Beiträge von CorinaB

    Hallo saturn14! :wave


    Um deine Frage zu beantworten, muss ich mal ganz weit ausholen. Und zwar war (und bin) ich ein großer Fan von Piraten. In meiner Kindheit gab es in einer Kinderzeitung eine Art Fortsetzungscomic (den ich immer noch habe!) über die Piraten um Francis Drake. Walsingham kam darin vor, allerdings als mit dem Degen fechtender Bösewicht, was aus heutiger Sicht vollkommen unrealistisch ist.
    Mein Interesse galt da aber noch nicht Walsingham sondern eher Drake.
    Als in einer Zeitschrift schließlich ein Riesenartikel über die Armada erschien (der sehr gut recherchiert war), habe ich ihn natürlich ausgeschnitten und da ich damals schon in dem Alter war, Geschichten zusammenzufantasieren, habe ich Plots mit den englischen Piraten entworfen. Jahre gingen ins Land, der erste Elisabeth-Film lief, von dem ich ganz fasziniert war. Dabei rückte Geoffrey (sic!) Rush als Walsingham in mein Bewusstsein. Diese Figur hat mich nicht mehr losgelassen und nach mehrfacher Sichtung fiel mir die Geliebte von Norfolk auf. Als ihr Liebhaber verhaftet wurde, warf sie Walsingham einen vielsagenden Blick zu und damit war klar, dass sie die Spionin in Norfolks Bett war.
    Ich kramte meinen alten Artikel und anderes Material, das ich aufgehoben hatte, hervor, forschte etwas weiter und siehe da, ich fand einen bericht, wonach ein Spion in den Haushalt von Santa Cruz eingeschleust worden war, um Schlachtpläne auszukundschaften. Und damit war "Die Spionin" geboren.


    Übrigens: ursprünglich sollte das Buch "Die Raben von London" heißen, womit ich auf die Sage von den Towerraben anspielen wollte, die auf den ersten Seiten erwähnt werden. Markttechnisch wurde dann der Titel "Die Spionin" gewählt. ;-)

    Hui, hier hat sich ja eine schöne Diskussion entsponnen! :grin


    Also, die 4 Mädchen im Turm waren tatsächlich von Walsingham herausgefiltert worden, weil sie als mögliche Doppelgängerinnen in Frage gekommen sind. Was mit ihnen geschieht, erfährt man zwar nicht direkt, aber indirekt, zum einen bei Alysons Aufenthalt im Tower und dann auf Fotheringhay, wo beleuchtet wird, was Walsinghams Leute mit Menschen taten, die für den Dienst "unnütz" waren.


    Wie Bouquineur richtig geschrieben hat, ist die Verfolgungswelle gegen Hexen in Deutschland die größte gewesen.
    Hexenverfolgungen bzw. die Angst vor Hexen hat es schon immer gegeben und gibt es mancherorts heute noch.
    Der "Malleus Maleficarum" zu Deutsch "Hexenhammer" ist aber eine deutsche Erfindung, zwei Mönche haben dieses zutiefst intolerante und frauenfeindliche Werk verfasst, dass zum Standardhandbuch der Hexenverfolgung wurde. Laut dieser Schrift wäre jede Frau, die wagte, ein wenig Selbstständigkeit zu zeigen in das Raster der Hexenjäger gefallen. Eine Päpstliche Bulle, die im gleichen Zeitraum öffentlich gemacht wurde, tat ihr übriges dazu, dass mancherorts ganze Landstriche entvölkert wurden.
    Während in Spanien eher gegen Ketzer und Juden vorgegangen wurde, brannten in Deutschland die Hexen und Hexer auf dem Scheiterhaufen (zuweilen auch Tiere, denen Hexerei nachgesagt wurde).
    Die Praxis, Hexen in England zu hängen, hat sich übrigens auch auf Amerika verbreitet, im berüchtigten Salem wurden Hexen erhängt oder ertränkt.


    Interessanterweise habe ich irgendwo gelesen, dass Anne Boleyn, der Mutter Elisabeths, nachgesagt wurde, Zauberkräfte zu haben. Sie soll an einer Hand einen sechsten Finger gehabt haben, laut Aberglaube ein Zeichen für Zauberkräfte.
    Doch gewiss hätte sich niemand gewagt, Elisabeth eine Hexe zu nennen. Sie war im Gegensatz zu ihrer fanatischen Schwester Mary beliebt, das Volk nannte sie den aufgehenden Stern. Dass dieser rothaarig war, war den Menschen egal. :-)

    :-] Liebe Büchersally, es freut mich, dass dich die Szene zum Nachmachen angeregt hat! :-]


    Die Sache mit dem Schlüssel war ein Test von Walsingham, er wollte sehen, wie sie sich in unerwarteten Situationen verhält. Natürlich hat er den Schlüssel gerade im Schloss gelassen, denn er wollte ja auch nicht, dass sie Stunden braucht, bis sie aus dem Zimmer kommt.
    Die Schlösser damals waren ein wenig einfacher und im Tower waren auch die Schlüssellöcher größer. Das Geräusch könnte man dämpfen, indem man einen Lappen durch den Türspalt schiebt (damals hat es auch noch keine Dämmung gegeben, der Wind pfiff fröhlich unter der Tür durch).
    Sicher hatte sie Bedenken ... :wave

    Wow, dein Lesetempo ist bewundernswert! :anbet
    Ich wollte dir gerade auf deine PN antworten, doch ich bekam die Meldung, dass dein Postfach voll ist. Ich habe dir eine Mail auf deine bei den Eulen angegebene Adresse geschickt, falls sie im Spam landet, könntest du notfalls dort mal reinschauen? Sonst gib mir ein Zeichen, wenn du wieder neue PNs erhalten kannst. :wave

    Ich habe schon gelesen, dass dieser Titel bei einigen Leuten nicht beliebt ist, aber ich finde ihn schön:


    Liebe ist ein Kleid aus Feuer - Brigitte Riebe


    Außerdem sehr schön und schlicht:


    Seide - Alessandro Baricco


    :wave

    Zitat

    Original von Nachtgedanken
    Ich bin jetzt auch mit diesem Abschnitt durch. Ich muss mir immer vor Augen halten, dass es ein Rückblick ist. Ich habe sonst ein bisschen Schwierigkeiten, mich in Alyson einzufühlen. So bezweifelte ich zum Beispiel, dass eine immer noch ungebildete Vierzehnjährige wissen kann, wie das Haupt von Johannes dem Täufer auf einem Silbertablett aussieht. Rückblickend kann sie es natürlich.


    Ja, Alyson nimmt hier quasi die Rolle des allwissenden Erzählers ein, was in letzter Zeit nicht mehr so sehr verbreitet in der Literatur ist. Meist kommen die Autoren direkt zur Sache, aber ich fand es hier schön, dass sie sich anlässlich des Todes von Elizabeth und ihrer "Freisprechung" erinnert. Da darf es dich nicht verwundern, dass sie Dinge weiß, die sie eigentlich als 14jährige nicht wissen konnte.


    Zitat

    Original von Nachtgedanken
    Mit Walsingham kann ich mich nicht anfreunden. Ich muss immer an die vier Mädchen im Tower denken, die sich vermutlich nicht viel anderes zu Schulden haben kommen lassen als rote Haare zu haben.


    :grin Bei Walsingham sieh dich vor, der Mann hat einiges in petto. :yikes

    Ja, die Namen sind zufällig gewählt. Ich gehe bei der Auswahl der Namen rein instinktiv vor, und Lilly und James fand ich hübsch.
    Ich muss zugeben, dass ich ein Nachzügler in Sachen Harry Potter bin, ich habe erst nach dem 5. Kinofilm angefangen, Band 1 zu lesen, und ich hänge immer noch nach. Dass die Eltern von Harry Potter auch Lilly und James hießen, habe ich dann schmunzelnd festgestellt, aber da war der Roman geschrieben und ich wollte es auch nicht ändern. :-)

    Meine lieben Eulen :knuddel1 macht euch keinen Stress, der Thread macht ja nicht automatisch in zwei Tagen zu oder zerstört sich selbst (hoffe ich zumindest). Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen, wenn ihr denn loslegen könnt und freue mich schon sehr auf eure Kommentare! :wave


    Ich selbst muss morgen vormittag meinen Großvater in die Klinik bringen, er bekommt einen Herzschrittmacher. Also schaue ich Nachmittags rein und melde mich zu den Beiträgen. :-)


    Für jetzt: Good night and good luck! :grin

    Danke für das Lob der Homepage, ich bin damit eigentlich nie richtig zufrieden und das Design wechselt öfter (wohl auch, weil ich einen Hang zur Abwechslung habe), aber die Infos bleiben und ich versuche, so viele Infos wie möglich zu geben.


    Es mag sein, dass gute Fragen schwer zu stellen sind, aber es gelingt dir!


    Zu Motivation und Intension:
    Mein (sehr netter) Lektor im Knaur-Verlag nennt mich scherzhaft eine Schreibfanatikerin. Das bin ich tatsächlich. Seit meiner Kindheit sprudelt meine Fantasie und ich habe unzählige Geschichten im Kopf. Ich habe mit 14 einen 600 Seiten-Roman begonnen, der mit 16 fertig war. Nie wird er meine Schublade verlassen, aber er ist raus aus meinem Kopf und damit ist Platz für eine neue Geschichte.
    Es ist mir ein großes inneres Bedürfnis, zu schreiben, ich jongliere gern mit Worten und was als zweiter Antrieb hinzukommt, ich liebe die Historie. Als Kind träumte ich davon, in einem Schloss eingeschlossen zu werden und alles erkunden zu können. (Inklusive Treff mit dem Schlossgeist)
    Heute ist das natürlich anders. Schreibend will ich erfahren, die die Menschen damals lebten, wer sie waren, denn wer Geschichte versteht, kann auch das Heute besser verstehen. Ich sehe in die Augen von Menschen auf alten Gemälden und frage: Wer warst du? Wie wäre es, mit dir sprechen zu können.
    Ich möchte meinen Lesern ein bisschen Wissen mit auf den Weg geben, ich möchte sie unterhalten und ich möchte ihnen auch zeigen, dass die Situationen, in denen sie stecken, gar nicht so neu und ausweglos sind.
    Aber vor allem möchte ich schreiben. Immer wieder neue Sätze finden. Der Reporter vom NDR fragte mich (was nicht gesendet wurde), was Schreiben für mich bedeutet. Das Erste, was ich sagte, war Leidenschaft. Schreiben ist Leidenschaft für mich.
    Mein Weg vom ersten Roman bis heute ist jetzt 20 Jahre lang. 20 Jahre, in denen es manche Enttäuschung gab, aber statt aufzugeben, habe ich weitergemacht. An mir gearbeitet, meinen Stolz geschluckt, versucht, mich zu verbessern. Mit Worten jongliert. Und so wird es weitergehen. Es hat noch nie einen Tag Blockade bei mir gegeben. Mit dem Schreiben konnte ich Momente der Trauer und der Angst (die es in meinem Leben schon öfter gab) verarbeiten. Ich konnte Freude ausdrücken. Und immer bekommen meine Romanfiguren ein Stück von mir mit. Leidenschaft eben.
    :-)

    Hallo Herr Palomar,


    was für eine schöne Frage, die beantworte ich sehr gern! :knuddel1


    Ja, ich stehe zu meinen alten Werken, weil sie Wegsteine sind. Schritte auf dem Weg nach vorn. Jede Veröffentlichung hat mich dazu gebracht, mich zu verbessern. Wenn ich jetzt auf "Die Spionin" schaue und mein jetziges Buch betrachte, ist wieder eine Entwicklung zu erkennen. Die Spionin war 2006 fertig, musste dann überarbeitet und gekürzt werden, sodass sie 2007 in Fertigung ging.


    Aber das wolltest du ja nicht wissen, sondern wie ich zu meinen alten Werken stehe. Also dann:


    "Schattengeist" war mein erstes Buch, genaugenommen eher eine Novelle, veröffentlicht bei einem kleinen Verlag. Ich war mächtig stolz darauf und bin es auch noch, weil es eine Geschichte ist, die mir immer noch gefällt. Der Geist, der nach Erlösung sucht, nachdem er für vergangene Sünden schwer bestraft wurde, dieses Motiv mochte ich damals sehr.
    Die Ausführung dieses Buches ist aus meinem jetzigen Blickwinkel sehr überarbeitungswürdig, aber erst vor kurzem schrieb mir eine Leserin, dass sie es mochte. Das freut mich, aber ich habe die Fehler, die ich damals machte, erkannt und sie beseitigt (dafür mache ich jetzt andere :grin). Ich würde Schattengeist nie verleugnen, er ist mein erstes kleines Baby, auch wenn es mir vom heutigen Standpunkt unvollkommen erscheint. Übrigens ist auf dem Einband dieses Buches hinten eine Zeichnung von mir drauf, ich habe die Angewohnheit, meine Helden zu zeichnen. ;-)


    "Traum des Satyrs" ist Teil einer Serie gewesen. Den Roman habe ich nach einem fremden Exposé geschrieben, und so stolz ich war, dass er rausgekommen ist, so sehr bin ich dadurch in meiner Ansicht bestärkt worden, dass ich nie wieder nach einem fremden Exposé schreiben werde! Natürlich hatte ich meine gestalterischen Freiheiten, doch das Korsett war so eng, dass es mich fast erstickt hat. Sagen wir, dieses Buch war für mich eine gute Erfahrung, ein Hinweis, worauf man sich als junger Autor einlassen sollte oder nicht.
    Im Gegensatz zum Schattengeist, dessen Geschichte ich immer noch liebe, habe ich den Satyr nicht ein einziges Mal mehr lesen mögen. Es ist lesbar, die Leser nahmen es an, aber ich empfinde bei der Geschichte nichts. Das ist beim Schattengeist ganz anders weil es ganz mein Kind ist.


    "Die Spionin" nun ist die Erfüllung eines Traumes, mein "richtiges" Debüt. Von der kleinen Straße, auf der ich wandelte, bin ich auf eine große gekommen. Dort ist der Verkehr dichter, manchmal auch rücksichtsloser, aber man lernt dabei sehr viel, und ich hoffe, dass ich eine ganze Weile mitfahren und vielleicht auch vorankommen kann. Bildhaft gesprochen ;-) Ich bin eine Autonärrin.


    Ich hoffe, das beantwortet deine Frage. :-)

    Lieber saturn14, :wave


    da ich hier im Forum nicht mit der Krankheitsbeschreibung unappetitlich werden möchte, zu Blattern und Lepra folgende Links:


    http://de.wikipedia.org/wiki/Blattern


    http://de.wikipedia.org/wiki/Lepra


    Diese Krankheiten waren damals sehr verbreitet, auch Könige blieben davor nicht verschont. Sogar Elisabeth hatte die Blattern ...


    Alysons Dienstzeit war nicht die ganze Zeit über so abenteuerlich, sie erzählt von der Zeit, in der sie an wirklich Großem beteiligt war. Erst durch den Tod Elisabeths ist sie von ihrem Eid entbunden, deshalb erinnert sie sich.


    Ich wünsche dir weiterhin viel Spaß und hülle mich wegen der anderen Punkte erst mal in Schweigen. :-]

    Zitat

    Original von beowulf
    Hier ist die Bucheinteilung schwer unlogisch, aber was solls.


    Ich bin hier nach Seiten gegangen, um die Abschnitte kürzer zu halten. Kannst du mir noch mal nachsehen, dass ich dabei den Wechsel der Teile übersprungen habe? :-)


    Zitat

    Original von beowulf
    Ich in etwas erstaunt darüber, dass über den toten Attentäter auf Alyson nichts weiter berichtet wird, es müsste doch für sie lebenswichtig sein zu wissen, wer das war und wie nahe der Esteban steht, oder ob es nur ein gedungener Killer war und niemand näheres weiß...


    Der Mörder hatte es eigentlich auf Gifford abgesehen. Er war ja eine Zentralfigur der Babington-Verschörung, und der Anschlag galt ihm. Da er damit nicht hausieren gehen würde, wer was von ihm wollte, weiß es Alyson natürlich nicht.


    Zitat

    Original von beowulf
    edit: Dieser Glaube an die Kräutertränke zur Verhütung hat wesentlich zum Erhalt der Menschheit beigetragen :grin


    Da hast du sicher recht, allerdings nennt Hildegard von Bingen Haselwurz als Pflanze mit abortiver Wirkung. Auch Möhrensamen sollen wirksam gewesen sein (das habe ich von einer Hebamme).
    Ich habe mal einen Vortrag auf unserer Hexenburg Penzlin gehört, in dem es um Verhütung bei den Slawen ging. Es soll tatsächlich wirksame Mittel gegeben haben, nur ging das Wissen weitestgehend verloren.


    Sagen wir es mal so, Alyson hatte Glück mit ihrer Kräuterfrau oder andere Umstände haben zu keiner Schwangerschaft geführt. Kannst du damit leben? :-)

    Diese Angelegenheit mit Throckmorton meinte ich nicht.
    Beth Throckmorton war ein Mündel Königin Elisabeths. Sie fiel in Ungnade, weil sie sich von Walter Raleigh schwängern ließ und ihn heimlich heiratete, was Elisabeth gar nicht gern sah. ;-)

    Attentate der Jesuiten gab es einige, der Papst hatte Elisabeth ja für vogelfrei erklärt und es begrüßt, wenn diese Ketzerin aus dem Weg geräumt werden würde ... Daher war Walsingham auch so besorgt um die Sicherheit der Königin.
    Das im Buch beschriebene Attentat ist so nicht verbürgt, ich habe es wiederum für alle Attentate, denen Elisabeth entgangen ist, stehen lassen.


    Lady Ashley wirst du so nicht finden. Sie ist eine Mischung aus Kate Ashley (die ja so etwas wie die Kinderfrau der Königin war) und Jane Grey (die unglückliche Neuntagekönigin). Es gibt auch noch eine Überraschung bezüglich Jane. (Hast du wahrscheinlich schon gelesen :-))


    Die erwähnte Beth Throckmorton wirst du aber ganz sicher finden. Die wollte ich aber nicht über die Klinge springen lassen ;-)

    :lache Könnte man auch so sagen, beowulf.
    Übrigens verdienst du meine ehrfürchtige Bewunderung. Ich war gerade im Forum "Wo seid ihr gerade" und habe gesehen, was du an Seiten in so kurzer Zeit geschafft hast. Wahnsinn! :anbet