Beiträge von Buchkomet

    Herausgeber: dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG (17.04.2025)

    Taschenbuch: ‎528 Seiten

    ISBN-10: ‎ 3423221070

    ISBN-13: ‎ 978-3423221078


    Kurzbeschreibung


    In Neapel mordet nicht nur die Camorra


    Die Neapolitaner feiern ihren Heiligen San Gennaro. Während in den engen Gässchen das Leben tobt, wird Commissario Salvatore Gaetano an den Schauplatz eines brutalen Mordes gerufen. In einem Appartamento mitten im Centro Storico sitzt ein Mann ohne Kopf – enthauptet wie Neapels Stadtpatron. Was steckt dahinter: Mafiafehde, Beziehungstat oder doch ein Ritualmord? Statt sich von vorgefertigten Meinungen lenken zu lassen, vertraut Gaetano lieber auf sein sensibles Gespür für die Bewohner und die Geheimnisse der Stadt. Doch der Mörder bleibt ihm immer einen Schritt voraus.


    Autor


    Fabio Nola ist das Pseudonym eines deutschen Historikers (*1982). Er hat in Neapel studiert und wohnte zusammen mit fünf neapolitanischen Jurastudenten mitten im wilden, bunten Centro Storico. Diese Zeit inspirierte ihn zu seiner Krimireihe um den feinfühligen Commissario Salvatore Gaetano.


    Rezension


    Was wie ein launiger Italien-Krimi aussieht, entpuppt sich als düsterer, kluger Auftakt für eine neue Reihe: „Commissario Gaetano und der lügende Fisch“ von Fabio Nola ist alles – außer bequem.


    Schon der Einstieg lässt keine Zweifel: Ein Mann wird enthauptet, mitten im Centro Storico von Neapel, zur Hoch-Zeit des San-Gennaro-Festes. Was wie ein Ritual wirkt, wird zur Tür in einem vielschichtigen Fall – voller Wendungen, Abgründe und gesellschaftlicher Fragen. Mafia? Eifersucht? Fanatismus? Alles denkbar.


    Commissario Gaetano selbst ist eine Zumutung: cholerisch, zynisch, alkoholabhängig und gegenüber seinen Kolleg:innen ist er grob, herablassend, manchmal schlicht gemein. Aber glaubwürdig bis ins Mark. Nola verzichtet auf falsche Heldenmythen. Gaetano darf unsympathisch sein, solange er echt ist – und genau das ist er. Ein Ermittler, der mit sich selbst im Clinch liegt, der scheitert, aufsteht, weitermacht. Kein Genie, kein Held – einfach ein Mensch in einer kaputten Welt.


    Und Neapel? Keine Postkarte. Die Stadt lebt, flucht, verdirbt, betört – und ist immer präsent. Die Hitze, die Gerüche, die engen Gassen, die Korruption – all das wird zum Klangteppich des Romans. Nola kennt seine Stadt – und zeigt sie ohne Zuckerguss.


    Der Fall selbst ist hart, aber nie Selbstzweck. Die Gewalt dient nicht dem Schock, sondern treibt die Fragen voran: Was ist Schuld? Was treibt Menschen an? Die Ermittlungen verlaufen in Wellen, nie geradlinig, nie vorhersehbar. Und auch das ist Teil der Spannung.


    Fazit: Kein Wohlfühlkrimi, sondern ein literarisch anspruchsvoller, psychologisch dichter Krimi mit bissiger Hauptfigur, glaubhaftem Setting und erzählerischer Substanz. Wer Lust hat auf einen düsteren Neapel-Krimi mit Tiefe statt Klischees – hier entlang.


    9/10


    ASIN/ISBN: 3423221070

    Herausgeber: Eigenverlag (11. November 2024)

    Taschenbuch: ‎300 Seiten

    ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3837067767


    Kurzbeschreibung


    Buchstaben, die Bausteine der Sprache, werden in diesem Roman zu unberechenbaren Elementen, die Gefahren und Geheimnisse heraufbeschwören. Mina ist eine angehende Schriftstellerin aus Athen und gerät mit ihrer Schwester und deren Freund auf die künstlich geschaffene Insel Imitathyos - ein Utopia für exklusive Touristen. Doch ein unerwarteter Vorfall löst eine Kette bizarrer Ereignisse aus, und eine Rückkehr scheint unmöglich. In den Wirren dieser futuristischen Welt zunehmend verloren, müssen Mina und ihre Mitreisenden die rätselhafte Realität entschlüsseln, wenn sie von hier fortkommen wollen, bevor eine drohende Katastrophe sie für immer auf der Insel festhält. In dieser Odyssee entfaltet sich die Kraft der Buchstaben und zeigt, wie Worte die Wirklichkeit formen. HINWEIS: Hardcover, hochwertige Ausstattung: Fadenbindung, Brillantdruck.


    Autor


    Matthias Alexander Kristian Zimmermann wurde 1981 in Basel (Schweiz) geboren und ist in ländlicher Umgebung im Kanton Aargau aufgewachsen. Er studierte musikalische Komposition, Kunst & Vermittlung, Game Design, Art Education und Pädagogik. Zimmermann ist Schriftsteller, Maler und Medienkünstler. Seine Bilder, die er als »Modellwelten« bezeichnet, reflektieren und erforschen die Kunst-, Design- und Mediengeschichte. Sein Werk wurde umfassend rezensiert und befindet sich in Sammlungen diverser Museen und Kunstarchive. Im Hirmer Verlag ist das Kunst- und Sachbuch »Digitale Moderne. Die Modellwelten von Matthias Zimmermann« über ihn erschienen. Im Kulturverlag Kadmos hat er seinen Debütroman »KRYONIUM. Die Experimente der Erinnerung« und »INTOXIKATION. Chemie der Illusionen« publiziert. Zimmermanns Romanwelten haben sich in einem langjährigen Entwicklungsprozess aus den Konzepten seiner Kunstwerke herausgebildet. Seine Bücher erscheinen sowohl in Verlagen als auch unter seiner eigenen Edition MODELLWELTEN.


    Rezension


    IMITATHYOS: Das unendliche Alphabet von Matthias A. K. Zimmermann ist kein Roman wie jeder andere. Hier geht es nicht nur um eine Geschichte, sondern um ein Konzept – um eine Welt, in der Buchstaben nicht mehr harmlos sind, sondern Realität formen, beeinflussen und gefährden. Eine junge Schriftstellerin landet auf einer künstlich geschaffenen Luxusinsel, doch was wie ein stylisches Zukunftsresort beginnt, wird schnell zum sprachphilosophischen Albtraum. Die Sprache selbst beginnt zu kippen, wird unberechenbar – und genau das ist der Reiz dieses Buches.


    Zimmermann mixt Utopie, Technik, Mythologie und Identitätsfragen zu einem Text, der sich traut, anders zu sein. Keine literarischen Konventionen, keine sicheren Pfade – dafür Ideenreichtum, Tiefgang und eine klare Haltung. Wer Popkultur kennt, erkennt Anklänge an Matrix, Westworld oder Borges, aber das Buch steht absolut für sich.


    Fazit: Es fordert volle Aufmerksamkeit, aber schenkt im Gegenzug eine Erfahrung, die bleibt. Für alle, die Bücher lieben, die etwas Frisches lesen möchten – das hier ist einer dieser seltenen Volltreffer.


    10/10


    ASIN/ISBN: 3837067769

    Herausgeber: Phantorion Verlag (27. Mai 2025)

    Taschenbuch: ‎385 Seiten

    ASIN: B0F1C72F65


    Kurzbeschreibung


    Nach den Neuwahlen herrscht Katerstimmung in der Solaren Union. Die neue Vizepräsidentin Selena Veyra muss sich nicht nur mit ihrem ehemaligen Widersacher, dem populistischen Präsidenten Julius Marek, herumschlagen, sondern auch noch eine Naturkatastrophe auf dem Mars und Aufstände auf den Saturnmonden bewältigen. Schon bald droht die fragile Koalition zu zerbrechen – und damit die gesamte Solare Union ins Chaos zu stürzen.


    Doch im Schatten der glattgebügelten Politikfassade brodelt ein erbarmungsloser Machtkampf. Nicht nur Selena und ihr Mann Cedrik, sondern auch der Oppositionsführer Kallan Dresk, die getriebene Unternehmerin und Mutter Alina Corsis und das Präsidentenpaar höchstselbst verfolgen ganz eigene Pläne. Im Mahlstrom aus Loyalität, Liebe, Ehrgeiz und Rebellion wird jedes Desaster zu einer dornigen Chance. Während in den Hinterzimmern geheime Bündnisse geschlossen und brüchige Allianzen geschmiedet werden, reicht ein einziger Moment, um alles zu verändern. Wer zieht die Fäden? Wer wird geopfert? Und wer überlebt das Spiel um die Macht?


    Ein fesselnder Near-Future-Thriller über Täuschung, Liebe, Verrat – und den Preis, den man für seine Überzeugungen zu zahlen bereit ist.


    Autor


    Eryx Vail ist ein jung gebliebener deutscher Autor, dessen Schreiben von Klassikern wie Dune von Frank Herbert, 1984 von George Orwell sowie American Psycho von Bret Easton Ellis beeinflusst wurde. In seinem Debütroman spiegeln sich zudem Einflüsse von Philip K. Dick und Gillian Flynn wider.


    Rezension


    „Die Schatten der Solaren Union“ von Eryx Vail ist Sci-Fi mit Anzug und Krawatte: weniger Raumschlachten, mehr Politik – und trotzdem (oder gerade deshalb) ziemlich spannend. Was hier wie ein Zukunftsroman aussieht, ist in Wahrheit ein politischer Drahtseilakt, der verdammt nah an unserer Gegenwart klebt.


    Die frisch gebackene Vizepräsidentin Selena Veyra bekommt gleich zum Start ordentlich Gegenwind: Naturkatastrophen auf dem Mars, Unruhen auf Saturnmonden und ein Präsident, der Populismus zum politischen Werkzeug gemacht hat. Klingt vertraut? Genau. Vail entwirft ein Zukunftsszenario, das seine größte Wirkung entfaltet, weil es so erschreckend real wirkt. Kurz: House of Cards mit Raumstationen.


    Was der Roman stark macht, ist seine politische Spannung: Intrigen, Fallstricke, Allianzen, die kippen – Vail kann das. Besonders im letzten Drittel zieht das Tempo an, da rauscht man fast schon durch die Seiten. Auch Themen wie queere Identität werden aufgegriffen, nicht plakativ, sondern eingebettet in Machtmechanismen. Allerdings bleibt dabei gelegentlich das Fingerspitzengefühl auf der Strecke. Nicht unsensibel, aber eben auch nicht durchgehend überzeugend.


    Kritik: Die Figuren sind oft eher Spielfiguren auf dem Schachbrett als echte Menschen. Viel Potenzial, aber zu wenig Tiefgang. Man versteht, was sie tun – aber selten, wie es sich für sie anfühlt. Ich hätte mir eine stärkere emotionale Bindung gewünscht, auch wenn das offenbar nicht die vordringlichste Intention des Autors war. Diese bewusste Distanz passt zwar zum politischen Setting, nimmt der Geschichte aber an manchen Stellen die menschliche Fallhöhe. Gerade ein Politthriller lebt davon, dass wir nicht nur die Mechanismen verstehen, sondern auch spüren, was auf dem Spiel steht.


    Fazit: Aber unterm Strich bleibt: „Die Schatten der Solaren-Union“ ist ein spannender, düsterer Politthriller mit Sci-Fi-Fassade und viel Gesellschaftskommentar. Kein perfektes Debüt, aber ein verdammt mutiges.


    8/10


    ASIN/ISBN: B0F1C72F65

    Herausgeber: Eigenverlag (5. April 2025)

    Taschenbuch: ‎424 Seiten

    ASIN: B0DZQJVXRM


    Kurzbeschreibung


    Ein Lehrer. Sein Schüler. Und die wichtigste Regel von allen: Liebe verboten!


    Als angehender Lehrer hat Marius es nicht leicht: in der Schule der harte Arbeitsalltag, zuhause Stress mit dem Freund. Und dann ist da noch dieser nervtötende Schüler, der seinen Unterricht sabotiert …


    Der siebzehnjährige Ludo ist frech, uneinsichtig und fest entschlossen, seinem neuen Deutschlehrer das Leben zur Hölle zu machen. Wie weit seine Späße gehen? Ihm egal. Dass er Marius damit in Gefahr bringt? Ahnt er nicht.


    Während Marius versucht, all das Chaos zu ordnen und den rebellischen Teenager endlich auf den richtigen Weg zu bringen, erkennt er viel zu spät, wie gefährlich Ludo wirklich ist. Denn wer die wichtigste Schulregel bricht, riskiert mehr als einen Tadel:

    Verlieb dich nie in einen Schüler!


    Autor


    Lauri Mattis (L. Mattis) trägt die Leidenschaft für das geschriebene Wort schon ein Leben lang in sich und widmet sich am liebsten den Liebesgeschichten fern von „richtig“ und „falsch“. Denn so schön die Welt sein kann, so unberechenbar ist sie auch – und wieso sollte das in der Literatur anders sein?


    Hier erwartet euch eine packende Mischung aus mächtigen Gefühlen, tiefer Verzweiflung und überraschendem Humor – je nach Roman mehr oder weniger scharf gewürzt.


    Rezension


    Ludo: Teach me – love you von Lauri Mattes ist keine einfache Romance, sondern ein mutiges Stück Literatur über eine Beziehung, die eigentlich nicht sein darf – und trotzdem passiert.

    Im Zentrum stehen Marius, junger Lehrer, voller Ideale, und Ludo, 17, wütend, queer, auf Krawall gebürstet – aber eben auch auf der Suche nach Nähe. Zwischen den beiden entwickelt sich eine gefährliche Dynamik: emotional aufgeladen, moralisch brisant, immer auf der Kante. Und genau das macht diesen Roman so fesselnd.


    Mattes geht das Thema mit viel Fingerspitzengefühl an. Hier wird nichts verklärt oder romantisiert. Stattdessen bekommt man zwei glaubwürdige Figuren, die beide kämpfen – mit sich, mit ihrer Rolle, mit dem, was erlaubt ist. Marius ist nicht der naive Gute, Ludo nicht der klassische Verführer. Beide sind kompliziert, ambivalent, menschlich. Und genau das macht ihre Geschichte so greifbar.


    Die Spannung zwischen den beiden ist stark – manchmal fast körperlich spürbar. Gleichzeitig bleibt der Ton ernst, nie voyeuristisch. Mattes zeigt die Risiken, die Konsequenzen – für beide Seiten. Und auch wenn man das Handeln der Figuren nicht immer gutheißen kann: Man versteht, warum sie tun, was sie tun.


    Sprachlich ist das Buch direkt, klar, auf den Punkt. Kein Kitsch, kein Drumherum. Dafür echter Druck, echte Zerrissenheit – und echtes Knistern. Dass das Ganze auch noch eine queere Coming-of-Age-Geschichte ist, macht es nur noch wichtiger: Ludo gibt denen eine Stimme, die oft zu leise sind.


    Fazit: Ein Buch, das bewusst an Grenzen geht – und das genau deshalb wirkt. Kein Skandalroman, sondern ein literarisch kluges Wagnis. Wer sich traut, wird mit einer Geschichte belohnt, die hängen bleibt.


    9/10


    ASIN/ISBN: B0DZQJVXRM

    Herausgeber: Mainbook (15. Mai 2025)

    Taschenbuch: ‎303 Seiten

    ISBN 13: ‎ 978-3911008389


    Kurzbeschreibung


    Kalte Asche brennt ein Leben lang. Milan betäubt sich in Frankfurter Clubs mit Beats, Dates und Drugs – eine Flucht vor der Erinnerung an seinen Zwilling Leo, von dem nur kalte Asche übrigblieb. Ein Fall, der nie aufgeklärt wurde und dessen Rätsel Milan immer wieder in den Abgrund zieht. Als plötzlich eine fremde Frau auftaucht, die sich als seine Mutter vorstellt, gerät Milans Leben endgültig aus den Fugen. Sie sucht Schutz vor ihren Verfolgern und behauptet in tödlicher Gefahr zu sein. Doch mit ihrer Ankunft kommen neue Fragen ans Licht – über eine Familie, die Milan nie kannte, und eine Wahrheit, die alles zerstören könnte. Denn was Milan nicht ahnt: Seine Mutter hütet ein dunkles Geheimniss, das auch Milan in den Strudel ihrer Schuld und Gewalt zu reißen droht. Ein atemloser Thriller über Familie, Verrat und die tödlichen Schatten der Vergangenheit.


    Rezension


    Frankfurt Beats von Oliver Baier ist kein klassischer Thriller – es ist ein düsteres, verdammt atmosphärisches Debüt, das mehr über die Gegenwart erzählt, als viele lautere Bücher es je könnten. Und das schon mit der ersten Seite.


    Im Zentrum steht Milan: jung, verloren, drogenvernebelt, zerrissen – auf der Flucht vor sich selbst und dem Tod seines Zwillingsbruders. Statt Trauerbewältigung gibt’s Absturz in Frankfurts Clubnächte. Aber Baier macht aus ihm keine Figur zum Mitleiden, sondern eine, bei der man mitgeht, obwohl man nicht immer mit ihr mitfühlt. Und das ist genau richtig so. Frankfurt ist dabei nicht Kulisse, sondern Mitspieler. Zwischen Bankentürmen und Bahnhofsviertel, zwischen Glanz und Dreck pulsiert ein Beat, der mehr ist als Soundtrack: Er ist Taktgeber für Milans Verdrängung, Halt in der Haltlosigkeit – und irgendwann: Risiko.


    Was Baier kann: Figuren schreiben, die nicht sauber einzuordnen sind. Martina, die Auftragskillerin mit Reue. Eine Rechtsradikale, die ausgerechnet von denen Hilfe braucht, die sie hasst. Und Milan, der mal egoistisch, mal zärtlich, mal völlig neben sich steht. Kein Schwarzweiß, sondern durch und durch grau. Und das tut weh – aber auf die gute Art. Der Thrillerplot läuft mit, klar. Aber die Spannung kommt nicht aus dem „Whodunit“, sondern aus der Frage: Wie weit kann ein Mensch zerbrechen, bevor nichts mehr übrig bleibt? Und was passiert, wenn plötzlich doch noch jemand die Hand reicht?

    Baier schreibt klar, direkt, mit genau dem richtigen Maß an Poesie. Kein Stil-Gehampel, kein Pathos – aber immer wieder Sätze, die sitzen. Und der Rhythmus: wie ein DJ-Set. Mal laut, mal leise, aber nie beliebig. Frankfurt Beats ist kein Buch, das gefallen will. Es konfrontiert. Mit Schmerz, mit Rausch, mit Schuld. Aber es erzählt auch von Sehnsucht, von Überleben, von Veränderung. Für ein Debüt? Unfassbar souverän.


    Fazit: Wer Thriller will, bekommt Spannung. Wer mehr will, bekommt alles. Pflichtlektüre für alle, die wissen wollen, wie sich deutsche Gegenwartsliteratur anfühlen kann, wenn sie was zu sagen hat.


    10/10 - Jahreshighlight


    ASIN/ISBN: 3911008384

    Herausgeber: Eigenverlag (2. Mai 2025)

    Taschenbuch: ‎353 Seiten

    ASIN: ‎ B0F2GN2G85


    Kurzbeschreibung


    Fünf Jahre sind auf der Erde vergangen, während Sam und sein Team auf der geheimnisvollen Heimatwelt der Onduras weilten. Doch die Rückkehr in die alte Heimat offenbart eine Welt, die sich radikaler gewandelt hat, als sie es je für möglich gehalten hätten. Haben die Onduras den Menschen tatsächlich ein neues technologisches Zeitalter geschenkt oder lauert im Schatten eine unheilvolle Bedrohung?

    Sam und seine Gefährten werden isoliert und vom UN-Rat hingehalten. Welche undurchsichtigen Pläne verfolgen die Anführer der Weltgemeinschaft? Warum zögert man, sie zurück in die Gesellschaft einzugliedern? Und welche Rolle spielen die geheimnisvollen Inneren sowie Johanna Carter in diesem Netz aus Argwohn und Misstrauen?


    Gleichzeitig rückt das rätselhafte Skarabäus-Artefakt in den Mittelpunkt, das Samatha wie besessen versucht zurüch haben will. Ist es eine Gabe der Onduras – oder ein Schlüssel, der den Weg zu einer dunklen Wahrheit ebnet?


    Jenseits der bekannten Sternenpfade könnte bereits ein neuer Feind auf dem Vormarsch sein. Werden die Aggressoren, die einst die Onduras heimsuchten, nun auch die Erde bedrohen? Ein Wettlauf gegen die Zeit entbrennt.


    Erlebe das große Finale voller atemraubender Enthüllungen und verzweifelter Entscheidungen, in dem das Schicksal der Menschheit auf Messers Schneide steht. Eine packende Reise zu fernen Horizonten und düsteren Geheimnissen wartet – und alles, was du zu wissen glaubtest, wird in Frage gestellt.


    Autor


    David Reimer, ein in Erftstadt nahe Köln ansässiger freischaffender Autor, hat sich in den Bereichen Science-Fiction und Abenteuerliteratur einen Namen gemacht. Mit seinen Werken, die eine Verbindung von wissenschaftlichen Elementen und fiktionalen Erzählungen aufweisen, hat er bereits mehr als 80.000 Leserinnen und Leser begeistert und zählt damit zu den spannendsten aufstrebenden Autoren in Deutschland.


    Woran denken wir, wenn wir die Sterne anblicken? Ferne Welten, fremde Wesen, grenzenlose Freiheit oder nur Kälte und Dunkelheit? Ist es vielleicht der Drang zu erfahren, weshalb alles existiert? David Reimer beschäftigt sich mit diesen Fragen in seinen Romanen. Es geht nicht nur um technische Details, sondern auch um die Menschen, die sich diese Fragen stellen. Seine Werke bieten Kopfkino vom Feinsten und bringen Leser an ferne Orte und Dimensionen. Sie vereinen unendliche Weiten, die die Sehnsucht nach dem Unerforschten schüren, mit fremden Welten, unentdeckten Phänomenen, spannender Action, Realismus und neuen Ideen.


    Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit ist Reimer gelernter Großhandelskaufmann. In seiner Freizeit betreibt er viel Sport, verbringt Zeit mit seinen zwei Hunden und ist auf der Suche nach Abenteuern in der Welt.


    Zu seinen bekanntesten Werken zählen die "Wächter des Wissens"-Reihe und die "Henry-Voigt-Abenteuerreihe", sowie die Serien "Mars Ultor" und "Das Uranus Leuchten". Diese Publikationen haben Reimer Anerkennung in der deutschen Literaturszene eingebracht und zeugen von seinem Engagement für detaillierte Weltenbau und charaktergetriebene Geschichten.


    Für weitere Informationen über David Reimer und seinen Werken, sowie für die Möglichkeit, sich für regelmäßige Updates und Newsletter anzumelden, besuchen Sie bitte seine offizielle Website: www david-reimer-autor de


    Rezension


    Transfer 3: Jenseits der Zeit von David Reimer ist das, was ein Abschlussband sein sollte: mutig, wuchtig, klug – und besser als alles, was die Trilogie bisher geboten hat.

    Fünf Jahre sind vergangen, seit Sam und seine Crew auf der Heimatwelt der Onduras gestrandet sind. Die Rückkehr zur Erde? Kein Heimkommen, sondern ein Wiedersehen mit einer Welt, die sich ohne sie weitergedreht hat. Misstrauen, neue Machtstrukturen, zerbrochene Allianzen – Reimer fängt diese entfremdete Stimmung großartig ein. Es geht nicht nur um Politik oder Intrigen, sondern um die große Frage: Was bleibt von Heimat, wenn man sie nicht mehr erkennt?


    Anders als im zweiten Band gibt’s hier kein langes Vorgeplänkel: Hochsicherheitskomplex, Mondgefängnis, Verhöre – Action von Anfang an. Und trotzdem bleibt genug Raum für echte Figurenentwicklung. Jede Entscheidung hat Konsequenzen, jedes Risiko kostet etwas. Reimer hält die Balance zwischen Tempo und Tiefe mit beeindruckender Leichtigkeit.


    Vergleiche mit Interstellar oder Tenet? Verdient. Reimers Welt ist komplex, verschachtelt, manchmal fordernd – aber nie überladen. Seine Bilder schreien förmlich danach, verfilmt zu werden: Mondkolonien, Flucht durch fremde Welten, eine Jagd auf ein uraltes Artefakt, das mehr verändert, als irgendwer ahnt.


    Aber das Beeindruckendste? Die ruhigen Momente. Jenseits der Zeit stellt die richtigen Fragen: Wer darf über die Zukunft der Menschheit entscheiden? Und was passiert, wenn Technologie Macht ersetzt, statt sie zu brechen? Reimer wird nie belehrend, zwingt aber zum Nachdenken. Und das tut dem Genre richtig gut.


    Auch erzählerisch ist das Buch eine Wucht: Keine Figur bleibt stehen, alle entwickeln sich weiter – oder gehen daran kaputt. Vertrauen wird knapp, einfache Wahrheiten lösen sich auf.


    Das Finale? Überraschend, konsequent, richtig stark. Kein billig zusammengeklöppeltes Happy End, sondern ein Abschluss, der noch lange in Erinnerung bleibt. Fragen bleiben – und genau das macht es so gut.


    Fazit: Transfer 3 ist nicht nur der beste Teil der Reihe – es ist eines der besten Science-Fiction-Bücher, die ich in letzter Zeit gelesen habe. David Reimer liefert ab. Und zwar richtig!


    10/10


    ASIN/ISBN: B0F2GN2G85

    Herausgeber: Eigenverlag (6. Februar 2025)

    Taschenbuch: ‎292 Seiten

    ISBN-13: ‎ 979-8309257546


    Kurzbeschreibung


    Die Sehnsucht nach Freiheit (LIBERTAD) ist im Mexiko des Jahres 1921 tief in der mexikanischen Gesellschaft verankert. Nach mehr als zehn Jahren blutigen Kampfes ruft die junge Generation lautstark, die Ziele der Revolution zu verwirklichen und ihre Freiheit sofort zu erlangen!


    Am 15. November wurde ein Bombenanschlag auf das Reliquienbild der Jungfrau Maria von Guadalupe verübt. Das indigene Hausmädchen Juanita wurde Zeugin dieses Verbrechens und könnte dafür mit ihrem Leben bezahlen. Die Gefahr ist noch nicht vorüber und sie und ihre Liebsten müssen sich dem neuen Zeitalter erneut mutig stellen, in einem Netz aus Intrigen, Politik, Gewalt und Flucht.


    Mit eindrucksvollen Darstellungen der historischen Ereignisse und Schauplätze und mit erstaunlicher Aktualität erzählt Francisco Reyna im Nachfolgeband zu "REVOLUCIÓN" den Weg Mexikos nach dem Bürgerkrieg in seinem Kampf um Freiheit.


    Autor


    Francisco Reyna wurde 1966 in der Nähe des Viertels San Ángel im Süden von Mexiko-Stadt geboren. Seine Mutter stammte aus dem Norden Mexikos und zog nach Mexiko-Stadt, um der Armut in den Bergbaustädten von Zacatecas zu entkommen. Sie fand Arbeit als Dienstmädchen bei einer wohlhabenden Familie mit Verbindungen zur mexikanischen Regierung. Seinen Vater, Felix Reyna, lernte Francisco nie kennen, da er ihn noch vor seiner Geburt verließ.


    Er wuchs in einer wohlhabenden Familie auf und besuchte Privatschulen in Mexiko-Stadt. Während dieser Zeit brachte er seiner Mutter, die Analphabetin war, Lesen und Schreiben bei.

    In der Oberschule engagierte sich Francisco in linken Studentenbewegungen, was zu Überwachung und Einschüchterung durch die Geheimpolizei führte. Er wurde von Beamten der Policia Judicial entführt und 12 Stunden lang fast zu Tode geprügelt, konnte aber schwer verletzt entkommen.


    Nach dem Krebstod seiner Mutter brach Francisco sein Studium der Kunstgeschichte ab. Er folgte seiner Frau nach Deutschland und zog 1989 nach Berlin. In Deutschland absolvierte er schließlich eine Ausbildung zum IT-Mediendesigner.


    Francisco nahm 2004 die deutsche Staatsbürgerschaft an. Er arbeitete über 25 Jahre in der digitalen Industrie in Deutschland und wurde schließlich IT-Projektmanager.

    Er hat nie seine Leidenschaft für das Schreiben und die mexikanische Kultur und Geschichte verloren und interessiert sich sehr für die Weltgeschichte, insbesondere für die Verbindungen zwischen europäischer und lateinamerikanischer Geschichte. Sein erstes Buch, REVOLUCIÓN, bietet einen tiefen Einblick in die mexikanische Gesellschaft und die Fortsetzung, LIBERTAD, wird voraussichtlich Anfang 2025 erscheinen.


    Rezension


    Libertad von Francisco Reyna ist mehr als nur die Fortsetzung von Revolución. Es ist ein reifer, präzise erzählter Roman über eine Nation, die auch nach der Revolution nicht zur Ruhe kommt – und über Menschen, die in dieser Unsicherheit nach Freiheit suchen.


    Mexiko 1921: Der Bürgerkrieg ist vorbei, aber die Spannungen bleiben. Reyna verwebt politische Umbrüche, religiöse Konflikte und private Schicksale zu einem dichten Panorama, das weit über klassische Historienromane hinausgeht. Der Anschlag auf das Bildnis der Jungfrau von Guadalupe dient dabei nicht nur als historisches Detail, sondern als Motor einer Erzählung, die die Fragilität einer ganzen Gesellschaft spürbar macht.


    Im Mittelpunkt steht Juanita, ein indigenes Hausmädchen, das ungewollt in die politischen Verwerfungen hineingerät. Reyna zeichnet sie nicht als Symbolfigur, sondern als glaubhafte Heldin, die trotz Gewalt, Verlust und Verrat ihren eigenen Weg sucht. Ihre Geschichte verleiht den großen historischen Themen persönliche Dringlichkeit.


    Libertad ist stilistisch geradliniger als Revolución: weniger Ausschweifungen, mehr Tempo, stärkere Figuren. Auch der Blick über Mexikos Grenzen hinweg, nach Norden in die korrupten Winkel der USA, verleiht der Geschichte neue Tiefe. Freiheit bleibt hier wie dort ein schwer erreichbares Gut.


    Besonders stark ist Reynas Balance: historische Genauigkeit ohne akademische Schwere, Spannung ohne Effekthascherei. Libertad zeigt, dass gute historische Romane nicht nur die Vergangenheit lebendig machen, sondern zeitlose Fragen stellen: nach Macht, Gerechtigkeit und der Möglichkeit, sich selbst treu zu bleiben.


    Fazit:  Ein kluges, intensives Buch – und ein Beweis, dass Francisco Reyna zu den wichtigen Stimmen der mexikanischen Literatur gehört.


    10/10


    ASIN/ISBN: B0DWFPC1NG

    Herausgeber: dp Verlag (24. April 2025)

    Taschenbuch: ‎235 Seiten

    ASIN: ‎ B0F2N3V2MM


    Kurzbeschreibung


    Er ist mein Trainer. Wir sind beide nicht geoutet. Und eigentlich habe ich größere Probleme als einen dummen Crush.

    Die emotionale Coming-of-Age Sportsromance voller geheimer Küsse und gnadenlosen Rivalen

    Solange ich mich erinnern kann, mussten meine Mutter und ich kämpfen – ums Überleben, um Ansehen, für uns. Der einzige Ort, an dem ich je so etwas wie Ruhe empfinde, ist das Wasser. Denn wenn ich schwimme, verschwindet die Welt um mich herum.

    Doch jetzt hängt alles davon ab, wie gut ich tatsächlich bin, um eines der begehrtesten Sportstipendien zu ergattern und meiner Mutter etwas zurückgeben zu können. Und das setzt mich unter Druck.

    Es hilft auch nicht, dass Colin Harker mein Trainer wird – ein viel zu attraktiver Schwimmer, dessen Karriere durch eine Verletzung frühzeitig endete. Er ist gnadenlos und schaut mich auf eine Weise an, die meinen ganzen Körper kribbeln lässt. Aber ich kann diese Gefühle nicht zulassen. Nichts ist so wichtig wie das Schwimmen und neben knallharten Rivalen, die bereit wären meinen Ruf zu ruinieren, hat mein Herz einfach keinen Platz.


    Autor


    Es war einmal ein Junge, der fürchtete die Nacht. Sobald sich die Dunkelheit wie ein schwarzes Tuch über sein Zimmer legte, erwachten in der Finsternis Wesen. Sie wisperten Geschichten von Orten, die niemals Licht erhellte und die er in diese Welt bringen sollte.

    Der Knabe aber fürchtete sich, und je mehr er versuchte, die Wesen zu ignorieren, desto stärker schwoll ihr Flüstern zu einem Gesang an, der sich mit seinen Träumen verwob, die ihn zu diesen finsteren Welten führten.

    Der Junge wurde älter, und als er erwachsen war, erschien die Dunkelheit der Nacht leer und die Träume farblos. Jetzt ein Mann wurde er seines Verlustes gewahr. Er begann, aufzuschreiben, was ihm die Stimmen in seiner Kindheit eingeflüstert hatten, und damit kehrten die Träume zurück.

    Heute ist die Dunkelheit für ihn wieder voller Geheimnisse, führen düstere Winkel in fremde Welten, doch jetzt fürchtet er sich nicht mehr, denn er weiß, tief hinter der Finsternis verbirgt sich immer das Licht.

    Der Schriftsteller Stefan S. Kassner hängte im Oktober 2022 den Arztkittel an den Nagel und lebt seitdem als hauptberuflicher Autor mit seinem Hund Goliath auf der Sonneninsel Mallorca.

    Im Oktober 2020 wurde er in die Agentur Ashera aufgenommen und veröffentlich seit 2021 Romane, Novellen und Kurzgeschichten in unterschiedlichen Genres, unter anderem Thriller, Krimi, Cosy Crime, Familiengeheimnis, Familiensaga, (Gay-)Romance, (düstere) Phantastik, Horror, Steampunk und Humor.

    Dies prägte auch den Slogan des Schriftstellers: ‚Das Leben wird auch nicht nur in einem Genre geschrieben.‘


    Rezension

    Diving into Love von Stefan S. Kassner ist weit mehr als eine Coming-of-Age-Romanze. Es ist ein stiller, aber eindringlicher Blick auf das, was es 2025 immer noch bedeutet, als junger queerer Mensch in einer leistungsgetriebenen Gesellschaft seinen Platz zu suchen.


    Im Mittelpunkt steht Dilan, ein talentierter Schwimmer, dessen Zukunft an sportlichen Erfolgen hängt. Das Wasser ist sein Rückzugsort – bis Gefühle für seinen Trainer Colin sein sorgfältig kontrolliertes Leben ins Wanken bringen. Kassner beschreibt diesen inneren Kampf mit großer Empathie: Dilans Angst, sein Bedürfnis nach Zugehörigkeit, sein verzweifeltes Ringen zwischen Pflicht und Ehrlichkeit werden spürbar.


    Besonders stark ist, wie Diving into Love die subtilen und offenen Formen von Diskriminierung sichtbar macht. In einer Welt, die queere Sichtbarkeit oft nur oberflächlich feiert, zeigt Kassner, wie tief Vorurteile und Unsicherheiten tatsächlich reichen – gerade in Bereichen wie dem Spitzensport, wo das Bild von Stärke und Männlichkeit immer noch eng definiert ist.

    Auch die Nebenfiguren tragen zur Tiefe des Romans bei. Colin ist kein idealisierter Love Interest, sondern selbst geprägt von Ängsten und Zweifeln. Die starke Unterstützung von Dilans Mutter Judy setzt ein starkes Zeichen: Familie bedeutet nicht Perfektion, sondern den Raum, in dem echte Akzeptanz möglich wird.


    Trotz kleiner Schwächen – etwa einer etwas zu schnellen Auflösung der Rivalität zwischen Dilan und Tyler oder einem etwas abrupten Ende – bleibt die Wirkung bestehen. Denn Diving into Love erzählt nicht nur von persönlicher Befreiung, sondern auch von gesellschaftlicher Verantwortung. Kassner erinnert daran, dass Akzeptanz keine Selbstverständlichkeit ist und dass queere Jugendliche oft noch immer um Sichtbarkeit und Sicherheit kämpfen müssen – nicht nur auf dem Land, sondern auch mitten in scheinbar offenen Metropolen.


    Fazit: Diving into Love ist ein Roman über Mut – den Mut, sich selbst treu zu bleiben in einer Welt, die es einem nicht immer leicht macht. Und es ist ein stiller Aufruf an die Gesellschaft: Räume zu schaffen, in denen junge Menschen nicht mehr um ihre Würde bitten müssen, sondern sie selbstverständlich leben können.


    8/10 - „Diving into Love“ ist ein emotionales, gesellschaftlich relevantes Buch, das trotz kleiner Schwächen wichtige Impulse für mehr Mut und Akzeptanz setzt.


    ASIN/ISBN: B0F2N3V2MM

    Herausgeber: Eigenverlag (04. Oktober 2023)

    Taschenbuch: ‎344 Seiten

    ASIN: ‎B0CKH6SN5D


    Kurzbeschreibung


    Als Phil auf einem fernen Planeten aus dem Duplikatedrucker torkelt, muss er feststellen, dass sein Original und damit seine Existenz vernichtet sind. – Wahrscheinlich. Nachrichten verbreiten sich im Universum langsamer als Licht und er ist weit weg. Er muss die Kosten für seine Übertragung abarbeiten und wird dazu im intergalaktischen Auftragsdienst eingesetzt.

    Denn das Wertvollste, das die Galaxis zu bieten hat, ist intelligentes Leben. Es ist dort erforderlich, wo Maschinen nicht eingesetzt werden können, ohne ihnen zu viel Macht zuzugestehen. – Intelligentes Leben lässt sich leicht beherrschen, intelligente Maschinen nicht.


    Getrieben von der Sehnsucht nach Freiheit, verbündet sich Phil mit der KI seines Einsatzfahrzeugs. Gemeinsam versuchen sie, ihr Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen. Phil findet sich schon bald mitten in einem Umsturzversuch wieder, der nicht nur die Art und Weise, wie in der von DoHa kontrollierten Zone der Müll entsorgt wird, ändern soll.

    Doch so was passiert einem Unternehmen wie DoHa nicht zum ersten Mal und so sind schon bald Vertreter des oberen Managements und Spezialisten unterwegs, um alles wieder ins Lot zu bringen. Denn DoHa will nicht nur sein Geschäftsmodell schützen, sondern auch sein größtes Geheimnis, und setzt alles daran, die Umsturzpläne zu vereiteln, wobei auch die Vernichtung ganzer Planeten zur Option wird.


    Autor


    Erik Harlandt schreibt über ferne Welten, künstliche Intelligenzen und die Herausforderungen der nahen Zukunft. In seinen Geschichten kämpfen keine Superhelden, sondern Menschen (und Aliens) mit Schwächen und Durchschnittstalenten. Sie stehen vor Herausforderungen – von explodierenden Sonnen bis zu banalen Alltagsproblemen wie fehlenden Toiletten in der Schwerelosigkeit – und überleben nicht dank Superkräften, sondern durch Intelligenz in haushaltsüblichen Mengen, Kreativität und Glück. Oder sie scheitern grandios.

    Schon als Jugendlicher verfasste Erik Harlandt Texte für Magazine, Comics und kurze Zeit fürs Fernsehen, bevor er begann, Science-Fiction zu schreiben. Heute lebt er im Grünen an der Elbe nahe Hamburg, umgeben von seiner Familie, Katzen und einer wachsenden Sammlung von Büchern und Robotern.

    Während er in Gedanken durch die Weiten des Kosmos reist, bleibt er auf der Erde pragmatisch: Bücher schreiben, Müll rausbringen und zwischendurch über schlechte Science-Fiction-Filme lästern.

    Er ist über Info at Erik-Harlandt de per Mail und Facebook aufgrund seiner schockierend hohen Onlinezeit recht gut zu erreichen. Eine Homepage hat er auch. Fragen und Anregungen gegenüber ist er immer aufgeschlossen.


    Rezension


    DoHa – Galaktische Geschäfte von Erik Harlandt ist Science-Fiction, die klug unterhält, gesellschaftlich zielt und dabei nie schwerfällig wird.

    Im Zentrum steht Phil, ein Menschenduplikat, das sich in einer Galaxis wiederfindet, in der Arbeitskraft als wertvolle Ressource behandelt wird. Statt heldenhafter Erweckung erlebt Phil, wie er zum Spielball eines Systems wird, das Freiheit und Würde dem Profit opfert. Harlandt erzählt diese Zukunft mit scharfem Humor und einer Leichtigkeit, die an Douglas Adams erinnert – aber ohne dessen anarchische Überdrehtheit.


    Die Welt der „DoHa Corporation“ ist erschreckend realistisch: Müllentsorgung per Wurmloch, Menschen als verwaltbare Ware, Konzerne ohne Skrupel. Doch Harlandt bleibt nicht bei der Karikatur stehen – er entwickelt aus dieser bitteren Grundidee eine Geschichte, die von echtem Widerstand, Freundschaft und Identität handelt. Besonders stark: die Beziehung zwischen Phil und seiner KI, die an Tiefe gewinnt, je härter das System zuschlägt.


    Harlandt verbindet Witz und Ernst mühelos. Seine Dialoge sind schnell, seine Pointen sitzen, doch darunter lauern ernste Fragen: Was ist ein Leben wert? Wer beherrscht wen? Wie viel Individualität bleibt, wenn Effizienz regiert?


    Fazit: DoHa ist mehr als ein smarter Sci-Fi-Trip. Es ist eine scharfe Satire auf unsere Gegenwart – und ein Roman, der in Erinnerung bleibt, weil er zeigt, dass auch in einer durchkommerzialisierten Zukunft der Kampf um Freiheit nicht aufhört.


    10/10 - „DoHa — Galaktische Geschäfte“ ist ein klug erzählter, humorvoller und gesellschaftskritischer Science-Fiction-Roman, der in seinen besten Momenten an „Per Anhalter durch die Galaxis" erinnert.


    ASIN/ISBN: B0CKH6SN5D

    Herausgeber: Verlag ohneohren (21. April 2025)

    Taschenbuch: ‎175 Seiten

    ASIN: ‎B0DZY5XZMR


    Kurzbeschreibung


    Realität vs. virtuelles Leben.

    Queeres Glück trifft menschenfeindliche Arbeitswelt.

    Und Moral trifft auf einen eiskalten Konzern.


    PRISM ist sowohl ein virtuelles Konstrukt als auch Arbeitsplatz von Penelope, Sofie und Kader. Gemeinsam schreibt das Polykül an dem Code, der Ermittlungen auf Basis der Erinnerungen Verstorbener möglich macht. Was klingt wie eine wesentliche Verbesserung der Welt, gleitet rasch ab in eine düstere Zukunftsvision.

    Wer gewinnt, wenn die Idylle einer gefundenen Familie und die Unbarmherzigkeit des Systems aufeinandertreffen?


    Autorin


    Katherina Ushachov lebt und arbeitet in Vorarlberg. Fixiert Geschichten in Schriftform, weil sich das als die effizienteste Variante erwiesen hat.

    Mit der Märchenadaption "Zwergenschatz" kehrt sie zu ihren Selfpublishing-Wurzeln zurück: Urban Fantasy in Frankfurt am Main. Dieses Mal mit einer Heist-Novelle voller Humor und Magie.


    Rezension


    Prism von Katherina Ushachov hätte ein starker Science-Fiction-Roman werden können – eine Found-Family-Geschichte im futuristischen Setting mit ethischen Fragen rund um das digitale Jenseits. Doch die große Idee versandet.


    Statt eines spannenden Thrillers liefert Ushachov ein zähes Beziehungsdrama, in dem belanglose Streitereien und banale Alltagsszenen dominieren. Das namensgebende Projekt PRISM bleibt Staffage, die moralischen Fragen der Technologie werden kaum angerissen. Spannung entsteht keine, Konflikte wirken aufgesetzt, Figuren blass.


    Der Schreibstil ist fahrig und kraftlos, die Handlung tritt auf der Stelle. Statt Dynamik gibt es ermüdende Dialoge, statt emotionaler Tiefe endloses Geplänkel. Die Grundidee – Realität, Virtualität und Konzernethik – hätte viel hergegeben, bleibt hier aber ungenutzt.


    Fazit: Prism ist eine vertane Chance: ambitioniert in der Anlage, aber im Ergebnis eine langweilige, oberflächliche Soap ohne echten Biss.


    2/10 - Ein Buch voller verpasster Chancen, das eine spannende Idee in einem belanglosen Beziehungsdrama untergehen lässt.


    ASIN/ISBN: B0DZY5XZMR

    Herausgeber: Eigenverlag (4. Mai 2025)

    Taschenbuch: ‎322 Seiten

    ASIN: ‎ B0F716FN8B


    Kurzbeschreibung


    Nach monatelangem Flug erreichen die internationalen Gesandten endlich die Venus. In der Wolkenstadt Ivan Papanin, einem gigantischen Verbund von Luftschiffplattformen in der oberen Atmosphäre des Planeten, soll über das weitere Vorgehen in Bezug auf die Außerirdischen abgestimmt werden.


    Während die Verständigungsversuche mit dem geborgenen Pneumoiden vielversprechend verlaufen, spitzt sich die Lage auf der Erde zu. Die ersten Machtblöcke zerbrechen, und es ist fraglich, ob es noch eine Alternative zu einem Krieg der Menschheit gegen die Fremden gibt.


    Auch für Sicherheitschef Holmgren bleibt keine Zeit zum Durchatmen: Es gilt, einen gefährlichen Saboteur aufzuspüren. Noch bevor Holmgren die Identität seines Gegners aufdecken kann, findet er sich zusammen mit Costa in einem Aerotaxi wieder, das in die Tiefen der Venusatmosphäre stürzt.


    Unterdessen schmieden zwei seiner erbittertsten Feinde gemeinsam einen tödlichen Plan. Holmgren muss erkennen, dass seine eigenen Entscheidungen die für ihn größte Katastrophe heraufbeschworen haben …


    Autor


    Constantin Salathé wurde in Deutschland geboren und lebt derzeit in Hessen.

    Den Beginn seines Berufslebens verbrachte er am Physikalischen Institut der Goethe-Universität in Frankfurt am Main. In den vergangenen zwanzig Jahren arbeitete er in der Humanmedizin.

    Seit seiner Kindheit ist er ein begeisterter Science-Fiction Fan. 2022 begann er mit dem Schreiben seiner eigenen Geschichten.


    Rezension


    Kreuzfeuer von Constantin Salathe ist Science-Fiction ohne Schönfärberei: kompromisslos, realistisch und bedrückend nah an unserer Gegenwart.

    Im vierten Band seiner "Erstkontakt-Krise" bringt Salathe die internationale Delegation endlich auf die Venus, in die schwebende Wolkenstadt Ivan Papanin. Was als Hoffnung auf Verständigung beginnt, kippt schnell in ein bekanntes Bild: Misstrauen, politische Intrigen und der Zerfall alter Allianzen. Salathe schildert das Versagen der Menschheit mit kühler Präzision – als wäre der Feind nie das Fremde, sondern immer wir selbst.


    Während erste Gespräche mit den Pneumoiden gelingen, eskaliert die Lage auf der Erde. Salathe erzählt diese Entwicklung schnörkellos, immer nah an den Figuren. Besonders der Sicherheitschef Holmgren wächst zur tragenden Figur: seine Jagd auf einen Saboteur, seine Fehler, seine innere Zerrissenheit verleihen der Geschichte eine ungewohnte psychologische Dichte.


    Stärken zeigt der Roman auch beim Erstkontakt selbst: Die Pneumoiden sind weder Allmachtsfantasien noch Exoten, sondern Wesen, die uns beunruhigend ähnlich sind. Salathe verknüpft das Abenteuer geschickt mit existenziellen Fragen nach Macht, Angst und menschlicher Hybris – und trifft damit einen wunden Punkt.


    In den Actionsequenzen bleibt Kreuzfeuer packend und präzise. Abstürze, Kämpfe und Intrigen sind straff inszeniert, ohne effekthascherische Übertreibung. Allerdings bremst Salathe seinen eigenen Rhythmus gelegentlich aus: Ausschweifende technische Exkurse sorgen zwar für Glaubwürdigkeit, wirken aber teils überfrachtet. Weniger ist manchmal mehr.


    Fazit: Trotz kleiner Schwächen im Spannungsfluss bleibt Kreuzfeuer ein starker Roman, der zeigt, wie gute Science-Fiction gleichzeitig unterhalten und beunruhigen kann. Salathe meidet einfache Antworten, setzt lieber auf Komplexität – und endet mit einem Cliffhanger, der deutlich macht: Die wahre Krise steht erst noch bevor.


    8/10 - Kreuzfeuer ist ein kluger, vielschichtiger Science-Fiction-Roman, der die Abgründe menschlicher Natur schonungslos ausleuchtet und trotz kleiner Schwächen fesselt.


    ASIN/ISBN: B0F716FN8B

    Herausgeber: Traumtänzer-Verlag (6. Januar 2025)

    Taschenbuch: ‎400 Seiten

    ASIN: ‎ B0DSGH1PX8


    Kurzbeschreibung


    Von der Freundin betrogen und verlassen, setzt der Physikstudent Leo eine wichtige Klausur in den Sand. Dadurch platzt sein Traum von einem Auslandssemester im sonnigen Kalifornien.

    Ausgerechnet auf der Insel Spitzbergen in der Nähe des Nordpols ist noch ein Platz frei. Monatelange Kälte und winterliche Dunkelheit? Leo ist nicht begeistert.


    Zu seiner Überraschung fühlt er sich in der gemeinschaftlichen Atmosphäre mit den Bewohnern und Studierenden aus aller Welt gleich wohl. Dazu trägt vor allem der attraktive Tourguide Tom bei, der Leo von der ersten Begegnung an fasziniert. Zwischen Schneemobilfahrten, Polarlichtern und Eisbärwachen entdeckt Leo allerdings auch dunkle Geheimnisse seiner Mitmenschen, die diese um jeden Preis verbergen wollen. Und nicht nur das Tauen des Permafrostes kann in der Arktis eine tödliche Gefahr bedeuten …


    Autorin


    Tove Blaustedt, Jahrgang 1984, war schon immer vielseitig interessiert, weshalb sie an einen Abschluss in Wirtschaftswissenschaften noch ein sprachwissenschaftliches Studium gehängt hat. Als Ausgleich zu ihrem zahlenlastigen Beruf taucht sie nach Feierabend lesend und schreibend in die Welt der Literatur ab. In ihren Romanen kombiniert sie (queere) Liebesgeschichten mit Krimi-/Spannungselementen und lässt ihre Handlungen gern vor einer ungewöhnlichen Kulisse stattfinden. Ihr Debütroman Kontrollierter Höhenflug (2022 im Traumtänzer-Verlag erschienen) erzählt die Geschichte eines jungen Stabhochspringers im Sportinternat. Permafrost-Dämmerung ist ihr zweiter Roman und handelt von einem Auslandssemester auf Spitzbergen in der Arktis. Der Ort hat sie als Touristin begeistert, auch wenn sie froh ist, selbst keinem Eisbären begegnet zu sein.


    Rezension


    Permafrost-Dämmerung von Tove Blaustedt ist kein romantisierter Abenteuerroman. Es ist eine stille, eindringliche Geschichte über Kälte, Einsamkeit – und darüber, wie sich trotzdem neue Nähe und Hoffnung entfalten können.


    Im Zentrum steht Leo, ein gescheiterter Physikstudent, der statt eines sonnigen Kalifornien-Aufenthalts im arktischen Spitzbergen strandet. Longyearbyen, eine Siedlung zwischen Eis, Dunkelheit und langsamem Verfall, wird zum Schauplatz seines persönlichen Neuanfangs. Was zunächst wie Strafe wirkt, wird zum Raum für Veränderung.


    Blaustedt schildert die Arktis ohne Kitsch. Kein Ort der Sehnsucht, sondern ein raues, ehrliches Setting. Die Einsamkeit, die klirrende Luft, das Monotone der Dämmerung werden spürbar. Und doch entsteht gerade aus dieser Härte heraus eine leise Form von Geborgenheit – besonders in der vorsichtigen Liebesgeschichte zwischen Leo und dem Tourguide Tom. Blaustedt erzählt diese Annäherung mit einer wohltuenden Langsamkeit, die sich absetzt vom üblichen Erzähltempo vieler Romane: kein falsches Drama, keine plötzlichen Geständnisse, sondern kleine, glaubwürdige Schritte.

    Auch die großen Themen klingen mit: Klimawandel, das Schmelzen des Permafrosts, die Bedrohung durch freigesetzte Gefahren, die schon immer unter der Oberfläche lagen. Blaustedt bindet diese Bedrohung klug in den Hintergrund ein – präsent, aber nie aufdringlich.


    Stilistisch bleibt sie klar, unprätentiös, nah an ihren Figuren. Nur an wenigen Stellen gerät der Text etwas zu weitschweifig – kleine Längen in einem ansonsten beeindruckend balancierten Roman.

    Fazit: Permafrost-Dämmerung ist eine Einladung, sich auf unbekanntes Terrain zu wagen – geographisch wie emotional. Ein stilles Buch über Verlust, Neuanfang und darüber, wie Widerstandskraft manchmal im leisesten Moment entsteht.


    9/10 - Ein stiller, kraftvoller Roman, der zeigt, dass auch in der kältesten Einsamkeit Liebe und Hoffnung überleben können.


    ASIN/ISBN: B0DSGH1PX8

    Herausgeber: Eigenverlag (12. November 2024)

    Taschenbuch: ‎320 Seiten

    ASIN: ‎ B0DMTP4PSF


    Kurzbeschreibung


    Die brutale Konfrontation mit der eigenen Vergangenheit droht Luks Zukunft zu zerstören. Was auch immer er versucht, um die Hoheit über sein Leben zurückzugewinnen, hängt doch über jedem seiner Schritte der Schatten des übermächtigen Vaters.


    Galiano versinkt unterdessen in Depression. Unterstützung erfährt er von seiner Familie, allem voran von Maria. Nach einer Weile erwacht unerwartet auch seine sexuelle Lust wieder und führt ihn in ein Leben außerhalb der eigenen vier Wände zurück. Dort erwarten ihn neben neuen Freundschaften nicht nur die Parallelwelt der Cruising-Szene, sondern auch die verhangenen Fenster der ersten Schwulenkneipen, die Ende der 1970er-Jahre in Köln ihre Pforten öffnen.


    Währenddessen überzieht die RAF das Land mit Terror, die Anti-Atomkraftbewegung wird geboren und die Menschen leben in Furcht davor, dass der Kalte Krieg in einen dritten Weltkrieg mündet. Doch welche Rolle vermögen Politik und Gesellschaft noch zu spielen, wenn das eigene Leben auseinanderbricht?


    Autor


    Elyseo da Silvas Roman-Debüt "Mosaik der verlorenen Zeit" rührte die Leser zu Tränen. Auf einzigartige Weise verwebt da Silva Geschichte und Geschichten zu einer kaleidoskopischen Gesamtkomposition, die den Leser noch lange nach Beendigung dieses Page-Turners begleiten wird.


    Seine Inspiration suchte und fand da Silva über Jahre hinweg auf Reisen. Seine zweite Buch-Veröffentlichung "Paincakes und andere Kuriositäten" gewährt Einblick in diese abenteuerlichen "Wanderjahre".


    Mit der Luk-und-Galiano-Dilogie schlägt da Silva neue Pfade ein:

    Er erzählt die Geschichte zweier junger Männer, die sich im Deutschland der 60er Jahre kennen und lieben lernen — einer Zeit, in der noch die Nazi-Gesetze gegen Homosexualität gelten und gleichgeschlechtliche Liebe nicht nur mit gesellschaftlicher Ächtung, sondern gar mit Gefängnis bestraft werden kann.


    Elyseo da Silva lebt und schreibt in Lissabon.


    Rezension


    Phoenixwalzer von Elyseo da Silva ist ein leiser, eindringlicher Roman über zwei Männer, die darum kämpfen, in einer zerrissenen Welt bei sich selbst anzukommen.

    Luk und Galiano tragen Narben, die tiefer reichen als die Zeit, in der sie leben. Luk kämpft mit den Geistern seiner Kindheit, mit Gewalt, Scham und der Sehnsucht nach einem Leben, das ihm niemand mehr vorschreibt. Galiano versinkt in Dunkelheit, kämpft gegen Depression, gegen die eigene Unsichtbarkeit – und beginnt langsam, in der noch zaghaften Schwulenszene Kölns neue Räume für sich zu finden. Räume voller Unsicherheit, voller Angst, aber auch voller Möglichkeiten.


    Phoenixwalzer erzählt nicht von schnellen Heilungen. Da Silva hat keine Angst vor Schmerz, vor Rückschlägen, vor Momenten, in denen nichts besser wird, nur anders. Gerade dadurch berührt der Roman tief. Er nimmt seine Figuren ernst – in ihrer Verletzlichkeit, in ihrem Stolz, in ihrer Wut.


    Hinter allem liegt eine Atmosphäre aus Bedrohung und Hoffnung zugleich. RAF-Terror, Anti-Atomkraftbewegung, die Angst vor einem dritten Weltkrieg – sie drücken auf das Leben der Menschen, doch sie definieren es nicht vollständig. Wichtiger sind die kleinen, intimen Revolutionen: der erste Kuss an einem unsicheren Ort, das erste Aufbäumen gegen die eigene Angst.

    Besonders stark sind die Szenen, in denen da Silva die beginnende HIV-Stigmatisierung schildert – subtil, schmerzhaft genau. Ohne Anklage, aber mit einer Dringlichkeit, die noch lange nach dem Lesen bleibt.


    Fazit: Phoenixwalzer ist kein Liebesroman im klassischen Sinn. Es ist ein Roman über das Überleben, über die Suche nach Würde, nach Nähe, nach einer Zukunft, die trotz allem möglich bleibt. Über Menschen, die lernen müssen, dass Glück keine Belohnung ist, sondern etwas, das immer wieder neu errungen werden muss.


    9/10 - Elyseo da Silva hat ein Buch geschrieben, das bleibt. Weil es ehrlich ist. Weil es weh tut. Und weil es genau deshalb Hoffnung macht.


    ASIN/ISBN: B0DMTP4PSF

    Herausgeber: Eigenverlag (15. März 2025)

    Taschenbuch: ‎129 Seiten

    ASIN: ‎ B0DYZQD17D


    Kurzbeschreibung


    Der Mann, dessen Namen man nicht nennt, liebt es, Geschichten zu erzählen. Dies ist eine davon:


    Dunkelheit umgibt ihn. Dunkelheit erfüllt ihn. Seit Urzeiten bewegt Mhelanohm sich durch die Atmosphäre. Wartend. Lauernd. Bis der Augenblick kommt, in dem sich alles zusammenfügt und er geboren wird.

    Mhelanohm ist pure Energie. Reines Bewusstsein. Die Konzentration einer Essenz, die einzig und allein aus einem Verlangen besteht.

    Mhelanohm will fressen …


    Sommer 1982: Die großen Ferien haben begonnen und für den elfjährigen Ben gibt es nichts Schöneres als gemeinsam mit seinem Freund Paul das verwilderte Gelände der alten Schuhfabrik zu erkunden. Da stört es ihn nicht einmal, dass er manchmal seinen kleinen Bruder mitnehmen muss. Schließlich ist Micha eigentlich ganz in Ordnung – für einen Sechsjährigen. Doch dann entdeckt Ben eines Tages einen merkwürdigen Fleck am Finger seines kleinen Bruders und plötzlich beginnt Micha sich zu verändern.


    Autor


    J. S. Mancapello will dich entführen - dorthin, wo die Grenzen zwischen dem, was ist, und dem, was nicht sein darf, verschwimmen. Wenn Chaos und Dunkel ihren Weg in unsere Welt finden, ist J. S. Mancapello nicht weit - mit einem Stift und einem Zettel in der Hand. Um Geschichten zu schreiben, die sich wie eine kalte Hand in deinen Nacken legen, bei denen du plötzlich Blicke im Dunkeln spürst und die Decke unbewusst ein Stückchen weiter nach oben ziehst …


    Rezension


    Mhelanohm von J. S. Mancapello ist eine intensive, atmosphärisch dichte Horrorgeschichte, die weniger auf Effekte setzt und mehr auf das, was unter der Oberfläche brodelt. Kein lautes Spektakel, sondern ein langsamer, präziser Albtraum.


    Die Geschichte spielt im Sommer 1982, in einer Welt, die echt wirkt, ohne nostalgisch verklärt zu werden. Im Mittelpunkt stehen der elfjährige Ben, sein Freund Paul und Bens kleiner Bruder Micha. Was als harmlose Erkundung einer verlassenen Schuhfabrik beginnt, kippt schleichend ins Unheimliche – ausgelöst durch einen scheinbar banalen schwarzen Fleck an Michas Finger.


    Mancapello erzählt hier keine klassische Monsterjagd. Mhelanohm, die titelgebende Kreatur, ist kein greifbares Wesen, sondern eine Kraft, die Besitz ergreift, langsam und von innen heraus. Der eigentliche Horror liegt in der Veränderung, in der Zerstörung von Vertrauen, in der Auflösung von Vertrautheit. Gerade darin liegt die Stärke des Buches: Es zwingt dazu, das Fremde nicht außen zu suchen, sondern in sich selbst.


    Die Atmosphäre ist von Anfang an dicht, die Spannung baut sich subtil auf. Mancapellos Stil ist klar, schnörkellos und gerade dadurch sehr wirkungsvoll. Die Angst schleicht sich nicht durch Effekthascherei ein, sondern durch kleine Verschiebungen, durch Blicke, Gesten, Schweigen.


    Besonders eindrücklich bleibt eine Szene, die ich übersprungen habe – nicht, weil sie reißerisch wäre, sondern weil sie eine Schmerzgrenze berührt, die nicht jede:r bereit ist auszuhalten. Gerade dadurch zeigt sich, wie kompromisslos und emotional direkt Mancapello erzählt.


    Besonders reizvoll ist der geheimnisvolle Erzähler – der Mann, dessen Namen man nicht nennt –, der der Geschichte eine zusätzliche Dimension gibt, ohne zu viel zu erklären. Manche Leerstellen bleiben bewusst offen und laden zum Nachdenken ein.


    Fazit: Mhelanohm ist kein harmloser Grusel für zwischendurch, sondern ein psychologisch dichter Text über Verlust, Veränderung und das Zerbrechen von Vertrautheit. Wer stillen, echten Horror schätzt, wird hier fündig.


    8/10 - Wer düstere, psychologisch dichte Horrorkurzgeschichten mag, kommt hier voll auf seine Kosten. Eine klare Empfehlung für Fans des Genres.


    ASIN/ISBN: B0DYZQD17D

    Herausgeber: Eigenverlag (23. April 2025)

    Taschenbuch: ‎266 Seiten

    ISBN-10: ‎ 3769357108

    ISBN-13: ‎ 978-3769357103


    Kurzbeschreibung


    Ein glühender Sturm fegt über Deine Seele hinweg und hinterlässt einen lodernden Schmerz. So erwartest Du sehnsuchtsvoll den lindernden Regen sanfter Trauer, der Erlösung verheißt. Die fantastischen Erzählungen in Feuersturm eröffnen neue Horizonte. Die Rufe aus der Seele der Protagonisten werden sich auch in Deinen Verstand brennen, solltest Du den Mut haben, Dich ihrer Einsamkeit zu stellen. Tritt an ihre Seite, beobachte sie und erkenne die verborgenen Welten, die sich tief im Inneren jener verbergen, die einsam und unerkannt am Rand der Wirklichkeit ihr Dasein fristen.


    Autorin


    Andre Hofmann legt keinen großen Wert auf Hierarchien und Förmlichkeiten. Das werdet ihr auch in seiner Literatur erkennen. Er hält sich an keine Normen und schreibt nach Herzenslust. Am ehesten ist sein Schreibstil als fantastisch philosophisch metaphorisch zu bezeichnen, aber ein präzises Genre ist schwer zu definieren. Egoistisch präsentiert der Autor sein Verständnis von Schönheit und Kunst in seinen Texten, wie ihr sie sonst nirgends finden werdet. Folgt dem aus dem hessischen Odenwald stammenden Autor, Philosophen und Lehrer auf den Socials. Dort findet ihr ihn als: Andre_Hofmann_Autor Website: https://andre-hofmann.jimdosite.com/


    Rezension


    Feuersturm – Brennen der Seele von André Hofmann ist kein Roman im herkömmlichen Sinn. Es ist eher eine Sammlung innerer Zustände – Gedanken, Fragmente, leise Erzählungen über Menschen, die sich selbst nicht mehr sicher sind. Keine Handlung, kein Spannungsbogen, keine große Bühne. Stattdessen: ein Blick nach innen. Und der trifft.


    Die Figuren in diesen Geschichten sind keine klassischen Protagonisten. Sie tragen keine Lösung mit sich, keine Lehre, kein Happy End. Was sie verbindet, ist das, was viele kennen, aber selten aussprechen: das Gefühl, nicht genug zu sein. Einsamkeit, Zweifel, die leise Angst, übersehen zu werden. Hofmann schreibt genau darüber – ohne Drama, ohne Pathos. Und gerade das macht es so eindringlich.


    Die Sprache ist präzise, fast zurückhaltend. Kein Wort zu viel, nichts wirkt aufgesetzt. Statt Effekte: Atmosphäre. Statt Erklärung: Raum für eigene Gedanken. Viele Texte funktionieren wie Spiegel. Man liest – und denkt gleichzeitig über sich selbst nach. Das ist keine bequeme Lektüre. Aber eine, die bleibt.


    Besonders stark: der Fokus auf das, was zwischen den Zeilen liegt. Die Themen – Einsamkeit, Orientierungslosigkeit, Overthinking – sind universell. Aber Hofmann inszeniert sie nicht. Er vertraut darauf, dass das, was still gesagt wird, genauso wirkt. Vielleicht sogar mehr.


    Fazit: Feuersturm ist kein Buch für den schnellen Konsum. Es fordert Aufmerksamkeit, Offenheit, Bereitschaft, sich einzulassen. Wer bereit ist, sich auf die Zwischentöne einzulassen, findet hier etwas Seltenes: Literatur, die nicht laut werden muss, um lange nachzuwirken. Ein Buch, das weniger erzählt, als dass es spürbar macht, was oft zu leise gesagt wird. Und das ist seine größte Stärke.


    10/10 - Ein kleines, stilles, tief empfundenes Meisterwerk – für alle, die den Mut haben, in sich selbst hinabzusteigen.


    ASIN/ISBN: 3769357108

    Herausgeber: hansanord; 1. Edition (11. März 2025)

    Taschenbuch: ‎432 Seiten

    ISBN-10: ‎ 3947145918

    ISBN-13: ‎ 978-3947145911

    ASIN/ISBN: 3947145918


    Kurzbeschreibung


    „Nimm ab oder ich ziehe aus!“ lautet Hennings Ultimatum, als er Mara im Kloster St. Raphael zur Fastenkur absetzt.

    Eigentlich träumte die kurvige Schönheit von einer wundervollen Hochzeit. Sie hatte keinen blassen Schimmer davon, optisch nicht mehr in das Leben des frischexaminierten Anwalts zu passen. Doch Flüssignahrung, Sport und Darmreinigungen sind für Mara zu viel und so tritt sie die Flucht aus dem Schweigekloster an. Mit angeknackstem Selbstbewusstsein macht sie sich auf die Suche nach der Liebe, ihrer Karriere und sich selbst. Braucht sie wirklich einen Mann, um Ihr Glück zu finden?


    Autorin


    Melanie Hauptmanns ist Expertin für Körpervielfalt und mit ihrem Unternehmen Fräulein Kurvig – Deutschlands schönste Kurven, marktführend im Bereich Bodypositivity und Diversitätskommunikation. „Frauen können so viel mehr, als sich in das enge Muster der Schönheitsindustrie drängen zu lassen“, weiß die Inhaberin einer Plus Size Modelagentur. Die Autorin schreibt Geschichten, die oft auf wahren Erlebnissen und Begebenheiten beruhen. Sie begeistert und motiviert seit mehr als einem Jahrzehnt Menschen, die beste Version ihrer selbst zu werden. „Das Schönste an dir… bist du!“ sagt sie nicht nur, sondern vermittelt dies als Coach bei ihren Workshops, als TV Expertin, als Plus Size Model auf dem Catwalk, sowie bei Liveevents als Keynotespeakerin.


    Rezension


    Mein fettes Glück von Melanie Hauptmanns ist kein klassischer Wohlfühlroman – auch wenn man sich beim Lesen streckenweise bestens unterhalten fühlt. Es ist ein Buch über Selbstachtung, körperliche Autonomie und die Kraft, sich von den Erwartungen anderer zu lösen.


    Die Geschichte beginnt mit einem Schlag ins Gesicht: Maras Freund setzt sie in einem Kloster ab – zur Fastenkur. Sein Deal: „Nimm ab oder ich bin weg.“ Was wie ein schlechter Witz klingt, ist der Startschuss für Maras Bruch mit einem Leben, das sie lange zu klein gemacht hat. Sie bricht aus. Aus dem Kloster. Aus der Beziehung. Aus den Erwartungen.


    Was folgt, ist keine heilige Transformation zur neuen, besseren Version von sich selbst. Sondern ein realistischer, oft sehr komischer Weg zurück zu Selbstrespekt, Freundschaft, Job, Lust – und vielleicht auch Liebe, aber diesmal zu anderen Bedingungen.


    Hauptmanns erzählt mit Witz, aber nie seicht. Das Buch ist klar positioniert: gegen Fatshaming, gegen toxische Beziehungen, gegen die Annahme, dass Frauen sich optimieren müssen, um liebenswert zu sein. Statt Moralkeule gibt’s messerscharfe Dialoge, überspitzte (aber treffende) Szenen und viele starke Frauenfiguren, die sich nicht gegenseitig ausspielen, sondern stützen.


    Manche Szenen sind drüber, ja. Aber der Ton stimmt. Die Botschaft sowieso.


    Fazit: Mein fettes Glück ist ein Roman für alle, die genug haben von Diätplots, von Makeover-Narrativen, von „Wenn du dich nur genug anstrengst“-Erzählungen. Und für alle, die wissen: Selbstwert misst sich nicht in Kilos – sondern in der Entscheidung, sich selbst ernst zu nehmen.


    9/10 - Für alle, die auf der Suche nach Witz und ganz viel Frauenpower sind, ist „Mein fettes Glück“ die perfekte Wahl.

    Herausgeber: Ashera Verlag; Erste Auflage (2. April 2025)

    Taschenbuch: ‎200 Seiten

    ISBN-10: ‎ 3910587216

    ISBN-13: ‎ 978-3910587212


    Kurzbeschreibung

    Wer hat nicht schon einmal davon geträumt, alles hinter sich zu lassen und in einem Paradies neu anzufangen? Doch zwischen Wunsch und Wirklichkeit liegt so manches Hindernis – und oft werden aus harmlosen Plänen unerwartete Probleme. Ob tollwütige Thai-Masseurinnen, kampfblockflötende Nachbarinnen oder eine vaginale Vergangenheit, die mich einfach nicht loslassen will – es ist ein spannender, lehrreicher und definitiv zum Brüllen komischer Trip, der mich von Mannheim in meine neue Heimat Mallorca führt.


    Autor

    Es war einmal ein Junge, der fürchtete die Nacht. Sobald sich die Dunkelheit wie ein schwarzes Tuch über sein Zimmer legte, erwachten in der Finsternis Wesen. Sie wisperten Geschichten von Orten, die niemals Licht erhellte und die er in diese Welt bringen sollte.


    Der Knabe aber fürchtete sich, und je mehr er versuchte, die Wesen zu ignorieren, desto stärker schwoll ihr Flüstern zu einem Gesang an, der sich mit seinen Träumen verwob, die ihn zu diesen finsteren Welten führten.


    Der Junge wurde älter, und als er erwachsen war, erschien die Dunkelheit der Nacht leer und die Träume farblos. Jetzt ein Mann wurde er seines Verlustes gewahr. Er begann, aufzuschreiben, was ihm die Stimmen in seiner Kindheit eingeflüstert hatten, und damit kehrten die Träume zurück.


    Heute ist die Dunkelheit für ihn wieder voller Geheimnisse, führen düstere Winkel in fremde Welten, doch jetzt fürchtet er sich nicht mehr, denn er weiß, tief hinter der Finsternis verbirgt sich immer das Licht.


    Der Schriftsteller Stefan S. Kassner hängte im Oktober 2022 den Arztkittel an den Nagel und lebt seitdem als hauptberuflicher Autor mit seinem Hund Goliath auf der Sonneninsel Mallorca.


    Im Oktober 2020 wurde er in die Agentur Ashera aufgenommen und veröffentlich seit 2021 Romane, Novellen und Kurzgeschichten in unterschiedlichen Genres, unter anderem Thriller, Krimi, Cosy Crime, Familiengeheimnis, Familiensaga, (Gay-)Romance, (düstere) Phantastik, Horror, Steampunk und Humor.


    Dies prägte auch den Slogan des Schriftstellers: ‚Das Leben wird auch nicht nur in einem Genre geschrieben.‘


    Rezension


    Let’s Talk about Moving to Mallorca von Stefan S. Kassner ist kein Auswanderer-Guide und schon gar kein Ratgeber. Es ist ein Buch über das echte Leben hinter der Urlaubspostkarte – chaotisch, schräg, ehrlich, und oft so komisch, dass man laut auflachen muss.


    Kassner, Ex-Arzt mit Sinn für Pointen, verlässt Mannheim, nimmt seinen Hund Goliath mit und landet auf Mallorca – irgendwo zwischen Tapas, Thai-Massage und totaler Überforderung. Was folgt, ist kein geradliniger Bericht, sondern ein Sammelsurium aus absurden Begegnungen, Alltagspannen und Mini-Desastern: Nachbarinnen mit Blockflöten als Waffe, ein Ameisenkrieg mit strategischer Kriegsführung, Mietwagen mit Überraschungspotenzial und Chatverläufe, die direkt aus der Grindrhölle stammen könnten.


    Das Buch lebt von diesen Momenten. Kein Spannungsbogen, keine große Entwicklung – braucht es auch nicht. Kassner beobachtet messerscharf, aber liebevoll. Und wenn er über seine skurrilsten Erlebnisse schreibt, klingt es nie bemüht – eher so, als säße man mit ihm in einer Bar, ein Glas Wein dazwischen, und er erzählt einfach los. Ohne Pose, ohne „Seht her, wie mutig ich bin“. Nur mit Humor, Selbstironie und viel Gespür für Timing.


    Natürlich gibt’s auch ernste Untertöne. Auswandern ist oft weniger Befreiung als ständiger Balanceakt. Kassner macht daraus kein Drama, sondern eine ehrliche Erzählung mit Schlaglöchern. Und das Beste: Er nimmt sich selbst nie zu ernst. Wenn seine Nachbarin nach reichlich Kritik ein „Ich mein ja nur …“ hinterherschiebt, versteht man ziemlich schnell, warum dieses Buch funktioniert. Weil es genau da hinzielt, wo Leben passiert: zwischen peinlich, absurd und wunderbar normal.


    Fazit: Wer keine Lust mehr auf perfekte Lebensentwürfe hat, sondern auf echte Geschichten mit schrägem Humor steht – lesen. Es ist zu kurz, aber dafür ziemlich auf den Punkt. Ich mein ja nur. ;)


    9/10 - Kaufen, lesen, lachen – und sich daran erinnern, dass ein „Ich mein ja nur…“ am Ende fast alles relativiert. Fast.


    ASIN/ISBN: 3910587216

    Herausgeber: Eigenverlag (27. Dezember 2024)

    Taschenbuch: ‎368 Seiten

    ISBN-10: ‎ 3759785417

    ISBN-13: ‎ 978-3759785411


    Kurzbeschreibung


    Eine düstere Heldenreise. Eine Geschichte über Freundschaft und Verlust. Ein fantastisches Abenteuer.


    Der vierzehnjährige Theodor ahnt noch nicht, welch Abenteuer beginnt, als sein bester Freund Malte mitten in der Nacht bei ihm auftaucht und ihn bittet, ihn zu begleiten. Sie folgen einem mysteriösen Ruf in eine fremde, fantastische Welt, die von etwas Urbösem heimgesucht wird. Ihre Reise durch das melancholische Land birgt nicht nur wundersame Geschehnisse und rätselhafte Begegnungen, sondern zwingt die Freunde auch dazu, sich ihren eigenen Ängsten und unausgesprochenen Konflikten zu stellen. Die Rolle, die sie in dieser Geschichte zu spielen haben, wird ihre Freundschaft für immer verändern.

    Als das Böse sein wahres Wesen offenbart, wird Theodor mit einem Albtraum konfrontiert, der ihn schon sein ganzes Leben lang verfolgt.


    Autor


    Björn Remiszewski, Jahrgang 1983, trieb sich nach seinem Abitur einige rastlose Jahre an Film- und Fernsehsets rum, bevor er sich für die geordneten Strukturen eines Studiums entschied. Nach seinem Abschluss in Literatur- und Medienwissenschaft war er zuerst als Redakteur tätig, aktuell arbeitet er als Kreativer Leiter.


    Rezension


    Der Mahr und die Mär von Björn Remiszewski ist kein klassischer Fantasy-Roman – und genau das macht ihn interessant. Kein episches Weltenbasteln, keine Heldenreise im Blockbuster-Tempo. Stattdessen: leise Töne, psychologische Tiefe und ein märchenhafter Unterton, der lange nachwirkt.


    Im Mittelpunkt stehen zwei Jugendliche: Theodor und Malte. Als Malte seinen Freund mitten in der Nacht mitnimmt in eine fremde Welt, beginnt eine Reise, die weniger von Action als von innerem Wandel lebt. Die fremde Welt wirkt nicht überladen, sondern bewusst zurückgenommen – melancholisch, brüchig, manchmal bedrohlich. Das Böse hier ist nicht greifbar, sondern etwas, das sich langsam offenbart – in Albträumen, Ängsten, Erinnerungen.


    Remiszewski nutzt das Fantastische als Spiegel. Die Reise ist eine Auseinandersetzung mit verdrängten Gefühlen, eine Prüfung von Freundschaft und Vertrauen. Besonders stark ist die Sprache: ruhig, präzise, atmosphärisch dicht. Kein Fantasy-Klischee, sondern eigene Töne.


    Schwachpunkt: Der Einstieg ist sehr langsam. Das erste Drittel nimmt sich viel Raum für Stimmung und innere Prozesse – was literarisch funktioniert, aber Leser:innen mit weniger Geduld verlieren könnte. Wer dranbleibt, wird mit Tiefe belohnt.


    Was das Buch trägt, ist sein Vertrauen in die Kraft von Andeutungen. Die Struktur erinnert an Märchen, ohne sie zu kopieren: Prüfungen, der Wald, das Unheimliche. Vieles bleibt offen, aber genau das macht es spannend. Kein „großes“ Fantasy-Abenteuer – eher eine stille Auseinandersetzung mit Angst, Verlust und Veränderung.


    Fazit: Für Leser:innen, die auf Atmosphäre statt Spektakel setzen, auf Sprache statt Tempo. Und für alle, die sich vom Märchenhaften nicht blenden lassen, sondern darin etwas Zeitloses sehen.


    8/10 - „Der Mahr und die Mär“ ist ein starkes Debüt mit eigener Stimme. Sprachlich eindrucksvoll, inhaltlich mutig, wenn auch im ersten Drittel zu zögerlich.


    ASIN/ISBN: 3759785417

    Herausgeber: Querverlag; 1. Edition (5. März 2025)

    Taschenbuch: ‎304 Seiten

    ISBN-10: ‎ 3896563521

    ISBN-13: ‎ 978-3896563521


    Kurzbeschreibung

    Clemens ist erfolgreicher Schlagzeuger und reist in den 2010er Jahren auf die Nordseeinsel Ameland, um seinem Leben eine neue Richtung zu geben. Der junge Leo übernimmt im Köln der 1930er Jahre die Kunsthandlung seines Vaters und will in turbulenten Zeiten seine Liebe leben. Simone ist Fischer im Neapel des Jahres 1826 und träumt davon, sein Leben dem Theater zu widmen. Ihre Suche nach Liebe und Vollendung wird durch ein geheimnisvolles Gemälde berührt, das alle Zeiten überdauert, ihre Leben miteinander verbindet und sie ihre eigenen Wege gehen lässt. Mit behutsamer Sensibilität und unverwechselbarer Stimme erzählt Johannes Albendorf in raffiniert ineinander verwobenen Geschichten von den Reisen, die wir im Inneren beginnen. Ein Buch voll sinnlichem Zauber und Lebensdrang, über die Kraft der Kunst und über die Liebe, die nur einen Moment dauern kann.


    Autor


    Johannes Albendorf stammt aus Niedersachsen und studierte Schauspiel und Gesang in Hamburg. Seine erste literarische Publikation erschien im Jahr 2013. Von ihm wurden Romane, Erzählungen und ein Theaterstück veröffentlicht. Berliner Sehnsucht, sein erster Roman im Querverlag, erschien 2021.


    Rezension


    Was wir füreinander waren von Johannes Albendorf ist kein Roman, der laut um Aufmerksamkeit bittet. Er wirkt leise – und genau deshalb bleibt er. Drei Zeitebenen, drei Leben, verbunden durch ein Gemälde und durch eine zentrale Frage: Wie tief reicht Liebe, wenn das Leben dazwischenkommt?


    Clemens flieht vor seinem Burnout auf die Insel Ameland. Er ist Musiker, äußerlich erfolgreich, innerlich leer. Dort trifft er Juk, und was als flüchtige Begegnung beginnt, wird zur vorsichtigen Annäherung. Keine klischeehafte Romanze, sondern eine glaubwürdige Geschichte über Trauma, Erschöpfung und die Kraft von Nähe.


    Im Köln der 1930er Jahre verlieben sich Leo und Friedrich. Ihre Liebe steht unter dem Schatten des Nationalsozialismus, der Homosexualität kriminalisiert. Albendorf erzählt ihre Geschichte ohne Pathos, aber mit großer Wucht. Die Bedrohung ist spürbar, die Liebe dennoch stark – auch wenn sie nicht siegen darf.


    Der dritte Strang führt nach Neapel, 1826. Simone, ein junger Fischer, träumt vom Theater und liebt einen Mann, der unerreichbar bleibt. Diese Episode ist kürzer, aber atmosphärisch dicht. Sie bringt das Gemälde ins Spiel, das sich durch alle Geschichten zieht – als Symbol für das, was bleibt, wenn Worte und Zeit versagen.


    Albendorf schreibt ruhig, klar und respektvoll. Er romantisiert nicht. Er benennt das Dunkle, ohne darin stecken zu bleiben. Seine Figuren sind nicht perfekt, aber sie tragen ihre Geschichte mit Würde.


    Fazit: Was wir füreinander waren ist ein Roman über Liebe in schwierigen Zeiten, über Identität, Verlust und darüber, wie Kunst manchmal das auffängt, was sonst verloren geht. Kein Buch, das man schnell durchblättert – sondern eins, das hängen bleibt.


    10/10 - Was wir füreinander waren ist ein Roman über Liebe, Verlust und Verbundenheit – und eines meiner ganz klaren Jahreshighlights.


    ASIN/ISBN: 3896563521

    Herausgeber: Eigenverlag (30. Oktober 2024)

    Taschenbuch: ‎211 Seiten

    ASIN: B0D7BVGG7Z


    Kurzbeschreibung


    Mexiko, zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts: ein Land im Zeichen des Bürgerkriegs.

    Der alte Präsident Porfirio Diaz, der das Land sechsundzwanzig Jahre lang mit eiserner Faust regierte, wird zum Rücktritt gezwungen. Eine neue demokratische Regierung wird gebildet, doch sie kann sich nicht lange an der Macht halten. Der neue Präsident wird ermordet!


    Francisco Reyna erzählt in diesem spannenden historischen Roman, wie zwei Familien auf das dramatische Geschehen reagieren und jede noch so schwierige Herausforderung annehmen.


    Eine fesselnde Geschichte über die turbulenten Jahre der mexikanischen Revolution, mit überraschenden Wendungen und eindrucksvollen Beschreibungen der historischen Schauplätze und Ereignisse.


    Autor


    Francisco Reyna wurde 1966 in der Nähe des Viertels San Ángel im Süden von Mexiko-Stadt geboren. Seine Mutter stammte aus dem Norden Mexikos und zog nach Mexiko-Stadt, um der Armut in den Bergbaustädten von Zacatecas zu entkommen. Sie fand Arbeit als Dienstmädchen bei einer wohlhabenden Familie mit Verbindungen zur mexikanischen Regierung. Seinen Vater, Felix Reyna, lernte Francisco nie kennen, da er ihn noch vor seiner Geburt verließ.


    Er wuchs in einer wohlhabenden Familie auf und besuchte Privatschulen in Mexiko-Stadt. Während dieser Zeit brachte er seiner Mutter, die Analphabetin war, Lesen und Schreiben bei.


    In der Oberschule engagierte sich Francisco in linken Studentenbewegungen, was zu Überwachung und Einschüchterung durch die Geheimpolizei führte. Er wurde von Beamten der Policia Judicial entführt und 12 Stunden lang fast zu Tode geprügelt, konnte aber schwer verletzt entkommen.


    Nach dem Krebstod seiner Mutter brach Francisco sein Studium der Kunstgeschichte ab. Er folgte seiner Frau nach Deutschland und zog 1989 nach Berlin. In Deutschland absolvierte er schließlich eine Ausbildung zum IT-Mediendesigner.


    Francisco nahm 2004 die deutsche Staatsbürgerschaft an. Er arbeitete über 25 Jahre in der digitalen Industrie in Deutschland und wurde schließlich IT-Projektmanager.


    Er hat nie seine Leidenschaft für das Schreiben und die mexikanische Kultur und Geschichte verloren und interessiert sich sehr für die Weltgeschichte, insbesondere für die Verbindungen zwischen europäischer und lateinamerikanischer Geschichte. Sein erstes Buch, REVOLUCIÓN, bietet einen tiefen Einblick in die mexikanische Gesellschaft und die Fortsetzung, LIBERTAD, wird voraussichtlich Anfang 2025 erscheinen.


    Rezension


    Zwei Familien. Eine Revolution. Und ein Land im Umbruch.


    In Revolución nimmt Francisco Reyna uns mit ins Mexiko des frühen 20. Jahrhunderts – mitten hinein in politische Wirren, Gewalt und gesellschaftliche Spaltungen. Doch statt bloßer Geschichtslektion liefert er ein vielschichtiges Drama, das Historie lebendig und persönlich macht.


    Im Zentrum stehen zwei Familien, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten: reich vs. arm, konservativ vs. progressiv, angepasst vs. aufbegehrend. Reyna nutzt diese Gegensätze klug, um verschiedene Perspektiven auf die Revolution zu zeigen – ohne Klischees, mit authentischen Figuren und nachvollziehbaren Konflikten.


    Besonders stark: Wie das große politische Chaos bis ins Private durchschlägt. Freundschaften zerbrechen, Liebende werden zu Feinden, Familien reißen auseinander. Und Reyna spart nicht an der dunklen Seite: Machtmissbrauch, Gewalt, Verzweiflung – schonungslos, aber nie billig inszeniert.


    Allerdings: Nicht alles sitzt. Manchmal bleibt Reyna beim Umgang mit brutalen Themen zu vage, die moralische Einordnung fehlt. Auch die ausführliche Figurenzeichnung – an sich eine Stärke – zieht sich stellenweise zu sehr und nimmt Tempo raus, weniger wäre manchmal mehr gewesen.


    Trotzdem bleibt ein starker Eindruck: atmosphärisch dicht, sprachlich präzise, historisch fundiert. Die Schauplätze leben, die Dialoge wirken, und das Drama fühlt sich echt an. Zwischen Roman und Serie angesiedelt – irgendwo zwischen Downton Abbey und Bürgerkrieg – gelingt Reyna ein literarisches Panorama voller Spannung und Tiefe.


    Fazit: Revolución ist nicht perfekt, aber intensiv. Wer sich für Geschichte, Macht und die Abgründe der menschlichen Natur interessiert, sollte diesem Roman eine Chance geben.


    7/10 - Kein perfekter Roman, aber definitiv lesenswert.


    ASIN/ISBN: B0D7BVGG7Z