Also, Leute, als Autor ahnt man ja oft gar nicht, auf was für Ideen die Leser so kommen ...
Ich selbst und auch keiner aus meinem Bekanntenkreise, in dem sich relativ viele Schrifsteller tummeln, bin jemals von einer Firma darum gebeten worden, ihr Produkt bzw. ihre Marke in einen Roman einzubauen. Gleiches gilt für Restaurants, Hotels, Fluglinien ... 
Fraukes und meine Romane als Anne Hertz spielen alle in Hamburg, was von vielen Lesern sehr geschätzt wird, die es mögen, wenn wir ein bisschen hanseatisches Lokalkolorit einstreuen. Dabei wählen wir teils "echte" Locations aus, manchmal erfinden wir etwas. Sicher, man kann auch schreiben, dass die Hauptfigur einen wunderbaren Nachmittag auf einer "großen Hamburger Kirmes hat" - aber das Ding heißt nun einmal Dom, warum es nicht auch so nennen? Es ist ein Wahrzeichen der Stadt, gehört zu Hamburg wie der Michel, die Elbe und die Alster.
Und wenn unsere Protagonistin einen "zerbeulten Twingo fährt", ihr großspuriger Chef aber einen "Jaguar" - dann bekommen wir weder Geld von Renault noch von irgendwem anders, sondern wir CHARAKTERISIEREN damit die Figuren. Ich bin ganz fassunglos, dass jemand glauben könnte, es ginge um Produkt-Placement, wenn jemand ein Nutella-Brot isst ...
Wir schreiben Romane, die in der Gegenwart spielen - und zwar unser aller Gegenwart. Wir und auch unsere Leser wollen/sollen sich in den Büchern wiederfinden, in der tatsächlichen Wirklichkeit, von der aus wir sie in unsere Gechichte entführen wollen. Hm. Müssen wir demnächst auf Fantasy umsatteln?
Welches Statement, Salonlöwin, ist für Dich mit der Beschreibung des Chefs klar? Dass er ein markenfixierter Mensch ist, der sich über Statussymbole definiert? So würde ich das verstehen, als deutliche Charakterzeichnung. Und nicht, dass der Autor Tantiemen von Porsche erhält!
Und das die düstere Prognose betrifft, in Zukunft gäbe es dann nur noch Unterhaltungsromane, in denen sich leicht werben lässt, die Literatur hingegen fällt hinten über - das ist Unsinn. Was meint Ihr, wie viele "Mainstream"-Autoren die Werke der Autoren, die eben nicht so leichtgängig sind und sich von daher vielleicht auch schlechter verkaufen, mitfinanzieren? Eben, weil diese anderen Bücher auch wichtig sind, auch, wenn sie es schwerer haben, ein großes Publikum zu finden. Wären die Verlage der Ansicht, nur noch Titel machen zu können, die leicht verkäuflich sind - es gäbe schon gar keine anderen Bücher mehr.
Ich kann für mich nur sagen: Gerade, wenn ich verreise, kaufe ich mir oft Bücher, die in der Region spielen, in die es geht. Und dann freue ich mich, wenn ich etwas entdecke, was im Roman vorkommt. In vielen Großstädten (z. B. Dublin) werden sogar literarische Stadtführungen angeboten, bei denen man zu Originalschauplätzen wie z. B. denen aus "Ulysses" von James Joyce geführt wird. Aber vielleicht war der damals ja auch schon geschmiert ...
Meine Empfehlung: Genießt die Geschichten, lasst Euch entführen - und wenn euch eine Seite Werbung stört, einfach drüberblättern
Denn auch Verlage sind nicht die Hüter des literarischen Grals, in denen sämtliche Angestellten ein Dasein bei Brot und Wasser fristen - nein, sie müssen auch wirtschaftlich denken, um zu überleben und weiterhin gute Bücher machen zu können!