Beiträge von aadam

    Der hier ist noch besser (in seiner Primitivität aber auch schon wieder rührend ... und als Zeitdokument evtl. nicht uninteressant):

    Die Wiki-Formulierung "Bücher von literarisch minderer Qualität" finde ich schon etwas diffus.
    Ein Absatz später kommt der Artikel aber gut zur Sache:


    "Sie sei wertlos und das Produkt skrupelloser Geschäftemacherei, ihre Sprache unterstes Niveau, die Charaktere schablonenhaft, amoralisch und ohne Vorbildfunktion. Die Oberflächlichkeit der Erzählung lasse die Entwicklung der Empathie verkümmern und verstelle den Zugang zu guter, wertvoller Literatur. Die Überfütterung mit Sensationen bewirke ein ständiges Verlangen nach noch mehr Reizen und verführe zu krimineller Aktivität."


    Ich finde, damit ist die "Wanderhure" doch gut (und wohlwollend) beschrieben.
    "Dornenvögel" kenn ich nicht, war da nicht was mit einem unmoralischen Pfarrer? :lache

    Schund ist für mich eigentlich die Billig-Lektüre, Heimat- und Arztgeschichten, Groschenheftchen etc


    Schund hat nichts mit der Präsentationsform zu tun.

    @ Ikarus
    Ich sehe einen Unterschied zwischen "etwas leichter aufnehmbare Lesekost" und "Schund".
    In meinem Eingangsposting habe ich allerdings klarzumachen versucht, dass es jedem - auch dir und mir - freisteht, sich mal mit Schund zu vergnügen. Dabei gibt es Schund, der bei mir funktioniert und solcher, der nicht funktioniert.
    Das war der Ansatz dieser Diskussion.


    Um mal Schund abzugrenzen, neben den Attributen Trivialität, Schwülstigkeit und Banalität ( Sisi ) gehört noch der kunst- und gnadenlose Appell an die niederen Instinkte und gerade letzteres macht das Zeug ja so reizvoll.


    Noch einer für die SF-Fans (hat bei mir nach 300 Seiten aufgehört, zu funktionieren):

    Ikarus


    Schundromane waren schon immer beliebt. Groschenromane waren (und sind, nur nicht in Heftform) ein Riesengeschäft.
    So, what?


    Sisi


    Simmel gehört für meinen Geschmack nicht zum Schund, obwohl ich seine Schwülstigkeit auch unerträglich finde.


    Hier noch einer:

    @ Sisi
    Schundroman ist schon passend. Schund muss als Schund bezeichnet werden, auch wenn er in Schweinsleder gebunden ist. Und im Gegenzug wird Lem durch die Publikation in Heftform zum Preis von einem Groschen kein "Groschenroman".


    Da wir bei Konsalik sind, hier meine einzige und voraussichtlich letzte Begegnung (obwohl die Verdammten der Taiga noch irgendwo auf dem Dachboden lauern):

    Zitat

    Was soll ich denn jetzt machen... ich lese den Schund LOL


    Klar, mach nur, ich habs ja auch angefangen - durchaus in der bewussten Absicht, etwas Schundiges zu lesen und mich dabei zu amüsieren, aber sobald es zu sehr in Beleidigung meiner grauen Zellen ausartet hör ich auf - wie jede(r) andere wohl auch.


    Als Entscheidungshilfe sei diese meines Erachtens treffende Amazon-Kritik angefügt:


    Dämon - Delany

    Das Thema kommt ja mal gut an :wave
    Ich wollte die Heftchen-Romane eigentlich bewusst aussen vor lassen. Mit zwölf hab ich natürlich die Gespenster-Krimis von Bastai (A.F.Morland etc.) gelesen - herrlich in diesem Alter - aber das ist eigentlich ein anderes Thema. Früher konnt man den Schund ja schon an der äusseren Form erkennen - obwohl z.B. auch Stanislaw Lem als Heftroman veröffentlich wurde, und ob Perry Rhodan Schund ist oder nicht wurde ja zumindest in den 70ern heftig diskutiert.
    Heute spielen Heftromane aber nicht mehr so die Rolle und ich habe den Eindruck, dass sich der Schund einfach als Taschenbuch verpackt. Oder sogar als Hardcover. Sind die Fear Street Bücher nicht das Äquivalent zu den Horror-Heftchen der 80er Jahre?
    Hier hätten mich weitere Beispiele interessiert. Den Hexer von Hohlbein etwa (Hohlbein sowieso).
    Ausserdem geht es weniger darum, ob man das "gezwungenermassen" gelesen hat, sondern ob man sich freiwillig darauf einlässt. Ich hab es vor zwei Jahren mit John Sinclair versucht, musste aber nach fünf Seiten kapitulieren.


    Ok, hier noch mehr Müll (hab kapituliert nach etwa 100 Seiten).

    In diesem Thread dürft ihr (wenn ihr euch traut) die saftigsten (weil "besten" kann man ja kaum sagen) Schundromane posten, die ihr je gelesen habt. Also das Zeug, das voll auf den Bauch zielt, das zu lesen man sich eigentlich schämen müsste, insbesondere, es zuzugeben (aber wir sind ja anonym und unter uns), das aber dennoch gerade eben noch Genuss bereitet hat, kurz vor der intellktuellen Beleidigung ...


    Ich mache mal mit einem mittelheftigen Machwerk den Anfang ...

    Ich denke, du liegst falsch.
    Gesellschaftliche Veränderungen geschehen oft so schleichend, dass man sie nicht bemerkt.
    Zu Orwells Neu-Sprech gibt es diesen interessanten Artikel:


    Schäubles Wörterbuch


    Viele Details in 1984 sind tatsächlich auf die damalige Sowjetunion bezogen und spiegeln Orwells Enttäuschung über den gescheiterten Sozialismus wieder. Die Unterdrückungstechniken müssen natürlich in einem aufgeklärten Staat wie Deutschland subtiler gehandhabt werden, sonst fallen sie auf und wenden sich gegen den Schöpfer.


    Islamisten können an Bomben basteln, Schüler Amok laufen, Schläger kommen mit einer kleinen Bewährungsstrafe davon.


    Ich denke, hier gehst du dem Informationszeitalter auf den Leim. Das Ausmass der Gefahr rechtfertigt keinen restriktiveren Staat. Die Gefahr wird von Seiten unserer Grossen Brüder aber gerne übertrieben, um weitere Schritte in Richtung Überwachungsstaat zu rechtfertigen. Vorsicht!

    Inhalt:
    Nach einem verheerenden Krieg, dem fast alle Tiere als Kolleteralschaden zum Opfer gefallen sind, haben die meisten Menschen die verseuchte Erde verlassen und fristen in den Kolonien auf anderen Planeten des Sonnensystems ein kärgliches Dasein. Der Roman spielt auf der Erde unter den wenigen Verbliebenen.
    Tiere sind zu einem wichtigen Statussymbol geworden und exorbitant teuer. Es gibt jedoch viel billigere Roboter-Tiere, die von aussen nicht von echten Tieren zu unterscheiden sind.
    Rick Deckard ist ein leistungsabhängig bezahlter Polizei-Beamter, dessen Schaf nicht echt ist, was er tunlichst vor seinen Nachbarn verheimlicht. Er wünscht sich ein echtes Haustier, das er sich aktuell jedoch nicht leisten kann. Sein Nachbar, der ein echtes trächtiges Pferd besitzt, ist nicht bereit, das Fohlen zu verkaufen.
    Wir verfolgen Deckard durch eine tierlose Welt. Eine Eule, die als ausgestorben gilt und sich im Besitz eines mächtigen Konzerns befindet, stellt sich ebenfalls als künstlich heraus. Eine gewöhnliche Spinne kann dem Finder 100 Dollar einbringen. Schliesslich gibt Deckard sein hart erarbeitetes Vermögen für die Anzahlung auf eine Ziege aus. Die Ziege wird jedoch am nächsten Tag von einer rachsüchtigen Ex-Geliebten getötet. Verzweifelt fährt Deckard in die Wüste, wo er eine als ausgestorben geltende Kröte findet. Sie gibt ihm Lebensmut wieder, er zeigt sie seiner Frau, die jedoch eine fatale Entdeckung macht ...


    Beurteilung
    Die Geschichte ist unglaublich trostlos und deprimierend, sie lässt keinen Platz auf Hoffnung für eine bessere Zukunft. Eindrucksvoll wird die emotionale Abhängigkeit des Menschen von seinen Mit-Kreaturen ausgemalt und variiert. Zu Recht wird das Buch als eines der besten Werke von Philip Kendred Dick rezeptioniert. Unbedingt zu empfehlen um zu sonnigen und gutgelaunten Tagen etwas Tiefe zu verleihen.


    Anmerkung:
    Der Roman wurde unter dem Titel "Blade Runner" verfilmt. Der Film setzt jedoch verstärkt auf wilde Action, brachiale Gewalt und zeigt als einzige Tiere lediglich die Eule, eine Schlange und zubereiteten Fisch. Komisch.

    Inhalt:
    Der junge Lo Lobey ist ein Mutant. Er und andere seiner Art sind die neuen Erben der Erde. Sie haben eine Welt übernommen und bevölkert, die von Menschen längst verlassen ist. Doch sie verfolgen Ziele, die auch den früheren Bewohnern der Erde erstrebenswert erschienen. Lo Lobey, einem neuen Orpheus gleich, der Eurydike sucht, verlässt sein stilles Dorf, durchquert gefährliche Dschungel und Wüsten, erlebt den Irrsinn einer Superstadt und begegnet den lebenden Toten.


    Übernommen von
    Phantastik-Couch
    weil inhaltlich zutreffend (was nicht selbstverständlich), obwohl bei weitem nicht wirklich das Buch charakterisierend.


    „… ein Roman ist eine Maschine zur Erzeugung von Interpretationen.“ (Umberto Eco in „Nachschrift zum >Namen der Rose<)


    Ecos Statement gilt noch mehr für Gedichte und „The Einstein Intersection“ von Samuel R. Delany könnte man als Science Fiction Gedicht in Prosa beschreiben. Ähnlich wie bei vielen Gedichten, stellt es den Leser zunächst vor Rätsel und lädt zu Interpretationen ein, bezaubert aber gleichzeitig durch eine poetische Schönheit der Sprache. Delany thematisiert in seinen Werken oft linguistische Problemstellungen und ist gleichzeitig ein großartiger Stilist,


    "I consider Delany not only one of the most important speculative fiction writers of the present generation, but a fascinating writer in general who has invented a new style." (Umberto Eco)


    “Einstein, Orpheus und andere“ erfordert gründliche Lektüre, im Grunde genommen darf jeder Satz so sorgfältig geprüft werden wie bei einem Gedicht. Mehrfach habe ich bei Besprechungen im Internet die Behauptung gefunden, die Protagonisten seien Außerirdische, die die Mythen der längst ausgestorbenen Menschheit übernommen hätten – und dass sich daraus Fragen ergäben, die das Buch nicht beantworte. Das ist allerdings eine Fehlinterpretation, die Protagonisten sind allesamt Menschen, die eine Welt lange nach einer nuklearen Katastrophe bevölkern und unsere Gegenwart mythologisieren.


    Ähnlich wie der Film „Orfeu Negro“ übernimmt Delany den Plot der griechischen Sage und siedelt ihn in einer bizarren, von Mutanten und Monstern (u.a. Minotaurus, Drachen) bevölkerten Welt nach dem atomaren Holocaust an. Elvis, Billy the Kid und andere „Ereignisse“ unserer Gegenwart leben im kollektiven Gedächtnis als Bilder weiter.


    Bei entsprechend sorgfältiger Lektüre eine Leseereignis der besonderen Art, eigentlich eher „Zeitgenössische Literatur“ als „Science-Fiction“ – 187 tolle Seiten!

    Zitat

    werden Kinder von vielen Eltern oft stundenlang vor der Glotze "geparkt",


    Möglich. Aber wohl eher von Eltern, denen ohnehin mit entsprechenden Ratschlägen nicht zu helfen ist. Bei uns und in der Nachbarschaft, bzw. den Kumpels unserer Jungs ist das nicht üblich und es wird relativ genau registriert, was fremdgefernseht wird.


    Das Ganze gehört aber in eine andere Diskussion. Hier geht es darum, wie das Fernsehen unsere Gesellschaft in Richtung gesellschaftlicher Demenz verändert.
    Dazu habe ich in der letzten Zeit aber wenige Beiträge hier gelesen ?(

    Zitat

    Deshalb sollten Eltern ihre Kinder auch nicht stundenlang vor die Glotze setzen, ohne a) zu kontrollieren, was gerade läuft und b) am Besten zusammen mit ihnen schauen und über die Sendungen mit ihnen reden ...


    :yikes


    Auch unter den genannten Bedingungen würde ich meine Kinder nicht stundenlang vor die Glotze setzen ...