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Original von Tom
Gut, "bescheuert" ist vielleicht eine nicht ganz glückliche Wortwahl, aber es war eben das erste Wort, dass mir aus gutem Grund in diesem Zusammenhang einfiel. Es bezieht sich auf das Argument, dass man ja keinen Schaden anrichten würde, da man a) die Filme sonst nicht ansehen würde und/oder b) die Filme später dann - vielleicht - kaufen oder ausleihen würde. Mit Verlaub, ein ganz klein wenig bescheuert ist diese Argumentation schon, wenn man sie sich auf der Zunge zergehen lässt, oder? Zunächst einmal widersprechen sich beide Argumente eklatant, und dann ist mir beim ersten Argument einfach nicht verständlich zu machen, was es eigentlich sagen will. "Ich tue etwas, dass ich sonst eigentlich nicht tun würde." Schon einem Oxymoron recht nahe, oder? Okay, hinter das "sonst" gehörte eigentlich noch "gegen Geld", aber gerade das macht ja den entscheidenden Faktor aus. Abermals mit Verlaub, diese Argumentation ist bescheuert. Übrigens auch jene, dass irgendwer vorgerechnet hätte, der Schaden wäre gering. Es spielt keine Rolle, ob der Schaden immens ist oder aus der Portokasse bezahlt werden könnte. Schaden ist Schaden, und den fügt man jemandem zu. Und das ist immer unmoralisch.
Ja, also doch bescheuert? 
Hier kann ich nicht nachvollziehen, inwiefern sich die beiden Argumente widersprechen, oder was hierbei grundsätzlich so unverständlich zu sein scheint. Folgende, vereinfachte Szenarien:
1. Person X schaut sich regelmäßig Filme und Serien auf Kino.to an. Er geht unabhängig hiervon 10 mal im Jahr in das Kino und kauft sich pro Monat zwei DVD's. --> kino.to und ähnliche Seiten werden gesperrt --> Person X erlebt einen Mangel, geht aber weiterhin 10 mal pro Jahr ins Kino, und kauft sich pro Monat zwei DVD's.
2. Person Y schaut sich regelmäßig Filme und Serien auf kino.to an. Er geht unabhängig hiervon 10 mal im Jahr in das Kino und kauft sich pro Monat zwei DVD's. --> kino.to und ähnliche Seiten werden gesperrt --> Person X erlebt einen Mangel und geht nun 20 mal pro Jahr ins Kino und kauft sich pro Monat fünf DVD's.
Das erste beschriebene Szenario ist nun jenes, welches ich für den Großteil der kino.to – Benutzer am wahrscheinlichsten halte. Diese Vermutung ist freilich subjektiv, daher auch meine Nachfrage, ob es denn zu dieser Thematik überhaupt Studien gibt, die es einem leichter machen zu erfassen, von welchem Schaden und vor allem welchen Größenordnungen hier eigentlich die Rede ist. Da es eine ähnliche Problematik, durchaus länger schon, in der Musikindustrie gibt, wäre das ja immerhin möglich.
Schaden entsteht für die Industrie nur im zweiten Szenario, da sich das Konsumverhalten der Person Y entsprechend ändert und sich zeigt, dass der Industrie in all der Zeit, in der Person Y kino.to aufgesucht hat, tatsächlich monatliche Einnahmen verloren gegangen sind. Sprich Schaden entsteht nur, wenn sich die Nutzer wie Person Y verhalten, und die Schadensgröße richtet sich dementsprechend nach der Anzahl genau solcher Nutzer. Soweit richtig?
Hierzu kommt nun noch ein drittes Szenario:
3. Person Z schaut sich regelmäßig Filme und Serien auf Kino.to an. Er geht 10 mal im Jahr in das Kino und kauft sich pro Monat zwei DVD's. Hin und wieder schaut er sich im Kino einen Film an, den er zuvor auf kino.to in schlechter Qualität gesehen hat, und der ihm so gut gefallen hat, dass er ihn nun nochmals in Kinoqualität genießen will. Zudem schaut er sich hin und wieder neue Serien an, welche ihm nach den ersten Folgen so gut gefallen, dass er beschließt, sich die DVD's zuzulegen. --> kino.to und ähnliche Seiten werden gesperrt --> Person X erlebt einen Mangel, geht aber weiterhin 10 mal pro Jahr ins Kino, und kauft sich pro Monat zwei DVD's.
Dieses Szenario ist ebenso spekulativ wie jenes, in dem der Nutzer aufgrund des Wegfalls von kino.to nun mehr Geld für das Kino und DVD's ausgibt. In diesem Szenario entstünde der Industrie bei gleichzeitiger Nutzung von kino.to sogar noch ein zusätzlicher Gewinn. Ist das wahrscheinlich? Vielleicht nicht. Ist es denkbar? Unbedingt.
Hiermit wollte ich in erster Linie aufzeigen, dass das eine Argument ebenso ins Gegenteil verkehrt werden kann, je nachdem wozu man ohnehin schon tendiert.
Zum sogenannten Schaden. Schaden ist unmoralisch, nur gibt es auch ein moralisches Maß und dementsprechend ganz erhebliche Unterschiede. Die Nutzung von kino.to-Seiten mit Gewalttaten gleichzustellen, ist demzufolge maßlos, und wenn man so will ist ein solcher Vergleich an und für sich schon äußerst unmoralisch. Und jetzt schwinge ich mal die Keule: Es ist immer entscheidend, wie groß der angerichtete Schaden ist. Eine Flasche Milch zu klauen ist eine Straftat. Ein Kind totzuschlagen ist eine Straftat.
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Klingt nicht danach, als hättest Du Dich intensiver mit Moraltheorie auseinandergesetzt. Außerdem habe ich nicht die Moralkeule geschwungen. Wenn Drogenhandel erlaubt wäre, gäbe es kein Argument dagegen, bei einem Drogenhandel einfach wegzuschauen, jedenfalls von der Basis aus, von der ich argumentiere. In moralischer Hinsicht geht es mir lediglich darum, dass Rechtsprinzipien im vermeintlich rechtsfreien Raum verinnerlicht werden sollten.
Intensiv nicht, ich lasse mein Wissen aber gerne noch einmal auffrischen. Ansonsten stimme ich grundsätzlich zu, denn nicht das Gesetz diktiert unsere Moralvorstellungen. Man könnte es mit dem Grundsatz, streng moralisch zu handeln und sein Leben entsprechend zu gestalten, dann übrigens leicht weiterführen, und sich ein jeder selbst mal unter die Lupe nehmen, was er tagaus, tagein so treibt. Den moralisch vollkommen guten Menschen, den gibt es nicht. Dementsprechend empfinde ich manche Reaktionen in diesem Thread, vorsichtig formuliert, überzogen.
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Original von Dori
Nur so zur Info: Verpasste Folgen aller möglichen Serien kann man auch gegen ein geringes Entgelt bei maxdome.de gucken. Das ist nämlich legal.
Allerdings, nur ging es den Personen bezüglich der Serien vermutlich eher um jene Serien, die im deutschen TV gar nicht erst oder erst mit erheblicher Verzögerung ausgestrahlt werden. Zudem, nur so zur Info: Schau dir das Maxdome-Angebot mal etwas genauer an. Du wirst erstaunt sein, wie rückständig und lückenhaft es ist.