Beiträge von kamelin

    Kurzbeschreibung


    Preußen 1729: Die vierzehnjährige Friederike, die Schwester Friedrichs des Großen, wird mit dem Markgrafen Charles von Ansbach verheiratet. Das intrigante und frivole Hofleben gerät der jungen, blitzgescheiten Markgräfin jedoch bald zum Gefängnis. Zudem hat der aufbrausende Charles eine Mätresse aus dem Volk und interessiert sich nur für die Falkenjagd. Dennoch gelingt es Friederike, dem höfischen Daueramüsement zu entgehen, indem sie Anatomie studiert und mit dem Anbau von Kartoffeln ihre Untertanen vor dem Hungertod rettet. Indem sie sich Stück für Stück von den überkommenen Konventionen befreit, öffnet sich die faszinierende Markgräfin schließlich auch für die Liebe ...



    kamelin meint


    Mit diesem Roman habe ich mich schwer getan. Den im Klappentext beschriebenen:
    "... farbenprächtigen historischen Roman um eine faszinierende Frau des deutschen Rokkoko ... Hinreißend erzählt: Susanne Betz erweckt das Zeitalter der Reifröcke, gepuderter Perücken und intriganter Hofzwerge zu prallem Leben!"
    konnte ich für mich bis zum Schluss nicht finden. Das lag vor allem daran, dass mir zum einen die Tiefe fehlte. Wer Friederike aus Sicht der Autorin wirklich war, habe ich bis zum Schluss nicht ergründen können, vor allem deswegen nicht, weil ich sie als Charakter und Persönlichkeit nicht fassen konnte. Die fehlende Tiefe zog sich für mich durch den ganzen Roman. Meist hatte ich beim Lesen den Eindruck durch ein Fernglas zu schauen, und die Handlung, wie die vorkommenden Personen, aus grosser Entfernung zu betrachten.


    Was mir zudem fehlte waren Beziehungen. Die habe ich ganz besonders vermisst. Die Heldin war für mich wie ein Blatt auf dem Wasser, ohne Halt ohne Freunde ohne Anker. Das änderte sich nur einmal, und das war für mich auch die mit Abstand schönste Szene, nämlich die mit ihrem Bruder Heinrich, ab Seite 262. Endlich fand hier so etwas wie Nähe statt, das war aber auch die einzige Szene, die mir beim Lesen wirklich Freude bereitet hat. Neben der Tiefe fehlten mir zudem der Ausdruck von Gefühl und Leidenschaft. Das alles kommt für mein Empfinden in diesem Roman nicht auf.


    Ein weiterer Punkt, der mir aufgefallen ist, waren die kaum vorhandenen Dialoge. Die Autorin hält sich grösstenteils an Beschreibungen, der direkte Dialog findet jedoch (für meinen Geschmack) viel zu wenig statt. So werden die Dinge beschrieben, aber nicht ausgesprochen, denn mir fehte eine ausgewogene Gewichtung, zwischen Dialog und Beschreibung. Darunter hat meiner Ansicht nach auch das Tempo des Romans gelitten.
    Die Distanz und das fehlende Verständnis zu den Personen habe ich auch durch wiedersprüchliche Beschreibungen bekommen. Beispielhaft zeigt dies, wie Friederikes Vater einerseits beschrieben wird, ein Mann, der so arg auf seine Kinder einprügelt, dass seine Tochter am Ende sogar hinkt. Anderseits ERLEBT man als Leser den König vollkommen anders, nämlich als einen Mann, der seine Tochter liebvoll „Mein liebes Ickerle“ nennt. So steht die Beschreibung der Autorin, einer der spärlichen königlichen Dialogen entgegen, die es mir als Leser schwer macht, sich ein ungefähres Bild des Königs zu machen, sprich, der König wird als liebevoll erlebt, aber als ein brutaler Mann beschrieben (Prügelszene). Hätte ich ihn als einen ambivalenten Mann erlebt, wäre das wieder etwas anderes. Aber der Kontrast zwischen Dialog und Beschreibung schafft für mich Distanz zu der Figur.
    So passt dann auch der Schluss zum Roman, weil er genauso offen und unklar endet, wie Friederikes Geschichte sich durch den Roman zieht. Denn am Ende weiss ich noch immer nicht, wer sie war oder wo sie eigentlich hinwollte.


    Was ich mir gewünscht hätte, wäre ein deutlich angezogenernen Tempo und einer klaren Linie des Themas, das ich während der Geschichte aus den Augen verloren habe. Auch hätten dem Roman meiner Ansicht nach mehr Beziehungsthemen gutgetan, wie die fast gegen Ende des Buches aufflackernde Bruder-Schwester Beziehung. Dies war eine superschöne Basis, die man für mein Empfinden hätte ausbauen können. Doch auch diese Beziehung versandet (wie alle anderen) irgendwann fruchtlos. Darüber hinaus hätte ich mir charakterstarke Persönlichkeiten gewünscht, an denen man sich hätte reiben können. So aber blieb die Geschichte für mich blass und farblos und war insgesamt anstrengend zu lesen.



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    Im Jahr 866 wird der zehnjährige Uhtred bei der Erstürmung der Festung York (Eoferwic) von Graf Ragnar gefangen genommen. Der nimmt sich des Jungen an, den er wie einen leiblichen Sohn grosszieht. So kommt es, dass Uhtred einer von ihnen wird - ein Däne. Er lernt ihre Sprache wie auch das Kriegshandwerk und unterstützt die Dänen bei der Eroberung der englischen Insel. Der Kampf der Angelsachsen gegen die Dänen beginnt und Uhtred ist mitten drin. Er hat allerdings auch hat eigene Ziele, nämlich die Rückeroberung der 'Bebbanburg', seinem Zuhause, das ihm sein Onkel gestohlen hat.
    Während der zahlreichen Schlachten sieht Uhtred viele seiner angelsächsischen Landsleute fallen, gute Männer, was ihn in einen Gewissenskonflikt treibt. Er fühlt, dass er sich für eine Seite entscheiden muss, und trifft schliesslich seine Wahl.



    Der Roman hat mich von der ersten bis zur letzten Seite vollkommen gefesselt. Ich hätte nie gedacht, dass mich das 9. Jahrhundert in England so mitreissen kann und dass die frühe Historie der Insel derart spannend ist. Die zuvor geäusserte Kritik an den brutalen Schlachtszenen kann ich nicht bestätigen. Die Kampfszenen waren für mein Empfinden nicht übermässig grausam - immerhin geht es in diesem Roman um die Eroberung- und Rückeroberung des Angelsächsischen Reichs. Es gibt also jede Menge Schlachten, da bleiben Tote und Verletzte nun mal nicht aus.
    Die Geschichte, die aus Uhtreds Perspektive erzählt wird, hat ein hohes Tempo und liess mich kaum zu Atem kommen. Sie räumt teilweise auch mit klassischen Klischees der hirnlosen, kampfwütigen Dänen auf, die sich im Grunde gar nicht so sehr von den Angelsachen unterscheiden. Schliesslich wollten auch sie nur ein Stück fruchtbares Land, wo sie Wurzeln schlagen und eine Familie gründen können.
    Und dann Uhtred: er ist alles andere als der klassische Held und bürstet gerne auch mal gegen den Strich. Doch gerade das machte ihn mir so sympathisch. Er ist leidenschaftlich, überheblich und mit Leib und Seele Krieger, denn er liebt den Kampf. Er sucht seinen Platz im Leben und weiss lange Zeit nicht, auf welcher Seite er steht. Diese Entscheidung macht ihm der frömmelnde König Alfred auch nicht gerade leichter.


    Aber ich möchte jetzt nicht zuviel verraten, denn der Roman ist wahnsinnig spannend, gespickt mit vielen überraschenden Wendungen. Die Charaktere sind zudem komplex und entwickeln sich im Verlauf des Romans zu interessanten Persönlichkeiten weiter, sodass es eine Freude ist, ihren Weg zu verfolgen.
    Ein toller Roman, der Liebhaber historischer Romane begeistern wird.

    Zitat

    Original von ximox04
    Zu welcher Zeit spielt der Roman denn?? Für mich hört es sich eher nach einem historischen Roman an. Oder irre ich mich?


    Das Problem ist, dass es keine Zeitangaben gibt. Ich schätze den Roman zeitlich auf Neuzeit bzw. Aufklärung ein. Da der Roman keinen historischen Bezug nimmt, habe ich ihn hier einsortiert.
    Ich kann ihn nur wärmstens empfehlen, so etwas Schönes habe ich schon lange nicht mehr gelesen.

    Wilhelm der Bastard, der Eroberer, der König


    So wird der unehelich geborene Sohn des Herzogs der Normandie der Reihe nach genannt.
    Wie er es überhaupt geschafft hat, seine Kindheit und Jugend zu überleben ist schon bemerkenswert, denn fast alle seine Beschützer kamen gewaltsam ums Leben. So ist es nicht verwunderlich, dass die Autorin sich mit einem fiktiven Beschützer auseinandersetzt, Raoul de Harcourt, der sich eines Tages aufmacht um dem fast gleichaltrigen Wilhelm zu dienen. Ohne dass dieser es bemerkt, wacht de Harcourt nachts vor dessen Schlafgemach, und vereitelt so einen Mordanschlag auf seinen Dienstherrn. Von nun an nennt William ihn seinen "Wächter", und das ist er auch. Die beiden werden Freunde, Raoul wird zu Wilhelms Schatten und gleichzeitig einer seiner wichtigsten Vertrauten.


    Wilhelm ist ein Visionär, er sieht weit in die Zukunft und plant bereits in jungen Jahren, was er seinen Kindern eines Tages hinterlassen möchte. Hierzu gibt es ein wundervolles Zitat von Raoul, das Wilhelms Weitsicht beschreibt:
    "Ich habe nie so weit geblickt, bevor Ihr mir den Weg gewiesen habt. Ihr seht einen Leitstern, der mir verborgen bleibt. Mein Blick verliert sich in der Dunkelheit, die dazwischen liegt" (Seite 373/ TB).


    Und Wilhelm's Leitstern heisst England. Nachdem 1066 "Edward der Bekenner" ohne Nachfolger stirbt, lässt Harold Godwinson sich zum König krönen, obschon Wilhelm von König Edward zu Lebzeiten als Erben benannt wurde. Was folgt ist Krieg, denn Wilhelm landet mit nicht weniger als 700 Schiffen an der englischen Küste und schlägt in der Schlacht bei Hastings die Armee von Harold Godwinson vernichtend.


    Die Autorin hat es geschafft, diesen packenden Geschichtsstoff in einen spannenden wie farbigen Historienroman festzuhalten, und das aufregende wie rastlose Leben von Wilhelm I. in einem lebensnahen Roman bis zur Eroberung Englands zu beschrieben.
    Am Ende hätte ich mir gewünscht, dass sie Autorin das, was danach kommt, weiter ausgeführt hätte, denn die Eroberung Englands war nur ein Anfang, eine neue Aufgabe, die Wilhelm noch viel Kraft und Reserven gekostet hat. Allerdings lautet der Buchtitel "Der Eroberer" und nicht "Der Verteidiger" ,o)
    Dennoch, über einen 2.Teil, der den weiteren Verlauf von Wilhelms langem Werdegang behandelt, hätte ich mich gefreut.

    Von ihrem Bruder wird Léonie jahrelang gezwungen, sich als Junge auszugeben, weil der eine verruchte Kneipe in Paris gekauft hat, in der ein junges Mädchen nichts zu suchen hat. In dieser Verkleidung, läuft sie eines Tages Justin, dem Herzog von Avon, in die Arme, der sie dem geldgierigen Bruder kurzerhand abkauft. Nun ist es nicht so, als sei Léonie, die sich als Léon ausgibt, schockiert - im Gegenteil. Heilfroh dem Bruder und dessen bösartiger Frau entfliehen zu können, krallt sie sich an die Rockschösse des Herzogs, und gibt einen passablen Pagen für ihn ab. Doch der Herzog hat Pläne mit Léon, denn der kleine Rotschopf erinnert ihn verteufelt an einen Widersacher, den Grafen de Saint-Vire, mit dem er noch eine Rechnung offen hat. So beschliesst Justin seinen neuen Pagen überall mithin zu nehmen, ihn regelrecht vorzuführen, bis ihn schliesslich auch Saint-Vire entdeckt. Ein Katz- und Mausspiel beginnt, von dem man am Ende nicht mehr weiss, wer eigentlich die Katze ist und wer die Maus.


    Das ist, glaube ich, der herzerfrischendeste Roman, den ich seit einer Ewigkeit gelesen habe. Georgette Heyer schreibt mit so viel Esprit, Wortwitz und spritzigen Dialogen - und dabei zeigt sie einen herrlichen Humor, der mich während des Lesens zu einem Dauerlächeln veranlasst hat. Der Plot am Ende des Romans war so gelungen, das ich ihn gleich zweimal lesen musste. Ich will mich ja nicht anhören, wie meine Oma, aber am Ende habe ich mich gefragt, wer heute eigentlich noch so schön schreibt. Eine runde Geschichte, liebevoll erzählt mit charakterstarken Persönlichkeiten, die lebensnah wie farbenfroh beschrieben werden, ein gelungener Erzählstil, witzig, spritzig und charmant geschrieben und spannend bis zum Schluss mit einem packenden Plot, bei dem kein Auge trocken bleibt.


    Es hat einfach Spass gemacht, diesen Roman zu lesen, der mir sehr viel Freude und viele schöne Stunden bereitet hat. Das war mein erster Georgette Heyer Roman in Sachen Romantik, aber bestimmt nicht mein letzter.
    Ein dickes Dankeschön an die Autorin, die leider viel zu früh gestorben ist.


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    Zitat

    Original von Bellamissimo
    Bessere Inhaltsangabe kann ich gerne nachreichen :write


    Please.
    Ich glaube, du hast den Klappentext wiedergegeben.


    Ausserdem ist das der 2. Teil einer Trilogie - das sollte man als Leser wissen, sonst fängt man in der Mitte an.
    Der 1.Teil lautet "Die Stimme" und der 3.Teil "Die Zauberquelle".


    Liebe Grüsse :wave



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    Nur 10 Kandidaten herauszusuchen ist arg schwierig, finde ich. Meine Liste ist da umfangreicher und nicht mal vollständig.




    Meine 10 Liebsten ... das ist aber gemein. Vielleicht die hier:


    1_Der König der purpurnen Stadt. von Rebecca Gable


    2_Das Lächeln der Fortuna. von Rebecca Gable


    3_Die Hüter der Rose. von Rebecca Gable


    4_Das Spiel der Könige von Rebecca Gable


    5_Das zweite Königreich. von Rebecca Gable


    6_Das letzte Königreich. von Bernard Cornwell


    7_Der weiße Reiter. von Bernard Cornwell


    9_Die Herrin der Päpste. von Eric Walz


    10_Königin der Troubadoure. Eleonore von Aquitanien. von Regine Pernoud


    10.1_Die Päpstin. von Donna Woolfolk Cross


    10.2_Ich, Heinrich VIII. von Margaret George



    Ähm ... oder so ähnlich .o)

    Zitat

    Original von Lesebiene
    Weißen Tee habe ich noch nie getrunken. Kann mir jemand den erklären??


    Am besten kann das immer noch Herr bzw. Frau Wiki erklären:


    "Weißer Tee (chin. bái chá) ist in der Regel ein lediglich zu 2% anfermentierter Tee. Diese Fermentation vollzieht sich während des Welkprozesses auf natürlichem Wege. Er wird oft als spezielle Sorte des Grünen Tees bezeichnet, was aber sachlich nicht korrekt ist, da es sich um eine eigenständige Herstellungsmethode handelt."

    Zitat

    Original von Caia
    Da wir in der Suchtklinik so viele Tee-Eulen haben, dachte ich, ich mach mal einen neuen Plauderfred auf!


    Schließlich möchte ich von Euch mal Eure bevorzugten Tee-Dealer kennenlernen!


    Ich kaufe in zwei Kölner Teegeschäften. Das kleinere hat noch keine Internetpräsenz. Dort kaufe ich meinen grünen Tee - tonnenweise (!) Der grössere Teeladen ist eine bekannte Handelskette. Hier kaufe ich schwarzen Tee, die "Ostfriesische Sonntagsmischung", mit Kandis & Sahne .o)


    Von meinem Geschirr habe ich leider kein Bild.

    Für mich war die beste Leserunde ganz klar Die Glasmalerin mit Eric Walz. In diesem Forum habe ich 2007 leider nur eine Leserunde mitgemacht (Die Kaufmannstochter). Und ausgerechnet da hat mir ein Baggerfahrer die Telefonleitung vor dem Haus herausgerupft. Hmpf! Aber 2008 stehen ja jede Menge neue Leserunden an .o)

    Zitat

    Original von Bouquineur
    kamelin, das sind Sammeltassen, davon braucht man nur eine, weil man eh nicht daraus trinkt. Die stellt man sich in den Schrank ;-)


    ... und staubt sie alle Jahre ab, wie? Pffff!



    Zitat

    Original von Batcat
    *schiebt kamelin heimlich ihre Adresse zu*


    Mir gefällt das. Das wäre das ideale Büroservice für mich. :-]


    *Adresse auf ein Paket schreib*


    Sobald es der Anstand erlaubt, werde ich das Teil abgeben. Staubfänger kann ich nicht ab.



    Zitat

    Original von Ronja
    kamelin : Mein Beileid zu dieser Tasse. :lache Mein Geschmack wäre es auch ganz und gar nicht.
    ...


    Und wer von euch hat MonCherie bekommen, obwohl er Pralinen mit Alkohol hasst? :grin


    *Kicher*


    Und wer hat Socken und/ oder Krawatten bekommen *bösegrins*

    *Tzzz*


    Wir haben seit x-Jahren den Geschenkekäse abgeschafft. Und nun bekomme ich aus heiterem Himmel doch Geschenke, mit denen ich nichts anfangen kann, wie z.B. das hier.
    Ich habe ein sehr schönes Geschirr - dieses Set passt sicher nicht dazu. Ausserdem bin ich kein Single - was soll ich mit einer Teetasse? Das ist ja alles lieb gemeint, aber für mich ist das die reinste Platzverschwendung. Dann lieber einen Amazon Gutschein oder sowas. Ausserdem - warum bekommt man ein Geschenk, wenn vorher klar ist, dass wir an Weihnachten den Geschenkekram abgeschafft haben - seit mehr als 15 Jahren (!) Ich verstehe das nicht.

    Jonah ist ein eher geduldeter als willkommener Gast im Hause seines Cousins Rupert Hillock. Der hat seinen Verwandten als Lehrjungen in seinen Tuchhandel aufgenommen und sollte eigentlich etwas dankbarer sein, denn Jonah macht einen guten Job. Doch Rupert ist leicht reizbar und zudem eifersüchtig auf Jonahs Erfolge, zumal dieser von seiner Grossmutter Cecilia deutlich mehr Aufmerksamkeit und Anerkennung bekommt, als der Lehrmeister. Cecilia erkennt Jonahs Potential und lenkt ihren Enkel so gut sie kann - sogar über ihren Tod hinaus. Denn obwohl Jonah es selber nicht bemerkt, bewegt er sich in die von ihr vorbereiteten Pfade und nimmt seinen Platz in der Londoner Tuchhändlergilde ein. Doch das ist erst der Anfang, denn das Schicksal meint es gut mit dem jungen Tuchhändler. Durch einen missglückten Anschlag auf Jonahs Leben, erregt dieser die Aufmerksamkeit von König und Königin und eine atemberaubende Karriere beginnt für Jonah, die einige Neider auf den Plan rufen. Jonah macht sich mächtige Feinde in seiner Branche und muss Verleumdungen und herbe Rückschläge hinnehmen. Da ist es gut, dass der junge Kaufmann nicht nur bei Hofe hohes Ansehen geniesst, sondern auch bei den Dieben und Ausgestossenen der Gesellschaft. Die helfen ihm, als für Jonah eines Tages alles auf dem Spiel steht, er von Verrätern in ein übles Komplott verwickelt wird und im Tower landet.


    Ich habe selten eine Geschichte so genossen wie diese. Nach einigen Buchfehlgriffen brauchte ich dringend einen Roman mit Begeisterungsgarantie, suchte bei Rebecca Gablé und wurde fündig. Es ist ein unbeschreibliches Vergnügen ihre Romane zu lesen, und dieser war ganz besonders mitreissend. Bei Rebecca Gablé sitzt einfach jedes Wort. Ihr Humor ist bestechend sympathisch, ihre Beschreibungen farbenfroh und lebendig und ihre Charaktere so vielschichtig wie komplex. Es wird nie langweilig, obwohl ich zunächst etwas enttäuscht war, dass die Autorin diesmal das Mittelalter aus der Sicht eines Kaufmanns beschreibt. Doch gerade dies wurde zu einem der bestechendsten und spannendsten Elemente der Geschichte, denn hier wurden die Gesetze des königlichen Hofes mit dem komplizierten Geflecht der Kaufleute verwoben und in einer Geschichte zusammengebracht. Denn Jonah bewegt sich in beiden Welten, der bei Hof und der seiner Gilde und knüpft so ein Band zwischen Kaufleuten und Adeligen. Zudem bekommt man als Leser einen einmaligen Einblick in die unterschiedlichen Stände, das System der Gilden sowie in das Kaufmannsgeschäft der damaligen Zeit. Darüber hinaus ist Jonah ein kluger Kopf und Visionär, der mit seinen Ideen und Neuerungen den Markt revolutioniert.
    Für mich war es eine helle Freude Jonah Durhams Weg zu verfolgen, mitzufiebern und ihn anzufeuern.
    Ausserdem hat es mir einen riesen Spass bereitet, wie die Autorin in diesem Roman Personen aus "Das Lächeln der Fortuna" hineingebracht hat, wie den jungen Ritter Gervais of Warringham oder Geoffrey Dermond.

    So, jetzt habe ich den Roman durch:


    Nachdem Cædmon of Helmsby nach einem Überfall der Dänen so schwer am Knie verletzt wird, dass er fortan hinkt, wird er von seinem Vater als Übersetzer für Harold Godwinson, dem Earl of Wessex, in die Normandie geschickt, der Heimat seiner Mutter. Herzog William heisst ihn an seinem Hof in Rouen willkommen, und nimmt ihn freundlich in seinem Haushalt auf. Allerdings muss Cædmon bald feststellen, dass er nicht nur Gast am herzoglichen Hof ist, sondern eine Geisel, denn der Herzog behält den Jungen nach Harold Godwinsons Abreise bei sich. Godwinson, der mächtigste Mann Englands, musste dem Herzog vor seiner Abreise schwören, dass er William als Nachfolger des bereits erkrankten König Edward anerkennt.
    Als zwei Jahre später "Edward der Bekenner" ohne Nachfolger stirbt, und Harold Godwinson sich trotz Treueschwur zum König krönen lässt, sitzt Cædmon in Rouen in der Falle und muss den Zorn des Herzogs über sich ergehen lassen. Doch der Junge hat mittlerweile mächtige Freunde am Hof und nimmt zudem immer stärker die Vermittlerrolle zwischen Normannen und Angelsachsen ein, auf die der König nicht mehr verzichten möchte. Der holt zudem gerade zum Gegenschlag aus und lässt zu diesem Zweck eine gewaltige Flotte bauen, um England zu erobern. Nachdem Wilhelm an der englischen Küste landet, und in der Schlacht bei Hastings die Armee von Harold Godwinson vernichtend schlägt, braucht er Cædmon umso dringender, denn nun ist er König eines ihm unbekannten Landes, dessen Sprache, Kultur und Lebensart ihm vollkommen unbekannt ist. Was er braucht sind Vermittler, die den Eroberten die Angst vor den Normannen nehmen und sich um Verständigung zwischen den Kulturen bemühen. Sprich, er braucht Cædmon nun mehr denn je.
    Der lässt nichts unversucht seiner Rolle gerecht zu werden, doch England ist in Aufruhr und der neue König ein Despot. Nicht gerade einfach für den jungen Cædmon of Helmsby, der für die Normannen - trotz seiner hohen Geburt - als angelsächsischer Barbar gilt - und für die Engländer ein Verräter ist, der mit den Eroberern gemeinsame Sache macht.


    Obwohl ich den Roman bereits vor einigen Jahren gelesen habe, war er auch beim zweiten Lesen so unglaublich spannend, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Die Geschichte ist lebendig, rund, intensiv und farbenfroh, sodass man sich prompt ins Mittelalter zurückversetzt fühlt. So ist es leicht, sich von der Autorin an die Hand nehmen zu lassen und ein Verständnis für die Menschen dieser Zeit zu entwickeln. Und auch das ist so wundervoll an ihren Romanen: Die von ihr beschriebenen Personen haben eine starke Persönlichkeit. Sie sind so vielschichtig und komplex wie die Geschichte selbst. Am Ende des Roman mag man sich fragen, warum die Autorin nicht einfach weiter schreiben konnte, weil man einfach nicht satt werden kann an ihren Geschichten und Erzählungen.

    Zitat

    Original von Gregorius
    Ich habe erst letzte Woche das Buch "durchgekriegt".War sehr schwer für mich,da ich vorher "Das zweite Königreich" von R.Gable genossen habe.Das Buch ist sehr langatmig und in der Tat eines der schwächsten von S.Lawhead.Kein Vergleich mit seiner tollen Kreuzfahrer-Trilogie.Schade eigentlich,da wäre mehr drin gewesen.


    Mein Hauptkritikpunkt in diesem Roman ist die Tatsache, dass das ständige Scheitern in epischer Breite dargelegt wird, wohingegen die mehr oder weniger spirituelle Wandlung der Charaktere (vom Soldaten zum hochbegabten Druiden) in wenigen Absätzen abgefertigt wird.
    Als Leser war ich einigermassen vor den Kopf gestossen, wenn man bedenkt, dass ich mehrere hundert Seiten die ganze Leidenslinanei mitgemacht habe, damit er am Ende - schwuppdiwupp - zum Druiden mutiert.
    Nachvollziehen konnte ich das nicht.




    Zitat

    Original von Gregorius
    Aber hat S.Lawhead nicht schon wieder ein neues Buch herausgebracht? :-(


    Nach diesem Roman habe ich mich eher an Bernhard Cornwell gehalten. Wenn dir Stephen R. Lawhead gefällt, könnte Cornwell auch etwas für dich sein.