Ich habe das Buch nun ausgelesen und es hat mir gefallen. Wenn ich daran zurückdenke, wie Lev nach London kam, an seine Busfahrt und die ersten Tage danach, erscheint es mir fast wie ein Wunder, wohin er es am Ende dann geschafft hat. Aber nein, es ist kein Wunder, es ist das Leben. Die Verhältnisse können sich über einen gewissen Zeitraum so stark verändern, dass man sich fragt, ob das wirklich das eigene Leben war, das man noch vor ein, zwei oder fünf Jahren geführt hat.
Obwohl mir nicht alles an der Geschichte gefallen hat (vor allem gegen Ende rafft die Autorin plötzlich sehr stark - sonst wären es wohl noch 600 Seiten geworden...) und ich auch die Sprache der Autorin (oder die Übersetzung?) hier und da bemängeln muss, war es doch insgesamt eine interessante und bewegende Geschichte eines vielschichtigen Charakters, der einem durchaus auch manchmal richtig unsympathisch werden kann. Heimat und Fremde, Entfremdung von der Heimat, Vergangenheit und Zukunft, die Schwere des Lebens in manchen Lebensabschnitten und die große Gefahr, sich davon niederdrücken zu lassen, diese Themen verarbeitet die Autorin in ihrem Roman mit viel Einfühlungsvermögen und so, dass man sich als Leser auch sehr gut einfühlen kann.