Beiträge von Heike

    Ich hatte mal so ein Notizbüchlein, nur leider hatte ich es nie dabei, wenn die zündende Idee kam :-(
    Inzwischen mache ich es so, dass ich Ideen auf irgendwelche Schmierzettel kritzel und hoffe, dass sie nicht verloren gehen. Oder wenn sie mir beim Sport oder so kommen, dann wälze ich sie solange, bis ich sie ganz sicher nicht mehr vergesse.


    Leider ist trotzdem schon so einiges, was ich richtig genial fand, später einfach weggewesen.


    Viele Grüße :wave
    Heike

    Daniels Reaktion, als Christine ihm von der Schwangerschaft erzählt, ist eine Art Kurzschlussreaktion. Henric ist ja der einzige, der ihn immer wieder aufnimmt und ihm hilft, und gerade ihn hintergeht er. Das konnte er ganz gut beiseiteschieben, solange er noch im Taumel der Affäre war, aber die Nachricht von der Schwangerschaft trifft ihn wie ein Schlag. Seine Reaktion bereut er ja auch schon bald, bzw. will einfach nicht daran denken, weil er weiß, dass es falsch war, aber er schafft es nicht, sich der Verantwortung zu stellen, sondern rennt lieber weg.
    Bei Agnes' Tod habe ich noch überlegt, ob er das wirklich macht. Letztendlich ist auch das eine Kurzschlusstat. Er weiß nicht mehr wohin, zum Bischof kann er nicht zurück, zum Domkapitel auch nicht, als Arzt niederlassen ist auch schlecht ohne Geld und Gönner und mächtigen Feinden in der Stadt. In dem Moment sieht er sich in einer auswegslosen Situation, und anders als Henric, der sicher an seinen Prinzipien festgehalten hätte, knickt Daniel ein und wirft für einen Moment seine letzten moralischen Prinzipien über Bord. Dass er grundsätzlich moralisch "flexibel" ist, hat er ja schon vorher gezeigt, z.B. als er Willem mit einer Lüge angeschwärzt hat oder bei der Szene beim Henker. Francesco zu überreden, ihm zu helfen, indem er ihm weismacht, er könnte irgendwelche Knochen als Reliquien verkaufen, ist auch nicht gerade ... gut. Wobei Agnes' Tod natürlich ein Tiefpunkt ist.


    Letztendlich ist Daniel seinem Vater wohl sehr viel ähnlicher als Henric, aber im Gegensatz zu Lambrech hat er doch zu viel Skrupel, um klare Ziele zu verfolgen. So rennt er eigentlich immer nur weg.


    Viele Grüße :wave
    Heike

    Lambrech ist jemand, der fast krankhaft die Kontrolle über alles haben muss. Das gelingt ihm ja auch weitgehend, er ist intelligent und intrigant genug, um überall seine Finger drin zu haben und die Fäden nach seinem Gusto zu ziehen. Dabei hat er ja das Ziel, ein Handelshaus aufzubauen, mit ihm als Patriarchen. Er ist wie selbstverständlich davon ausgegangen, dass Henric sein Erbe wird, der das alles weiterführt und dafür sorgt, dass der Name Lambrech Sutermann auch in hundert Jahren noch einen guten Klang in Bremen hat. Umso mehr hat es ihn getroffen, dass Henric plötzlich nicht mehr mitgespielt hat - er hat die Kontrolle verloren, und das konnte er als Machtmensch nicht einfach so wegstecken. In der Folge steigert er sich halt immer mehr in die Idee hinein, mit Henric abrechnen zu wollen, sodass es zu einer Art Wahn wird, der rational sicher schwer nachzuvollziehen ist.


    Viele Grüße :wave
    Heike

    Ihre erste Verlobung war ihr ja schon von ihrem Vater auferlegt worden, und dann hatte sie sich gerade damit abgefunden und sich an den Gedanken und ihren Zukünftigen gewöhnt, da soll es plötzlich wieder ein anderer sein. (Die Geschichte mit Berent Hollemann hatte ursprünglich mehr Raum eingenommen, aber da ich am Ende kürzen musste, ist das zusammengestrichen worden.)


    Dass sie als Patriziertochter eine möglichst lukrative und standesgemäße Ehe eingehen muss und kaum den Domschüler vom Markt heiraten kann, wusste Christine ja von Anfang an. Das gehört zu ihren Pflichten, denen sie auch bereit ist nachzukommen. Sie trifft es jedoch, dass ihr Vater sie letztendlich regelrecht "verkauft" und sich ihr dann nicht einmal erklärt. Die Ehe mit Henric ist ja alles andere als standesgemäß oder lukrativ, sondern dient Sievert Petersen allein dazu, seinen Hals zu retten.


    Allerdings wird auch Henric ebenso von seinem Vater und dessen Geschäftsfreunden zu der Heirat gezwungen. Eine Wahl hat er ebenso wenig wie Christine. Das sollte man nicht vergessen, dass solche "Vernunftsehen" häufig nicht nur für die Frauen einen Verzicht auf Liebe bedeuteten.


    Viele Grüße :wave
    Heike

    Ich finde es interessant, dass viele Leser mehr Sympathien für Henric übrig haben, einige andere hingegen sehr klar Daniel bervorzugen. Mir ging es beim Schreiben so, dass Daniel gleich "da war", während ich Henric erst einmal kennenlernen musste. Liegt vielleicht daran, dass ich Kerle wie Daniel grundsätzlich mag - auch wenn ich so einen niemals zu Hause haben wollte :lache Henric habe ich hingegen im Laufe des Romans immer mehr zu schätzen gelernt - und ich könnte inzwischen nicht mehr sagen, wen von den beiden ich lieber mögen würde.


    Viele Grüße :wave
    Heike

    Bei der Fehde ging es um den Bischofsstuhl. Nachdem Gottfried von Arnsberg 1359 das Amt niedergelegt hatte, hat Moritz von Oldenburg die Amtsgeschäfte übernommen - allerdings nur als Administrator. Herzog Magnus von Braunschweig-Lüneburg bemühte sich um eine Zusage der römischen Kurie für seinen Sohn Albrecht, dass dieser neuer Erzbischof von Bremen werden solle. Dieser ist dann mit der päpstlichen Bestätigung angekommen, was Moritz von Oldenburg herzlich wenig gejuckt hat. Das Ganze endet wenig spektakulär damit, dass sich Moritz von Oldenburg dem Braunschweiger geschlagen geben muss und letzterer als neuer Erzbischof in die Stadt einzieht. Allerdings bleibt der Groll zwischen den Oldenburgern und dem neuen Erzbischof, sodass die Bremer bei ihren Streitigkeiten mit letzterem in den Oldenburger gute Verbündete finden.


    Letztendlich war das in Bremen eh so eine Sache - nominell war der Erzbischof der Stadtherr (die Stadt ist ja aus einem Bischofssitz im 8. Jahrhundert entstanden), de facto hatte der aber nicht mehr viel zu sagen. Die Patrizier haben sich im Laufe des 14. Jahrhunderts immer mehr von ihrem Stadtherrn emanzipiert und die bischöfliche Herrschaft abgeschüttelt, sodass der bischöfliche Vogt, der den Bischof in der Stadt vertrat, den Weisungen des Rats folgte, während der Bischof selbst vorwiegend außerhalb der Stadt in seinen Burgen lebte. Der gute Albrecht unternimmt 1366 noch einen Versuch, die Macht wieder an sich zu reißen (was durchaus verständlich ist, immerhin war bei den reichen Kaufleute eine Menge zu holen). 1404 wird der steinernde Roland errichtet, der mit Gesicht und Schild dem Dom zugewandt ist, als Zeichen bürgerlichen Selbstbewusstseins gegenüber dem Bischof. Das schöne Ratshaus wird übrigens leider erst in der gleichen Zeit errichtet (1409), sodass ich das nicht einbringen konnte :(


    Bei wikipedia gibt es dazu wenige brauchbare Links. Der zu Albrecht von Braunschweig ist teilweise fehlerhaft (zumindest hat die übrige Literatur 1362 als Datum für die Eroberung Bremervördes angegeben, und es wird auf den falschen Moritz von Oldenburg verlinkt):
    http://de.wikipedia.org/wiki/A…raunschweig-L%C3%BCneburg



    Viele Grüße :wave
    Heike

    EIGENTLICH passen Bücher mit solchen Covern ja nicht in mein Beuteschema, aber die Rezis und die Leseprobe klingen schon verdammt spannend. Und ich mag ja so miese, sarkastische Kerle (lesen) :grin


    Es wandert auf jeden Fall auf die Liste der anzuschaffenden Bücher. Bin schon sehr gespannt :-)


    Viele Grüße :wave
    Heike

    Aus Gesprächen mit Freunden und Kollegen kann ich das, was Tom schreibt, nur unterstreichen. Letztendlich findet jeder sein eigenes Arbeitstempo und seine eigene Vorgehensweise.


    Wenn der Druck noch nicht so groß ist, versuche ich mich selbst in den Hintern zu treten, indem ich mir fünf Seiten pro Tag als Minimum setze. Dafür brauche ich, wenn ich konzentriert schreibe, etwa eine Stunde. Dabei arbeite ich gerne im Cafe oder setze mich nach Unterrichtsschluss in einen ruhigen Raum, wo mich niemand stört. Klausuraufsichten in der Oberstufe eignen sich auch gut - andere korrigieren, ich schreibe :lache
    Wenn der Zeitdruck groß ist, arbeite ich vor allem abends. Da komme ich auf bis zu 25 Seiten, je nachdem, wie gut es "fließt".


    Allerdings schreibe ich grundsätzlich immer erst einmal eine Rohversion, die ich dann nicht überarbeite, sondern liegenlasse und am nächsten Tag mache ich an der Stelle weiter. Die Überarbeitung kommt bei mir am Ende, was dann sicher zeitaufwändiger ist als bei Autoren, die von vornherein überarbeiten. Ich habe jedoch festgestellt, dass ich mich verfranse, wenn ich beim Schreiben korrigiere. Wenn ich beim Schreiben feststelle, dass ich weiter vorne etwas ändern oder ergänzen muss, mache ich daher nur eine Randnotiz ("Do to - später hier XY ändern"), die ich in der Überarbeitungsphase wieder aufnehme.


    Viele Grüße
    Heike