Hallo,
man kann sich ganz gut auf Lesungen vorbereiten. Ich habe jetzt so 30 hinter mir, und dieses Jahr noch eine Handvoll vor mir, bin also noch nicht allzu lange mit dabei. Aber vielleicht kann ich ja ein paar Tipps beisteuern.
Ein wichtiger Tipp für mich war, den Text genau zu kennen und mehrfach laut vor zu lesen, idealerweise vor einem Testpublikum. Auf die Geschwindigkeit achten und nicht zu schnell lesen. Dazu gut artikulieren und betonen; meiner Erfahrung nach lesen viele zu flach, also ruhig etwas mehr Verve, auch wenn es sich für einen selbst übertrieben anhört. Es ist sehr schwierig, einem monoton vorgetragenen Textbrei zu verdauen ...
Wer will, kann auch Sprechtraining nehmen. Ich kenne einen Coach, der mir sehr geholfen hat. Ansonsten vielleicht mal bei Schauspielern nachfragen, oder ins VHS-Programm schauen.
Ich lese einige Textstücke, die alle in sich verständlich sind und Schlaglichter auf Figuren und Geschichte werden. Es gibt eine kurze Einführung, sowie Überleitungen, die ich vorher grob zurecht gelegt habe. Ich achte darauf, möglichst einen Mix aus Dialogen, Humor, Action, Beschreibungen, Charakterskizzen und anderen Textelementen zu präsentieren. Alles in allem lese ich maximal 45 Minuten, häufig auch etwas weniger, je nach Durchhaltevermögen des Publikums. Danach beantworte ich noch Fragen, plaudere ein wenig und signiere.
Ich trinke vor und während der Lesung nur stilles Wasser. Danach gerne auch Bier oder Wein, je nach Gusto.
Das Organisieren von Lesungen ist recht viel Arbeit; zum Glück unterstützt mich in der Hinsicht meine Agentur. Ich lese auf einigen Fantasy-Conventions und auch bei kleineren Buchhandlungen und Veranstaltern. Aber die größeren Lesungen kommen häufig über die entsprechende Abteilung des Verlags. Buchhandelsketten und Literaturveranstaltungen der öffentlichen Hand zahlen normalerweise auch die besten Honorare. Da dürfte man es ohne Hilfe des Verlags aber sehr schwer haben.
Sehr empfehlen kann ich Gemeinschaftslesungen mit anderen Autoren. Davon habe ich in letzter Zeit einige gemacht, und sowohl die Zuhörerzahlen, als auch der Ablauf der Veranstaltungen waren richtig gut. Wenn man das richtig plant, kann das ein ganzes Event werden. Musikalische oder multimediale Untermalung hatte ich bislang kaum. Meine wenigen Erfahrungen deuten aber an, dass man auch ohne auskommt. Wobei eine gute Beamer-Show sicherlich nicht schlecht ist.
Lieben Gruß,
Christoph