Beiträge von Bell

    Zitat

    Original von Rosha
    Juhu! Was bin ich froh! Danke euch Hermanson-Fans, dass ihr euch meldet. Sie ist eine ganz besondere Autorin, mit einem persönlichen Schreibstil. Vielleicht sollte man vor dem Kauf eine Leseprobe konsumieren.


    Ich mag ihre klaren, knappen Sätze, ihre liebevollen Blicke auf Details. Und sie versteht es meisterhaft, unterschwellig eine diffuse, kribbelige Stimmung zu erzeugen. Ich habe beim Lesen immer das Gefühl, gleich passiert was, könnte aber nie sagen, ob es nun gut oder schlecht sein wird. Marie Hermanson schafft es, mich als Leser in der Schwebe zu halten. Daraus resultiert meiner Meinung nach die Spannung, die ihre Bücher durchzieht. :anbet


    :-)
    Freut mich, dass Du Dich so freust! Zu "Muschelstrand" habe ich erst vor kurzem meine begeisterte Rezension hinterlassen, Du kannst ja mal in den Thread schauen, wenn Du möchtest. Ich bin auch immer sehr froh, wenn ich andere Leser finde, mit denen ich ein besonderes Buch bzw. einen Autor teilen kann. Das Lesen ist ja sonst eine eher einsame Angelegenheit.

    Dieses Buch habe ich im Urlaub gelesen und so hat es zum Glück immer die volle Aufmerksamkeit von mir bekommen, im Gegensatz zu so manchem Buch, das vielleicht schlechter wegkommt, als verdient, weil mein Geist eigentlich zu müde zum Lesen war.


    Die Autorin hat nicht ohne Grund den Pulitzer-Preis für dieses Buch erhalten. Sie hat ein scheinbar unerschöpfliches Repertoire an Geschichten in ihrem Roman untergebracht, die fast nur durch die Anwesenheit von Olive Kitteridge miteinander verbunden sind. Dass ich mit jedem Kapitel in eine neue Geschichte geworfen wurde, machte mir nichts aus.


    Ich bin immer wieder erstaunt, welch warmherzigen, menschenfreundlichen Blick manche Autoren auf ihre Figuren haben - Elizabeth Strout muss die Menschen lieben, und das steckt an, wenn man das Buch liest. So viele verschiedene Figuren begegnen einem, und fast jede einzelne hat mindestens irgendeine Unart, die man bei einem Mitmenschen, den man nicht gut kennt, vielleicht schnell als unerträglich einordnen würde. Aber Elizabeth Strout schafft es, dass man es nicht fertig bringt, über eine ihrer Figuren ein Urteil zu fällen oder sie abzulehnen. Eher schließt man sie, z.T. fast unfreiwillig, ins Herz.


    Ich wünschte, es gäbe mehr solcher Autorinnen. Anne Tyler fällt mir noch ein, wenn ich etwas ähnliches suche, aber das war es dann leider auch schon.


    10 Punkte vergebe ich für dieses wunderschöne, ehrliche Buch, das weh tut, aber auch tröstet.

    Rosha, mich sprechen die Bücher der Autorin auch auf besondere Weise an, vor allem"Muschelstrand" hat es mir sehr angetan (sonst habe ich bisher noch "Der Mann unter der Treppe" gelesen). "Die Schmetterlingsfrau" ist das nächste Buch von ihr auf meiner Liste. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass ihre Art zu schreiben vielen Lesern nicht so gut gefällt.

    Danke für die Tipps, es ist aber leider noch nicht das Richtige dabei. Ich verlinke mal zwei Bücher, um zu veranschaulichen, was ich ungefähr suche.


    Das Buch von Osho interessiert mich schon, aber da würde ich erstmal reinlesen wollen, um zu sehen, ob es auch praktische Tipps gibt, die über Meditation hinaus gehen.


    Das Buch von der Cameron geht schon stark in die Richtung, die mir vorschwebt. Kennt das vielleicht jemand?



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    Ich suche ein gutes Buch, oder mehrere, darüber, wie man seine eigene Kreativität hervorlocken kann, sie erst einmal quasi entfesseln und dann dran bleiben, eventuell mit entsprechenden Techniken. Es sollte möglichst allgemein gehalten sein, also nicht auf eine Ausdrucksform beschränkt, mit Ausnahme des Themas "Schreiben", Bücher, in denen es nur darum geht, interessieren mich auch.


    Bei Amazon habe ich schon nachgesehen, konnte aber nichts finden, was mich auf Anhieb überzeugt hätte.


    :wave

    Mir hat "Allmen und die Libellen" sehr gut gefallen. Martin Suter benötigt nur 190 Seiten, um einen unterhaltsamen Roman zu schreiben, von dem einiges sicher lange haften bleiben wird (die Lektüre ist bei mir jetzt ca. 1 Woche her, es gibt Bücher, über die kann ich bereits zwei Tage später nichts mehr sagen, hier habe ich noch einige Bilder sehr präsent vor Augen, wenn ich daran denke). Sein Stil ist so komprimiert, es ist wirklich erstaunlich, was auf diesen wenigen Seiten so alles passiert und was für eine Welt sich beim Leser aufbaut.


    Was mir nicht so gefiel, war die Einsamkeit, die ich beim Lesen immer wieder gespürt habe. Es fehlte mir das warme, menschliche, was zwar manchmal zwischen Allmen und Carlos aufblitzt, aber ansonsten doch sehr rar ist. Stattdessen gibt es viel Kälte zwischen den Figuren. Das ist aber wohl Suters Art, seine Empfindungen und seine Sicht auf die Menschen auszudrücken oder einfach sein stilistischer Anspruch, ich weiß es nicht. Dass ich mich dabei leicht unbehaglich fühle, mindert jedenfalls nicht die schriftstellerische Qualität.


    Am Ende war mir der Fall zu verwickelt, ich habe den Verstrickungen nicht mehr ganz folgen können, das fand ich ein bisschen frustrierend.


    "Allmen und der rosa Diamant", welches wohl im Januar als Taschenbuch erscheinen soll, steht schon auf meiner Wunschliste, außerdem habe ich mir "Der Teufel von Mailand" besorgt, da mich Suters Stil doch wieder sehr gepackt hat. Bisher kannte ich von ihm nur "Die dunkle Seite des Mondes", was ich auch sehr gut fand und "Der Koch", welches mir nur mäßig gefallen hatte.


    8/10

    Schon wieder was neues von Paul Auster! Das beruhigt mich, weil mich von denen, die ich noch nicht gelesen habe, gar nicht mehr so viele ansprechen, aber dieses hier wieder ja. Danke für's vorstellen.

    Auch ich bin von diesem Buch begeistert, noch mehr als von "Der Mann unter der Treppe", das bisher einzige andere Buch, das ich von Marie Hermanson gelesen hatte. Während "Der Mann unter der Treppe" hauptsächlich skurril war, ist "Muschelstrand" ein Buch, das mich tief bewegt hat.


    Es hat Erinnerungen an meine eigene einstige Sommerferienfreundin geweckt und auch an meine Faszination gegenüber Familien dieser Art, bei denen man einfach wünscht, man wäre ein Teil davon. Der Leser gewinnt tiefe Einblicke in Ulrikas Gefühle und Gedanken, und ihr Gefühl der eigenen Unzulänglichkeit im Angesicht der schönen und selbstbewussten Freundin konnte ich gut nachvollziehen.


    Dann ist da Kristina, die von den Menschen abgewandt lebt, ein eigenständiges Leben in und mit der Natur führt - die Passagen, die von ihr erzählen, wirken beklemmend, verströmen Einsamkeit, aber gleichzeitig muss man anerkennen: sie ist glücklich mit diesem Leben. Und - ihre Andersartigkeit ist eine Stärke, kein Makel, das kommt immer wieder durch und hat mich sehr froh gemacht.


    Die beiden Erzählstränge laufen zunächst wie völlig von einander getrennt daher, bis sie allmählich, ganz leise, zusammenfließen und man erst ahnt und dann weiß, wie alles zusammenhängt.


    Mich hat das Buch ungemein gefesselt und berührt, ich möchte sogar meinen, dass dies eines dieser Bücher ist, die mich ein kleines Stück weit verändern.


    10/10

    Ich habe "Die Leichtfertigen" dann doch noch gelesen - und war sehr enttäuscht! Schon, als ich es zuklappte, wusste ich, dass nichts davon hängenbleiben würde, und so ist es auch. Da hat Djian meines Erachtens solange an seinem Stil gefeilt, bis nichts mehr übrig geblieben ist. Eine völlig uninteressante Geschichte, in der nie Atmosphäre aufkommt oder ich mal an den Formulierungen oder Vergleichen hängenblieb, da war einfach nichts.

    "Der Buddha der Vorstadt" hatte mir gefallen, aber dieses Buch habe ich gerade abgebrochen. Ich habe anfangs öfter mal gelacht und auch einiges angestrichen, aber so ganz drin war ich nicht - mir gefallen die überzeichneten skurrilen Figuren nicht, der Erzählstil ist auch nicht so mein Fall. Schon nach gut 70 Seiten langweilt mich das das 500 Seiten-starke Buch!

    Ich bin von diesem Buch auch ziemlich angetan. Es gefällt mir immer, wenn es ein wenig mystisch wird, dass ich bei diesem Buch überhaupt nicht damit gerechnet hatte, machte es noch besser. Da tauchen plötzlich teuflische Gestalten auf, ohne dass die Erzählerin auch nur die mindesten Zweifel an deren Existenz äußert. Diese Stellen waren teilweise geradezu unheimlich.


    Man erfährt etwas über die Geschichte nach dem zweiten Weltkrieg in Polen und der Ukraine und erlebt mit, wie es es den Menschen ging, die ihre Heimat verloren - wie sie Todesangst ausstehen mussten, sich durch einen wilden Fluss kämpfen und all ihr Hab und Gut, dass sie bis dahin noch mitgenommen hatten, am Ufer zurücklassen mussten, wie sie, nachdem sie tagelang herumgekarrt wurden, an einem fremden Ort, in einem fremden Land auf fremden Höfen ausgesetzt wurden - so, hier wohnt ihr jetzt - Höfe, deren Besitzer ebenfalls vertrieben worden waren, die sie jetzt einfach übernehmen sollten.


    Es ist eine Geschichte, die oft traurig macht, aber doch sind da immer wieder diese wunderbar beschriebenen Menschen, die sich nicht unterkriegen lassen, die mich gerührt und zum Lachen gebracht haben und für die ich gehofft habe, und die Ich-Erzählerin in der Gegenwart, mit der es auch immer mal wieder lustig wird. Diese mochte ich überhaupt gern, sie ist sehr natürlich und dadurch liebenswert.


    Ich möchte nicht verschweigen, dass ich die Rückschau-Erzählweise manchmal etwas anstrengend fand, da fehlte mir ein wenig Tempo. Über die Länge eines Romans erfordert diese Erzählweise einiges an Geduld vom Leser.


    Insgesamt jedoch war es für mich ein schönes und besonderes Buch, und es freut mich besonders, dass es von einer so jungen Autorin (Jahrgang 1985) geschrieben wurde, da ich bezüglich des Alters immer leichte Vorbehalte habe - vielleicht habe ich die jetzt weniger.


    Laut Klappentext soll im Herbst ihr neuer Roman erscheinen.

    Ich habe bisher erst zwei komplette Erzähl- bzw. Kurzgeschichtenbände gelesen, diese jeweils am Stück. Das hat auch seinen Vorteil, da man dann schon an den Stil gewöhnt ist und sich nicht immer erst neu einlesen muss.


    Andererseits finde ich es aber irritierend, z.B. in der Bahn eine Geschichte zu beenden, die Seite umzuschlagen und sofort die nächste zu lesen. Auch hoffe ich, dass die einzelnen Geschichten durch das getrennte gelesen werden besser im Gedächtnis bleiben.

    Dieses Buch habe ich vor ein paar Jahren gelesen, ich hatte es in einem Antiquariat aus einer Kiste gezogen. Ich hätte es damals vielleicht mit 7 Punkten bewertet, aber heute kann ich mich nicht mehr an viel erinnern. Gefallen hatten mir der exotische Schauplatz und das leicht märchenhafte, vor allem der Erzählton. Obwohl ich regelmäßig Bücher aussortiere, habe ich dieses behalten.

    Das Buch habe ich mir auch kürzlich zugelegt und bisher aber nur die erste Erzählung gelesen. Diese gefiel mir gleich sehr gut, bisher kannte ich nichts von der Autorin.


    Zitat

    Die Farmen sind hier so farblos, dass sie ungeeignet sind, um auch nur Ich-sehe-was-was-du-nicht-siehst zu spielen


    Das ist eine der Passagen, bei denen man merkt, was für ein Talent sie hat, auf besondere und doch einfache und sofort verständliche Weise etwas zu beschreiben. Sie "schwurbelt" überhaupt nicht herum, ihre Sprache und ihre Bilder sind glasklar und treffend, so mein Eindruck.


    Ich bin auf die weiteren Erzählungen gespannt, werde aber wohl immer nur mal hier und da eine lesen.