Daniels Reaktion, als Christine ihm von der Schwangerschaft erzählt, ist eine Art Kurzschlussreaktion. Henric ist ja der einzige, der ihn immer wieder aufnimmt und ihm hilft, und gerade ihn hintergeht er. Das konnte er ganz gut beiseiteschieben, solange er noch im Taumel der Affäre war, aber die Nachricht von der Schwangerschaft trifft ihn wie ein Schlag. Seine Reaktion bereut er ja auch schon bald, bzw. will einfach nicht daran denken, weil er weiß, dass es falsch war, aber er schafft es nicht, sich der Verantwortung zu stellen, sondern rennt lieber weg.
Bei Agnes' Tod habe ich noch überlegt, ob er das wirklich macht. Letztendlich ist auch das eine Kurzschlusstat. Er weiß nicht mehr wohin, zum Bischof kann er nicht zurück, zum Domkapitel auch nicht, als Arzt niederlassen ist auch schlecht ohne Geld und Gönner und mächtigen Feinden in der Stadt. In dem Moment sieht er sich in einer auswegslosen Situation, und anders als Henric, der sicher an seinen Prinzipien festgehalten hätte, knickt Daniel ein und wirft für einen Moment seine letzten moralischen Prinzipien über Bord. Dass er grundsätzlich moralisch "flexibel" ist, hat er ja schon vorher gezeigt, z.B. als er Willem mit einer Lüge angeschwärzt hat oder bei der Szene beim Henker. Francesco zu überreden, ihm zu helfen, indem er ihm weismacht, er könnte irgendwelche Knochen als Reliquien verkaufen, ist auch nicht gerade ... gut. Wobei Agnes' Tod natürlich ein Tiefpunkt ist.
Letztendlich ist Daniel seinem Vater wohl sehr viel ähnlicher als Henric, aber im Gegensatz zu Lambrech hat er doch zu viel Skrupel, um klare Ziele zu verfolgen. So rennt er eigentlich immer nur weg.
Viele Grüße 
Heike