Ich hatte mir das Buch aufgrund des sehr schönen Covers gekauft und bin mit eher neutraler Einstellung an die Lektüre gegangen, da sich die Rezis, die man auf Amazon findet, ja eher widersprüchlich lesen.
Hier ist nun mein Eindruck.
Zum Inhalt:
Der 200 Jahre alte Vampir Julius Lawhead gehört zu einem der sieben Vampir-Clans von L.A. und jagt als Vollstrecker straffällig gewordene Vampire (normalerweise solche, die unkontrolliert Menschen töten), die vom Hohen Tat zum Tod verurteilt wurden. Er wird auch von seinem Meister Curtis beauftragt, ein magisches Messer an sich zu bringen, das die Macht hat, Vampire durch bloße Berührung zu vernichten, egal wie mächtig diese sind.
Doch nur ein Mensch kann das Messer berühren und sein letzter Träger, der Vampir-Jäger Frederick, stürzt sich in den Freitod, bevor sich der feindliche Clan des Meistervampirs Gordon seiner bemächtigen kann. Die Erbin des Messers ist Fredericks Schwester Amber, die ein ganz normales Leben führt und bis zu diesem Zeitpunkt an so etwas wie Vampire schlicht nicht glaubt.
Julius stellt nun Amber nach, doch verliebt sich in sie und hat deshalb Skrupel, sie seinem Willen zu unterwerfen, nur um das Messer durch sie kontrollieren zu können.
Doch auch Gordon will die Waffe unbedingt und bald ist nicht nur Ambers Leben, sondern auch das von Julius und seinem Clan, in höchster Gefahr. Denn Gordon kennt keine Skrupel und er hält sich nicht an die ungeschriebenen Gesetze der Vampire von L.A. ...
Die Autorin: (nach Amazon)
Rebekka Pax wurde 1978 in Mülheim geboren. Nach Abschluss eines Studiums der Skandinavistik und Archäologie war sie mehrere Jahre sowohl in Amerika als auch in Deutschland beim Film tätig. In ihren Romanen schreibt Rebekka Pax über ihre zweite Heimat Los Angeles. Heute lebt sie mit zwei Katzen in ihrer Geburtsstadt und arbeitet, wenn sie nicht gerade schreibt, als Archäologische Zeichnerin.
Meine Meinung:
'Septemberblut' nähert sich dem Vampir-Thema auf klassische Weise, d.h. es porträtiert die Vampire nicht als BlackDagger-mäßige, Testosteron absondernde und unbesiegbare Alpha-Helden, sondern als durchaus düstere und melancholische Kreaturen, denen die Unsterblichkeit nicht nur Vorteile gebracht hat. Diese Vampire sind in einer strengen Hierarchie organisiert, in der Rebellion gegen den Meister in Tod und Bestrafung mündet. Sie schlafen in Särgen und Grüften tief unter der Erde, sie verbinden sich mitunter mit einem menschlichen Diener und sie reagieren empfindlich auf Waffen aus Silber und Holz. Und sie dürfen Furcht und Entsetzen empfinden und Gefühle zeigen, wie ein Mensch - nur eben aus ihrer vampirischen Perspektive.
Julius ist ein emotionaler, von Zweifeln zerrissener Charakter, der sich selbst und seine Entscheidungen immer wieder in Frage stellt, kein klassischer Held, der aber an seinen Erlebnissen wächst und an Stärke gewinnt. Ich habe hier und bei anderen Rezis ein paar Mal das Wort 'Jammerlappen'gelesen - das habe ich aber nicht so empfunden. Mich erinnert er eher an den jungen Lestat aus 'Interview mit einem Vampir'. Die Zweifel geben ihm Tiefe, und intensivieren das Mitfiebern, wenn er in Gefahr gerät ... weil man eben weiß, er ist nicht unfehlbar. Er kann verletzt werden. Furchtbar verletzt. Und sein Überleben ist nicht per se in Stein gemeißelt.
Das gefällt mir überhaupt, dass die Figuren in 'Septemberblut' so menschlich erscheinen - zweifelnd, zerrissen, überschwenglich, vor Liebe blind, neiderfüllt, selbstsüchtig und gar nicht ikonenhaft. Es macht das Buch lesenswert und hebt es ab vom Paranormal-Liebesromanzen-Einerlei mit seinen inzwischen so voraussehbar-prototypischen Helden oder Heldinnen. Hier fühlt man sich fast wieder an die guten alten Zeiten erinnert, als Vampire noch beweinen durften, dass sie dem Licht entsagt haben. Und als sie noch kalt und unattraktiv aussehen durften, wenn sie vom Blutmangel geschwächt, tagsüber in ihrem Särgen liegen.
Das Buch liest sich flüssig und ist atmosphärisch dicht geschrieben. Sehr gelungen finde ich die Action-Szenen, da geht es ordentlich zur Sache, da wird niemand geschont, das macht richtig Spaß beim Lesen.
Einziger Kritikpunkt ist für mich, wie schnell und überhastet die Love-Story zwischen Julius und Amber sich entspinnt ... da hätte ich mir etwas mehr Geduld gewünscht, das hätte sowohl der Glaubwürdigkeit als auch der Romantik gut getan.
Das Ende läßt Anknüpfungspunkte für eine Fortsetzung.
Fazit: Mit kleineren Einschränkungen durchaus empfehlenswert. Vor allem kein Abklatsch hinlänglich bekannter Strickmuster, die Nackenbeißer ins Vampir-Kostüm stopfen. Die Autorin ist eine interessante Entdeckung und ich bin gespannt auf weitere Bücher von ihr.