrose Ibsen gehört zur neuen Generation der herausragenden amerikanischen Horrorautoren in der Art von Stephen King oder Dean Koontz.


    Rezension


    Haus der langen Schatten von Ambrose Ibsen ist genau das Richtige für alle, die auf Spukhäuser mit Atmosphäre stehen – aber ein bisschen Geduld mitbringen.


    Die Story: Kevin Taylor, Handwerker mit YouTube-Kanal, will ein altes, verlassenes Haus in 30 Tagen renovieren. Fixer Upper lässt grüßen. Kamera läuft, alles wie immer, bis sich Schatten bewegen, irgendwelche Stimmen zu hören sind und eine Leiche im Keller liegt. Ab da wird’s richtig ungemütlich.


    Der Grusel zieht langsam an, wird aber von Kapitel zu Kapitel dichter, intensiver, besser. Wenn’s dann läuft, will man das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Die Auflösung ist stimmig, das Finale stark, der Stil schön schnörkellos und die kurzen Kapitel machen’s angenehm zu lesen.


    Aber – und das ist ein wirklich dickes Aber – der Anfang zieht sich. Lange. Zu lange. Man kriegt viel Alltagsgeplänkel, Handwerker-Content und wenig Spannung. Wer hier durchhält, wird belohnt, aber es braucht Ausdauer. Kevin selbst ist dabei nicht gerade die hellste Kerze auf der Torte – Typ „Ich hör was im Keller, ich geh da mal allein runter“ – aber das kennt man ja aus unzähligen Horrorfilmen. Kann man mögen, muss man aber nicht, ich finde, das Konzept nutzt sich so allmählich ab.


    Insgesamt: Kein Genre-Meilenstein, aber ein solider, stimmungsvoller Gruselroman, der stark beginnt – wenn man denn bereit ist, sich durch die ersten belanglosen Kapitel zu kämpfen. Für Fans von Hill House oder Paranormal Activity ein schöner nächtlicher Lesetrip mit Schauer-Garantie.


    7/10


    Auf meinem Blog findet ihr eine ausführlichere Rezension: https://buchkomet.wordpress.com/2025/07/15/hau…hausgeschichte/


    ASIN/ISBN: 3986761683

    Herausgeber: Eigenverlag (16. Juni 2025)

    Taschenbuch: ‎329 Seiten

    ISBN 13: 978-3819250835


    Kurzbeschreibung


    Berlin, Mai 2027. Ein plötzlicher Blackout stürzt die Hauptstadt ins Chaos. Stromausfall, Kommunikationsstille, Orientierungslosigkeit. Drei junge Menschen, Matthias, Marie und Lukas, bleiben zurück in einer Stadt, die sich selbst verliert. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg nach Süden, durch zerstörte Landschaften, an brennenden Städten vorbei, verfolgt von der Frage: Gibt es noch ein Morgen? Doch diese Reise ist mehr als Flucht. Sie führt durch Erinnerungen, zersplitterte Beziehungen und neue Nähe. Zwischen Ruinen wächst etwas Unerwartetes: Vertrauen. Zärtlichkeit. Liebe, die keine Etiketten braucht. Berlin Südwärts ist ein intensiver Roman über das, was bleibt, wenn alles zusammenbricht. Eine Geschichte über Mut, Verlust, queere Verbundenheit, und darüber, was uns Mensch sein lässt, wenn die Welt sich auflöst.


    Autor


    Andrea Fiorillo wurde 1989 geboren und lebt in Deutschland. Nach seinem Studium war er viele Jahre im Gesundheits- und Sozialbereich tätig und arbeitete unter anderem in der Flüchtlingshilfe. Schreiben begleitete ihn dabei stets im Hintergrund, bis er mit Berlin Südwärts sein literarisches Debüt veröffentlichte. In seinem ersten Roman verbindet er gesellschaftliche Umbrüche mit persönlichen Geschichten, eindringlich, realistisch und voller Menschlichkeit.


    Rezension


    Was, wenn plötzlich alles zusammenbricht? In Berlin Südwärts von Andrea Fiorillo versinkt Berlin im Mai 2027 in Dunkelheit. Ein Blackout legt die Stadt lahm, doch schnell wird klar: Das ist kein technischer Defekt, sondern der Beginn eines globalen Krieges. Kommunikation bricht ab, Orientierung schwindet, das Leben, wie wir es kennen, existiert nicht mehr.


    Inmitten dieses Zusammenbruchs begleiten wir Lukas, Marie und Matthias – drei junge Menschen, die sich zu Fuß auf den Weg nach Süden machen, Richtung Italien, in der Hoffnung auf Sicherheit und ein Überleben. Was sie unterwegs erwartet: zerstörte Städte, brennende Landstriche – aber auch Menschlichkeit, Vertrauen, Nähe.


    Fiorillo erzählt keine typische Endzeit-Story. Hier geht es nicht um Helden oder Gewaltorgien, sondern um das, was uns im Kern ausmacht, wenn alles andere wegfällt. Besonders berührend: die leise, zärtliche Dreiecksbeziehung zwischen den drei Figuren, in der queere Identität und emotionale Offenheit ganz selbstverständlich mitschwingen.


    Gerade in einer Zeit, in der sich die weltpolitische Lage täglich zuspitzt – Ukrainekrieg, Iran-Israel-Konflikt, Spannungen rund um Taiwan – liest sich dieser Roman wie ein Mahnmal mit literarischem Tiefgang. Die Katastrophe, die Fiorillo beschreibt, fühlt sich nicht futuristisch, sondern unangenehm möglich an. Und genau deshalb trifft das Buch so sehr. Es ist keine dystopische Spekulation, sondern ein erschütternd realistisches „Was wäre, wenn?“ – verbunden mit der Frage: Was bleibt von uns, wenn alles fällt?


    Der Schreibstil überzeugt mit Klarheit und Poesie, auch wenn einzelne Szenen ein bisschen aus der Tonalität rutschen. Aber für ein Debüt ist das bemerkenswert rund. Wer keine Lust auf plattes Endzeit-Geballer hat, sondern nach echtem Tiefgang sucht, kann bedenkenlos zugreifen. Und beim Lesen hoffen, dass es Fiktion bleibt.


    9/10


    Auf meinem Blog findet ihr eine ausführlichere Rezension: https://buchkomet.wordpress.com/2025/07/13/ber…menschlichkeit/


    ASIN/ISBN: 3819266232

    Herausgeber: Eigenverlag (11. Juli 2025)

    Taschenbuch: ‎324 Seiten

    ASIN: B0FFGX23ZX


    Kurzbeschreibung


    Ein unbekanntes Signal. Auf unserem Mond.

    Als die Artemis-5-Mission einen Tiefen-Scan auf der Mondoberfläche durchführt, kommt es zu einem folgenschweren Zwischenfall. Durch einen unvorhergesehenen Sonnensturm bricht der Kontakt zu den NASA-Astronauten auf der Oberfläche und zum Lunar Gateway ab. Auf der Erde beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit.

    Mondgeologe Max Altman soll zusammen mit der renommierten Heliophysikerin Natalie Holmes die Überlebenswahrscheinlichkeit der Astronauten berechnen. Bei der Auswertung der Daten machen sie eine seltsame Entdeckung.


    Kurz vor Eintreffen des Solar Flares registriert der Mond-Scanner eine lokale Magnetfeldanomalie im Regolith. Zuerst halten Max und Natalie sie für einen Fehler im System. Doch dann häufen sich in kürzester Zeit weitere Sonnenstürme, die auf der Erde zu geomagnetischen Stürmen verheerenden Ausmaßes führen.

    Die Anomalie im Mondgestein ist mehr als ein Artefakt in den Messdaten. Max findet heraus, dass sie der Auslöser des Solar Flares zu sein scheint. Die Dinge nehmen eine unerwartete Wendung, als alles auf eine Energiequelle intelligenten, nicht menschlichen Ursprungs hindeutet.


    Kann Max hinter das Geheimnis der immer stärker werdenden Sonnenstürme gelangen, bevor es zu spät ist?

    Mit »Resonanz« legt Ryan Rockwell einen Raumfahrt-Thriller vor, der harte Science-Fiction und einen möglichen Erstkontakt beeindruckend kombiniert. Dabei geht Rockwell der Frage nach: Was wäre, wenn Hinweise darauf, im Universum nicht allein zu sein, näher liegen würden als wir annehmen?


    »Resonanz« ist ein abgeschlossener Einzelroman, wie Fans von Andy Weir, Joshua Tree oder Phillip P. Peterson ihn lieben: geheimnisvoll, atemberaubend spannend und wissenschaftlich plausibel.


    Autor


    Ryan Rockwell ist Zukunftsdesigner, SciFi-Geek und Kindle-Bestseller-Autor. Er schreibt über Raumschiffe und eisige Mondkolonien (Kallistos Erbe), Raumschiffe und böse Aliens (Dimension), und über Raumschiffe und das Ende der Welt (Neobiota). Alle seine bisher veröffentlichten Romane waren Kindle-Bestseller, was Ryan sehr freut, da er gern über Raumschiffe schreibt.


    Ryan Rockwell veröffentlichte 2021 mit "Neobiota - Der Ausbruch" seinen ersten Science-Fiction-Roman. Seitdem ist er mit zehntausenden verkauften Büchern einer der spannendsten neuen Science-Fiction-Autoren Deutschlands. Sein Roman "Kallistos Erbe" war für die Literaturpreise SERAPH und SKOUTZ AWARD nominiert.


    Bevor er mit dem Schreiben begann, wurde Ryan Rockwell mit dem renommierten SXSW-Award für interaktives Storytelling ausgezeichnet. Wenn der dreifache Familienvater nicht schreibt, arbeitet er als Buchcover-Designer und Illustrator, spielt E-Gitarre und sammelt Raumschiffmodelle.


    "Extrasolar" (Roman auf Ryans Website)


    Buch-News, Kurzgeschichten und Sammelkarten finden Sie auf Ryans Website:

    r y a n - r o c k w e l l - a u t o r . c o m


    Rezension


    Ryan Rockwells Resonanz hat mich richtig gepackt. Der Roman startet mit einer spannenden Prämisse: Ein Sonnensturm trifft den Mond, zwei Astronauten der Artemis-5-Mission sterben, der Kontakt bricht ab – und das Ganze scheint nicht einfach nur ein Zufallsprodukt der Natur zu sein. Auf der Erde beginnt ein Rennen gegen die Zeit, denn weitere Stürme stehen bevor. Und sie werden immer stärker. Wenn das so weitergeht, war’s das mit dem Leben, wie wir es kennen.


    Klingt nach klassischem Katastrophen-Szenario, oder? Ist es aber nicht. Resonanz geht einen anderen Weg. Statt Hektik und Daueraction gibt’s hier Spannung und viel Wissenschaft. Der Mondgeologe Max Altman und die Heliophysikerin Natalie Holmes entdecken eine Magnetfeldanomalie im Regolith – und was sich zuerst wie ein Messfehler anfühlt, wird bald zu einem Hinweis auf etwas Unfassbares.

    Rockwell kombiniert harte Science-Fiction mit dem Thema Erstkontakt – aber ganz anders, als man es gewohnt ist. Keine Aliens, die mit den dicken Wummen vor unserer Haustür stehen, sondern eine stille, beunruhigende Erkenntnis, die sich langsam aufbaut. Ich liebe es, wenn ein Buch Fragen offenlässt, und genau das passiert hier: Kein Erklärzwang, keine übertriebene Auflösung. Vieles bleibt vage und gerade deshalb bleibt es im Kopf, weil man es weiterspinnt.


    Dazu kommen viele schöne Details: Popkultur-Referenzen für SciFi-Nerds, ein angenehm zugänglicher Schreibstil, sympathische Figuren (auch wenn nicht jede so tief ist, wie sie sein könnte), und ein Ende, das nicht alles auflöst, aber trotzdem zufriedenstellt. Resonanz hat Bock gemacht. Wer auf gut gemachte SciFi steht, bei der man mitdenken kann, wird hier absolut auf seine Kosten kommen.


    9/10


    Auf meinem Blog findet ihr eine ausführlichere Rezension: https://buchkomet.wordpress.com/2025/07/11/rez…ci-fi-thriller/


    ASIN/ISBN: B0FFGX23ZX

    Herausgeber: Th. Gut Verlag (01. Mai 2025)

    Taschenbuch: ‎300 Seiten

    ISBN-13: ‎ 978-3907698006


    Kurzbeschreibung


    Luzifer reicht’s – die Menschen sind verdorben genug, ganz ohne seine Hilfe. Also nimmt er sich ein Sabbatical auf der Erde. Ohne Macht, ohne Handy, nur er und das Chaos des menschlichen Lebens. Kaum ist er verschwunden, sorgt sein Rückzug im Himmel für Aufsehen. Was passiert, wenn der Teufel ausfällt? Eine temporeiche, clevere Geschichte über Erschöpfung, das Gute und das Schlechte, die Liebe und die Frage: Wer ist hier eigentlich der Böse? Witzig, tiefgründig und voller überraschender Wendungen. Ideal für Leser, die smarte Unterhaltung mit einem Schuss Philosophie lieben.


    Autorin


    Alex Flach, geboren 1971 in Zürich und aufgewachsen in Glarus, ist auch unter dem Namen «Mr. Nightlife» bekannt. Als Kenner der Schweizer Clubkultur und der elektronischen Musikszene betreut er die Medienarbeit führender Clubs in der Deutschschweiz. Heute lebt und arbeitet er in Zürich als Kolumnist und PR-Berater.


    Rezension


    Luzifer hat die Schnauze voll – nicht von der Menschheit, sondern vom eigenen Job. In Luzifers Burnout von Alex Flach schmeißt der Teufel höchstpersönlich hin, weil er merkt: Die Menschen kriegen das mit dem Bösesein auch ganz gut ohne ihn hin. Sabbatical statt Seelenqual.


    Was klingt wie ein Satire-Slapstick mit Teufelshörnchen, entpuppt sich als cleverer Roman über Burnout, Machtspiele und moralische Grauzonen. Luzifer, müde vom Menschheitswahnsinn, stolpert durch eine Welt, die so durchgedreht ist, dass selbst er sich fragt, ob er überhaupt noch gebraucht wird. Statt Apokalypse gibt’s Chili bei Lillith und existenzielle Sinnfragen.


    Flach rechnet mit allem ab, was uns lieb und scheinheilig ist: Gott als CEO mit PR-Strategie, der Himmel als Konzern mit Imagepflege, die Hölle als überraschend sympathische Behörde mit Herz. Und mittendrin ein Luzifer, der mehr Menschlichkeit zeigt als so mancher Heilige. Hier ist nichts schwarz oder weiß, gut oder böse – alles ist Grauzone, und das verdammt unterhaltsam.


    Der Humor? Trocken, bissig, nie drüber. Die Gesellschaftskritik? Punktgenau, aber unaufdringlich. Die Fragen? Groß: Was bedeutet Moral, wenn keiner mehr nach ihr lebt? Wer zieht die Fäden im Hintergrund, und warum folgen wir ihnen blind?


    Flach schreibt mit Tempo, Stil und Hirn. Zwischen höllischer Burnout-Beratung und göttlicher Imagekontrolle schleichen sich echte Emotionen ein – und man ertappt sich dabei, wie man mit Luzifer mitfühlt. Der Teufel ist hier nicht der Feind, sondern der Einzige, der noch kapitulieren kann.


    Fazit: Eine höllisch gute Gesellschaftssatire mit Tiefgang, Witz und der ernst gemeinten Frage, ob der Himmel wirklich die bessere Adresse ist. Wer glaubt, Gut und Böse wären klar verteilt, sollte dieses Buch lesen. Ich wechsel dann mal die Seiten … Just saying.


    9/10


    ASIN/ISBN: 3907698002


    Auf meinem Blog findet ihr eine ausführlichere Rezension: https://buchkomet.wordpress.com/2025/07/08/die…ftliche-kritik/

    Herausgeber: Heyne Verlag (16. Oktober 2024)

    Taschenbuch: ‎640 Seiten

    ISBN-13: ‎ 978-3453274822


    Kurzbeschreibung


    Flynn Darkster, einer der weltweit besten Hacker, wird verhaftet, weil er in die Computersysteme des Pentagon eingedrungen ist. Er wird vor die Wahl gestellt: entweder Gefängnis oder Mitarbeit bei der »Gruppe Horatio«, einem geheimen Regierungsprogramm. Schon bald kommt Flynn dem wahren Ziel des Geheimprojekts auf die Spur, die Suche nach Beweisen dafür, dass unsere Realität in Wirklichkeit eine gewaltige Computersimulation ist. Doch wenn das so ist, wer hat diese Simulation geschaffen? Und gibt es einen Weg, die Menschheit daraus zu befreien? Für Flynn beginnt eine atemlose Jagd nach mächtigen Gegnern, die sich hinter den Grenzen der Wirklichkeit selbst zu verbergen scheinen.


    Autor


    Andreas Brandhorst, geboren 1956 im norddeutschen Sielhorst, hat mit Romanen wie »Äon«, »Das Erwachen« oder »Das Schiff« die deutsche Science-Fiction-Literatur der letzten Jahre entscheidend geprägt. Spektakuläre Zukunftsvisionen verbunden mit einem atemberaubenden Thriller-Plot sind zu seinem Markenzeichen geworden und verschaffen ihm regelmäßig Bestsellerplatzierungen. Zuletzt ist bei Heyne sein Thriller »Der Riss« erschienen. Andreas Brandhorst lebt im Emsland.


    Rezension


    Wer denkt, Science-Fiction sei nur was für „Nerds“, wird hier eines Besseren belehrt. Der Riss ist Sci-Fi, ja – aber einer von der klugen Sorte. Aktuelle Themen wie KI, Simulationstheorie und digitale Kontrolle treffen auf einen Plot, der sich wie ein Thriller liest und dabei trotzdem Tiefgang hat.


    Im Zentrum: Flynn Darkster, einer der besten Hacker der Welt. Er hackt das Pentagon (wie man das halt so macht), wird erwischt und bekommt statt Knast ein verlockendes Angebot von einer geheimen Organisation. Die will herausfinden, ob unsere Realität überhaupt real ist oder nur perfekt simuliert. Klingt erstmal nach Matrix? Ja, erinnert daran, aber Brandhorst macht was Eigenes draus.


    Das Schöne: Man muss kein Technikprofi sein, um reinzukommen. Klar, es geht um Quantenkram, neuronale Netzwerke und Simulationstheorie, aber alles wird so erklärt, dass man folgen kann. Und falls es doch zu wild wird – hinten im Buch gibt’s ein Glossar, das wirklich hilft. Besonders gelungen: die Welt, in der das Ganze spielt. Ein Zukunftsszenario, das bitter real wirkt. Klimakatastrophen, Pandemien, Überwachung – fühlt sich fast schon nach Jetzt an. Wer Serien wie Black Mirror oder Devs feiert, wird hier vieles wiedererkennen.


    Die Figuren? Reduziert auf das Wesentliche. Flynn ist ein starker Hauptprota, menschlich, zynisch, wütend: ein Typ, mit dem man gerne mitgeht. Und auch die Nebenfiguren funktionieren, ohne dass sich der Roman darin verliert. Sprache und Erzähltempo sind auf den Punkt. Klar, im Mittelteil gibt’s ein paar Strecken, die etwas kompakter hätten sein dürfen, aber insgesamt bleibt das Ding spannend und klug bis zum Ende.


    Fazit: Der Riss ist keine leichte Kost, aber auch kein verkopftes Nerd-Buch. Es ist ein intelligenter, spannender Roman, der unterhält und gleichzeitig richtig gute Fragen stellt: Was ist real? Wer kontrolliert wen? Und wie frei sind wir eigentlich noch? Für alle, die mitdenken und mitfiebern wollen.


    8/10


    Auf meinem Blog findet ihr eine ausführlichere Rezension: https://buchkomet.wordpress.co…-thriller-von-brandhorst/


    ASIN/ISBN: 3453274822

    Herausgeber: Eigenverlag (25. März 2025)

    Taschenbuch: ‎402 Seiten

    ISBN-13: ‎ 979-8300912956


    Kurzbeschreibung


    Wien, 2018: Durch Zufall entdeckt die kurz vor ihrer Pensionierung stehende Historikerin Amalia Klinger in der Wohnung ihres Vaters am Opernring eine alte Silberschatulle. Darin befinden sich ein Medaillon und ein Notizheft, in dem ein rätselhafter Tagebucheintrag Fragen aufwirft. Entschlossen, die Geschichte hinter ihrem Fund aufzudecken, macht sich Amalia auf die Suche nach Hinweisen.


    Wien, 1923: Das Trauma des Großen Krieges lastet noch immer auf der Stadt und ihren Bewohnern. Besonders der Silberschmied Conrad Knaupp kann dem Schrecken nicht entkommen, denn seit seiner Verwundung an der Italienfront ist er auf eine Gesichtsprothese angewiesen und lebt deshalb völlig zurückgezogen in seiner Grinzinger Villa. Als eines Tages der schusselige Archäologe Hannibal Haas vor der Türe steht und nach geheimnisvollen unterirdischen Gängen im Keller der Villa suchen möchte, wird Conrads isoliertes Dasein gehörig auf den Kopf gestellt. Der junge Wissenschaftler weckt in ihm längst verloren geglaubte Gefühle.


    Autor


    Frederik Kiesewetter, Jahrgang 1994, lebt mit seinen drei Katzen in Wien. Das Schreiben begleitet ihn als große Leidenschaft schon seit der Kindheit. Dabei begeistert er sich vor allem für die düsteren Kapitel der Geschichte, für geheime Sehnsüchte und verlorene Seelen. "Der Silberschmied" ist sein Debütroman.


    Rezension


    Ein Roman, der richtig nachhallt. Kiesewetter wirft uns mitten hinein ins Wien der 1920er – eine Stadt, die noch unter dem Schock des Ersten Weltkriegs steht. Mittendrin: Conrad Knaupp, ein ehemaliger Soldat, entstellt, traumatisiert, isoliert. Seit seiner schweren Verwundung lebt er zurückgezogen in einer Villa in Grinzing, das Gesicht hinter einer Prothese verborgen, die Vergangenheit immer präsent. Und dann steht plötzlich Hannibal Haas vor der Tür – ein junger, schusseliger Archäologe, der hofft, unter Conrads Haus auf ein archäologisches Sensationsfundstück zu stoßen.


    Was wie ein absurder Zufall beginnt, entwickelt sich zu einer Geschichte voller leiser Töne, tiefer Gefühle und gefährlicher Nähe. Zwischen Conrad und Hannibal entsteht eine Verbindung, die zu dieser Zeit nicht nur verpönt, sondern strafbar ist. Kiesewetter beschreibt diese Beziehung nicht romantisierend, sondern ehrlich, zart und mit einer ständigen Bedrohung im Nacken.


    Besonders stark: Die Darstellung von Conrads Trauma. Der Krieg ist nicht einfach Kulisse – er ist in jedem Satz spürbar. Die Brutalität, mit der Kiesewetter die Front schildert, geht unter die Haut. Das Leid, das danach bleibt, zieht sich durch den ganzen Roman. Gleichzeitig lässt er Raum für Hoffnung, für Annäherung, für das Menschliche in all dem Dunkel.


    Die politischen Spannungen, das Erstarken rechter Ideologien, die Spaltung in der Gesellschaft – all das fließt mit ein, ohne aufgesetzt zu wirken. Man merkt, wie gut recherchiert der Stoff ist, wie präzise der Autor die Atmosphäre einfängt.


    Weniger überzeugt hat mich der zweite Handlungsstrang in der Gegenwart: Historikerin Amalia entdeckt 2018 eine alte Silberschatulle mit einem Tagebuch, das sie auf Spurensuche schickt. Nett, aber aus meiner Sicht entbehrlich. Die Geschichte lebt von der historischen Ebene, und die hätte locker allein getragen.


    Fazit: Ein beeindruckend erzählter Roman über Krieg, Liebe, Verlust und Mut. Ohne Kitsch, ohne rosa Brille. Stattdessen echt, eindringlich und voller emotionaler Wucht. Wer starke Figuren, düstere Zeiten und viel Tiefgang mag, sollte sich „Der Silberschmied“ nicht entgehen lassen.


    9/10


    Auf meinem Blog findet ihr eine ausführlichere Rezension: https://buchkomet.wordpress.com/2025/06/29/his…r-1920er-jahre/


    ASIN/ISBN: B0F2HBK477

    Herausgeber: Eigenverlag (21. Mai 2025)

    Taschenbuch: ‎244 Seiten

    ISBN-10: ‎ 3819245391

    ISBN-13: ‎ 978-3819245398


    Kurzbeschreibung


    Sommer 1989: Dem vierzehnjährigen Benni droht das Internat. Mit Hilfe einer verrückten Freundin und eines grummeligen Rentners muss er die Katastrophe abwenden. Als er sich unfreiwillig die Augenbrauen abrasiert und zum Gespött der Schule wird, flieht Benni in einen mächtigen Baum. Das ist der Beginn einer Odyssee durchs eigene Leben. Wieso verdrängt seine Mutter die Vergangenheit? Wofür ist der Schlüssel, den sein Bruder Tag und Nacht um den Hals trägt? Und wie besiegt man den Edelweißfluch? Benni kämpft, liebt, leidet und lüftet ein dunkles Familiengeheimnis. Am Ende wartet der tödliche Sprung zum Master of his Universe. Eine bewegende Coming-of-Age-Geschichte mit Witz, Spannung und 80er-Jahre-Atmo.


    Autor


    Finkenzonk, geboren 1977 in Frankfurt am Main, studierte Politikwissenschaft, Philosophie und Journalismus. Nach anschließendem Volontariat verschlug es ihn in die Verbandskommunikation. In seiner Freizeit geht er leidenschaftlich gern ins Kino, besucht Poetry Slams und staunt über die Geschichten seiner Kinder. Master of his Universe ist sein erster Roman. Mehr Infos über Finkenzonk gibt's auf http://www.finkenzonk.de oder bei Instagram unter @finkenzonk.


    Rezension


    Stell dir vor, du bist 14, es ist Sommer '89, die Welt gerät ins Wanken – und dir selbst droht das Internat. Willkommen in Bennis Leben.

    In Master of his Universe von Finkenzonk geht’s um den ganz normalen Wahnsinn des Erwachsenwerdens – mit abrasierten Augenbrauen, einem alten Baum als Rückzugsort und einem Familiengeheimnis, das alles infrage stellt.


    Benni ist ein unsicherer Teenager mit viel zu vielen Fragen. Warum weicht seine Mutter aus, wenn es um die Vergangenheit geht? Was hat es mit dem Schlüssel auf sich, den sein Bruder wie einen Schatz bewacht? Und was bitte stimmt mit Achim nicht?


    Zum Glück gibt’s Fortuna – ein wildes Mädchen, das Benni gehörig den Kopf verdreht – und Hartwig, einen grummeligen Rentner, der zur Vaterfigur wird. Gemeinsam mit ihnen kämpft Benni gegen das Internat, gegen Geheimnisse, gegen Achim (den neuen Freund seiner Mutter, der in irgendeiner zweifelhaften „Glaubensgemeinschaft“ ist) – und vor allem: gegen das Gefühl, nicht dazuzugehören.

    Der Roman trifft diesen schmalen Grat zwischen Humor und Tiefe, Retro-Feeling und Ernst. Die 80er-Jahre-Vibes sind on point, ohne aufdringlich zu sein. Die Story? Komisch, berührend, ein bisschen schräg – aber immer echt. Hier und da gerät der Autor etwas in zu blumige Sprache, aber das geht meist klar, irgendwie macht das ja auch den Charme der Geschichte aus.


    Fazit: Eine tolle Geschichte mit ganz viel Herz.


    9/10


    Auf meinem Blog findet ihr eine ausführlichere Rezension: https://buchkomet.wordpress.com/2025/06/24/rez…g-of-age-roman/


    ASIN/ISBN: 3819245391

    Herausgeber: KBV (18. September 2024)

    Taschenbuch: ‎400 Seiten

    ISBN-10: ‎ 3954417014

    ISBN-13: ‎ 978-3954417018


    Kurzbeschreibung


    Dorfschmied Karl ermittelt wieder Der neue historische Fall aus Ralf Lanos Krimischmiede Auf einer Schmuggeltour im heißen Sommer 1947 wird der erfahrene Kaffeeschmuggler Leopold Schilz im Wald bei Bitburg ermordet. Vorläufig wird der Ortsbürgermeister des Dörfchens Disselbach verhaftet, der am Tatort gesehen wurde. Der Mord ist der erste Fall für Kriminalkommissar Peters als Beamter bei der neuen Polizei von Rheinland-Pfalz. Er ahnt bald, dass etwas Größeres hinter der Sache steckt. Der Organisator der Schmuggelaktivitäten in Bitburg ist der zwielichtige Thomas Schwarz. Um dessen finstere Machenschaften zu durchleuchten, heuert Peters den Dorfschmied Karl Bermes an, der sich mit den Hintergründen des lukrativen Kaffeeschmuggels gut auskennt. Gemeinsam mit dem Polizeianwärter Eddi Franken wird Karl in die Schmugglerbande eingeschleust. Gleich die erste Tour steht unter keinem guten Stern, denn Andrej, ein angeblicher ehemaliger polnischer Kriegsgefangener, wird schwer verletzt und ringt mit dem Tod. Es stellt sich heraus, dass Karls Mission viele Gefahren birgt. Die Mordermittlungen führen schließlich von Bitburg zum Einödhof der Familie Schilz auf den Bergen bei Waxweiler, der während der Ardennenoffensive komplett zerstört wurde. Karl muss erkennen, dass die Hintergründe des Falls wesentlich tiefer wurzeln als gedacht …


    Autor


    Ralf Lano, geb. 1965 in Kyllburg, ausgebildeter Werkzeugmacher, staatlich geprüfter Maschinenbautechniker, arbeitete einige Jahre als Designer und Konstrukteur von Kachelöfen. Seit 22 Jahren ist er als Maschinenbaukonstrukteur bei einem größeren Automobilzulieferer beschäftigt. Bisher sind eine Kurzgeschichtensammlung sowie ca. 30 Kurzgeschichten in regionalen Publikationen (z. B. Eifeljahrbuch) erschienen. 2022 war er unter den sechs Nominierten des deutschen Kurzkrimi-Preises. Sein Beitrag »Die Kuh Elsa« ist in »Tatort Eifel 8« des KBV erschienen. »Ein Echo aus stählerner Zeit« war der Auftakt einer mehrbändigen historischen Eifelkrimi-Reihe.


    Rezension


    Mord, Bohnenkaffee und kaputte Moral – der Schmied ermittelt wieder


    Mit „Der Tod kennt verschwiegene Pfade“ schickt Ralf Lano seinen Dorfschmied Karl Bermes erneut ins Chaos der Nachkriegsjahre – irgendwo zwischen Schwarzmarkt, kaputter Infrastruktur und flackernden Moralresten. Und was soll man sagen? Es funktioniert wieder verdammt gut.


    Ein Toter im Wald, ein Bürgermeister am Tatort, ein Kommissar ohne feste Strukturen – das Setup ist klassisch, aber Lano bringt frische Tiefe rein. Der Autor präsentiert ein ehrliches Nachkriegsgrau. Dass Bermes – kein Polizist, sondern Handwerker mit Hirn und Bauchgefühl – sich in eine Schmugglerbande einschleust, wirkt nicht erfunden, sondern logisch. Wenn keiner mehr weiß, wer Freund und Feind ist, hilft halt nur noch: selber machen.


    Die Welt, die Lano zeichnet, ist kantig, glaubwürdig und bis in die Nebenrollen gut besetzt. Ob junger Polizeianwärter, dubioser Strippenzieher oder gebrochene Kriegsheimkehrer – jeder trägt sein Päckchen.


    Lanos Stil bleibt schnörkellos, aber mit viel Gespür für Atmosphäre. Kein Satz zu viel, kein Pathos, aber immer dicht dran. Auch die historischen Details wirken nie aus dem Archiv gekramt, sondern wie gelebte Realität. Man erfährt viel, ohne belehrt zu werden.


    Fazit: Ein historischer Krimi ohne Zuckerguss, mit Substanz, Tempo und einem Ermittler, der keine Marke braucht, um zu überzeugen. Wer auf echte Typen, klare Sprache und moralische Grauzonen steht, ist hier genau richtig.


    9/10


    ASIN/ISBN: 3954417014

    Das Sci-Fi-Meisterwerk, das uns vor Augen führt, warum der Mensch keine zweite Erde verdient.


    Mit Lyneham liefert Nils Westerboer einen Science-Fiction-Roman, der sich nicht in Raumschlachten, fremden Alien-Spezies oder Hochglanz-Zukunftsvisionen verliert. Stattdessen hält er uns den Spiegel vor: Was, wenn wir unsere zweite Chance bekommen — und wieder alles ruinieren?


    Die Menschheit flieht auf den Exomond Perm, eine Welt voller Gefahren, fremder Ökosysteme und toxischer Schönheit. Statt Demut: Terraforming. Statt Respekt: Machthunger. Westerboer entwirft ein bitter realistisches Zukunftsszenario, das bedrückend nah an unsere Gegenwart rückt. Wir haben nichts gelernt. Und das macht den Roman so unangenehm aktuell. Hat die Menschheit überhaupt eine zweite Chance verdient?


    Besonders stark: Westerboer verbindet wissenschaftliche Akribie mit emotionaler Tiefe. Biochemie, Ökologie, Terraforming – anspruchsvoll, aber größtenteils verständlich. Gleichzeitig begleitet man glaubhafte Figuren: den jungen Henry, der zwischen Sehnsucht und Angst schwankt, und seine Mutter Mildred, die sich immer stärker fragt, ob wir das überhaupt dürfen: einen fremden Planeten unserem Willen unterwerfen.


    Lyneham ist Science-Fiction auf allerhöchstem Niveau: fordernd, klug, emotional und messerscharf. Kein seichtes Abenteuer, sondern ein unbequemes Meisterwerk, das lange nachwirkt. Wer Sci-Fi nur als Eskapismus sieht, wird hier gnadenlos geerdet.


    Fazit: „Lyneham“ ist ein herausragendes, forderndes Meisterwerk, das mit wissenschaftlicher Präzision, emotionaler Tiefe und philosophischer Wucht die dunklen Seiten menschlicher Natur schonungslos beleuchtet.


    10/10 Meisterwerk!

    Herausgeber: Nagel & Kimche (28. Januar 2025)

    Taschenbuch: ‎192 Seiten

    ISBN-10: ‎ 3312013453

    ISBN-13: ‎ 978-3312013456


    Kurzbeschreibung


    »In unserer Familie gab es keine Wörter für den Abschied.«


    Eine Familie aus Südtirol entscheidet sich 1942 im Zuge der sogenannten »Option« für die Auswanderung ins Deutsche Reich. Doch nicht alle Familienmitglieder sind dort willkommen und der 11-jährige Ludi wird von seinem jüngeren Bruder getrennt: Der behinderte Hanno muss in eine Anstalt bei Hall gebracht werden, während die restliche Familie nach Oberösterreich zieht. Dann wird der Vater in die Wehrmacht eingezogen und von Hanno bleibt nur ein Brief aus einer »Heil- und Nervenanstalt«. Sepp Mall erzählt eine Geschichte wider das Vergessen, über das Kindsein in Kriegszeiten und im Nationalsozialismus, vor dem Hintergrund der sogenannten »Option« in Südtirol, in der die Bevölkerung sich gezwungen sah, zwischen Nationalsozialismus – und somit Umsiedelung ins Deutsche Reich – und Faschismus – also Italianisierung und Verzicht auf die Muttersprache – zu wählen.


    Ein bewegender Roman über das Auswandern und Heimkehren, der in bilddichter Sprache der Trauer eines Kindes um seinen Bruder nachgeht. Das klingt weit über die norditalienische Region hinaus und greift in seiner Wucht bis in das Heute.


    Autor


    1955 in Graun (Südtirol) geboren, lebt als Schriftsteller in Meran. Er erhielt mehrere Auszeichnungen und Stipendien, u. a. den Meraner Lyrikpreis, das Staatsstipendium des österreichischen Bundesministeriums und das Große Literaturstipendium des Landes Tirol. Sein Roman "Wundränder" wurde 2005 zum "Innsbruck-liest"-Buch gewählt und ist heute Schullektüre. Sein letzter Roman "Ein Hund kam in die Küche" war 2023 auf der Longlist des Deutschen Buchpreis.


    Rezension


    „Ein Hund kam in die Küche“ ist kein lauter, dramatisch inszenierter Roman über die NS-Zeit – gerade deshalb trifft er so stark. Sepp Mall erzählt aus der Perspektive des elfjährigen Ludi, der 1942 mit seiner Familie Südtirol verlässt und ins Deutsche Reich umsiedelt. Die sogenannte „Option“ zwingt sie zu dieser Entscheidung – doch statt Sicherheit bringt sie Leid.


    Schon zu Beginn wird der behinderte Bruder Hanno in einer „Nervenheilanstalt“ untergebracht. Was Ludi nicht weiß, er wird seinen Bruder nie wiedersehen. Er versteht nicht, was mit ihm passiert, doch für die Leser:innen ist klar: Euthanasie, Mord im Namen der Ideologie. Diese kindliche Unwissenheit wird zum emotionalen Kern der Geschichte. Was Ludi nicht versteht, schwebt als beklemmendes Wissen zwischen den Zeilen.


    Die Verluste reißen nicht ab: Der Vater zieht in den Krieg, die Mutter zerbricht an der Situation, Ludi bleibt allein in einer fremden Umgebung. Seine Versuche, die Erwachsenenwelt zu begreifen, wirken hilflos und machen das Grauen nur noch spürbarer. Politik, Krieg, Propaganda – für das Kind bleibt alles abstrakt, doch der Schmerz ist real.


    Die Stärke des Romans liegt in der schlichten, klaren Sprache. Keine großen Erklärungen, keine inszenierten Dramen – genau dadurch wirkt alles umso härter. Ludi spricht mit seinem toten Bruder, sucht Halt im Unbegreiflichen, während um ihn herum die Welt auseinanderfällt.


    Der Titel verweist auf ein Kinderlied – ein bitterer Kontrast zum Grauen, das Ludi erlebt. Der Roman wird so zu einem eindringlichen Mahnmal darüber, was es bedeutet, als Kind in einer Welt aufzuwachsen, in der Ideologien wichtiger sind als Menschlichkeit. Keine große Geste, kein lautes Mahnmal – sondern ein stilles, schmerzhaft ehrliches Zeugnis.


    10/10 Leseempfehlung!


    ASIN/ISBN: 3312013453

    Herausgeber: Rowohlt Taschenbuch (6. Mai 2025)

    Taschenbuch: ‎432 Seiten

    ISBN-10: ‎ 3499016907

    ISBN-13: ‎ 978-3499016905


    Kurzbeschreibung


    Henry ist der Mensch, von dem Louis immer geträumt hat. Er ist sein Partner, sein bester Freund, die Liebe seines Lebens. Doch darauf nimmt das Schicksal keine Rücksicht. Als die beiden in einen schweren Autounfall verwickelt werden, stirbt Henry. Für Louis bleibt die Welt stehen – buchstäblich. Denn als er am nächsten Morgen aufwacht, ist Henry wieder da. Derselbe Tag beginnt von vorn. Louis kann es kaum glauben. Muss er den schlimmsten Moment seines Lebens noch einmal erleben? Oder ist das die Chance, Henry zu retten?


    Autor


    1989 geboren, arbeitet nach einem freiwilligen sozialen Jahr in Südafrika und seinem Psychologie-Studium heute als Psychotherapeut. Er hat bereits unter Pseudonym mehrere Hörbuchskripte geschrieben, mit der Brynmor-University-Reihe tritt er erstmals mit seinem eigenen Namen an die Öffentlichkeit. Als Own-Voice-Autor möchte er zur Sichtbarkeit der LGBTQIA+-Community beitragen. Er ist auf Instagram (@dominikgaida) und TikTok (@dominik.gaida) zu finden.


    Rezension


    Der Start des Romans ist stark: Louis und Henry – zwei Menschen, die sich so bedingungslos und ehrlich lieben, dass man als Leser sofort andockt. Die Chemie stimmt, die Gefühle sind greifbar, und die Figuren wirken von der ersten Seite an lebendig. Statt schnulziger Überdosis gibt's eine Liebesgeschichte, die einfach echt ist.


    Dann der Bruch: Henry stirbt bei einem Autounfall – aber es bleibt nicht beim klassischen Trauerdrama. Louis steckt in einer Art Zeitschleife, in der er den schlimmsten Tag seines Lebens immer wieder durchlebt. Und hier wird’s spannend: Zwischen Hoffnung, Verzweiflung und Kontrollverlust ringt er darum, Henry vielleicht doch noch zu retten.


    Was gut funktioniert: Die Zeitschleifen-Idee artet nicht in eine Sci-Fi-Spielerei aus, sondern macht Louis' innere Kämpfe noch greifbarer. Die Verzweiflung, in der er steckt, wird spürbar, seine Liebe wird nachvollziehbarer. Romantik, Tragik und Spannung halten sich die Waage.


    Aber: Im letzten Drittel verlässt die Geschichte den bisher (fast) realistisch-emotionalen Kurs und geht in einen mystischen Abschluss über. Klar, sauber und toll geschrieben, aber dieser Wechsel war mir dann doch etwas zu viel des Guten. Hier hätte ich mir eine realistischere Auflösung gewünscht. Auch der große Konflikt zwischen Louis und Henry, der immer wieder angedeutet wird, bleibt am Ende doch etwas flach und überzogen.


    Trotzdem: Die Stärken überwiegen. Die authentische Figurenzeichnung, der emotionale Sog der Geschichte und der Mut, queere Liebe in den Mittelpunkt zu stellen, machen Gestern waren wir unendlich zu einem wichtigen, lesenswerten Roman. Es ist kein Buch, das nur für die queere Community geschrieben wurde, sondern eines, das allen zeigt, wie universell Liebe, Verlust und Hoffnung sind.


    Fazit: Ein starker Beitrag zur deutschen Literatur — und hoffentlich der Anfang für viele weitere queere Bestseller.


    8/10


    ASIN/ISBN: 3499016907

    Herausgeber: HarperCollins Taschenbuch (15. April 2025)

    Taschenbuch: ‎368 Seiten

    ISBN-10: ‎ 3365010025

    ISBN-13: ‎ 978-3365010020


    Kurzbeschreibung


    Maximilian Ryf ist Manager des neuen Hotels Seewind Manor, das auf der kleinen Insel Greifswalder Oie vor der Küste Mecklenburg-Vorpommerns liegt. Zur Eröffnungsfeier wurden fünf Gäste geladen. Schon bei der Ankunft auf der Insel tobt ein ungewöhnlich schwerer Sturm, der es den Gästen und Angestellten unmöglich macht, die sicheren Hotelmauern zu verlassen. Nach kurzer Zeit reihen sich merkwürdige Ereignisse aneinander. Max leidet mehr und mehr unter starken Kopfschmerzen, die Gäste haben das beklemmende Gefühl, beobachtet und manipuliert zu werden. Als eine Mitarbeiterin brutal ermordet in ihrer Angestelltenunterkunft aufgefunden wird, bricht endgültig Panik aus. Auf ihrer Tür wurde eine klare Botschaft hinterlassen: »Nummer1«. Aufzeichnungen der Sicherheitskameras zeigen, dass sich eine Gestalt mit einer Harlekinmaske in dem Hotel aufhält. Wer schafft es zu fliehen, und für wen heißt es GAME OVER?!


    Autor


    Hendrik Klein, geboren im Jahr 1987 in Lingen (Ems), lebt mit seiner Frau und seiner Tochter in Lohne (Wietmarschen). Neben seinem Beruf gilt seine Leidenschaft dem Schreiben und Entwickeln spannender Geschichten. Auch durch seinen Vater, einen pensionierten Kriminalbeamten, wurden seine schriftstellerischen Fantasien geweckt. Tiefgründige Charaktere und fesselnde, elektrisierende Spannung stehen bei Hendrik Klein im Vordergrund.


    Rezension


    Abgelegene Insel, maskierter Killer, fünf Gäste und ein Hotel im Sturm – was klingt wie die perfekte Bühne für einen dichten Psychothriller, driftet in Code Kill – Ein tödliches Spiel leider zunehmend ins Absurde ab.


    Der Einstieg macht Lust auf mehr: düsteres Setting, sturmgepeitschte Atmosphäre, ein Protagonist mit Mystery-Potenzial. Hendrik Klein beginnt stark und liefert klassisches Whodunit-Flair mit moderner Härte. Doch je weiter die Handlung fortschreitet, desto mehr eskaliert das Ganze – und zwar nicht im guten Sinne.


    Statt psychologischem Nervenkitzel hagelt es drastische Gewalt, überdrehte Szenen und Figuren, die mehr reagieren als handeln. Besonders legendär (leider im negativen Sinn): die „Spiceszene“, bei der sich zwei Figuren mitten im Überlebenskampf lieber der Erotik als der Flucht widmen. Das wirkt so deplatziert, dass man sich fragt, ob hier versehentlich ein anderes Genre reingerutscht ist.

    Und das Finale? Ein Twist, der eher für Augenrollen als Aha-Momente sorgt. Was spannend begann, endet wie ein Mix aus Splatterkino und Trash-TV – mit dem bitteren Beigeschmack, dass hier mal richtig Potenzial auf der Strecke geblieben ist.


    Immerhin: der Schreibstil ist solide, flott und gut lesbar. Aber auch das kann nicht retten, was am Ende eher wie ein durchgeknallter Ideenstapel wirkt, als wie ein Thriller mit Substanz.


    Fazit: „Weniger wäre mehr gewesen.“ Oder wie man nach der Spiceszene denkt: WTF?


    4/10


    ASIN/ISBN: 3365010025

    Herausgeber: Matthes & Seitz Berlin (17. April 2025)

    Taschenbuch: ‎158 Seiten

    ISBN-10: ‎ 3751810129

    ISBN-13: ‎ 978-3751810128


    Kurzbeschreibung


    Als sie das erste Mal eine Frau küsst, ist sie zurückhaltend, verunsichert. Doch mit jedem weiteren Kuss findet sich die Protagonistin in Play Boy immer mehr in ihr neues Leben ein. Nach Jahrzehnten der Ehe mit ihrem Mann und der Erziehung des gemeinsamen Sohnes trennt sie sich von dem vermeintlichen Familienidyll. Und mit jedem Möbelstück, das sie hinter sich lässt, jedem Hemd, das sie entsorgt, legt sie Schicht um Schicht die heterosexuellen Prägungen ab. Sie führt erste Beziehungen mit Frauen, die gegensätzlicher nicht sein könnten, lernt auf andere Weise zu lieben, blickt mit neuen Augen auf ihr Aufwachsen innerhalb einer renommierten französischen Familie als Kind zweier verarmter Drogenabhängiger; auf ihren Beruf als Strafverteidigerin und die Ehe mit ihrem Ex-Mann – um im Kern eine neue Körperlichkeit zu entdecken: den Körper als Ausweg aus gesellschaftlichen Standards und als Medium der Empfindungen, um Lust zugleich zu bereiten und zu empfangen.


    Mit sprachlicher Wucht und entwaffnender Ehrlichkeit bricht Constance Debré mit den Tabus über Geld, Ehe, Sex, Lust und Häuslichkeit.


    Autorin


    Constance Debré, 1972 geboren, arbeitete als Anwältin, bevor sie sich in Vollzeit dem Schreiben widmete. Bisher veröffentlichte sie vier Romane.


    Rezension


    „Heten, die ihre Sexualität ein Stück weit in Frage stellten, dann aber gleich wieder aufgaben.“ – Wer bei diesem Satz zusammenzuckt, ist bei Play Boy von Constance Debré genau richtig. Denn dieser Roman ist kein netter Selbstfindungstrip, sondern ein Tritt in den Hintern der Heteronormativität, der Menschen in ein vorgegebenes Muster stopft.


    Debrés Protagonistin sagt diesem Leben radikal Adieu – nach einem unscheinbaren Kuss mit einer anderen Frau, der sich anfühlt wie eine Sprengladung unter ihrem bisherigen Dasein. Sie verlässt alles, nicht aus Trotz, sondern weil sie zum ersten Mal ehrlich leben will. Und Debré erzählt diese Demontage mit einer Sprache, die Klartext spricht: direkt, unverschnörkelt, oft rotzig. Kein Kitsch, kein Erklärbär, kein Mitleidsbonus – sondern eine Frau, die sich Schicht für Schicht von der Lüge befreit, jemand zu sein, der sie nie war.


    Die Autorin liefert mit Play Boy keine gefällige Erzählung über das Coming-Out einer Mutter in der Midlife-Crisis. Sie schreibt ein Manifest. Eine Abrissbirne gegen Rollenbilder, gegen den Zwang zur Häuslichkeit, gegen das vermeintliche Glück im Normativen.Debrés Antwort ist brutal und konsequent: Wer sich seinen Körper zurückholt, holt sich auch sein Leben zurück.


    Fazit: Was bleibt, ist eine Geschichte über Selbstermächtigung – roh, wütend, traurig, ehrlich. Und eine klare Botschaft: Wer das System nicht mehr bedienen will, muss bereit sein, es zu verlassen. Ohne Netz. Ohne Applaus. Aber mit verdammt viel Haltung.


    10/10


    ASIN/ISBN: 3751810129

    Herausgeber: Eigenverlag (3. Juni 2025)

    Taschenbuch: ‎204 Seiten

    ASIN: ‎ B0FBGWQ56N


    Kurzbeschreibung


    Schneeweiss und blutrot,

    dem Bösen sein eigener Tod,

    doch den Völkern Frieden bringt aus der Not.


    In seiner Jugend erhält der weisse Eisbär Hadon eine Prophetie, die ihm verkündet, dass er der Auserwählte ist - der Retter seines Volkes. Doch dann taucht die Frage auf: Ist diese Prophetie ein wahrhaftiger Segen oder nur teuflisches Machwerk?


    Gefangen zwischen Hoffnung und Zweifel, muss Hadon sich dem tyrannischen Herrscher stellen, der das Schicksal seines Volkes in den Händen hält. Wird es ihm gelingen, die Dunkelheit zu besiegen und sein Volk zuretten, oder wird er selbst zum Opfer der dunklen Mächte, die ihn umgeben?


    Rezension


    Wer bei Bruno Mattis Buch epische Schlachten und magische Artefakte erwartet, liegt daneben – und wird positiv überrascht. Statt klischeebeladener Fantasy liefert er eine moderne Tierfabel mit Tiefgang, eine Parabel über Schuld, Verantwortung und Selbstvergebung. Im Zentrum: Hadon, ein junger Eisbär mit schwerem Gepäck. Auserwählt, aber gebrochen. Held, aber keiner, der sich so fühlt.

    Was das Buch auszeichnet, ist seine emotionale Ehrlichkeit. Hadon stolpert, versagt, zieht sich zurück – bis er sich mühsam wieder aufrichtet. Seine Geschichte ist keine Heldenreise im klassischen Sinne, sondern ein psychologischer Heilungsprozess. Schwer, dunkel, intensiv. Bruno Matti spart nicht mit schwierigen Themen wie Depression, Schuld oder Suizidgedanken – und genau das macht die Geschichte so berührend.


    Trotz sprechender Bären und Prophezeiungen fühlt sich der Roman eher wie eine Parabel an als wie klassische Fantasy. Und das ist sein Vorteil: Es geht nicht nur um äußere Abenteuer, sondern um inneres Überleben. Einige Nebenfiguren bleiben dabei eher blass, aber Hadon allein trägt die Geschichte mit seiner zerrissenen, glaubwürdigen Persönlichkeit.

    Ein echtes Highlight ist der begleitende Soundtrack. Über QR-Codes eingebunden, sorgt die Musik für eine zweite emotionale Ebene – subtil, atmosphärisch und erstaunlich wirksam. Kein billiger Gimmick, sondern echtes Storytelling mit Tonspur.


    Fazit: Ein ungewöhnlicher Roman, der in Erinnerung bleibt – leise, schwer, schön. Für alle, die sich auf eine tiefere, ruhigere, musikalisch begleitete Reise einlassen wollen, ist „Die Eisbären im Land der Schneefelsen“ definitiv einen Blick wert.


    9/10 (Buchwertung 8/10 +1 für den Soundtrack)


    ASIN/ISBN: B0FBGWQ56N

    Herausgeber: Eigenverlag (25. Marz 2025)

    Taschenbuch: ‎310 Seiten

    ASIN: ‎ B0DQ5L9DT9


    Kurzbeschreibung


    Gefangen im Netz der Lügen – Saras größter Kampf beginnt.


    Saras Schwager steht unter Verdacht sein Unternehmen mit einer Schadsoftware erpresst zu haben – und ist verschwunden. Doch hinter dieser Anschuldigung verbirgt sich eine noch gefährlichere Wahrheit.


    Entschlossen, seine Unschuld zu beweisen, folgt Sara einer Spur nach Kambodscha. Was sie jedoch dort im Dschungel erwartet, übertrifft selbst ihre schlimmsten Albträume. Schnell wird der Trip nicht nur für sie zum lebensgefährlichen Abenteuer.


    Und die Uhr tickt. Kann sie die Puzzleteile zusammensetzen und tausende Menschenleben retten, bevor der Virus alles zerstört?


    Autorin


    Moin mein Name ist Marley und mein Motto lautet: Kein Toter vor dem ersten Kaffee!


    Ich bin das offene Pseudonym von Melanie Amélie Opalka und schreibe von, für und über starke Frauen.


    Während Sie Frauenromane zum Selbstvertrauen stärken schreibt, liebe ich die dunkleren Herausforderungen mit meiner Protagonistin, der Ex-Scharfschützin Sara.


    Wenn du mehr über mich lesen und regelmäßig über Neuerscheinungen und Gewinnspiele informiert werden willst, dann folge meinem Autorinnenprofil und abonniere die mao-News auf meiner Website.


    Und bitte vergiss nicht: Als Autorin lebe ich von Sternen und Rezensionen, also freue ich mich auch von dir über eine Bewertung. Ich danke dir sehr. Bis zum nächsten Buch!

    Deine Marley


    Rezension


    In „Der Virus“, dem fünften Band der Sara-Konrad-Reihe, bringt Marley Alexis Owen frischen Wind ins Thriller-Genre – nicht mit mehr Gewalt oder höherem Bodycount, sondern mit einer Protagonistin, die nahbar, glaubwürdig und verdammt spannend ist. Sara Konrad, Ex-Scharfschützin und Mitglied der geheimen „Sisterhood“, stolpert nicht durch die Handlung wie eine Kampfmaschine, sondern bewegt sich reflektiert, verletzlich und entschlossen durch eine Welt, die irgendwo zwischen digitaler Bedrohung und Dschungelüberleben liegt.


    Der Plot? Hochaktuell. Ein Virus legt eine Firma lahm, Saras Schwager wird verdächtigt, kurz darauf verschwindet er. Was als Cybercrime beginnt, führt bis nach Kambodscha – mit allem, was dazugehört: moralische Grauzonen, digitale Abgründe, körperliche Erschöpfung. Owen verzichtet auf Tech-Blabla und macht den digitalen Angriff real – mit echten Konsequenzen und drängenden Fragen: Wem gehört das Netz? Und wie schützt man die eigene Wahrheit, wenn Code zur Waffe wird?


    Sara ist dabei keine Actionheldin in Glitzeroptik, sondern eine Figur mit Brüchen. Sie denkt nach, sie zweifelt, sie fühlt – und genau deshalb funktioniert sie. Owen zeigt, dass Frauenfiguren im Thriller nicht durch Männerbrillen inszeniert werden müssen. Kein Abziehbild, keine „female Bond“-Nummer – sondern eine komplexe Hauptfigur, die Haltung zeigt.


    Was das Buch zusätzlich trägt: starke Schauplätze, ein präziser Stil, Themen mit Relevanz – von digitaler Ethik bis globaler Verantwortung. Dazu Antagonisten, die mehr sind als nur Feindbilder. Und ein Setting, das sich glaubhaft vom Serverraum bis in den Dschungel weitet.


    Fazit: Wer keine Lust auf austauschbare Supercops hat, aber auf spannende, kluge, gesellschaftlich relevante Thriller steht – könnte hier fündig werden. Sara Konrad ist eine Heldin, die bleibt. Und „Der Virus“ zeigt, dass Thriller mehr können als Adrenalin.


    9/10


    ASIN/ISBN: B0DQ5L9DT9

    Herausgeber: dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG (17.04.2025)

    Taschenbuch: ‎528 Seiten

    ISBN-10: ‎ 3423221070

    ISBN-13: ‎ 978-3423221078


    Kurzbeschreibung


    In Neapel mordet nicht nur die Camorra


    Die Neapolitaner feiern ihren Heiligen San Gennaro. Während in den engen Gässchen das Leben tobt, wird Commissario Salvatore Gaetano an den Schauplatz eines brutalen Mordes gerufen. In einem Appartamento mitten im Centro Storico sitzt ein Mann ohne Kopf – enthauptet wie Neapels Stadtpatron. Was steckt dahinter: Mafiafehde, Beziehungstat oder doch ein Ritualmord? Statt sich von vorgefertigten Meinungen lenken zu lassen, vertraut Gaetano lieber auf sein sensibles Gespür für die Bewohner und die Geheimnisse der Stadt. Doch der Mörder bleibt ihm immer einen Schritt voraus.


    Autor


    Fabio Nola ist das Pseudonym eines deutschen Historikers (*1982). Er hat in Neapel studiert und wohnte zusammen mit fünf neapolitanischen Jurastudenten mitten im wilden, bunten Centro Storico. Diese Zeit inspirierte ihn zu seiner Krimireihe um den feinfühligen Commissario Salvatore Gaetano.


    Rezension


    Was wie ein launiger Italien-Krimi aussieht, entpuppt sich als düsterer, kluger Auftakt für eine neue Reihe: „Commissario Gaetano und der lügende Fisch“ von Fabio Nola ist alles – außer bequem.


    Schon der Einstieg lässt keine Zweifel: Ein Mann wird enthauptet, mitten im Centro Storico von Neapel, zur Hoch-Zeit des San-Gennaro-Festes. Was wie ein Ritual wirkt, wird zur Tür in einem vielschichtigen Fall – voller Wendungen, Abgründe und gesellschaftlicher Fragen. Mafia? Eifersucht? Fanatismus? Alles denkbar.


    Commissario Gaetano selbst ist eine Zumutung: cholerisch, zynisch, alkoholabhängig und gegenüber seinen Kolleg:innen ist er grob, herablassend, manchmal schlicht gemein. Aber glaubwürdig bis ins Mark. Nola verzichtet auf falsche Heldenmythen. Gaetano darf unsympathisch sein, solange er echt ist – und genau das ist er. Ein Ermittler, der mit sich selbst im Clinch liegt, der scheitert, aufsteht, weitermacht. Kein Genie, kein Held – einfach ein Mensch in einer kaputten Welt.


    Und Neapel? Keine Postkarte. Die Stadt lebt, flucht, verdirbt, betört – und ist immer präsent. Die Hitze, die Gerüche, die engen Gassen, die Korruption – all das wird zum Klangteppich des Romans. Nola kennt seine Stadt – und zeigt sie ohne Zuckerguss.


    Der Fall selbst ist hart, aber nie Selbstzweck. Die Gewalt dient nicht dem Schock, sondern treibt die Fragen voran: Was ist Schuld? Was treibt Menschen an? Die Ermittlungen verlaufen in Wellen, nie geradlinig, nie vorhersehbar. Und auch das ist Teil der Spannung.


    Fazit: Kein Wohlfühlkrimi, sondern ein literarisch anspruchsvoller, psychologisch dichter Krimi mit bissiger Hauptfigur, glaubhaftem Setting und erzählerischer Substanz. Wer Lust hat auf einen düsteren Neapel-Krimi mit Tiefe statt Klischees – hier entlang.


    9/10


    ASIN/ISBN: 3423221070